Kombinatorik

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Einleitung[Bearbeiten]

Diese Seite zum Thema Kombinatorik kann als Wiki2Reveal Folien angezeigt werden und gehört u.a. zum Kurs Stochastik. Einzelne Abschnitte werden als Folien betrachtet und Änderungen an den Folien wirken sich sofort auf den Inhalt der Folien aus.

Zielsetzung[Bearbeiten]

Diese Lernressource zu Thema Kombinatorik in der Wikiversity hat das Ziel, die grundlegenden Urnenmodelle als Grundwerkzeug zu Anzahlbestimmung von Mengen kennen zu lernen und diese auf in einem weiteren Schritt auf die Berechnung von Wahrscheinlichkeitsverteilung anzuwenden.

Teilaspekte der Lerneinheit[Bearbeiten]

Dabei werden die folgenden Teilaspekte im Detail behandelt:

  • (1) grundlegende Urnenmodelle
  • (2) hypergeometrische Verteilung, ... als Anwendung von einem Urnenmodell
  • (3) Zufallsgrößen und kombinatorische Anzahlbestimmung von günstigen und möglichen Ereignissen.

Abzählende Kombinatorik[Bearbeiten]

Die abzählende Kombinatorik[1] ist ein Teilbereich der Kombinatorik. Sie beschäftigt sich mit der Bestimmung der Anzahl möglicher Anordnungen oder Auswahlen.

  • (Zurücklegen) „mit“ bzw. „ohne“ Zurücklegen der gezogenen Objekte sowie
  • (Reihenfolge) „mit“ bzw. „ohne“ Beachtung ihrer Reihenfolge (d. h. „geordnet“ bzw. „ungeordnet“).

Zur Notation[Bearbeiten]

In einer Urne befinden sich Kugeln, aus der Elemente gezogen werden.
Allgemein bezeichnet die Zahl der vorhandenen Elemente und die Anzahl der Ziehungen bzw. die jeweiligen Anzahlen , wie oft mit Zurücklegen das Element gezogen wurde.

MIT Beachtung der Reihenfolge - MIT Zurücklegen[Bearbeiten]

Es werden -Tupel der Form gebildet. Verwendet man Kugeln mit Nummern von bis gilt:

mit

Beispiel - MIT Beachtung der Reihenfolge - MIT Zurücklegen[Bearbeiten]

Die Urne enthält 10 Kugel. Es werden mit =3 Tripel (3er-Tupel) der Form gebildet. Ein mögliches Ergebnis ist Das bedeutet, dass in der 1. und 2. Ziehung die Kugel 7 gezogen wurde und in der 3. Ziehung die Zahl 5. Insgesamt gilt daher

mit

MIT Beachtung der Reihenfolge - OHNE Zurücklegen[Bearbeiten]

Es werden -Tupel der Form gebildet. Verwendet man Kugeln mit Nummern von bis gilt:

mit

Bemerkung - MIT Beachtung der Reihenfolge - OHNE Zurücklegen[Bearbeiten]

In der obigen Notation von für die -Tupel der Form verlangt man, dass für zwei verschiedene Indizes die gezogenen Elemente jeweils paarweise verschieden sind. Diese Definition gewährleistet, dass die Kugeln zurückgelegt werden.

mit

Beispiel - MIT Beachtung der Reihenfolge - OHNE Zurücklegen[Bearbeiten]

Von 10 gestarteten Marathonläufer:innen mit den Startnummern 1 bis 10 kommen 4 ins Ziel. Wenn man kombinatorischen Möglichkeiten für den Zieleinlauf angeben möchte, kann man das wie folgt berechnen.

mit

OHNE Beachtung der Reihenfolge - OHNE Zurücklegen[Bearbeiten]

Es werden -elementige Teilmengen einer -elementige Grundmenge gebildet der Form gebildet. Verwendet man Kugeln mit Nummern von bis gilt:

mit

Beispiel - OHNE Beachtung der Reihenfolge - OHNE Zurücklegen - Lotto 6 aus 49[Bearbeiten]

Es werden Kugeln aus einer Menge von -elementige Grundmenge gebildet der Form gebildet. Verwendet man Kugeln mit Nummern von bis gilt:

mit

Lotto-Schein[Bearbeiten]

Mit einem Lottoschein kann man verschieden Tipps bzgl. einer Auswahl der 6 Kugeln aus den 49 Kugel auswählen.

Lottoschein

OHNE Beachtung der Reihenfolge - MIT Zurücklegen[Bearbeiten]

Es wird mit den für jedes Element der -elementigen Grundmenge gezählt, wie oft es gezogen wurde.

Beispiel[Bearbeiten]

Tupel für eine Grundmenge der Form besagt, dass dreimal gezogen wurde, viermal gezogen wurde und überhaupt nicht gezogen wurde.

Anzahl von gezogenen Kugeln[Bearbeiten]

Verwendet man Kugeln mit Nummern von bis gilt, so zählt man z.B. , wie oft die Kugel 1 gezogen wurde und nicht, die Nummer der ersten gezogenen Kugel. Dies ist in diesem Urnenmodell sinnvoll, da es nicht auf die Reihenfolge der Zahlen ankommt.

Definition von Omega[Bearbeiten]

Man betrachtet nun die n-Tupel in mit folgenden Eigenschaften:

mit

Beispiel: Trennstellen ziehen[Bearbeiten]

  • Man betrachtet nun eine Grundmenge mit Elementen.
  • Da es nicht auf die Reihenfolge ankommt, werden die gezogenen Elemente mit gleichem Buchstaben zusammengefasst, z.B. mit zu .
  • Nun erweitert man das Tupel um Trennstellen z.B. .
  • Positionen der Trennstellen werden mit Nummer belegt und z.B. die Trennstellen gezogen.

Ersatzmodell: Trennstellen ziehen[Bearbeiten]

Bei Elementen aus der Grundmenge benötigt man Trennstellen. Mit Ziehungen wird aus einer Grundmenge von Trennstellenpositionen gezogen. Damit führt man die kombinatorischen Möglichkeiten auf ein bekanntes Modell OHNE Beachtung der Reihenfolge - OHNE Zurücklegen zurück.

In der Literatur findet man oft den zweiten Binomialkoeffizient als Anzahl der Möglichkeiten. Für die Trennstellenherleitung wird der erste Binomalkoeffizient verwendet.

Urnenmodelle und Wahrscheinlichkeitsverteilungen[Bearbeiten]

Die hier dargestellten Urnenmodelle sind insbesondere hilfreich, um Wahrscheinlichkeitsverteilungen zu berechnen. In dem folgenden Beispiel wird aus einer Urne mit Kugeln nummeriert ( ) eine ungeordnete Stichprobe mit Elementen ohne Zurücklegen gezogen. Die Grundgesamtheit wird in zwei Gruppen und geteilt, von denen im Anwendungsfall eine bestimmte Eigenschaft besitzt und diese Eigenschaft nicht besitzt.

Modell[Bearbeiten]

In einer Urne befinden sich Kugeln, von denen schwarz und weiße Kugeln sind. Es werden Kugeln ohne Zurücklegen gezogen. Bezeichne s die Anzahl der schwarzen unter den gezogenen (), das Ereignis, dass die Anzahl der schwarzen Kugeln genau gleich ist und die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis . Die Wahrscheinlichkeitsfunktion definiert die sogenannte hypergeometrische Verteilung mit Paramtern auf .

Satz - Hypergeometrische Verteilung[Bearbeiten]

Für und gilt:

Beweis (1)[Bearbeiten]

Sei die Menge aller ungeordneten Stichproben aus der Menge ohne Wiederholung, sei die Gleichverteilung auf . Es ist . Die schwarzen Kugeln seien mit den Nummern versehen, die weißen Kugeln mit . Das Ereignis besteht dann aus allen mit genau Elementen aus .

Heuristisch: Es gibt Möglichkeiten, Kugeln aus schwarzen Möglichkeiten, Kugeln aus weißen] ohne Zurüklegen zu ziehen.

Beweis (2)[Bearbeiten]

Jede Kombination einer der Möglichkeiten mit einer der Möglichkeiten ergibt genau ein Element aus . Folglich und wie behauptet.

Bemerkung[Bearbeiten]

Im Spezialfall (d.h. Anzahl der Züge gleich Anzahl der schwarzen Kugeln; alle schwarzen Kugeln werden gezogen) ist

Qualitätskontrolle (Beispiel)[Bearbeiten]

Aus einer Sendung von Glühbirnen, welche defekte enthalten möge, werden Stück (ohne Zurücklegen) entnommen und geprüft. Die Wahrscheinlichkeit, dass unter den Proben genau (höchstens ) defekt sind, ist

oder

Skatspiel (Beispiel)[Bearbeiten]

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass beim Austeilen der Karten der Spieler unter seinen Karten genau der Asse besitzt?

Skatbeispiel - Zerlegung der Grundmenge[Bearbeiten]

Die Zerlegung der Grundmenge in und erfolgt im Skatbeispiel in die Menge der Asse und die Menge Karten, die kein Ass sind .

Zufallsgrößen, Zufallsvariablen (1)[Bearbeiten]

In der Lerneinheit zu Zufallsvariablen traten zwei Wahrscheinlichkeitsräume auf:

  • ist die Menge der ungeordneten Stichproben vom Umfang aus (ohne Wiederholung), ist Gleichverteilung auf .
  • hypergeometrische Verteilung (Anzahl schwarzer Kugeln hypergeometrisch verteilt). Wir bezeichnen diese Anzahl als . ist eine Abbildung von .

Zufallsgrößen, Zufallsvariablen (2)[Bearbeiten]

Das in der Lerneinheit zu Zufallsvariablen auftretende Ereignis kann man als Urbild von Zufallsgrößen beschreiben:

('Urbild der Menge )

Durch die Definition

erhalten wir eine Wahrscheinlichkeitsfunktion auf (im Beispiel gerade hypergeometrische Verteilung).

Für beliebige Ereignisse setzt man in Verallgemeinerung der letzten Gleichung

Bild (Definition)[Bearbeiten]

Sei eine Wahrscheinlichkeitsfunktion über . sei eine weitere (nicht-leere) höchstens abzählbare Menge.

  • eine Abbildung heißt Zufallsgröße (oder zufällige Größe).
  • Die durch , , definierte Abbildung von in heißt Bild von unter :
und

Diskreter Wahrscheinlichkeitsraum (Satz)[Bearbeiten]

Mit dem in b) definierten gilt: bildet einen diskreten Wahrscheinlichkeitsraum.

Beweis (1)[Bearbeiten]

Es ist zu zeigen, dass eine Wahrscheinlichkeitsverteilung über ist mit .

  • gilt nach Definition
  • Normierung:
  • - Additivität: Für eine Folge von paarweise disjunkten Mengen aus sind die Urbildmengen wieder paarweise disjunkt:

Beweis (2)[Bearbeiten]

Ferner gilt für die Urbildfunktion:


Dies gilt auch für beliebige Schnitte und Vereinigungen bzgl. des Urbilds einer Funktion.

Beweis (3)[Bearbeiten]

Dann folgt:



Wahrscheinlichkeitsverteilung (Definition)[Bearbeiten]

Die durch definierte Wahrscheinlichkeitsverteilung auf heißt Wahrscheinlichkeitsverteilung von und wird mit bezeichnet. heißt auf -verteilt.

Bemerkungen und Bezeichnungen (1)[Bearbeiten]

schreibt man auch ("Ereignis in "). Entsprechend schreibt man statt auch ("Wahrscheinlichkeit, dass in ist").

Bemerkungen und Bezeichnungen (2)[Bearbeiten]

Die zu gehörende Wahrscheinlichkeitsfunktion auf lautet .

Bemerkungen und Bezeichnungen (3)[Bearbeiten]

Zu jedem Wahrscheinlichkeitsraum gibt es die Zufallsgröße . in diesem Fall ist .

Bemerkungen und Bezeichnungen (4)[Bearbeiten]

Im Fall (z.B. o.ä.) spricht man auch von einer Zufallsvariablen (statt Zufallsgröße). Beachte, dass diese eine schiefe (aber eingebürgerte) bezeichnung ist: ist die Variable, die Funktion. Im Fall spricht man von einem Zufallsvektor.

Bemerkungen zum Rechnen mit Zufallsvariablen (5)[Bearbeiten]

Da Zufallsvariablen reellwertige Funktionen sind, kann man mit ihnen üblicherweise Rechnen:

Beispiel[Bearbeiten]

-maliges Würfeln. Auf , Gleichverteilung auf , definiere durch ("Anzahl Sechser").

Behauptung:

Binomialverteilung (Definition)[Bearbeiten]

Die Wahrscheinlichkeitsverteilung auf definiert durch

heißt Binomialverteilung mit den Parametern und , kurz -Verteilung (). Die im Beispiel angegebene Zufallsvariable ist also -verteilt.

Indikatorvariablen (Beispiel)[Bearbeiten]

Sei . Die Zufallsvariable ,

heißt Indikatorvariable oder Indikatorfunktion von . Umgekehrt stellt jede -wertige Zufallsvariable eine Indikatorvariable dar, nämlich

Bemerkung - Verwendung für Ereignisse[Bearbeiten]

Sei eine Wahrscheinlichkeitsverteilung auf gegeben und setze . Dann ist die Verteilung von gegeben durch . heißt bernoulliverteilt mit Paramter p, kurz -verteilt.

Rechenregeln[Bearbeiten]

Für Indikatorvariablen:


Verwendung mehrerer Zufallsvariablen[Bearbeiten]

Die nun folgenden Erläuterungen beziehen sich auf den Fall von mehreren, aber auf dem gleichen Wahrscheinlichkeitsraum definierten Zufallsvariablen.

Gemeinsame Verteilung (Definition) (1)[Bearbeiten]

Gegeben Zufallsvariablen .

Sei der aus ihnen gegildete Zufallsvektor. Dann heißt die Verteilung auch gemeinsame Verteilung der heißt auch i-te Rand- oder Marginalverteilung.
Die Randverteilung lässt sich aus der gemeinsamen Verteilung wie folgt berechnen. Sei . Setze

Gemeinsame Verteilung (Definition) (2)[Bearbeiten]

Dann ist


Beispiel (1)[Bearbeiten]

Werfen zweier (unterschiedbarer) Würfel. Setze und definiere die Zufallsvariablen gemäß

die Augenzahl des 1. [2.] Würfels.

Beispiel (2)[Bearbeiten]

Hier ist und die gemeinsamer Verteilung der auf ist

für alle .

Die Randverteilung von erhalten wir aus der letzten Gleichung der Definition wie folgt:

Siehe auch[Bearbeiten]

Seiten-Information[Bearbeiten]

Der Foliensatz für diese Seite wurde auf Basis der folgenden Wikipedia-Quelle erstellt:

Quellen[Bearbeiten]

  1. „Abzählende Kombinatorik“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. Oktober 2018, 05:03 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Abz%C3%A4hlende_Kombinatorik&oldid=181538699 (Abgerufen: 5. November 2018, 15:27 UTC)