Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/Von der individuellen Feldforschung zur nachhaltigen Lehre durch Interaktion und Communityerfahrung/Abschlussbericht

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I. Infos zum eigenen Forschungsvorhaben[Bearbeiten]

A. Zusammenfassung und Ergebnisse[Bearbeiten]

Der Ausgangspunkt des Projektes ist eine Lehrveranstaltung zu “Kunst und Kultur im Himalaya”, die im Sommersemester 2020 am Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde der Universität Wien stattfindet und deren Inhalte nachhaltig auch für zukünftigen Unterricht frei zugänglich gemacht wird. Die Idee war und ist es, dass originäre Forschungs- und Bilddaten, die sowohl von Lehrenden als auch Studierenden zur Verfügung gestellt werden, so aufbereitet und verlinkt werden, dass die Plattform jederzeit beliebig erweitert werden kann und die Daten zum Selbststudium anregen.

Die Lehrveranstaltung wurde als Proseminar und nicht wie ursprünglich geplant als Vorlesung abgehalten, sodass sich für die Anforderungen an die Studierende neue Parameter ergaben. Die interaktiven Prozesse, die ursprünglich vor allem auf die Freiwilligkeit der Studierenden abzielten, sollten nun in Form einer Plattform für kollaboratives Arbeiten (z.B. gemeinsames Verfassen von Texten und Referaten, Diskussion von Forschungsfragen etc.) umgesetzt werden. Leider gab es heuer im Gegensatz zu früheren Lehrangeboten kaum Zuspruch zu der Lehrveranstaltung (sei es aufgrund der Anforderung, sei es aufgrund der Scheu vor bisher in dieser Disziplin im Unterricht kaum Verwendung findenden Neuen und offenen Medien, oder aufgrund der Covid-19 Pandemie). Das Konzept konnte daher in der noch im ursprünglichen Antrag bzw. im Zwischenbericht anvisierten Form nicht vollständig verwirklicht werden. Trotzdem wurden verschiedene Schritte gesetzt bzw. werden bis zum Ende des Unterrichtssemester noch finalisiert um die Plattform als Grundlage für zukünftige Lehrinitiativen aufzubauen.

Umsetzung bzw. Stand der individuelle Roadmap:

1. Auswahl der Lehrveranstaltungsmaterialien und Abklärung der Nutzungsrechte: abgeschlossen Verwendung der Daten unter Creative Commons Lizenzen großteils unter CC BY 4.0 CC BY-SA 4.0 Verwendung der Daten unter Berücksichtigung der CARE Prinzipien

2. Anreicherungen mit Metadaten: wird laufend (über Projektlaufzeit hinaus) erweitert

3. Technische Umsetzung: nach Evaluierung unterschiedlicher Ansätze und offener Plattformen fiel die Entscheidung zur Umsetzung in der Form einer Semantic MediaWiki. Der grundlegende Aufbau erfolgte in einer lokalen Testumgebung, die letztlich auf universitätseigenen Webspace gehostet und nach Freischaltung öffentlich unter https://nachhaltige-lehrwiki.univie.ac.at erreichbar sein wird. Ziel war es, abgesehen von den momentan verwendeten Medieninhalten für zukünftige Lehrveranstaltungen eine einfache Einbindung von Archivalien und Metadaten aus dem WHAV oder anderer Bildarchive über API-Schnittstellen zu ermöglichen. Die Verwendung der Semantic MediaWiki eigenen In- und Exportschnittstellen ermöglicht dies und stellt weiters eine einfache und offene Nachnutzung der erarbeiteten Daten und Metadaten sicher.

4. Freischaltung der Plattform: Entgegen der ursprünglichen Planung, wird in Absprache mit den Studierenden die Plattform mit Ende der Lehrveranstaltung und des SS2020 freigeschaltet.

B. Beitrag zu Offener Wissenschaft[Bearbeiten]

Das Projekt versteht sich als ein Beitrag zur Öffnung von forschungsgeleiteter Lehre und Nachhaltigung von Blended Learning. Die aus dem Projekt entstandene Plattform soll im Gegensatz zu bisherigen geschlossenen universitätsinternen Lernplattformen (wie z.B. Moodle an der Universität Wien) auch in Zukunft für die Lehre verwendet und kontinuierlich erweitert werden. Klar kommuniziert soll dabei werden, dass das in der Lehre eingesetzte Material und das vermittelte Wissen meist aus Forschungsaktivitäten der Lehrenden stammt, und so die Einheit und Güte von offener Lehre und Forschung gestärkt werden. Das im Rahmen des Projekts verwendete Bildmaterial befindet sich im Besitz des Western Himalaya Archive Vienna (WHAV), wo es bisher zwar öffentlich aber unter restriktivem Werknutzungsrechten für Forschende zur Verfügung gestellt wurde. Für die entsprechende Fachliteratur wird versucht auf Open Access Publikationen zurückzugreifen, was sich für die Fachbereichen Kunstgeschichte, Tibetologie, Anthropologie als durchaus nicht einfach erweist.


II. Zusammenarbeit mit Fellows sowie Mentorinnen und Mentoren[Bearbeiten]

A. Zusammenarbeit mit deiner Mentorin/deinem Mentor[Bearbeiten]

Ich habe vor allem beim Zwischentreffen in Kiel und per Email sehr wertvolle Hinweise von Tamara Heck bekommen und konnte einige ihrer Ideen und Anregungen in das Projekt einfließen lassen. Persönlich fällt es mir allerdings schwer, nicht abgeschlossene Projekte und Konzepte, die sich noch in progress befinden, mit anderen Personen zu diskutieren, so dass ein regelmäßiger Austausch nicht zustande kam, obwohl Tamara immer ihre Hilfe angeboten hatte.

B. Austausch mit anderen Fellows[Bearbeiten]

Der persönliche Austausch beim gemeinsames Treffen in Kiel ermöglichte mir einen direkten Erfahrungsaustausch, der die Projekte und Aktivitäten der Fellows klarer erkennbar und verständlich machte. Es war interessant, regelmäßig Informationen und News zu Veranstaltungen, Workshops etc. über die Freieswissen-Mailingliste zu erhalten, und inspirierend, die Blog-Einträge mehrerer Wikiversity-Fellows zu lesen. Die laufenden Projekte der derzeitigen Co-Fellows bieten jedoch wenig Gemeinsamkeiten mit meinem Projekt, so dass sonst kein direkter Austausch mit anderen Fellows erfolgte.


III. Kommunikation und Vernetzung[Bearbeiten]

Interessanterweise scheint der plötzliche Lockdown aufgrund der Covid-19 Beschränkungen, in dem doch der Großteil der Kommunikation digital funktionieren musste, auch eine gewisse Lähmung ausgelöst zu haben. Das inkludierte die Absage bzw. Verschiebung geplanter Treffen und Workshop, auch einige Initiativen in meinem näheren Arbeitsumfeld (siehe Zwischenbericht) wurden vorübergehend auf Eis gelegt.

A. Kommunikationsaktivitäten mit Bezug zum Fellow-Programm[Bearbeiten]

(siehe Zwischenbericht)

B. Weitergabe von Wissen[Bearbeiten]

(siehe Zwischenbericht)

C. Neue Kontakte Offene Wissenschaft[Bearbeiten]

(siehe Zwischenbericht)

D. Neue Kontakte oder Austauschmöglichkeiten mit Vertreterinnen oder Vertretern der Wikimedia-Communitys[Bearbeiten]

Leider nein.

E. Vernetzungsmöglichkeiten[Bearbeiten]

Obgleich ich die Aktivitäten der anderen Fellows (auch aus vergangenen Semesters) teilweise über deren Social Media Accounts verfolgen konnte, erscheint mir die Nutzung dieser Kommunikationstool zum wissenschaftlichen Austausch auch nach Ende des Fellowships als kein nutzenswerter Beitrag zur offenen Wissenschaft und für mich nicht praktikabel. Vernetzungsmöglichkeiten sehe ich aber im Einzelfall über gemeinsame Workshops oder Konferenzbeiträge zu ausgewählten Themen.


IV. Förderung von Open Science[Bearbeiten]

A. Sind im Rahmen des Fellow-Programms an deiner wissenschaftlichen Einrichtung (neue) Initiativen zu Offener Wissenschaft entstanden? Eigene Initiativen zu Offener Wissenschaft an deiner wissenschaftlichen Einrichtung anzustoßen?[Bearbeiten]

Die Covid-19 Pandemie hat geezeigt, wie wichtig es ist, auch außerhalb des gewohnten Umfelds Zugang zu Informationen, Daten und Medien zu haben. Gerade im Lehrbereich haben sich da für viele Lehrveranstaltungen große Probleme in der Beschaffung und zur Verfügungstellung der Daten ergeben. Dabei hat sich auch gezeigt, dass in vielen Fachbereichen nur wenige Publikation als Open Access oder E-Ressourcen veröffentlich wurden. Die Universität Wien hat regelmäßig Updates und Infos zu Home learning ausgeschickt und versucht, die technische Infrastruktur den Anforderungen anzupassen. Als Leitung eines Bildarchivs versuche ich verstärkt, die Öffnung von durch öffentliche Mitteln entstandenen Bildmaterial im Sinne von Open Access anzuregen. In Gesprächen mit Fachkolleginnen und Fachkollegen ist das aber ein heikles Thema, das den unsicheren und auch unübersichtlichen Bereich von Urheber- und Werknutzungsrecht und Verwendung von Geistigem Eigentum ankratzt und wohl noch länger Diskussionsbedarf liefern wird. Offene Daten verstärkt für die Lehre einzusetzen und auch die Studierenden in dieser Hinsicht zu sensibilisieren halte ich für einen wichtigen Schritt.

B. Lässt sich, auch durch deine Teilnahme am Fellow-Programm, in deinem Umfeld (Fachbereich etc.) ein gesteigertes Interesse an Offener Wissenschaft feststellen?[Bearbeiten]

Im Allgemeinen war in meinem Umfeld großes Interesse an dem Projekt bzw. dem Fellow Programm generell bemerkbar – aber auch der Umstand, dass nur wenige Personen sich bisher tiefergehend mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Open Access bei Publikation trifft mittlerweilen (notgedrungen) auf größeres Interesse, da das die Auflage vieler fördergebende Institutionen ist. Bei Bildmaterial ist das noch ein Desiderat.

C. Inwiefern war das Fellow-Programm nützlich für dich, um aktiv(er) Prinzipien Offener Wissenschaft in deiner Forschung anzuwenden? Welche persönlichen Erfolge konntest du erzielen oder auch nicht? Wie möchtest du daran langfristig anknüpfen?[Bearbeiten]

Gerade in der Abklärung der Nutzungsrechte des in unserem Archiv vorhandenen Bildmaterials hat sich eine Diskussion mit Kolleginnen und Kollegen ergeben. Oft muss erst Überzeugungsarbeit geleistet werden, den Sinn und Zweck von offener Wissenschaft zu erklären und den Forschenden die Angst zu nehmen, dass Daten mißbräuchlich verwendet werden. Es konnten erste Teilerfolge in dieser Hinsicht erzielt werden, wobei ich mit gutem Besipiel vorangehe und auch von mir produziertes Bildmaterial und meine Forschungsergebnisse zugänglich mache. Langfristig hoffe ich, mehr und mehr dieser Daten öffentlich und freien Lizenzen der Allgemeinheit zuführen zu können.


V. Mein persönliches Gesamtfazit[Bearbeiten]

A. Welches persönliche Fazit würdest du zu deiner Teilnahme am Fellow-Programm und der Beschäftigung mit Offener Wissenschaft ziehen?[Bearbeiten]

Obwohl sich für mich (aus verschiedenen Gründen) wenig Austausch mit den Co-Fellows und den Mentoren ergab, hat mir das Programm neue Möglichkeiten (und durch die anderen Projekte viele Varianten) gezeigt, Offene Wissenschaft und Open Access in meine Forschungskommunikation zu integrieren. Auch wenn es mir bisher schon ein Anliegen war, Forschungsergebnisse an fachfremde Personen zu vermitteln (durch Ausstellungen, öffentliche Vorträge, Kinderuni...), so wurde ich doch inspiriert, Daten langfristig und nachhaltig frei verfügbar zu machen. Für mich war das Projekt ein guter Startpunkt für weitere Initiativen. Nicht alles, was ich geplant hatte, konnte umgesetzt werden, vieles musste angepasst werden und der zeitliche Aufwand war größer als ursprünglich angenommen. Die Plattform ist längst nicht in der Form, in der ich hoffte, dass sie am Ende des Jahres sein würde, auch weil leider Aspekte wie das kollaborative Arbeiten mit und durch die Studierende weggefallen ist. Ich sehe aber großes Potenzial in der entstandenen Platform und dem Projekt und werde den stetigen Ausbau auch weiterhin verfolgen. Ich denke, dass die letzten Monate gezeigt haben, wie reif die Zeit für Offene Wissenschaft und Freies Wissen ist!

Zuletzt möchte ich noch sagen, dass ich dankbar für diese Erfahrung bin, an diesem Programms teilzunehmen. Geschätzt habe ich vor allem den informellen Austausch und den locker, kollegialen Umgang, das Engagement und die Begeisterung der Wikimedia-MitarbeiterInnen und aller Beteiligter. Das vermittelt das Gefühl, ein Teil einer größeren Community zu sein, die ein gemeinsames Ziel verfolgt und mit der man gerne Daten und Wissen teilt.