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FRIDA

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FRIDA steht für Friedensfähigkeit, Innere Demokratisierung und Achtsamkeit in der Bildung

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Ich möchte im Unterricht nicht mehr schreien und nicht mehr drohen sagt eine Lehrerin auf die Frage, wie sich ihre Praxis von achtsam zugewandter Präsenz auf sie selbst und auf ihre Unterrichtsgestaltung auswirkt. Diese und ähnliche Erfahrungen bilden die Grundlage für unsere Suche nach lehr- und lernbaren Wegen zu einer demokratiefördernden Bildungskultur in Schulen und Hochschulen. Dabei interessieren uns v.a. verkörperungsästhetische und relationale Aspekte der bewussten und wertebasierten Beziehungsgestaltung nach innen und außen.

Gemeinsam mit ZielgruppenvertreterInnen erarbeiten wir in unserem Teilprojekt FRIDA im Forschungs- und Umsetzungsverbundprojekt "Demokratiefähigkeit bilden", gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte pro-demokratische Lehr-Lern-Formate mit und für interessierte Lehrkräfte an Hochschulen und Schulen. Denkst du wie wir, dass es für die Umsetzung solch transformativer Bildungs-Formate zuerst eine entsprechende demokratiefördernde Haltung in uns als Lehrkräften zu kultivieren gilt? Auch dazu möchten wir einladen, gemeinsam gangbare Wege zu finden! Deine Erfahrungen damit interessieren uns sehr. Teile sie uns gern über die Diskussionsseite hier oben links mit oder per mail an altner at ash-berlin.eu.

Bauhaus Uni
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Unseren Ansatz der inneren Demokratisierung als Basis der Bildung von Demokratiefähigkeiten hat die Autorin Paulette Breuhahn von der Bauhaus Universität Weimar in ihrem Radiobeitrag „Demokratie vermitteln“ am 13.05.24 vorgestellt.

Angesichts der besorgniserregenden ökologischen und politischen Situation auf unserem Planeten erscheint es uns elementar, die Potentiale des Lehrens und Lernens für die Kultivierung von Friedensfähigkeit, Würde, Kooperation, Mitgefühl und Fürsorge im Dienst der gewaltfreien, demokratischen und transformativen Gestaltung des Menschseins auf der Erde in den Fokus zu nehmen. Schulen und Hochschulen sind Orte der Vielfalt, der Persönlichkeitsentwicklung und des gemeinsamen Lebens. Wir gehen wir davon aus, dass Erfahrungen eines demokratischen miteinander Lernens und Wachsens besonders hier dazu beitragen, demokratiefördernde Fähigkeiten zu verinnerlichen.

Doch vielerorten ist die Kultur in Schulen und Hochschulen noch von autoritärem, entwürdigendem, autokratisch-dominierendem, feindseligem, misstrauischem und prekär ausbeutendem Verhalten geprägt. Die Erfahrungen, die Lernende und Lehrende unter diesen Bedingungen täglich erleiden müssen, fördern Erkrankungen und schwächen die ohnehin schwächelnde Demokratie. Für die Befähigung von Hochschullehrenden und (angehenden) PädagogInnen zur Gestaltung von demokratiefördernden Lehr-Lern-Formaten halten wir daher die folgenden Angebote für zielführend:

  • Schulung der Emotions- und Stressregulation sowie Strategien zur Förderung von Vertrauen und angstfreiem Lehren und Lernen
  • Erstellung von alltagstauglichen Angeboten zur individuellen und gemeinsamen Praxis von Achtsamkeit, Mitgefühl und Gewaltfreier Kommunikation
  • integrierende Persönlichkeitsentwicklung durch Introspektion, Selbstreflexion und vertrauensvollen Austausch mit dem Ziel der „inneren Demokratisierung“
  • Einbezug der verkörperten phänomenologischen Gesprächsführung in Lehr-Lern-Prozesse
  • Verkörperung pro-demokratischer Werte und Förderung von Selbstwirksamkeit, Humor und Partizipation bewusste Kultivierung von Mitgefühl und Freundlichkeit und die sich daraus ergebende Gestaltung eines zur Mitgestaltung einladenden Lehr-Lern-Klimas
Achtsam digital
  • Förderung von Freude, Kreativität, Co-Kreation und pro-demokratischen Führungsstilen, die alle Beteiligten dazu befähigen, im Dienst des Gemeinwohls zu agieren


"Ich muss nicht mehr Recht haben, um mich sicher zu fühlen", sagt ein Hochschullehrer nach 5 Tagen gemeinsamer Stille mit 29 anderen Hochschullehrenden. Das Potential dieser in der Stille erlebten Gründung im Menschsein für die Kulturgestaltung in (Hoch)Schulen wollen wir nutzen für lehr- und lernbare transformierende Bildungsimpulse (Altner, 2024). Der Forschungsbericht dazu erscheint im Sommer 2024 im Sammelband "Achtsame Hochschulen in der digitalen Gesellschaft".

Wissenschaftlich und bildungspraktisch gegründet u.a. auf Arbeiten von Hubert Hermans zum Dialogischen Selbst, von Julius Kuhl zur Person-System-Interaktion, von Minna Salami zum Sinnlichen Wissen, von Bayo Akomolafe zu Postaktivismus, von Inglehart & Welzel u.a. zu Selbstentfaltung und dem Wunsch nach Demokratie sowie von Iain McGilchrist zum verkörperten Beziehungsbewusstsein und zur Hirnhemisphärenforschung fördern wir eine Praxis der inneren De-Kolonialisierung und Demokratisierung. Wir sehen darin wirksame, weil lern- und lehrbare Möglichkeiten, Menschen in pädagogischen Arbeitsfeldern darin zu begleiten, sich der Gesamtheit ihrer inneren Anteile bewusst zu werden, um die Beziehungen zwischen aggressiv dominierenden Selbst-Anteilen und unterdrückten oder stummen Anteilen zu demokratisieren. Kann im Sinne des Prinzips "Wie innen so außen" die innere Gleichwürdigkeit dieser Selbst-Anteile eine sichere Basis bilden, auf der Lehrende und Lernende freudvoll, wertschätzend, empathisch und demokratisch lehren und lernen können?

"Ich kann mir selbst jetzt eine gute Mutter sein", sagt z.B. eine Pädagogin nach ihrer Teilnahme an unserem GAMMA-Programm. Die Kultivierung einer zugewandt freundlichen und (selbst)fürsorgenden Haltung und Lebenspraxis beschreiben viele unserer TeilnehmerInnen als beglückend und transformierend.

Fortbildung

Voraussetzung für diese innere und äußere Demokratisierung ist aus unserer Perspektive ein intrapersonaler Entwicklungs- und Reifungsprozess. Dabei wachsen das Bewusstsein, die Akzeptanz und die Integrationsfähigkeit auch für innere Selbst-Anteile, die die Person als ängstlich, unwürdig, bedürftig, beschämend oder abstoßend bewertet und am liebsten ignorieren, unterdrücken oder ausgrenzen möchte. Kann es sein, dass die Anerkennung, Einbeziehung und das Sein-Lassen dieser schattenhaften inneren Anteile im Sinne eines "Include and Transcend-Process" auch im Außen die Ausbildung und Verkörperung pro-demokratischer Fähigkeiten in Lehr-Lern-Prozessen stärkt? Dazu zählen wir z.B. Großzügigkeit, Gelassenheit, Ambiguitätstoleranz, Freude an Vielfalt, Lernfreude, Friedensfähigkeit, Klarheit, Humor und Mut. Dieser Integrationsprozess, so unsere Hypothese, wirkt sich positiv auf die Stressbewältigung und Gesundheit von Lehrenden und Lernenden, auf ihre Beziehungs- und Unterrichtsgestaltung aus sowie auf die Kultur in Schulen und Hochschulen. Mit unserem Weiterbildungsangebot "GAMMA-Gesundheit, Achtsamkeit & Mitgefühl im Bildungsalltag" liegt bereits ein entsprechendes evidenzbaiertes Schulungsformat vor, das u.a. in der Grünen Liste wirksamer pädagogischer Präventionsprogramme empfohlen wird.


Nach unserem Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen intra- und interpersonalen Bewusstseinsbildungsprozessen bei Lehrenden und Lernenden ganz im Sinne der Inner Development Goals, gilt es im Verlauf des Projekts, achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte demokratiefördernde Lehr-Lern-Formate zu entwickeln, zu implementieren und zu überprüfen, ob und wie sich diese in Hochschulen und Schulen umsetzen lassen und welche persönlichkeitsbildenden, beziehungs-, kultur- und strukturgestaltenden Impulse es braucht, damit sie dauerhaft Interesse, Akzeptanz, Anwendung und Verinnerlichung finden. Wir integrieren dabei u.a. tiefenpsychologische und tiefenökologische Konzepte in unsere verkörperungsorientierten tiefendemokratischen Lehr-Lern-Formate.

IDA Logo

Zum Lehren mit Mitgefühl gibt es bereits Material für Lehrende selbst und für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.Hier findet sich eine Sammlung von über 50 Experimenten für die bewusste Befreiung von kolonialisierenden inneren Zwängen und Gewohnheiten auf dem Weg zu einer mitfühlenden, gleichwürdigen und demokratiefördernden Lehr-Lern-Praxis in Schulen und Hochschulen. Wir nennen die Sammlung "IDA - Innere Demokratie Anwenden". Können diese Spielideen und die Anregungen zum mitfühlenden Unterrichten die Basis für einen Code of Democratic Ethics für deine/eure pro-demokratische Lehr-Lern-Praxis sein?


Und taugen diese Ideen als Grundlage für die Entwicklung einer Kultur, welche den Lehrenden und Lernenden langfristig und verlässlich eine gesunde, resiliente, freudvolle und entwicklungsfördernde (Persönlichkeits-)Bildung ermöglichen kann? Kontext und Ziel unserer Arbeit sehen wir in der Stärkung des demokratischen Engagements für das Gemeinwohl und für eine ökologisch regenerative Gesellschaftsgestaltung, wie sie die UN mit den Zielen dernachhaltigen Entwicklung beschreiben.

Der hier verlinkte Text "Die Stärkung von Achtsamkeit, Mitgefühl, Engagement und partizipativer Organisationsentwicklung in der Schule. Auf dem Weg zu einer Bildung für Gemeinwohl und Demokratie" fasst zentrale Befunde zur achtsamkeits- und (selbst)mitgefühlsbasierten professionellen Persönlichkeitsentwicklung und Praxisforschung zusammen. Wir laden herzlich ein zur Mitteilung von Resonanzen, Ergänzungen und Fragen, gerne auf der Diskussionsseite oben links oder per mail an nils.altner at uni-due.de. Vielen Dank!


Wer wir sind

Ann-Kristin Krings, M.A., Pädagogin und approbierte Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, Trauerbegleiterin, MBSR-Kursleiterin, Yogalehrerin, wiss. Mitarbeiterin der AG Prävention & Globale Gesundheit, Klinik für Naturheilkunde & Integrative Medizin, Ev. Kliniken Essen-Mitte.

Nils Altner, Dr. phil., Bildungs- & Gesundheitswissenschaftler, Professor für professionelle Selbstfürsorge@Alice Salomon Hochschule Berlin, Senior Researcher der AG Prävention & Globale Gesundheit, Klinik für Naturheilkunde & Integrative Medizin, Ev. Kliniken Essen-Mitte. Akad. Lehrkrankenhaus der Uni Duisburg-Essen.

in Zusammenarbeit mit Yelda Balkuv, M.A., GfK-Expertin, MBSR-Kursleiterin, Projektentwicklerin bei der Föderation Türkischer Elternvereine in Niedersachsen e.V.

und Ulrike Hartmann, M.Sc., Doktorandin, Dt. Sporthochschule Köln, Psychologisches Institut, Abteilung Gesundheit und Sozialpsychologie.

Unsere Vorträge und Veröffentlichungen zu den Themen des Projekts finden sich hier.

Mit wem wir zusammenarbeiten

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Achtsam digital

Alice Salomon Hochschule Berlin

AVE Institut für Achtsamkeit, Verbundenheit & Engagement

Bezirksregierung Arnsberg

FötEV Niedersachsen e.V. Föderation türkischer Elternverbände in Ns.

Global Inner Development Goals Hubs and Networks

Klinik für Naturheilkunde & Integrative Medizin, Kliniken Essen-Mitte

Landesinstitut für Schule Bremen

Netzwerk Achtsame Hochschulen

Nimmerland Theater

PTI Pädagogisch-Theologisches Institut der Ev. Kirche im Rheinland

Sibylle Reichel - bildende Künstlerin - Feldforscherin für Dialog

Sporthochschule Köln Psychologisches Institut

Stadt Herne

umbraise Universität Duisburg-Essen

Universität Leipzig Projekt ABiK

Universität Paderborn Institut für Ev. Theologie

Universität Wien Projekt ALBUS

ZfTI Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung

Siehe auch

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Spiel-Ideen zur Ent-Wicklung pro-demokratischer Haltungen an Hochschulen und Schulen

FRIDA-Methoden im Unterricht: Operationalisierung demokratiefördernder Lehr-Lern-Formate

Delll: Methodensammlung Demokratie lebendig lehren & lernen

Inner Development Goals - Ziele der inneren Entwicklung

Schattenarbeit und Innere De-Kolonialisierung

Code of democratic Ethics in der Bildung

MiMos: Lebendiges Wissen - Sinnliches Wissen

Lehren mit Mitgefühl

Friedensvertrag