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Kurs:Welterbe, Kulturgüterschutz und Kommunikation (Sommeruniversität 2016)/Arbeiten/Tiergarten Schönbrunn: Perspektiven des Welterbes

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Kaiserpavillon in der Menagerie des Tiergartens Schönbrunn

Der Tiergarten Schönbrunn wurde im Jahr 1752 von Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, dem Gemahl von Maria Theresia gegründet und befindet sich im Park des Schloss Schönbrunns im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing. Er ist der älteste noch bestehende Zoo der Welt und seit Dezember 1996 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Schönbrunn. Seit dem Jahr 2007 ist die Zoologin Dagmar Schratter die Direktorin des Zoos und unter ihrer Leitung wurde der Tiergarten viermal in Folge (2008, 2010, 2012 und 2014) als bester Zoo Europas ausgezeichnet. Seit dem Jahr 2006 hat der Tiergarten jährlich über 2 Millionen Besucher und Besucherinnen aus dem In- und Ausland zu verzeichnen, wobei das Jahr 2008 mit einer Besucherzahl 2,6 Millionen den Rekord hält.[1]

UNESCO-Welterbe

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Affenkäfig im 19 Jhd.

Im Jahr 1972 wurde die „UNESCO World Heritage Convention“ als internationales Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Menschheit verabschiedet. Die Welterbekonvention ist ein bindendes Rechtsinstrument und besitzt mit 192 Vertragsstaaten universelle Gültigkeit. Die Aufnahme auf die Liste des Weltkulturerbes erfolgt nach den Kriterien der Einzigartigkeit, der Authentizität (historische Echtheit) und Integrität (Unversehrtheit) der Objekte. Derzeit befinden sich 1052 Kultur- und Naturerbestätten aus 165 Staaten aller Kontinente auf der UNESCO-Welterbeliste.[2]

UNESCO-Welterbe Österreich

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Österreich ratifizierte die UNESCO Welterbekonvention im Jahr 1993 und die ersten beiden Welterbestätte, das historische Zentrum der Stadt Salzburg und das Schloss und Gärten von Schönbrunn wurden im Jahr 1996 in die Welterbeliste aufgenommen. Bis heute gibt es in Österreich insgesamt 9 Welterbestätten, davon sind 3 Kulturlandschaften, 2 Bauwerke und eine archäologische Stätte gelistet.[2]

Schloss und Gärten von Schönbrunn

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Schloss und Gärten von Schönbrunn 2008

Der Grund für die Aufnahme in die Welterbeliste war die Verbundenheit von Schloss und Park von Schönbrunn als „gemischtes Ensemble“. Die Begründung für den außergewöhnlichen, universellen Wert im Sinne des internationalen Übereinkommens wird durch folgende Kriterien bestimmt:

  • als ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft und
  • als ein hervorragendes Beispiel eines Gebäudetypus beziehungsweise eines architektonischen Ensembles, das einen bedeutsamen Abschnitt der Geschichte versinnbildlicht.[3]

Das Welterbekomittee würdigte die Aufnahme des Schloss und des Parks weiter: „From the 18th century to 1918, Schönbrunn was the residence of the Habsburg emperors. It was designed by the architects Johann Bernhard Fischer von Erlach and Nicolaus Pacassi and is full of outstanding examples of decorative art. Together with its gardens, the site of the world’s first zoo in 1752, it is a remarkable Baroque ensemble and a perfect example of Gesamtkunstwerk“[4]

Kern- und Pufferzone des Welterbes

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Zum Schutz und Erhalt des Welterbes wird das Areal von einer Kernzone umfasst. Diese besitzt insgesamt eine Grundfläche von rund 120 Hektar, wobei die historischen Gebäude eine Fläche von circa 52.000m2 einnehmen. Darunter fallen das Schloss an sich und seine Nebengebäuden sowie der Park mit Glashäusern und der Tiergarten Schönbrunn mit einer Fläche von 17 Hektar. Außerdem wurden Teile der heutigen Schlossallee, die als ehemalige Hauptachse zum Schloss führte, mit in den Schutzbereich aufgenommen. Zusätzlich zu der Kernzone besteht eine Pufferzone, die sich über Teile der benachbarten Bezirke 12. Meidling, 14. Penzing und 15. Rudolfsheim-Fünfhaus[5] erstreckt. Neben der Kern- und Pufferzone zum Schutz des Welterbes, gelten zu dem nationale Schutzbestimmungen. Zum einen steht durch die Bundesgesetzgebung das Schloss und der Park vollflächig unter Denkmalschutz und zum anderen sind diese zum Großteil durch die Landesgesetzgebung im Flächenwidmungs- und Bebauungsplan als in Schutzzonen verankert.[3]

Der Tiergarten zwischen Welterbe und Modernität

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Der Tiergarten mit seiner Kulisse einer barocken Menagerie stellt auf der einen Seite die interessante Vergangenheit des Zoos dar, auf der anderen Seite werden Attribute wie „ältester Zoo der Welt“ nicht mit Modernität und artgerechter Tierhaltung verbunden - der Tiergarten befindet sich im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Moderne. Durch die Verbindung des einzigartigen historisch barocken Baukerns mit neuer Tiergarten-Architektur zählt der Zoo dennoch zu einem der modernsten Tiergärten. Denn das imperiale Flair in Verbindung mit Denkmalschutz und modernen Tierhaltung machen diesen besonders und einzigartig.[6]

Der Tiergarten und der Botanische Garten

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Seehunde-Brunnen und Verwaltungsgebäude im Tiergarten

Seit Mai 2016 zeichnet sich ein weiteres Spannungsfeld ab. Der Tiergarten Schönbrunn hat vermehrten Platzbedarf und will den Botanischen Garten als zusätzliches Zoo-Areal nutzen. Dieses Ansinnen des Zoos stieß bei den Grünen und in der Bevölkerung auf Widerstand. Auch das Welterbe-Komitee der UNESCO, Icomos betrachtet dieses Vorgehen kritischen und sieht vor allem Bedenken im Denkmalschutz und im freien Zugang des Botanischen Gartens. Das zuständige Ministerium sowie seitens des Zoo stelle der zu zahlende Eintritt keine Problematik dar, da in anderen Gärten des Schlossparks ebenfalls Eintritt zu zahlen ist. Der Vize-Präsident der Icomos-Austria versteht dieses Verhalten nicht, mit einem Dokument aus dem Jahr 1995 will er belegen, dass Botanische Garten in seiner ursprünglichen Form erhalten sein muss um Weltkulturerbe zu sein.[7][8]

Im Januar 2017 wurde beschlossen die Entscheidung an die UNESCO direkt weiterzugeben. Sie soll entscheiden ob der Botanische Garten an den Tiergarten Schönbrunn verpachtet werden darf und ob dieses Vorhaben den Weltkulturerbe-Status von Schönbrunn beeinflusst. Egal wie die Entscheidung der UNESCO in der Causa Botanischer Garten ausgeht, das Spannungsfeld in dem sich der Tiergarten Schönbrunn in dem „Gesamtkunstwerk“ Schönbrunn befindet wird deutlich. Das Schloss Schönbrunn stellt in erster Linie ein in sich geschlossenes Bauwerk dar, welches nur bedingt Modernisierungsmaßnahmen unterliegt und von den Besuchern und Besucherinnen seiner historischen Echtheit erlebt werden will. Ebenso ist es bei den anliegenden Parkanlagen – die Instandhaltung und die Authentizität stehen im Vordergrund. In der Zusammenfassung der UNESCO die den universellen Wert des Schloss und Gärten von Schönbrunn beschreiben steht, „Schönbrunn became, as it were, frozen in time in 1918 when it became the property of the Republic of Austria.“[4] Bezogen auf den Tiergarten wäre dieser Zustand vor allem aus Gründen der artgerechten Tierhaltung moralisch verwerflich. Deutlich wird wieder, dass sich der Tiergarten im Gegensatz zu den anderen Teilen des Welterbes Schönbrunn strukturellen Veränderungen unterliegt. An dieser Stelle soll keinesfalls der wirtschaftliche Profit, den eine Erweiterung des Areals bringt außer Acht gelassen werden. Dennoch stellt sich die Frage inwiefern ein Tiergarten, der in sich nicht geschlossen ist und aus unteranderem nicht nur ökonomischen Interessen sondern wissenschaftlichen oder Natur- und Artenschutz Interessen heraus, dem Anspruch der Authentizität, also der historischen Echtheit gerecht werden kann.

Selbstdarstellung des Tiergarten Schönbrunn

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Blick über den Tiergarten

Aus dem Spannungsfeld Vergangenheit und Moderne heraus definiert sich der Tiergarten Schönbrunn weniger durch das Welterbe als er den Besucher und Besucherinnen ein breites Erlebnis- und Informationsangebot bietet und die vor der Kulisse des historisch barocken Baukerns vermittelt werden. Der Tiergarten Schönbrunn hat für sich vier Aufgaben definiert. Zum einen stellt der Zoo einen Erholungsraum sowie ein Bildungszentrum für Besucher und Besucherinnen dar. Außerdem ist er ein Schauplatz für Forschung und Lehre sowie Partner von Natur- und Artenschutzprojekten. Vermittelt werden diese vier selbst gesteckten Aufgaben auf unterschiedliche Arten. Der Tierarten bietet zahlreiche Führungen wie Backstage- Familien- und Nachtführungen an in denen wichtige Inhalte über die Tiere und den Tiergarten vermittelt werden. Außerdem wird die Gelegenheit geboten, Fütterungen live mitzuerleben und dabei die Tiere noch besser in ihren Lebenssituationen erfahren können.[1]

Einzelnachweise

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  1. a b zoovienna.at: Über uns
  2. a b Österreichische UNESCO-Kommission: Das UNESCO Welterbe
  3. a b Wien.at: Schloss und Park von Schönbrunn - Weltkulturerbe Wien
  4. a b UNESCO - World Heritage List: Palace and Gardens of Schönbrunn
  5. https://www.dasumzugsteam.at/blogs/umzug-wien-15-bezirk-rudolfsheim-fuenfhaus/
  6. zoovienna.at: Die Geschichte des Wiener Tiergartens
  7. Ulrike Welser: Weltkulturerbe: Unesco entscheidet über Botanischen Garten, In: Die Presse vom 16.Jänner 2017
  8. ORF-Online: Botanischer Garten: Pläne beschäftigen Unesco, abgerufen am 1.März 2017
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