Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/Therapie neuropsychologischer Risikofaktoren für Gewalttaten bei schizophreniekranken Männern.
Therapie neuropsychologischer Risikofaktoren für Gewalttaten bei schizophreniekranken Männern. Projektbeschreibung[Bearbeiten]Hintergrund: In der Literatur ist der Zusammenhang zwischen erhöhtem Risiko für schwere Gewalttaten und Schizophrenie insbesondere bei Männern gut beschrieben, ebenso die Risikofaktoren hierfür, zu denen unter anderem neuropsychologische Defizite und Störungen zählen. In therapeutischen Angeboten findet diese Erkenntnis keine systematische Umsetzung. Therapeutische Angebote für Gewaltstraftäter mit Schizophrenie hält unter anderem der Maßregelvollzug (MRV; Synonym: forensische Psychiatrie) vor. Gewalttäter werden gemäß § 20 StGB im Strafverfahren für schuldunfähig erklärt, wenn zum Tatzeitpunkt die Einsichts- und Steuerungsfähigkeit krankheitsbedingt aufgehoben waren. Das Gericht ordnet die Maßregel der Unterbringung nach § 63 StGB (Unterbringung im MRV) an, wenn von dem Gewalttäter weiterhin eine krankheitsbedingte Gefährlichkeit ausgeht, die weitere erhebliche Straftaten erwarten lässt. Die Unterbringung Schuldunfähiger im MRV dient dem Schutz der Allgemeinheit und muss dem Untergebrachten die Möglichkeit bieten, seine Gefährlichkeit auf ein der Gesellschaft zumutbares Maß zu reduzieren Die verübten Straftaten haben regelmäßig schwerwiegende Auswirkungen für die Opfer. Es ist daher folgerichtig und geboten, Risikofaktoren zu identifizieren, die gezielt therapeutisch beeinflusst werden können zur wirksamen Prophylaxe schwerer Gewalttaten bei schizophreniekranken Männern. Eine Meta-Analyse publizierter Daten zu dieser Thematik kann nicht nur der wissenschaftlichen Forschung, sondern auch der Medienöffentlichkeit Details zu den relevanten Risikofaktoren verfügbar machen. Der Fokus wird auf neuropsychologische, krankheitsbezogene und soziodemografische Eigenschaften der Betroffenen gelegt. Neuropsychologische Defizite und Störungen stellen bekannte Risikofaktoren für gewalttätiges Verhalten dar die sich gezielt therapeutisch beeinflussen lassen, so dass Kompensation oder Behebung dieser Faktoren möglich ist. Dieser Ansatz ist jedoch in der forensischen Psychiatrie bisher nicht systematisch verbreitet. Krankheitsbezogene und soziodemografische Attribute geben ergänzend Einblicke in mögliche Ursachen und Zusammenhänge für neuropsychologische Risikofaktoren und ermöglichen eine differenziertes Risikomanagement. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse können Implikationen für Forschung und Praxis liefern hinsichtlich therapeutischer Angebote zur Bearbeitung der gefährlichkeitsinduzierenden Defizite und Problembereiche Schizophreniekranker um diese und potentielle Opfer vor krankheitsinduzierten Gewalttaten zu schützen. Beschreibung des Vorhabens: In der BRD sind ca. 3.000 schizophreniekranke Männer im MRV untergebracht. Eine systematische Übersicht über Risikofaktoren, die aus neuropsychologischen Defiziten und Störungen entstehen, die therapeutisch beeinflusst werden können, liegt für diese Zielgruppe bisher nicht umfassend vor. Neuropsychologische Defizite und Störungen können in den Bereichen Wachheit, Aufmerksamkeit, Sprache, Wahrnehmung, Gedächtnis und komplexe Handlungsabläufe auftreten. Bewiesen ist, dass bei Schizophrenieerkrankten in diesen Bereichen regelmäßig Defizite und Störungen auftreten, und dass sie durch Therapie kompensiert bzw. wiederhergestellt werden können. Dieser Therapieansatz gründet auf der neuronalen Plastizität: Synapsen, Nervenzellen und Hirnareale besitzen die Fähigkeit, sich nutzungsabhängig in Anatomie und Funktion zu verändern zur Optimierung laufender Prozesse. Im Maßregelvollzug ist dieser Therapieansatz bisher nicht systematisch zur Behandlung neuropsychologischer Risikofaktoren üblich. Daher sollen mittels einer systematischen Übersichtsarbeit mit metaanalytischen Auswertungen verbindende Parallelen bei Schizophreniekranken im MRV, die schwere Gewalttaten verübt haben, identifiziert werden im Hinblick auf Risikofaktoren resultierend aus neuropsychologischen Defiziten und Störungen. Ergänzend werden soziodemografische und medizinische Eigenschaften berücksichtigt. Schizophreniekranke Frauen werden exkludiert, da ihr Anteil im MRV zu gering ist für aussagefähige quantitative Ergebnisse und das Phänomen der Gewalt, das durch sie verübt wird, in der Literatur nicht präsent ist. Mittels der geplanten Übersichtsarbeit sollen die Risikofaktoren auf quantitativer Ebene identifiziert, bewertet und synthetisiert werden. Die Identifikation relevanter Studien erfolgt über gängige Datenbanken und Zitationen. Einbezogen wird internationale Literatur. Schizophrenie ist international dokumentiert anhand standardisierter Diagnosekriterien. Krankheitsinduzierte Gefährlichkeit im Rahmen von Schizophrenieerkrankungen und mit ihr verbundene Risikofaktoren sind international erwiesen. Die Auswahl relevanter Studien erfolgt anhand Prüfung aller recherchierten Arbeiten auf Ein- und Ausschlusskriterien. In die nähere Qualitätsbewertung werden zunächst quantitative Arbeiten einbezogen, die männliche Gewalttäter berücksichtigen mit der Hauptdiagnose Schizophrenie (ICD-10-Diagnosenschlüssel Code: F 20.0) und die Risikofaktoren aus dem Bereich neuropsychologischer Defizite und Störungen sowie krankheitsspezifische und soziodemografische Eigenschaften der Betroffenen einschließen. Interne Validität/Biasbewertung und externe Validität werden abhängig vom Studiendesign mit bewährten Instrumenten (z. B. Cochrane Risk of Bias Tool, ROBINS-I, Critical Appraisal Skill Program) überprüft. Limitierungen können Unterschiede in geltender Gesetzgebung der jeweiligen Länder und im forensisch-psychiatrischen Versorgungssystem sein, der Einbezug mehrerer Krankheitsbilder in einer Studie und unterschiedliche Definitionen von schwerer Gewalt. Die Datenanalyse erfolgt bei komplexen Fragestellungen und bei nicht-möglicher statistischer Synthese auf deskriptiver Ebene mittels Integration und Abstraktion der jeweiligen Daten. Auf statistischer Ebene erfolgt die Datenanalyse wenn möglich mittels Funnel Plot, statistischer Tests (Chi-Qudrat, I-Quadrat), Betrachtung der klinischen Homogenität und weiterer Subgruppenanlysen. Autor/in[Bearbeiten]
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