Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/Gestaltung von Nähe in der Heimerziehung aus Sicht der Kinder
Sensibilisierung für Adultismus in Wissenschaft und Forschung[Bearbeiten]Projektbeschreibung[Bearbeiten]Die UN-Kinderrechtskonvention ist das wichtigste internationale Menschenrechtsinstrumentarium für Kinder und soll für den Schutz und die Rechte von Kindern stehen. In Artikel 12 werden das Mitspracherecht sowie das rechtliche Gehör behandelt: „Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife“.[1] Auch für eine Forschung, Wissenschaft oder auch Handlungspraxis, die sich jenen Rechten verschreibt wie bspw. die Soziale Arbeit oder andere Wissenschaftszweige, ist eine reflexive Annäherung an eine adultismuskritische Sensibilität – also ein Bewusstsein für Hierarchien die generationale Ordnung betreffend – und in diesem Rahmen kinderrechtsbasierte Forschungsmethoden sowie zugehöriger ethischer Prinzipien von Relevanz.[2] Findet Forschung über Kinder statt, ist sie (je nach Erkenntnisinteresse) auch mit Kindern oder gar durch Kinder durchzuführen und kann Medium sein Sichtweisen von Kindern Gehör zu verschaffen. Innerhalb meines Projekts möchte ich für eine machtkritische Forschung plädieren. In der Forschungslandschaft haben Fragen nach Chancen und Grenzen von Forschung, die sich an Kindern orientiert, in den letzten Jahren Aufmerksamkeit bekommen, sind aber bei weitem noch nicht etabliert.[3] Unter dem Label neue Kindheitsforschung wird explizit nach der Sichtweise von Kindern geforscht. Kinder können Teilnehmende sein, die ihre Meinung äußern oder Forschende, die erheben, sie sind im Forschungsprozess aktiv Handelnde, (Mit-) Gestaltende, Co-Forschende, Datenerhebende/-auswertende – kurzum: manchmal mehr und manchmal nur partiell Mitwirkende. Im Rahmen meines Projekts werde ich auf die Möglichkeiten des Beteiligungsgrades von Kindern innerhalb von Forschungsprozessen aufmerksam machen und so einen Beitrag zu den Prinzipien von Open Science und Knowledge Equity leisten. Projektplan[Bearbeiten]
Projektfortschritt[Bearbeiten]
Im Rahmen des Programmauftakts und des Kennenlernens der anderen Projekte sowie meiner Mentorin und weiterer Fellows, kam ich in Absprache mit meiner Mentorin zu dem Entschluss meinen Projektschwerpunkt von der ursprünglichen Planung abweichend allgemeiner und zugleich für die Zielgruppe meiner Themen fokussierter aufzubauen. Demnach änderte ich den ursprünglichen Projekttitel "Gestaltung von Nähe in der Heimerziehung aus Sicht der Kinder. Beschreibungen zum Erleben von Intimität und Nähebeziehungen aus der stationären Kinder- und Jugendhilfe". Ziel innerhalb des neu gesetzten Schwerpunktes meines Projekts ist es nun grundsätzlich für Themen adultismuskritischer Forschungspraxen und kinderrechtsbasierter Forschungsmethoden zu sensibilisieren. Im Konkreten bedeutet dies, dass ich für forschungspraktische und forschungsethische Aspekte des Forschens über, mit und von Kindern hinweisen möchte und so auf Machtaspekte innerhalb der bisweilen häufig gängigen Forschungspraxen in der Kindheitsforschung aufmerksam machen möchte. Der neue Projekttitel lautet "Sensibilisierung für Adultismus in Wissenschaft und Forschung". Innerhalb des neu gesetzten Projektschwerpunktes, werde ich auch Datenmaterialien und Themenbereiche aus dem ursprünglichen Projekt einbinden können (bspw. kinderrechtsbasierte ethnografische Forschungsmethoden zur Rückkopplung von Datenmaterial mit Kindern und Jugendlichen). Die Neuorientierung meines Projektes bedingt auch eine neue Orientierungsphase zu Beginn des Fellow-Programms von meiner Seite, die sich in den November hineinzieht.
Aufgrund der Neuorientierung meines Projekts im Rahmen des Fellow-Programms Freies Wissen beschloss ich im ersten Drittel des Förderzeitraumes zunächst in kleinen Schritten Aufmerksamkeitsfokussierungen für meine Themen vorzunehmen. Dies bedeutet im Rahmen meines Projektes folgendes:
Nach der anfänglichen Neuorientierung in meinem Projekt, bietet mir das Jahresende die Möglichkeit einer inhaltlichen Vertiefung meiner Projektziele der Dissemination von Wissen über Adultismus in Wissenschaft und Forschung. Meine Ziele und Tätigkeiten für den Monat Dezember lassen sich wie folgt zusammentragen:
Das zweite Drittel des Fellow-Programms Freies Wissen startet mit der Erfüllung eines ersten größeren Meilensteins meines Projekts und der weiterführenden Planung ambitionierter, jedoch gut umzusetzender weiterer Ziele für die beiden verbleibenden Drittel des Zeitraums sowie wünschenswerterweise der Entwicklung nachhaltiger Ziele auch über den Projektzeitraum hinaus.
Der Projektmonat Februar steht in erster Linie dem kommunikativen Miteinander im Kreis des Fellow Programms Freies Wissen zur Verfügung. So dienen ein Treffen zwischen mir, Fellow Felicitas Kruschik und Mentorin Isabel Steinhardt zu Beginn des Monats sowie zum Ende des Monats und die dazwischen stattfindende Winter School des Fellow Programms Freies Wissen, dem vertiefenden Austausch und der weiteren Planung der Vernetzung und Verknüpfung von Ergebnissen im Kreis der Aktiven in der Programmkohorte. Die Strukturierung und Organisation eines gemeinsamen Papers meiner Mentorin, eines weiteren Fellows und mir sind grundlegend für den Projektfortschritt im Februar. Die Winter School dient ebenfalls dem vernetzen und dem Kompetenzaufbau bzgl. möglicher Publikations- und Disseminationsmöglichkeiten und ganz im Zeichen von Open Science.
Für das geplante Erscheinen eines Blogbeitrags Adultismus in Forschung reflektieren: Denkanstöße für ethische Grundsätze in der neuen Kindheitsforschung gemeinsam mit meiner Mitpromovendin Rita Richter Nunes steht der Monat März ganz im Zeichen der stillen Schreibtischarbeit, Recherche, Schreiben, Korrigieren, Überarbeiten etc.
Eine theoretische Annäherung an die Begrifflichkeit der WissensUNgerechtigkeit wird innerhalb eines Papiers mit dem Arbeitstitel Begriffslandschaft von WissensUNgerechtigkeit im Kontext qualitativer Sozialforschung Eine theoretische Annäherung von meiner Mentorin Isabel Steinhardt, meiner Mentee Felicitas Kruschik und mir erarbeitet und soll die Schnittstelle von den beiden Projekten von uns als Fellows darlegen. Ein Erscheinen wird für den Sommer 2021 anvisiert.
Am 19. Mai 2021 ist der von meiner Mit-Promovendin Rita Richter Nunes und mir verfasste Blogbeitrag Adultismus in Forschung reflektieren. Denkanstöße für ethische Grundsätze in der neuen Kindheitsforschung erschienen. Somit konnte ich nicht nur einen weiteren Adultismus behandelnden Beitrag veröffentlichen, sondern gleichzeitig gemeinsam mit einer Kollegin aus meiner Wissenschaftscommunity an den Themen Open Science und Knowledge Equity arbeiten. Das Blog meiner Mentorin Dr. Isabel Steinhardt Sozialwissenschaftliche Methodenberatung. Blog mit Beiträgen zu qualitativen sozialwissenschaftlichen Methoden dient hierfür als Plattform und zielgruppenspezifische Disseminationsmöglichkeit (forschungsinteressierte Studierende, Nachwuchswissenschaftler*innen, Forscher*innen etc.). Dies gilt als weiterer Schritt innerhalb meines Projekts "Sensibilisierung für Adultismus in Wissenschaft und Forschung" und die Behandlung der Themen adultismuskritische Forschungspraxen und kinderrechtsbasierte Forschungsmethoden.
Ursprünglicher Projekttitel: Gestaltung von Nähe in der Heimerziehung aus Sicht der Kinder. Beschreibungen zum Erleben von Intimität und Nähebeziehungen aus der stationären Kinder- und Jugendhilfe[Bearbeiten]Ursprüngliche Projektbeschreibung[Bearbeiten]In der sozialpädagogischen Praxis der stationären Kinder- und Jugendhilfe ist, vor allem vor dem Hintergrund des Bekanntwerdens von sexualisierter Gewalt gegen Kinder in Institutionen, relevant zu untersuchen, wie Intimität und Nähe in Einrichtungen durch Fachkräfte und Kinder gestaltet werden.[4][5] Häufig ist der diagnostische und problemzentrierte Blick von Sozialarbeitenden auf Kinder maßgeblich beeinflussend innerhalb der Beziehungsgestaltung. Oftmals werden die Kinder in den Erziehungshilfen entweder als ‘auffällig distanzlos‘ oder ‘beziehungsunfähig‘ beschrieben. Vor allem in der Heimerziehung gibt es immerzu Tendenzen „auffällige Kinder und Jugendliche zu pathologisieren“.[6] Zurückgeführt auf familiengeschichtliche Deutungen und mutmaßliche Traumata, ist die Ausgestaltung der Beziehungen seitens der Fachkräfte durch objektivierende Vorannahmen definiert. Die Bedürfnisse der Kinder als Individuen und deren Wünsche zur Beziehungsgestaltung werden gering berücksichtigt. Dabei ist bisweilen davon auszugehen, dass in familienersetzenden Systemen Anerkennung und Wertschätzung von Kindern in ihrer situativen Subjekthaftigkeit seitens der Fachkräfte wichtig ist.[7] Wie Anerkennung, Wertschätzung und Beziehung förderlich gestaltet werden könnten, sollte maßgeblich vom Gegenüber – den Kindern – definiert sein und nicht nur von Fachkräften, denn Kinder sind aktiv gestaltende Akteur*innen im Wohngruppenalltag und in Beziehungen. Durch den Stereotyp des ‘Heimkindes‘[8] und eine damit verbundene paternalistische, adultistische Haltung respektive Adultismus in vielen Institutionen, bleibt die Perspektive der Kinder ungehört. Mein Promotionsvorhaben „Gestaltung von Nähe in der Heimerziehung aus Sicht der Kinder – Beschreibungen zum Erleben von Intimität und Nähebeziehungen aus der stationären Kinder- und Jugendhilfe“ fokussiert das in der Praxis der Sozialen Arbeit vernachlässigte sinnliche Erleben von emotionaler wie körperlicher Nähe und Intimität von Kindern in der Heimerziehung sowie ihre Wünsche bzgl. der Gestaltung von Nähe. Im Mittelpunkt des Vorhabens steht das Wissen und Erleben der Kinder gemeinsam mit ihnen zu erfassen und auszuwerten. Zentral ist für mich das Recht der Kinder zu sprechen, angehört und als Subjekt wahrgenommen zu werden, um Heimerziehung entsprechend ihrer Bedürfnisse zu verbessern und die Position der Kinder zu stärken. Mittels eines ethnografisch[9] angelegten Rückkopplungsverfahrens werden die Kinder innerhalb meines Vorhabens in die Datenerhebung und -auswertung einbezogen. Somit sind nicht nur die produzierten Ergebnisse als Outcome meiner Promotion relevant, sondern auch die Bemächtigungsprozesse für und Wissensproduktion durch die Kinder.
Review 1[Bearbeiten]Das vorgeschlagene Projekt thematisiert den Umgang von erwachsenen Bindungspersonen und Kindern/Jugendlichen im Heim. Dabei wird besonders die Einbeziehung der betreuten Kinder/Jugendliche als Expert*innen in die Forschung und Diskussion fokussiert. Das Vorhaben strebt die Erarbeitung verschiedener Publikationen an. Mir erscheint das vorgeschlagene Projekt wenig von der damit verknüpften Doktorarbeit abgegrenzt zu sein. Es ist fraglich, ob die Publikationen in der relativ kurzen Dauer des Fellowships wegen der doch oft langwierigen Publikationsprozesse abgeschlossen werden können. Erfreulich wäre, wenn der fehlende und laut Projektskizze relevante Wikipedia-Artikel zu „Adultismus“ unabhängig von der Förderung durch das Fellowship verfasst und publiziert werden könnte. Review 2[Bearbeiten]Partizipative Forschungsansätze zu Wissen von Kindern wie diese sind rar gesäht. Meist sind Kinder –u.a. aufgrund von Adultismus – Untersuchungsobjekt statt Subjekt. Deren eigene Perspektiven in Forschung zu berücksichtigen, entspricht den Zielen Diversität und Knowledge Equity. Was die Umsetzung von Open Science angeht, enthält das Projekt bislang hauptsächlich Open Acces und kaum andere Ansätze. Dies mag aber dem geschuldet sein, dass andere Aspekte in qualitativer Forschung und Sozialer Arbeit bislang wenig bekannt sind. Sicher könnten das Projekt im Verlauf der Qualifikationsworkshops mit entsprechender Betreuung um andere Aspekte erweitert werden. Autor/in[Bearbeiten]
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