Janzarik, Werner (1968)

Aus Wikiversity
Groß-Oktav (24,6 x 16,5 cm)

Janzarik, Werner: Schizophrene Verläufe. Eine strukturdynamische Interpretation. Berlin Heidelberg New York: Springer 1968, 149 S.

W. Janzarik fasst Antrieb und Emotionalität zusammen als seelische Dynamik. Sie wirkt auf die seelische Struktur. Diese umfasst das Gefüge von Gerichtetheiten, die als ein Beharrendes psychische Kontinuität ermöglicht. Zu diesen Gerichtetheiten zählt Janzarik u. a. auch Wertehierarchien, die sich lebensgeschichtlich verfestig haben.

Der produktive Kern endogener Psychosen ist in Entgleisungen der Dynamik zu suchen. Die strukturellen Bestände werden in die dynamische Entgleisung hineingezogen und je nach ihrer dynamisch vorgezeichneten Wertigkeit im psychotisch entordneten Feld aktualisiert. (S. 130)

Für die gegenseitige Modifizierung von seelischer Dynamik und seelischer Struktur hat W. Janzarik den Terminus strukturdynamische Kohärenz eingeführt.

Nach Janzarik entstehen Psychosen nicht ausschließlich durch die vom biologischen Untergrund her einbrechende dynamische Entgleisungen, sondern ebenso durch erworbene oder erlittene Verformungen der Persönlichkeitsstruktur, das heißt psychogen. Die geschädigte Struktur wird ihrer Funktion als statisch-bewahrender Widerpart der Dynamik nicht mehr gerecht. Janzariks Begriff der seelischen Struktur und ihre lebensgeschichtliche Verfestigung erklärt die abnehmende Vulnerabilität für Schizophrenie mit zunehmendem Alter. Hinsichtlich Manie und Depression könnte das ebenso zutreffen, da bei diesen Erkrankung, treten sie nach der Lebensmitte auf, nicht mit letzter Sicherheit erwiesen ist, ob nicht in jüngeren Jahren bereits hypomane Phasen oder depressive Episoden aufgetreten sind, Erkrankungen, die nach Janzarik Spuren hinterlassen und so spätere Rezidive bahnen.


weiter
Übersicht
zurück