Kurs Diskussion:Exerzitien unter der Straße/Straßentod
Abschnitt hinzufügen"Da es hienieden immer mehr Elend in den unteren Ständen gibt als Brüderlichkeit in den oberen, war alles sozusagen vergeben, bevor es empfangen wurde."
Victor Hugo: Die Elenden
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Elenden
Inge ist eine von 50.000 Obdachlosen in Deutschland. Seit über 30 Jahren lebt sie auf der Straße. photo
Erst gestern hat Sammy den 16. Strich gemacht. Arnold. "Hat sich aufgehangen." Unruhig schaut er nach rechts und links, späht über die Reeperbahn nach der Polizei und fliegenden Flaschen. Nach Junkies, die nicht mehr klarkommen und Ärger suchen. Sammy zählt die Toten seit November. Er kannte die meisten von ihnen, nicht gut, aber alles Leute, mit denen er mal auf der Straße geschlafen hat, Platte gemacht oder "in einem Laden war" – "Kollegen" eben.
Nicht nur Sammy zählt. Der Senat zählt. Die Opposition zählt. Das Straßenmagazin Hinz&Kunzt zählt. Sie alle versuchen, die Ahnung zu beziffern, die seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie viele hatten: Dass die Pandemie kaum eine Gruppe so hart treffen wird wie die 50.000 Obdachlosen in Deutschland. Während sich die meisten Menschen in Deutschland hinter Haustüren und Bildschirmen zurückzogen, Ladenbesitzer Jalousien runterließen, Wirte Schlösser an sonst dauergeöffnete Kneipen hängten, blieben die übrig, die weder Home noch Office besitzen und keiner Ausgangssperre nachkommen konnten. Nirgendwo zeigt sich deren Not so deutlich wie in Hamburg. Die Hamburgische Bürgerschaft zählt 13 tote Obdachlose in diesem Winter. Im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor waren es nur fünf. Die Hamburger Rechtsmedizin zählt sogar 17 Todesfälle, manche von ihnen kamen vor ihrem Tod noch ins Krankenhaus. Die Rechtsmediziner fassen die Todesursachen der Verstorbenen so zusammen: "innere Erkrankungen, Verletzungen, Vergiftungen und Unterkühlungen". Konkret bedeutet das:
Paul nahm sich am 11. Januar das Leben.
Leslaw erlitt auf dem leeren Kiez einen Herzinfarkt.
Jonathan sprang von der Hebebrandbrücke.
Robert starb an einer Alkoholvergiftung.
Thomas an einer Überdosis.
Hamburg steht mit seinen Zahlen bundesweit an der Spitze. Doch die Zahlen sind überall hoch. "Seit den Neunzigerjahren sind nicht mehr so viele Obdachlose den Kältetod gestorben", sagt Werena Rosenke von der Bundesgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe. 22 Menschen sind seit Ende September in ganz Deutschland draußen erfroren. Wie hoch die Dunkelziffer derer ist, die an anderen Ursachen starben, weiß niemand.
Man weiß nicht mal genau, wie viele Obdachlose eigentlich in Hamburg leben. Laut einer Studie im Auftrag der Sozialbehörde sind es heute rund 2.000, fast genau so viele wie im doppelt so großen Berlin. Die Zahl ist nicht vollständig, aber sie zeigt, dass sich die Zahl der Obdachlosen in Hamburg innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt hat.
Glaubt man den Sozialarbeitern, Ehrenamtlichen und manchen Politikern in Hamburg, sind die jetzt steigenden Todeszahlen ein Symptom für eine zunehmende Verelendung, die weit vor der Pandemie begann. Mitarbeiter der Drogenkonsumräume berichten, dass sich der Gesundheitszustand vieler Süchtiger deutlich verschlechtert habe. Streetworker erzählen von Menschen, die plötzlich schon morgens im eigenen Urin liegen und die schon vor dem Winter kaum mehr Kraft hatten.
Doch warum sterben ausgerechnet seit der Corona-Pandemie mehr Menschen? Egal, wen man in der Stadt spricht, Sozialarbeiter, die Mitarbeiter von Hinz&Kuntz, die Leute der Drogenkonsumstätte, Obdachlose – niemand weiß genau zu sagen, wer die Schuld trägt und wie das Sterben hätte verhindert werden können. Sogar Menschen, die von der Politik die sofortige Öffnung aller Hotels fordern, sind ratlos. Claudia Meister, die Geschäftsführerin des Vereins Hanseatic Help, sagt: "Du hättest alle Hotels der Stadt aufmachen können, Leute wären trotzdem gestorben."
Um zu verstehen, warum die Pandemie für manche Obdachlose den Tod bedeutet, muss man sich deshalb das komplizierte Geflecht ansehen, aus dem das Elend gemacht ist. In diesem Geflecht spielen verschlossene Kiezkneipen eine Rolle, genauso wie die Minusgrade, die Notunterkünfte, die Flüchtlinge und der Arbeitsmarkt.
"Ich will ein ganz normales Leben"
Die Jugendherberge am Stintfang liegt an den Landungsbrücken, hier haben knapp 50 Obdachlose für ein paar Wochen ein eigenes Bett gefunden. photo
In der Nähe der Helgoländer Brücke am Hamburger Hafen, unter der in diesem Winter einer der Obdachlosen starb, liegt die Jugendherberge am Stintfang. Wo sonst laute Jugendliche sitzen, die Wodka und Red Bull in Thermoskannen schütten, wo sich Mädchen heimlich aufs Jungszimmer schleichen, sitzen jetzt unter Flaggen-Girlanden stille Menschen und mit ihnen ihre Geschichten. Die Solidarität in der Hansestadt war in Anbetracht der zweistelligen Minusgrade im Februar groß. Sie erfasste auch Sven Seidler, den Betreiber der Herberge. Vor wenigen Wochen beschloss er, seine Räume für die Obdachlosen zu öffnen. Seitdem wohnen hier knapp 50 Hamburger Obdachlose. Organisiert haben den Aufenthalt auf Zeit zwei Vereine: Straßenblues und Hanseatic Help. Beide Organisationen finanzieren mit privaten Spenden die Unterkunft, 40 Euro pro Person und Nacht.
Beim Abendessen ist es still an diesem Tag. Gabeln kratzen über die Teller, die Hafenlichter zittern in der Elbe vor der Glasfassade des Speisesaals. Vor den beigen Tischen sitzt an diesem Abend ein polnischer Mann mit Wollmütze, Arme und Beine ineinander verschränkt, als presse die Kälte der letzten Wochen immer noch seinen schmalen Körper zusammen. Eine Flüchtlingsfamilie, die mit zwei kleinen Mädchen und rosa Kinderrucksack am Morgen vor der Herberge stand. Der tätowierte Punkrocker Jochen, "seit 25 Jahren bayerischer Flüchtling". Der Autist Carlos, der sich vor allem fragt, was die Deutschen gegen Karl Marx haben. Die Notariatsfachangestellte Nadine, die Perlen an den Ohren und Narben am Hals hat. Menschen, die meist früh, manchmal erst spät einen Weg nahmen, den keiner von ihnen so geplant hatte.
Und da sitzt an diesem Abend ein junger Mann in weißer Adidas-Jacke, der sich wünscht, dass diese verdammte Einsamkeit aufhört. Und diese Pandemie, wegen der er Job und Wohnung verlor.
Das Leben als "Alien"
Olegs ist ein Nichtbürger. Er hat jüdische, deutsche und russische Vorfahren, wegen derer er bei seiner Geburt in Lettland keine Staatsbürgerschaft bekam. Der einzige Pass, den er besitzt, ist ein "Alien Passport", ein lettischer Pass, der wirklich so heißt, für Menschen ohne Staatsbürgerschaft. "Ich bin ein Alien", stellt er nüchtern fest.
Und so hört sich dieses Leben an: Die erste Nacht auf der Straße erlebte er in einer Winternacht in Lettland, da war er zehn Jahre alt, erzählt er. Sein Vater hatte ihn vor die Tür gesetzt. Seitdem schlägt er sich durch, arbeitete auf Baustellen, reiste nach Salzburg, Tschechien, Paris. Er hatte da ein paar "Aktionen". In Karlsbad raubte er ein Casino aus, und saß dafür zwei Jahre im Gefängnis. Im Fünf-Sterne-Hotel hatten sie ihn geschnappt. Später ging er dahin, wo sich viele einen Neuanfang versprechen: In Frankreichs Fremdenlegion. Aber davon erzählt er nicht gern. Er sollte nach Syrien, Bomben entschärfen. Aus Protest schnitt er sich die Adern auf. Olegs schiebt seinen Ärmel nach unten, eine Narbe zieht sich quer über den blassen Unterarm. Sie ist der einzige Beleg für das Leben, von dem er berichtet.
Olegs hatte nie ein wirkliches Zuhause, in das er sich hätte zurückziehen können. Und es ist das, wonach er sich am meisten sehnt. Fragt man ihn, wie er sich seine Zukunft vorstellt, sagt er: "Ich will ein ganz normales Leben."
Olegs hat während der Pandemie seinen Job, seine Freundin und seine Wohnung verloren. Das Schlimmste sei jetzt, sagt er, die Einsamkeit.
Noch im März war er diesem normalen Leben, von dem er träumt, ganz nah. Er arbeitete auf Baustellen als Stuckateur, erhielt viele Aufträge. Dann aber, ab dem ersten Lockdown im März 2020, habe ihn sein Chef nicht mehr angerufen. Als die Aufträge ausblieben, habe ihn erst seine Freundin verlassen, dann verlor er seine Wohnung. Die Pandemie machte ihn einmal mehr obdachlos. Er musste zurück auf die Straße, zu den "Kollegen", zur Gegend um den Hauptbahnhof. Zurück in das Leben, das er hinter sich lassen wollte. "Ich muss weg von da", sagt er. "Wenn ich wieder in meine alten Schritte steige, passieren immer schlimme Sachen."
In Hamburg landen viele Menschen wie Olegs, die sich ein besseres Leben erhoffen. 2009 hatten laut der Hamburger Sozialbehörde rund 70 Prozent der Obdachlosen eine deutsche Staatsangehörigkeit. 2018 waren es nur noch 36,1 Prozent. Viele von ihnen kamen, um Arbeit zu finden. Doch das ist in der Pandemie so schwer wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch Olegs läge in nicht-pandemischen Zeiten vielleicht nicht im Stockbett einer Jugendherberge. Und müsste nicht stundenlang gegen die Einsamkeit anspazieren, bis die Leere der Stunden ihn doch erwischt.
Die Pandemie verlangsamt alles
Gerade prekär Angestellte traf die Krise besonders hart. Freiberufler, Selbstständige, Kurzarbeiter, Bauarbeiter. Menschen, die in guten Wirtschaftsjahren instabile Jobs annahmen, mit denen sie über die Runden kamen. Es sind die unverbindlichsten Arbeitsverhältnisse, die zarten Fäden, die bei einem Zittern der Konjunktur als erstes reißen. Die Arbeitsagentur spricht in einem im November veröffentlichten Bericht vom "Corona-Effekt" auf dem Arbeitsmarkt. Vor allem bei zwei Gruppen stellt sie einen noch stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit als bei allen anderen fest: Bei Ausländern und Personen ohne Berufsausbildung. Der Sozialverband Hamburg warnte schon vor Monaten wegen der Pandemie vor einer steigenden Armut in der Hansestadt.
Die Arbeitslosigkeit, die wegfallenden Aufträge, die erlahmte Wirtschaft macht es den Menschen noch schwerer, aus der Obdachlosigkeit wieder herauszufinden. Die Pandemie wirkt wie ein zäher Strudel, der Perspektiven schluckt. Und sie verlangsamt wichtige Prozesse: das Einreichen von Anträgen, Terminvergaben, das Verstreichen von Zeit. Die Menschen hängen länger im Übergang fest. Drogensüchtige müssen länger auf Entzugsplätze warten. Arbeitslose auf Vorstellungstermine. Auf den Bescheid für Sozialleistungen. Auf eine Zukunft. Ohne Dach kann keine Decke auf den Kopf fallen
Kneipen wie der Elbschlosskeller auf der Reeperbahn kämpfen um ihre Existenz. Für Obdachlose waren sie nicht nur ein Ort zum Aufwärmen.
Auf den Straßen fehlen freundliche Gesichter und die zugehörigen Institutionen, die das Leben vor der Pandemie für Obdachlose erträglicher machten. Wer den Job verliert und auf der Straße landet, landet nicht auf dem belebten Kiez, sondern streicht an verschlossenen und vernagelten Türen entlang. Der stellt seinen Becher in eine ausgestorbene Fußgängerzone, dem fehlen die leeren Astra-Flaschen der Studenten am Kiosk, die Samstag jetzt Netflix schauen, statt auf der Reeperbahn zu feiern.
Dem fehlen die Orte, die ihn kurz vergessen lassen, dass er ein Übriggebliebener ist. Einer der nicht zu Hause bleiben kann, dem ohne Dach keine Decke auf den Kopf fallen kann. Dem fehlen Momente, die daran erinnern, dass sich Menschen zumindest manchmal auf Augenhöhe begegnen. Wie im Elbschlosskeller, der 24 Stunden geöffnet hatte, ein Ort für alle, für Partygänger, Tänzer, Sexarbeiterinnen, für die Nachbarn, für Sammy und die Leute von der Platte, die sich mal aufwärmen wollten. Ein Ort, an dem vor der Pandemie alle ein bisschen gleicher wurden.
Die wenigen Orte, die für Obdachlose noch geöffnet sind, lassen keine Sekunde vergessen, wo man in der Gesellschaft steht, wie etwa die Notunterkünfte. "Wenn ich nicht so stark wäre und ein inneres Ziel hätte, wäre ich zerbrochen", sagt Jochen.
Egal, wen man fragt: Keiner will in die Notunterkunft
Er ist Ende 40, Punkrocker und hatte früher einen Iro, "mit dem konntest du Augen ausstechen – brutal". Jetzt glänzt sein kahler Kopf im Licht des Speisesaals der Jugendherberge. Die Buchstaben ACAB an den rechten, PUNK auf den linken Fingern, ein Wettergott auf der Hand, ein Dämon am Hals. Messer im Oberschenkel, Stuhl auf dem Kopf, Ehering auf die Augenbraue. "Aber ich hab' nie angefangen." Sein Körper ist eine Kampfzone. Während Menschen wie Olegs nie einen geraden Weg kennenlernten, lebte Jochen schon immer gegen den Bausparvertrag, gegen das Sonntagsessen und den Nine-to-five-Job. Zuletzt hatte er einen Marktstand in der Hippiestadt Christiana in Kopenhagen. Den musste er schließen wegen Corona, er reiste nach Hamburg.
Zwei Wochen schlief er in Notunterkünften, für Jochen ein 14-tägiger Alptraum. Er erzählt, sein Zimmernachbar in der ersten Notunterkunft habe die Krätze gehabt, ein anderer wollte ihn verprügeln, nur weil er ihn bat, die Mandarinenschalen in den Müll und nicht daneben zu werfen. "Die Leute dort saufen, bis alles leer ist, meistens bis fünf Uhr morgens." Ein paar Mal schütteten sie Bier um sein Bett. Hopfengeruch ist nicht hilfreich bei der Jobbewerbung. "Ich kann die Menschen verstehen, die später draußen erfroren sind. Du hältst es da drin nicht aus." Seit drei Tagen ist Jochen hier in der Herberge am Stintfang, jetzt hat er ein Vorstellungsgespräch als Baggerfahrer.
Jochen floh als Jugendlicher aus dem konservativen Niederbayern, wurde Punkrocker und reiste quer durch Europa.
Theoretisch, also regierungstheoretisch, muss niemand auf der Straße schlafen. Und niemand erfrieren. Die Koalition nannte in den vergangenen Wochen bei den vielen, teils heftigen Diskussionen um die Obdachlosen das Zauberwort "Winternotprogramm". Einige in der Herberge wie Jochen waren in diesem Winternotprogramm. Manche von ihnen schliefen lieber auf der Straße oder in Zelten. 1.400 Betten stellt die Stadt für die mindestens 2.000 Menschen ohne Dach über dem Kopf. Vier-Bett-Zimmer in einer Zeit der Kontaktbeschränkungen. Eine ungewöhnliche Allianz aus CDU und Linke forderte deshalb Ende Januar die Öffnung der leerstehenden Hotels und Herbergen wie in anderen Städten, etwa in Düsseldorf oder Berlin, um den Menschen Einzelzimmer zu bieten. Doch die Sozialbehörde Hamburg beharrte auf den Notunterkünften, obwohl deren schlechter Zustand nach Ansicht von Sozialarbeitern eine Erklärung sind, warum Menschen auf der Straße erfroren sind.
Auch Sammy, der die Toten zählt, und die anderen Punkrocker von der Reeperbahn meiden die Notunterkünfte. Gegenüber des verschlossenen Elbschlosskellers sitzt zwischen den schmutzigen Matratzen, Penny-Tüten und Wodkaflaschen Inge, Hamburgs selbst ernannte Bordsteinamsel und Königin der Platte unter Kentucky Fried Chicken. Rauchend und hustend schimpft sie gegen das Winternotprogramm. Da, sagt sie, sei es "noch beschissener als hier". Inge hat 35 Jahre Straßen-Expertise und kann Sätze sagen wie: "1986 hatten wir auch 'nen scheiß kalten Winter."
Sie streicht über ihren zertrümmerten Wangenknochen, irgendwer raucht Crack neben ihr, ein Mädchen mit Sekt unterm Arm schaut im Vorbeigehen zu ihr hinab, und Inge sagt: "Die Menschenwürde ist unantastbar."
Auch wenn später Wolken aufziehen und es abends wieder regnen wird in Hamburg, scheint an diesem Nachmittag die Sonne auf Inges Reich. Die Plattenkönigin beschließt, dass es Zeit für Wodka ist. Neben Inge sitzt "ihre Schwester" Kerstin, die habe dreißig Jahre in der Altenpflege gearbeitet. "Ist das fair?", krächzt Kerstin, die Stimmbänder wie mit Stacheldraht geschliffen. Inge hat noch eindreiviertel Ohren, ein Viertel verlor sie an Nazis. "Aber für was, Schatz? Für was?", fragt sie und lässt den Kopf mit ihrem blassrosa Iro hängen, das Gefieder der erschöpften Bordsteinamsel.
Inge braucht keine halbe Minute, um ihre Geschichte zu erzählen. Sie hatte mal eine Wohnung am Fischmarkt. Die Miete wurde zu hoch, sie suchte Hilfe beim Sozialamt, bekam keine. Dann kürzt sie ab: "Na ja, und so bin ich in der Prostitution gelandet." Sie schaut einem in die Augen: "Solange ich lebe, will ich kein Arschloch sein. Ich bin für alle da." Inge weiß auch nicht, was genau hier draußen schiefläuft. Sie kannte einige der Toten. Tränen steigen ihr in die geschwollenen Augen, wenn sie von ihnen spricht. Eine Freundin von ihr sei im Krankenhaus gestorben. Mit dem Wodka schwappen die Tränen zu Kerstin rüber, die weint und einen Schluck gegen die Traurigkeit nimmt.
Sie spüre die Angst vor Corona auf der Straße. Aber damals hätten auch alle Angst vorm Kalten Krieg gehabt. "Diese Einstellung brauchst du, anders kannst du hier nicht überleben." Und Inge will noch ein bisschen überleben.
Am Abend kommt ein Junge mit schweren Lidern an der Herberge am Stintfang an. Er heißt Khalid, ist afghanischer Flüchtling und wird hier zum ersten Mal seit sechs Nächten Schlaf finden. Auch seine Geschichte ist voller Verzweiflung und Ausweglosigkeit. In dieser Nacht aber wird ihn zumindest der Regen nicht kümmern, der von draußen an sein Fenster prasselt, so wie an die Fenster von Jochen, Olegs und den anderen Obdachlosen.
Zumindest in dieser Nacht kann ihnen wenigstens der Regen egal sein.
Obdachlosigkeit in der Corona-Krise. Die toten Kollegen Corona hat schwere Folgen für obdachlose Menschen. In keiner Stadt zeigt sich das so deutlich wie in Hamburg. Mindestens 13 Obdachlose starben dort im Winter. Warum? - Die Zeit vom 14. März 2021, Von Marlene Knobloch
--Methodios (Diskussion) 17:56, 15. Mär. 2021 (CET)
Berlin - Die Polizei hat in Berlin-Tiergarten einen Mann festgenommen, der das Zelt eines Obdachlosen anzünden wollte. Da die Staatsanwaltschaft bei dem Brandanschlag von einem versuchten Tötungsdelikt ausgeht, hat eine Mordkommission die Ermittlungen übernommen. Die Polizei prüft nun Zusammenhänge zu weiteren Vorfällen, bei denen zuletzt Schlafplätze von Obdachlosen in Brand gesetzt wurden.
Die jüngste Tat ereignete sich nach Angaben der Polizei am Sonntagvormittag um 10.30 Uhr. Dank eines aufmerksamen Passanten konnte Schlimmeres verhindert werden, wie eine Polizeisprecherin sagte. Der 42-jährige Fußgänger hatte unter einem Stadtbahnbogen am Tiergartenufer einen Mann beobachtet, der mehrmals zu einem Zelt gegangen sei, um es in Brand zu stecken.
Als der Zeuge den verdächtigen Brandstifter laut ansprach, flüchtete dieser. Der 46 Jahre alte Obdachlose, der sich während des Angriffs in dem Zelt aufhielt, sei aufgrund des Einschreitens des Passanten nicht verletzt worden. Alarmierte Beamte einer Einsatzhundertschaft konnten den 36-jährigen Verdächtigen in der Tatortnähe festnehmen. Er soll noch am Montag einem Richter zum Erlass eines Unterbringungsbefehls vorgeführt werden, hieß es. Ob er für weitere Brandanschläge auf Obdachlose verantwortlich ist, war zunächst unklar. Dies sei Bestandteil der Ermittlungen, so eine Polizeisprecherin.
Seit über zwei Wochen Brandanschläge auf Obdachlose
Seit über zwei Wochen häufen sich Angriffe dieser Art in Berlin. Erst in der Nacht zu Sonnabend wurde das Zelt eines obdachlosen 60-Jährigen in Charlottenburg angezündet, während er darin lag. Eine Radfahrerin verhinderte Schlimmeres, als sie unter der S-Bahn-Brücke an der Straße des 17. Juni die auflodernden Flammen sah und die Feuerwehr alarmierte.
Der Obdachlose erzählte den ermittelnden Polizisten später, dass er gerade einschlafen wollte, als er ein zischendes Geräusch hörte, ähnlich dem eines Feuerzeuges. Kurz darauf habe er Rauch gerochen. Er habe sich daraufhin sein Schlafzubehör und seine persönlichen Sachen gegriffen und das Zelt verlassen.
Jugendliche greifen Obdachlose in Neukölln an
Ende Januar sollen drei Jugendliche beziehungsweise Heranwachsende einen Obdachlosen in Neukölln angegriffen haben. Nach Angaben der Polizei hatten sie das 59-jährige Opfer in einem Park an der Gutschmidtstraße in Britz gewaltsam aus seinem Zelt getrieben. Anschließend sollen sie mit Stöcken auf den wehrlosen Mann eingeschlagen und ihn mehrmals getreten haben.
Als er daraufhin weglief, sollen die jungen Täter seinen Schlafplatz angezündet haben. Trotz der Löschversuche alarmierter Feuerwehrleute brannte das Zelt samt aller Habseligkeiten des Mannes vollständig nieder. Nur zwei Stunden später zündeten Unbekannte ein weiteres Zelt eines Obdachlosen in der Nähe an.
Immer mehr Angriffe auf Wohnungslose in Berlin
Immer mehr Obdachlose werden in Berlin Opfer von Gewalt. 2018 zählte die Polizei 328 Angriffe auf . Im Jahr zuvor hatte die Polizei lediglich insgesamt 272 solcher Delikte erfasst. Die Zahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an. Im Jahr 2014 hatte die Behörde nur 110 Gewaltdelikte gegen Wohnungslose gezählt.
Vier Brandanschläge auf Obdachlose in Berlin: Polizei nimmt Verdächtigen fest. Seit über zwei Wochen häufen sich in Berlin die Angriffe auf Obdachlose. Die Polizei hat jetzt einen Mann festgenommen, der ein Zelt anzünden wollte - Berliner Zeitung vom 15. März 2021
--Methodios (Diskussion) 07:01, 16. Mär. 2021 (CET)
6. Dezember
Ich musste die Nachricht auch für mich erst verarbeiten und damit innerlich von einem Menschen Abschied nehmen. Am Freitag informierte mich die Kriminalpolizei, dass eine wohnungslose Frau in ihrem Zelt tot aufgefunden wurde. Wir konnten bei der Feststellung der Identität der Frau der Polizei helfen. Die Ursachen die zu ihrem Tod führten wird von der Kriminalpolizei untersucht. Wir kennen die ältere Dame schon seit Jahren, immer wieder versuchte unser Team von Armut und Gesundheit und die Streetworkerin sowie Krankenschwester des Thaddäusheimes die wohnungslose Frau zu motivieren in eine Wohnung, eine Unterkunft, eine sichere und warme Behausung zu ziehen. Sie lehnte dies vehement ab. Jetzt ist sie verstorben wir trauern um und denken an diesen Menschen. Vor fast genau 3 Jahren ist schon einmal eine wohnungslose Frau in ihrem Zelt in Mainz gestorben. Ich möchte und muss deshalb an dieser Stelle an die prekäre Situation all der wohnungslosen Frauen hinweisen. Es gibt zu wenig Notunterkünfte für Frauen ohne Obdach. In Deutschland, in Rheinland-Pfalz und auch in Mainz. Derzeit sind wir in Gesprächen mit dem Sozialdezernat. Die 3 Schlafplätze für wohnungslose Frauen in der von der Stadt Mainz aufgestellten Containersiedlung, für die sich unser Verein immer wieder vehement einsetzen musste, sind alle belegt. Weitere Frauen baten uns dringend um eine Unterkunft. Es gibt eventuell eine Möglichkeit in einer, von der Stadt zusätzlich eingerichteten Übernachtungsmöglichkeit, dies muss dringend umgesetzt werden. Ansonsten müssen die Betroffenen in Hotels untergebracht werden! Ich bin optimistisch das wir dies in der kommenden Woche realisieren können. Denn niemand sollte gerade im Winter im Freien übernachten müssen, insbesondere keine Frau. Frauen sind besonders Gewalt, gerade auch sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Es müssen aber auch über den Winter hinaus mehr Wohnmöglichkeiten für Frauen geschaffen werden. Sie sind die Vergessenen unter der Personengruppe der obdachlosen Menschen. Ca. 40.000 Menschen leben derzeit in Deutschland ohne Obdach im Freien, davon sind ca. 8.000 Frauen. Es muss gehandelt werden und zwar sofort!
Eine Tote mehr weil die Gesellschaft nur an sich denkt. In diesem Fall wollte sie wohl nicht in eine Unterkunft bzw Wohnung, aber all die anderen Frauen. Danke Herr Trabert für Ihren unermüdlichen Einsatz. Die Sozialbehörden sind hier in der Verantwortung. Ich kenne seit 2015 sehr viele Flüchtlinge in Flörsheim, allen wurde Unterkunft zur Verfügung gestellt. Viele sind in schönen Wohnungen untergebracht. Warum hilft man nicht den Obdachlosen. Gemeinschaftsunterkünfte sind menschenunwürdig, das geht garnicht. Insbesondere z.Zt. wegen Corona. Manche Leute riechen streng und man wird beklaut. Kursfristig kann man doch Unterkünfte in Hotels oder Containern anbieten
Es muss einfach ein Recht auf Wohnraum geben. So wie in Finnland. So viele andere Probleme wären damit gelöst. Es tut mir sehr leid diese Nachricht zu lesen. Mein aufrichtiges Beileid allen Hinterbliebenen und allen, die versucht haben zu helfen.
Ja von wegen Deutschland geht es ja so gut alles nur gelogen dem Staat vielleicht aber den Menschen nicht
Leider haben wir hier in HH seit gestern einen weiteren Toten zu beklagen, der den Menschen ohne Obdach zuzuschreiben ist. Es ist erschütternd, dass unsere Sozialbehörde und weitere bundesweit nicht angemessenen Schutz anbieten! Diese Menschen lassen sich schwer verorten, vor allem aber lehnen sie Sammelunterkünfte aus gutem Grund ab! Einer großzügigen Spende eines Hamburger Unternehmers ist es zu verdanken, dass Hotelzimmer gestellt werden konnten. Dieser Zeitraum ist begrenzt! Es muss darüber hinaus gehandelt werden. Gerade wie oben erwähnt, sind Frauen besonders gefährdet auf den Straßen. R.I.P. Unbekannter Mensch!
Es wird gute Gründe geben, warum Obdachlose und insbesondere Frauen, Unterkünfte ablehnen. Es braucht noch niedrigschwelligere Angebote, die möglichst mit ihnen zusammen entwickelt werden sollten. Warum nicht in Parks und anderen geeigneten Stellen saubere isolierte und heizbare Schlafboxen aufstellen?
Hans Salzburg mir hat eine Frau, die ich öfter getroffen hab, gesagt, dass sie dort als erstes immer beklaut würde, drum will sie da nicht hin. Ein Jahr später hatte sie einen festen Freund und für ein Pärchen gibt es wohl nur getrennte Unterkünfte. Drum schlafen sie lieber im Freien auch wenn es viel zu kalt ist.
habt ihr nicht gelesen mehr als 50 % möchten keine feste Wohnung uns lehnen dies ab. Lasst die Menschen doch selbst entscheiden und unterstützt sue mit Kleidung uns Decken.
ein Club ist keine Wohnung. Es geht um eine Notunterkunft damit niemand im Winter erfrieren muss z.b. wenn es Minusgrade sind reichen Kleidung und Decken einfach nicht aus. Natürlich soll es ein freiwillig Angebot sein alles andere wäre anmaßend.
Ist das die Dame die oben an der Hechtsheimer Str. ihr Lager hatte? Man hat sie dort immer mit einem Einkaufswagen gesehen
Der Tod dieser Dame sollte uns als Gesellschaft zum Handeln bringen.
Die Umstände in dieser Zeit lassen einen Angst und Bange werden. Heut zu Tage ist eine bezahlbare Wohnung ein echter Luxus, man lebt immer mit einem Bein auf der Straße.
das stimmt da hast du vollkommen Recht. Es kann nicht sein das es möglich ist die Mieten so hoch zu schrauben das nur noch vermögende Menschen sich diese leisten können. Selbst mit einem schon überdurchschnittlich Einkommen ist es in manchen Großstädten nicht möglich eine vernünftig sanierte durchschnittliche Wohnung zu bekommen. Da redet keiner von einem Luxus-Apartmen. Das ist mehr als Traurig...und macht mich stink Sauer
man braucht nur seine Arbeit zu verlieren und schon kommt man in eine Schraube. Eine bezahlbare Wohnung, findet man so selten.
Das ist es ja... Wenn man da an die ganzen selbstständigen denkt dreht sich bei mir der Magen um
es gibt viele Gründe. Psychische z. B. In viele Einrichtungen für Frauen dürfen Hunde nicht mit, was ein wichtiger Grund ist, nicht in die Einrichtungen zu gehen. Übergriffe aller Art sind ein weiterer Grund. Es gibt so viele Gründe, ich persönlich kann jeden einzelnen nachvollziehen.
Ich habe gestern im Main-Echo von einer verwahrlosten Unterkunft gelesen, für welche die Stadt auch noch 250 Euro Miete haben wollte. Für ein Bett! Das genau sind die Probleme. Die Unterkünfte sind unter aller Sau und jede Stadt fühlt sich nur für ihre eigenen Mitbürger zuständig. Kommt man aus einer anderen Stadt, wird man nicht aufgenommen. Die Verwaltung ist eine Katastrophe und die Unterkünfte meist in einem verwahrlosten Zustand, ebenso Männer und Frauen zusammen in einem Schlafzimmer. Hygiene ein Fremdwort! Da schlafen sie lieber draußen! Und man wird beklaut! So lange das Gesetz die Stadt nur verpflichtet einen Schlafplatz zur Verfügung zu stellen, egal, wie der aussieht, wird sich nichts ändern und schon gar nicht, wenn keine Kontrollen eingeführt werden. Es ist sehr schade und wenn die Frau auch noch eine Familie hatte, die sich nicht zuständig fühlte, dann ebenso ein Fehlverhalten unserer Gesetze. Es gibt Obdachlose, die haben sehr wohl eine Familie, aber die weigert sich diese zu unterstützen bzw. aufzunehmen, obwohl sie Platz genug haben. Aber kein Gesetz verpflichtet sie dazu, wenn sie sich weigern. Und sie schämen sich nicht einmal....R.I.P.
Weil das alles zweckgebunden ist. Wenn eine Containersiedlung mit öffentlichen Geldern für Asylbewerber für xx Jahre finanziert wurde, ist sie auch diese Zeit gebunden an Asybewerber. Sie darf schlicht nicht für Obdachlose zur Verfügung gestellt werden. Behördenkram...
im Fachjargon: "aus Statusgründen nicht möglich"
3 Plätze ist echt übel. Hier sind es zum Glück ein paar mehr. So traurig das die ersten schon wieder gestorben sind.
Sozialarbeiter sind von den Behörden im Stich gelassen. Inzwischen nennen sie sich selbst schon Sterbegleiter...in Hamburg. Woanders wird weniger darüber gesprochen und protestiert.
ist in Berlin nicht anders (ich war dort drei Jahre in der WG Naunynstraße bei Christian Herwartz, dem spiritus rector der Exerzitien auf der Straße). Hier in Dresden an der Elbe wird immer noch vehement versucht, das gewaltige Versagen von Politik und Gesellschaft mit professionellen, fadenscheinigen und faulen Ausreden, Dampfplauderei und Dummschwätzerei zu verstecken. Man darf auf der Straße sterben, ja - nur nicht darüber sprechen.
mir tut es im Herzen weh, soetwas lesen zu müssen....d.Thematik Obdachlosigkeit beschäftigt mich schon als Kind, da in meinem Elternhaus des öfteren Obdachlose kamen und eine warme Mahlzeit u. auch ab und zu eine Möglichkeit für eine Übernachtung bekamen....inzwischen hat sich alles i.d. Stadt verlagert.... diese Frau muß wohl schon schwere Enttäuschungen erlebt haben, sodaß sie kein Vertrauen fassen konnte bzw. d. Unterbringung in Unterkünften f. Obdachlose für sie wohl als nicht geeignet erschien...... gibt einige Dokus über Obdachlose, die die Motive aufzeigen, warum sie sich dort nicht wohl fühlen....will es aber nicht pauschalieren...........ich verstehe es aber nicht, warum wir es nicht schaffen, für diese Menschen eine menschenWÜRDIGE Unterkunft zu schaffen.....Norwegen machts vor.....ebenso gibt es in Graz das Vinzidorf v. Pfarrer Pucher.....ein Containerdorf, wo Menschen auch ihre Tiere (bester Freund u. Begleiter) mitnehmen können u. auch Alkohol erlaubt ist...oft stellt sich nach einiger Zeit Besserung ein, da sie so angenommen werden wie sie sind.....und es steht keinem zu, darüber zu urteilen, wenn man die Hintergründe nicht kennt.....auch in Salzburg wurden jetzt kl. Starterwohnungen f. Obdachlose gemeinsam mit der Caritas gebaut....und sie haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht.....einige konnten sich schon stabilisieren u. fanden sogar einen Arbeitsplatz...und konnten sich so wieder eine eigene Wohnung leisten...nur wer Privatsphäre u. Sicherheit hat, kann sich auch wieder stabilisieren....um d. Ausfälle aufgrund Covid abzufedern gibt es Mrd.....was wäre schon dabei, auch für diesen Teil unserer Gesellschaft ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen....bei uns gab es vor kurzem ein kl. Weihnachtswunder.....ein Bergbauer war bedroht von einer Versteigerung....ein Journalist schilderte seine Situation u. machte einen Sammelaufruf........und innerhalb kürzester Zeit war die erforderliche Summe beisammen....ich glaube nach wie vor an das Gute im Menschen u. was alles möglich ist....sehe aber auch wie die Schere immer weiter auseinanderklafft, Gruppierungen gegenseitig ausgespielt werden u. die wirtschaftliche Lage auch schwieriger wird u. immer mehr Konflikte weltweit entstehen....da sich die Politik nicht verantwortlich fühlt wär es viell. sinnvoll Gleichgesinnte in einer Gruppe zu bündeln, Ideen u. Lösungsansätze zu sammeln u. dann mit einem Konzept d. Politik auch in die Pflicht nehmen, dieses zu unterstützen....ich glaube aber, daß auch gebündelte private Hilfe auch einiges bewirken könnte... so könnten sich Hobbybastler, Studenten u. alle Interessierten daran beteiligen....u. viell. könnte man auch an die Tür so mancher Großkonzerne anklopfen u. um eine Spende bitten.....bzw. könnte man bei diesem Projekt auch Betroffene miteinbinden....möge diese Frau ruhen in Frieden!
SWR Aktuell hat ja inzwischen berichtet, dass das Obduktionsergebnis feststeht, und die Frau erfroren ist. Wogegen in Köln ein Obdachloser nach wie vor in Lebensgefahr schwebt (https://ga.de/.../koeln-suedstadt-obdachloser-im-schlaf...). Vor vier Jahren gab es schon mal einen Fall wo ein junger Obdachloser zuerst verprügelt, und dann angezündet wurde, und starb. Ich hoffe dass der Mensch der am Severinswall auf Platte gemacht hat überlebt.
- Mit lebensgefährlichen Brandverletzungen ist am frühen Samstagmorgen ein 44-jähriger Obdachloser in eine Klinik eingeliefert worden. Bisher nicht ermittelte Täter hatten den Mann an seiner Schlafstätte - einer öffentlich zugängichen Toilettenanlage am Severinswall in der Kölner Südstadt - angezündet, während der Mann schlief. Die Mordkommission der Kölner Polizei, die am Wochenende eingerichtet wurde, um die Umstände zu ermitteln, sucht nach weiteren Zeugen für die Tat. Aktuell wird nach dem Kenntnisstand der Kölner Polizei das Opfer weiter intensivmedizinisch behandelt. Der Mann sei auch zwei Tage nach der Tat nicht vernehmungsfähig, sagte Pressesprecher Christoph Gilles am Montag. Nach ersten Erkenntnissen soll sich die Tat in den Nachtstunden ereignet haben. Gegen 9 Uhr hatte der 44-Jährige mit augenscheinlichen schweren Brandverletzungen auf dem Chlodwigplatz eine Bekannte um Hilfe gebeten. Die Zeugin hatte daraufhin Rettungskräfte alarmiert. Ein hinzugezogener Notarzt ließ den lebensgefährlich Verletzten in eine Klinik einliefern. Obdachloser in Köln angezündet. Brandopfer schwebt weiter in Lebensgefahr RP-online 7. Dezember 2020 - Köln Nachdem ein Obdachloser in der Nacht von Freitag auf Samstag im Schlaf angezündet wurde, sucht die Polizei nach Zeugen. Das Opfer schwebt weiter in Lebensgefahr. Von Michael Wrobel und Anja Wollschlaeger
Ein Recht Herzliches Dankeschön an alle die sich für andere Aufopferungs voll kümmern Leider gibt es immer noch soooo viele Menschen die glauben in Deutschland ist man selber Schuld wenn man auf der Straße ist. Die Äußerungen immer :Jeder der will ,bekommt Arbeit... Oder: in Deutschland bekommt jeder Hartz4. Ich selber Stande von heute auf morgen auf der Straße. Kein Geld, nix. Niemand von den Ämtern war angeblich für mich zuständig. Frauenhäuser, ... ja die gab es bei mir. Jedoch kosten diese pro Nacht 11.80€ Aber wovon bezahlen? Außerdem waren diese Überfüllt genauso wie das Obdachlose Heim. Es war zu dieser Zeit Nachts 3° draußen. Nur einer beherzten Mutter , von den Freunden meiner Tochter , habe ich es zu verdanken daß es mir heute wieder gut geht. Denn sie hat ohne Nachzudenken , und ohne mich zu kennen ihre Tür geöffnet und mich in ihr Haus gebeten. Sie schenkte mir Monate von Herzlicher Obdach. Auch ich hätte nie gedacht daß manche Schicksale dazu führen können das man durch das Soziale Raster fällt. Doch leider ist es so. Deswegen nochmals... Danke Danke Danke
hätte ich keine freunde, wäre auch ich im juli auf der straße gelandet. es ist eine schande, wie es hierzulande zugeht in sachen "christlich" und "sozial" und so müde ich es bin, ich werde lauter werden müssen. deine reichweite lieber Gerhard Trabert könnte mir helfen, einen ehrenwerten, intelligenten rechtsanwalt für mietrecht zu finden und/oder einen investigativen journalisten. ich dachte es hätte ihnen nun genügt, mir mit unlauteren mitteln, mein zuhause zu nehmen, mich finanziell auszubluten und mein leben ernsthaft in gefahr zu bringen. nein sie bringen gerade ein folgeklage in gang und ich kann dringend echte hilfe brauchen. mein youtube-video aus 2/20 schildert was passiert ist. es ging leider nicht kürzer. mein goliath ist die kath.ki. - vorrangig köln und es reicht einfach. ................ wie hieß diese frau - wie war ihr vorname? ich wüsste ihn gern. möge sie eine schöne reise über den regenbogen haben. .....auf der anderen seite sind schon eine menge liebster menschen...... "die würde des menschen ist unantastbar" - om ami dewa shri.
Ja, auch mir wäre das beinahe passiert. Die Dame auf dem Amt drückte mir einen Zettel in die Hand: Was beachten bei Obdachlosigkeit! Und das weil meine Wohnung ein paar Euros über dem Satz lag.
8. Dezember
Wir dürfen Armut niemals gegen Armut ausspielen. Wir müssen uns für die ältere deutsche wohnungslose Frau genauso engagieren wie für den jungen syrischen Mann mit einer schweren Körperbehinderung der vor dem Krieg geflohen ist.
10. Januar
Heute konnten wir die ersten Patienten behandeln. Sie leben in einer alten verkommenen dreckigen Fabrikhalle, düster, dunkel, kalt und nass. Rauch, von vereinzelten offenen Feuerstellen, zieht immer wieder in dicken Schwarten durch diesen unwirklichen Ort. Ich spüre ein Gefühl der Beklemmung und Scham beim Eintritt. Es macht mich sehr betroffen und traurig, dass Menschen so leben müssen. Müssen? Wir behandeln viele Patienten mit Skabies und infizierten Wunden. Alle sind sehr dankbar und freundlich. Ich setze mich nach unserer Sprechstunde mit einer kleinen Männergruppe, die mich dazu einladen, an eine offene Feuerstelle, die etwas Wärme spendet. Alle kommen aus Afghanistan und leben seit Wochen an diesem lebensfeindlichen Ort. Es ist ein Moment der Ruhe und menschlichen Nähe, ein Moment des Begegnens von Mensch zu Mensch, obwohl uns Welten scheinbar trennen.
11. Januar
Heute waren wir in der sogenannten Altersheimruine in Bihać. Dort leben ca. 110 geflüchtete Menschen, meistens aus Pakistan stammend. Ein unwirklicher Lebensort, düster, dunkel, überall Müll, Schlamm, Rauchschwarten ziehen von den offenen Feuerstellen durch dieses fragile Gebäude, Graffiti an den Wänden, offene Schächte die überall lauern und vom 4. Stock in den Abgrund führen, Pfützen und Schnee, und Menschen, überall Menschen. Wir finden Hassi, ein junger Pakistani der von Beruf Ingenieur ist und dazu noch Pharmazie bei seinem Onkel etwas lernte, gut Englisch spricht und uns die folgenden 2 1/2 Stunden begleiten wird. Wir sind ein 5-köpfiges Team. Tobi ist Altenpfleger, Angelika Krankenschwester, Irma Ärtzin, Alea "unsere" Fotografin und ich. Wir behandeln zahlreiche Patienten mit Hauterkrankungen und Wunden, teilweise superinfiziert und vereitert, viele mit Skabies und Pilzerkrankungen. Wiederum behandeln wir, wie gestern, etliche Patienten mit Erkrankungen der oberen Atemwege, Harnwegsinfekten, Bluthochdruck, Magenbeschwerden und viele mit Zahnschmerzen. Es wird langsam dunkel und immer kühler. Die Patienten sind dankbar und freundlich. Sie bieten uns ihr selbst gebackenes Fladenbrot und Tee an. Das Fladenbrot schmeckt sehr gut. Es ist 16 Uhr, die erste Mahlzeit an diesem Tag für die Bewohner dieser Ruine. Ich frage einzelne Männer, wielange sie den schon hier leben müssten? Erschreckende Antwort eines Patienten: 3 Jahre. 3 Jahre in dieser Hölle und dies mitten in Europa. Mir fehlen wie so oft die Worte.....
Es ist ein Geschäft! Milonen Fliesen nach Bosnien für dieser Menschen! Es wird unter Politiker verteilt! Bosnische Staat hat ein exklusive Vertrag mit z.b Audi Konzern ! Und wo endet das Geld am Ende ? Wieder in Deutschland!Ich bin von Bosnien 92 als Flüchtling nach Deutschland gekommen 12 Jahre Duldung und Abschiebung waren schlimmer als 3 Jahre Krieg! Habe immer gearbeitet, Steuer bezahlt auf Grund Duldung 2 mal Obdachlos gewesen!
2017 waren diese Menschen schon einmal im Fokus, es war in den Nachrichten..... Und nichts hat sich geändert. Was soll man dazu noch sagen. Bin einfach dankbar, dass ihr dort seit und ein kleiner Trost für die Menschen dort.
12. Januar
Heute fuhren wir mit dem Arztmobil nach Kladusa ca. 50 km von Bihać entfernt. Endlich konnten wir, auch ohne offizielle Genehmigung, unser fahrbares Sprechzimmer nutzen. In der Nähe der Stadt Kladusa leben ca. 60 geflüchtete Menschen, meinst aus Bangladesch stammend, verstreut in einem Waldstück. Sie haben sich dort aus Planen, Plastikfetzen und Holzteilen kleine hüttenähnliche Behausungen geschaffen. Geflüchtete Menschen die aus Bangla Desh stammen zählen zur untersten "Kaste" unten den Flüchtlingen. Sie sind die Ärmsten unter den Armen. Dann gibt es noch eine weitere 20 Mann große Gruppe die in einem baufälligen Schuppen versucht zu überleben. Die dritte, ca. 15 Mann starke Gruppe, kommt aus Marokko und Algerien und haust in einer verdreckten und mehr an eine Mülldeponie erinnernde Fabrikhalle. Wir behandeln zahlreiche Patienten. Einen jungen Mann aus Bangladesch mit einer infizierten Hundebisswunde, eine lebensgefährliche Wunde. Ein junger Mann aus Marokko kommt zu uns, der eine massive Verbrennung am gesamten Körper erlitten hat. Die Verbrennungen führten zur Amputation der Fingerendglieder und zu Kontrakturen. Grund dieser Verbrennung: Die bosnische Polizei hat, nach glaubhaften Angaben der Betroffenen, die in der Fabrikhalle aufgestellten Zelte angezündet. Dies diente der Vertreibung der geflüchteten Menschen. Bei dieser unglaublichen Polizeiaktion kam es dann zu diesen massiven lebensbedrohlichen Verbrennungen, die jetzt an zahlreichen Hautstellen Entzündungen zeigen. Jeden Tag erfahren wir von neuen Horrorerlebnissen geflüchteter Menschen in Bosnien. Es macht unglaublich wütend und traurig zugleich.
13. Januar
Das berüchtigte und abgebrannte Flüchtlingslager Lipa liegt absolut isoliert, weit weg von der nächsten Stadt, in ca. 750m Höhe in einem hügeligen Waldgebiet. Schnee, Eis, Wind und Kälte dominieren dort. Ein lebensfeindlichen Ort. Ein Ort der jedem der dort Leben muss, sofort signalisiert: "Du bist hier nicht erwünscht." Zudem gibt es in dieser Waldregion Wölfe und Bären, die geflüchtete Menschen schon getötet haben. Wir treffen die Deutsche Botschafterin von Bosnien-Herzegowina die sich mit einer internationalen Delegation einen Eindruck vor Ort verschaffen möchte. Sie möchte uns bei der Genehmigungsbeantragung medizinisch tätig sein zu dürfen unterstützen. Die Delegation wird von zahlreichen Medienvertretern interviewt, während im Hintergrund geflüchtete Menschen in einer Warteschlange, teilweise mit Flip-Flops an den Füßen, im Schnee für einen warmen Tee anstehen. Es fehlen sanitäre Anlagen, es gibt keine Duschen, obwohl SOS Bihać Dusch-Container aufstellen könnten, dies ihnen aber verboten wird. Danach fahren wir frustriert über das Verhalten der politisch Verantwortlichen, in die "Altersheim-Bauruine" und behandeln wieder die zahlreichen Patienten aus Pakistan und Afghanistan zwischen Müll, Dreck, Rauchschwarten, Schnee und Eis. Ein apokalyptisches Szenario.
19. Januar
Das Leid ausgegrenzter Menschen holt uns auch in Deutschland sofort wieder ein. Schon auf der Heimfahrt erfahren wir, dass ein jüngerer wohnungsloser Patient in Mainz in einer öffentlichen Toilette Tod aufgefunden wurde. Wir kennen diesen Menschen schon seit Jahren. Die Ursache für seinen viel zu frühen Tod ist noch unklar. Es finden hierzu noch rechtsmedizinische Untersuchungen statt. In diesem Winter sind damit schon 3 wohnungslose Menschen in Mainz verstorben. Eine ältere Frau in ihrem Zelt, ein Mann im Krankenhaus und jetzt dieser jüngere wohnungslose Mann in einer Toilette. Gibt es einen schlimmeren, unwürdigeren Ort als auf einer öffentlichen Toilette zu versterben? Wir trauern um ihn!
Die Leute fühlen sich von der Gesellschaft verarscht, wer sich verarscht fühlt, will nicht mit noch mehr Exemplaren gedrängt in Wohnheimen wohnen. Wenn die könnten, hätten sie Blockhütten im Wald. Der Staat hat de facto stets alle im Griff. Es gibt Leute, denen werden Wohnugen zugeteilt, die ziehen da gar nicht ein.
Elend und Armut gibt es leider überall auf der Welt, jedoch in einem so reichen Land wie unseren ist es mehr als beschämend.
Ohja!Er ist bekannt!!,Daniel/Bogdan sind auch Traurig!Nun ist Ukasch beim Dreieinigen Chefarzt!!
Ich hätte da mal eine Frage. Auf die schnelle habe ich jetzt gesehen das es anscheinend 6 Obdachlosenheime in Mainz gibt. Warum gehen diese Männer denn dann lieber auf ein Klo zum schlafen bei der Kälte und nicht da hin?
Richtig ist, dass nicht alle Obdachlose in eine Notunterkunft wollen. Manche Hilfsorganisationen verteilen deshalb Zelte und Schlafsäcke. Dann gab es jahrelang auch Probleme bei obdachlosen EU-Bürgern, die oft keine Notunterkunft fanden: "Nicht wenige Obdachlose wollen aber gar nicht in eine Unterkunft, weil sie sich dabei namentlich registrieren lassen müssen, weil sie weder Alkohol noch Hunde in die Schlafstätten mitbringen dürfen. Das schreckt ab und die Leute bevorzugen daher den Aufenthalt irgendwo draußen in Zelt und Schlafsack. [...] Vor fünf Jahren habe man mit den Behörden nicht einmal darüber reden dürfen, dass immer mehr Polen in die Notschlafstellen kämen, berichtet Robert Veltmann, Geschäftsführer der Gebewo. Die Träger hätten Angst gehabt, dass ihnen die Mittel gestrichen würden, wenn sie dieser Klientel helfen. „Heute redet die ganze Stadt darüber“, so Veltmann. Die osteuropäischen Obdachlosen sind hier so viele geworden, dass weggucken nicht mehr geht"
https://taz.de/Obdachlose-aus-Osteuropa-in-Deutschland/!5568227/
Lesen Sie mal das Buch "der Straßendoc" von Herrn Trabert. Das beleuchtet einige Details der psychischen Situation der Menschen die alles verloren haben und so leben. Manchmal ist es einfacher alleine auf einer Toilette zu übernachten als in einer solchen "Unterkunft" gegebenenfalls Gewalt, aber auf jeden Fall Schmutz, Überfüllung und Missachtung zu entgehen. Natürlich ist das nicht überall so. Aber das gibt es eben auch.
Wie beschämend für unsere Gesellschaft! Was zählt noch ein Menschenleben? So traurig und wir müssen endlich alle auch für unsere Mitmenschen da sein.
Für ein würdiges Leben gibt es in Deutschland kein Platz! Das interessiert kein Politiker;und das in einem reichen Land! Das ist beschämend,es sind doch auch Menschen die auf der Straße leben
warum Leute sich ausgegrenzt fühlen und von sich aus nichts mehr mit der Geselschaft zu tun haben wollen, kann man u a im Buch von Norbert Blüm nachlesen, darin Erfahrunngen, die solche Leute gemacht haben:
Gerade vor Familiengerichten wird gelogen, dass sich die Balken biegen - und niemanden kümmert es. Norbert Blüms erste Vermutung, es handele sich bei den bekannten Fällen um Einzelfälle, bestätigte sich mit seiner genaueren Recherche nicht. Vielmehr ist von einem System auszugehen, denn die Vielzahl der Fälle zeigt: Die Wahrheit interessiert weder Richter, die allzu oft auf hohem Ross sitzen, noch Anwälte, die mit viel Geld das Recht nach Belieben verdrehen. Und die Mittel der Politik reichen offenbar nicht aus, dass vor allem die sogenannten "kleinen Leute" den Funken einer Chance besitzen, ihr Recht zu bekommen. Aus der Bestürzung und Empörung über diese Zustände ist dieses Buch entstanden, das aufrütteln und dem Recht wieder zu Recht verhelfen will.
Mein tief empfundenes Mitgefühl 🕊 Es ist einfach nur noch entsetzlich. Wir sind eines der reichsten Länder dieser Erde jeder Mittelständler hier ist reicher als 80% der Menschen der Welt. Trotzdem schaffen wir es nicht die schwächeren unserer Gesellschaft zu retten.
Wie kann man den Staat hier denn endlich in die Verantwortung nehmen? In Bayern gilt, das jeder ein Recht auf eine Wohnung hat. Trotzdem bekommen hier viele nur die Notschlafstelle und das auch nur, wenn sie ohne Hund kommen, sich rechtzeitig angemeldet haben und nüchtern sind. Ach ja, und die Anzahl der Tage, die jemand pro Jahr in Anspruch nehmen darf, ist auch begrenzt.
Sehr traurig, so allein und auf diese Weise zu sterben. Die Frage stellt sich, wie die Gesellschaft mit diesen Problemen umgehen soll. In Dresden, in der Nähe unserer Wohnung entsteht beispielweise gerade ein neues Heim für Obdachlose. Das Heim am Emerich- Ambros- Ufer gab es schon früher. Man kann also nicht behaupten, dass nix getan wird. Aber vmtl. sind die Menschen häufig seelisch krank und haben Alkoholprobleme. Im Sommer ist das alles zum Aushalten, aber jetzt in der kalten Jahreszeit wird es immer wieder prekär für diese Menschen. Vielleicht könnte man einen Notruf für sie einrichten?
Wohnungslose brauchen Wohnungen und keine Kasernierung unter unmenschlichen und gefährlichen Bedingungen (Trunksucht, Drogensucht, Gewalt, Diebstahl, Pandemie, sexuelle Ausbeutung etc.) - sowas hilft doch in erster Linie dem Geldbeutel des Betreibers - und das Amt hilft, dem die Nutzer zuzutreiben. Dresden hätte nicht die Anzahl städtischer Wohnungen von über 100.000 auf nahezu Null fahren dürfen (60.000 mit einem Schlage verkauft!). Die Mieter wurden von der eigenen Stadt verraten und verkauft - zum Wohle des Stadtsäckels und für "Betongeld" in Niedrigzinszeiten: Mietzinsgewinne statt Zinsen. Sowas nenne ich mal eine gelungene städtische Asozialpolitik.
https://de.wikipedia.org/wiki/Housing_First
soetwas ist unsagbar traurig....ich habe vor einiger Zeit einen Artikel gelesen, daß Norwegen od. Finnland kleine Wohnungen f. Obdachlose zur Verfügung stellt (housing first)...das gibt den Betroffenen Sicherheit u. Stabilität u. Ruhe, was sich wiederum auf d. physische u. psychische Gesundheit positiv auswirkt...manche schaffen es sogar wieder, ins Berufsleben einzusteigen.....dies verursacht langfristig sogar weniger Kosten u. das ist es dem Staat auch wert. Ich versteh einfach nicht...für so Vieles ist Geld vorhanden....auch in Österreich gibt es ein paar lobenswerte Projekte: so hat Pfarrer Pucher in Graz das Vinzidorf installiert, in dem Obdachlose in einem Containerdorf aufnahm, auch Alkohol war erlaubt, der sich sogar bei manchen reduziert hat u. deren Haustiere und bester Freund durfte mitkommen....was nicht erlaubt ist: Drogen u. Gewalt in Wien gibt es eine schöne Unterkunft f. Obdachlose, gegründet v. Cecil Corti, die sehr gönnerhafte Unterstützer kennt....ebenso hat d. Caritas ein Projekt ins Leben gerufen "Magdas Hotel"...es wird großteils von Flüchtlingen versch. Nationalitäten betrieben...sie können dort auch Ausbildungen im Tourismus u. Gastgewerbe machen u. bekommen so auch weitere Beschäftigungsmöglichkeiten f. später. Wenn d. Politik d. Menschen wirklich am Herzen lägen, so würden sie auch für diese Menschen, deren Lebensschicksal oft sehr hart ist, auch brauchbare Lösungen finden.....und oft sind die von Privatpersonen oft die besseren, da sie mit dem Verstand u. Herz getroffen werden. Danke Hr. Dr. Trabert u. Ihrem Team für Ihre unermüdlichen Einsätze f.d. Menschlichkeit in dieser so "kalten" Zeit! ...... gleiche Thematik gilt ebenso f.d. Situation d. Flüchtlinge...ich glaube, dass die Hilfsbereitschaft viel größer ist, als wir glauben....viell. sollten wir viel geschlossener für diese Menschen eintreten...
ja, so kann es gehen. Projekte und Einrichtungen müssten sich individueller an die Bedürfnisse der Menschen anpassen. Dann sind die Chancen höher die Menschen zu erreichen.
housing first gibt es auch hier nur leider ellenlange Listen! (NRW Wuppertal/Neviges)
http://www.berber-info.de/index.php
17. Januar
Wir sind wieder in Deutschland, wir sind Zuhause, denn wir haben ein Zuhause. Eine offizielle Genehmigung für unsere medizinische Hilfe erhielten wir nicht. Trotzdem haben wir über 200 Behandlungen durchgeführt. Am häufigsten haben wir Wunden, Hauterkrankungen, und hier insbesondere Krätze (Skabies) behandelt. In einigen Fällen mussten wir auch Antibiotika einsetzen, ohne deren Wirkung es zu schweren Krankheitsverläufen gekommen wäre. Ich danke unserem Team für die tolle Zusammenarbeit. Ich danke Natascha, Angelika, Tobias und Bernd. Und wir bedanken uns ganz herzlich bei bosnischen Hilfsorganisation SOS Bihac für die Unterstützung unserer Arbeit. Wir werden über die Deutsche Botschaft in Bosnien eine offizielle Genehmigung beantragen, dies hatte uns die Deutsche Botschafterin angeboten. Wir konnten mit den mitgebrachten hochwertigen Schlafsäcken, Isomatten, Unterwäsche, Handschuhe, Mützen, Schals, Windeln, Hygieneartikel u.v.m. zahlreichen Menschen in ihren katastrophalen Unterkünften, den Schlafplätzen im Freien, etwas Hilfe zukommen lassen. Wir haben für andere Hilfsorganisationen und zukünftige medizinische Einsätze zahlreiche Medikamente und Verbandsmaterial übergeben. Wir haben im Lager von SOS Bihac leider aber auch sehen müssen, was alles aus Deutschland an minderwertigen Hilfsgütern gespendet wurde. Beispielhaft habe ich einen Wanderschuh fotografiert, dessen Sohle sich ablöste. Viele Schlafsäcke sind überhaupt nicht wintertauglich. Zum Teil hatte man das Gefühl, dass minderwertige Sachen „gespendet“, eher entsorgt wurden und man sich keinerlei Gedanken darübermachte, dass dies keine wirkliche Hilfe für die Menschen in Bosnien ist, im Gegenteil, sogar eine Gesundheitsgefahr darstellt. Es dient wohl eher der Beruhigung des eigenen Gewissens. Auf unsere Forderung nach sofortiger Evakuierung der Menschen aus diesen menschenunwürdigen Lebensverhältnissen bekamen wir von politischer Seite immer wieder die Antwort: „Das ginge nicht, denn damit würde man ja die Büchse der Pandora öffnen, und alle Menschen würden dann nach Europa flüchten!“ Die Büchse der Pandora ist für die tausenden Menschen auf ihrer Flucht nach Europa, durch das Versagen Europas, schon längst geöffnet. Ich bin davon überzeugt, dass unter diesen Lebensbedingungen in Bihac, in Lipa, in Kladusa, in Bosanska Bojna schon Menschen gestorben sind, ohne dass dies öffentlich thematisiert wurde. Auf Lesbos habe ich den verborgenen Friedhof für geflüchtete Menschen gesehen. Wo und von wem werden die Menschen in Bosnien begraben, und wie? Es bleiben die Begegnungen, die Ohnmacht und Melancholie dieser menschenverachtenden Politik gegenüber. Es bleibt die tief empfundene Demut und Dankbarkeit ein wenig Menschlichkeit den vergessenen geflüchteten Menschen in Bosnien erwiesen haben zu dürfen. Es bleibt das gemeinsame Essen in der Altersheim-Rohbauruine, von selbst gebackenem Fladenbrot, dass die geflüchteten Menschen uns sofort anboten. Es war ihr Frühstück um 16 Uhr, die einzige Mahlzeit und dennoch war es keine Frage für sie dies mit uns zu teilen. Und wir? Wir reichen Europäer sind wir bereit zu teilen, um Menschen in Not zu helfen? Wir werden wiederkommen und wir werden diese Ungerechtigkeit in Deutschland immer wieder thematisieren! Ob dies etwas nützt entscheidet jeder und jede für sich selbst.
27. Februar 2021
Wir sind alle sprachlos und traurig. Wieder sind zwei "unserer" wohnungslosen Patient*innen verstorben. J.S. eine junge Frau und T.K. ein Mann. Beide sind in einer Unterkunft, die die Stadt Mainz in diesen Tagen zusätzlich zur Verfügung gestellt hat, verstorben. Natürlich stellt sich dann immer die Frage: Warum? Oder wer ist schuld? Es geht nicht um Schuldzuweisungen, keiner ist Schuld oder sind wir alle auch etwas schuldig bzw. besser formuliert, vielleicht ein Stück mit verantwortlich? Beide wohnungslosen Menschen wurden gut versorgt. Und sie haben mir immer wieder vermittelt wie dankbar sie für diese Wohnmöglichkeit sind. Es ist einfach eine zentrale Realität, dass ein Leben auf der Straße, ein Leben ohne eigenes Zuhause an der Physis und der Psyche des betroffenen Menschen zehrt. Als Arzt frage ich mich natürlich auch immer wieder neu, habe ich etwas übersehen, zu spät gehandelt, nicht vehement genug auf einer weiteren Abklärung von Krankheitssymptomen oder auch einer stationäre Krankenhausbehandlung bestanden. Demgegenüber steht aber auch ganz eindeutig der eigene autonome Wille des betroffenen Menschen, dessen Entscheidung Hilfe, Weiterbehandlung anzunehmen oder auch zu suchen. Viele Fragen können nicht endgültig beantwortet werden! Wir müssen aber selbstkritisch bleiben und immer wieder unser Handeln hinterfragen ohne selbstzerstörerisch zu sein, aber kritisch! Wir werden Frau J.S., die anderen wohnungslosen Menschen gegenüber immer sehr fürsorglich gewesen war und mich oft bat nach ihnen zu schauen und Herrn T.K. der ein introvertierter, zurückhaltender liebenswerter Mensch war, nicht vergessen.
Wenn man von Schuld reden will, dann ist muss man darüber schreiben, dass die Wohnungslosigkeit die Hauptursache ist. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass die Verantwortlichen sich nicht einmal ansatzweise bemühen, genügend Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Bezahlbaren Wohnraum! Es wird immer viel gequatscht, vor allem vor den Wahlen, aber getan wird nichts. Bei uns wird viel gebaut, aber nur für Gutverdiener und hauptsächlich Eigentumswohnungen. Und jeder ist sich selbst der Nächste. Viele Vermieter sind nur noch unverschämt und die Regierung sieht zu. Wer kann schon 800 Euro für eine Wohnung ausgeben? Und die Jobcenter leben noch immer in der Vorstellung, dass eine Wohnung nicht mehr als 400 Euro kosten darf. Lieber steht die Wohnung leer und das ist dann der ganz große Skandal.
vorallem ist auch das jobcenter oft schuld an der wohnungslosigkeit der menschen durch die Sanktionen.
gaaanz vorneweg ist Peter Hartz schuld - verurteilt zu einer Geldstrafe von 360 Tagessätzen à 1600 € (wobei er den Mit-Menschen keine 16 Euro am Tag gönnt) - und dann natürlich die Sozialdemokraten - die haben die Menschen mal wieder verraten (und bekommen grad die Quittung dafür bei den Wahlen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Hartz#Veruntreuung_von_Firmengeldern
trotzdem fragt man sich "was hätte man sonst noch tun können"...wir fliegen zum Mond, schaffen die tollsten techn. Entwicklungen, investieren Mrd. weltweit in Rüstung.u. Verteidigung.....aber wir schaffen es nicht, Hunger u. Obdachlosigkeit zu eliminieren...
Nur so ein Gedanke von mir... 2015 bin ich waschechtes Landei direkt in die Stadt gezogen. Für mich persönlich war es erstmal ein "Schock" mit so vielen Menschen die auf der Straße leben konfrontiert zu werden. Auf dem Land wird man wenig bis gar nicht damit konfrontiert und macht sich somit auch erstmal keine Gedanken es hat eine Weile gedauert...Jetzt hab ich seit ich denken kann immer Hunde und genau durch diese wurde ich auf unsere Mainzer Obdachlosen aufmerksam, denn die müssen Gassi, auch in der Stadt und auch bei jedem Wetter Seit 2014 meine olle Muck Ruby, die ich misshandelt halbtot aus dem Tierschutz aufgepeppelt habe und seit 2019 die kleine verwöhnte Chihuahua Maus April, die nie etwas schlechtes erfahren musste. Hunde kennen keine Berührungsängste und keine gesellschaftlichen Unterschiede. Und so kam es, dass ich durch Ruby eine ältere obdachlose Dame kennen lernte "Rosemarie" Meine schüchterne, zurückhaltende ängstliche Ruby freundete sich tatsächlich seit der ersten Begegnung mit Rosemarie an und durch Ruby habe ich auch den ein oder anderen Wohnungslosen dazu kennen gelernt. Jedesmal wenn wir Rosemarie trafen wurde geklönt und so hat man das ein oder andere ausgetauscht. Anfang 2018 kamen dann meine Schlaganfälle und ich war erstmal einige Monate im KH und Reha. Ich traf Rosemarie im Spätsommer 2018 mit meinem Kumpel vor der Backfactory und wir hatten eine schöne Zeit bei dem ein oder anderen Cappuccino Rosemarie war geschockt mich halbseitig gelähmt mit 5 Schlaganfällen am Rollator wieder zu sehen. Gibt schlimmeres war mein Kommentar und wir unterhielten uns über ihre Gesundheit. Es ging ihr zunehmend schlechter mit ihren Allergien. Bei jedem unserer Gespräche bot ich ihr meine Hilfe an, wenn sie etwas bräuchte. Das war das letzte Mal, dass ich Rosemarie sah. Jedesmal unterwegs hielt ich Ausschau nach ihr und im Frühling 2019 immer noch weit und breit keine Rosemarie Hatte sie endlich eine Wohnung gefunden? War sie bei Ihrer Familie oder in Ihrer Heimatstadt Berlin? Im Dezember 2019 kam dann die kleine April zu mir und noch immer kein Zeichen von Rosemarie Rosemarie mochte Ruby sehr und ich wollte das sie das neue Familienmitglied April kennen lernt und meine Fortschritte sieht, dass ich wieder ohne Hilfsmittel laufen kann. Ich denke Rosemarie hätte die kleine April auch lieb gewonnen, so wie Jahre zuvor meine Ruby mit so einem Chihuahua Welpen durch die Stadt ist schon eine Herausforderung Da muss man Zeit einplanen der Hund denkt er heisst "Oh wie süss" ! Bis zum ersten Corona Lockdown hat April einige Freundschaften geschlossen und auch mit ganz vielen Obdachlosen, gibt kaum jemanden den sie nicht freudig begrüßt und sich eine extra Streicheleinheit abholt Sie kennt so viele... Nur Rosemarie nicht. Irgewann lief uns beim Gassi gehen Nathalie Böhm über den Weg, wir kamen ins Gespräch zwischen dem ganzen Chihuahua gekrabbel und ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte Nathalie, ob sie Rosemarie kennt und weiss, wie es ihr geht. Ich bekam die Antwort, die ich befürchtet hatte und nicht hören wollte... Rosemarie wird April nie kennen lernen Ich war erschüttert zu hören unter welchen Umständen Rosemarie verstorben ist.
Ich selbst war nie obdachlos, weiss aber durchaus wie schnell man ungewollt in solch eine Situation kommen kann. Bevor ich im März 2015 nach Mainz zog, hatte ich im Dezember 2014 von heute auf morgen durch Wasserrohrbrüche nicht nur meine Wohnung verloren... Es waren Freunde, die mich aufgefangen hatten bis ich die Wohnung hier gefunden hatte.
Seit es wieder wärmer ist, sieht man ja auch wieder den ein oder anderen Wohnungslosen auf unserem Gassi Weg. Täglich an der Bushaltestelle Schusterstraße das selbe Begrüßungsritual zwischen April und einen Obdachlosen. Ich finde es super schön zu sehen, wie dieser kleine Hund Freude in sorgvolle, triste, absesende und manchmal auch traurige Augen zaubert und bleibe natürlich jrdeso stehen, Grüße und wechsel ein paar Worte. Ich habe mir vorgenommen, wenn ich die nächsten Frühstücksbrötchen hole, bring ich April's Kumpel von der Bushaltestelle Schusterstraße einen Cappuccino und ein süßes Teilchen zum Frühstück mit. Gedacht, gemacht. Gestern Morgen Brötchen geholt beim ersten Gassi und ihr Kumpel sitzt wieder da. Mich erkennt er nicht immer, April schon .. Begrüßungsorgie und auf dem Rückweg drück ich ihm einen Cappuccino und eine Pudding-Brezel in die Hand, Frühstück von April! Zieh ich ihr von den Leckerlis ab! Hat er geglaubt und deswegen hab ich gleich gesagt, war ein Spass! Was hat er sich gefreut und mir gesagt ich soll gesund leben und gesund kochen und gesund... Bin nur bejahend und verabschiedend weiter gelaufen, Cappu wird sonst kalt und er sollte es sich schmecken lassen ohne Dankesgedöns. In Erinnerung an Rosemarie
Mir fällt nichts ein, wie man Sie trösten könnte, lieber Herr Dr. Trabert. Aber gestatten Sie mir eine Frage, bitte? Wenn nicht einmal Sie es geschafft haben, diese beiden obdachlosen Mitbürger zu retten, wer sonst hätte es schaffen können? Sie mussten ihnen Beiden - trotz bestimmt vieler Versuche - das Letzte lassen, was sie hatten; ihren Willen und ihre Selbstbestimmtheit. Ich kann aber sicher gut verstehen, dass die Gedanken und diese Erinnerungen Sie nicht ruhen lassen. Es muss einfach so unglaublich weh tun. Genau das ehrt Sie, genau das macht Sie aus. Bitte lassen Sie auch den Gedanken zu, dass der Mensch leider nicht alles beeinflussen kann. Bitte nehmen Sie den aufrichtigen Dank all der Schreibenden hier entgegen. Bitte gehen Sie nicht mit sich ins Gericht. Gaaanz sicher haben SIE alles Menschenmögliche getan! Sie sind ein wahrer Engel!!! Lassen wir die Beiden nun ruhen in Frieden und halten wir weiterhin die Augen auf. Versuchen wir allen weiterhin zu helfen, die Hilfe zulassen möchten. Gott schütze Sie, Professor Dr. med. G. Trabert ... und danke schön!
Um eindeutig zu sein: In Hannover verstarb im Lauf der letzten Woche ein 57jähriger Mann namens Achim, ohne Obdach, auf einer Bank vor der St. Clemens Kirche. Für ihn brennt eine Kerze in der Kirche. Anfang des Monats verstarb in der Nähe der Marktkirche ebenfalls ein Mann ohne Obdach. Die Marktkirche bietet 60 Schlafgelegenheiten an. Auch an ihn trat man heran.