Diskussion:Synaxarion vom 9. Oktober/Vintíř
Abschnitt hinzufügenGunther
[Bearbeiten]Lexikon des Mittelalters, Artemis-&-Winkler-Verlag, München und Zürich, Band IV, Spalte 1793:
Gunther, Eremit * ca. 955, + 9. Oktober 1045. Aus thüringischem Adel (Vater: ein Graf von Käfernburg) gebürtig, entsagte Gunther 1005/06, nachdem er seine Erbgüter den Klöstern Göllingen und Hersfeld vermacht hatte, dem weltlichen Leben und trat als Laienbruder in Hersfeld ein. Von Abt Godehard zur Erlernung des mönchischen Lebens nach der Regel Benedikts nach Niederaltaich gesandt, verließ Gunther das Kloster bald wieder und lebte seit 1008 als Einsiedler im Bayerischen Wald. Die von ihm in Rinchnach (südwestlich Zwiesel) errichtete Zelle entwickelte sich rasch zum Mittelpunkt einer Eremitengemeinschaft. Von hier aus entfaltete Gunther nicht nur eine fruchtbare Tätigkeit als Prediger und Missionar, er förderte auch nachhaltig Rodung und Wegebau im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet. Aufgrund freundschaftlicher Beziehungen zu weltlichen Großen vermittelte er mehrfach zwischen dem deutschen König und dem Herzog von Böhmen. - Gunthers Leichnam wurde von Herzog Bretislav I. in der Benediktiner-Abtei Brevnov bei Prag beigesetzt (dort und in Rinchnach Verehrung als Heiligen). Quellen: Vita Gunthari eremitae, MGH SS II, 1854, 276-279 [vgl. ebd. 201f] - Hersfelder UB (VHKH 19/1, 1936), 146f., Nr. 77, 174ff. Nr. 96/97. Literatur: NDB VII, 324f. - JDG H II. Bd. 2, 1864 [Nachdr. 1975], 33-41 [S. Hirsch] - Hauck III, 631f. - G. Lang, G....in Gesch., Sage und Kult, SMBO 59, 1941/42, 3-83 - K. Hallinger, Gorze-Kluny I (StAns 22), 1950, 171f. - E. Heufelder, 1000 Jahre St. G., 1955 - R. Holtzmann, Gesch. der sächs. Ks.zeit, 1961, 438f - H. Grundmann, Dt. Eremiten, Einsiedler und Klausner im HochMA, AK 45, 1963, 73-77 - Bavaria Sancta II, hg. G. Schwaiger, 1971, 98-112.
--Methodios (Diskussion) 19:38, 9. Okt. 2020 (CEST)
Gabriele Rupp: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH, Frankfurt am Main 1996, Seite 207-209:
Vielleicht war auch die Familie von Gunther dem Eremiten mit den EKKEHARDINERN verwandt. Dieser Graf schenkte im Jahr 1005 und 1040 umfangreiche Besitztümer in Thüringen an die Klöster Hersfeld und Gellingen [UB Hersfeld, 1. Band, 1. Hälfte, Nr. 77 vom 25. Dezember 1005/06 in Wallhausen: "Der Edle Gunther überträgt dem Wigberts-Altar zu Gellingen vier Güter aus seinem und seiner Neffen Erbbesitz und zwei weitere aus Hersfelder Eigen gegen Verleihung der Vogtei über 7n thüringische Orte." Nr. 96/97 vom 1. August 1047-1050 in Wiehe: "Der Edle Gunther überträgt 10 Mansen in Salza und Ottinscvoha (Octinsvoha) aus seinem und seiner Neffen Erbgut an Lamprecht, einen Ritter des Hersfelder Abtes Meginher, und eine weitere an seinen eigenen Vasallen Rudolf, wogegen er und seine Neffen die Vogtei über Ohrdruf, Wechmar, Cölleda und Waldsassen erhalten." Lokalisiert bei Dobenecker, O.: Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, Bd. 1, Jena 1896, Nr. 629 und 793. Vgl. Hlawitschka, Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, S. 42.]. Zum Jahr 1006 berichten die Annales Lamberti, "Guntherus, nobilis vir de Thuringia" sei in das Kloster Hersfeld eingetreten und später nach Niederaltaich übergesiedelt. Gunther starb am 9. Oktober 1045 als Eremit. Gunther wurde zwar der Familie von Käfernburg, später Schwarzburg, zugeordnet, über seine Herkunft ist jedoch wenig bekannt. Nach der Käfernburgischen Familientradition war sein gleichnamiger Vater Vogt des Hersfelder Klosters. Als solcher erscheint er zwischen 949 und 957 in einer Urkunde, in welcher OTTO I. ein Gut in Gerbstätt einem gewissen Hunold schenkte, der es wieder mit dem Abt von Hersfeld gegen andere Güter in Hessen eintauschte. Ebenso tritt er um 950 als Intervenient auf, als eine gewisse Himiza sich und ihre Nachkommen dem Stift Hersfeld als Leibeigene übergab, und am 25. April 963 in einer Urkunde, durch welche ein Engilrich seine Magd aus der Leibeigenschaft entließ. Als Gunthers Mutter wurde die zweite Tochter Gezas von Ungarn identifiziert. Hlawitschka leitet hingegen die guten Beziehungen, die Gunther mit König Stephan von Ungarn pflegte, eher über eine Verwandtschaft Gunthers mit Gisela, der Schwester HEINRICHS II. und Gemahlin Stephans von Ungarn, her: "Da Stephans Vorfahren ungarischen, jedenfalls nicht sächsisch-thüringischen Blutes waren, ist diese Verwandtschaft Stephans mit Gunther wohl nur über Königin Gisela zu erklären." Interessant ist, dass sich unter den Stiftern des Naumburger Doms ein Graf Sizzo von Käfernburg befindet. Vater dieses Sizzo war ein Bruder Gunthers des Eremiten. Die Verbindung der KÄFERNBURGER zu Naumburg, wie die Gunthers zu Hersfeld und Niederaltaich, rücken sie in die Nähe der EKKEHARDINER. Diese Beziehungen würden eine Erklärung dafür geben, dass die EKKEHARDINER häufig bei Lambert von Hersfeld Erwähnung finden und dass die Todesjahre Hermanns und Ekkehards II. in den Annalen des weit entlegenen Klosters Niederaltaich verzeichnet wurden. Diesen Familienzweig jedoch sicher in die ekkehardinische Familie einzuordnen, ist aus Quellenmangel nicht möglich. Die Verbindung zu Hersfeld könnte natürlich auch über den Abt Gunther zustande gekommen sein, der 959 bis 962 dem Kloster Hersfeld als Abt vorstand und 962 zusammen mit dem Markgrafen Gunther den Vertrag OTTOS DES GROSSEN mit der römischen Kurie unterzeichnete. Doch auch bei ihm läßt sich ein verwandtschaftliches Verhältnis zu den EKKEHARDINERN nicht sicher nachweisen.
--Methodios (Diskussion) 19:53, 9. Okt. 2020 (CEST)
Eduard Hlawitschka: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1987, Seite 41:
Ebenso sollte man nicht vergessen, dass Träger der Namen Ekkehard und Gunther tatsächlich als OTTONEN-Verwandte bezeugt sind, diese Namen also im Umkreis der OTTONEN-Verwandten durchaus vorkamen: So etwa wurde der Abt Ekkehard von Nienburg, der später Bischof von Prag wurde und für den es Anzeichen einer Zugehörigkeit zur EKKEHARDINER-Familie gibt, von Kaiser HEINRICH II. ausdrücklich als sanguinis nostri bezeichnet [MG D H II, 83: "venerabilis et nostri sanguinis abbas nomine Eggihardus, aedificato a se regulari monasterio...in civitate quae dicitur Nuuuenburg iuxta fluvium Sala" (= Nienburg/Saale). Zu diesem Ekkehard vermerkt Thietmar, Chron. VII c. 65, ed. R. Holtzmann S. 478: "Imperator autem Kal. Octobr. Merseburg venit ibique Ekkihardum, Novae civitatis (= Nienburg) abbatem...Pragensi prefecit aecclesiae." Als Bischof von Prag verstarb er am 8. VIII. 1023; sein Todestag wurde in das Nekrolog von Lüneburg eingetragen: "Aggihardus episcop. de Praga"; vgl. G. Althoff, Adels- und Königsfamilien S. 315, bes. die Edition des Nekrolgiums Monasterii S. Michaelis (Lüneburg), ed. A. Chr. Wedekind, Noten zu einigen Geschichtsschreibern des dt. MA, Bd. III, 1832. Dies scheint besonders bemerkenswert, da in diesem Nekrolog neben den Todestagen der BILLUNGER, der Gründerfamilie, besonders die Gedenktage auch der EKKEHARDINER eingetragen sind, denn Ekkehard war ja mit Swanahild, einer Tochter Hermann Billungs, verheiratet, die zum 26.XI. (+ 1014) im Lüneburger Nekrolog eingeschrieben ist. Dadurch kamen eben auch - wie G. Althoff, a.a.O. S. 396, schon deutlich betont - die Namen folgender EKKEHARDINER ins Lüneburger Nekrolog:
- Markgraf Gunther (+ 14. VII. 982)
- Mgf. Ekkehard I. von Meißen (+ 30. IV. 1002)
- Mgf. Ekkehard II. (+ 24. I. 1046)
- dessen Brüder Erzb. Gunther von Salzburg (+ 1. XI. 1025)
- und Bisch. Eilward von Meißen (+ 24. XI. 1023)
- und dessen Schwester Liudgard (+ 13. XI. 1012)
- eventuell auch die weitere Schwester Mathilde (zum 2. II.?).
Grafen namens Eggihardus/ Aggihardus sind dort desgleichen zum 20. I., 15. VIII., 26. X. und 9. XI. verzeichnet, wobei die erste Nennung den Gründer von Helmarshausen betreffen könnte, die anderen zu den EKKEHARDINER-Vorfahren gehören könnten. Ist nun die Aufnahme des Prager Bischofs Bischof Ekkehard in das Lüneburger Totengedenken ebenso aus der Zugehörigkeit zur großen EKKEHARDINER-Familie erwachsen, was immerhin nicht unwahrscheinlich ist, so wäre hier noch einmal durch seine Person und die oben zitierte Urkunde HEINRICHS II. ein deutlicher Beleg für die OTTONEN-Verwandtschaft der EKKEHARDINER gewonnen. Immerhin ist er der einzige Bischof von Prag, der in das Lüneburger Totenbuch aufgenommen worden ist, so dass seine Einschreibung in der Tat keine rein kirchlichen Beziehungen widerspiegeln dürfte. Bestärkt wird man in dieser Sicht, wenn man auch noch den im folgenden zu nennenden Gunther, den Eremiten, zum 9.X. (+ 1045) im Lüneburger Nekrolog vorfindet: Guntherius solitarius.]; desgleichen ist uns der aus einem "thüringischen Grafengeschlecht" entstammende Gunther der Eremitals Verwandter HEINRICHS II. überliefert. Zu letzterem kommt hinzu, dass Gunther der Eremit einen Bruder Sizo hatte und dass ein Graf Syzzo wiederum neben den Söhnen Markgraf Ekkehards I. von Meißen - Hermannund Ekkehard II. - unter den Mitbegründern (fundatores) der Naumburger Bischofskirche überliefert ist, denen dort in den Jahren um 1245 auch die prächtigen Stifterfiguren - zur Bekräftigung der Fortführung ihrer memoria - errichtet wurden. War Gunthers Bruder Sizo mit dem gleichnamigen und gleichzeitigen Naumburger fundator identisch - und das wird noch dadurch unterstützt, dass sowohl Gunther der Eremit (und mit ihm sein Bruder Sizo) als nobilis vir de Turingia überliefert ist als auch für Ekkehard I. die Herkunft ex nobilissimus Thuringiae australis natalibus feststeht -, so ist hierdurch Gunthers des Eremiten Verwandtschaft mit den EKKEHARDINERN - und über ihn auch wieder deren Verwandtschaft mit den OTTONEN - bestens bestätigt [In der Vita des in Hersfeld (!) als Mönch eingetretenen Gunther - Vita Guntheri eremitae, MG SS XI S. 277 - werden unter anderem auch die guten Beziehungen Gunthers zu König Stephan von Ungarn, der mit HEINRICHS II. Schwester Gisela verheiratet war, beschrieben. Dabei heißt es: Fama eius (= Gunthers) "...ad aures beati Stephani regis Ungarorum, ipsius venerabilis viri cognati, emanavit..." Da Stephans Vorfahren ungarischen, jedenfalls nicht sächsisch-thüringischen Blutes waren, ist diese Verwandtschaft Stephans mit Gunther wohl nur über Königin Gisela zu erklären. Sz. de Vajay, Großfürst Geysa von Ungarn, Familie und Verwandtschaft, in: Südostforschungen 21, 1962, S. 45-101, bes. S. 47f., möchte in Gunther freilich einen Schwestersohn des Königs Stephan sehen. Das Chronicon Bohemiae a diluvio usque ad a. Christi 1329, auf das er sich stützt, ist jedoch keine unabhängige und verläßliche Quelle für die Konstruktionsvoraussetzung, König Stephan von Ungarn sei Gunthers avunculus gewesen. Die Abhängigkeit dieser Chronik von der Gunther-Vita ist ganz offenkundig und die avunculus-Angabe nur eine Ausschmückung der cognatus-Bezeichnung der Gunther-Vita. Zudem bedeutete cognatus keinesfalls immer - wie de Vajay meint - blutsverwandt (Vgl. dazu oben S. 17 mit Anm. 28), sondern verweist mehr auf die Frauenseite einer Verwandtschaft. Zudem hätte de Vajays Hypothese die unwahrscheinliche Voraussetzung - da Gunther mehrfach als "aus edlem Geschlecht in Thüringen geboren" überliefert ist -, dass schon bald nach der Mitte des 10. Jahrhunderts, spätestens aber in den 70-er Jahren des 10. Jahrhunderts, ein sächsisch-thüringischer Adliger um eine Tochter des damals noch nicht christlichen oder sich eben erst zum Christentum bekehrenden ungarischen Großfürsten geworben haben müßte. Indem dies abzulehnen ist, bleibt nur die Erklärung der cognatus-Verwandtschaft über Stephans Gemahlin Gisela, die Schwester Kaiser HEINRICHS II. Und stellt man fest (vgl. R. Schölkopf, Die Sächsischen Grafen 911-1024, Göttingen 1957), dass es in Thüringen gar nicht so viele "edle Geschlechter" gibt, aus denen Gunther entstammt sein kann und in denen der Name Gunther gängig war und Beziehungen zum Kloster Hersfeld bestanden, so wird man wieder auf die Familie Ekkehards von Meißen und seines Vaters Gunther (Vgl. dazu oben S. 25ff. und R. Schölkopf, a.a.O. S. 64-73) beziehungsweise auf die sogenannte Familie der Merseburger Grafen (R. Schölkopf, a.a.O. S. 35-40) verwiesen, in der auch der Name Siegfried vorkommt, den der Bruder des Eremiten Gunther - Sizo (vgl. zu diesem H. Weirich, Hersfelder UB I,1 S. 146ff nrn. 77 und 96/97) - offenbar führte. Zu den Namen Siegfried und Sigipert im Verwandtenkreis HEINRICHS I. vgl. auch unter S. 95 und 97. - Zur Herkunft Gunthers aus dem Adel in Thüringen vgl. Wolfher, Vita Godehardi post.c.8, MG SS XI S. 201; Lampert von Hersfeld, Annales ad 1006, MG SS rer. Germ., ed. O. Holder-Egger S. 50; zur thüringischen Herkunft Ekkehards I. vgl. oben Anm. 54. Zu den Naumburger primi ecclesie nostre fundatores, quorum nomina sunt hec: Hermannus marchio, Regelyndis marchionissa, Eckehardus marchio, Uta marchionissa, Syzzo comes, Cunradus comes, Willhelmus comes, Gepa comitissa, Berchtha comitissa, Theodericus comes, Gerburch comitissa, qui pro prima fundatione maximum apud deum meritum et indulgentiam peccatorum suorum promeruerunt, und zu den Naumburger Stifterfiguren, unter denen der Syzzo comes wiederum neben den beiden Markgrafen auftritt, vgl. W. Sauerländer - J. Wollasch, Stiftergedenken und Stifterfiguren in Naumburg, in: Memoria, hg. von K. Schmid und J. Wollasch, München 1984, S. 360 ff. Auf die Verwandtschaft Gunthers des Eremiten mit den EKKEHARDINERN werde ich in Bälde ausführlicher eingehen.
--Methodios (Diskussion) 20:11, 9. Okt. 2020 (CEST)
Gunther der Eremit - um 955-9.10.1045
- Sohn des Grafen Sizzo in Thüringen und der 2. Tochter von Großfürst Geisa von Ungarn (Andreas Thiele) oder
- Sohn des Vogtes von Hersfeld Gunther und der 2. Tochter von Großfürst Geisa von Ungarn (Käfernburger Familientradition)
Manfred Hiebl
--Methodios (Diskussion) 20:18, 9. Okt. 2020 (CEST)
Literatur
[Bearbeiten]- Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 438
- Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 38,48
- Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 65, 160, 394
- Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 Seite 64-73
- Vajay Szabolcs de: Großfürst Geysa von Ungarn. Familie und Verwandtschaft. in: Südostforschungen Band XXI R. Oldenbourg Verlag München 1962 Seite 47 -
--Methodios (Diskussion) 20:49, 9. Okt. 2020 (CEST)
Gundhareo
[Bearbeiten]Lexikon des Mittelalters: Band VII, Seite 1620:
Schwarzburg, Grafen von: Ob die späteren SCHWARZBURGER mit dem 722 in einem Schreiben Papst Gregors II. genannten thüringischen Adligen Asulf, Gundar und anderen verwandt waren und "als fremde, wohl fränkische Grafen (802) in Thüringen geboten haben" (Patze), bleibt ungewiß. Der Allodialbesitz der Grafen von Schwarzburg lag im Gebiet um Käfernburg, Remda, Ilmenau, Stadtilm und Plaue. Schwarzburg, Königssee und Ehrenstein waren Reichslehen, Arnstadt war Lehen des Klosters Hersfeld.
--Methodios (Diskussion) 20:29, 9. Okt. 2020 (CEST)
Immo Eberl: Die frühe Geschichte des Hauses Schwarzburg und die Ausbildung seiner Territorialherrschaft. in: THÜRINGEN IM MITTELALTER. DIE SCHWARZBURGER. Beiträge zur schwarzburgischen Kunst- und Kulturgeschichte Band 3. Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt, Seite 80
Papst Gregor II. richtete im Dezember 722 ein Schreiben an die fünf thüringischen Adeligen Asulf, Godolaus, Wilareus (= Willeher), Gundhareus (= Gunther) und Alvoldus sowie an alle christlichen Thüringer, das in der Briefsammlung des Bonifatius überliefert ist [2 Das Schreiben vgl. MGH Epistulae III, Seite 268 Nr. 19; Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, bearb. von Otto Dobenecker, Band I, Jena 1896, Seite 6 Nr. 10; vgl. auch den Hinweis auf die Umstände der Abfassung in: Briefe des Bonifatious, hrsg. von Rudolf Buchner (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Band IV b), Darmstadt 1968, Seite 71.]. Der Papst war über die ihm - vermutlich von Bonifatius selbst - berichtete Standhaftigkeit der von ihm angeschriebenen viri magnifici in ihrem erst vor kurzer Zeit erworbenen christlichen Glauben sehr erfreut und empfahl ihnen und allen christlichen Thüringern den Bischof Bonifatius, der sich zu diesem Zeitpunkt an der Kurie aufgehalten hat. Der Name Gundhareus (= Gunther) aus dem päpstlichen Schreiben trat später in der Form Günther bis ins 20. Jahrhundert als Leitname im Hause SCHWARZBURG auf, während er beim übrigen thüringischen Adel kaum festzustellen ist. Nach der Forschung zeigt der Name jedoch keine thüringisch-anglische Herkunft, sondern eine burgundische Komponente [3 Vgl. dazu Wenskus, R.: Sächischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel, Göttingen, 1976, Seite 506; dazu vgl. auch Geschichte Thüringens (wie Anm. 1) Seite 147.], was in gleicher Weise auch für den 722 neben ihm genannten Wilareus (= Willeher) gilt.
--Methodios (Diskussion) 20:36, 9. Okt. 2020 (CEST)
Hans Patze, Walter Schlesinger: Geschichte Thüringens, Böhlau Verlag Köln/Graz 1967, Seite 147-149:
4. DIE GRAFEN VON SCHWARZBURG-KÄFERNBURG Wahrscheinlich sind die Grafen von Schwarzburg das älteste edelfreie Geschlecht Thüringens. Für die schon früher ausgesprochene Vermutung (Erichsen), daß die Familie bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht, lassen sich gute Gründe beibringen. Eine zusammenhängende Genealogie setzt freilich erst im 11. Jahrhundert ein. In dem von Papst Gregor II. 722 an Bonifatius gerichteten Brief werden die einheimischen Adligen Asulf, Godolaus, Wilar, Gundar und Alvold genannt. Günther begegnet als Leitname der SCHWARZBURGER. Von den fünf Namen läßt sich weiter Alvold aufgreifen. Nach Otloh von St. Emmeram (11. Jahrhundert) stattet Albold die von Bonifatius gestiftete Zelle Ohrdruf aus, für die der Grundherr Hugo Grund und Boden zur Verfügung gestellt hatte. Merkwürdigerweise taucht im Raum Ohrdruf im Namen der Wüstung Asolveroth, die zur Ausstattung des schwarzburgischen Hausklosters Georgenthal (1143) gehörte (siehe oben Seite 12), auch der Name Asolv aus der Gruppe von 722 wieder auf. Unter den Grafen, die 802 in Erfurt ihre Eigenkirche in Kölleda dem Kloster Hersfeld übertrugen, befanden sich zwei Günther und ein Asulf. Man darf annehmen, daß es sich bei den an der Schenkung von 802 beteiligten Personen sämtlich um Agnaten oder Cognaten handelte. Zu den Leitnamen und dem alten Hausgut im Raum Ohrdruf-Georgenthal tritt als weiteres Beweisglied für den Zusammenhang dieser Edelfreien des 8. und 9. Jahrhunderts mit den späteren SCHWARZBURGERN die 802 in eben jener Schenkung der Eigenkirche in Kölleda sichtbare Verbindung mit Hersfeld. 1006 übertrug - wieder - ein Günther (nobilis homo) Eigengüter in Thüringen, Günserode, Ichtershausen und an anderen Orten dem Wigbert-Altar in Göllingen, das nahe dem genannten Kölleda liegt; dafür erwarb er die Vogtei über hersfeldische Güter unter anderem in Ohrdruf, Wechmar, Emleben, Schwabhausen (alles im Raum Ohrdruf-Gotha). Die zweite wichtige Position der späteren SCHWARZBURGER, Arnstadt, war hersfeldischen Lehen (über Heden und Arnstadt vgl. Band I Seite 339.) Diese Beobachtungen legen den Schluß nahe, daß die späteren SCHWARZBURGER seit dem Anfang des 8. Jahrhunderts als fremde, wohl fränkische Grafen (802) in Thüringen geboten haben. Der Leitname Günther ist, wie R. Wenskus vermutet, nicht thüringisch-anglischer Herkunft. Die Genealogie bleibt auch im hohen Mittelalter zunächst noch unsicher. Als SCHWARZBURGER sind auf Grund der Namen mit einiger Sicherheit der Eremit Günther, der bei Niederaltaich die Zelle Rinchnach im Böhmerwald gründete, und sein 1106 [Schreibfehler für 1006.] als verstorben bezeichneter Bruder zu betrachten.
--Methodios (Diskussion) 20:44, 9. Okt. 2020 (CEST)
Gunther (Gundhareus) - Graf um 722 - Sohn des N.N.
Manfred Hiebl
--Methodios (Diskussion) 20:45, 9. Okt. 2020 (CEST)
Godehard
[Bearbeiten]geb. 960: Godehards Vater Ratmund war Propst der Benediktinerabtei Niederaltaich (dem Heiligen Mauritius und seinen Gefährten geweihte, 741 von Herzog Odilo von Bayern gegründet, 788 Reichskloster)
977 am Hof des Salzburger Erzbischofs, 984 Propst von Niederaltaich
ab 996 [997?] (–1022) Abt im Zusammenwirken mit Herzog Heinrich IV. von Bayern (später Kaiser Heinrich II.) nach Bischof Wolfgang von Regensburg Träger der Klosterreform seiner Zeit
1005 (-1012) auch noch Abt der Reichsabtei Hersfeld (769 durch den Mainzer Bischof Lullus an der Stelle einer Einsiedelei, die der Mönch und spätere Gründungsabt des Klosters Fulda, Sturmius dort zu einem unbekannten Zeitpunkt noch vor der im Jahr 744 erfolgten Gründung Fuldas angelegt hatte - Christianisierung der Thüringer und der Sachsen - 775 Reichskloster)
Wurde durch Heinrich II. entgegen dem Recht der Abtei auf freie Abtwahl eingesetzt, führte nach dem Vorbild der Klosterreform von Gorze eine strenge Klosterreform im Sinne der Regula Benedicti durch, in deren Folge rund 50 Mönche vorübergehend das Kloster verließen. Ab 1007 auch Abt von Stift Kremsmünster (bis 1013). Übergab 1012 Hersfeld seinem Schüler Arnold und beschränkte sich wieder auf die Leitung von Niederaltaich.
- Vorgängerabt Berhar (* etwa 950, gest. 1005): Ab etwa 970 Mönch in Hersfeld, erster urkundlich fassbarer Propst der Abtei unter seinem Vorgänger, Abt ab 984/85, stiftete der Abtei einen wertvollen Kelch. Erbaute die Benediktinerpropstei auf dem Petersberg in Hersfeld als Abtsresidenz. 1003 erhielt die Abtei von König Heinrich II. den Forst- und Wildbann im als „Eherinevirst“ bezeichneten Bezirk, der damit die Grundlage des späteren Stiftsterritoriums wird. Klagen des Konvents über die angebliche Verschwendung des Abteivermögens führten dazu, dass Heinrich II. ihn zugunsten seines späteren Nachfolgers Godehard absetzen wollte. Godehard lehnte jedoch eine Übernahme des Amtes vor dem Tod von Bernhar ab.
- Nach der Käfernburgischen Familientradition war Gunthers gleichnamiger Vater Vogt des Hersfelder Klosters. Als solcher erscheint er zwischen 949 und 957 in einer Urkunde, in welcher OTTO I. ein Gut in Gerbstätt einem gewissen Hunold schenkte, der es wieder mit dem Abt von Hersfeld gegen andere Güter in Hessen eintauschte. Ebenso tritt er um 950 als Intervenient auf, als eine gewisse Himiza sich und ihre Nachkommen dem Stift Hersfeld als Leibeigene übergab, und am 25. April 963 in einer Urkunde, durch welche ein Engilrich seine Magd aus der Leibeigenschaft entließ.
- Am 5. Oktober 908 wurde in Trebur das Kompensationsgeschäft über die Güter der Hatheburg zwischen Heinrichs Vater Otto dem Erlauchten und dem für Merseburg zuständigen Erzbischof Hatto I. beurkundet. Herzog Otto verzichtete hierbei darauf, seine Funktion als Laienabt des wichtigen Klosters Hersfeld weiter zu vererben. Die Kirche bestritt dafür im Gegenzug nicht mehr die Legitimität der Ehe von Heinrich und Hatheburg, was einen Verzicht auf die Güter des senior Erwin bedeutete. Vermutlich wurde aber auch die stillschweigende Trennung von Heinrich und Hatheburg beschlossen, denn schon 909 musste Hatheburg erneut den Schleier nehmen – diesmal als Äbtissin. Dennoch verblieben ihre Güter bei den Liudolfingern. Heinrich verheiratete sich mit der damals etwa 14-jährigen Immedingerin Mathilde, einer Tochter des Grafen Dietrich, der von Widukind abstammen soll. Mathilde wurde im Kloster Herford erzogen. Ihre gleichnamige Großmutter war dort Äbtissin, welche auch die Erlaubnis zu dieser Ehe gab. Somit erhielten die Liudolfinger diesmal den nötigen Dispens für ihre expansiven Heiratspläne, welche sich nun dem Westen des Herzogtums Sachsens zuwandten.
Als Heinrich II. 1005 Godehard zum neuen Abt von Hersfeld bestimmte, veränderte sich für Gunther das Leben. Er entsagte am Weihnachtstag 1005 dem weltlichen Leben und trat dem Benediktinerorden bei. Seinen Besitz übertrug er der Abtei Hersfeld und dem Kloster Göllingen.
- UB Hersfeld, 1. Band, 1. Hälfte, Nr. 77 vom 25. Dezember 1005/06 in Wallhausen: "Der Edle Gunther überträgt dem Wigberts-Altar zu Gellingen vier Güter aus seinem und seiner Neffen Erbbesitz und zwei weitere aus Hersfelder Eigen gegen Verleihung der Vogtei über 7n thüringische Orte."
Nach einer Pilgerreise nach Rom wurde Gunther 1006 als Novize im Kloster Niederaltaich aufgenommen. 1008 ging er als Einsiedler in den Bayerischen Wald und lebte bei Lalling auf dem Ranzingerberg.
Er war ein Vetter von Kaiser Heinrich II. und Schwager von König Stephan I. von Ungarn und führte als Ritter ein weltliches Leben, bis er an Weihnachten 1005 seine Güter an die Klöster in Hersfeld und dessen Tochterkloster Göllingen in Thüringen verschenkte. Godehard von Hildesheim, der zu einem väterlichen Freund Gunthers wurde, bewog ihn, im Kloster der Benediktiner in Niederaltaich um Aufnahme zu bitten, die ihm zunächst versagt blieb. Nach einer Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom konnte er 1005 ins von Godehard geleitete Benediktinerkloster Hersfeld eintreten. Er übernahm dann die Leitung seines Familienklosters in Göllingen, wobei er aber scheiterte.
Aus thüringischem Adel (Vater: ein Graf von Käfernburg) gebürtig, entsagte Gunther 1005/06, nachdem er seine Erbgüter den Klöstern Göllingen und Hersfeld vermacht hatte, dem weltlichen Leben und trat als Laienbruder in Hersfeld ein. Von Abt Godehard zur Erlernung des mönchischen Lebens nach der Regel Benedikts nach Niederaltaich gesandt, verließ Gunther das Kloster bald wieder und lebte seit 1008 als Einsiedler im Bayerischen Wald. Die von ihm in Rinchnach (südwestlich Zwiesel) errichtete Zelle entwickelte sich rasch zum Mittelpunkt einer Eremitengemeinschaft. Von hier aus entfaltete Gunther nicht nur eine fruchtbare Tätigkeit als Prediger und Missionar, er förderte auch nachhaltig Rodung und Wegebau im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet.
Ab 1022 Godehard Bischof von Hildesheim (nach dem Tod Bernwards von Hildesheim, der dort seit 993 im Amt war)
1131 heiliggesprochen.
Heinrich II.
[Bearbeiten]Synaxarion vom 13. Juli/Heinrich der Heilige
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2037
--Methodios (Diskussion) 10:21, 13. Okt. 2020 (CEST)
Ekkehard von Prag
[Bearbeiten]Gerd Althoff: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen, Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 114, 315, B 96
B 96 Lü: 8.8. Aggihardus eps de Prag + 1023 Prag, Ekkehard war vor seiner Erhebung zum Bischof von Prag, die HEINRICH II. im Jahre 1017 vollzog, Abt des Klosters Nienburg an der Saale, einer Gründung des Markgrafen Thietmar (G 98) und des Kölner Erzbischofs Gero (B 70). Über seine Tätigkeit in Prag ist so gut wie nichts bekannt; vgl. dazu und zum Todesdatum Hilsch, Der Bischof von Prag und das Reich, Seite 35f.
--Methodios (Diskussion) 21:06, 9. Okt. 2020 (CEST)
Winfrid Glocker: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. (= Dissertationen zur mittelalterlichen Geschichte. Band 5). Böhlau, Köln u. a. 1989, ISBN 3-412-12788-4, Seite 359:
S 20) EKKEHARD, Bischof von Prag (1017-1023) Abt des Klosters Nienburg (995-1017) -8.8.1023. Der Nienburger Abt Ekkehard ist uns in D H II. 83 von 1004 als Verwandter König HEINRICHS II. mit den Worten "nostri sanguinis abbas" bezeugt. Der lutherische Pastor Martin Weiser, der um 1563 unter Verwendung älterer Vorlagen einen Äbtekatalog des Klosters Nienburg anfertigte, wußte darüber hinaus, Ekkehard sei "cognatus HINRICI imperatoris" gewesen. Über Ekkehards Zeit als Bischof von Prag ist nichts bekannt. Die Vermutung, er habe zu den Verwandten Markgraf Ekkehards I. von Meißen gehört, läßt sich durch die Beobachtung stützen, dass der Todestag des Prager Bischofs wie diejenigen vieler anderer EKKEHARDINGER in das Lüneburger Nekrolog aufgenommen wurde.
--Methodios (Diskussion) 21:20, 9. Okt. 2020 (CEST)
Annalista Saxo: Reichschronik, Seite 46
Das Jahr 1023. [Ekkehard, der vierte Bischof der Prager Kirche,] welcher vorher Abt von Neustadt oder Nienburg gewesen, [schied am 8. August aus dem Leben]. - - Arnolf, der neunte Bischof der Halberstädter Kirche, ein treuer Diener Christi, entschlief im Herrn am 7. September. Dieser erwarb für den heiligen Stephan unter dem Schutze der göttlichen Gnade 1200 Hufen und vieles Andere an Mühlen, Hausplätzen, Wäldern, Gräben und Salzgruben, die er an verschiedenen Orten angekauft hatte. Den Schatz des heiligen Stephan hat er an Pallien und Meßgewändern, wie sie jedem Amte zukommen, sehr vervielfacht. Die Platte des Hochaltars zierte er mit reinem Golde und Edelsteinen. Ein goldenes Rauchfaß und einen goldenen Behälter für den Weihrauch und einen großen goldenen Becher sammt Patene und verschiedene Arten von Schmuck brachte er dem heiligen Stephan dar. Sein Leib wurde im Kreuzgang begraben. - [Von vielen Schmerzen aufgerieben, ging der Magdaburger Erzbischof Gero am 22. Oktober heim, todt für die Welt, aber lebendig in Christo.] Dieser hat mit Rath seiner Getreuen das Hospital, welches Kaiser Otto I in einem Dorfe Namens Rothardestorp erbaut hatte, vertauscht, und indem er innerhalb der Stadt zur Ehre der heiligen Gottesmutter Maria ein Kloster errichtete, hat er dieselben Güter, von denen früher den Armen das Nothwendige gereicht wurde, mit anderen von ihm um Geld erkauften Gütern selbiger Kirche übertragen und daselbst eine Propstei gegründet. Außerdem hat er eine andere Kirche zur Ehre des heiligen Evangelisten Johannes gebaut und geweiht und aus seinem Eigenthum den daselbst Gott dienenden Canonikern soviel ausgesetzt, daß Nahrung und Kleidung für sie ausreichte, und mit jenen Kirchen hat er den Zustand der Stadt herrlich verbessert. Außerdem hat er die Mauern der Stadt, welche der Kaiser Otto angefangen hatte, vollendet, auch das Haus des heiligen Mauricius sammt mannigfachem Schmuck und den Gebäuden des Bisthums ausgebessert und in seiner Kirche sowohl außerhalb als innerhalb alles gebessert und vermehrt. Er starb aber in einem Dorfe der Halberstädter Parochie Namens Vaderroth, indem er den Nachkommen viele Denkmäler seiner Thätigkeit hinterließ. Sein Vater hieß Dedi von Wodeneswege, seine Mutter aber Eilica.
--Methodios (Diskussion) 21:27, 9. Okt. 2020 (CEST)
Gabriele Rupp: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH, Frankfurt am Main 1996, Seite 207-209:
Möglicherweise war auch Ekkehard, der Abt von Nienburg, mit den EKKEHARDINERN verwandt. Er stand 23 Jahre lang diesem von den OTTONEN reich dotierten sächsischen Kloster an der Saale vor, bevor er im Jahr 1017 von HEINRICH II. zum Bischof von Prag erhoben wurde. Ekkehard wurde am 4. November von Erzbischof Erkanbald mit Einwilligung des Merseburger Bischofs Thietmar geweiht. Leider besitzen wir für den 6-jährigen Episkopat Ekkehards fast keine Quellen; die Chronik Thietmars endet mit seinem Tod im Jahr 1018, und Cosmas hat über diese Zeit nur wenig in Erfahrung gebracht. Die einzig wirklich konkrete Angabe des Cosmas betrifft die Neuregelung des Zehnts durch Bischof Ekkehard. Ekkehard verstarb als Bischof von Prag am 8. August 1023. Sein Todestag wurde in das Nekrolog von Lüneburg eingetragen: Aggihardus episcop. de Praga. Dies scheint besonders bemerkenswert, da in diesem Nekrolog neben den Todestagen der BILLUNGER, der Gründerfamilie, besonders die Gedenktage der EKKEHARDINER eingetragen worden sind. Es ist nun durchaus möglich, dass Ekkehards Aufnahme in das Lüneburger Totengedenken aus seiner Zugehörigkeit zu den EKKEHARDINERN erwachsen ist. Immerhin ist er der einzige Bischof von Prag, dessen Name im Lüneburger Totenbuch auftaucht, so dass seine Einschreibung keine rein kirchlichen Beziehungen widerspiegeln dürfte. Hinzu kommt, dass Markgraf Ekkehard I. einmal für das Kloster Nienburg interveniert hat. In dieser Urkunde ist nur Ekkehard mit seiner Gemahlin Swanhilde als Vermittler genannt -"ob petitionem Eggihardi nostri amabilis marchionis nec non suae contectalis Swuanehilde". Aufgrund dieser Mitintervention Swanhildes, deren erster Gatte, der Markgraf Thietmar, der Gründer des Nienburger Klosters gewesen ist, ist es jedoch auch möglich, die Fürsprache Ekkehards als einen Akt der Pietät gegenüber dem ersten Gemahl Swanhildes zu deuten. Rechnet man Ekkehard von Nienburg der Familie der EKKEHARDINER zu, so wäre ein weiterer Beweis für die Verwandtschaft dieser Familie zu den LIUDOLFINGERN erbracht, da ihn Kaiser HEINRICH II. ausdrücklich als "sanguinis nostri" bezeichnet.
--Methodios (Diskussion) 21:32, 9. Okt. 2020 (CEST)
Eduard Hlawitschka: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1987, Seite 41:
Ebenso sollte man nicht vergessen, dass Träger der Namen Ekkehard und Gunther tatsächlich als OTTONEN-Verwandte bezeugt sind, diese Namen also im Umkreis der OTTONEN-Verwandten durchaus vorkamen: So etwa wurde der Abt Ekkehard von Nienburg, der später Bischof von Prag wurde und für den es Anzeichen einer Zugehörigkeit zur EKKEHARDINER-Familie gibt, von Kaiser HEINRICH II. ausdrücklich als sanguinis nostri bezeichnet [MG D H II, 83: "venerabilis et nostri sanguinis abbas nomine Eggihardus, aedificato a se regulari monasterio...in civitate quae dicitur Nuuuenburg iuxta fluvium Sala" (= Nienburg/Saale). Zu diesem Ekkehard vermerkt Thietmar, Chron. VII c. 65, ed. R. Holtzmann S. 478: "Imperator autem Kal. Octobr. Merseburg venit ibique Ekkihardum, Novae civitatis (= Nienburg) abbatem...Pragensi prefecit aecclesiae." Als Bischof von Prag verstarb er am 8. VIII. 1023; sein Todestag wurde in das Nekrolog von Lüneburg eingetragen: "Aggihardus episcop. de Praga"; vgl. G. Althoff, Adels- und Königsfamilien S. 315, bes. die Edition des Nekrolgiums Monasterii S. Michaelis (Lüneburg), ed. A. Chr. Wedekind, Noten zu einigen Geschichtsschreibern des dt. MA, Bd. III, 1832. Dies scheint besonders bemerkenswert, da in diesem Nekrolog neben den Todestagen der BILLUNGER, der Gründerfamilie, besonders die Gedenktage auch der EKKEHARDINER eingetragen sind, denn Ekkehard war ja mit Swanahild, einer Tochter Hermann Billungs, verheiratet, die zum 26.XI. (+ 1014) im Lüneburger Nekrolog eingeschrieben ist. Dadurch kamen eben auch - wie G. Althoff, a.a.O. S. 396, schon deutlich betont - die Namen folgender EKKEHARDINER ins Lüneburger Nekrolog:
- Markgraf Gunther (+ 14. VII. 982)
- Mgf. Ekkehard I. von Meißen (+ 30. IV. 1002)
- Mgf. Ekkehard II. (+ 24. I. 1046)
- dessen Brüder Erzb. Gunther von Salzburg (+ 1. XI. 1025)
- und Bisch. Eilward von Meißen (+ 24. XI. 1023)
- und dessen Schwester Liudgard (+ 13. XI. 1012)
- eventuell auch die weitere Schwester Mathilde (zum 2. II.?).
Grafen namens Eggihardus/ Aggihardus sind dort desgleichen zum 20. I., 15. VIII., 26. X. und 9. XI. verzeichnet, wobei die erste Nennung den Gründer von Helmarshausen betreffen könnte, die anderen zu den EKKEHARDINER-Vorfahren gehören könnten. Ist nun die Aufnahme des Prager Bischofs Bischof Ekkehard in das Lüneburger Totengedenken ebenso aus der Zugehörigkeit zur großen EKKEHARDINER-Familie erwachsen, was immerhin nicht unwahrscheinlich ist, so wäre hier noch einmal durch seine Person und die oben zitierte Urkunde HEINRICHS II. ein deutlicher Beleg für die OTTONEN-Verwandtschaft der EKKEHARDINER gewonnen. Immerhin ist er der einzige Bischof von Prag, der in das Lüneburger Totenbuch aufgenommen worden ist, so dass seine Einschreibung in der Tat keine rein kirchlichen Beziehungen widerspiegeln dürfte. Bestärkt wird man in dieser Sicht, wenn man auch noch den im folgenden zu nennenden Gunther, den Eremiten, zum 9.X. (+ 1045) im Lüneburger Nekrolog vorfindet: Guntherius solitarius.]; desgleichen ist uns der aus einem "thüringischen Grafengeschlecht" entstammende Gunther der Eremitals Verwandter HEINRICHS II. überliefert. Zu letzterem kommt hinzu, dass Gunther der Eremit einen Bruder Sizo hatte und dass ein Graf Syzzo wiederum neben den Söhnen Markgraf Ekkehards I. von Meißen - Hermannund Ekkehard II. - unter den Mitbegründern (fundatores) der Naumburger Bischofskirche überliefert ist, denen dort in den Jahren um 1245 auch die prächtigen Stifterfiguren - zur Bekräftigung der Fortführung ihrer memoria - errichtet wurden. War Gunthers Bruder Sizo mit dem gleichnamigen und gleichzeitigen Naumburger fundator identisch - und das wird noch dadurch unterstützt, dass sowohl Gunther der Eremit (und mit ihm sein Bruder Sizo) als nobilis vir de Turingia überliefert ist als auch für Ekkehard I. die Herkunft ex nobilissimus Thuringiae australis natalibus feststeht -, so ist hierdurch Gunthers des Eremiten Verwandtschaft mit den EKKEHARDINERN - und über ihn auch wieder deren Verwandtschaft mit den OTTONEN - bestens bestätigt [In der Vita des in Hersfeld (!) als Mönch eingetretenen Gunther - Vita Guntheri eremitae, MG SS XI S. 277 - werden unter anderem auch die guten Beziehungen Gunthers zu König Stephan von Ungarn, der mit HEINRICHS II. Schwester Gisela verheiratet war, beschrieben. Dabei heißt es: Fama eius (= Gunthers) "...ad aures beati Stephani regis Ungarorum, ipsius venerabilis viri cognati, emanavit..." Da Stephans Vorfahren ungarischen, jedenfalls nicht sächsisch-thüringischen Blutes waren, ist diese Verwandtschaft Stephans mit Gunther wohl nur über Königin Gisela zu erklären. Sz. de Vajay, Großfürst Geysa von Ungarn, Familie und Verwandtschaft, in: Südostforschungen 21, 1962, S. 45-101, bes. S. 47f., möchte in Gunther freilich einen Schwestersohn des Königs Stephan sehen. Das Chronicon Bohemiae a diluvio usque ad a. Christi 1329, auf das er sich stützt, ist jedoch keine unabhängige und verläßliche Quelle für die Konstruktionsvoraussetzung, König Stephan von Ungarn sei Gunthers avunculus gewesen. Die Abhängigkeit dieser Chronik von der Gunther-Vita ist ganz offenkundig und die avunculus-Angabe nur eine Ausschmückung der cognatus-Bezeichnung der Gunther-Vita. Zudem bedeutete cognatus keinesfalls immer - wie de Vajay meint - blutsverwandt (Vgl. dazu oben S. 17 mit Anm. 28), sondern verweist mehr auf die Frauenseite einer Verwandtschaft. Zudem hätte de Vajays Hypothese die unwahrscheinliche Voraussetzung - da Gunther mehrfach als "aus edlem Geschlecht in Thüringen geboren" überliefert ist -, dass schon bald nach der Mitte des 10. Jahrhunderts, spätestens aber in den 70-er Jahren des 10. Jahrhunderts, ein sächsisch-thüringischer Adliger um eine Tochter des damals noch nicht christlichen oder sich eben erst zum Christentum bekehrenden ungarischen Großfürsten geworben haben müßte. Indem dies abzulehnen ist, bleibt nur die Erklärung der cognatus-Verwandtschaft über Stephans Gemahlin Gisela, die Schwester Kaiser HEINRICHS II. Und stellt man fest (vgl. R. Schölkopf, Die Sächsischen Grafen 911-1024, Göttingen 1957), dass es in Thüringen gar nicht so viele "edle Geschlechter" gibt, aus denen Gunther entstammt sein kann und in denen der Name Gunther gängig war und Beziehungen zum Kloster Hersfeld bestanden, so wird man wieder auf die Familie Ekkehards von Meißen und seines Vaters Gunther (Vgl. dazu oben S. 25ff. und R. Schölkopf, a.a.O. S. 64-73) beziehungsweise auf die sogenannte Familie der Merseburger Grafen (R. Schölkopf, a.a.O. S. 35-40) verwiesen, in der auch der Name Siegfried vorkommt, den der Bruder des Eremiten Gunther - Sizo (vgl. zu diesem H. Weirich, Hersfelder UB I,1 S. 146ff nrn. 77 und 96/97) - offenbar führte. Zu den Namen Siegfried und Sigipert im Verwandtenkreis HEINRICHS I. vgl. auch unter S. 95 und 97. - Zur Herkunft Gunthers aus dem Adel in Thüringen vgl. Wolfher, Vita Godehardi post.c.8, MG SS XI S. 201; Lampert von Hersfeld, Annales ad 1006, MG SS rer. Germ., ed. O. Holder-Egger S. 50; zur thüringischen Herkunft Ekkehards I. vgl. oben Anm. 54. Zu den Naumburger primi ecclesie nostre fundatores, quorum nomina sunt hec: Hermannus marchio, Regelyndis marchionissa, Eckehardus marchio, Uta marchionissa, Syzzo comes, Cunradus comes, Willhelmus comes, Gepa comitissa, Berchtha comitissa, Theodericus comes, Gerburch comitissa, qui pro prima fundatione maximum apud deum meritum et indulgentiam peccatorum suorum promeruerunt, und zu den Naumburger Stifterfiguren, unter denen der Syzzo comes wiederum neben den beiden Markgrafen auftritt, vgl. W. Sauerländer - J. Wollasch, Stiftergedenken und Stifterfiguren in Naumburg, in: Memoria, hg. von K. Schmid und J. Wollasch, München 1984, S. 360 ff. Auf die Verwandtschaft Gunthers des Eremiten mit den EKKEHARDINERN werde ich in Bälde ausführlicher eingehen.
--Methodios (Diskussion) 21:40, 9. Okt. 2020 (CEST)
Ekkehard. Abt von Nienburg (994-1017). Bischof von Prag (1017-1023) um 980-8.8.1023. Sohn des N.N.
Manfred Hiebl
--Methodios (Diskussion) 21:46, 9. Okt. 2020 (CEST)
- Böhmenchronik des Cosmas von Prag mit zwei Fortsetzungen
- Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
- Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 176, 426 -
--Methodios (Diskussion) 21:43, 9. Okt. 2020 (CEST)
Gisela von Bayern
[Bearbeiten]995 oo Stephan I. der Heilige König von Ungarn um 970-15.8.1038
Kinder:
Emerich der Heilige 1007-2.9.1031
(Agathe) - oo Eduard Prinz von England, Sohn König Edmunds II.
--Methodios (Diskussion) 21:49, 9. Okt. 2020 (CEST)
Lexikon des Mittelalters, Band IV, Seite 1465:
Gisela, Königin von Ungarn * um 985, + 7. Mai ca. 1060 Passau Begraben: Passau, Kloster Niedernburg, Tochter Herzog Heinrichs II. von Bayern und der Gisela von Burgund oo 995/96 Stephan I. Sohn des ungarischen Großfürsten Geza nach glaubwürdiger Tradition in Scheyern. Von mehreren zwischen 1000 und 1010 geborenen Söhnen erreichte nur Emmerich das Mannesalter. Gisela gilt als Stifterin der Domkirche in Veszprem ("Gisela-Kapelle"), wohl daher der Kirchturm in ihrer Hand auf dem ungarischen Krönungsmantel. Das Gisela-Kreuz in München stiftete sie für das Regensburger Grab ihrer Mutter. Die vom Nachfolger Stephans, König Peter, unwürdig behandelte Witwe kehrte vermutlich 1043 nach Bayern zurück, wo sie als Äbtissin des Klosters Niedernburg starb. Literatur: LThK IV, 401f. - Sz. de Vajay, Gfs. Geysa, Familie und Verwandtschaft, SOF 21, 1962, 59f., 90-92 - T. v. Bogyay, Stephanus rex. Versuch einer Biogr., 1975, 18f. - A. Uzsoki, Das Grab G.s, der ersten Kgn. Ungarns, Veszprem Megyei Muzeumok Közlemenyei 16, 1982, 125-168.
--Methodios (Diskussion) 21:53, 9. Okt. 2020 (CEST)
GISELA, Königin von Ungarn und Äbtissin von Niedernburg (1045-um 1060) - um 985, + um 1060 Regensburg Passau
- Vater: Herzog Heinrich II. der Zänker (951-995)
- Mutter: Gisela von Burgund (+ 1007)
- oo um 996 König Stephan der Heilige von Ungarn
- Erziehung in einem Regensburger Kloster (Niedermünster?)
- Schülerin des heiligen Wolfgang von Regensburg.
- Nach der Heirat besondere Sorge um die Christianisierung Ungarns.
- 1038 nach Stephans Tod den Anfeindungen der heidnischen Partei ausgesetzt.
- Befreiung Giselas durch König HEINRICH III.
- Eintritt in das Kloster Niedernburg in Passau, wo Gisela bis zum Tode als Äbtissin wirkte.
Durch Gisela erhielt das Kloster zahlreiche Schenkungen.
- Literatur: A. Grüneis, Die Kgn. U. Äbtissin G. und ihr Grab in d. Klosterkirche v. Niedernburg, in: Jahresbericht Passau 1953; M. Birgit-Hielscher, Gisela, Königin von Ungarn u. Äbtissin v. Passau-Niedernburg, i: OG 10, 1968; A. Leidl, Die sel. G., Kgn. v. Ungarn (um 985-um 1060), in: Bavaria Sancta, III, 1973.
Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 256
--Methodios (Diskussion) 22:07, 10. Okt. 2020 (CEST)
GISELA * 985, + Passau 7.V. 1065 Bebraben: ibidem Kloster Niedernburg oo 996 STEFAN I. DER HEILIGE, 997 Großfürst, 1000 König von Ungarn (ARPADEN) + 15-. VIII. 1038
Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
--Methodios (Diskussion) 22:10, 10. Okt. 2020 (CEST)
GISELA + 1033, 995 oo STEPHAN DER HEILIGE, König von Ungarn
Thiele, Andreas: Tafel 13 "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
--Methodios (Diskussion) 22:12, 10. Okt. 2020 (CEST)
VI, 33 GISELA Im Zusammenhang mit unserer Besprechung der Rolle der Richeza bei der Aussöhnung zwischen Polen und dem Reich bietet es sich an, noch kurz auf die Vermählung der Schwester HEINRICHS II., der Gisela, mit König Stephan dem Heiligen von Ungarn einzugehen. Da wir den Zeitpunkt der Vermählung nicht auch nur annähernd bestimmen können, ist ein Zuordnung zu einer politischen Großkonstellation nicht möglich. Nur soviel läßt sich sagen, dass die Heirat wohl im Zusammenhang oder kurz vor der Königskrönung Stephans erfolgt sein dürfte; ein Ansatz auf die Zeit der Gründung des ungarischen Erzbistums in Gran (1001) dürfte zeitlich zu spät sein, während die Überlegungen von Mathilde Uhlirz, die die Taufe Stephans erst durch den heiligen Adalbert 996 vornehmen läßt und in diesen Zusammenhang auch die Hochzeit Stephans einbezieht, zu gelehrt und konstruiert sind, um ernsthaft als Hypothese für den historischen Ablauf in Erwägung gezogen werden. Je nachdem, wie das Jahr der Eheschließung vermutet wird, wäre die Funktion der Ehe im Rahmen der bayerischen Grenzsicherung oder aber in der Konzeption der imperialen Politik Kaiser OTTOS III. zu sehen. In jedem Fall steht von ungarischer Seite aus die Heirat in Zusammenhang mit der Westöffnung dieses einstigen Nomadenvolkes, die mit dessen Christianisierung unter Großfürst Geysa, dem Vater Stephans, Hand in Hand geht. Dies hat Hermann von Reichenau schon ganz richtig gesehen, wenn er Gisela eine "Geisel des Glaubens" nennt. Gerade Bayern, das Heimatland Giselas, hatte immer besonders unter den Ungarneinfällen zu leiden gehabt; doch war auch der friedliche Kontakt zwischen dem Reitervolk und Bayern hier am intensivsten. Es sei nur an die Flucht Herzog Arnulfs des Bösen von Bayern zu den Ungarn erinnert oder an die engen Beziehungen zwischen den bayerischen LUITPOLDINGERN und den Ungarn während des Liudolfaufstandes und zur Zeit der Lechfeldschlacht. Auch nachdem als Folge der ungarischen Niederlage auf dem Lechfeld die Reiterhorden ihre Raubzüge in das Reichsgebiet aufgegeben hatten, waren die Beziehungen Bayerns in die Donauebene nicht abgebrochen. So lag es durchaus nahe, für den Nachfolger und Sohn Großfürst Geysas gerade in dem angrenzenden Herzogtum um eine Braut zu werben. In den größeren, das gesamte Reich betreffende Zusammenhängen ist die Heirat der Gisela in das Konzept der "Renovatio imperii Romanorum" einzureihen, mit dem die Herrschaft von der Ebene des "regnum" auf die des "imperium" verlagert werden sollte, das Konzept der letzten Regierungsjahre Kaiser OTTOS III. Im Rahmen dieses "Renovatio"-Gedanken hatte der Kaiser mit dem Polenherzog einen Freundschaftsbund begründet, ihn zum "frater et cooperator imperii" ernannt und zum "amicius populi Romani" gemacht, wobei Boleslaw auch eine Nachbildung der Heiligen Lanze überreicht wurde. Parallel zur politischen Neuordnung wurde auch die Kirchenorganisation durch die Errichtung eines eigenen polnischen Erzbistums in Gnesen vorgenommen. Und in der gleichen Weise wurde auch Ungarn in die neue Politik integriert. Der Einfluß der Gemahlin König Stephans ist deutlich an der Namensgebung für die Kinder des Ehepaares abzulesen. Die beiden einzigen Namen, die wir überhaupt kennen, sind Emmerich (für Heinrich) und Otto: beides typische OTTONEN-Namen. Und wenn wir der Nachricht, die uns der bayerische Historiker Aventin im 16. Jahrhundert überliefert hat, Glauben schenken dürfen, so hat König Stephan von Ungarn 1027 oder 1029 auf einem Reichstag zu Regensburg das bayerische Herzogtum für seinen Sohn Emmerich als Nachkomme (Enkel) Herzog Heinrichs des Zänkers gefordert. Die Forschung hat zwar keine Einmütigkeit über die Glaubwürdigkeit dieser Nachricht erzielen können, doch scheint sich die Waage eher in einer positiven Wertung zuzuneigen, zumal die Ablehnung der Ansprüche Emmerichs durch König KONRAD II. eine plausible Motivation für die gut bezeugten und mit anderen Gründen nicht erklärbaren Grenzkonflikte zwischen dem Reich und Ungarn liefern würden. Auch die Vermählung der Gisela mit Stephan von Ungarn ist in erster Linie als Friedensstiftung zwischen dem Reich/Bayern und den Ungarn zu werten. Doch zugleich war mit der Person Giselas ein Missionarsauftrag verbunden, der letztlich auch wieder der Erweiterung des Herrschaftsbereiches dienen sollte. Gisela war die Eventualerbin des Herzogtums Bayern.
Glocker Winfrid: Seite 305 "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
--Methodios (Diskussion) 22:18, 10. Okt. 2020 (CEST)
Es gab zunächst ein langsames Vorschieben gegen Ungarn, das in enger Beziehung zu Kaiser HEINRICH II.und Bayern stand. HEINRICHS Schwester Gisela (Tochter Giselas von Burgund) war mit König Stephan von Ungarn verheiratet. Mit ihr kam eine Reihe von deutscher Adelsgeschlechtern nach Ungarn. König Peter, der Nachfolger ihres Mannes, bedrückte die Königin-Witwe Gisela.
Lechner Karl: Seite 66,72 "Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246"
--Methodios (Diskussion) 22:20, 10. Okt. 2020 (CEST)
Weit mehr als auf Italien hat HEINRICH II. seinen Blick auf den Osten gerichtet. Zu Ungarn bestanden von Beginn an enge Verbindungen. Seine Schwester Gisela (+ 1060) war noch vor dem Jahre 1000 die Gemahlin Stephans von Ungarn (+ 1038) geworden und vermittelte den Austausch kultureller und religiöser Impulse.
Weinfurter Stefan: Seite 28 "Kaiser Heinrich II. - Bayerische Traditionen und europäischer Glanz" in: Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Begleitband zur Bayerischen Landesausstellung 2002
--Methodios (Diskussion) 22:23, 10. Okt. 2020 (CEST)
Im Jahre 991 "triumphierte Herzog Heinrich über die Ungarn." Das ungarische Herrscherhaus der ARPADEN mußte daher wieder zu einer Annäherung an den westlichen Nachbarn finden, noch zu Lebzeiten seines Vaters heiratete der 994/95 getaufte Stephan (der Heilige) Gisela, die Tochter Heinrichs des Zänkers und Schwester dessen gleichnamigen Sohnes, der soeben Herzog geworden war. Da diese Verbindung im Einvernehmen mit dem ottonischen Königshof erfolgte und der Schwager Stephans der spätere Kaiser HEINRICH II. wurde, waren die guten Beziehungen Ungarns zum Reich auf dauerhaftere Grundlagen gestellt. Mit der bayerischen Gisela kamen nicht nur vermehrt christliche Missionare, sondern auch ein stattliches Gefolge ins Land. Der Einfluß dieser "Gäste" reichte von militärischen Belangen - mit bayerischer Hilfe hatte Stephan nach dem Tod des Vaters die Herrschaft behauptet - bis zum Urkundenwesen und der Gesetzgebung. Mit dem Tod HEINRICHS II. waren auch die guten Beziehungen zwischen dem Reich und Stephan I., dem Schwager des Verstorbenen, zu Ende. Warum KONRAD II. mit der Politik seines Vorgängers gegenüber Ungarn, aber auch gegenüber Venedig brach, liest man in keiner Quelle. Eine Schlüsselfigur des Geschehens könnte der Augsburger Bischof Bruno gewesen sein. Er war ja nicht nur Gegner der Politik seines kaiserlichen Bruders HEINRICH, sondern auch durch seine Schwester Gisela der Schwager Stephans I. Anscheinend war es aber die Kränkung des Thronfolgers Heinrich-Emmerich, die den Gegensatz zwischen SALIERN und ARPADEN auslöste. Laut einer isolierten, sehr späten Nachricht habe sich Heinrich-Emmerich Hoffnungen auf das Herzogtum Bayern gemacht, das er als Sohn der bayerischen Herzogs-Tochter Gisela erben wollte. Man fragt sich zwar, warum die Ungarn nicht schon 1017/18 das Herzogtum verlangt hatten, als es wieder an den luxemburgischen Bruder Kunigundes gegangen war und die Kaiserin dabei sehr selbständig dessen Interessen vertreten durfte; aber unglaubwürdig ist der überlieferte Anspruch Emmerichs auf Bayern keineswegs [114 Thietmar, Chronicon VII 66 und VIII 18. BG 1916a und 1934 b. - Schünemann, Deutsche in Ungarn 30, und Bresslau, Jahrbücher I, 296f. Vgl. Reindel, Bayern 314 mit Anm. 84: Anspruch Emmerichs auf Bayern nach Aventin.].
Wolfram Herwig: Seite 246-247 "Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche."
--Methodios (Diskussion) 22:28, 10. Okt. 2020 (CEST)
Literatur: Balazs György/Szelenyi Karoly: Die Magyaren. Geburt einer Nation. Corvina Kiado Budapest Seite 23,25 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 141,160 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 34,75,120 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band I Seite 102,295,296,314,316 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 14,152 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 145 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 305 - Hielscher, Birgit M.: Gisela Königin von Ungarn und Äbtissin von Passau-Niederburg, in: Ostbayerische Grenzmarken 10 1968 Seite 265-289 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 169 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 346,376,384 - Homan Balint: König Stephan I. der Heilige. Die Gründung des ungarischen Staates. Wilhelm Gottlieb Korn Verlag Bresslau - Isenburg, Wilhelm Karl Prinz von: STAMMTAFELN zur Geschichte der EUROPÄISCHEN STAATEN Die deutschen Staaten, Verlag J. A. Stargardt Marburg 1953 Teil I Tafel 3 - Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Begleitband zur Bayerischen Landesausstellung 2002 Konrad Theiß Verlag GmbH 2002 Seite 28 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 73 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 48 - Lazar Istvan: Kleine Geschichte Ungarns. Österreichischer Bundesverlag Wien 1990 Seite 55,80 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 60,66,69,72,74,319 A 18 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 71,99 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 139,285, 379,381 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 13 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III. 1. und 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 174 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Vajay Szabolcs de: Großfürst Geysa von Ungarn. Familie und Verwandtschaft. in: Südostforschungen Band XXI R. Oldenbourg Verlag München 1962 Seite 59,90-92 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 90,114 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 246-247 -