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Goethes Faust. Eine heitere Tragödie. Schluss.

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Die „heitere Tragödie“ (griech. ἱλαρο-τραγῳδία, Hilarotragödie) als tragische Burleske geht auf den antiken Dramatiker Rhinton zurück. In ihr wurde mythische Tragik durch die Einflechtung von komischen Szenen travestiert, sodass ein Mischspiel aus Scherz und Ernst entstand.

Ob „diese sehr ernsten Scherze“,[1] wie Goethe seine Faustdichtung apostrophiert hat, unter den dramatischen Gattungsbegriff heitere Tragödie fallen, kann offen bleiben. Der Titel des Beitrages intendiert keine Klassifikation. Er soll lediglich mit einer bündigen Formel das Changieren zwischen Komödie und Tragödie in Goethes Hauptwerk wiedergeben.

Einem formalen Merkmal der Tragödie entspricht Faust innerer Widerstreit zwischen derber Liebeslust (1114) und geistigen Bedürfnissen (1116 - 19), zwischen Wille und Vorstellung.

Faust
Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht
kein körperlicher Flügel sich gesellen. (1090 - 91)
Faust
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen. (1112 - 13)

Im ersten Teil der Dichtung folgt auf die tragische Bilanz des enttäuschten Gelehrten ("es möchte kein Hund so länger leben!" (376)) die Gretchen-Tragödie. Sie wird von Faust verursacht, der mit diesem neuen Lebenslauf (2072) scheitert. Der Schuldige kann sich in Sicherheit bringen, wenn auch mit des Vorwurfs glühend bittren Pfeilen. (2424) Gretchens Seelenheil wird gerettet, wie die Stimme von oben verkündet (4611).

In der großen Dichtung des zweiten Teils besteht Faust ein vielgestaltiges, ereignisreiches Leben, - trotz aller Irrtümer und Fehlschläge. Mit der späten Sinnfindung, sich für weniger Tüchtige einzusetzen, hat Fausts Dasein Erfüllung gefunden. Der Sinnsucher Faust ist – wenn auch zur letzten Frist – nicht gescheitert. Die finale Katastrophe der klassischen Tragödie wird munter abgewendet durch die Rettung von Fausts Seele vor dem Zugriff des Teufels.

Mit der Bezeichnung Tragödie im Werktitel hat Goethe den Erwartungen seiner Zeitgenossen an eine groß angelegte Bühnendichtung Rechnung getragen, ihre herkömmliche Form jedoch hinter sich gelassen. Sein Epos über Fausts Erdenwandel, formal ein Bühnenwerk, enthält Szenen, die nach der klassischen Stil-Trennung der Komödie oder der Tragikkomödie vorbehalten sind.[2] Der Teufel kommandiert die Poesie (221) und reißt Possen. Todernstes wechselt mit Hochvergnüglichem.[3]

Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt. (W.-ö. Divan)


  1. am 17.03.1832 an Wilhelm von Humboldt [1]
  2. Müller-Seidel 1968, zitiert nach Albrecht Schöne: Johann Wolfgang Goethe Faust Kommentare. Frankfurt am Main: Klassiker Verlag 1994, S.18
  3. Schöne, Albrecht: Johann Wolfgang Goethe Faust Kommentare. Frankfurt am Main: Klassiker Verlag 1994, S.18


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