Projekt Diskussion:Dresdner Glossar/Eido I.
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[Bearbeiten]Eido I. (* 955; † 20. Dezember 1015 in Leipzig) war von 992 bis 1015 Bischof von Meißen. Er gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Bistums Meißen der Frühzeit und war vor allem für seinen anspruchslosen Lebensstil bekannt.
Leben und Wirken
[Bearbeiten]Herkunft
[Bearbeiten]Eido war von edelfreier Herkunft und stammte vermutlich aus Colditz, wo er begraben werden wollte. Andere Autoren lassen ihn von den Grafen der damaligen Reichsburg Rochlitz abstammen, welche um 1000 Allodialbesitz des mächtigen Markgrafen Ekkehard I. von Meißen wurde. Eidos Familie wäre demnach in das von ihr schon länger beherrschte benachbarte Colditz ausgewichen. Auf Grund seiner Abstammung war es ihm möglich, die damals neugeschaffene renommierte Schule des Klosters Berge in Magdeburg-Buckau zu besuchen. Einer seiner Mitschüler war Hugbert, den Eido später mit nach Meißen nahm. Anschließend gehörte er dem Domkapitel in Magdeburg an. So lernte er den zwanzig Jahre jüngeren Thietmar von Merseburg kennen, welcher 987 von Graf Siegfried im Kloster Berge untergebracht und am 1. November 990 in die Magdeburger Domschule aufgenommen wurde. Thietmar bezeichnete Eido als einen gerechten, aber sehr einfachen Mann.[1]
Bischof von Meißen
[Bearbeiten]Am 23. August 992 starb Bischof Volkold von Meißen.[2] Der tätkräftige Erzbischof Giselher von Magdeburg empfahl Eido auf Grund dessen hervorragender Frömmigkeit und dessen slawischer Sprachkenntnisse Otto III. und weihte ihn nach der Ernennung zum neuen Bischof von Meißen. Eido erschien Giselher als Garant für die Durchsetzung seiner Kirchenpolitik, durch welche er selbst den Papst und Otto II. überzeugt hatte, sein ehemaliges Bistum Merseburg aufzulösen.
Eido befand sich auch in jener Versammlung sächsischer Großer am 25. Juli 1002, bei welcher Herzog Bernhard die heilige Lanze an den ehemaligen Bayernherzog und nun römisch-deutschen König Heinrich II. übergab und diesen damit in die Herrschaft einwies.[3] Durch diese Königsnähe konnte Eido nach 1004 auch erfolgreich eine Rückgabe der unter seinem Vorgänger dem Meißner Bistum zugeschlagenen Teile des Bistums Merseburg verhindern.[4]
Eido beteiligte sich führend an der Missionierung der Sorben und erhielt dafür von Otto III. und König Heinrich II. viele Besitztümer, durch die sich der Einfluss des Bistums Meißen gegenüber den Markgrafen, also zunächst Ekkehard I. und Gunzelin, erheblich vergrößerte. Vermutlich bereits 1007 kam die Gegend um Bischofswerda in bischöflichen Besitz.[5] In Eidos Zeit wurde zudem eine große Zahl Kirchen gegründet, beispielsweise in Bautzen.[6]
Am 22. Juni 1012 weihte Eido den neugewählten Erzbischof Waltard von Magdeburg[7].
Im Konflikt zwischen Kaiser Heinrich II. und dem polnischen Herzog Bolesław I Chrobry versuchte Eido vergeblich zu vermitteln. Bolesław I Chrobry verweigerte dem Kaiser hartnäckig die Herausgabe seiner verwirkten Reichslehen in der Lausitz[8]. Am 8. Juli 1015 sammelte der Kaiser in Sclanisvordi das Heer zum Polenfeldzug[9], fiel in die Mark Lausitz ein und ging am 3. August 1015 bei Krossen über die Oder. Eido begleitete ihn als Feldbischof wie schon so oft in den Polenkriegen, sorgte für die Verwundeten und Sterbenden und die Bestattung der Gefallenen.[10] Bolesław I Chrobry verhinderte allerdings die Vereinigung des kaiserlichen Heeres mit dem Heer des Sachsenherzogs Bernhard II., dem Heer des Markgrafen Heinrich I. von Österreich und dem Heer des Herzogs Udalrich von Böhmen, so dass sich der Kaiser in den Gau Diedesisi (um Glogau) zurückziehen und an einem ungünstigen Ort lagern musste.[11] Am 1. September 1015 setzte das Heer den Rückmarsch durch sumpfiges Gelände fort, wobei die Nachhut unter der Führung des Erzbischofs Gero von Magdeburg, des Markgrafen Gero II. und des Pfalzgrafen Burchard in einen polnischen Hinterhalt geriet und aufgerieben wurde. Markgraf Gero II., Graf Folkmar und zweihundert Ritter fielen, die anderen wurden fast alle gefangen. Lediglich Erzbischof Gero und der verwundete Pfalzgraf konnten mit Mühe entkommen und dem Kaiser die Niederlage melden. Zunächst wollte dieser zur Mitnahme der Toten umkehren, sandte dann aber auf allgemeinen Rat hin Bischof Eido zurück auf den Kampfplatz, um die Gefallenen zu bestatten und um die Herausgabe der Leiche des Markgrafen zu bitten. Ehrfürchtig selbst durch die Polen behandelt, gelangte Eido durch die Heerhaufen zu Bolesław I Chrobry, welcher sogar seine Krieger für die Bestattung der Gefallenen zur Verfügung stellte[12]. Erst in Strehla an der Elbe entließ der Kaiser den Markgrafen Hermann von Meißen mit dem Auftrag, die Burg Meißen gegen die nachrückenden Polen zu verteidigen, und floh weiter in das sichere Merseburg.[13] Anfang Dezember 1015 ließ Bolesław I Chrobry Bischof Eido mit allen erbetenen Leichen und reich beschenkt heimkehren.[14]. Eido sah unterwegs die vielen gebrandschatzten Dörfer und schließlich die Trümmer der Ansiedlung unterhalb der Burg Meißen. Die Toten übergab er dem Markgrafen Hermann. Ein Ende des Krieges war nicht absehbar. Auf einer Reise zum deutschen Kaiser, um diesem zu berichten, verstarb Eido nach kurzer, schwerer Krankheit in der Burg Leipzig, in der er eine Rast einlegen wollte. Bischof Hildeward von Zeitz, der über die schwere Krankheit informiert wurde, begab sich auf dem kürzesten Weg nach Leipzig, fand Eido aber nicht mehr lebend vor. Die Nachricht von seinem Tod am 20. Dezember 1015 ist die urkundliche Ersterwähnung Leipzigs. Hildeward veranlasste die Überführung von Eidos Leichnams nach Meißen und bestattete seinen Amtskollegen dort. Eilward folgte Eido im Amt.
Beisetzung
[Bearbeiten]Entgegen seinem erklärten Willen wurde Eido auf Befehl von Hermann I. in Meißen und nicht in Colditz bestattet, weil man sich von den Reliquien des als heilig angesehenen Mannes einen ganz besonderen Schutz für die Burg versprach. Ein solcher Schutz wurde für die bereits mehrfach eroberte Burg als dringend notwendig erachtet. Eido hatte die Verwüstung und spätere Verödung von Meißen und des Meißner Domes befürchtet, einschließlich einer Schändung seines Leichnams. Er wollte lieber im Schutze des heiligen Magnus im heimatlichen Colditz wenigstens im Tode zu seinen Anverwandten zurückkehren. Dieses Ansinnen hatte er mehrfach und über Jahre als letzten Wunsch geäußert. In dieser Zeit des Ringens zwischen dem ostfränkisch-deutschen Reich sowie Polen und Böhmen um die Vorherrschaft in dieser Region mussten weite Gebiete der frühdeutschen Marken sogar aufgegeben werden. Meißen bildete 1015 den durch die Burg gesicherten östlichsten Vorposten an der Elbe. Die Meißner, welche Eido wie einen Heiligen verehrten, wollten ihn bei sich behalten. Markgraf Hermann hoffte, auf Eidos Fürbitte hin in diesen schweren Zeiten Gottes Beistand zu erlangen. Der Erhalt von Meißen in dieser schweren Zeit wurde dann auch auf diesen Beistand zurückgeführt. Eidos Gebeine sollen später anlässlich eines Umbaus des Meißner Domes in die wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtete Magnuskirche (heutiger LIDL-Parkplatz) außerhalb der Stadtmauer von Colditz übertragen worden sein.[15]
Heiligenverehrung
[Bearbeiten]Zu Eidos Zeit hatte sich noch kein geregeltes Verfahren zur Heiligsprechung etabliert, so dass er in einschlägigen Lexika als Namenspatron für den 20. Dezember und auch als Hl. Eido für sein "heiligmäßiges Leben" genannt wird.[16] Das Bistum Dresden-Meißen beging seinen 1000. Todestag am 4. Adventssonntag 2015 mit einer Kapitelmesse in der Dresdner Hofkirche.[17]
Quellen
[Bearbeiten]- Friedrich Wilhelm Ebelin: Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts. Verlag Otto Wiegand, Leipzig 1858, 2. Bd., S. 223
- Schlesinger, Walter, "Eid" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 388
- Karl-Hermann Kandler: Personen zur sächsischen Kirchengeschichte: Bischof Eid von Meißen
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Thietmar c. IV
- ↑ Necrol. Merseb. 239.
- ↑ RI II,4 n. 1493c, in: Regesta Imperii Online, http://www.regesta-imperii.de/id/1002-07-25_1_0_2_4_1_67_1493c und RI II,4 n. 1493b, in: Regesta Imperii Online, http://www.regesta-imperii.de/id/1002-07-24_1_0_2_4_1_66_1493b (Abgerufen am 17. November 2019).
- ↑ Eintrag bei manfred-hiebl.de
- ↑ Uwe Fiedler: Die deutsche Ostsiedlung zwischen Elbe und Spree: Bischofswerda, Trebista und die Wesenitz. 1. Mai 2017
- ↑ Bautzen auf land-sachsen.de
- ↑ Thietmar VI, 68.
- ↑ Ann. Quedl. 1015, SS 3, 83
- ↑ wahrscheinlich die Wüstung Schlenzfurt (links der Elbe zwischen Riesa und Wittenberg); Thietmar VII, 18 (12).
- ↑ Thietmar VII, 18 (12).
- ↑ Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 83).
- ↑ Necrol. Merseburg. zum 1. September; Thietmar VII, 20 (12) ff; Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 83).
- ↑ Thietmar VII, 23 (15).
- ↑ N. Laus. Mag. 30, 46; Matthias Hardt, Thomas Westphalen: Wie reiste Bischof Eid 1015 von Ost nach West? In: Volker Rodekamp, Regina Smolnik (Hrsg.): 1015. Leipzig von Anfang an: Begleitband zur Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig 20. Mai - 25. Oktober 2015 (=Veröffentlichung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig) Leipzig 2015, S 22f
- ↑ dieser Überlieferung ist insbesondere der evangelische Theologe Leo Bönhoff (1872-1943) entgegengetreten
- ↑ Namenstage auf www.heilige.de
- ↑ Bischof Eido: 1000. Todestag am 4. Advent
Weblinks
[Bearbeiten]- Wikipedia: Dresdner Glossar/Eido I. – Artikel in der Wikipedia
Kategorie:Mann Kategorie:Bischof Kategorie:Ostsiedlung Kategorie:Leipzig Methodios (Diskussion) 13:40, 13. Nov. 2024 (CET)