Kurs Diskussion:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/Orthodoxie/Orthodoxe Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei/Geschichte

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Das ostfränkische Reich versuchte, auch mit Hilfe der angebotenen lateinischen Mission Großmähren zu kontrollieren.

Der großmährische Fürst Rastislav (Rostislav) versuchte hingegen, einen unabhängigen slawischen Staat zu schaffen, der sowohl politisch als auch religiös unabhängig vom ostfränkischen Reich sein würde.

Deshalb wandte er sich an den byzantinischen Patriarchen Photios I. (Fótios) um Glaubensunterweisung aus dem oströmischen Reich.


Die thessalonischen Missionare Cyrill und Methodius kamen 863 auf unser Territorium und brachten die altslawischen Sprache mit glagolitischer Schrift, in der sie das Evangelium predigten, in dem sie die Grundlage für die gesamte slawische Bildung (Erziehung) bildeten und die auch zu einer Sprache der Anbetung wurde


In einem ersten Schritt begann Rastislav mit der Ordnung des vorgefundenen mährischen Christentums. Zu diesem Zweck wandte sich Rastislav vor 863 zuerst an den Papst in Rom und bat ihn um die Entsendung einer Reihe von „Lehrern“. Da Papst Nikolaus I. zu diesem Zeitpunkt jedoch auf ein Bündnis mit Rastislavs Feind Ludwig dem Deutschen angewiesen war, reagierte er nicht auf dessen Ersuchen.

Altslawischer Text in glagolitischer Schrift auf den Kiewer Blättern.

Im Jahr 862 oder 863 (die Quellen lassen beide Zeitangaben zu) richtete Rastislav deshalb, nachdem er sich bei einer Versammlung mit seinen mährischen Magnaten beraten hatte, mit demselben Ansinnen nach christlichen „Lehrern“ auch an den byzantinischen Kaiser Michael III.[1] Dieser entsprach Rastislavs Ersuchen und entsandte die Brüder Konstantin (später Kyrill) und Method mit kleinem Gefolge nach Mähren.[2] Konstantin war ein hochbegabter Gelehrter und Linguist sowie Professor für Philosophie an der kaiserlichen Universität in Konstantinopel. Sein Bruder Method hatte Karriere als byzantinischer Gouverneur eines slawischen Fürstentums gemacht. Auch hatten beide bereits diplomatische Erfahrung als Vermittler zwischen Byzanz und den Chasaren gesammelt. Im Jahr 863 empfing Rastislav die beiden Brüder in Mähren und erlaubte ihnen, in seinem Land zu lehren.[3]

Konstantin und Method bildeten in den folgenden dreieinhalb Jahren mit Unterstützung Rastislavs in Mähren eine bemerkenswerte Anzahl heimischer Priester aus. Begünstigt wurde das Unternehmen, indem die Brüder sich entschlossen, die angehenden mährischen Priester in deren heimischer slawischer Sprache zu unterrichten. Für diese hatten sie ein eigenes Alphabet geschaffen, die sogenannte Glagolitische Schrift, die auf dem griechischen Alphabet gründete. Konstantin und Method übersetzten Teile der Bibel (Evangelien, Apostelgeschichte und Psalmen) sowie die benötigten liturgischen Texte (Credo und Gebete) ins Slawische. Außerdem verfassten sie mit dem Zakon sudnyj ljudem ein kurzes Rechtsbuch, das älteste slawische Rechtsdenkmal. Die Verwendung der slawischen Sprache in der kirchlichen Liturgie verschaffte beiden einen besonderen Vorteil gegenüber den baierischen Priestern, die ihre Messen in Latein zelebrierten und nur über beschränkte Kenntnisse in der Slawischen Sprache verfügten.


Während die Universitas Istropolitana kaum Spuren in der Geschichte hinterließ, wurde die (Groß)Mährische Akademie zur Keimzelle slawischer Schriftkultur mit Nachfolgeeinrichtungen in vielen Ländern und Jahrhunderten - eine Entwicklung, die bereits Kaiser Michael III. zu Beginn der Slawenmission in einem Brief an Rastislav von Mähren vorausgesehen hatte:


Gott, der will, dass alle zu Erkenntnis der Wahrheit kommen, hat deinen Glauben gesehen und hat eine Schrift für eure Sprache geoffenbart, damit auch ihr zu den großen Völkern hinzugefügt werdet, die Gott in ihrer eigener Sprache preisen. So senden wir dir den, dem es (d. h. die slawische Schrift) Gott geoffenbart hat, einen ehrbaren, rechtgläubigen und gelehrten Mann, einen Philosophen. Nimm diese Gabe an, die größer und ehrbarer ist als Gold, Silber und Edelsteine.
  1. Havlík: Kronika o Velké Moravě, S. 128.
  2. Třeštík: Počátky Přemyslovců, S. 276.
  3. Goldberg: Struggle for Empire, S. 271.