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Demokratiebildung

Aus Wikiversity

Durch die strukturierte Praxis der fokussiert introspektiven achtsamen Selbstwahrnehmung und der freundlichen Selbstregulation praktizieren Lehrende und Lernende eine bewusste “Wendung aufs Subjekt” (Adorno, 1966/2012). In diesem “wichtigsten Lernprozess, zu dem das Individuum imstande ist, nämlich dem Erlernen des Selbst” (Rogers, 1973) bilden sie ihre Persönlichkeit. Der Kompass Bildungstransformation empfiehlt die Praxis von achtsamkeitsbasierten Methoden im Hochschul- und Schulkontext.

·      Lehrende und Lernende erlangen dabei einen akzeptierenden und wertschätzenden Umgang auch mit herausfordernden Anteilen ihrer Persönlichkeit, die sie als dominant, aggressiv, rechthaberisch, als ängstlich-vermeidend oder auch als erstarrt erleben. Für den noch immer häufig von Dominanz und Konkurrenz bestimmten Alltag in Schulen und Hochschulen hat diese innere De-Kolonialisierung transformatives Potenzial.

·      Indem sie lernen, all diesen Anteilen Aufmerksamkeit zu schenken, Ausdruck und Stimme zu geben, fördern Lehrende und Lernende eine innerpsychische “Gleichwürdigkeit” (Juul, 2016), Balance und Reife, die sich auch als “innere Demokratie” bezeichnen lässt (Hermans, 2021).

·      Aus dieser inneren Verbundenheit, Akzeptanz und Balance heraus wachsen ihre Fähigkeiten zur mutigen und verantwortlichen gesellschaftlichen Teilhabe.

FRIDA

Diese Haltung äußert sich dann direkt in der Partizipation und gemeinsamen pro-demokratischen Gestaltung von Unterricht und Bildungskultur in den Schulen und Hochschulen (Altner, 2023). Dabei bieten diese gemeinsam gelebten, reflektierten und fortlaufend in die Persönlichkeitsstruktur integrierten Erfahrungen im Bildungsalltag Anlass und erschaffen Lehr- und Lernorte für das Wachsen und Wirken von verkörperter Demokratiefähigkeit im Dienste des gemeinsamen Wohles. Im Forschungsprojekt FRIDA - Friedenfähigkeit, Innere Demokratie und Achtsamkeit werden lehr- und lernbare Formate und Methoden für die Umsetzung in Hochschulen und Schulen erarbeitet und evaluiert.


Referenzen

Adorno, T W (1966/2012) Erziehung nach Auschwitz. In: Bauer U, Bittlingmayer UH, Scherr A (Hrsg.) Handbuch Bildungs- und Erziehungssoziologie. Bildung und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 125-135.

Altner, N (2023). „Ich muss nicht mehr Recht haben, um mich sicher zu fühlen.“ Ergebnisse aus phänomenologischen Tiefeninterviews mit Hochschullehrenden nach fünf Tagen gemeinsamer Stille. In: Albrecht, R & Sandbothe, M (Hrsg.): Achtsame Hochschulen in der digitalen Gesellschaft, Buchreihe Achtsamkeit-Bildung-Medien, Bielefeld: transcript.

Hermans, HJM (2021) Inner democracy: empowering the mind against a polarizing society. New York: Oxford University Press.    

Juul, J (2016) Leitwölfe sein: liebevolle Führung in der Familie. Weinheim: Beltz.

Rogers, C (1973) Die klient-bezogene Gesprächstherapie. München: Kindler.