Projekt Diskussion:Dresdner Glossar/Böhmen
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[Bearbeiten]Böhmen (tschechisch Čechy) ist der größte Landesteil Tschechiens. Böhmen erstreckt sich über die Landschaft südöstlich des Erzgebirges, im Westen begrenzt vom Oberpfälzer Wald (Český les) und dem Böhmerwald (Šumava), im Nordosten von den Sudeten und im Südosten von der Böhmisch-Mährische Höhe (Vysočina).
Nordböhmen
[Bearbeiten]Die Region Nordböhmen (Severní Čechy) schließt sich südlich und östlich an den Raum Dresden an, und gliedert sich in den Bezirk Ústí (Ústecký kraj) und den Bezirk Liberec (Liberecký kraj). Zum Teil wird auch der Bezirk Karlsbad (Karlovarský kraj) hinzugezählt.
Die Metropole Böhmens ist die tschechische Hauptstadt Prag. Weitere wichtige Städte in der Region Nordböhmen sind die Elbestädte Ústí nad Labem und Děčín.
Etymologie
[Bearbeiten]Böhmen bedeutet Boio-haemum, das Heim der Boier. Die Boier waren ein keltischer Volksstamm, welcher von der Latènezeit A im 4. Jahrhundert v. Chr. bis in das 1. Jahrhundert v. Chr. das heutige nach ihnen benannte Böhmen bewohnten. Dann wurden sie von den germanischen Markomannen verdrängt oder assimiliert. Aus den vertriebenen Boiern entstanden die Bajuwaren, die ‚Bewohner Böhmens‘, welche sich im benachbarten Bayern niederließen und wesentlich zur Gründung des Stammesherzogtums Bayerns beitrugen, das nach ihnen benannt wurde.
Chronologie
[Bearbeiten]1085
[Bearbeiten]Durch die Krönung von Vratislav II. entsteht in Reich der Deutschen neben dem deutschen König ein zweites Königtum. Hiermit erhält das slawische Böhmen eine Sonderstellung.
1105
[Bearbeiten]Nisan (Dresden) liegt als Lehen des böhmischen Herzogs Bořivoj II. im Bereich böhmischer Machtinteressen. Wiprecht von Groitzsch versucht als Vasall und Schwager Bořivojs II. im sächsischen Markengebiet einen Flächenstaat zu schaffen, der ausgehend vom Osterland auch den Gau Nisan und den Gau Milsca (um Budis(s)in = Bautzen) mit einbezieht (dieser Wiprechtsche Flächenstaat ist als erster Vorläufer des Landes [Ober]Sachsen zu betrachten). Die Ekkehardi chronica beschreibt ihn als einen "erlauchten und klugen Mann, der in den von den Sorben bewohnten Gebieten die Herrschaft inne hatte."[1] Im ursprünglich elbsorbisch besiedelten Gau Nisan fördert er (wie in seinem gesamten Herrschaftsgebiet) als erster Herrscher systematisch die Ansiedlung deutscher (zunächst fränkischer) Bauern. Damit ahmt er die Politik der böhmischen Herzöge nach, die bereits seit längerer Zeit zur Hebung der Wirtschaft ihres Landes die Ansiedlung von Deutschen in großem Stil förderten. Als Vasall und Schwager des böhmischen Herzogs ist Wiprecht wie dieser Parteigänger des Kaisers Heinrich IV. im Kampf gegen dessen aufständischen Sohn König Heinrich V.. So übernimmt er im Oktober im Erzgebirge den Kaiser nach dessen Flucht nach dem Treffen am Regen von Bořivoj II. und leitet Heinrich IV. nicht nur sicher durch sein sorbisches Herrschaftsgebiet, sondern sogar "zum Rhein bis nach Mainz".[2] Als der Kaiser allerdings zwei Monate später nicht nur militärisch, sondern vor allem auch kirchenpolitisch in eine ausweglose Lage geraten ist und sich von seinem Sohn auch noch in eine Falle locken läßt, nimmt Wiprecht nicht nur an der Grossen Fürstenversammlung vom 25. Dezember bis zum 27. Dezember in Mainz teil, sondern ist auch deren Gesandter an den Kaiser, der auf Burg Böckelheim gefangen gehalten wird. Als langjähriger Getreuer des Kaisers macht er diesem klar, "es gebe keine Aussicht, [s]ein Leben zu bewahren, wenn [er] nicht widerspruchslos sämtliche Reichsinsignien nach dem Willen und Geheiß der Fürsten auslieferte."[3] Es ist und bleibt singulär, daß ein Herrscher der Sorben für sämtliche deutsche Fürsten spricht. Durch diesen Bedeutungszuwachs entsendet König Heinrich V. Wiprecht von Groitzsch im Anschluß mit einer bischöflichen Delegation unter Erzbischof Bruno von Trier und Bischof Otto von Bamberg zu Papst Paschalis.
Anmerkungen
[Bearbeiten]- ↑ Ekkehardi chronica. Ausgew. Quellen zur deutsch. Gesch. d. MA, Bd. XV, Darmstadt 1972, S. 198 Zeilen 4 ff.
- ↑ RI III,2,3 n. 1524, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ea536b9a-6359-4a04-b63b-e1d6653f23b1 (Abgerufen am 28. Januar 2024).
- ↑ Epistolae Heinrici IV., in: Ausgew. Quellen zur deutsch. Gesch. d. MA Bd. XII, Darmstadt 1963, S. 128, Zeilen 10 ff.