Hinweis: Viele Ausführungen in diesem Kapitel sind methodische Konzepte, die nicht verworfen oder bestätigt werden können. (siehe auch)

Begriffsbestimmung

zum Facial Action Coding System

Status:

Materialsammlungsphase

Einleitung[Bearbeiten]

Der vorliegende Teil gibt eine sehr allgemeine und einfach zu verstehende Einleitung zum FACS. Sie können hier erfahren, was das ist und wie es zur Beschreibungen von Ausdrücken verwendet werden kann.

Hinweis: Das Kapitel ersetzt keinesfalls die Fachmaterialien zum FACS und kann nicht als Alternative zu den genormen Kursen für FACS-Codierer verwendet werden.

Das Facial Action Coding System (FACS) ist eine internationale Standardklassifikation der sichtbaren mimischen Bewegungen im Gesichts- und Kopfbereich. Seine Hauptanwendungsgebiete sind die Emotionspsychologie und die Computeranimation von Gesichtsausdrücken. Sie wurde 1976 von Paul Ekman und Wallace Friesen erstellt. Eine wichtige Grundlage waren die Arbeiten des schwedischen Anatomen Carl-Herman Hjortsjö von der Universität Lund.

In diesem Kapitel wird eine sehr allgemeine und leicht verständliche Einführung in das Facial Action Coding System (FACS) gegeben. Dabei werden Anwendungsmöglichkeiten, Stärken und auch Schwachstellen erklärt. Wenn Sie sich näher mit dieser wissenschaftlichen Methode beschäftigen wollen, sollten Sie den zugeordneten Enzyklopädie-Artikel FACS lesen und die dort angebotenen Links verfolgen. Das Erlernen des FACS ist ausschließlich mit einem genormten Manual zulässig, das über Face and Emotion bezogen werden kann. Das ist deshalb vorgeschrieben, weil die unterschiedlichen Anwender des FACS auf die selbe Weise geschult werden müssen, damit die Ergebnisse valide und reliabel sind, d.h. vergleichbar bleiben. Sie können also dieses Kapitel nicht dazu verwenden, sich den Kurs zu ersparen, der übrigens auch völlig andere Kommentare und Hinweise enthält, als sie hier gegeben werden.

Das FACS als Methode[Bearbeiten]

In den historischen Abschnitten dieses Wikiversity-Projekts wurde erläutert, dass das FACS eine Klassifikation ist, welche aus der w:physiognomischen Tradition hervor ging. Im Gegensatz zu vielen anderen physiognomischen Ordnungen ist das FACS aber inhaltlich neutral, d.h. es macht keinerlei Aussage über die Bedeutung von Ausdrücken. Was Ausdrücke bedeuten, muss durch Messungen geklärt werden, bei denen das FACS methodisch verwendet wird, aber nicht Bestandteil der jeweiligen Hypothesen ist.

Dekomposition im FACS[Bearbeiten]

Im Kapitel Dekomposition mit dem FACS wird beschrieben, dass das FACS eine Dekompositionsmethode ist, mit der sich die komplexen mimischen Verhaltensweisen auf kleinere Einheiten zerlegen lassen, die Action Units (AU). Das funktioniert ähnlich wie die Zerlegung von Sprachverhalten in Buchstaben oder die Zerlegung von musizierenden Verhaltensweisen in Musiknoten. Aus klassifikatorischer Sicht haben Buchstaben, Musiknoten und Action Units eines gemeinsam: Sie sind „abstrakte Schlüsselwerte“, mit denen sich leicht umgehen lässt.

Mit dem FACS können mimische Ausdrucksverhalten (zeitlich ablaufende Kombinationen) im Kopfbereich dekomponiert und nieder geschrieben werden. Umgekehrt lassen sich damit aber auch mimische Abläufe komponieren, d.h. erst kreativ aufschreiben und dann in Bewegungen umsetzen. Das kann z.B. zur Animation von computergesteuerten künstlichen Figuren verwendet werden und hat einen ähnlichen Nutzen wie die Komposition mit Hilfe von Musiknoten oder das Aufschreiben eines Textes, der später vorgelesen werden soll.

Grundlegende Prinzipien[Bearbeiten]

Das FACS verwendet mehrere Kennwerte (Codes), die zu einem Schlüssel zusammengesetzt werden können.

Action Units
- sind anatomisch abgeleitet
- beziehen sich nur auf sichtbare Veränderungen
- werden objektiv erfaßt
- werden überall gleich benannt
- treffen keine inhaltliche Aussage
- lassen die Bewegungen zwischen verschiedenen Gesichtern vergleichen
Action Deskriptors
Movement Codes
Visibility Codes
Gross Behavior Codes

Das FACS und Theorien[Bearbeiten]

Hinweis: Das FACS ist eine klassifizierende Methode, keine Theorie. Deshalb kann das FACS auch nicht „bewiesen“ oder „widerlegt“ werden. Man kann nur angeben, wie zuverlässig mit ihm gearbeitet werden kann oder für welche Zwecke es brauchbar ist.

Das FACS ist keine Theorie, sondern eine Methode. Wenn man eine ausdrucksppsychologische Annahme überprüfen möchte, z.B. ob eine bestimmte Abfolge von sichtbaren Veränderungen im Gesicht einen bestimmen Psychischen Hintergrund repräsentiert, dann muss man den Psychischen Hintergrund und die mimische Aktivität von einander getrennt erfassen. Die angenommene Beziehung zwischen beiden wird in einer Hypothese formuliert, die geeignet ist, statistisch überprüft zu werden.

Die mimische Aktivität kann durch Filmen oder Tracken erfasst und danach durch geschultes Personal (oder automatisch) in Action Units kodiert werden. Es entstehen Datensätze. Der Psychische Hintergrund kann durch entsprechende Messungen der Peripherphysiologie erfasst werden, was ebenfalls in Datensätzen gespeichert werden kann. Das funktioniert gut bei emotionalen Hintergründen, die weitaus besser untersucht sind als kognitive oder motivationale Hintergründe. (Kognitive oder motivationale Psychische Hintergründe müssen durch Aufgabenstellungen induziert werden, wofür aber oft keine objektiven Referenzen verfügbar sind. Man weiss dann nicht, ob die Person wirklich nachgedacht hat oder motiviert war.) Liegen die Daten vollständig vor, werden sie statistisch ausgewertet und die Hypothese bestätigt oder verworfen. Bestätigt wurden bisher einige Emotionsausdrücke, die ihrerseits große Gruppen sind.

Was das FACS kann[Bearbeiten]

sichtbare Veränderungen im Gesichts- und Kopfbereich erfassen und als Action Units einkodieren
deren Ausprägungsstärke skalieren

Was das FACS nicht kann[Bearbeiten]

Es kann nicht die Ausdrucksstärke erfassen.
Es kann keine Bewegungen erfassen, nur stehende Bilder. Der Informationsgehalt vieler Ausdrücke liegt aber in der Bewegung, die durch eine Abfolge von stehenden Bildern einkodiert werden muss.
Es kann nicht die Dynamik des Ausdrucksverhaltens erfassen. Die d.h. unterschiedliche Geschwindigkeit von Ausdruckskomponenten im Verhältnis zu einander ist nicht erfassbar.
Es kann keine Ausdrucksmuster erfassen. Diese müssen durch das Anlegen von projektübergreifenden Datenbanken berechnet werden, was aber bisher sehr schwierig ist. Je größer die Datenbanken sind, desto weniger Muster sind eindeutig einem Psychischen Hintergrund zuweisbar. Bislang wurden Ausdrucksmuster für nur 7 Basisemotionen nachgewiesen.

Die Kennwerte des FACS (Code)[Bearbeiten]

In diesem Abschnitt werden die Action Units (Action Descriptors) beschrieben. Die Abbildungen sind nicht offiziell gültig, sondern durch Vpn nachgestellt, die das FACS erlernt haben und anwenden können. Die Bezeichnungen der Action Units sind nomonalskaliert, d.h. die Zahlen haben keinerlei Bedeutung, die über einen bloßén Namen hinaus gehen.

Überblick[Bearbeiten]

- #AU 0 keine Action Unit sichtbar
- #AU01 Inner Brow Raiser - Frontalis (pars medialis)
- #AU02 Outer Brow Raiser - Frontalis (pars lateralis)
- #AU04 Brow Lowerer - Corrugator supercilii, Depressor supercilii
- #AU05 Upper Lid Raiser - Levator palpebrae superioris
- #AU06 Cheek Raiser - Orbicularis oculi (pars orbitalis)
- #AU07 Lid Tightener - Orbicularis oculi (pars palpebralis)
- #AU09 Nose Wrinkler - Levator labii superioris alaquae nasi
- #AU10 Upper Lip Raiser - Levator labii superioris
- #AU11 Nasolabial Deepener - Zygomaticus minor
- #AU12 Lip Corner Puller - Zygomaticus major
- #AU13 Cheek Puffer - Levator anguli oris (Caninus)
- #AU14 Dimpler - Buccinator
- #AU15 Lip Corner Depressor - Depressor anguli oris (Triangularis)
- #AU16 Lower Lip Depressor - Depressor labii inferioris
- #AU17 Chin Raiser - Mentalis
- #AU18 Lip Puckerer - Incisivii labii superioris and Incisivii labii inferioris
- #AU20 Lip stretcher - Risorius
- #AU21 Neck Tightener
- #AU22 Lip Funneler - Orbicularis oris
- #AU23 Lip Tightener - Orbicularis oris
- #AU24 Lip Pressor - Orbicularis oris
- #AU25 Lips part - Depressor labii inferioris oder relaxation von Mentalis, oder Orbicularis oris
- #AU26 Jaw Drop - Masseter, relaxierter Temporalis und internal Pterygoid
- #AU27 Mouth Stretch - Pterygoids, Digastric
- #AU28 Lip Suck - Orbicularis oris
- #AU31 Jaw Clencher
- #AU38 Nostril Dilator
- #AU39 Nostril Compressor
- #AU43 Eyes Closed - Relaxation von Levator palpebrae superioris; Orbicularis oculi (pars palpebralis)
- #AU45 Blink - Relaxation von Levator palpebrae superioris; Orbicularis oculi (pars palpebralis)
- #AU46 Wink - Relaxation von Levator palpebrae superioris; Orbicularis oculi (pars palpebralis)
- #AU19 Tongue Out
- #AD29 Jaw Thrust
- #AD30 Jaw Sideways
- #AD32 Lip Bite
- #AD33 Cheek Blow
- #AD34 Cheek Puff
- #AD35 Cheek Suck
- #AD36 Tongue Bulge
- #AD37 Lip Wipe
- #AD51 Head turn left
- #AD52 Head turn right
- #AD53 Head up
- #AD54 Head down
- #AD55 Head tilt left
- #AD56 Head tilt right
- #AD57 Head forward
- #AD58 Head back
- #AD61 Eyes turn left
- #AD62 Eyes turn right
- #AD63 Eyes up
- #AD64 Eyes down
- #AD65 Walleye
- #AD66 Cross-eye

die Ausprägungsstärke skalieren (Stärke einer Bewegung im Vergleich zum physiologischen Ruhetonus) Meistens gilt:
- Stärke A: an der Wahrnehmungsgrenze oder angedeutet
- Stärke B: gut sichtbar
- Stärke C: deutlich sichtbar
- Stärke D: ausgeprägt
- Stärke E: im physiologischen Höchstmaß (individuell)

Upper Face Units[Bearbeiten]

Eine Abteilung fasst Action Units zusammen, die sich im Obergesicht zeigen. Diese Ordnung ist wissenschaftlich nicht relevant und dient nur der Übersichtlichkeit.

AU 0[Bearbeiten]

Keine Action Unit sichtbar.

Bild A
Materialqualität: gestellt
Bild B
Materialqualität: gestellt
Bild C

In diesen Gesichtern sind keine Action Units enthalten. Das kann in der Praxis mit AU 0 kodiert werden, wobei allerdings keine Lokalisation gemeint ist. Die Abbildungen zeigen außerdem entspannte Gesichter mit einem relativ niedrigen Ruhetonus, den man im stehenden Bild und bei jungen Personen schlecht erkennen kann, auf den es aber bei den Action Units auch nicht ankommt. Entscheidend für diese Kodierung ist, dass keine sichtbaren Muskelspannungen vorhanden sind. Der Tonus selber, der zwar kein Ausdruckverhalten ist, aber bei Stimmungen Informationscharakter trägt, kann mit dem FACS nicht erfasst werden.

AU01[Bearbeiten]

Inner Brow Raiser
Frontalis (pars medialis)

Der Inner Brow Raiser wird durch einen Flächenmuskel erzeugt und zieht die ipsilateralen Enden der Brauen sowie die Haut links und rechts der medialen Stirnbereiche nach oben. Sein deutlichstes Zeichen ist die Höhenlage der inneren Brauenbereiche im Vergleich zum Ruhetonus.

Bild A
Bild B

Bild B
Selbst probieren!

Auf Bild A AU01 etws asymmetrisch. Diese Action Unit kommt in fast allen Fällen beidseitig vor.

AU02[Bearbeiten]

Outer Brow Raiser
Frontalis (pars lateralis)

Der Outer Brow Raiser wird durch einen Flächenmuskel erzeugt und zieht die kontralateralen Enden der Brauen nach oben, sowie die dort befindlichen Hautareale zusammen. Sein deutlichstes Zeichen ist die Höhenlage der äußeren Brauenbereiche im Vergleich zum Ruhetonus.

Bild A
Bild B

Bild B
Bild C

Bild C

Auf Bild A eine starke laterale Ausbildung dieser Action Unit. Sie kommt in vielen Fällen lateral vor. In der beideitigen Form scheint sie oft stärker ausgebildet zu sein.

AU04[Bearbeiten]

Brow Lowerer
Corrugator supercilii
Depressor supercilii

Der Brow Lowerer zieht die ipsilateralen Enden der Brauen nach unten Richtung Nasenrücken. Im medialen Bereich um, sowie oberhalb des Nasions entstehen typische Kollsionsmuster auf der Haut. Die ipsilateralen Augenwinkel, oft die ganzen Augenschlitze verengen sich von oben her durch passiven Mitzug etwas.

Durch zwei beteiligte Muskeln ist es möglich, die Brauen zu senken und nach nasial zu ziehen. Das FACS unterscheidet hier nicht zwischen dem reinen Zusammenziehen der Augenbrauen und dem Zug nach unten. Mimisch scheint dies jedoch einen Unterschied zu machen.

Bild A

Bild A
Bild B

Bild B
Bild C

Bild C

AU05[Bearbeiten]

Upper Lid Raiser
Levator palpebrae superioris

Der Upper Lid Raiser kann das obere Augenlid zurück in Richtung Augenhöhle ziehen. Dabei wird mehr Augenweiß sichtbar, bei stärkeren Ausprägungen insbesondere oberhalb des Irisrund. (Abhängig von Blickbewegungen) Ist der Levator palpebrae superioris relxiert, ist das Auge geschlossen.

Die Bewegung wird oft mit einem „Anstarren“ verwechselt, das aber durch ein Bewegungsverhalten der Augäpfel erzeugt wird, nicht durch das Oberlid.

Bild A
Bild B
Bild C

Bild C

Bild A zeigt AU 5 auf der unteren Abbildung. Man sieht hier, dass die Oberlider völlig zurück gezogen sind und Augenweiß oberhalb des Irisrund freigeben. Auf der oberen Abbildung ist AU 5 auch enthalten, denn die Augen sind geöffnet. Mann kann aber sehen, dass die obere Iris immer etwas vom Lid verdeckt wird. Diese Verdeckung/Freigabe könnte ein Merkmal bei der Mustererkennung sein.
Bild B zeigt das ganze männliche Gesicht.

AU06[Bearbeiten]

Cheek Raiser
Orbicularis oculi (pars orbitalis)

Bild A

Bild A
Bild B

Bild B
Bild C

Bild C

AU07[Bearbeiten]

Lid Tightener
Orbicularis oculi (pars palpebralis)

Bild A

Bild A
Bild B

Bild B
Bild C

Bild C

Lower Face Units[Bearbeiten]

Eine Abteilung fasst Action Units zusammen, die sich im Untergesicht zeigen. Diese Ordnung ist wissenschaftlich nicht relevenat und dient nur der Übersichtlichkeit.