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Projekt Diskussion:Dresdner Glossar/Gregor von Bresnice

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Letzter Kommentar: vor 7 Monaten von Methodios in Abschnitt Original

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Gregor von Bresnice (* 860 oder 861 in Glomaci; † 15. Juni 929 in Bresnice) war ein sorbisch-orthodoxer Priester und Märtyrer. "Das Leben des Gregor" (auch: "Vita des Gregor"), das sich in drei Fassungen erhalten hat, beschreibt seinen Werdegang. Auch in der sorbisch-orthodoxen Hagiographie ist er enthalten. Sein Gedenktag ist der 15. Juni, der Tag seines Martyriums in der Marienkirche von Bresnice durch Truppen König Heinrichs I. (des Voglers). Mit ihm starben siebzehn Gefolgsleute, die versucht hatten, ihren Priester noch in Sicherheit zu bringen.

Das Kirchenasyl griff nicht. Noch nicht einmal dem (Halb)Bruder von Otto I. dem Großen (damals noch König), Thankmar, nutzte seine Flucht an den Altar der Kirche der Eresburg etwas. Der Sohn von König Heinrich dem Vogler und Hatheburg von Merseburg wurde dort am 28. Juli 938 von Gefolgsleuten Königs Ottos des Großen, Thiatbold und Maincia, erschlagen.

Während Thankmar in wilder Raserei starb, nahm Gregor sein Martyrium gottergeben auf sich.

Am gleichen Tag erlitt auch die heilige Aquilina von Nisan das Martyrium (in orthodoxer Schreibweise: "sie erlangte die Krone des Martyriums").

Kategorie:Orthodoxe Kirche

Methodios (Diskussion) 14:15, 24. Mär. 2024 (CET)Beantworten



Gregor von Bresnice (* 860 oder 861 in Glomaci; † 15. Juni 929 mit 68 Jahren in Bresnice) war ein sorbisch-orthodoxer Priester und Märtyrer. "Das Leben des Gregor" (auch: "Vita des Gregor"), das sich in drei Fassungen erhalten hat, beschreibt seinen Werdegang. Auch in der sorbisch-orthodoxen Hagiographie ist er enthalten.

Bis 885: Ausbildung an der Mährischen Akademie und Diakon

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Gregor erhielt sein Ausbildung an der Mährischen Akademie in deren Schlußphase (bis zu deren gewaltsame Auflösung durch die Lateiner im Jahr 885).

Er flüchtete danach wieder in seine Heimat zu den Elbsorben, um nicht aufgegriffen und womöglich versklavt zu werden und fand im Glomaci (Daleminzien) benachbarten Nisan an der Kirche der Gottesgebärerin in Bresnice eine Möglichkeit, als Diakon zu wirken.

In Folge des Verbots und der Auflösung der kirchenslawischen Akademie im Großmährischen Reich (vermutlich auf der Burg Devín bei Bratislava) wurden auf Anstiftung der Lateiner mindestens 200 kirchenslawische Altar-Diener (Priester und Diakone) versklavt oder gar getötet, mindestens aber vertrieben. Die Zahl der getöteten, versklavten und vertriebenen Gemeindeglieder wird auf mindestens 20.000 geschätzt. Schon sieben oder acht Jahre später (im Zusammenhang mit dem Feldzug des Ostfrankenreichs gegen die Mährer im Juli 892) wurde der Lateiner Wiching der Slawentöter von der slawischen Gegenreaktion im Großmährischen Reich vertrieben und mußte zum Ostfrankenkönig Arnolf (auch Arnulf) von Kärnten flüchten, der den geschäftigen notorischen Intriganten wegen dessen Verdienste für die Römisch-katholische Kirche gleich als Reichskanzler verwendete. Wahrscheinlich handelte Wiching auch im Auftrag Arnolfs, der eine römisch-katholische Kirchenorganisation als Voraussetzung für die Expansion seines Reiches nach Osten betrachtete. Im Frühmittelalter war das Ziel der Slawenmission nicht alleine ein kirchlicher Vorgang. Es bestand immer ein enger Zusammenhang zwischen der Bekehrung und der Festigung von Herrschaft. Die Macht der Fürsten beruhte wesentlich auf dem Gottesgnadentum, und die Römisch-katholische Kirche erhielt ihren Handlungsspielraum durch die Unterstützung der Fürsten. Während im Altsiedelland die Gebiete und Pfründe längst verteilt waren, bot sich in den noch jungfräulichen slawischen Landen die Möglichkeit nahezu grenzenloser Bereicherung. König Arnulf von Kärnten gründete seine Macht in dem riesigen Landraub vor allem auf Kosten der Karantanier, einem slawischen Volk südöstlich des Königreichs Bayern. Er wurde auf Grundlage dieser Machtbasis im Jahr 896 sogar zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt, war aber immer noch auf weiteren Macht- und Gebietszuwachs aus - vor allem in weiteren benachbarten slawischen Ländern. 895 unterwarfen sich ihm die Böhmen mit den böhmischen Niederlanden Nisan (der Elbtalkessel um Dresden), 897 auch noch die Sorben. Er wollte aber auch noch den Rest des Großmährischen Reiches schlucken, was er aber nicht mehr erlebte. Während das Land Kärnten noch an das ausgerottete slawische Volk erinnert, wurde dieses damals seiner Existenzgrundlagen beraubt. An die elbsorbischen Nisaner und Daleminzier im Raum Dresden-Meißen erinnert noch nicht einmal mehr der Name. Als Daleminzier werden werden eher die Dalmatier verstanden, weil bereits die frühesten deutschen Quellen die sich selbst bezeichnenden Glomaci als Daleminzier bezeichneten.

Gregor wurde noch kurz vor seiner Flucht zum Diakon geweiht, um in seiner Heimat bei den Elbsorben dienen zu können. Er half dann ab 885 / 886 dem Priester und späteren Märtyrer Gorazd von Bresnice in der Gemeindearbeit.

Versklavung 898

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Beim Martyrium von Stefan dem Jüngeren (Szupan von Bresnice und Förderer der Sorbisch-orthodoxen Kirche) durch Militär des Salzburger Erzbischofs[1] Wiching dem Slawentöter sowie des Priesters Gorazd von Bresnice und seinen sieben Gefährten[2] im Jahr 898 wurde der Diakon Gregor von Bresnice mit etwa 40 weiteren Gemeindegliedern versklavt.

Gorazd wurde über Salzburg (wo er die öffentliche Hinrichtung der "Ketzer" miterleben mußte) nach Venedig geschleppt, dort aber durch Agenten des byzantinischen Kaisers aufgekauft und zum kirchenslawischen Altar-Dienst an der Adriaküste eingesetzt[3] Er hatte sein Leben nur dadurch retten können, indem er sein kirchenslawisches Wissen und erst recht seine Weihe zum kirchenslawischen Diakon gegenüber den Lateinern verheimlicht hatte. Dazu hatte ihn sein Priester Gorazd dringend geraten.

Diakon an der dalmatinischen Adriaküste und Priesterweihe um 900

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Gregor wurde an verschiedenen Küstenorten an der dalmatinischen als Diakon eingesetzt. Hier wurde er aufgrund seiner Lebenserfahrung und seiner fachlichen wie sprachlichen Fähigkeiten bereits um 900 zum Priester geweiht, was seinen Wirkungskreis noch erhöhte. Die slawischen Sprachen unterschieden sich seinerzeit noch nicht wesentlich.

Gregor reiste 901 auch nach Konstantinopel und unternahm eine Pilgerreise in das Heilige Land und Ägypten (insbesondere zu den Mönchsklöstern).

16. September 902: Tod des Richard von Passau und Heimkehr nach Nisan

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Nach dem Tod des "Sorbenschlächters" Richard von Passau am 16. September 902 kehrte Gregor nach Nisan zurück und übernahm die priesterliche Versorgung der verwaisten Rumpfgemeinde. Gregor führt auch die neue altsorbische Zeitrechnung der "Ära der Märtyrer" ab der Einsetzung von Wiching dem Slawentöter ein. Eine Anregung dazu hatte er aus dem koptischen Ägypten mitgebracht (vgl. Koptischer Kalender, der mit der Diokletianischen Ära = "aera Diocletiani" oder "aera martyrum" im Jahr 284 beginnt).

15. Juli 929: Martyrium durch Truppen Heinrich I.

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Sein Gedenktag ist der 15. Juni, der Tag seines Martyriums in der Marienkirche von Bresnice durch Truppen König Heinrichs I. (des Voglers). Mit ihm starben siebzehn Gefolgsleute, die versucht hatten, ihren Priester noch in Sicherheit zu bringen. Etwa einen Monat zuvor hatten die Truppen Heinrich des Voglers die Hauptburg Gana der Glomaci (Daleminzier) belagert und erobert und dabei sämtliche Erwachsenen niedergemacht (die vor allem römisch-katholische Rezeption, daß er Frauen und Kinder verschont hätte, ist ein Märchen der deutschen Nationalgeburt im 19. Jahrhundert und widerspricht den zeitgenössischen Quellen). Lediglich die in die Sklaverei verkaufsfähigen Minderjährigen blieben am Leben.

Das Kirchenasyl griff in Bresnice nicht - auch weil die kirchenslawische Gemeinde als "gottverdammte Ketzer" angesehen wurden.

Noch nicht einmal dem (Halb)Bruder von Otto I. dem Großen (damals noch König), Thankmar, nutzte seine Flucht an den Altar der Kirche der Eresburg etwas. Der Sohn von König Heinrich dem Vogler und Hatheburg von Merseburg wurde dort am 28. Juli 938 von Gefolgsleuten Königs Ottos des Großen, Thiatbold und Maincia, erschlagen.

Während Thankmar in wilder Raserei starb, nahm Gregor sein Martyrium gottergeben auf sich.

Am gleichen Tag erlitt auch die heilige Aquilina von Nisan das Martyrium (in orthodoxer Schreibweise: "sie erlangte die Krone des Martyriums").

Anmerkungen

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  1. Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Stefan dem Jüngeren.
  2. Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Gorazd von Bresnice.
  3. "Vita des Gregor".


Kategorie:Briesnitz Kategorie:Orthodoxe Kirche Kategorie:Nisaner