Kurs Diskussion:Exerzitien unter der Straße/Systemischer Rassismus
Abschnitt hinzufügenvgl. Lynchmorde von Duluth (Duluth (Minnesota)) - 15. Juni 1920
Genf. Das oberste Menschenrechtsgremium der Vereinten Nationen prüft Vorwürfe des »systemischen Rassismus, der Polizeibrutalität und der Gewalt gegen friedliche Proteste« in den USA. Dazu werde es am Mittwoch eine Dringlichkeitsdebatte gebe, teilte die UN am Montag mit. Die Entscheidung des UN-Menschenrechtsrates folgte damit einem Antrag, den Burkina Faso vorige Woche im Namen afrikanischer Länder gestellt hatte. Die USA sind nicht Mitglied des Forums der 47 Mitgliedsstaaten in Genf. »Der Tod von George Floyd ist leider kein Einzelfall«, hieß es in dem von der UNO veröffentlichten Brief. »Die Zahl der früheren Fälle von unbewaffneten Menschen afrikanischer Abstammung, denen wegen unkontrollierter Polizeigewalt dasselbe Schicksal widerfuhr, sind Heerscharen.«
UNO: Afrikanische Länder und Organisatoren fordern Handeln gegen Rassismus Junge Welt vom 15. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 12:14, 16. Jun. 2020 (CEST)
Ebenfalls mit einem offenen Brief hatten zuvor führende UN-Vertreter afrikanischer Abstammung oder Herkunft die Staatenorganisation zum Handeln aufgefordert. Man sei »entsetzt über das Unrecht des Rassismus, das weiterhin in unserem Gastland und weltweit weit verbreitet ist, hieß es in einer Mitteilung vom Sonntag. Aufgesetzt unter anderen von der UNAIDS-Chefin, Winnie Byanyima, dem Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, und der Chefin des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), Natalia Kanem. »Rassistische Aussagen und Taten lediglich zu verurteilen reicht nicht aus.« Es müsse mehr getan werden. Man sei es allen Opfern schuldig, »rassistische Institutionen abzubauen«, hieß es. Dabei müssten die Vereinten Nationen auch ernsthaft bewerten, inwiefern die UN-Charta innerhalb der Organisation gewahrt werde.
UNO: Afrikanische Länder und Organisatoren fordern Handeln gegen Rassismus Junge Welt vom 15. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 12:17, 16. Jun. 2020 (CEST)
Die Kommission der Afrikanischen Union (AU) wollte sich am Montag nicht zu dem Brief äußern. Kommissionschef Moussa Faki Mahamat hatte aber nach dem Tod Floyds US-Behörden ermahnt, jede Form von Diskriminierung aufgrund von ethnischer Herkunft zu beseitigen. Der Polizeimord an dem Afroamerikaner in der US-Stadt Minneapolis Ende Mai löste weltweit Massenproteste gegen systematischen Rassismus und Polizeibrutalität aus.
UNO: Afrikanische Länder und Organisatoren fordern Handeln gegen Rassismus Junge Welt vom 15. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 12:22, 16. Jun. 2020 (CEST)
In der Neuen Zürcher Zeitung schreibt der emeritierte Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht, der seit 20 Jahren US-Bürger ist, am Freitag unter der Überschrift »Der wirkliche Rassismus« zum US-Staat und zur Ermordung George Floyds: Es komme darauf an, schärfere Fragen als bisher zu formulieren und daraus »Forderungen für endlich wirksame Strategien unserer Institutionen« abzuleiten. Nun lässt sich vermuten, dass die staatlichen Einrichtungen der USA das Problem sind und nicht Teil einer Lösung. Gumbrecht stellt so auch vier Fragen, die kaum andere Antworten als die Hinnahme des Status quo zulassen. Sie lauten: Erstens: Wie lässt sich »die Kontinuität von Gewaltverbrechen staatlicher Organe gegen Mitglieder der afroamerikanischen Minderheit erklären, wenn eine Mehrheit der Bevölkerung solche Akte ablehnt?« Vielleicht, weil die Mehrheitsmeinung im »vollendetsten Beispiel des modernen Staats« (Karl Marx) noch nie eine Rolle gespielt hat?
»Systemische Gewalt« Von Arnold Schölzel Junge Welt vom 6. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 18:01, 11. Jun. 2020 (CEST)
In Zwolle ging es wie so oft um eine Bagatelle. Holten soll rastlos durch einen Supermarkt gelaufen sein und dabei Kunden belästigt haben. Er habe einen verwirrten Eindruck gemacht, sagten Anwesende. Zudem soll er drogenabhängig gewesen sein, wie sein jüngerer Bruder am Mittwoch gegenüber der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt NOS erklärte. Deshalb wurde spekuliert, dass er möglicherweise unter Drogeneinfluss gestanden habe. Er könnte jedoch auch einfach an Angstzuständen wegen des gerade ausgerufenen Lockdowns gelitten haben. Die Polizei rückte an, drei Beamte stürzten sich auf Holten und warfen ihn zu Boden. Einer drückte seinen Stiefel in sein Gesicht, während mehrere Bürger mithalfen, ihn festzuhalten. Im Internet kursiert ein verstörendes Video von der Festnahme. Holten hat sich nicht gewehrt, nur sein lautes Klagen ist zu hören. Eine Augenzeugin erzählte am Mittwoch der Lokalzeitung De Stentor: »Ich sah, wie sie ihn an den Beinen und Armen fassten, ihn in einen Kleinbus trugen und sich wieder mit zwei Mann auf ihn setzten. Er war steif wie ein Brett. Es würde mich nicht wundern, wenn er da schon nicht mehr gelebt hat«. Die Polizei hat nun eine Untersuchung angeordnet. »Wenn er ein blonder Junge gewesen wäre, dann wäre das nie passiert«, so Holtens Bruder.
Rassistische Bräuche. Niederlande: Tod von George Floyd führt zu Aufschrei im Land. Debatte um nicht hinnehmbare Traditionen. Von Gerrit Hoekman Junge Welt vom 12. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 08:26, 12. Jun. 2020 (CEST)
--Methodios (Diskussion) 08:33, 12. Jun. 2020 (CEST)
In den USA ist erneut ein Fall publik geworden, bei dem ein schwarzer US-Bürger in »Polizeigewahrsam« erstickte. Für besondere Empörung sorgt, dass der 33jährige Manuel Ellis bereits am 3. März in Tacoma/Washington getötet wurde, und obwohl die anschließende Autopsie eindeutig ergeben hatte, dass er an Atemstillstand aufgrund physischer Gewaltanwendung starb, kommen die Ermittlungen erst durch Veröffentlichung eines Videos des Einsatzes voran. Ebenso wie bei George Floyd, der am 25. Mai brutal durch einen Polizisten erstickt wurde, waren auch Ellis’ letzte Worte: »Ich kann nicht atmen, Sir.« Am Mittwoch (Ortszeit) reagierte Gouverneur Jay Inslee nun auf die Beweise: Bei den bisher ermittelnden Behörden von Polizei und Staatsanwaltschaft bestehe ein »Interessenkonflikt«, daher werde es eine komplett neue Untersuchung unter Leitung anderer Behörden geben.
Antirassismusbewegung USA. Gegen rassistisches Erbe. USA: Erneut Polizeimord bekannt geworden. Weiße Geschichte attackiert. Von Ina Sembdner Junge Welt vom 12. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 08:33, 12. Jun. 2020 (CEST)
vgl. w:fr:Affaire Adama Traoré
Erst am 2. Juni demonstrierten in ganz Frankreich Menschen dafür, den Tod des jungen schwarzen Mannes Adama Traoré endlich aufzuklären. Traoré war 2016 von der Polizei festgenommen worden. Die Polizisten fuhren ihn in einem Auto zum Revier, doch als er dort ankam, war er tot. Die Hintergründe der Tat sind bis heute nicht aufgeklärt. Traoré ist - ähnlich wie George Floyd – zum Symbol für Rassismus bei der Polizei geworden. Zwei Tage nach den Demonstrationen für Traoré veröffentlichte ein Onlinemedium eine Recherche über eine Facebook-Gruppe, in der Tausende Polizisten Mitglied waren, und die Demo rassistische kommentierten. Zu einem Foto der Demonstration, auf dem viele schwarze Menschen zu sehen waren, schrieb einer "Das soll Paris sein? Ich glaube nicht, dass das in Frankreich gemacht wurde." –"Das ist ja rappelvoll", schrieb ein anderer. "Das ist voll mit Scheiße", ein weiterer. Am Montag schließlich veröffentlichte die Seite eine weitere Recherche, über eine zweite Facebook-Gruppe, in der Polizisten ebenfalls rassistische Nachrichten austauschten.
--Methodios (Diskussion) 17:19, 14. Jun. 2020 (CEST)
vgl. Todesfall Rayshard Brooks
--Methodios (Diskussion) 09:24, 18. Jun. 2020 (CEST)
Institutionalisierter Rassismus gibt es bei Strafverfolgungsbehörden unabhängig davon, in welchem Land diese arbeiten. Dies bekam nun auch die 71jährige Deutsch-Malierin Pierrette Herzberger-Fofana zu spüren. Der für die Grünen im EU-Parlament sitzenden Politikerin wurde zum Verhängnis, dass sie eine mutmaßlich rassistisch motivierte Polizeikontrolle in Brüssel, der Hauptstadt Belgiens und Sitz des EU-Abgeordnetenhauses, fotografiert hatte und in der Folge selbst schikaniert wurde. Wie vor allem die Fälle grenzenloser Einsatzgewalt mit Todesfolge in den USA gezeigt haben, bietet gerade so entstandenes Beweismaterial jedoch oft die einzige Möglichkeit, Druck gegen menschenrechtswidriges Polizeiverhalten aufzubauen.
Polizeigewalt. Kein Ende in Sicht. EU-Abgeordnete wird in Brüssel Opfer rassistischer Polizeigewalt. Parlamentspräsident fordert Aufklärung Von Ina Sembdner. Junge Welt vom 19. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 12:00, 19. Jun. 2020 (CEST)
Am Mittwoch gab Herzberger-Fofana in einer Debatte anlässlich des Polizeimords an George Floyd im EU-Parlament sichtlich erschüttert den Vorfall zu Protokoll: Am Dienstag abend habe sie neun Polizisten gesehen, die vor dem Brüsseler Nordbahnhof zwei schwarze Männer belästigt hätten. Als sie das Vorgehen dokumentieren wollte, habe einer der Beamten ihr das Telefon entrissen und sie gewaltsam mit gespreizten Beinen gegen eine Wand gedrückt, wie das Onlineportal The Parliament Magazine sie am Mittwoch zitierte. Und obwohl sie erklärt habe, eine Abgeordnete des EU-Parlaments zu sein und ihren Ausweis vorzeigte, hätten die Polizisten ihr nicht geglaubt und sie weiter »erniedrigt«. Die 71jährige habe danach solche Angst empfunden, dass sie die ganze Nacht im Parlament blieb und sich bis sechs Uhr morgens nicht heraus getraut habe. Mittlerweile hat sie Strafanzeige gestellt.
Polizeigewalt. Kein Ende in Sicht. EU-Abgeordnete wird in Brüssel Opfer rassistischer Polizeigewalt. Parlamentspräsident fordert Aufklärung Von Ina Sembdner. Junge Welt vom 19. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 12:04, 19. Jun. 2020 (CEST)
Für die Brüsseler Polizei ist indes klar, dass sich die Parlamentarierin »in den Einsatz einmischen« wollte. Sie ging sogar noch weiter und hat Herzberger-Fofana wegen »aggressiven Verhaltens« einen Strafbescheid ausgestellt, wie AFP meldete. Eine interne Untersuchung sei eingeleitet und die Staatsanwaltschaft informiert worden. EU-Parlamentspräsident David Sassoli hat sich unterdessen am Donnerstag mit einem Schreiben an die belgische Regierungschefin Sophie Wilmès gewandt und Aufklärung im Fall »mutmaßlicher Polizeigewalt gegen eine EU-Abgeordnete« gefordert. Von systematischem Rassismus war darin offenbar jedoch nicht die Rede.
Polizeigewalt. Kein Ende in Sicht. EU-Abgeordnete wird in Brüssel Opfer rassistischer Polizeigewalt. Parlamentspräsident fordert Aufklärung Von Ina Sembdner. Junge Welt vom 19. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 12:07, 19. Jun. 2020 (CEST)
Europa und Deutschland haben wie die USA wirtschaftlich enorm von der Kolonisierung und Ausbeutung weiter Teile der Welt profitiert. Der heutige europäische Reichtum gründet sich auf diese Ausbeutung. Dieses Handeln wurde über Jahrhunderte hinweg mit rassistischen Konzepten von vermeintlich weißer Überlegenheit begründet und normalisiert. Entsprechend sind auch die europäischen Gesellschaften durchzogen von strukturellem Rassismus, der sich sowohl institutionell – also beispielsweise in der Gesetzgebung oder im Polizeihandeln – als auch im Alltag wiederfindet.
Debatte über Grundrechte: »Reformen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein« Ein Gespräch mit Michèle Winkler. Über strukturellen Rassismus in der BRD, Proteste in Zeiten der Pandemie und eine Empfehlung an Dietmar Bartsch. Interview: Markus Bernhardt. Junge Welt vom 20. Juni 2020
--Methodios (Diskussion) 07:21, 25. Jun. 2020 (CEST)
Bei einer Anhörung im US-Senat am Dienstag fanden Experten nun erneut deutliche Worte. Der Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, Anthony Fauci, mahnte, Schulen und Büros nicht leichtfertig zu öffnen, solange die Zahl der Neuinfektionen hoch sei. ... "Einige Menschen in diesem Land haben eine Anti-Wissenschafts-, Anti-Autoritäts- und Anti-Impfeinstellung - relativ gesehen ein alarmierend großer Prozentsatz", sagte Fauci. Er forderte mehr Bildung. Zudem müssten Behörden und Politiker daran arbeiten, verlorenes Vertrauen von Minderheiten zurückzugewinnen, die sie zuvor nicht immer fair behandelt hätten.
Coronakrise in den USA. Land der unbegrenzten Ausbreitung. In den Vereinigten Staaten werden derzeit so viele Corona-Neuinfektionen nachgewiesen wie nie zuvor. Nach dicht bevölkerten Städten wie New York trifft es nun auch ländlich geprägte Regionen. Das hat auch kulturelle Gründe. Von Julia Merlot. Der Spiegel vom 1. Juli 2020