Benutzer:H.-P.Haack/Entwicklung der Psychiatrie/Ideler 1841 Tafel VII.
Ideler, K. W.: Biographien Geisteskranker in ihrer psychologischen Entwicklung, Tafel 7.
Diagnose: Schwermuth.
Exzerpt aus Idelers Angaben:
Patientin S., geboren 1813, ist die Tochter eines Schuhmachers vom Lande. Mit 14 Jahren waren Angst und Selbstmordgedanken aufgetreten. In den folgenden Jahren blieb sie heiter, zeigte eine große Neigung zum Tanze, arbeitete auf der Bleiche und auf dem Felde. Mit achtzehn Jahren wurde sie Großmagd beim Dorfschulzen. In dieser Stellung blieb sie drei Jahre. Mit 21 Jahren heiratete sie. Aus der Ehe ging ein Kind hervor. Nach vierzehn Monaten Ehe war sie bereits verwitwet. Der gemeinsame Besitz wurde verauktioniert. Der Erlös von 25 Talern wurde auf die Abtragung von Schulden und auf die Begräbniskosten verwandt.
1841 heiratete die Patientin wieder. Schon zuvor hatte sich ihre Stimmung erneut verschlechtert. Sie plagten unausgesetzt Skrupel, bei ihrer Rechenschaft über die Vermögensreste aus erster Ehe etwas übersehen und unabsichtlich verschwiegen zu haben. Als ihr Seelenleiden den höchsten Grad erreichte, wurde sie von einer Teufelsvision geängstigt. Das Modell dafür hatte ihre Phantasie einem Kirchengemälde entlehnt. Mehrfach fasste sie den Entschluss, sich zu entleiben. Nur die Furcht vor der ewigen Verdammnis habe sie vor diesem Schritt zurückgehalten.
Am 2. Februar1841 wurde sie in die Irrenabteilung der Charité aufgenommen. Dort erfolgte die Anwendung der „eingreifendsten Maßregeln, der Douche. Am 1. September 1841 wurde die Patientin geheilt entlassen.