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Projekt:Klassifikation der Expressionen und Ausdrucksverhalten/Grundlagen der KEA/Grundkonzept der Populärklassen

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Theoretische Grundlagen


Grundkonzept der Populärklassen


in der Klassifikation der Expressionen und Ausdrucksverhalten




Einleitung

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Der folgende Abschnitt begründet, warum diese Klassen notwendig sind, woraus sie sich ableiten lassen und wozu sie verwendet werden können. Es werden zudem einige triviale, allgemeine und auch spezielle Begriffe eingeführt.

In der KEA sollen Ausdrücke auch in Klassen geordnet werden, die in populären Beschreibung oft verwendet wurden. Es handelt sich um eine grobe Ordnung, die vor allem auf augenscheinlichen Merkmalen der Psychischen Hintergründe basiert, aber keine wissenschaftliche Grundlage beansprucht. Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, diesen Klassen jeweils einheitliche Vorgänge zuzuordnen. Dennoch sind diese Klassen bei der Beschreibung von Ausdrucksverhalten oft nützlich.

Unterscheiden lassen sich folgende populäre Klassen:

Definition Populärklassen

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Definition: Eine Populärklasse sei eine Gruppe, die Expressionen zusammen fasst, welche augenscheinliche Merkmale gemeinsam haben, die sich aber wahrscheinlich oder sicher nicht auf eine gemeinsame Gesetzmäßigkeiten zurückführen lassen.

Populärklassen sind expressionsübergreifend, weil sie verschiedene Expressionen und oft auch nur teile daraus einschließen, andere hingegen nicht mit einklammern. Es gibt zudem viele Expressionen, die keiner Populärklasse angehören.

     Ihre Anwendbarkeit liegt in verbesserten verbalen Beschreibungen der Ausdrücke sowie in einem computertechnischen Anwendungsfall, wenn ausdruckssteuernde Programme die Auftretenswahrscheinlichkeit von Ausdrücken unter einem gegebenen Hintergrund erhöhen, senken oder auf null setzen sollen.

Beschreibung der Populärklassen

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Leidensausdrücke

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Der Populärklasse der Leidensausdrücke (Ausdrucksverhalten des Leidens) werden Expressionen geordnet, die Personen zeigen, wenn sie unter einem körperlich oder seelisch bedrückenden Zustand stehen. Der Begriff der Leidensausdruck ist historisch bereits durch eine Vielzahl von Beschreibungen besetzt. Er soll in der KEA auf folgende Expressionen angewendet werden:

  1. Ex0002 Furcht
  2. Ex0004 Angst
  3. Ex0006 sensorische Missempfindung
  4. Ex0012 Traurigkeit
  5. Ex0014 Erleiden
  6. Ex0020 Leiden
  7. Ex0034 gerichtete Angst
  8. Ex0570 unspezifisches Weinen

Freudendrücke

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Auch die Ausdrücke der Freude sind in der historischen Literatur vielfältig, teilweise überschneidend beschrieben worden. Als Freudenausdrücke gelten in der KEA:

  1. Ex0009 Erheiterung
  2. Ex0010 Beglückung
  3. Ex0011 Belustigung
  4. Ex0100 Freude
  5. Ex0560 unspezifisches Lachen
  6. Ex0590 unspezifische sexuelle Erregung

Unlustausdrücke

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Auch die Ausdrücke der Unlust sind in der historischen Literatur vielfältig, teilweise überschneidend beschrieben worden. Als Unlustausdrücke sollen alle Ausdrücke gelten, deren psychische Hintergründe (allein) eine negativ besetzte Emotion oder Gefühl ausdrücken, das man als unangenehm bezeichnen könnte:

  1. Ex0007 Ekel
  2. Ex0013 Erdulden
  3. Ex0018 Missbilligung
  4. Ex0015 Ärger
  5. Ex0570 unspezifisches Weinen

Genussausdrücke

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Diese Gruppe umfasse Ausdrücke, die gezeigt werden, wenn die Person etwas genießend hin nimmt:

  1. Ex0444 Müdigkeit
  2. Ex0445 Schläfrigkeit
  3. Ex0453 Erotik
  4. Ex0452 Sinnlichkeit

Plötzliche Ausdrücke

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Die Gruppe der plötzlichen Ausdrücke kommt in der Literatur nicht vor und wird hier eingeführt. Die Ordnung ist willkürlich und nicht belegt. Im Tafelwerk befindet sich eine Auflistung, wie sie von einandern und von anderen Expressionen unterschieden werden können.

     Obwohl viele Ausdrücke mehr oder wenig plötzlich und scheinbar unvermittelt erscheinen, sollen als plötzliche Expressionen jene bezeichnet werden, bei denen die Person auf einen ihr zuvor unbekannten Reiz mow. schreckhaft mit echten Ausdrücken reagiert. Vegetatives Erschrecken 841 zählt nicht hierzu, folgende Expressionen fallen jedoch darunter:

Unnachgiebige Ausdrücke

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Auch der Begriff der unnachgiebigen Ausdrücke wird in der KEA neu eingeführt. Er berücksichtigt den Umstand, dass manche Expressionen mit einer Tendenz einher gehen, den jeweiligen psychischen Hintergrund relativ unnachgiebig zu verfolgen. Dies trifft auf drei willenhafte und eine emotionale Expression zu.

Mit „Tendenz“ ist hier aber nicht die Motivation gemeint, mit der Personen ja immer nach der Veränderung eines Umgebungszustandes drängen. Dies ist allen Willensausdrücken gemeinsam. Vielmehr kommt es hier darauf an, dass der psychische Hintergrund von seiner Art her schon unnachgiebig ist.

     Zum Zweiten soll die Unnachgiebigkeit nicht so verstanden werden, dass die Personen unbedingte und kompromisslose Haltungen vertreten, denn die Tendenz wirkt lediglich auf eine Unnachgiebigkeit hin, aber sie muss nicht in jedem Fall konsequent durchgezogen werden, genau so wie sie auch nicht in jedem Falle erfolgreich für die Person ist und zur Erfüllung des Gewünschten führt.

     Zum Dritten darf die hier vorgestellte Gruppe nicht mit anderen unnachgiebigen Haltungen verwechselt werden, die im Zusammenhang mit allen anderen Ausdrücken auftreten können. Es kommt vielmehr auf das ausschließliche Vorliegen, nicht auf die Stärke der Unnachgiebigkeit an. Man kann bsw. erkennen, dass eigenwillige Personen immer im Grade ihrer Eigenwilligkeit unnachgiebig sind. Dies kann man beispielsweise von Personen mit anderen Willensausdrücken, wie etwa der unterdrückten Freude 0230 oder der Ungeduld 0235 nicht sagen. Wenn eine ungeduldige Person unnachgiebig ist - was nicht immer so sein muss - so gibt sie doch rasch nach, sobald sich die Situation positiv entwickelt. Bei den vier oben angeführten Expressionen ist das nicht so, denn sie sind immer unnachgiebig, so lange sie vorliegen. Die Unnachgiebigkeit ist hier nicht beigesellt, sondern zentraler Bestandteil des psychischen Hintergrunds.

Drei der vier unnachgiebigen Expressionen sind Willensausdrücke. Vom Willen ist allgemein bekannt, daß für seine Entstehung zwar meist eine Emotion verantwortlich ist, diese jedoch in jenem Moment, in dem die Willensmiene gezogen wird, nicht mehr unbedingt vorhanden sein muß. Man könnte sie als in eine Motivation umgewandelt beschreiben. Dies kann man sich leicht an sich selbst vergegenwärtigen: Wer beispielsweise zornig ist - etwa auf einen Anderen, der einem übel mitgespielt und Trauer oder seelischen Schmerz zugefügt hat - bleibt im Moment seines Zornes nicht traurig oder gekränkt, sondern willentlich erregt, motiviert. Die Qualität der psychischen Regung hat sich geändert und die Person ist von einer emotionalen auf eine willentliche Form umgestiegen. Hier mischt sich dann die psychische Komponente (oder der Zustand) bei, die im Sinne der Unnachgiebigkeit wirken. Es gibt jedoch auch die seelische Anspannung, die mit der Expression 001 ausgedrückt wird und die nicht willentlich ist. Aber auch ihr haftet etwas Unnachgiebiges an, das auf innere Zustände gerichtet sein kann, je nach dem, wo die Ursachen der Anspannung liegen. Während die seelische Anspannung 001 ein emotionaler Prozeß ist, entstammen Willensausdrücke einer höheren Verarbeitung. Man kann dies daran erkennen, dass sie mittelbarer als die meisten Emotionen sind. Im Tafelwerk werden die unnachgiebigen Expressionen einander gegenüber gestellt.

Fußnoten

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