Benutzer:H.-P.Haack/Entwicklung der Psychiatrie/Ideler 1841 Tafel VIII.
Ideler, K. W.: Biographien Geisteskranker in ihrer psychologischen Entwicklung, Tafel 8.
Heutige Diagnose: paranoide Schizophrenie.
Exzerpt aus Idelers Angaben:
Patient S., 1809 geboren, ist Sohn eines Gastwirts in einer bedeutenden Provinzialstadt. Als Kind betrieb mit großem Eifer Turnübungen und erreichte hier eine größere Geschicklichkeit als andere Knaben. Mit 14 Jahren trat er in die höhere Bürgerschule ein, die er mit 17 Jahren bereits mit guten Zeugnissen verlassen konnte. Danach wollte Kaufmann werden, konnte sich aber nicht entschließen, eine Lehre zu beginnen, sondern betätigte sich in der väterlichen Gastwirtschaft. Der Vater ging Konkurs. Danach durchlief er eine Lehre als Handschuhmacher.
Die Wanderjahre führten ihn bis Prag. Zurück in seiner Heimatstadt, knüpfte er eine Liebesbeziehung zu der Frau seines Meisters an, die ihn die Stellung kostete und erneute Wanderjahre brachte. Nach drei Jahren ließ sich die Frau seines ehemaligen Meisters scheiden, rief ihn zurück und heiratete ihn. Mit ihrer Mitgift von 1000 Talern konnte sich der Patient selbständig machen. Das Geschäft kam jedoch nicht in Gang. Nach drei Jahren war das Vermögen seiner Frau aufgebraucht.
Er machte sich nun allein nach Petersburg auf, scheitere aber auch dort. 1839 siedelte sich mit Frau und Kind in Potsdam an, wo er Arbeit bei einem Fabrikanten für 16 Reichstaler monatlich gefunden hatte. Seine Frau machte ihm Vorwürfe, sie mit ihrem ersten Gatten entzweit und aus Wohlstand in drückende Armut versetzt zu haben.
Im April 1841 brach seine Krankheit aus mit Hören von Stimmen und Unruhe. Der Patient fühlte sich verändert und krank. Er wandte sich an einen Arzt, der ihm zunächst eine Abführung verschrieb und in der Folge mit Blutentziehungen behandelte. Ins Potsdamer Krankenhaus gebracht, fühlte er sich dort von Freimaurern elektrisch gequält. Die Behandlung dort bestand in Sturzbädern. Im August wurde er in der Irrenabteilung der Charité verlegt.
Krankheitsursache ist für Ideler die Charakterlosigkeit des Patienten.