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Projekt:Dissidenten im Ostblock

Aus Wikiversity

Sowjetunion

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Moskauer Helsinki-Gruppe

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1976 bis 1982

Juri Orlow

Ludmila Alekseeva w:ru:Алексеева, Людмила Михайловна

Michail Bernschtam w:ru:Бернштам, Михаил Семёнович

Elena Bonner w:ru:Боннэр, Елена Георгиевна

Alexander Ginzburg w:ru:Гинзбург, Александр Ильич

Peter Grigorenko w:ru:Григоренко, Пётр Григорьевич

Sofia Kallistratova w:ru:Каллистратова, Софья Васильевна

Ivan Kowalew (w:ru:Ковалёв, Иван Сергеевич)

Alexander Kortschak w:ru:Корчак, Александр Алексеевич

Malva Landa w:ru:Ланда, Мальва Ноевна

Anatoly Marchenko w:ru:Марченко, Анатолий Тихонович

Naum Meiman w:ru:Мейман, Наум Натанович

Juri Mnukh w:ru:Мнюх, Юрий Владимирович

Viktor Nekipelow w:ru:Некипелов, Виктор Александрович

Tatjana Osipova w:ru:Осипова, Татьяна Семёновна

Sergej Polikanow w:ru:Поликанов, Сергей Михайлович

Witali Rubin w:ru:Рубин, Виталий Аронович

Felix Serebrow w:ru:Серебров, Феликс Аркадьевич

Wladimir Slepak w:ru:Слепак, Владимир Семёнович

Leonard Ternowski w:ru:Терновский, Леонард Борисович

Natan Sharansky w:ru:Щаранский, Натан

Yuri Yarym-Agaev w:ru:Ярым-Агаев, Юрий Николаевич

postsowjetisch

Gleb Jakunin

Ukrainische Helsinki-Gruppe

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w:de:Ukrainische Helsinki-Gruppe

w:de:Oles Berdnyk

Andrei Dmitrijewitsch Sacharow

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70er Jahre

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1970 gründete er ein Komitee zur Durchsetzung der Menschenrechte und verlangte in einem offenen Brief an die Regierung eine Demokratisierung der Sowjetunion. Am 4. April 1971 protestierte der Wissenschaftler gegen eine Praxis der Machthaber, Regimegegner in psychiatrische Kliniken einzuweisen. Am 30. Oktober 1974 informierte Sacharow ausländische Journalisten auf einer Pressekonferenz über den Hungerstreik von politischen Häftlingen in mehreren Lagern. An diesem Tag wird seit 1991 gemäß dem Erlass des Obersten Sowjets der RSFSR Nr. 1431 vom 18. Oktober 1991 der „Tag der Erinnerung an die Opfer der politischen Repressionen“ begangen. Die Regierung reagierte mit zunehmender Repression. Sacharow kümmerte sich um politische Häftlinge und setzte sich für das Selbstbestimmungsrecht von Krimtataren, Mescheten, Armeniern, Kurden und Georgiern ein. 1974 trat er für seine Ziele in den Hungerstreik.

Am 10. Dezember 1975 wurde Sacharow der Friedensnobelpreis verliehen. Das Nobelkomitee würdigte seine Leistungen bei der Unterstützung Andersdenkender und seinem Streben nach einer rechtsstaatlichen und offenen Gesellschaft. Die sowjetische Regierung verbot ihm, zur Verleihung nach Oslo zu reisen. Den Preis nahm seine Frau Jelena Georgijewna Bonner entgegen. In den Augen des KGB wurde Sacharow damit zum „Staatsfeind“.

80er Jahre

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Nach Protesten gegen die sowjetische Intervention in Afghanistan wurde Sacharow am 22. Januar 1980 verhaftet und nach Gorki verbannt, wo er unter Aufsicht des KGB leben musste. Dort arbeitete er am Entwurf einer neuen sowjetischen Verfassung. Jelena Bonner blieb sein einziger Kontakt zur Außenwelt, bis auch sie 1984 nach Gorki verbannt wurde.

Im Dezember 1986 wurde die Verbannung Sacharows und Bonners aufgehoben. Parteichef Michail Gorbatschow bat ihn telefonisch, nach Moskau zurückzukehren und seine politische Tätigkeit fortzusetzen.

Briefe, die aus Gorki kamen

Regimekritiker und Friedensnobelpreisträger Sacharow beschreibt den Leidensweg seiner Verbannung Der Atomphysiker Andrej Sacharow, Rußlands prominentester Verbannter, schilderte in bewegenden Briefen, wie er und seine Frau Jelena Bonner in Gorki vom Staatssicherheitsdienst KGB gequält wurden. Diese handschriftlichen Zeugnisse kamen auf nur der Familie bekannten Wegen in die Hände von Sacharow-Verwandten in Amerika. Sie entschlossen sich, die Briefe an die Öffentlichkeit zu geben. Der SPIEGEL druckt in dieser und in der nächsten Nummer Auszüge aus den Dokumenten, die enthüllen, was »normale Bedingungen«, unter denen Sacharow laut Moskau in dem für Ausländer gesperrten Gorki lebt, im real existierenden KGB-Alltag bedeuten.

16.02.1986, 13.00 Uhr aus DER SPIEGEL 8/1986

Der Verfemte bettelt förmlich darum, vor Gericht gestellt zu werden: »Ich erachte es als gesetzwidrig, meine Frau anzuklagen, ohne die gleiche Maßnahme auch gegen mich zu ergreifen. Ich verlange, in das Verfahren einbezogen zu werden, um meinen Teil der Verantwortung auf mich nehmen zu können.« Aber er wurde weder angeklagt, noch durfte er überhaupt vor Gericht erscheinen, auch nicht »als Zeuge und engster Verwandter der Beschuldigten«, wie er in seinem Brief an den Staatsanwalt gefordert hatte. Er erfuhr überhaupt erst fünf Wochen später, nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus, in dem er zwangsweise festgehalten wurde, daß seine Frau wegen »Verbreitung verleumderischer Gerüchte« verurteilt worden war - zur gleichen Strafe, die er selbst damals schon mehr als vier Jahre ohne jegliches Urteil verbüßte: Verbannung in die für Ausländer gesperrte Stadt Gorki an der mittleren Wolga.

Solche Einzelheiten aus dem Schicksal des prominentesten Verbannten Rußlands werden jetzt erstmals bekannt - niedergeschrieben vom Opfer selbst. Die längst in Amerika lebende Familie gab Briefe des Atomphysikers und Friedensnobelpreisträgers heraus, die der in strengster Isolierung lebende Regimekritiker 1984 und 1985 an Behörden, Freunde und Verwandte geschrieben hatte. In den handgeschriebenen Briefen schildert Sacharow seine dauernde Drangsalierung durch den Staatssicherheitsdienst KGB bis hin zur physischen Gewalt und fordert vor allem immer wieder die Ausreiseerlaubnis für seine schwerkranke Ehefrau Jelena Bonner.

Frau Bonner durfte im vorigen Dezember tatsächlich ausreisen, zur erneuten Behandlung ihres grünen Stars in Italien, zu einer schweren Bypass-Operation in Amerika. Die war nach einem Herzanfall notwendig geworden, den Sacharows Frau 1983 erlitten hatte.

Doch Jelena Bonner muß strikt über ihr Schicksal und das ihres Mannes schweigen - dieses Versprechen preßten ihr die Moskauer Behörden vor der Ausreise ab. Sie hielt sich im Wortsinn daran - trat aber dennoch beispielsweise als beredt schweigender Ehrengast bei einem Menschenrechtler-Treffen in New York auf, wo die SowjetUnion wegen ihrer Dissidenten-Unterdrückung scharf attackiert wurde.

Doch dann fügte es sich, daß plötzlich Post ins Haus der Bonner-Tochter Tatjana und des Schwiegersohnes Jefrem Jankelewitsch im Bostoner Vorort Newton flatterte: zwei Päckchen - »aufgegeben in einem westlichen Land« (Jankelewitsch) mit Briefen in vertrauter Handschrift - der Andrej Sacharows.

Die Briefe, deren Umwege aus Gorki nach Newton wohl im dunkeln bleiben müssen, erhellen dramatische Ereignisse aus jenen fast anderthalb Jahren, in denen die Sacharows von jedem Kontakt zur Außenwelt abgeschlossen waren - samt Photos der Verbannten aus dieser Zeit, die einen anderen Sacharow zeigen als die vom KGB-Journalisten Victor Louis im Westen gestreuten Bilder.

Die Familie übergab die aus Gorki herausgeschmuggelte Post einem langjährigen Vertrauten: dem britischen Lord und Mitarbeiter des Londoner »Observer«, Nicholas Bethell. Der Lord, konservativer Vorsitzender der Menschenrechtsgruppe des Europaparlaments, Verfasser mehrerer Bücher über Osteuropa und Übersetzer des Dissidenten Autors Solschenizyn, hofft, daß die Veröffentlichung der Briefe »den Druck auf Gorbatschow und Reagan verstärkt, das Ehepaar Sacharow nicht zu vergessen«.


So denkt wohl auch die Familie - Sohn, Tochter, Schwiegersohn, Schwiegertochter und Jelena Bonners Mutter Ruth. Sie ließen durchblicken, daß sie notfalls auch mit weniger als einer Ausreise des Atomphysikers, der als Geheimnisträger gilt, zufrieden wären - Aufhebung der Verbannung und Erlaubnis zur Rückkehr in seine seit der Verbannung versiegelte Moskauer Wohnung.

Igor Rostislawowitsch Schafarewitsch

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Er war in den 1960er Jahren wesentlich an der Gründung einer Schule der algebraischen Geometrie in der Sowjetunion beteiligt, die die Schema-Methoden der Grothendieck-Schule implementierte. In Moskau behandelte sein Seminar u. a. die Klassifikation algebraischer Flächen. Dabei gab er mit seiner Schule wie auch Kunihiko Kodaira im Westen den Methoden der italienischen Schule (Federigo Enriques u. a.) eine strenge Grundlage und erweiterte sie.

1959 erhielt Igor Schafarewitsch den Leninpreis. 1960 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. 1962 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Stockholm (Algebraische Zahlkörper) und 1970 war er Invited Speaker auf dem ICM in Nizza (Le theoreme de Torelli pour les surfaces algebriques de type K3). 1974 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences und die National Academy of Sciences gewählt. Ebenfalls 1974 wurde er Ehrenmitglied der London Mathematical Society.

In der Sowjetunion stand Schafarewitsch trotz seines hohen Akademikerstatus den Dissidenten nahe. Sein Freund, der Mathematiker und Dichter Alexander Jessenin-Wolpin, war einer der ersten, der im Dezember 1965 eine Protestbewegung (einschließlich Demonstration auf dem Puschkinplatz) organisierte. Als Jessenin-Wolpin verhaftet wurde, unterzeichnete Schafarewitsch eine Petition zu seinen Gunsten und ebenfalls für Andrei Sacharow und Alexander Solschenizyn[9] 1972. Schafarewitsch trat auch Sacharows 1970 gegründetem Komitee für Menschenrechte bei. Da er hohes Ansehen genoss, wurde jede Unterschrift von Schafarewitsch auch im Ausland sofort registriert und über Rundfunksender wie Voice of America oder Radio Free Europe bekanntgemacht. Er wurde deshalb 1975 als Professor der Moskauer Universität entlassen.


Nikolai Nikolajewitsch Bogoljubow

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Nach S. P. Nowikow[1] hatte sein Ansehen unter den reinen Mathematikern in Russland in den 1930er Jahren erheblich durch eine kleinkarierte und überzogene Kritik gelitten, die insbesondere von A. A. Markow und Dmitri Jewgenjewitsch Menschow ausging. Das betraf seine Lösung von Lusin’s Problem über fastperiodische Funktionen, aber auch seine Arbeiten mit Krylow (die allerdings nach Nowikow auch gravierende Fehler aufwiesen) und allgemeinen seinen lockeren, intuitiven Stil. Nach Nowikow hatte das für ihn auch Vorteile, da er jahrelang ungestört Quantentheorie studieren konnte (ein Gebiet das sonst von den reinen Mathematikern in der Sowjetunion damals völlig vernachlässigt wurde – selbst führende Mathematiker wie Andrei Kolmogorow waren bis in die 1970er Jahre im Wesentlichen von der klassischen Mechanik geprägt, von Israel Gelfand abgesehen). Als er sich dann der Physik zuwandte, insbesondere Supraflüssigkeiten, war er anfangs der scharfen Kritik von Lew Landau in dessen Seminaren ausgesetzt. Er konnte Landau zwar am Ende überzeugen, die Beziehung blieb aber angespannt. Später hatte er eine herausragende Stellung in der mathematischen Physik in der Sowjetunion und darüber hinaus hohes internationales Ansehen. Nach Nowikow stand er anfangs auch den einflussreichen sowjetischen Mathematikern Iwan Matwejewitsch Winogradow und Michail Alexejewitsch Lawrentjew bei der Duldung von deren Umsetzung der offiziellen antisemitischen Tendenzen in der Wissenschaftspolitik nah, was sich erst nach seinem Zerwürfnis mit Winogradow in den 1970er Jahren änderte.

1960 wurde Bogoljubow in die American Academy of Arts and Sciences gewählt,[2] 1969 in die National Academy of Sciences (als Foreign Associate).[3] Im Jahr 1966 erhielt er den Dannie-Heineman-Preis für mathematische Physik, 1989 die Ljapunow-Goldmedaille und 1992 die Dirac-Medaille (ICTP). 1958 hielt er mit Wassili Sergejewitsch Wladimirow einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Edinburgh (On some mathematical problems of quantum field theory).

Einige seiner Studenten waren Juri Alexejewitsch Mitropolski, Anatoli Alexejewitsch Logunow, Albert Tawchelidse, Selim Grigorjewitsch Krein, Dmitri Wassiljewitsch Schirkow und Jossif Iljitsch Gichman (Iosif Ilich Gikhman).


https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%94%D0%B5%D0%BC%D0%BE%D0%BD%D1%81%D1%82%D1%80%D0%B0%D1%86%D0%B8%D1%8F_%D0%BD%D0%B0_%D0%9A%D1%80%D0%B0%D1%81%D0%BD%D0%BE%D0%B9_%D0%BF%D0%BB%D0%BE%D1%89%D0%B0%D0%B4%D0%B8_25_%D0%B0%D0%B2%D0%B3%D1%83%D1%81%D1%82%D0%B0_1968_%D0%B3%D0%BE%D0%B4%D0%B0

https://instplast.ru/ru/daydzhest/nam-80-let/

https://www.google.com/search?q=reina+zapka&oq=reina+zapka&aqs=chrome..69i57j33i160l4.10840j0j15&sourceid=chrome&ie=UTF-8


https://www.havemann-gesellschaft.de/archiv-der-ddr-opposition/nachlaessepersoenliche-archivbestaende/a/?pid=182&extendedSearch=1&search_active=1&search_type=2&search_area=all&suchtext=&signatur=RG/B&datum_von=&datum_bis=&ort=&personen=&offset=8&searchDetailTyp=4&searchDetail=4194

https://www.jugendopposition.de/145394

https://www.jugendopposition.de/chronik/1968.html

https://taz.de/Prager-Fruehling-vor-50-Jahren/!5525870/

https://www.deutschlandfunkkultur.de/prozess-gegen-bettina-wegner-im-jahr-1968-nieder-mit-den-100.html

https://www.berliner-zeitung.de/der-schriftsteller-ludvik-vaculik-verfasste-vor-vierzig-jahren-das-reform-manifest-das-die-menschen-in-prag-inspirierte-doch-dann-kamen-die-panzer-die-erinnerungen-eines-enttaeuschten-li.34476

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludv%C3%ADk_Vacul%C3%ADk


Menschenrechtsaktivist, Dissident, Verleger war 79 Jahre alt

Am Freitag wurde Valery Nikolaevich Chalidze in der Stadt Fair Haven, Vermont, beigesetzt. Dissident und Menschenrechtsaktivist der Sowjetzeit, Verleger und Physiker ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Chalidze war einer der Pioniere der Menschenrechtsbewegung in der Sowjetunion. 1970 wurde er zusammen mit Andrei Sacharow und Andrei Tverdokhlebov Gründer des Ausschusses für Menschenrechte in der UdSSR. 1972 wurde ihm während einer Reise in die USA die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen und er lebt seitdem in Amerika, in New York und Vermont. Pavel Litvinov, ein in New York lebender Menschenrechtsaktivist, teilte seine Erinnerungen an Valery Chalidze mit dem Voice of America Russian Service.

Pavel Litwinow:

„Ich traf Valery 1967 in Moskau auf der Geburtstagsfeier von ihm und meinem engen Freund Alexander Sergejewitsch Jesenin-Wolpin. Er schien mir ein sehr ernster Mann mit einem ungewöhnlichen Gesicht zu sein. Später fand ich heraus, dass er auch lachen und lustige Geschichten erzählen kann.

Dann, am Geburtstag von Yesenin-Volpin, lud er die Anwesenden ein, das sogenannte „Treuememorandum“ zu unterzeichnen. Es war ein sehr wichtiges Dokument, absolut anders als alles andere. Wir waren alle Antikommunisten und Antisowjetisten, aber wir lebten alle in der Sowjetunion ... Er formulierte dieses Dokument in dem Sinne, dass wir den Behörden gegenüber loyal sein, aber gleichzeitig unsere Gedanken äußern müssen. Für einige von uns schien diese Aussage zu versöhnlich: Wie kommt es, dass wir das Sowjetregime hassen und über Loyalität ihm gegenüber sprechen?

Die Zukunft zeigte jedoch die Notwendigkeit eines Dialogs, und Valery war einer der ersten, der dieses Prinzip formulierte: Wir werden sagen, was wir wollen, aber gleichzeitig werden wir höflich sein und keine Revolution machen, wie es in Russland der Fall war Ich habe die Revolutionen satt.

Seitdem habe ich ihn mehrmals gesehen und seine Aktivitäten verfolgt, aber ich wurde 1968 verhaftet und verbrachte mehrere Jahre in Sibirien, und sein aktives Wirken fiel genau in diese Zeit. (Pavel Litvinov war einer der Teilnehmer der „Demonstration der Sieben“ auf dem Roten Platz am 25. August 1968 gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in die Tschechoslowakei – M.G.)

In dieser Zeit hat Valery Chalidze so viele wichtige und prinzipielle Maßnahmen ergriffen, dass ich nicht einmal weiß, wo ich anfangen soll. Zurück in der Sowjetunion gründete er die Samisdat-Zeitschrift „Soziale Probleme“, in der Themen, die nirgendwo sonst diskutiert wurden, ernsthaft diskutiert wurden. Viele (Dissidenten - M.G.) glaubten, dass die Sowjetregierung schlecht sei, sie aufgegeben werden sollte und dass es mit ihr nichts zu besprechen gäbe, sondern nur, negative Informationen über sie zu sammeln. Und Valery versuchte, in einen konstruktiven Dialog einzutreten und seine Prinzipien zu erklären.

Zur gleichen Zeit gründete Valery zusammen mit Andrei Dmitrievich Sacharow und Andrei Nikolaevich Tverdokhlebov das erste Menschenrechtskomitee in der UdSSR. Dies wurde zu einem ernsten Phänomen, und von diesem Zeitpunkt an wurde Andrei Sacharow ein aktiver Menschenrechtsaktivist. Vieles hat er schon früher gemacht, aber erst das Menschenrechtskomitee hat es ermöglicht, dieser Tätigkeit einen strukturellen Charakter zu verleihen.

Der Ausschuss brachte verschiedene Themen zur Sprache. Valery stellte zum Beispiel eine Frage, die damals noch niemand stellte. Er begann über das Problem gleichgeschlechtlicher Beziehungen zu sprechen, über den Artikel des Strafgesetzbuches über Sodomie und Homosexualität. Gleichzeitig sagten alle: „Warum sollte man das ansprechen? Niemand möchte etwas davon hören, das ist ein unanständiges Thema.“ Aber Valery war der Erste, der sagte, dass Menschen aufgrund von Homosexualität verfolgt werden, diese Anschuldigungen werden in den Lagern verwendet, und das gilt sowohl für Kriminelle als auch für politische Gefangene. Kurz darauf verbreiteten sich Gerüchte über ihn, er sei homosexuell. Damals und auch heute noch war es eine gefährliche Sache: Wenn man mit dem Etikett eines Homosexuellen in ein Lager kommt, kann man vergewaltigt werden und alles tun.

Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie Valery als erster Themen ansprach, die vor ihm noch niemand angesprochen hatte. Aber natürlich gab es noch viele andere Dinge. Er verteidigte die Rechte von Gläubigen, zum Beispiel einer Gruppe alter Frauen in der Nähe von Moskau, die mit ihrem eigenen Geld die Kirche reparieren wollten, was ihnen aber nicht gestattet wurde. Er ging vor Gericht und sprach sich dort für sie aus. Er lehnte Folter in georgischen Gefängnissen ab.

Mit anderen Worten: Valery war ein Pionier der Menschenrechte. Gleichzeitig war er sehr höflich und präzise, ​​er studierte die Rechtswissenschaften ernsthaft und kannte sie gut. Er forderte, die sowjetischen Gesetze mit den internationalen Menschenrechtsnormen in Einklang zu bringen. Er war der Begründer der Widerstandskultur und half dabei, sie auf eine rechtliche Grundlage zu stellen. Die Behörden spürten dies und begannen, ihn zu bedrohen und zu verfolgen. Aber gleichzeitig war ihnen klar, dass sie ihn nicht ins Gefängnis bringen konnten. Es gab sogar Gerüchte, dass sie ihn töten wollten.

1972 wurde er zu einem Vortrag an die Georgetown University eingeladen. Auf Einladung der Human Rights League reiste er nach Washington und New York. Irgendwann kam ein Mann, der sich als sowjetischer Konsul vorstellte, ins Hotel, um ihn und seine Frau Vera zu besuchen. Er sagte, er müsse Valerys Pass überprüfen. Valery gab ihm seinen Pass und sagte dann: „Für Ihre antisowjetischen Aktivitäten wird Ihnen die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen, und wir werden Ihren Pass beschlagnahmen.“ (1990 wurde ihm die sowjetische Staatsbürgerschaft zurückgegeben - M.G.)

Seitdem lebt er in Amerika. Valery war ein Mann mit unglaublich großen Bandbreiten. Er blieb ein ernsthafter Physiker und dachte viel darüber nach. Er war ein seriöser Anwalt. Er wurde ein bemerkenswerter politischer Publizist und Verleger. Er hat über hundert Bücher veröffentlicht. Er veröffentlichte die Chronik der aktuellen Ereignisse, als sie in Moskau existierte. Als die Veröffentlichung in Moskau eingestellt wurde, begann er in New York mit der Herausgabe einer ähnlichen Zeitschrift, allerdings seiner eigenen: „The Chronicle of Human Rights in the Soviet Union“.

Zu dieser Zeit begannen der bemerkenswerte amerikanische Geschäftsmann und Mathematiker Ed Kline und ich, bereits im Exil, gemeinsam mit Valery Bücher und Zeitschriften zu veröffentlichen. Aber Valery war natürlich die treibende Kraft dahinter. Es war notwendig, Geld zu beschaffen, ein Publikum zu suchen und diese Materialien irgendwie nach Russland zu importieren. Das alles war schwierig und unverständlich, aber Valery hat alles geschafft.

Irgendwann, als das Geld fehlte – dann begann die Ford Foundation zu finanzieren – saß Valery nachts und machte Satzarbeiten. Damals gab es noch keine Computer und er selbst war in der technischen Rekrutierung tätig.

Das war eine erstaunliche Person. Er studierte jedoch weiterhin Physik und Mathematik. Er hatte sehr interessante Ideen in der Biologie. Er nannte sich selbst einen „Dorfphilosophen“, aber er war ein hochkarätiger „Dorfphilosoph“.

Er war ein Mann von seltenem Charme und Witz, mit einem sehr prinzipiellen Charakter. Viele mochten ihn nicht, weil er immer die Wahrheit sagte. Er unterstützte die amerikanische Verfassung sehr und glaubte an sie. Ich bin froh, dass mein Leben viele Jahre lang mit einem Mann von so viel Talent, Charme und Intelligenz verbracht hat.

https://www.golosameriki.com/a/chalidze-litvinov-memoirs/4194520.html


Im Gedenken an Valery Chalidze

Valery Chalidze

Am 3. Januar 2018 verstarb der Dissident und Menschenrechtsaktivist der Sowjetzeit, Verleger und Physiker Valery Nikolaevich Chalidze im Alter von 80 Jahren in den Vereinigten Staaten.

Valery Nikolaevich Chalidze wurde 1938 in Moskau geboren. Sein Vater war Ingenieur, seine Mutter Architektin. Studierte an den Universitäten Moskau und Tiflis. 1965 schloss er sein Studium der Physik an der Universität Tiflis ab. Doktortitel. Nach seiner Rückkehr nach Moskau arbeitete er als Mitarbeiter des Forschungsinstituts für Kunststoffe. Autor zahlreicher wissenschaftlicher Artikel.

Zusammen mit Alexander Yesenin-Volpin und Boris Tsukerman war er ein Pionier der juristischen Ausbildung unter der unabhängig denkenden Intelligenz und propagierte die Notwendigkeit eines juristischen Rechtsansatzes zum Schutz der Bürgerrechte. Er glaubte, dass es tatsächlich der Sowjetstaat war, der seine eigene Gesetzgebung am meisten verletzte und Menschen wegen ihres Glaubens verfolgte.

In den späten 1960er Jahren wurden mehrere seiner Menschenrechtstexte im Samizdat verbreitet, darunter eine Diskussion mit dem Akademiker und Dissidenten Andrei Dmitrijewitsch Sacharow.

Von 1969 bis 1972 war Herausgeber der selbstveröffentlichten Zeitschrift „Social Problems“.

Im Herbst 1970 ergriff er zusammen mit Andrei Sacharow und Andrei Tverdokhlebov die Initiative zur Gründung eines Ausschusses für Menschenrechte in der UdSSR. Die Experten des Ausschusses waren Alexander Yesenin-Volpin und Boris Tsukerman. Das Komitee war als unabhängige Forschungsorganisation konzipiert, doch eine Reihe von Sowjetbürgern begannen, sich dort mit Bitten um Hilfe zu bewerben.

Chalidze, der als Privatperson unabhängig das sowjetische Straf-, Zivil- und Verfahrensrecht sowie internationale Dokumente zu Menschenrechten und Freiheiten studierte, gab Ratschläge zu den Problemen der Verweigerung von Reisen ins Ausland, der Verweigerung der Registrierung von Religionsgemeinschaften und unfairen Gerichtsentscheidungen. usw.

Seine sozialen Aktivitäten erregten trotz seiner demonstrativen Einhaltung der Gesetze großen Ärger bei den Behörden. In seiner Wohnung wurde eine Durchsuchung durchgeführt, die KGB-Beamten beschlagnahmten das entdeckte Archiv des Menschenrechtskomitees.

Valery Chalidze beschrieb die Geschichte der Durchsuchung und seinen Kampf um die Rückgabe der beschlagnahmten Materialien in einer Broschüre, die im Frühjahr 1971 von Samisdat verteilt wurde.

Im Juli 1972 warnte der KGB vor dem „antisowjetischen Charakter der Aktivitäten des Menschenrechtsausschusses“. Im September 1972 trat Valery Chalidze offiziell aus dem Ausschuss zurück und behielt die Rolle seines „Beraters“.

Im November 1972 erlaubten ihm die Behörden, in die USA zu reisen, um dort Vorträge zu halten. Dies war einer der ersten Fälle, in denen eine Person, die für ihr unabhängiges bürgerschaftliches Engagement bekannt war, ein Dissident, von den sowjetischen Behörden die Erlaubnis erhielt, sich vorübergehend im Ausland aufzuhalten. Die Zweideutigkeit dieser neuen Form des Exils war unter sowjetischen Andersdenkenden umstritten. Einige Dissidenten meinten, es lohne sich nicht, gegenüber den Behörden „nach anderen Regeln zu spielen“.

Während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten wurde Valery Chalidze am 13. Dezember 1972 die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen, „wegen Taten, die eines Bürgers der UdSSR unwürdig waren“. Im Januar 1973 wurde im Samisdat in der UdSSR ein offener Brief zur Verteidigung und Unterstützung von Waleri Chalidze weit verbreitet.

1973 gründeten Valery Chalidze, der Verleger russischer Literatur Edward Kline und der Forscher der sowjetischen Menschenrechtsbewegung Peter Reddaway den Verlag Khronika in New York. Einer der Gründe dafür war die erzwungene Entscheidung sowjetischer Menschenrechtsaktivisten, die Veröffentlichung der Chronik der aktuellen Ereignisse (KhTS) in Moskau Ende 1972 einzustellen.

In diesem Zusammenhang entstand die Idee, im Ausland, in New York, einen ähnlichen Newsletter herauszugeben – „The Chronicle of the Protection of Rights“. Dieses Bulletin wurde auch nach der Ankündigung der Wiederaufnahme der Arbeit der Moskauer Chronik im Mai 1974 weiterhin veröffentlicht.

Gleichzeitig wandten sich die Moskauer Herausgeber von KhTS an Valery Chalidze und Pavel Litvinov mit der Bitte, die Interessen der Chronik der aktuellen Ereignisse im Ausland zu vertreten.

Infolgedessen veröffentlichte der New Yorker Verlag „Chronicle“ mehrere Jahre lang mindestens zwei periodische Bulletins: „Chronicle of the Protection of Rights“ und einen ausländischen Nachdruck von „Chronicle of Current Events“ in Russisch und Englisch, ergänzt durch ein Namensverzeichnis (englische Übersetzungen wurden auch mit Kommentaren versehen).

Darüber hinaus veröffentlichte der Verlag weitere Bücher und Broschüren in russischer Sprache. Das Themenspektrum war recht breit gefächert und beschränkte sich nicht nur auf Menschenrechtsthemen, letztere blieben jedoch führend. Der Verlag „Chronicle“ existierte bis 1983, sein Nachfolger war der Verlag Chalidze Publication.

Valery Chalidze veröffentlichte im Westen das Buch „Menschenrechte und die Sowjetunion“ und eine Reihe von Monographien zu Recht, Geschichte und Soziologie.

Von 1981 bis 1989 war Valery Chalidze Chefredakteur des analytischen Bulletins „UdSSR. Interne Widersprüche“, in dem unter anderem Materialien bekannter sowjetischer Menschenrechtsaktivisten und Dissidenten veröffentlicht wurden.

Valery Chalidze starb am 3. Januar 2018 im Alter von 80 Jahren in den USA.


Bekannter sowjetischer Dissident und Menschenrechtsaktivist Pawel Michailowitsch Litwinow:

„<...> Valery Chalidze ist ein herausragender und origineller Denker und Publizist, Autor einer Reihe von Büchern und Artikeln, ein Mann mit weitem und tiefem Weitblick in verschiedenen Bereichen: von der Physik bis zum Recht. Valery war ein wunderbarer und treuer Freund < ...>


https://hro.org/node/26919


Valery Nikolaevich Chalidze

Chalidze Valery Nikolaevich (geb. 1938). Verleger, Redakteur, Journalist. Geboren in Moskau. Studierte an den Universitäten Moskau und Tiflis. Von Beruf Physiker. Doktortitel. Er arbeitete als Abteilungsleiter eines wissenschaftlichen Forschungsinstituts in Tiflis. Seit Mitte der 1960er Jahre engagiert er sich aktiv in der Menschenrechtsbewegung. Zusammen mit Akademiker A.D. Sacharow und der Arbeiter A. Tverdokhlebov gründeten das Komitee für Menschenrechte in der UdSSR (1970). Seit 1968 gibt er die Samisdat-Zeitschrift „Soziale Probleme“ heraus. 1972 reiste er auf Einladung zu Vorträgen in die USA und wurde fast sofort seiner sowjetischen Staatsbürgerschaft beraubt. In Vermont niedergelassen.

In den Vereinigten Staaten gründete Chalidze seinen eigenen Verlag („Edition of Chalidze“), in dem er begann, Dokumente und Materialien aus dem Trotzki-Archiv, das seit 1940 in der Bibliothek der Harvard University in den USA aufbewahrt wird, auf Russisch zu veröffentlichen Enthält Materialien zur Geschichte Sowjetrusslands und zu den Führern der Revolution. 1989 wurden vier Bände mit Dokumenten „Die kommunistische Opposition in der UdSSR, 1923-1927“ veröffentlicht. (über den Kampf der „Trotzkisten“ mit den „Stalinisten“), 1984 – Trotzkis unveröffentlichte Memoiren „Porträts“, 1986 – „Tagebücher und Briefe“, 1988 – „Porträts der Revolutionäre“ usw. Fast in allen Veröffentlichungen, der Verfasser ist ein weiterer ehemaliger Sowjetbürger, Yu.G. Felshtinsky (geb. 1956; Historiker). Darüber hinaus veröffentlichte Chalidze die Memoiren von N.S.

Chalidze ist Autor folgender Studien: „The Winner of Communism: Thoughts on Stalin, Socialism and Russia“ (New York, 1981), „Human Rights and the Sowjetunion“ (1974), „Criminal Russia“ (1978). 1990 erhielt Chalidze die sowjetische Staatsbürgerschaft zurück.

In dem erwähnten Buch über Stalin schreibt insbesondere Chalidze: „Stalin besiegte die sozialistische Revolution, zerstörte die kommunistische Partei und stellte das Reich in Russland in einer viel despotischeren Form wieder her als vor 1917. Gleichzeitig benutzte er Marxistische Ideologie, die die wahren Ziele verbirgt. Er hat uns und die ganze Welt betrogen“ (Rodina, 1993, Nr. 7, S. 95). Valery Chalidze ist mit der Enkelin von M.M. verheiratet. Litvinova, Vera.


http://www.hrono.ru/biograf/bio_ch/chalidze.php



FederalCity продолжает публикацию материалов, посвященных «утечке мозгов» из нашей страны в разные исторические периоды. 70-е годы прошлого века оказались довольно богатыми на побеги на запад разных ученых, в том числе тех, кто, обустроившись за границей, развел там бурную антисоветскую и русофобскую деятельность. Так действовал, например, Михаил Восленский, и подобным же образом повел себя Валерий Николаевич Чалидзе, физик по образованию, получивший, однако, известность не как специалист в этой науке, а как общественный деятель.

Чалидзе родился в 1938 году в Тбилиси, окончил Тбилисский университет и защитил кандидатскую диссертацию по физическим наукам. Затем он некоторое время работал начальником отдела в одном из тбилисских научно-исследовательских институтов, но вскоре переехал в Москву и устроился там в Институт пластмасс имени Г.С. Петрова.

FederalCity veröffentlicht weiterhin Materialien zum „Brain Drain“ aus unserem Land in verschiedenen historischen Perioden. Die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts erwiesen sich als recht reich an Fluchten verschiedener Wissenschaftler in den Westen, darunter auch solcher, die sich im Ausland niedergelassen hatten und dort gewalttätige antisowjetische und russophobe Aktivitäten begannen. So verhielt sich beispielsweise Michail Voslensky , und Valery Nikolayevich Chalidze , ein ausgebildeter Physiker, der jedoch nicht als Spezialist auf dieser Wissenschaft, sondern als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens Berühmtheit erlangte, verhielt sich ähnlich.

Chalidze wurde 1938 in Tiflis geboren , schloss sein Studium an der Universität Tiflis ab und verteidigte seine Doktorarbeit in Naturwissenschaften. Anschließend arbeitete er einige Zeit als Abteilungsleiter in einem der Tifliser Forschungsinstitute, zog aber bald nach Moskau und bekam dort eine Anstellung am G.S. Petrowa .


Кроме физики и других точных наук, Валерий Чалидзе интересовался и общественной и правозащитной деятельностью. В середине 1960-х годов он стал участником правозащитного движения, которое было частью более широкого диссидентского движения и занималось юридической помощью людям, столкнувшимся с несправедливыми обвинениями. Однако постепенно правозащитники того времени довели идею такой помощи до крайности и начали выступать не только на стороне тех, кто был несправедливо осужден или отправлен на принудительное психиатрическое лечение, но и, к примеру, на стороне религиозных сект, которым отказывали в регистрации, как религиозным общинам.

С 1969 года Валерий Чалидзе выпускал самиздатовский журнал «Общественные проблемы», посвященный его правозащитной работе, а в 1970 году основал Комитет прав человека, занимавшийся все той же правозащитной деятельностью, членами которого стали многие известные диссиденты того времени, включая Андрея Сахарова. Приятели-единомышленники дали Валерию «скромное» прозвище Князь, на первый взгляд мало подходящее человеку, ратующему за всеобщие равные права. Как вспоминают в мемуарах знавшие его лично люди, этим аристократическим прозвищем его наградили за привычку свысока смотреть на людей, плохо разбирающихся в юриспруденции и не знающих своих прав.


Neben der Physik und anderen exakten Wissenschaften interessierte sich Valery Chalidze auch für soziale und menschenrechtliche Aktivitäten. Mitte der 1960er Jahre engagierte er sich in der Menschenrechtsbewegung , die Teil einer breiteren Dissidentenbewegung war und sich für Rechtshilfe für Menschen engagierte, denen ungerechtfertigte Anschuldigungen ausgesetzt waren. Allerdings trieben damalige Menschenrechtsaktivisten den Gedanken einer solchen Hilfeleistung nach und nach auf die Spitze und begannen, sich nicht nur auf die Seite derjenigen zu äußern, die zu Unrecht verurteilt oder in eine psychiatrische Zwangsbehandlung geschickt wurden, sondern beispielsweise auch auf der Seite derer Seite religiöser Sekten, denen die Registrierung als Religionsgemeinschaften verweigert wurde. .

Seit 1969 veröffentlichte Valery Chalidze eine Samisdat-Zeitschrift „Soziale Probleme“ , die seiner Menschenrechtsarbeit gewidmet war, und gründete 1970 das Menschenrechtskomitee , das sich mit denselben Menschenrechtsaktivitäten beschäftigte und zu dessen Mitgliedern viele bekannte Dissidenten davon gehörten Zeit, darunter Andrei Sacharow . Gleichgesinnte Freunde gaben Valery den „bescheidenen“ Spitznamen Prince, der auf den ersten Blick nicht sehr passend für eine Person ist, die sich für universelle Gleichberechtigung einsetzt. Wie sich Menschen, die ihn persönlich kannten, in seinen Memoiren erinnern, erhielt er diesen aristokratischen Spitznamen für seine Angewohnheit, auf Menschen herabzuschauen, die sich in der Rechtswissenschaft schlecht auskennen und ihre Rechte nicht kennen.



Кроме всего прочего, правозащитное движение защищало граждан СССР, которым отказали в разрешении съездить за границу. Благодаря этому оно стало особенно широко известно на западе, и в 1972 году Чалидзе получил приглашение из США – ему предлагали прочитать в американских вузах курс лекций о его комитете и о правозащитном движении в целом.

Несмотря на то, что власти СССР к тому времени относились к Чалидзе крайне подозрительно – однажды в его квартире провели обыск, в ходе которого изъяли архив его комитета, после чего он официально вышел из состава этой организации, оставшись ее «внештатным» советником – у него не возникло проблем с получением разрешения на выезд за рубеж. К слову, многие из его единомышленников, работающих в Комитете прав человека, и других диссидентов, и не подумали порадоваться за своего товарища – они посчитали, что ради разрешения на выезд Чалидзе согласился на какую-то сделку или на сотрудничество с властями, и не скрывали от него этих подозрений.


Die Menschenrechtsbewegung verteidigte unter anderem Bürger der UdSSR , denen eine Reiseerlaubnis ins Ausland verweigert wurde. Dadurch wurde es besonders im Westen bekannt, und 1972 erhielt Chalidze eine Einladung aus den Vereinigten Staaten – ihm wurde angeboten, an amerikanischen Universitäten eine Vorlesungsreihe über sein Komitee und die Menschenrechtsbewegung insgesamt zu lesen.

Trotz der Tatsache, dass die Behörden der UdSSR zu diesem Zeitpunkt Chalidze gegenüber äußerst misstrauisch waren – einmal wurde eine Durchsuchung in seiner Wohnung durchgeführt, bei der das Archiv seines Ausschusses beschlagnahmt wurde, woraufhin er die Organisation offiziell verließ und ihr „freiberuflicher“ Berater blieb – er Es gab keine Probleme mit der Erlangung einer Reiseerlaubnis ins Ausland. Übrigens dachten viele seiner Gleichgesinnten, die im Menschenrechtsausschuss arbeiteten, und andere Dissidenten nicht, dass sie sich für ihren Kameraden freuen würden – sie waren der Meinung, dass Chalidze im Interesse der Erlaubnis, ihn zu verlassen, einem Deal oder einer Zusammenarbeit zustimmte mit den Behörden und verheimlichte ihm diesen Verdacht nicht.




Так или иначе, но осенью 1972 года самый известный советский правозащитник вылетел в США и начал выступать там с лекциями о своей деятельности. Рассказы о борьбе за права людей вскоре плавно перешли в критику СССР и всех реалий советской жизни – Чалидзе хорошо разбирался в правах человека, но полностью забыл, что, кроме прав, у него есть обязанности по отношению к своей стране, включая обязанность не натравливать на нее другие, и без того недружественные государства. Реакция Союза на его выступления была ожидаемой: в конце 1972 года Валерия Чалидзе лишили советского гражданства за «действия, несовместимые со званием гражданина СССР».

Оставшиеся в Союзе соратники, еще недавно готовые обвинить его в сотрудничестве с властями, теперь жалели «несчастного изгнанника», но сам Чалидзе особых переживаний по этому поводу не выказывал. Он продолжил читать лекции в разных вузах США – сначала в Нью-Йорке, а потом в городе Бенсоне штата Вермонт. Еще до переезда из Нью-Йорка он основал там издательство «Chalidze Publications», выпускавшее его собственные работы, а также литературу, запрещенную в СССР, в том числе мемуары, письма и другие материалы из архива Льва Троцкого.


So oder so, aber im Herbst 1972 flog der berühmteste sowjetische Menschenrechtsaktivist in die USA und begann dort Vorträge über seine Aktivitäten zu halten. Geschichten über den Kampf für die Rechte des Volkes verwandelten sich bald allmählich in Kritik an der UdSSR und allen Realitäten des sowjetischen Lebens – Chalidze war mit Menschenrechten bestens vertraut, vergaß jedoch völlig, dass er neben den Rechten auch Verpflichtungen gegenüber seinem Land hat, einschließlich der Verpflichtung, es nicht gegen ihre anderen, bereits feindseligen Staaten auszuspielen. Die Reaktion der Union auf seine Reden war zu erwarten: Ende 1972 wurde Valery Chalidze die sowjetische Staatsbürgerschaft wegen „Handlungen, die mit dem Titel eines Bürgers der UdSSR unvereinbar waren“ entzogen .

Die in der Union verbliebenen Mitstreiter, die bis vor Kurzem bereit waren, ihm Kollaboration mit den Behörden vorzuwerfen, hatten nun Mitleid mit dem „unglücklichen Exilanten“, doch Chalidze selbst zeigte diesbezüglich keine besonderen Gefühle. Er lehrte weiterhin an verschiedenen US-Universitäten – zunächst in New York und dann in der Stadt Benson , Vermont . Noch vor seinem Umzug aus New York gründete er dort den Verlag Chalidze Publications , der seine eigenen Werke sowie in der UdSSR verbotene Literatur veröffentlichte, darunter Memoiren, Briefe und andere Materialien aus den Archiven Leo Trotzkis .




Для русских эмигрантов, живущих в Америке, это издательство и сам Чалидзе были символами всего антисоветского и антирусского, и эта деятельность, как и в случае со многими другими беглецами из СССР, публиковавшими за границей то, что невозможно было издать у них на родине, внесла свой вклад в распад Союза в 1991 году.

Умер Валерия Чалидзе в 2018 году, и его смерть прошла почти не замеченной среди его современных единомышленников-правозащитников. Лишь на паре либеральных интернет-сайтов появились краткие некрологи, авторы которых перечислили основные этапы его жизни, но не потрудились узнать хотя бы некоторые подробности биографии «отца-основателя» их движения.


Für in Amerika lebende russische Emigranten waren dieser Verlag und Chalidze selbst Symbole für alles Antisowjetische und Antirussische, und diese Tätigkeit galt wie für viele andere Flüchtlinge aus der UdSSR, die im Ausland veröffentlichten, was in ihrem Land nicht veröffentlicht werden konnte Heimat, trug seinen Beitrag zum Zusammenbruch der Union im Jahr 1991 bei .

Valery Chalidze starb im Jahr 2018 und sein Tod blieb unter seinen zeitgenössischen Menschenrechtsaktivisten fast unbemerkt. Nur ein paar liberale Internetseiten veröffentlichten kurze Nachrufe, deren Autoren die wichtigsten Stationen seines Lebens aufzählten, sich aber nicht die Mühe machten, zumindest einige Details der Biografie des „Gründervaters“ ihrer Bewegung herauszufinden.


https://federalcity.ru/14278-valerij-chalidze-pravozaschitnik-po-prozvischu-knjaz.html

"Die Sozialen Probleme"

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Er gründete das Samizdat-Magazin Die Sozialen Probleme (Obshchestvennye problemy) und gründete 1970 mit Andrei Sacharow und Andrei Twerdoklebow das Moskauer Komitee für Menschenrechte. Nach einer Vorlesungsreise in die USA 1972 wurde Tschalidse die Rückreise verweigert und ihm die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen.


Soziale Themen

Im August 1969 erschien erstmals die Untergrundzeitschrift „Soziale Fragen“ (Obshchestvennye problemy). Es wurde von Chalidze ins Leben gerufen und herausgegeben und deckte eine Reihe von Themen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften ab, darunter sowohl Originalartikel als auch übersetzte Arbeiten. Der Schwerpunkt lag stets auf der Anwendung des Rechts in der Sowjetunion und anderswo sowie auf der Verteidigung der Menschenrechte. [3] Im Rahmen seiner Verlagstätigkeit eignete sich Chalidze dazu an, mechanische Schreibmaschinen zu reparieren, das wesentliche Werkzeug für die Veröffentlichung und Verbreitung des Samizdat . [4]

Unter seiner leitenden Hand eröffnete Social Issues immer wieder neue Horizonte für die Diskussion. Beispielsweise trug er zur Diskussion der Definition des Begriffs „ politischer Gefangener “ unter sowjetischen Bedingungen und seiner praktischen Anwendung bei. Die Zeitschrift trat für das Recht aller Sowjetbürger ein, in ein anderes Land ihrer Wahl auszuwandern, und insbesondere für das Recht der Juden, die UdSSR zu verlassen.

Chalidze wandte das sowjetische Recht an, um viele verschiedene Menschen zu verteidigen, darunter Krimtataren, Studenten, Juden, orthodoxe Christen, politische Gefangene, Baptisten und Muslime. [5] Er ging weiter als viele Dissidenten und forderte offen die Aufhebung des Gesetzes aus der Stalin-Ära, das homosexuelle Beziehungen zwischen erwachsenen Männern unter Strafe stellte. Es war eine Haltung, die einige seiner Kollegen beunruhigte und dazu führte, dass das Sowjetregime versuchte, ihn in der breiten Bevölkerung zu diskreditieren, indem es (fälschlicherweise) behauptete, er sei selbst schwul – eine Behauptung, die den Weg für eine strafrechtliche Verfolgung hätte ebnen können ihn. [6]


3 Eine Chronik aktueller Ereignisse Nr. 16, 31. Oktober 1970 – 16.11 „Samizdat-Update – Punkt 2 Soziale Fragen Nr. 6“ .

  • umgeleitet auf de.stripchat ...

4 „Valery Chalidze, sowjetischer Dissident, der ins Exil gezwungen wurde, stirbt im Alter von 79 Jahren“, New York Times , 22. Januar 2018 (aktualisiert)

5 Um knappe Rechte zu verteidigen: MENSCHENRECHTE UND DIE SOWJETUNION. Von Valery Chalidze (übersetzt von Guy Daniels). New York: Random House, 1974. S. viii, 340.

6 „Valery Chalidze, sowjetischer Dissident, der ins Exil gezwungen wurde, stirbt im Alter von 79 Jahren“, New York Times , 22. Januar 2018 .


Nikolai Stepanowitsch Tschernych

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w:de:Nikolai Stepanowitsch Tschernych

1964 wurde auf gemeinsame Initiative der Chernykh-Ehegatten am Institut für Theoretische Astronomie die „Krim-Gruppe“ gegründet, deren Aufgabe es war, Beobachtungen von Kleinplaneten ( Asteroiden ) im CrAO durchzuführen. L. Chernykh wurde seitens des ITA zum Leiter der Gruppe ernannt und die wissenschaftliche und methodische Leitung der Gruppenarbeit wurde N. Chernykh übertragen. Er leitete die Arbeit der Gruppe bis zu seinem Tod im Jahr 2004. Die Krimgruppe war viele Jahre lang weltweit führend bei der Anzahl der Beobachtungen von Kleinplaneten

Als Doktorand am Leningrader Institut für Theoretische Astronomie (ITA) wurde Nikolai Stepanowitsch 1963 an das Astrophysikalische Observatorium der Krim ( CrAO ) geschickt, um regelmäßige Beobachtungen von Kleinplaneten zu organisieren, und wurde als Nachwuchsforscher in den Stab des CrAO aufgenommen. Dann war er leitender Forscher und leitender Forscher.

Als Spezialist für Astrometrie und theoretische Astronomie nahm er an verschiedenen Forschungs- und Beobachtungsprogrammen dieses Profils teil, die am CrAO durchgeführt wurden . Viele Jahre lang beteiligte er sich mit Fernsehgeräten am Programm zur Positionsbeobachtung entfernter Raumfahrzeuge auf dem 2,6-m-ZTSh-Reflektor. Unter seiner Beteiligung wurden Beobachtungsreihen vieler in der UdSSR gestarteter interplanetarer automatischer Stationen zum Mond, zur Venus und zum Mars sowie zu einigen anderen Objekten durchgeführt. Teilnahme an der ersten Arbeit in der UdSSR zur Laserentfernungsmessung des Mondes, organisiert von der Simeiz- Gruppe des Lebedev- Physikalischen Instituts.

IN1963. Nikolai Stepanovich Chernykh begann ein Beobachtungsprogramm für Kleinplaneten und Kometen auf dem doppelten 40-cm-Astrographen des Astrophysikalischen Observatoriums der Krim. Nach der Gründung der Krimgruppe am ITA arbeitete er mit dieser Gruppe unter der Leitung von L.I. zusammen. Chernykh bietet wissenschaftliche und methodische Anleitung. Zusammen mit L.I. Chernykh entwickelte er eine Beobachtungs- und Verarbeitungsmethode, untersuchte die astrometrischen Eigenschaften des doppelten 40-cm-Astrographen, verbesserte einige Komponenten dieses Teleskops und bildete einen Kader von Beobachtern aus den Mitarbeitern der ITA-Gruppe auf der Krim aus.

Im Laufe der 30-jährigen Arbeit im Rahmen dieses Programms wurde enormes Beobachtungsmaterial angesammelt, das als Grundlage für viele Studien auf dem Gebiet der Himmelsmechanik und der Struktur des Sonnensystems dient: mehr als 6.300 Positionen für 80 Kometen und mehr als 65.000 Positionen für Kleinplaneten.

Die von ihm geleitete gemeinsame CrAO-ITA- Gruppe nahm viele Jahre lang eine führende Position im International Minor Planet Observation Service ein. Die auf der Krim erzielten Ergebnisse stellen eine Umfrage dar, die sich als eine der vollständigsten in der gesamten Geschichte der fotografischen Beobachtung von Kleinplaneten erwies. Astrometrische Beobachtungen auf der Krim deckten über 80 Prozent der damals bekannten Kleinplaneten ab. Bei CrAO wurde eine große Anzahl neuer kleiner Planeten entdeckt , von denen 1285 katalogisiert wurden und dauerhafte Nummern erhielten, und 537 von ihnen wurden von N.S. persönlich entdeckt. Schwarz. Dies ist eine bemerkenswerte Leistung, die nicht nur deshalb von Bedeutung ist, weil sie unser Wissen über die Struktur des Asteroidengürtels erweitert. Über 1.200 Krim-Kleinplaneten erhielten Namen, und die Namen vieler großer Persönlichkeiten der nationalen Wissenschaft und Kultur, der Geographie und Geschichte unseres Landes, die Namen der Helden des Großen Vaterländischen Krieges und unserer Zeitgenossen sind in das Körperregister der Krim eingetragen Sonnensystem, das von großer patriotischer Bedeutung ist.

N.S. Chernykh nahm persönlich aktiv an den Beobachtungen teil. Es genügt zu sagen, dass er im Gesamtergebnis der ITA-KrAO- Gruppe etwa 30 % der Beobachtungen, über 40 % der Entdeckungen von Kleinplaneten und den Großteil der Kometenforschung ausmacht.

Er entdeckte zwei neue Kometen (74 P Smirnova-Chernykh und 101 P Chernykh) und ermittelte lange Reihen von Positionen für sie, die eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Umlaufbahnen dieser Kometen und der Untersuchung der Merkmale ihrer Bewegung auf einer säkularen Zeitskala spielten.

Für die hellen Kometen Ikeya-Seki , Bennett , Halley und andere wurden nicht nur umfangreiche Reihen von Positionsbeobachtungen gewonnen, sondern auch eine Vielzahl von Fotografien angefertigt, die es ermöglichten, die großräumige Struktur dieser Kometen zu untersuchen und zu untersuchen Verfolgen Sie die Entwicklung von Kometenschweifen über ziemlich große Bereiche der Umlaufbahn vor und nach dem Perihel. Der Komet Shoemaker-Levy und sein Sturz auf Jupiter wurden aktiv beobachtet.

Viele andere Kometen und Asteroiden mit ungewöhnlichen Umlaufbahnen wurden beobachtet. Insbesondere machte er Beobachtungen des Kometen 67P Churyumov-Gerasimenko in der Zeit unmittelbar nach seiner Entdeckung, was zu einer umfassenden Analyse der Entwicklung der Umlaufbahn des Kometen beitrug, die wiederum maßgeblich zu seiner Wahl als Ziel für die Weltraummission Rosetta beitrug . Laut Programm ist diese Weltraummission am 5. September auf dem Weg zum Kometen 67P2008. Die Rosetta-Sonde näherte sich dem Asteroiden 2867 Steins , bei dem die Sonde einen erfolgreichen Vorbeiflug an dem Asteroiden durchführte und aus einer Entfernung von etwa 30 Minuten Bilder von seiner Oberfläche machte800 Kilometer. Der Asteroid 2867 Steins wurde am 4. November entdeckt1969. am Astrophysikalischen Observatorium der Krim von Nikolai Stepanovich Chernykh.

In den letzten Jahren war N.S. Chernykh aktiv auf dem Gebiet der Erforschung erdnaher Asteroiden tätig (internationales Projekt Spaceguard ). Auf seine Initiative und unter seiner direkten Beteiligung wurde am Krim-Observatorium ein lichtstarkes 64-cm-Teleskop restauriert, um es zur Beobachtung erdnaher Asteroiden zu nutzen. Die American Planetary Society gewährte der Krim-Gruppe einen Shoemaker Grant , um das Teleskop mit einer CCD-Kamera und Computern auszustatten. IN2000 g. Die Beobachtung einzelner Asteroiden, Kometen und anderer Objekte begann mit einem Teleskop mit einer CCD-Kamera. Die erzielten Ergebnisse zeigten die große Leistungsfähigkeit dieser Beobachtungsanlage. Nikolai Stepanovich erwartete, dass die Einbeziehung des 64-cm-Teleskops in aktive Beobachtungen eine neue Etappe in der Erforschung kleiner Planeten am Astrophysikalischen Observatorium der Krim darstellen würde.

Er veröffentlichte über 200 wissenschaftliche Arbeiten zu Beobachtungsmethoden, der Dynamik einzelner Kometen und Asteroiden, statistischen Merkmalen entdeckter Kleinplaneten sowie den Ergebnissen astrometrischer Beobachtungen. Er ist außerdem Mitautor von drei Sammelmonographien über Kleinplaneten.

N.S. Chernykh genoss als bedeutender Spezialist auf dem Gebiet der astrometrischen Beobachtung kleiner Planeten und Kometen große Autorität in internationalen astronomischen Kreisen. Er war Mitglied der Internationalen Astronomischen Union (IAU), zweier IAU-Kommissionen, der IAU Near-Earth Asteroid Working Group sowie Mitglied der European Astronomical Society und der Euro-Asian Astronomical Society. Die Ergebnisse des von ihm geleiteten Beobachtungsprogramms erhielten in den Materialien der IAU ausnahmslos großes Lob und wurden wiederholt in den Beschlüssen der Plenums des Astronomischen Rates der Akademie der Wissenschaften der UdSSR erwähnt.

Für seine Leistungen auf dem Gebiet der Beobachtung und Entdeckung kleiner Planeten und Kometen wurde er 1975, 1977 und 1982 dreimal mit der Medaille des Astronomischen Rates „Für die Entdeckung neuer astronomischer Objekte“ ausgezeichnet.

Der erste Preisträger der Medaille der International Astronomical Society „Für herausragende wissenschaftliche Leistungen des Jahres“ (2003).

Preisträger des E.P. Fedorov-Preises der Akademie der Wissenschaften der Ukraine (2004).

Preisträger des internationalen Preises „Slawen“ der Ukrainischen Ökologischen Akademie der Wissenschaften (1998).

Ausgezeichnet mit dem Ehrenabzeichen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (1984) und der Nikolaus-Kopernikus-Medaille der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Verleihung von Gedenkmedaillen zu Ehren herausragender Wissenschaftler und Urkunden verschiedener Organisationen:

Medaille des Akademikers M.F. Reshetnev der Russischen Kosmonautenföderation (2000)

Akademiker S.A. Chaplygin-Medaille für patriotische Verdienste um die russische Wissenschaft (2000)

Medaillen der Astronomen Fritz Blumbach und Karl Steins .

Medaille des nach ihr benannten Kosmonauten-Trainingszentrums. Yu. A. Gagarin.

Medaille des Gründers der Kosmonautik K.E. Tsiolkovsky.

N.S. Chernykh – Preisträger des Preises der Prominvestbank der Ukraine für seinen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Hauswissenschaft (2001).

Verleihung einer Ehrenurkunde der All-Union Astronomical and Geodetic Society (VAGO) für die Entdeckung neuer astronomischer Objekte und der aktiven Förderung naturwissenschaftlicher Kenntnisse (1982) sowie einer Ehrenurkunde der VAGO für Leistungen in der Entwicklung der Astronomie (1987). ).

Ehrenbürger der Stadt Gabrovo (Bulgarien).

Wissenschaftlicher Berater der Ukrainischen Ökologischen Akademie der Wissenschaften (1998).

Ehrenmitglied des Akademischen Rates der Fakultät für „Informationssysteme und -technologien“ der Russischen Staatlichen Technischen Universität, benannt nach K.E. Tsiolkovsky (2002).

Ehrenmitglied der Union der Kameraleute der Ukraine (1999).

Ehrenmitglied des DSO ⌠Spartak■ (1987).

Ausgezeichnet mit der Urkunde des Sowjetkomitees der Kriegsveteranen für die aktive Teilnahme an der heroisch-patriotischen Erziehung der Jugend (1979) und dem Ehrendiplom „Für die Stärkung der Freundschaft zwischen den Völkern“ der Russischen Universität für Völkerfreundschaft (2001).


Aus den Memoiren von N.S. Chernykh


⌠Die Arbeit im Irkutsker Zeitlabor unter der Leitung von L.N. Nadeev war für uns eine gute astrometrische Schule. Diese vier Jahre haben uns viel gegeben. Nadeev lehrte uns, keine Angst vor komplexen Instrumenten zu haben, Fehler oder Anpassungen selbst zu finden und zu korrigieren. Er lehrte uns, die Anforderungen der Beobachtungsmethodik und Ergebnisverarbeitung strikt einzuhalten und forderte von uns Genauigkeit und Gründlichkeit in unserer Arbeit sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit den erzielten Ergebnissen. Anschließend war die Erfahrung der Zusammenarbeit mit Nadeev für uns bei der Organisation von Beobachtungen kleiner Planeten auf der Krim sehr nützlich.

Im Herbst 1961 trat ich in die Graduiertenschule am Institut für Theoretische Astronomie in Leningrad ein. Die Wahl wurde auf Anraten von A.A. Kaverin getroffen, der selbst Mitte der dreißiger Jahre sein Graduiertenstudium an diesem Institut abschloss. Meine wissenschaftliche Betreuerin war Natalya Sergeevna Samoilova-Yakhontova , Leiterin der Abteilung für Kleinplaneten, Professorin und bekannte Spezialistin auf dem Gebiet der theoretischen Astronomie und Dynamik kleiner Planeten. Sie schlug vor, dass ich im Rahmen meiner Doktorarbeit die Masse des Jupiter aus Beobachtungen von Kleinplaneten bestimmen sollte. So kam ich in den Bereich der Erforschung kleiner Planeten und beschäftige mich den Rest meines Lebens mit der Erforschung dieser Objekte.

Zu Beginn des Jahres 1963, als über die Organisation von Beobachtungen von Kleinplaneten am CrAO und meine Kandidatur als Beobachter entschieden wurde, bestand ich meine Kandidatenprüfung und sammelte und analysierte veröffentlichte Beobachtungen des Kleinplaneten 10 Hygia , der als Kontrolle ausgewählt wurde Objekt zur Bestimmung der Masse des Jupiter. Ich könnte diese Arbeit bei KrAO fortsetzen .

Im März 1963 ging ich zum KrAO , um das Observatorium kennenzulernen und die Aussichten für zukünftige Arbeiten herauszufinden. Zu dieser Zeit begannen am Observatorium die Vorbereitungen für Beobachtungen der automatischen Mondstation Luna-4, deren Start für Anfang April geplant war, und ich war an diesen Arbeiten beteiligt. Ich wurde mit der Erstellung von Sternkarten und der Auswahl von Referenzsternen entlang der Flugbahn der Station betraut. Ich war Zeuge der Beobachtungen selbst – dieser Aktion, an der die gesamte Leitung des Observatoriums und einer der Autoren des Projekts, Michail Lwowitsch Lidow , der vom Institut für Angewandte Mathematik der Akademie der Wissenschaften der UdSSR kam, teilnahmen . Die Raumstation wurde in mehreren Bildern mit einer Kamera mit elektronenoptischem Wandler im Direktfokus fotografiert2,6 mTeleskop ZTSh. Ich war an der Vermessung der Bilder und der Berechnung der Positionen des ALS beteiligt. Um schwache Sterne mit Katalogsternen zu verknüpfen, fotografierte ich mehrere Ausschnitte des Sternenhimmels auf einem 40-cm-Doppelastrographen, mit dem ich später Kleinplaneten beobachten sollte.

Alles, was ich in der Sternwarte sah, hinterließ einen großen Eindruck auf mich und versetzte mich in einen Zustand der Bewunderung. Mir gefiel besonders die sachliche und freundliche Atmosphäre, mir gefiel die Einstellung mir gegenüber, einem unerfahrenen Astronomen, der noch keine Erfahrung im Umgang mit großen Instrumenten hatte, und mir wurde klar, dass die Arbeit hier mein größtes Glück sein würde. Und dieses Glücksgefühl begleitete mich auch noch viele Jahre meiner Arbeit an der Sternwarte. Mein Besuch war sozusagen eine gemeinsame Besichtigung – nicht nur ich konnte die Sternwarte kennenlernen, sondern auch die Verwaltung der Sternwarte mit mir.

1. September1963. Ich wurde am KrAO als Nachwuchswissenschaftler eingeschrieben und begann zu arbeiten. Am Krim-Observatorium wurden zu dieser Zeit zwei neue Beobachtungsprogramme gestartet, die auf viele Jahre angelegt waren: die Überwachung des Flugs automatischer Raumstationen, die zum Mond und zu Planeten gestartet wurden, und Arbeiten zur Laserentfernungsmessung des Mondes. Die Messung der genauen Koordinaten von Raumfahrzeugen entlang ihrer Flugbahn ermöglichte die Bestimmung von Flugbahnparametern, um bei Bedarf Korrekturen vorzunehmen. Die Beobachtungen wurden mit einer speziellen Fernsehkamera durchgeführt, die im Brennpunkt des Größten installiert war 2,6 mShain -Teleskop . Auf einem Fernsehbildschirm ist das Raumschiff als beweglicher Punkt sichtbar und vor dem Hintergrund der Fixsterne gut zu erkennen. Die genauen Koordinaten der Raumsonde wurden durch „Referenzierung“ der Sterne mithilfe der elektronischen Koordinatenkreise des Teleskops ermittelt. Die optische Leistung dieses Teleskops mit Fernsehinstallation ermöglichte es, die auf den Mond zufliegende Raumstation in einer Entfernung von 300.000 km zu überwachen, fast bis sie sich dem Mond näherte. Die sechziger und siebziger Jahre waren eine Zeit großer Aktivität bei der Erforschung des Mondes, der Venus und des Mars, und im Observatorium beobachteten wir den Flug vieler Raumfahrzeuge.

Die Laserentfernung des Mondes ermöglichte es zum ersten Mal in unserem Land, die Entfernung von einem Teleskop zu speziellen, auf dem Mond installierten Reflektoren zu messen, und zwar mit einer Präzision, die mit keiner anderen astronomischen Methode erreichbar ist. Der technische Teil dieser experimentellen Arbeit wurde von Mitarbeitern des Krimlabors des Moskauer Physikalischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der UdSSR vorbereitet und durchgeführt, und die astronomische Unterstützung und Ausrichtung des Teleskops auf den gewünschten Punkt auf dem Mond während der Beobachtungen war meine Aufgabe.

Die ersten Fotos mit Kleinplaneten habe ich Ende September gemacht1963., aber da ich mit den beiden genannten Jobs beschäftigt war, blieb mir wenig Zeit für Asteroiden. Obwohl die Dinge in Gang kamen und Beobachtungen von Kleinplaneten durchgeführt wurden, reichte die Zahl der Beobachtungen nicht aus.

Um der Sache zu helfen, im Sommer1964. ITA schickte zwei Mitarbeiter für einen Monat zu KrAO . Gemeinsam konnten wir im Auftrag von ITA mehrere kleine Planeten beobachten, deren Orbitalelemente korrigiert werden mussten. Für meine Dissertationsforschung erhielt ich außerdem eine Reihe von Beobachtungen des ausgewählten Kleinplaneten Hygia . Insgesamt wurden im ersten Jahr etwa 300 genaue Positionen von Kleinplaneten bestimmt. So viel erhielten sie einst in Simeiz . Das war bereits eine Leistung, aber es waren fünf bis zehn Mal mehr nötig. Es war offensichtlich, dass die Zahl der Beobachter erhöht werden musste.

Nach ihrem Wechsel an die Sternwarte wurde Ljudmila Iwanowna als Laborassistentin in die Abteilung für Sonnenphysik aufgenommen. Unsere gemeinsamen Diskussionen über Schwierigkeiten bei der Beobachtung kleiner Planeten führten zu der Idee, der ITA-Direktion die Einrichtung einer eigenen Beobachtungsbasis am CrAO , einer Art Mini-Zweigstelle des Instituts, vorzuschlagen. Hierzu war es erforderlich, dass die ITA-Direktion zwei bis drei Mitarbeiter aus dem Kreis der in KrAO lebenden Personen anstellte . Der Leiter der ITA-Abteilung für Kleinplaneten, S.G. Makover, begrüßte diese Idee wärmstens und erreichte ihre Umsetzung. Am Ende1964. ITA stellte zwei Stellen für eine Festanstellung auf der Krim zur Verfügung, und L.I. Chernykh wurde als Astronomin-Beobachterin und Laborassistentin eingestellt, um ihr zu helfen.

So entstand am Institut für Theoretische Astronomie die Krim-Gruppe, deren Aufgabe es war, Beobachtungen von Kleinplaneten in CrAO durchzuführen . Anschließend wurde es auf drei und dann auf vier Personen erweitert. Ihr Leiter von ITA-Seite war L.I. Chernykh, und die wissenschaftliche und methodische Leitung dieser Arbeit lag bei mir.

Das Programm zur Beobachtung kleinerer Planeten auf der Krim ist zu unserer Familienangelegenheit geworden. Etwas Neues zu beginnen ist sehr interessant, wenn auch schwierig. Zu dieser Zeit war außer Ljudmila Iwanowna und mir niemand in der UdSSR mit einem solchen Beobachtungsdienst beschäftigt, sodass wir uns keine Erfahrungen von anderen Spezialisten leihen konnten. Anfang 1963 absolvierte ich eine kurze Einführungsübung in die fotografische Astrometrie am Pulkowo-Observatorium und musste es dann selbst herausfinden. Es war notwendig, Arbeitsmethoden und -techniken auszuwählen, die für unsere Bedingungen am besten geeignet waren, und diese dann, wenn die Gruppe zu wachsen begann, den anderen Teilnehmern beizubringen. Jeder von ihnen war neu in der Astronomie und musste die Kunst der Beobachtung auf einem doppelten 40-cm-Astrographen, die Technik der Laborbearbeitung von Fotonegativen beherrschen , sich die notwendigen Mindestkenntnisse in fotografischer Astrometrie und theoretischer Astronomie aneignen und die Technik des Arbeitens beherrschen ein Koordinatenmessgerät, sammeln Sie Erfahrung im Rechnen und es gibt noch viel mehr zu lernen.

Wenn wir jetzt zurückblicken, können wir sehen, dass es uns gelungen ist und die Krim-Beobachtungsgruppe zu einem großen Teil von den Kräften von L. I. Chernykh gegründet wurde. Sie schulte Mitarbeiter, verteilte die Arbeit auf die Mitglieder dieses kleinen Teams und überwachte die gesamte Arbeit der Gruppe. Ljudmila Iwanowna schlug viele Verbesserungen der Arbeitsmethodik vor. Dank ihrer Beharrlichkeit wurden für uns am ITA mehrere Computerprogramme für einen großen Computer entwickelt und an KrAO übertragen , und dann wurde an unserem Observatorium ein eigener Satz von Computerprogrammen zusammengestellt. Sie hat das System zur Aufzeichnung der erzielten Ergebnisse durchdacht und perfektioniert. Das von ihr entwickelte System aus Katalogen, Karteikarten und Grafiken ermöglichte es uns, das Schicksal jedes kleinen Planeten vom Moment seiner Entdeckung auf einem Foto bis zur Zuweisung einer dauerhaften Nummer und eines dauerhaften Namens zu verfolgen. Insgesamt belief sich der Beitrag von Ljudmila Iwanowna und mir zum Gesamtergebnis der drei Jahrzehnte währenden Arbeit der Gruppe auf fast drei Viertel der Beobachtungen und Entdeckungen von Kleinplaneten.

Die Gründung des ITA-KrAO- Beobachterteams veränderte die Situation bei der Beobachtung kleinerer Planeten in der Sowjetunion erheblich. Schon bald lag die Krimgruppe bei der Anzahl der Beobachtungen vor anderen Observatorien auf der Welt und begann im internationalen Dienst zur Beobachtung kleinerer Planeten den ersten Platz einzunehmen. Diese Erfolge wurden auf den Kongressen der Internationalen Astronomischen Union wiederholt in den Berichten der Kommission für Kleinplaneten erwähnt: (Aus dem Bericht des Präsidenten der Kommission 20 IAU Brian Marsden für 1976-1978).

⌠Das unter der Leitung von N.S. Chernykh am Astrophysikalischen Observatorium der Krim durchgeführte Beobachtungsprogramm ist nach wie vor das umfangreichste Programm dieser Art und hat im Laufe von drei Jahren fast 7.500 Beobachtungen von Kleinplaneten hervorgebracht

(Aus dem Bericht der Präsidentin der Kommission 20 IAU Elisabeth Roemer für 1979-1982).

⌠Das umfassendste Beobachtungsprogramm für Kleinplaneten ist nach wie vor das Programm von N.S. Chernykh und seinen Mitarbeitern am Astrophysikalischen Observatorium der Krim. Die Zahl der hier erzielten Beobachtungen übersteigt 3000 pro Jahr.

Beobachter kleinerer Planeten werden in der Presse oft als „Asteroidenjäger“ bezeichnet. Dies gilt eher für Amateurastronomen, die bei ihren Beobachtungen bereits bekannte Kleinplaneten außer Acht lassen und sich auf Objekte konzentrieren, die noch nicht in Katalogen enthalten sind. Die Hauptaufgabe unseres Beobachtungsprogramms war, wie bereits erwähnt, die astrometrische Unterstützung der Ephemeridenarbeit des ITA. Wir mussten möglichst viele Kleinplaneten mit Beobachtungen abdecken und konnten in den ersten Jahren unserer Arbeit fast alle damals bekannten Kleinplaneten fotografieren. Wir konnten viele kleine Planeten finden, die viele Jahre lang nicht beobachtet worden waren, und unsere Messungen ihrer Positionen ermöglichten die Aufklärung ihrer Umlaufbahnen. Unsere Beobachtungen ermöglichten die Wiederentdeckung mehrerer kleiner Planeten, die lange als verschollen galten. Die Ergebnisse der Krimbeobachtungen trugen dazu bei, die Genauigkeit der vom Institut für Theoretische Astronomie veröffentlichten Tabellen zur Bewegung kleiner Planeten zu verbessern.

Als wir mit dem Beobachtungsprogramm begannen, hatten wir nicht damit gerechnet, dass wir neue Objekte entdecken würden. Es begann wie von selbst zu passieren. Nicht nur bei der Anzahl der Beobachtungen, sondern auch bei der Anzahl der entdeckten Kleinplaneten befanden wir uns bald auf dem ersten Platz im internationalen Dienst für Kleinplaneten.

Das Konzept der „Entdeckung eines neuen kleinen Planeten“ ist ziemlich eigenartig, daher ist es notwendig, näher darauf einzugehen. Wir werden auch einige Details zu den Beobachtungen selbst bereitstellen. Dies gibt einen Eindruck von den Besonderheiten unserer Arbeit. Es ist notwendig, ein paar Worte zum wichtigsten „Teilnehmer“ unserer Arbeit zu sagen – dem Teleskop, mit dessen Hilfe alle Beobachtungen gewonnen wurden, die zur Entdeckung neuer Objekte führten.

Unser doppeltes 40-cm-Fototeleskop (Astrograph) wurde während des Zweiten Weltkriegs von der berühmten deutschen Firma Carl Zeiss in Jena hergestellt. Einer Legende nach war es ein Geschenk Hitlers an Mussolini – zusammen mit mehreren anderen Teleskopen der gleichen Firma war es für das italienische Frascati- Observatorium in der Nähe von Rom bestimmt. Es wurde nach dem Krieg als Wiedergutmachung für Schäden für das geplünderte und zerstörte Simeiz- Observatorium an das Krim-Observatorium übergeben. Es nahm 1948 am CrAO seinen Betrieb auf und war das erste „lebende“ Teleskop im damals im Bau befindlichen Observatorium. Es wurde mehr als ein Jahrzehnt lang aktiv zur fotografischen Erkundung der Milchstraße genutzt, stellte sich später jedoch als unzureichend genutzt heraus und wurde daher für die Beobachtung kleinerer Planeten eingesetzt. Damals war es ein Teleskop mit recht großen Fähigkeiten. Auf hochempfindlichen Fotoplatten ist es bei langer Belichtungszeit (Stunde - eineinhalb Stunden) in der Lage, Sterne bis zur 18. Stärke zu registrieren, d. h. seine „Durchdringungsfähigkeit“ ist etwa 60.000 Mal größer als die Fähigkeiten von das bloße Auge. Im mittleren Teil des Asteroidengürtels befinden sich Objekte mit einer Größe von bis zu 3 –5 km.

Die große Größe des Sichtfeldes (30x30-cm-Platten „decken“ einen Bereich des Himmels von 10x10 Grad ab) ermöglicht es, nicht nur einen kleinen Planeten auf der Platte zu fotografieren, sondern mehrere gleichzeitig.

Eine mit einem Astrographen aufgenommene Fotoplatte sollte nicht nur Bilder kleiner Planeten einfangen, sondern auch deren Auffindbarkeit unter vielen Sternenbildern ermöglichen. Dazu werden Bilder aufgenommen, während gleichzeitig die Bewegung kleiner Planeten verfolgt wird. Dadurch erscheinen Kleinplaneten im Bild als Punkte und Sterne als Striche. Der Unterschied zwischen ihnen ist, wie sie sagen, auffällig. Und dies geschieht auf Kosten einer Komplikation des Fotografierens, genauer gesagt der Führung des Teleskops.

Der Beobachter wählt im fotografierten Bereich einen gut sichtbaren Stern aus und richtet im Sichtfeld des Leitrohrs ein Fadenkreuz darauf. Während der gesamten Aufnahmedauer hält er sein Fadenkreuz auf diesen Leitstern gerichtet. Der Beobachter beginnt mit dem Fotografieren, notiert den Startzeitpunkt der Belichtung auf einem Chronometer und bewegt dann alle 2-3 Minuten das Teleskop um den Betrag, um den sich der Kleinplanet in dieser Zeit bewegt. Das Ausmaß der Verschiebung wird mit einem Mikrometer eingestellt. Um zu verdeutlichen, wie heikel diese Arbeit ist, erinnern wir uns daran, dass die durchschnittliche scheinbare Bewegungsgeschwindigkeit von Kleinplaneten, die kompensiert werden muss, etwa 1 Bogensekunde pro 2 Minuten Zeit beträgt. (Bei einem Winkel von 1 Sekunde ist die Millimeterteilung des Lineals schon von weitem sichtbar200 Meter; Um es zu sehen, benötigen Sie ein Teleskop mit mindestens 200-facher Vergrößerung. Auf der Platte beträgt diese Verschiebung 10 Mikrometer und ist mit bloßem Auge nicht sichtbar. Die gesamte eineinhalbstündige Belichtung besteht aus 30 bis 40 einzelnen Bewegungen des Teleskops entsprechend der Bewegung der Asteroiden, sodass der Beobachter während der gesamten Nacht buchstäblich keine freie Minute hat. Obwohl sich der Beobachtungsprozess als arbeitsintensiv erweist, ermöglicht diese Methode die Fotografie sehr lichtschwacher kleiner Planeten, da das Licht von jedem von ihnen während der gesamten Belichtungszeit von denselben Emulsionskörnern gesammelt wird.


Aus Gründen der Zuverlässigkeit wird jeder Himmelsbereich gleichzeitig mit zwei Kameras gefilmt – wir haben ein Doppelteleskop. Nach der üblichen fotografischen Bearbeitung der Negative (Entwickeln, Fixieren, Waschen, Trocknen) wird ein Plattenpaar durchgesehen und nach allen für uns interessanten Objekten gesucht. Dies geschieht mit einem speziellen Gerät – einem Bildkomparator, der es Ihnen ermöglicht, gleichzeitig einen kleinen Bereich zweier kombinierter Platten zu sehen. Dies ist auch ein recht arbeitsintensiver Vorgang – das Betrachten eines Plattenpaares mit den Maßen 30 x 30 Zentimeter dauert bis zu eineinhalb Stunden, also genauso viel wie das Fotografieren. Zukünftig muss jedes Datensatzpaar erneut angezeigt werden. Nachdem der Astronom alle gefundenen Bilder von Kleinplaneten mit Tinte auf der Glasseite markiert hat, muss er sie identifizieren, d. h. bestimmen, zu welchem ​​konkreten Kleinplaneten dieses Bild gehört. Aus diesem Grund benötigen wir eine Sammlung von Ephemeriden, die vom Institut für Theoretische Astronomie veröffentlicht wird. Als Hilfe wird ein Sternatlas hinzugezogen, und dann kann jeder Kleinplanet anhand seiner Koordinaten in der Ephemeride und seiner Position auf der Platte identifiziert werden, wobei auch seine scheinbare Helligkeit berücksichtigt wird. (Heute, wo jeder Forscher einen Personalcomputer auf seinem Schreibtisch hat, ist das Problem der Identifizierung ganz einfach gelöst, aber damals, vor dreißig oder zwanzig Jahren, war das keine leichte Aufgabe.)

Nachdem alle aus der Ephemeridensammlung ausgeschriebenen Kleinplaneten auf der Platte zu finden sind und jeder mit seiner eigenen Nummer gekennzeichnet ist, bleiben in der Regel noch mehrere Bilder von Kleinplaneten übrig, die nicht zu den bekannten (nummerierten) Planeten gehören. Nachdem wir also ein paar Aufzeichnungen entfernt hatten, entdeckten wir mehrere neue kleine Planeten? Nein, es ist zu früh, um sich zu freuen. Vielleicht waren einige von ihnen wirklich noch nie vor uns gesehen worden und wir waren die Ersten, die sie fotografiert haben. Andere wurden einmal von jemandem beobachtet, sind aber noch nicht in Katalogen enthalten, sodass wir keine Informationen darüber haben. Darunter sind auch solche, die kürzlich von anderen Observatorien entdeckt wurden – eine Woche, einen Tag oder eine Stunde früher, aber auch das ist uns unbekannt. Alles wird viel später klar werden, aber vorerst geben wir unsere Symbole vorübergehend an alle nicht identifizierten (nicht nummerierten) Kleinplaneten weiter.

Der Zweck unserer Beobachtungen besteht darin, die Himmelskoordinaten von Kleinplaneten zu bestimmen. Dazu wird die Platte auf einem Koordinatenmessgerät vermessen und die Messergebnisse entsprechend rechnerisch verarbeitet. Das Vermessen von Platten ist ein sehr wichtiger Bearbeitungsschritt, da davon die Genauigkeit der erhaltenen Objektkoordinaten abhängt. Um einen Eindruck von der Genauigkeit zu vermitteln, stellen wir fest, dass die Ausrichtung auf das gemessene Bild im Gerät mit einem Mikroskop erfolgt und die Koordinaten mit einer Genauigkeit von Bruchteilen eines Mikrometers gemessen werden. Neben den Asteroiden werden auf der Platte auch die Positionen von zwanzig bis dreißig Sternen mit bekannten Koordinaten gemessen – den sogenannten Referenzsternen, die dem Übergang von den gemessenen rechtwinkligen zu den äquatorialen Himmelskoordinaten dienen. Dieser Vorgang – Plattenmaßreduktion genannt – war in früheren Zeiten, als Berechnungen von Hand durchgeführt wurden, ein ernstes Problem. Von Anfang an nutzten wir hierfür elektronische Computer. In den ersten Jahren geschah dies am ITA, wo wir Messungen auf Lochkarten verschickten, dann begannen wir, bei KrAO ein Programm zu verwenden, das für einen großen Computer kompiliert wurde , und in den frühen neunziger Jahren bekamen wir einen Personalcomputer.

Alle Observatorien, die Kleinplaneten beobachten, senden ihre Ergebnisse an das International Minor Planet Center am Smithsonian Observatory in Cambridge (USA). Durch die Sammlung vollständiger Informationen können die Mitarbeiter des Zentrums genau bestimmen, welcher Astronom dieses zahllose Objekt als erster beobachtet hat. Jetzt erhält ein nicht nummerierter Planet anstelle der Symbole, die ihm verschiedene Observatorien gegeben haben, die Standardbezeichnung des Zentrums in einem speziellen Code, der das Jahr und den Monat seiner Entdeckung sowie die Seriennummer der Entdeckung in halbmonatlichen Abständen enthält.

Jede astronomische Entdeckung wird erst dann anerkannt, wenn sie durch wiederholte Beobachtungen bestätigt wird. Für kleine Planeten ist diese Anforderung viel strenger – es gibt viele von ihnen und sie sind in ständiger Bewegung. Um einen kleinen Planeten zu entdecken, reicht es nicht aus, ihn nur zu entdecken. Die Entdeckung eines Kleinplaneten wird erst dann erkannt, wenn seine Umlaufbewegung untersucht und sichergestellt wurde, dass er nicht verloren geht. Zunächst müssen Sie es so viele Nächte wie möglich verfolgen, damit Sie seine Umlaufbahn bestimmen und seine Position bei seinen nächsten Annäherungen an die Erde vorab berechnen können. Als nächstes ist es notwendig, es in mindestens drei weiteren Oppositionen zu beobachten, und meistens wird dies bereits von anderen Observatorien und anderen Beobachtern durchgeführt. Dies kann zehn Jahre dauern, oft auch deutlich länger. Anschließend berechnet der theoretische Astronom aus allen gesammelten Beobachtungen die sogenannte endgültige Umlaufbahn unter vollständiger Berücksichtigung des störenden Einflusses der großen Planeten. Erst dann registriert das Planetenzentrum seine Entdeckung – ihm wird eine eigene Nummer zugewiesen, unter der er in den Katalog der ständigen Mitglieder des Sonnensystems aufgenommen wird. Eine entsprechende Meldung wird im Minor Planets Circular veröffentlicht.

Als Entdecker eines Kleinplaneten gilt derjenige Astronom, der die erste Beobachtung einer Reihe erhielt, die zur Bestimmung der vorläufigen Umlaufbahn und späteren Identifizierung diente. Ihm wird das Recht eingeräumt, einen Namen für den neuen nummerierten Planeten vorzuschlagen.

Wir hatten die Gelegenheit, unseren Lehrern und Mentoren im Namen kleinerer Planeten zu danken, denen wir viel zu verdanken haben... Die Namen kleinerer Planeten spiegeln Orte wider, die uns in Erinnerung bleiben, die Namen unserer Lieblingsschriftsteller, Künstler, Künstler, die Namen großer Vertreter der heimischen und internationalen Wissenschaft und Kultur, der Geographie und der Geschichte unseres Landes und vieles mehr.

https://web.archive.org/web/20140809055504/http://www.sai.msu.su/EAAS/rus/doc/80ch.htm

Иван Антонович Ефремов

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w:ru:Ефремов, Иван Антонович:

Ivan Antonovich Efremov ( 10. April 1908, Dorf Vyritsa , Tsarskoselsky Bezirk , Provinz St. Petersburg , Russisches Kaiserreich - 5. Oktober 1972 , Moskau , UdSSR ) - Sowjetischer Paläontologe , Science-Fiction-Autor und Sozialdenker .

Doktor der Biowissenschaften (1941), von 1930 bis 1959 - Forscher am Paläontologischen Institut , seit 1937 - Leiter des Laboratoriums für niedere Wirbeltiere. Preisträger des Stalin-Preises zweiten Grades (1952, für die Monographie „Taphonomie und die geologische Chronik“). Der Name Efremov ist mit drei Jahrzehnten der Entwicklung der sowjetischen Wirbeltierpaläontologie verbunden. Der Wissenschaftler gilt als einer der Begründer der modernen Taphonomie . Unter seiner Leitung entdeckte eine Expedition in der Wüste Gobi (1946-1949) die fossilen Überreste von Dinosauriern, deren Sammlungen den goldenen Fonds des Moskauer Paläontologischen Museums bilden .

In dem utopischen Roman „ Der Andromeda-Nebel “ (1957) zeichnete der Autor ein groß angelegtes Bild der kommunistischen Zukunft – die Welt des Großen Rings , ein Gemeinwesen verschiedener intelligenter Zivilisationen. Der Roman drückte den Zeitgeist aus – „ Tauwetter “, Begeisterung für die Erforschung des Weltraums; markierte den Beginn des "goldenen Zeitalters" der sowjetischen Science-Fiction. Die Dystopie „ Hour of the Bull “ (1968) zeigt ein negatives Szenario für die Entwicklung der Menschheit. Ivan Efremov - Autor der Romane " The Razor's Edge " (1963), " Tais of Athens"(1972), historische Abenteuergeschichten und Science-Fiction-Geschichten. Sein synthetisches Weltbild, geprägt von Einflüssen aus verschiedenen Ideentraditionen, umfasste linken Utopismus , Evolutionismus , wissenschaftlichen Rationalismus, Esoterik und Humanismus .

Yefremovs Bücher wurden für mehrere Generationen sowjetischer Leser zu Ikonen, führten sie in das moderne soziale Denken des Westens ein und berührten Tabuthemen, einschließlich Erotik und Psychoanalyse . Efremovs Ansichten sorgten oft für Kontroversen. In der Sowjetzeit diente sein Werk zur Legitimierung kommunistischer Ideen und wurde später zum Gegenstand verschiedener ideologischer Manipulationen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war die Leserschaft des Schriftstellers geschrumpft, obwohl seine Bücher regelmäßig nachgedruckt werden.

Ursprünge und frühe Jahre

Laut dem metrischen Buch der Auferstehungskirche im Dorf Suyda im Bezirk Zarskoselskij wurde I. A. Efremov am 10. (23.) April 1908 [2] geboren, zu Sowjetzeiten galt der 9. ( 22. ) April 1907 als offizielles Datum seiner Geburt . 1967 schrieb er in den Notizen zu einer kurzen Autobiografie, dass er, wie viele in den 1920er Jahren, „Jahre zu sich selbst“ hinzugefügt habe, obwohl es möglich ist, dass eine Ärztekommission sein Alter bestimmt hat [3] .


I. A. Efremov mit Mutter, Bruder und Schwester, 1914

Vater, Antip Kharitonovich Efremov, ein Kaufmann der 2. Gilde, stammte von den altgläubigen Bauern der Trans-Wolga. Nachdem er im Semyonovsky-Regiment gedient und als stellvertretender Schatzmeister des Wirtschaftskomitees der Fürbittegemeinschaft gearbeitet hatte, begann er sein Geschäft in Vyritsa . Antip mietete zunächst das Vyritsky-Sägewerk von der Familie der Fürsten Wittgenstein, gründete anschließend seine eigene Produktion und nahm eine herausragende Position unter den lokalen Zemstvo-Persönlichkeiten und Philanthropen ein. Er heiratete spät und stellte für die Bäuerin Warwara Alexandrowna die Bedingung, dass die Ehe nach der Geburt des Erben geschlossen würde - Iwan wurde durch Gerichtsbeschluss vom 18. Dezember 1910 zum ehelichen Sohn. Um diese Zeit änderte Antip Kharitonovich seinen Namen in "Anton", was Biographen mit seinem Eintritt in die St. Petersburger Geschäftskreise in Verbindung bringen .

Die Efremovs lebten ein Jahr zuvor in einem geräumigen Haus in Vyritsa, Ivans Schwester Nadezhda wurde geboren und Bruder Vasily ein Jahr später . Efremov sprach nicht gern über seine Kindheit, obwohl sie kaum schwierig oder unglücklich war . Er erinnerte daran, dass "... die Familie die gewöhnlichste Bourgeoisie war, mit der grausamen Despotie des Vaters, wie es bei den Altgläubigen üblich ist, innerlich zutiefst unkultiviert" und fügte hinzu, dass "die Revolution auch meine war Befreiung vom Philistertum" . Seine Fähigkeiten zeigten sich schon früh: Mit vier Jahren lernte er lesen, mit sechs lernte er das Werk von Jules Verne kennenund verliebte sich in Bücher über Entdecker, Seefahrer und Wissenschaftler. Mein Vater hatte eine Bibliothek, und Ivan wurde ihr erster Leser. „ Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer “ machte großen Eindruck in den Bibliotheken von Berdjansk und Cherson, nach den Büchern von Jules Verne, Haggard , Wells , Conan Doyle , Roni Sr. , Melville , Jack London , Conrad . Efremov erinnerte sich an seine Kindheitssucht nach schweren Dingen - nach Bleigewichten, Mörsern und Bügeleisen aus Kupfer sowie nach Mineralien, insbesondere Kristallen .

Im Sommer 1914 schickte Anton Kharitonovich seine Familie nach Berdyansk (Ärzte empfahlen Vasily ein südliches Klima), wo Ivan das Gymnasium betrat . 1917 ließen sich die Eltern scheiden, und Ende 1918 zogen Mutter und Kinder nach Cherson , um bei einer Verwandten zu leben, möglicherweise der unehelichen Tochter ihres Ex-Mannes. 1919 heiratete sie einen Roten Kommandanten und ging mit ihm, als die Rote Armee im Sommer aus der Ukraine abzog. Die Kinder blieben bei einem Verwandten, der Ende des Jahres an Typhus starb. Diese Zeit wurde zu einer der dramatischsten in Efremovs Leben, er musste das politische Chaos des Bürgerkriegs erleben. Drei Kinder wurden ihrem Schicksal überlassen, im Winter 1920 mussten sie Sachen verkaufen, um in völliger Armut, Hunger und Krankheit überleben zu können. Während der Bombardierung von Ochakov war Ivan geschockt und begann von diesem Zeitpunkt an ein wenig zu stottern. Er nagelte den Autor der 6. Armee der Roten Armee in der Nachbarschaft und half im Autodepot. In der Autorote beherrschte er das Gerät des Autos und des Fahrens. Zusammen mit der Kompanie "Sohn des Regiments" erreichte er Perekop und wurde nach Auflösung der Kompanie Ende 1921 demobilisiert. Als er erfuhr, dass sein Vater seinen Bruder und seine Schwester von Cherson nach Petrograd brachte, verließ er sie mit der festen Absicht, zu studieren.


Bildung und frühe wissenschaftliche Laufbahn

Abschlusszeugnis der 23. sowjetischen Einheitsarbeitsschule des Zentralbezirks Leningrad, 1924

Über die Schulzeit von Efremovs Leben ist wenig bekannt: Weder er noch die Biografen gaben genau an, wo er in Petrograd lebte, ob er mit Verwandten kommunizierte; über den Zeitpunkt des Studienabschlusses gibt es in den Quellen Unstimmigkeiten . Der Schriftsteller vermied es, sich an seine Eltern zu erinnern, deren Beziehungen offenbar von Entfremdung geprägt waren, und sprach bereitwillig über den Mathematiklehrer V. A. Davydov, die Akademiker A. Borisyak und P. Sushkin . In dem Aufsatz "Der Weg zur Wissenschaft" (1964) schrieb Efremov, dass "er im Alter von zwölf Jahren ohne Eltern blieb". Auf Anregung von Davydov studierte er extern (zwei Klassen in einem Jahr) und studierte zweieinhalb Jahre [K 1]. Ich musste mein Studium mit dem Verdienen meines Lebensunterhalts verbinden: Ivan arbeitete als Lader (Brennholz von Waggons entladen und von Lastkähnen entladen), Brennholzsäger, Hilfsfahrer und Fahrer. Ich musste meinen letzten Job aufgeben, um die Abschlussprüfungen zu bestehen.

Der junge Mann interessierte sich für die Wissenschaft ausgestorbener Tiere, während er noch in der Schule die Bücher „Extinct Animals“ von R. Lancaster und „Transformations of the Animal World“ von S. Depere las . Er wandte sich an den Professor des Bergbauinstituts N. Jakowlew (1922), den damaligen Präsidenten der Russischen Paläontologischen Gesellschaft , und den Akademiker Borisjak. Schicksalhaft war Anfang 1923 die Bekanntschaft mit dem Akademiker Sushkin – Iwan war beeindruckt von dem Artikel des Wissenschaftlers über die Fauna von Severodvinsk Perm und er schrieb einen Brief an den Akademiker. Im Geologischen Museum , wo Sushkin die Galerie leitete, gab es jedoch keine freien Stellen . 1923 bestand Efremov die Prüfungen für einen Küstennavigator Er segelte in den Petrograder Nautikklassen und reiste im Frühjahr 1924 unter der Schirmherrschaft von Kapitän D. Lukhmanov in den Fernen Osten ab . Der zukünftige Paläontologe segelte als Matrose auf einem Schiff vor der Küste von Sachalin und entlang des Ochotskischen Meeres . Er erinnerte sich an jene Zeiten, in denen ihm nur "angeborene Kraft und boxerisches Können" halfen, "seine Würde" in "der Gesellschaft mit all den Punks" zu verteidigen .


Um 1926

Auf Empfehlung von Sushkin trat Efremov 1924 in die biologische Abteilung der Fakultät für Physik und Mathematik der Staatlichen Universität Leningrad ein, zunächst als Freiwilliger und ein Jahr später als Student . 1925 bekam Sushkin eine Stelle als Präparator im Geologischen Museum und Ivan wurde wissenschaftlicher und technischer Angestellter der Akademie der Wissenschaften. Im selben Jahr gelang es ihm, als Kommandant eines hydrographischen Bootes im Kaspischen Meer zu segeln. Augenzeugen zufolge war Sushkin gewissermaßen der Erzieher des jungen Efremov . Seine Fähigkeiten wurden sofort bemerkt: Akademiker V. L. Komarovin einem Empfehlungsschreiben für eine seiner ersten Dienstreisen schrieb er: „Ein junger Mann ist ein echter Typus eines Nachwuchswissenschaftlers“ . 1926, im dritten Studienjahr, brach er sein Studium ab, möglicherweise weil er kein Stipendium erhielt, da er kein Arbeiter und Kommunist war; häufige studentische Säuberungen trugen nicht zur normalen Atmosphäre an der Universität bei. Es wird angenommen, dass Efremov einerseits von der unter Studenten verbreiteten sozialen Utopie beeinflusst war und andererseits aufgrund seiner „nichtproletarischen Herkunft“ staatlicher Druck ausgeübt werden könnte .


P. P. Suschkin , 1920

Seit Mitte der 1920er Jahre verbrachte er sein Leben mit paläontologischen und geologischen Expeditionen, die Routen verliefen entlang der Wolga-Region ( Bolschoje Bogdo ), dem Norden des europäischen Teils der UdSSR, dem Ural und Mittelasien , damals - im Kleinen -untersuchte Gebiete Ostsibiriens , Jakutiens und des Fernen Ostens . Wenn der junge Wissenschaftler von Sushkin aus eine biologische Sicht auf die Paläontologie, das Studium von Fossilien, nahm, dann beobachtete er auf Expeditionen die Bedingungen der Bestattung von Wirbeltieren, was zur „Geologisierung des Denkens“ beitrug .

Nach Efremovs eigenen Berechnungen leitete er 26 Expeditionen von 31 Expeditionen, an denen er teilnahm (17 Expeditionen waren paläontologische und 14 geologische) . Während der ersten Expedition im Jahr 1926 war es möglich, die Fundorte von Amphibien in den Kalksteinen der unteren Trias (Mount Bogdo in der Nähe des Baskunchak -Sees in der kaspischen Region ) zu erschließen, die Überreste von Dark-Spilled- Amphibien und anderen Labyrinthodonten zu entdecken . Efremov reflektierte die Ergebnisse im ersten wissenschaftlichen Artikel (1928), im selben Jahr wurden Bogdos Forschungen fortgesetzt . Auf Drängen von Sushkin wurden 1927-1928 Expeditionen in das Gebiet der Flüsse Sharzhenga und Vetluga, Nebenflüsse der Yuga und Wolga, durchgeführt, von wo aus der junge Wissenschaftler viele Schädel von Trias -Labyrinthodonten ( Stegocephalen ) brachte . Die Ausgrabungen in der Nähe von Sharzhenga waren von Erfolg gekrönt: Die Route der Expedition betrug mehr als 600 km, in der ersten Saison wurden fast hundert Knochen gefunden, und die Gesamtzahl der Funde lag bei fast tausend . Bei Ausgrabungen im Wolga-Dwina-Becken in den Jahren 1927-1930 entdeckte Efremov Labyrinthodonten und kleine Reptilien ( Archosaurier und andere), eine bisher unbekannte Amphibienfauna der frühen Trias . Er benannte zuerst den ersten in Sharzheng entdeckten Labyrinthodont und den häufigsten Labyrinthodont zu Ehren von Sushkin -Bentosuchus suchkini . In den Jahren 1929–1930 untersuchte Efremov zweimal Kupfersandsteine ​​( Perm-Zeit ) in den Kargaly-Kupferminen in der Region Orenburg, studierte den „Dinosaurier-Horizont“ der nördlichen Ausläufer des Tien Shan (1929) und Fossilien aus dem Perm und der Trias im Ural und im Norden des europäischen Teils der UdSSR (Ural-Dwina-Expedition 1930) .


Schädel eines Bentosuchus aus dem Fluss Sharzhenga. Moskauer Paläontologisches Museum

Seine Karriere als Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisator schritt schnell voran . 1929 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kategorie II . 1930 organisierte Akademiker Borisyak ein separates Paläozoologisches Institut, das später in Paläontologisches Institut umbenannt wurde . Efremov ist seit 1930 Forscher der 1. Kategorie, seit 1935 - Wissenschaftler, seit 1937 - Leiter der Abteilung für niedere Wirbeltiere am Paläontologischen Institut . Die erste Hälfte der 1930er-Jahre gestaltete sich arbeitsreich: In Leningrad verband der Wissenschaftler von 1929 bis 1935 geologische Feldforschung mit hauptamtlicher Tätigkeit an der Akademie der Wissenschaften (obwohl er nie lehrte, weil er nicht lange Zeit sprechen konnte). In den Jahren 1932-1935 belegte er einen Kurs an der geologischen Prospektionsabteilung des Leningrader Bergbauinstituts und wurde Bergbauingenieur . 1937 erhielt er sein Diplom mit Auszeichnung . 1935 wurde ihm aufgrund der Gesamtheit der wissenschaftlichen Arbeiten der Grad eines Kandidaten für Biowissenschaften in der Sektion "Paläontologie" ohne offiziellen Schutz verliehen . 1930 heiratete Efremov Ksenia Nikolaevna Svitalskaya, Tochter eines Professors am Bergbauinstitut, des Geologen N. I. Svitalsky ; die Ehe zerbrach vor 1935.


Wissenschaftliche Arbeit in den 1930er-1940er Jahren

Reisebescheinigung vom 22. Juni 1931 für die Erstellung geologischer Arbeiten in der Region Evoron-Limuriysky (Fernost)

Ab den frühen 1930er Jahren führte Efremov geologische Expeditionen auf der Suche nach Öl, Kohle, Gold, Erz und anderen Mineralien durch. Neben dem Ural wurden Studien in wenig untersuchten Regionen durchgeführt - Sikhote-Alin , die Amur-Amgun-Zwischenfluve, die zentralen Regionen des gebirgigen Jakutiens und Ostsibiriens, einschließlich des oberen Chara-Beckens . Von Juni bis November 1931 erkundete Efremov, Leiter der Abteilung der Unteren Amur-Expedition, das Tal des Gorin-Flusses, das Gebiet des Evoron-Sees . 1932 reiste seine Abteilung bei schwierigen Wetterbedingungen 600 km entlang der Flüsse Nyukzha, Upper Larba und Ammunache, führte geologische Untersuchungen durch und erkundete das Tal des Getkan-Flusses nach Tynda(Olyokma-Tynda-Expedition). Die Expedition suchte unter anderem nach dem optimalen Standort für die künftige Eisenbahn – entlang dieser Strecke wurde später ein Segment der BAM verlegt . Eine der schwierigsten in seinem Leben war die Verkhne-Chara-Expedition von 1934-1935, bei der insbesondere nach Öl gesucht wurde. Die Abteilung fuhr entlang des Flusses Olekma , untersuchte die Täler der Flüsse Tokko und Chara; die Temperatur fiel oft unter minus vierzig Grad. Die Länge der Trassen überstieg 2700 km, Kohle, Kupfer und Eisen wurden entdeckt . Die Ergebnisse von Kartierungen und topografischen Untersuchungen wurden später verwendet, um den Großen Sowjetischen Weltatlas zu erstellen . Wie Chudinov schrieb, war Efremov immer ruhig unterwegs, als kenne er das Gebiet bereits, was der Biograf mit angeborener Beobachtung und einem Gefühl der Einheit mit der Natur verband und zitierte den Wissenschaftler mit den Worten: „Der wichtigste Aspekt der Bildung ist die Entwicklung einer ausgeprägten Naturwahrnehmung. Eine stumpfe Aufmerksamkeit für die Natur ist gleichbedeutend mit einem Stillstand in der menschlichen Entwicklung, da der Mensch durch das Vergessen des Beobachtens die Fähigkeit zur Verallgemeinerung verliert“ . Efremovs Expeditionen gaben später Anlass zu Legenden: Er soll in der Taiga nach Gold gesucht, eine Gruppe krimineller Arbeiter mit Hilfe einer Mauser angeführt und sowohl das gefundene Gold als auch die Kriminellen erfolgreich befreit haben .


Bolschoi Spasoglinishevsky Gasse , 8

1935 zog die PIN nach Moskau um . Efremov war bereits ein erfahrener Geologe, hinter dem die schwierigsten Expeditionen standen, Autor von siebzehn Veröffentlichungen und Berichten . Seit 1935 begannen Ausgrabungen großer Fossilien in der Nähe des Dorfes Isheevo (modernes Baschkortostan ), die jährlich bis 1939, der letzten Feldsaison von Efremov, durchgeführt wurden . In Isheevo wurde eine vielfältige Fauna permischer Landwirbeltiere entdeckt. Der Wissenschaftler reiste weiter in den Ural, untersuchte die Kargaly-Minenund Kupferminen in Baschkirien. Efremov stieg in die alten Minen hinab und riskierte oft sein Leben; er hoffte auf neue Funde in bereits erkundeten Fundorten und studierte gleichzeitig die Bedingungen für die Erhaltung der Überreste. Bergbaustudien waren aus Sicht der ersten Aufgabe nicht erfolgreich, aber für die Analyse von Bestattungsbedingungen fruchtbar . 1936 heiratete er Elena Dometyevna Konzhukova , eine PIN-Zoologin . Der im selben Jahr geborene Sohn Allan wurde nach einer literarischen Figur benannt . In Moskau erhielt das Paar eine Zweizimmerwohnung in der Bolshoy Spasoglinishevsky Lane , nicht weit von Kitay-Gorod . Laut Allans Erinnerungen an seine Mutter „erhielt Vater von ihr einen Auftrag für allgemeine Kultur. Da sie aus gutem Hause stammte, hatte sie einen starken Einfluss auf seine Weltanschauung und sein zukünftiges Schicksal, genau wie er auf sie .

In Vorbereitung auf den XVII. Internationalen Geologenkongress in Moskau (1937) mangelte es an Räumlichkeiten für die aus Leningrad transportierten Sammlungen, und Efremov initiierte einen Brief mehrerer Wissenschaftler an Stalin mit der Bitte, dieses Problem zu lösen . Wie der Historiker V. V. Komissarov feststellt, ist nicht bekannt, ob der Brief den Adressaten erreicht hat, aber in der Regel erhielt der „Führer“ solche Briefe  ; Zimmer wurden vergeben. Auf dem Kongress las der Wissenschaftler einen Bericht über Landwirbeltiere des Perms und der unteren Trias vor . Efremov hätte in diesem Jahr durchaus verhaftet werden können, als unter vielen Wissenschaftlern sein ehemaliger Schwiegervater N. Svitalsky, Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften der Ukrainischen SSR , unterdrückt wurde , und Anfang 1938 wurde der Leiter seiner ersten Expedition, M. Bayarunas, verhaftet . Während er auf seine Verhaftung wartete, verbrannte der Wissenschaftler die meisten Tagebücher und Briefe. Seine Befürchtungen waren nicht unbegründet, da Efremov unter anderem mit dem deutschen Paläontologen F. von Huene korrespondierte . Expeditionen in den 1930er Jahren fanden in Sibirien und im Fernen Osten statt, daher kannte er zweifellos die Lager und Sondersiedlungen . Als Hinweis auf die stalinistischen Repressionen kann die Verurteilung der mittelalterlichen „Hexenjagd“ in „Auf Messers Schneide“ und die Erwähnung der Schrecken der Folter, wiederholt in der „Stunde des Stiers“ [K 2], angesehen werden.. Obwohl Efremov am häufigsten politische Einschätzungen vermied, nannte er am Ende seines Lebens in einem seiner Briefe (1968) die Stalin-Ära „konterrevolutionär“, eine Zeit der „Tyrannei“ und Haftorte in der UdSSR „ein Konzentrationslager“ (1963).


Der von I. Efremov (1938) beschriebene Nicteroleter . Spätes Perm. Moskauer Paläontologisches Museum

Im März 1941 erhielt Efremov für die Arbeit "Die Fauna der Landwirbeltiere der mittleren Zonen des Perms der UdSSR" den Doktortitel der Biowissenschaften. Die Dissertation betraf hauptsächlich die Mezen-Fauna der Reptilien und beschrieb die Deinocephalus- ulemosaurus aus Isheevo [78] [79] , VAK verlieh 1943 den Titel eines Professors . Zu Beginn des Krieges war er an der Räumung der Sammlung des Paläontologischen Instituts beteiligt. Ende 1941 - Anfang 1942 war er Berater für die "Spezialexpedition" in Swerdlowsk, Orenburg und im Ural. Im Frühjahr 1942 erkrankte er in Swerdlowsk nach einer schweren Herzkrankheit an einer schweren Form von Typhus. Die Krankheit hielt ihn lange im Bett. Der Wissenschaftler war in Alma-Ata und 1943 in Frunze . Während der Evakuierung leistete er viel organisatorische Arbeit und versuchte, an einer Monographie über Taphonomie zu arbeiten . In Frunze befand sich das Paläontologische Institut im Gebäude des Kirgisischen Pädagogischen Instituts; Wie Biographen schreiben, befand sich das Büro des Wissenschaftlers im Vorraum, wo er das Manuskript von "Taphonomy" fertigstellte. In Alma-Ata wiederholte sich der Anfall der Krankheit. Ende 1943 kehrte er von der Evakuierung zurück .

Bis 1944 stammt ein allgemeiner Artikel über die Überreste von Dinosauriern in Zentralasien und Material über die Stratigraphie der Ablagerungen des oberen Perm im europäischen Teil der UdSSR; diese Arbeit wurde aktiv für geologische Untersuchungen verwendet . Im Sommer 1945 war Efremov Leiter der Ausstellung zum Jubiläum der Akademie der Wissenschaften . 1945 baute er zusammen mit V. A. Obruchev die populärwissenschaftliche Zeitschrift „ Around the World “ wieder auf, die zu Kriegsbeginn geschlossen wurde, und leitete zunächst deren Redaktion. Beide Wissenschaftler beeinflussten das Thema der Veröffentlichung – Paläontologie, Geologie, Archäologie dominierten in den Veröffentlichungen . 1946 wurde eine kleine Monographie über Batrachosaurier veröffentlicht.("Froschechsen"), woraufhin sich die Interessen des Wissenschaftlers von Amphibien auf Theromorphe (tierische Reptilien) verlagerten ] .

Wie Komissarov feststellt, erhielt Efremov keine systematische Ausbildung und Grundausbildung, aber dank Ausdauer, Arbeit, Organisationsfähigkeit und Loyalität gegenüber den Behörden gelang es ihm, bedeutende Ergebnisse und sozialen Status zu erzielen. Er zeichnete sich durch Ehrlichkeit, Offenheit, Prinzipientreue, Vertrauen in seine Arbeit, hohe Ansprüche an sich selbst und andere aus . In diesem Zusammenhang sei ein Zitat aus The Razor's Edge [90] [91] angeführt.: „Der Chef ist derjenige, der in schwierigen Momenten nicht nur auf Augenhöhe, sondern allen voraus ist. Die erste Schulter unter dem steckengebliebenen Auto ist der Boss, die erste ins eisige Wasser ist der Boss, das erste Boot über die Schwelle ist der Boss, deshalb ist er der Boss, weil Verstand, Mut, Kraft, Gesundheit es dir erlauben zu sein voraus. Und wenn sie es nicht zulassen, gibt es nichts zu übernehmen.“ Der Wissenschaftler betrachtete die Arbeit als die Hauptsache in der Wissenschaft, die seinen eigenen Eigenschaften entsprach - außergewöhnlicher Fleiß und Effizienz . Als gebürtiger Bürger verkörperte Efremov sozial und beruflich das Bild eines sowjetischen Intellektuellen, der es nach den Strapazen des Bürgerkriegs schaffte, sich als Wissenschaftler zu verwirklichen. Laut Komissarov haben die Prüfungen des Lebens Efremov nicht verbittert, sondern zu einer kritischen Haltung gegenüber der Realität und moralischem Durchhaltevermögen beigetragen


Mongolische Expeditionen

Der Höhepunkt von Efremovs Forschungsaktivitäten war seine Leitung von drei paläontologischen Expeditionen in die Mongolei in den Jahren 1946, 1948 und 1949. Die Perspektiven für die Region waren bereits in den 1920er Jahren bekannt, nach der amerikanischen Expedition von R. C. Andrews , die Forschung wurde vor dem Krieg an der Akademie der Wissenschaften diskutiert . 1945 Efremov und Yu Orlov, der nach dem Tod von Borisyak den Posten des Direktors der PIN übernahm, begann, die Idee einer Expedition in die Mongolei durch staatliche Behörden zu fördern. Wissenschaftler wandten sich sowohl der wissenschaftlichen Argumentation als auch der für Beamte verständlichen ideologischen Rhetorik zu und verwiesen auf mögliche „Entdeckungen von weltweiter Bedeutung“, die die Autorität der sowjetischen Wissenschaft stärken würden. Die organisatorische Hauptlast lag auf Efremov, der die gesamte bürokratische Kette durchlaufen musste (einschließlich der Akademie der Wissenschaften und verschiedener Regierungsstellen bis hin zum Zentralkomitee), um die Genehmigung für die Expeditionen, ihre Finanzierung und Ausrüstung zu erhalten. Das Projekt erhielt grünes Licht: Efremov wurde Expeditionsleiter, Orlov wissenschaftlicher Berater; solche Wissenschaftler wie V. Gromov , A. Kirpichnikov , K. Flerov , J. Eglon arbeiteten an der Komposition ,M. Lukyanova und andere .


Skelett eines riesigen Saurolophus aus der Mongolei. Moskauer Paläontologisches Museum

Efremov wusste gut über die Ausgrabungen amerikanischer Wissenschaftler Bescheid, stimmte aber nicht in allem mit ihren Schlussfolgerungen überein und wollte die Hypothese der Taphonomie testen , weil er glaubte, dass „Zentralasien in der Kreidezeit ein sumpfiges Tiefland mit viel war Wasser und reiche Vegetation“ . Die Expedition begann erst im August 1946; Efremov traf eine wichtige Entscheidung, die seinen Erfolg bestimmte: Er riskierte Ausgrabungen nicht entlang der geplanten Route (in der besser erforschten und zugänglichen mittleren und östlichen Gobi, wo er "sicheren Erfolg der Mittelhand" erwartete), sondern in der unerforschten Region der Südliche Gobi. Bereits in der ersten Freilandsaison rechnete der Wissenschaftler mit seriösen Funden; Bei der Bestimmung möglicher Standorte folgte er den Bestimmungen seiner eigenen Taphonomie. Im September und Oktober wurden 4.700 km zurückgelegt, hauptsächlich in den südlichen Regionen der Gobi, bei ungünstigem Klima, ohne Wasser und auf unwegsamen Straßen. Der Expeditionsleiter hatte eine enorme Belastung durch verschiedene Probleme, insbesondere durch häufige Maschinenausfälle und die Kontrolle des Kraftstoffverbrauchs . Obwohl die Expedition als Vor- und Erkundungsexpedition geplant war , erzielte sie einen großen Erfolg  : Das Gewicht des Materials betrug 70 Tonnen , hauptsächlich Fossilien der späten Kreidezeit . Neben den bereits bekannten Fundorten der kreidezeitlichen Dinosaurier Shiregin-Gashun und Bain-Dzak wurden neue entdeckt: in der Südgobi - Nemegetu , Ulan-Osh, Olgoi Ulan-Tsav, Altan-Ula ("Drachengrab"); in der östlichen Gobi - Bain Shire, Khamarin Khural und andere. Der wertvollste Fund war eine riesige Dinosaurierfundstelle im Nemegetu-Becken , 400 km westlich von Dalan-Dzadagad [K 3] .

38:22 Filmbericht über die dritte mongolische paläontologische Expedition der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, 1949

Aufgrund der Verarbeitung einer großen Menge an Materialien musste die nächste Expedition auf 1948 verschoben werden; Mit dieser Bitte wandte sich Efremov persönlich an S. Vavilov und bat ihn um Unterstützung in einer Reihe von Fragen. Efremov sah sich noch mehr administrativ-bürokratischen Hindernissen und abteilungsübergreifenden Ungereimtheiten gegenüber – in privater Korrespondenz beklagte er sich über „monströse Bürokratie“, „absolute bürokratische Gefühllosigkeit“ und „abscheulichen Papierkram“. Die Vorbereitung der dritten Expedition gestaltete sich aufgrund des bereits offensichtlichen Einflusses der Arbeit auf das internationale Ansehen der sowjetischen Paläontologie einfacher . Über zwei Saisons (1948 und 1949), vor allem während der großangelegten Ausgrabungen in Nemegetu, erzielten die Forscher hervorragende Ergebnisse. Unter den gefundenen und exportierten mesokänozoischen Funden befinden sich zehn vollständige Dinosaurierskelette, darunter zwei Skelette großer pflanzenfressender Saurolophus , ihre Schädel und Blöcke mit Hautabdrücken, vier Tarbosaurus- Skelette , Teile von Sauropoden- und Hadrosaurier -Skeletten ; große terrestrische Carnosaurier und Ankylosaurier , bisher unbekannt in Eurasien; zahlreiche fossile Bäume, Überreste von Riesenschildkröten, Krokodilen, Fischen und paläogenen Säugetieren usw. 120 Tonnen paläontologische Sammlungen wurden gebracht , und die zurückgelegte Gesamtstrecke betrug 27.000 km, hauptsächlich entlang der wenig erforschten Südgobi . Neben den vielen Funden verschiedener kreidezeitlicher Dinosaurier und paläozäner und früheozäner Wirbeltiere gelang es den Wissenschaftlern, die kreidezeitliche Fauna in drei Gruppen einzuteilen, neue Daten zur Paläogeographie und zum Klima der Mongolei während der Kreidezeit zu sammeln . Efremovs theoretische Vermutungen bestätigten sich : Die Gobi war seit dem Mesozoikum keine Wüste, wie früher angenommen, sondern über zig Millionen Jahre ein sumpfiges Tiefland, reich an Flora und Fauna .

1950er und Rückzug aus der Wissenschaft

Trotz des Erfolgs der mongolischen Expeditionen verlängerte das Politbüro des Zentralkomitees sie nicht . Während der Jahre der Expeditionen gelang es Efremov, eine Reihe von Artikeln zu schreiben, 1950 wurde das grundlegende Werk „Taphonomy and the Geological Chronicle“ veröffentlicht, das zwei Jahre später den Stalin-Preis zweiten Grades erhielt . 1953 fungierte Efremov als Direktor und wurde im Herbst als korrespondierendes Mitglied nominiert, jedoch ohne Erfolg , was er aller Wahrscheinlichkeit nach schmerzlich ertragen musste . 1954 las er auf der All-Union Paleontological Conference einen Bericht über stratigraphische Schemata und den populärwissenschaftlichen Artikel "What is taphonomy?" und eine Übersicht über die Ergebnisse der mongolischen Expeditionen . In den frühen 1950er Jahren wurde ein weiterer seiner Vorschläge für die Mongolei von der PIN nicht unterstützt, da das Institut bereits mit Sammlungen gefüllt war, die nirgendwo aufbewahrt werden konnten  ; der Wissenschaftler träumte jedoch von Ausgrabungen in Indien, Burma, Afghanistan . Er arbeitete weiter am mongolischen Thema und der permischen Fauna und bereitete eine Reihe von Expeditionen auf dem Territorium der UdSSR vor. 1957 führte er Ausgrabungen in der Nähe von Ochre (Region Perm) durch, die zu drei fruchtbaren Jahreszeiten führten . 1958 unternahm Efremov eine einmonatige Reise nach China, nahm an der Vorbereitung der chinesischen Expedition in die Innere Mongolei teil, konnte sie aber aus gesundheitlichen Gründen nicht leiten . Seine neueste wissenschaftliche Arbeit ist Space and Paleontology.


"Taphonomy and the Geological Record", Titelseite

Die „Gobi-Odyssee“ stärkte Efremovs wissenschaftliche Autorität, trug aber tatsächlich zu seinem Abschied vom Beruf bei : Verwaltungstätigkeiten entfremdeten ihn von der Wissenschaft, er musste sich neu an seine jetzige Arbeit am PIN anpassen. Wenn er auf Expeditionen selbstständig Entscheidungen traf, war er im Institut von den Behörden abhängig, was sich negativ auf sein Wohlbefinden und seine Stimmung auswirkte. Körperliche Aktivität und klimatische Anpassungen wirkten sich auf seine Gesundheit aus ; in der Gobi arbeitete er mit Neuralgien der rechten Hand und Schmerzen in der Herzgegend . Ab Anfang der 1950er Jahre wurde er krank, und Mitte der 1950er Jahre verschlimmerten sich die Herzprobleme, und 1955 erhielt Efremov eine vorübergehende Behinderung (die er später verlängerte), die eine formelle Beschäftigung ausschloss . 1956 kehrte der Wissenschaftler an das Institut zurück, arbeitete aber nicht mehr hauptberuflich und verließ das PIN 1959 offiziell . Der Abgang war von Meinungsverschiedenheiten mit der Leitung begleitet: Efremov warf Orlov Unentschlossenheit in Fragen der Reorganisation des Instituts, seiner Entwicklung und Erweiterung vor . 1962 unternahm er seinen letzten Versuch, an die PIN zurückzukehren, aber es gab keine passende Stelle; Efremov beschuldigte Orlov in einem persönlichen Brief wütend, vorsätzlich gegen ihn vorgegangen zu sein . Die Wissenschaftshistorikerin T. I. Yusupova kommt zu dem Schluss, dass Efremovs Unabhängigkeit und Offenheit („anhaltende Sturheit“, wie er selbst zugab) nicht gut mit der Anpassung an neue Umstände und Verhaltensflexibilität zusammenpassten und zu einem Konflikt mit der IDU-Führung führten. Efremov konnte eine formelle Haltung und Appelle an die Arbeitsgesetzgebung nicht akzeptieren .

In den 1950er Jahren wurde das populärwissenschaftliche Buch Road of the Winds geschrieben , in dem Efremov seine Eindrücke von den mongolischen Expeditionen skizzierte. Der Autor beschrieb das Buch als „Reisenotizen, die die Region Zentralasiens sowie einige Errungenschaften der paläontologischen Wissenschaft vorstellen“ . Der Name bezieht sich auf die Karawanenroute von China nach Russland durch die nördliche Gobi . Efremov beendete den ersten Teil („Dragon Bones“), der der Forschung gewidmet war, 1946 unmittelbar nach seiner Rückkehr aus der Mongolei, wurde jedoch nicht veröffentlicht, und die Arbeit am zweiten Teil („Memory of the Earth“) verzögerte sich. Die Straße der Winde wurde 1956 veröffentlicht . Im Buch in anschaulicher und bildhafter Sprache erzählt vom schwierigen Expeditionsalltag, dem Einsatz seiner Teilnehmer, von wissenschaftlichen Entdeckungen . Farbige Alltagsskizzen und eindringliche Menschenporträts werden mit ausdrucksstarken Naturbeschreibungen kombiniert. Der Autor macht Geologie und Paläontologie populär, diskutiert die Feldarbeit von Wissenschaftlern , die Evolution der Tierwelt, die Einheit von Mensch und Natur, die Bedeutung der Vergangenheit.


Letzte Lebensjahre

Haus 4 in der Gubkin-Straße , in dem I. A. Efremov von 1962 bis zu seinem Lebensende lebte

In den 1960er Jahren wurden Yefremovs Bücher in großer Zahl veröffentlicht, seine Werke eröffneten Science-Fiction-Sammlungen und führten sowjetische Romane im Ausland ein, und seine Beziehungen zu den Behörden waren formal ausgezeichnet . Die "Rasierklinge" wurde auf dem Schwarzmarkt für eine riesige Summe Geld verkauft - 40 Rubel . Trotzdem beschwerte sich der Schriftsteller 1964 in privater Korrespondenz, dass das Schreiben von Büchern "nur für Hacks oder Zufluchtsstätten ein profitables Geschäft" sei. Nach seinen Berechnungen verdiente er während der fünfeinhalbjährigen Arbeit an The Razor's Edge weniger, als wenn er das Gehalt eines Doktors der Naturwissenschaften, und noch mehr eines Laborleiters, erhalten würde . 1961 starb seine zweite Frau an einem dekompensierten Herzleiden, fünf Monate lang wurde erfolglos um ihr Leben gekämpft. In den letzten Jahren war Efremov lange Zeit schwer krank, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich stetig . Aus medizinischen Gründen wurde ihm ein strenges Regime verordnet, Reisen waren verboten, mit Ausnahme der Krim (Koktebel), später - der Wasserweg auf einem Dampfer entlang der Wolga, und am Ende seines Lebens durfte er sich nur darin ausruhen die Region Moskau . 1962 heiratete er Taisiya Iosifovna Yukhnevskaya, deren Liebe und Fürsorge laut Chudinov sein Leben verlängerten; Taisia ​​​​wurde zur Muse des Schriftstellers, der ihr seine letzten Werke widmete . Im März 1966 überlebte Efremov nach einem akuten Herzinfarkt (Herzasthma mit Lungenödem) dank seiner Frau, die ihm rechtzeitig eine Spritze gab und ihn nicht ins Krankenhaus bringen ließ . Der Autor verglich sich oft mit einem Gürteltier, das ein Loch bekam und langsam zu Boden ging .

Nach den Ereignissen in Prag verschärfte die sowjetische Führung ihre ideologische Kontrolle und Zensur und zielte auf Science-Fiction ab . Laut Sergeev hat Efremov den Skandal um die „Stunde des Stiers“ vorausgesehen, aber insgesamt hat er erfolgreich versucht, seine Folgen zu mildern, um Betrügern und Ideologen die Arbeit so schwer wie möglich zu machen. Er riet Dmitrevsky, die Diskussion des Romans im Schriftstellerverband in Leningrad abzusagen, und leugnete kategorisch jegliche Parallelen oder Vergleiche mit der Gegenwart , wobei er den Roman als anti-maoistisch positionierte; es ist möglich, dass er an seine Version glaubte, obwohl sich zwangsläufig Parallelen zur UdSSR ergaben . Die Probleme begannen "von unten": im Zentralkomitee der KPdSUes gab "Signale" von "wachsamen" Bürgern, die ideologische Fehler im Buch bemerkten - wie zB eine ausführliche philosophische Analyse des Buches, möglicherweise durchgeführt von einem Autorenteam . Nach der Buchveröffentlichung nahm der KGB die „ Entschlüsselung “ des Romans auf: in einer geheimen Notiz an das Zentralkomitee vom 28. September 1970, unterzeichnet von Yu ] . Die Angelegenheit wurde dem Zentralkomitee des Allunions-Leninistischen Kommunistischen Jugendverbandes anvertraut, der die Junge Garde auf „die Notwendigkeit hinwies, die Anforderungen an die Autoren zu erhöhen und das Manuskript gründlicher zu bearbeiten“. Gleichzeitig wurde der Chefredakteur der Zeitschrift Young Guard abgesetzt A. Nikonov und zwei seiner Stellvertreter für Veröffentlichungen „nationalistischer Natur“ . Es ist möglich, dass die "Stunde des Stiers" der Grund für den Angriff auf die Redaktion war (von der Efremov wusste), die des Nationalismus verdächtigt wurde - die Säuberung der Zeitschrift gleichte die Niederlage der liberalen "Neuen Welt" aus .

  • Die Zeitschrift "Junge Garde" ... wird heftig kritisiert (meiner Meinung nach übertrieben). Zu den Fehlern der Lektoren ... zählt auch die Veröffentlichung meines Romans. Manche Leute sahen in dem Roman eine Diskreditierung unseres Systems. ... Natürlich ist Die Stunde des Ochsen ein sehr komplexer Roman, und eines seiner Hauptziele war es, den Maoismus zu kritisieren, der, wie Sie wissen, die Erfahrung des kommunistischen Aufbaus in unserem Land nutzt und sie für seine Zwecke verzerrt und verdreht eigene Zwecke. Und es ist sehr schlecht für die Kritik, wenn das Bild des zukünftigen Systems, das dem maoistischen China plus Gangstermonopolkapitalismus nachempfunden ist, als eine Art Bild unseres Systems genommen wird!
  • ... Es ist möglich, dass ich an einzelnen Orten auf ungenaue Stellen stoße, aber wie kann ein Fantasy-Roman absolute Unfehlbarkeit bei der Vorhersage oder Beschreibung der Zukunft beanspruchen? ..
  • ... Natürlich appelliere ich an das höchste Parteigremium unseres Landes mit der Bitte, mich entweder auf meine Fehler hinzuweisen oder klarzustellen, dass die Veröffentlichung meines Romans „Die Bullenstunde“ kein ideologischer Fehler der Redaktion von ist die Zeitschrift Junge Garde bzw. der Verlag.

Aus einem Brief von I. Efremov an P. Demichev

Am 20. November 1970 schickte der Schriftsteller, vielleicht auf Wunsch der Jungen Garde, einen respektvollen Brief an den für kulturelle Angelegenheiten zuständigen Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU P. Demichev ; Dem Schreiben war ein Exemplar des Romans des Autors beigefügt. Der Appell zeigte Wirkung: Demichev empfing Efremov , die Einzelheiten des Treffens sind aus den Memoiren der Witwe des Schriftstellers in der Präsentation des Schriftstellers A. Ismailov bekannt und möglicherweise nicht ganz zuverlässig. Laut T. Efremova fand das Treffen in einer freundlichen Atmosphäre statt, der Schriftsteller und der Ideologe fanden gegenseitiges Verständnis. Demichev las den Roman persönlich, er war mit der Kollegialität der Macht auf dem Planeten Tormans nicht zufrieden, er riet zur Betonung der Autokratie . Als Ergebnis des Gesprächs schrieb Efremov optimistisch an Dmitrevsky, dass "Die Stunde der Bulle 'Propaganda' sein kann", weil "der Angriff von den höchsten Stellen abgewendet wurde" . Die Kulturabteilung des Zentralkomitees kommentierte das Treffen: „Der Schriftsteller I. A. Efremov ... äußert sich nicht einverstanden mit einigen kritischen Bewertungen seines Science-Fiction-Romans The Hour of the Bull ... er erhielt die notwendigen Erklärungen ... I. A. Efremov ist mit dem Gespräch zufrieden“ .

Trotz des wohlwollenden Tons behördlicher Anordnungen wurde der Roman tatsächlich verboten , obwohl der äußerlich loyale Autor nicht berührt wurde . Erleichtert wurde das Verbot durch rein kommerzielle Umstände (Andropovs Notiz vermerkt, dass der Roman auf dem "Schwarzmarkt" zehnmal teurer verkauft wurde als der offizielle Preis) und die Aufmerksamkeit, die dem Buch von Emigrantenkritikern geschenkt wurde . Die Stunde der Bulle wurde erst 1988 neu aufgelegt, das Verbot bis zur Erwähnung ausgedehnt, obwohl das Buch höchstwahrscheinlich nicht systematisch aus den Bibliotheken entfernt wurde .


Literarische Kreativität

Frühe Arbeiten. "Am Rande des Ocumene"

Efremov versuchte in seiner Jugend zu schreiben, gab aber den Mitte der 1920er Jahre begonnenen Roman über Atlantis auf , und in den 1930er Jahren versuchte er erfolglos, die Memoiren eines Geologen niederzuschreiben . Nach einer schweren Krankheit während der Evakuierung 1942-1943 wurde ein Zyklus von sieben Geschichten konzipiert und geschrieben – Geschichten über ungewöhnliche Reisen und Abenteuer, erzählt von Seeleuten, Geologen, Piloten, Ingenieuren. Das literarische Debüt war „ Meeting over the Tuscarora “, erschienen in der zweiten Ausgabe der Zeitschrift „Krasnoflot“ im Jahr 1944. „Geschichten über das Außergewöhnliche“ wurden in den Militärzeitschriften „ Neue Welt “ und „ Technik – Jugend “ veröffentlicht und die Autorensammlung „Fünf Punkte“ (1944) in der „ Jungen Garde “ zusammengestellt“, mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren. Die Sammlung umfasste fünf Geschichten, und in nur zwei Jahren (1944-1945) veröffentlichte Efremov mehr als ein Dutzend Geschichten . Die Arbeiten waren beim Leser ein Erfolg, positiv kommentierte A. Tolstoi die „Plausibilität des Ungewöhnlichen“ , der den Novizen zu sich einlud. Efremov wurde etwas unerwartet in den Schriftstellerverband der UdSSR aufgenommen .


Grigori Gurkin . Berggeistsee, 1910

Die ersten Geschichten enthielten originelle Ideen, hoben sich aber im Großen und Ganzen nicht von der allgemeinen Palette der Abenteuerliteratur ab und befanden sich im Mainstream der Ideologie. Diese Werke sind in "geologische" und "historisch-geographische" Zyklen zusammengefasst . Ihre Neuartigkeit wurde bemerkt: "Geschichten über das Außergewöhnliche" belebten die Kurzform (im Gegensatz zu den umfangreichen Science-Fiction-Texten der 1930er Jahre) , Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit folgten aus der persönlichen Erfahrung des Autors, Glaubwürdigkeit und Genauigkeit waren gegeben durch einfache Sprache aus Fachbegriffen. Menschen begegnen der Natur, überwinden Schwierigkeiten und erhalten eine Belohnung in Form eines wundersamen Fundes: ein Quecksilbersee („ Mountain Spirit Lake “), Diamantvorkommen („ Diamond Pipe “), ein Treffen mit einem legendären Monster („Olgoi-Khorkhoi ") usw. Die Natur hat ihren eigenen Wert und ist die Hauptfigur in frühen Geschichten; mit den Worten von E. Brandis und V. Dmitrevsky "außerhalb der Natur spielt der Held von Efremov nicht." Obwohl viel Wissenschaft in den Geschichten steckt, entspringt die „Wissensromantik“ des Autors der Natur im Geiste der geographischen Prosa dem Wissensdurst und nicht aus Zweckmäßigkeit . Die Struktur der Erzählung und die Handlungen des Helden werden von der Natur, der Landschaft bestimmt; Der Mensch ist sterblich und die Natur ist ewig, ihr integraler Bestandteil ist die Vergangenheit, die Natur ist eine Bedingung für die Existenz eines Menschen. Im Gegensatz zum traditionellen Genre des Abenteuerromans und des sozialistischen Realismusstellen sich die Figuren des Schriftstellers allein der Natur, um ihre Qualitäten zu zeigen. Der Mensch begegnet weniger der Natur als sich selbst, durch die Natur erkennt er sich selbst und seine eigene Geschichte, fühlt den Zusammenhang der Zeiten . Die Handlungen implizierten keine tiefe Beschreibung der Charaktere, die innere Welt der Charaktere - alle sind, wie künstlerische Techniken, vom gleichen Typ und repräsentieren einen Helden - einen Mann des Denkens und Handelns, spiegeln das Alter Ego des wider Autor . Die Geschichten enthielten einige Ereignisse aus dem Expeditionsleben von Efremov: Die Grundlage des "Weißen Horns" war eine Episode, als ein junger Wissenschaftler fast von einer Klippe auf dem Berg Bogdo fiel; "The Ways of the Old Miners" reproduziert genau die Erkundung der Kupferminen im Dorf Gorny im Cis-Ural, und "Podlunny Loach" ist eine Reise tief in den Kodar -Kamm in der Charskaya-Senke .


Ägyptisches Schiff des 3. Jahrtausends v. e. Zeichnung vom Anfang des 20. Jahrhunderts

Die historische Dilogie „ The Great Arc “ („Am Rande des Oikumene“; geschrieben 1945–1946 ) enthält Elemente der Fantasy, obwohl die Fiktion historischer Genauigkeit unterliegt: Der Autor erweitert die traditionellen Vorstellungen über die Unveränderlichkeit die Grenzen alter Zivilisationen, die durch große Entfernungen getrennt waren, und zeigt, dass es unmögliche Kontakte zwischen ihnen zu geben schien . Bourjed's Travels, veröffentlicht 1953, erzählt von der Reise der Ägypter zur Zeit des Alten Reiches in das fabelhafte Land Punt (die Küste des Golfs von Aden ) und weiter nach Süden zum Sambesi-Fluss . "On the Edge of the Oikoumene" wurde 1949 veröffentlicht und ist den Abenteuern eines jungen griechischen Bildhauers, Pandion (11.-10. Jahrhundert v. Chr.), gewidmet, der sich auf die Suche nach perfekter Kunst macht und in die Sklaverei des Pharaos fällt . Um in seine Heimat zurückzukehren, durchquert er mit einer Gruppe ehemaliger Sklaven ganz Afrika von Ost nach West . "Bourdzhed's Journey" wird von Kritikern unter anderem als antitotalitäres Werk, als politische Allegorie auf die stalinistische Ära angesehen . Der Autor zeigt den Konflikt zwischen dem Individuum und dem Staat: Die erste Geschichte bekräftigt die Unvermeidlichkeit des Antagonismus zwischen dem Individuum und der gebieterischen Tyrannei, im Zentrum der zweiten Geschichte steht der Zusammenprall von Künstler und Macht, Kunst und despotischem Staat. Wie L. Geller feststellte, verteidigt Efremov nach den besten russischen Schriftstellern das Recht des Künstlers auf Unabhängigkeit und Freiheit, Heuchelei und Feigheit, Unterwerfung unter die Macht sind für ihn inakzeptabel - Pandion weigert sich, im Auftrag der Ägypter zu arbeiten . Efremov stellt zwei historische Trends gegenüber: das offene und lebenslustige Hellas dem verschlossenen und trägen Ägypten, das unter Willkür leidet . Das Bild des „Großen Bogens“ – des irdischen Ozeans, der die Völker verbindet – verkörpert ihre Brüderlichkeit und ihren Freiheitskampf .

In der von der Handlung eher stereotypen (Besuch der Erde durch Außerirdische in der Zeit der Dinosaurier) und künstlerisch schwachen Geschichte „ Starships “ hat Efremov die Idee, Erde und Weltraum, die Zukunft, zu verbinden Vereinigung verschiedener Welten . Die Idee eines Einschusslochs in den Knochen wurde später in der russischen Parawissenschaft ( Paläokontakt ) repliziert; die Beschreibung des Schädels des Außerirdischen, erfunden von A. Bystrov (der Prototyp eines der Helden), bildete das Bild eines Außerirdischen in der sowjetischen ufologischen Literatur . Der sowjetische Physiker Y. Denisyuk behauptete, seine Forschung zur optischen Holographie sei von einem Bild aus Raumschiffen inspiriert worden. Die Geschichte wurde 1946-1947 geschrieben und in der Zeitschrift Knowledge is Power (1947) veröffentlicht . Die literarischen Erfolge des Wissenschaftlers erregten die Aufmerksamkeit der Führung der PIN: Im Frühjahr 1952 sollte das Parteibüro eine Sitzung über die Personalakte des parteilosen Efremov abhalten, der seine Arbeitszeit damit verbrachte, Werke zu schreiben Kunst. Die Diskussion fand nicht statt, da der Wissenschaftler den Stalin-Preis erhielt .

"Der Andromeda-Nebel"

„ Menschen sind wie Götter “ von Wells, 1923

Efremov arbeitete etwas mehr als ein Jahr an seinem berühmtesten Werk (ursprünglich mit dem Titel The Great Ring) ; Eine gekürzte Fassung wurde 1957 in Technique for Youth veröffentlicht , eine separate Ausgabe erschien ein Jahr später. Der Autor weigerte sich, besser an dem Roman zu arbeiten und die Veröffentlichung zu verschieben, da er ihn als "ersten Meilenstein" und nicht als Programmarbeit betrachtete . Efremov nannte Wells' Roman „ People Like Gods “ den Ausgangspunkt von „The Andromeda Nebula“ und behauptete, er argumentiere teilweise mit dem Bild des „Verblassens“ der Menschheit in der „ Time Machine “.» , und erkannte auch den Einfluss von C. Fourier („Von den klassischen Utopisten gefällt mir Fourier am besten“) . Die Idee zu dem Roman kam ihm, so der Autor, beim Lesen mehrerer westlicher, meist amerikanischer Science-Fiction-Bücher über die Eroberung des Weltraums  :

... Ich hatte einen deutlichen und anhaltenden Wunsch, mein Konzept, mein künstlerisches Bild der Zukunft zu geben ... All dieser Fantasie, durchdrungen von den Motiven für den Tod der Menschheit als Ergebnis des verheerenden Kampfes der Welten oder mit dem Ideen zum Schutz des Kapitalismus, der angeblich Hunderttausende von Jahren die gesamte Galaxis umfasste, wollte ich der Idee eines freundschaftlichen Kontakts zwischen verschiedenen Weltraumzivilisationen entgegentreten.

Der Autor beschreibt ausführlich die kommunistische Gesellschaft, der Roman verbindet Zukunftsforschung , Science-Fiction, Weltraumabenteuer, berührt die Beziehungen, Probleme und Gedanken der Menschen der Zukunft . Der Andromeda-Nebel spielt im 30. Jahrhundert, in der Ära des Großen Rings, einer planetarischen kommunistischen Zivilisation, als die Gesellschaft das Aufblühen von Kultur, Wissenschaft und Technologie erlebt. Die Menschheit hat vor langer Zeit die Erde transformiert (man kann überall barfuß gehen, ohne sich irgendwo die Füße zu verletzen), ist in den Weltraum gegangen und ist, nachdem sie das Sonnensystem gemeistert hat, seit vielen Jahrhunderten mit Dutzenden anderer bewohnter Welten der Galaxie in Kontakt, wenn auch ohne Direkter Kontakt durch große Entfernungen. . Der Große Ring ermöglicht den Austausch von Informationen und hat keinen Zweck, außer für angenehme Kommunikation . Im Zentrum des Romans stehen zwei wichtige Ereignisse, die den Sieg des Menschen über Raum und Zeit näher bringen. Die Physiker der Erde, die versuchen, den Übergang zum Nullraum zu finden , führen ein gefährliches Experiment durch, das in einer Tragödie endet, dem Tod von vier Menschen; Es ist jedoch klar, dass der Erfolg auf lange Sicht unvermeidlich ist. In einer anderen Geschichte entdecken Erdbewohner zum ersten Mal Beweise für die Existenz von Leben jenseits der Milchstraße auf einem Planeten , und die Erde erhält eine Nachricht von einer intelligenten Zivilisation im Andromeda-Nebel . Im feierlich heroischen Finale des Romans wird eine Expedition ins Weltall geschickt, die nicht zurückkehren kann .

Der Mann der Ära des Rings ist geistig und körperlich perfekt, hochgebildet, großzügig, empfindet kein Mitgefühl und Mitleid, sondern hilft selbstlos den Schwächeren; Er ist ein freiheitsliebender Reisender, der keine Städte mag. Die Gemeinschaft der Übermenschen der Zukunft wird als harmonische und vereinte Familie dargestellt, in der ihre Macht „harmlos“ ist . Wie Geller feststellte, ist The Andromeda Nebula, wie jede Utopie, in erster Linie Gesellschaftskritik: Efremov stellt seine Gesellschaft implizit der Gewaltgesellschaft des 20 kommunistische Zukunft. Die Figuren des Romans werden als Götter, Helden der Antike beschrieben, deren Qualitäten in der Neuzeit verloren gegangen sind. Es gibt keine Helden in der Gegenwart, aber sie werden in ferner Zukunft wiedergeboren .


Andromedas Nebel

Vielfältige kreative Arbeit ist zum wichtigsten menschlichen Bedürfnis geworden. Die Menschheit spricht dieselbe Sprache , sie entstand als Ergebnis eines langen Prozesses der Assimilation und Verschmelzung von anthropologischen Typen , verschiedener Rassen und Völker und eugenischer Selektion , die jedoch nicht die physische Eliminierung defekter Menschen beinhaltete . Die Entwicklung der Medizin hat die Lebenserwartung auf zweihundert Jahre erhöht, das Alter ist verschwunden. Die Bevölkerung ist stabilisiert - jede Frau muss zwei Kinder zur Welt bringen. Fabriken und Kraftwerke sind vollautomatisiert, der Planet ist durch ein einziges Energie- und Transportsystem verbunden und in Natur- und Klimazonen unterteilt. Menschen leben in gemäßigten Breiten mit mildem Klima, andere Regionen (Tropen) sind rau und industriell, heiße Wüsten werden von blühenden Gärten abgelöst, Eis an den Polen ist geschmolzen (eine Art kontrollierte „globale Erwärmung“) . Gegen dieses Modell G. Gurevich bereits 1967 formulierte er Gegenargumente: Das Wachstum und die Verkomplizierung von Bedürfnissen sind endlos, ebenso wie die Bereicherung des spirituellen Lebens; anstelle des Bevölkerungswachstums kann die Lebenserwartung und folglich die Produktion steigen; das Wachstum des letzteren wird zum Wachstum des Wissens führen .

Die Idee des Großen Rings - der Bruderschaft aller vernünftigen Wesen - betrachtete der Schriftsteller als seine Hauptleistung  ; der Einfluss von Tsiolkovskys Projekten auf die Weltraumforschung wurde festgestellt , obwohl Efremovs Ansatz egalitärer war und die Nichteinmischung und Gewaltlosigkeit in Bezug auf andere Welten betonte . In der Zukunftswelt von Efremov gibt es keine Staaten, Staatsgrenzen und sozialen Unterschiede – dieses Modell stand im Gegensatz zum Universum der Imperien und Königreiche von E. Hamiltons „ Star Kings “ . Der Autor beschreibt die Geschichte der Menschheit durch den Mund seiner Heldin Veda Kong: Das Zeitalter der uneinigen Welt (bis ins 20 Rand des Todes; eine neue Gesellschaft wurde in der darauffolgenden Ära der Wiedervereinigung der Welt gebildet [265] . Das Gesellschaftsmodell im Zeitalter des Rings ist antiautoritär und nicht hierarchisch (der Autor verwendet neurophysiologische Analogien), ohne Zentrum und basiert auf horizontalen Verbindungen . Zwang und Gewalt gibt es in der Gesellschaft nicht (auch nicht in Form von Überredung), sie zeichnet sich durch ein hohes Maß an Vertrauen und Respekt, Selbstdisziplin und Verantwortung aus . Die Leitung ist öffentlichen Beratungsstrukturen vom Typ Netzwerk (Akademie der Trauer und Freude, Akademie der Stochastik und Zukunftsprognose, Akademie der Grenzen des Wissens etc.) anvertraut, obwohl dort der Rat der Wirtschaft einen zentralen Platz einnimmt sind Analoga von Kontroll- und Justizorganen (Ehrenrat und Rechte) . Kriminelle , diejenigen, die nicht in der Gesellschaft leben wollen oder können, gehen auf die Insel des Vergessens . In Efremovs Gesellschaft gibt es keine sozialen oder Status-Rollen-Konflikte, was laut Komissarov das allgemeine Problem widerspiegelt, die kommunistische Zukunft in der sowjetischen Science-Fiction zu beschreiben .

Den Platz der Institution der Familie nimmt die freie Liebe ein - vorübergehende Beziehungen, die auf gegenseitiger Sympathie beruhen. Die in der sowjetischen Presse kritisierte Dekonstruktion der Familie wird ergänzt durch die kollektive Erziehung der Kinder (ab einem Jahr) - der Sieg der Rationalität über den "blinden Mutterinstinkt". Im Laufe der Ausbildung offenbaren die besten Lehrer die angeborenen Qualitäten der Schüler, helfen ihnen, Egoismus zu überwinden und Wünsche einzudämmen. Mit siebzehn Jahren wird eine Reifeprüfung bestanden - "Die Heldentaten des Herkules" . Wollen Mütter ihre Kinder selbst großziehen, gehen sie auf die Insel der Mütter ( Java ). Das kollektive Bildungssystem ist eine der umstrittensten Ideen von Efremov und offenbar hängt mit seiner Lebenserfahrung ein früher Bruch mit den Eltern zusammen, obwohl die "Schule des dritten Zyklus" der englischen Public School näher steht als dem sowjetischen Internat; Es wird darauf hingewiesen, dass öffentliche Bildung ein häufiges Element von Utopien ist .

Der Roman verband die politischen, sozial- und populärwissenschaftlichen Aspekte des Diskurses des frühen „Tauwetters“ . Der Astronomische Rat entlastet Mven Mass, den "Notfallmann", der für das desaströse Experiment verantwortlich ist, und erteilt ihm eine milde Strafe - die Episode spiegelt deutlich den Übergang von Repression zu Umerziehung und öffentlicher Zensur wider . Die Welt der Zukunft beginnt mit dem Bau einer allplanetaren Spiralstraße, die Länder und Kontinente verbindet – diese Beschreibung hat neben der offensichtlichen Analogie zur industriellen Entwicklung des Frühkapitalismus Ähnlichkeiten mit den Projekten Mitte der 1950er Jahre, in dem riesige Atomzüge mit hoher Geschwindigkeit über breite Schienen rasten . Das Bild des Astronomen Pura Hiss, der seine Kameraden streitet, beschimpft und beschuldigt, verkörpert einen Karrieristen, Denunzianten und Provokateur der Stalin-Ära – in der Zukunft von Efremov können solche Leute keinen Erfolg haben . Trotz hartnäckiger Empfehlungen hat der Autor kein Denkmal für Lenin in den Roman aufgenommen – er war kein Mitglied der sechziger Jahre , und die Dichotomie „guter“ Lenin – „böser“ Stalin, wichtig für den Diskurs des „Tauwetters“, war für ihn nicht von Bedeutung .


Glückwunschtelegramm an den "Schriftsteller Efremov". Gesendet von Studenten des MPEI an das Magazin " Technik für Jugend " im Zusammenhang mit dem Start des ersten Satelliten "Der Andromeda-Nebel" wurde von F. Jameson im Zusammenhang mit "unterdrückter Negativität" betrachtet - der Unmöglichkeit einer integralen utopischen Erzählung - die um einen offensichtlichen Widerspruch herum aufgebaut ist - die nicht reduzierbare Tatsache des Todes. Die traumatischsten und tiefgreifendsten Aspekte der Negativität sind mit der Schattenseite der sozialen Struktur der Utopie (Psychiatrie und Strafsystem) verbunden und kommen in der psychologischen Qual der Helden Darr Veter und Mven Mass zum Ausdruck. Diese Symptome werden objektiviert, erhalten eine räumliche Form in Form eines "Inselgefängnisses" und einer Fernstation, was den Roman " Utopia " von T. Mora näher bringt . I. Kaspe weist auf verschiedene Vertreibungsfiguren hin: die Insel der Mütter als Sackgasse gesellschaftlicher Entwicklung oder der ominöse Dunkle Planet als Abbild des absoluten Nichts. Trotz des Pathos der Überwindung und Neuordnung, des Kampfes um Kultivierung und Ordnung, so Kaspe, gelingt es den Menschen nicht, die "schädlichen bösen Geister der Vergangenheit" oder "schädliche Lebensformen" zu besiegen. Selbstreferenz und geschlossener Raum der Utopie, Streben nach absolutem Sinn führen zu einer „antipsychologischen Psychologisierung“ von Efremovs Text, zu einer „beunruhigenden Seelenleere“ der Figuren (Krankheit von Niza Crete, ähnlich der Depression von Dara Veter), zur schmerzlichen Einsamkeit des Einzelnen. Auch die Erde stellt sich als isoliert heraus, deren Bewohner unter der Unmöglichkeit des direkten Kontakts mit Mitgeistern leiden; andere Welten, wie die Körner der Vergangenheit, die die Menschheit sammelt, sehen aus wie ätherische, illusorische Spiegelungen der Erde, Gestalten des Vergessens und der Bewusstlosigkeit . Geller weist auf enge Verbindungen und Kontroversen (insbesondere mit der Idee der Proletarier-Maschine) von Efremov mit der russischen utopischen Tradition hin, die der Autor gut kannte: mit den frühen sowjetischen und vorrevolutionären Utopien von J. Larry . V. Nikolsky , N. Oliger , Kuprin , Bryusov ; mit den Ideen und Ansichten von Chernyshevsky , Belinsky , N. Pirogov , I. Mechnikov , I. Sechenov . Als Beispiel für direkte Anleihen führt Geller eine Beschreibung der kosmischen Symphonie aus Ton und Licht an, die im Roman den Sieg des Lebens und des Geistes über die unbelebte Materie bezeichnet -die Verbindung zwischen Musik und Licht entsteht bei den Symbolisten , bei A. Skrjabin , und ist in den Büchern von Nikolsky und Larry präsent .

In The Andromeda Nebula drückte Yefremov den Zeitgeist, das „Tauwetter“ mittels Science-Fiction aus . Er behielt Elemente des sowjetischen Diskurses bei, verherrlichte aber nicht das sowjetische Modell, sondern versuchte vielmehr, eine Alternative aufzuzeigen – den „Kommunismus mit menschlichem Antlitz“ unter den Bedingungen der Überwindung des Stalinismus zu beschreiben , einen Posten zu errichten -Stalinistisches Weltbild aus Fragmenten der Vergangenheit und Gegenwart, Weltbild" . Wie Geller feststellte, versuchte der Autor, alle möglichen Probleme zu berücksichtigen, was zu vielen Klischees führte, alte Vorurteile und Stereotypen durch neue ersetzte, zu naiven und widersprüchlichen Überlegungen. Zum Beispiel schloss Efremov die Poesie aus seiner Welt aus , Humor und Komplimente . Geller schrieb  :

  • Die Popularität des Romans, besonders bei jungen Leuten, war sehr hoch. Und sein Einfluss auf das gesamte Genre der Science-Fiction ist immer noch enorm ... In einem Buch hat Efremov sofort gegen alle Verbote verstoßen: das Verbot, ernsthafte Fragen zu stellen und Gesellschaftskritik zu üben, in die Vergangenheit zurückzukehren und in die Zukunft zu blicken Extrapolation in der Wissenschaft und beim Austritt in den Weltraum. Das Erscheinen des Andromeda-Nebels schuf sozusagen ein völlig neues Raum-Zeit-Kontinuum, in dem Einstein und Heisenberg, Mendel und Tsiolkovsky, Fourier und Chernyshevsky zu Bezugspunkten wurden. Alles wurde möglich.

Der Roman zog eine Reihe kritischer Reaktionen auf sich. 1959 entfaltete sich eine Kontroverse auf den Seiten der Industrie- und Wirtschaftszeitung und der Literarischen Zeitung , die zweite Auflage verteidigte den Roman . Der Andromeda-Nebel wurde als zu langfristig kritisiert, von ideologischen und wirtschaftspolitischen Standpunkten aus verurteilt und das Buch als jugendgefährdend bezeichnet. Dem Autor wurde die technokratische Gesellschaftsstruktur vorgeworfen, in der die Arbeiterklasse, das Erziehungs- und Bildungssystem keinen Platz haben. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Menschen der Zukunft die antike Mythologie kennen , sich aber nicht an Marx und Engels erinnern , die Helden der Revolution und der Fünfjahrespläne, die Rolle der UdSSR bei der Weltvereinigung . Einige der Kritiken waren geradezu komisch, etwa die Kritik an übertriebener Erotik . Der Wirtschaftswissenschaftler A. Zworykin schlug in einem Brief an das Zentralkomitee der KPdSU vor, eine wissenschaftliche Kommission einzurichten und eine Diskussion über den Roman zu organisieren. Die Kulturabteilung des Zentralkomitees sympathisierte offensichtlich mit Efremov und bremste die Angelegenheit, indem sie sich auf eine Empfehlung beschränkte, eine Diskussion im Schriftstellerverband zu führen. Eine repräsentative Diskussion, an der G. Arbatov , V. Zakharchenko und andere teilnahmen, führte zur Verteidigung des Andromeda-Nebels und zur Behinderung von Kritikern. Wie Komissarov schlussfolgert, zeigten die Science-Fiction-Autoren unter der Leitung von A. Kazantsev, der den Vorsitz führte , Unternehmenssolidarität.

Das Thema des Großen Kreises wurde durch die Erzählung „Heart of the Serpent“ (1958) fortgesetzt, in der der Autor optimistisch den ersten Kontakt zwischen zwei hochentwickelten kommunistischen Zivilisationen beschrieb .


Razor's Edge

Als Aufgabe des „experimentellen“ Romans „Auf Messers Schneide“ (1963) nannte der Autor die Erkenntnis des „psychologischen Wesens“ des modernen Menschen, um die wissenschaftliche Grundlage für die „Erziehung der Menschen in einer kommunistischen Gesellschaft“ zu legen.  ; das Buch wurde vier Jahre lang geschrieben . Der Roman hat drei Handlungsstränge, die mit dem Treffen der Helden in Indien enden : die Forschungen des sowjetischen Wissenschaftlers und Hypnotiseurs Ivan Girin, der Weg des indischen Künstlers zu höherem Wissen und die Abenteuer junger Italiener, die sich auf die Suche machten Afrikanische Diamanten. Der Roman erhielt niedrige Bewertungen von sowjetischen Kritikern . A. A. Lebedev, der der Hauptaussage des Romans zustimmte, bemerkte die Banalität einiger Ideen und nannte das Ergebnis einen „ästhetischen Zentauren“: Der Autor habe es versäumt, „die Grenze zu gehen“ zwischen Wissenschaft und Fiktion, kulturelle Surrogate der Unterhaltungskunst „anzustellen“. hohe Ideale zu bekräftigen . Abenteuer "nach Haggards Geschmack", so Geller, seien "unaussprechlich langweilig", und umfangreiche wissenschaftliche Begründungen seien sehr zweifelhaft , "The Razor's Edge" wurde jedoch von einem Kritiker als einzigartiger "Sowjet" bezeichnet mystischer Roman".


Apsara- Statue aus Khajuraho

Die neuartigen populären westlichen Konzepte der Psychoanalyse diskutierten das Wesen der Schönheit, definiert als "das höchste Maß an Zweckmäßigkeit", und ihre Bedeutung für die spirituelle Entwicklung des Menschen . Girin hat sein ganzes Leben lang „alte Instinkte“ und „soziale Vorurteile“ studiert, die das menschliche Verhalten beeinflussen, insbesondere Vorstellungen von Schönheit : Trotz der gesamten Zivilisationsgeschichte folgt der moderne Mensch der „Messerschneide“. In einer der Schlüsselepisoden des Romans hält Girin einen Vortrag über die biologische Zweckmäßigkeit der Schönheit (der Autor folgt den Ideen von Chernyshevsky) und spricht über den Aufbewahrungsort primitiver Erfahrungen - das Unterbewusstsein . Wie Geller glaubte, passte der Autor die Konzepte der Psychoanalyse, eher Jungs kollektives Unbewusstes als Freudo -Marxismus , an seine Metaphysik von Gut und Böse an .

Der Roman kritisiert Judentum und Christentum scharf wegen "der Lehre von der Sünde und Unreinheit der Frau" . Girin verurteilt die mittelalterlichen Feuer der Inquisition, spricht positiv über das Lob der weiblichen Schönheit in Hellas und die asiatische Verehrung der Mutter. Wie Geller feststellte, sucht der Schriftsteller, der das Christentum ablehnt, nach tieferen Grundlagen der Spiritualität als einer einfachen Rückkehr zum Natürlichen (Hellas) und wendet sich der indischen Philosophie zu: der Idee des absoluten Wissens, der mystischen Bedeutung der Erotik und darüber hinaus alles um die Idee der spirituellen Selbstvervollkommnung. Efremov schreibt offen über Esoterik, diskutiert Yoga und Shambhala. Westliche positivistische Wissenschaft und östliche spirituelle Offenbarung werden als zwei Wege des Wissens angesehen, zwischen denen ein Weg auf Messers Schneide vorgeschlagen wird. Der Materialist Girin akzeptiert das mystische Wissen der Yogis und erhält ein Geschenk des Hindus - ein Bild von Reitern auf der Brücke, die sich gegenseitig die Hände entgegenstrecken. Sowohl der sowjetische Wissenschaftler als auch die indischen Weisen kritisieren den Konsumismus und Mangel an Spiritualität des Westens, die Hierarchie und Gleichgültigkeit gegenüber den sozialen Problemen des Ostens; Daher wird die Hoffnung auf eine zukünftige Synthese von West und Ost auf Russland (oder „Sowjetrussland“, dessen Mängel schweigen; der Autor vermeidet die Namen „UdSSR“ und „Sowjetunion“) aufgrund seiner besonderen Grenze gesetzt Position zwischen den Kulturen - der Schriftsteller, so Geller, einer der ersten, der wiederbelebtedie russische messianische Idee des 19. Jahrhunderts und tut dies offener und in vielerlei Hinsicht als die "Neuslawophilen" seiner Zeit.

"Stunde des Ochsen"

Titelseite der ersten Buchausgabe

An dem Roman „Die Stunde des Stiers“ (in der Originalfassung – der Erzählung „Lange Morgenröte“) arbeitete der Autor insgesamt sieben Jahre, die viele Ereignisse umfassten – von Gagarins Flug ins All bis zum Aufkommen der Dissidentenbewegung ; die Idee stammt aus dem Jahr 1961, der Roman wurde 1965-1968 geschrieben . Die Veröffentlichung des Buches wurde von Oktyabr , Moskva und Znamya abgelehnt ; eine gekürzte Version wurde in der freundlichen Technik für die Jugend (ohne soziophilosophische Fragmente ) und in The Young Guard (1969), einer separaten, veröffentlicht Auflage erschien 1970. Die Stunde des Ochsen folgt typischen dystopischen Mustern, darunter J. Orwell beschrieben wird die dystopische Gesellschaft jedoch aus der Sicht der Bewohner der kommunistischen Erde , von der die Expedition stammt. Auf dem Planeten Tormans (dem Planet der Qual; die Einwohner nennen ihn Yan-Yah) überleben entfernte Nachkommen von Erdlingen in einem Zustand des "Infernos" : Die unbegrenzte Ausbeutung der Ressourcen verursachte einen sozialen, demografischen und ökologischen Zusammenbruch, der in die Errichtung einer totalitären Diktatur. Der Planet wird von einer starren, wenn auch nicht erblichen Hierarchie beherrscht: Die Menschen werden in Schichten von „kurzlebig“ („kzhi“) und „langlebig“ („ji“) eingeteilt. Kzhi – die Mehrheit der Bevölkerung – verrichten körperliche Arbeit und müssen im Alter von 25 Jahren sterben; ji schließt Wissenschaftler, Ingenieure, Intellektuelle ein. Vier Erdlinge sterben, darunter die Hauptfigur Fay Rodis, die Leiterin der Expedition, aber Tormans erlangt die Freiheit. Das Thema des demografischen Zusammenbruchs im Kontext der Postapokalypse war innovativ für die sowjetische Belletristik, ähnliche Western-Romane – „Move, move“ von G. Garrison und „ Everyone stand on Zanzibar “ von D. Brunner – kamen etwa heraus Gleichzeitig befand sich der Schriftsteller also in einem globalen Trend, obwohl er möglicherweise Entwicklungen aus den Werken von W. Miller (postnukleare Welt), R. Matheson (Euthanasie) usw. verwendete. [324] Die Höhepunktszene der Roman polemisiert laut V. Terekhin offen mit dem Ende der Geschichte " Es ist schwer, ein Gott zu sein " von den Brüdern Strugatsky― Vor seinem Tod bittet Fai Rodis den Kommandanten des Schiffes, sich nicht zu rächen, keine Gewalt, „Hass und Schrecken“ auf Tormance zu säen .

„Die Stunde des Stiers“ nennt der Autor das 20. Jahrhundert – das Ende der Ära der uneinigen Welt – eine der schlimmsten Epochen der Menschheitsgeschichte . Die Frage nach dem Bezug der tormanischen Gesellschaft hat viele Kontroversen ausgelöst , Kritiker folgen oft der Erklärung im Text, der „ameisenartigen Pseudosozialismus“ und „staatsmonopolistischen Kapitalismus“ eng miteinander verknüpft . Man kann davon ausgehen, dass die Gesellschaft in dem Roman die schlimmsten Merkmale des sowjetischen Sozialismus und des westlichen Kapitalismus vereint . Laut D. Bykov ist die Hauptidee des Romans, dass Kommunismus und Kapitalismus sich nicht ausschließen, sondern ergänzen – die Wahl zwischen ihnen ist falsch, da beide Wege ins Inferno führen können . D. Wolodichinstellt eine allgemeine Kritik an den Sackgassen der Großstadtkultur fest . Neben globalen Problemen der Demografie und Ökologie enthält Die Stunde des Stiers viele Anspielungen auf die Geschichte Russlands – die Revolution, den Bürgerkrieg, den Stalinismus, das Tauwetter und das Nachtauwetter : Der Roman zitiert Majakowski . Bryusov, Voloshin , Bunin und wiederholt - eigentlich verboten dann N Gumilyov ; „Prayer for a Bullet“, geschrieben von einem unbekannten Offizier der russischen Armee im Jahr 1917, wird aufgeführt. Die Beschreibung der demografischen Katastrophe bezieht sich laut S. Sergeev auf die enormen menschlichen Verluste der UdSSR während der Katastrophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts . Tormans hat eine Reihe von Merkmalen der sowjetischen Gesellschaft, einschließlich Sitten und Alltag: Alltägliche Unhöflichkeit, Unhöflichkeit und schlechte Manieren; Zensur, Unterentwicklung der Sozialwissenschaften und Umschreiben der Geschichte: absurde Umbenennung zu Ehren der Herrscher, ihres ungezügelten Lobes; Korruption, Unterdrückung und Folter. Der Diskurs des „Tauwetters“ wird bezeichnet als die Identifizierung eines Kaufmanns und eines Nomenklatura-Beamten (ein seltenes Phänomen in der damaligen Literatur), ein Diskussionsclub an einem örtlichen wissenschaftlichen Institut usw.


"Thais von Athen"

Bertel Thorwaldsen . Alexander befiehlt die Verbrennung von Persepolis

Efremov arbeitete lange und sorgfältig an dem Roman Thais of Athens und versuchte, alle ihm zur Verfügung stehenden antiken und modernen Quellen zu studieren, einschließlich englischer ; Schreiben dauerte drei Jahre. In einer gekürzten Fassung erschien der Roman 1972 in der Zeitschrift Young Guard. Der Autor weigerte sich rundweg, erotische Szenen zu eliminieren, und stimmte zu, drei Kapitel zu entfernen (infolgedessen wurden fünf vollständig entfernt); Veröffentlichung endete nach seinem Tod. Die Handlung des Romans spielt im IV. Jahrhundert v. e, während der Feldzüge Alexanders des Großen , umfasst verschiedene Orte vom Peloponnes bis Mesopotamien, von Athen bis Memphis . Im Zentrum der Arbeit steht ein aus antiken Quellen bekanntes historisches Ereignis: der Brand der persischen Hauptstadt Persepolis durch die berühmte Athenerin Heterora Thais , die Gefährtin des mazedonischen Eroberers . "Thais of Athens" kombiniert philosophische Kapitel und dynamische Beschreibungen. Thais reisen, erlangen Wissen, Reife und Weisheit – von Athen nach Sparta, über Kreta nach Ägypten, dann mit der Armee Alexanders nach Babylon und Ekbatana. Am Ende des Romans, nachdem sie als Königin, die Frau von Ptolemäus , nach Ägypten zurückgekehrt ist, verzichtet Thais auf die Macht und geht nach Ouranopolis . Der Brand des königlichen Palastes symbolisiert die Zerstörung eines Reiches, das auf Hierarchie und Unterdrückung basiert . Der große Feldherr beabsichtigte, die Völker des Westens und des Ostens in homonoia, gleicher Vernunft, zu vereinen, aber es gelang ihm nicht: Dem Sieg über die Perser folgte die übliche Versklavung der Völker.

"Tais of Athens" wurde laut A. Britikov Efremovs künstlerisch erfolgreichster Roman . Das Buch präsentiert ein breites Panorama des spirituellen Lebens der Völker des Mittelmeers, eine Art Sammlung von Philosophie, Geschichte, Kunst, Religion, Ritualen, Leben und Bräuchen in der Ära Alexanders , der Zeit der Kollision von Hellas und Asien. Der Autor versuchte, in seinen Worten, einen Wendepunkt in der Geschichte der spirituellen Entwicklung hervorzuheben - den Übergang vom Nationalismus zu einer breiteren Weltanschauung, zu den Ursprüngen der universellen Moral. Diese Ära beinhaltete schicksalhafte, aber wenig erforschte Religionskrisen: Der Niedergang des Matriarchats führte zur Entstehung geheimer Überzeugungen, die sich mit neuen Ideen über das Universum und den Menschen den offiziellen Religionen widersetzten und in den Untergrund gingen. . Die letzte Idee ist Efremovs Interesse an moderner Esoterik – „abgelehntes“ oder „alternatives“ Wissen über okkulte und esoterische Lehren; Thais wird in eine orphische Geheimgesellschaft eingeweiht und studiert die tantrischen Lehren . Wie Geller feststellte, verneigt sich Efremov in dem Roman nicht nur vor einer Frau, sondern vergöttert sie: Weibliche Heldinnen sind Männern überlegen, haben mehr Kraft und Weisheit. "Ständige Kriege, Massaker zwischen den engsten Völkern - das Ergebnis der Thronbesteigung eines Mannes von Göttern und Königen", eine Folge der Spaltung zwischen männlichem und weiblichem Prinzip. Werkzeuge und Maschinen haben die Gefühle und das Gedächtnis der Menschen ersetzt; Männer sind geschwächt, haben den Kontakt zur Natur und den Glauben an sich selbst verloren. Frauen hingegen behalten ihre Natur, sind mit der Welt verbunden, gehorchen nicht dem Verstand .

Schreibmethode. Stil

Efremov näherte sich dem Schreiben von Werken als Wissenschaftler, studierte das Thema und verwandte Themen im Detail. Als er The Andromeda Nebula schrieb, verbrachte er viel Zeit damit, ein System künstlerischer Details aufzubauen. Nach eigenen Angaben hat er seit seiner wissenschaftlichen Arbeit Probleme und Hypothesen in Notizbüchern festgehalten, die er scherzhaft "weise Notizbücher" nannte. In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre begann Efremov, „literarische Ideen, aber nicht nur einen „bloßen Gedanken“, sondern eine Reihe von Details, Fakten, Informationen, die sich um eine Art Kern gruppieren“ einzuführen . Skizzen und fertige Formulierungen, Pläne und Zusammenfassungen von Fragmenten wurden in "Notizbüchern" festgehalten . Der Schriftsteller entwickelte schon früh seine literarische Methode – um mit einer visuellen Darstellung, einem Bild oder einem Porträt zu beginnen. Um die Vorstellungskraft anzuregen, wurden Zeichnungen, Postkarten, Fotografien, fotografische Porträts von Schauspielern und Schauspielerinnen aus Filmzeitschriften und Werbebroschüren gesammelt - all dies half, Bilder von Charakteren und Szenen zu erstellen . Er sagte, dass er vor Beginn der Arbeit „ein Bild bis ins kleinste Detail präsentieren und erst dann versuchen sollte, es zu beschreiben“ . Biographen beschreiben den Tag des Schriftstellers im Jahr 1959: Er verbrachte zehn, manchmal vierzehn Stunden an seinem Schreibtisch, arbeitete von 10 bis 14 Uhr, dann von 16 bis 17 Uhr bis 10 oder 11 Uhr. Efremov las, wählte Material aus, füllte "weise Notizbücher". ", und tippte den fertigen Text auf einer Schreibmaschine .

Laut Efremov schrieb er Science-Fiction, keine philosophischen Abhandlungen, da dieses Genre "mehr Leser" hat ; Science Fiction trat an die Stelle des "naturphilosophischen Denkens, das Zweige verschiedener Wissenschaften vereint, die sich in moderner Spezialisierung auseinanderentwickelt haben" . Seine Werke, und insbesondere Der Andromeda-Nebel, wurden oft wegen ihres lockeren Stils, ihrer gestelzten und skizzenhaften Charaktere und ihrer Didaktik (populäre wissenschaftliche Monologe und Dialoge werden in Form von Fiktion präsentiert) kritisiert.. Es wird angemerkt, dass Efremovs Schreibtalent auf Landschaften und Naturdarstellungen beschränkt war; er arbeitete erfolgreich mit Details, wenn er Architektur, Alltagssituationen, historische Accessoires beschrieb. Immer wieder tauchen in seinen Texten Gemälde, Reliefs, Statuen auf, die der besseren visuellen Wahrnehmung dienen sollen. Die Authentizität und Aufrichtigkeit der Werke (z. B. bei der Beschreibung des Lagerlebens) stammte aus Lebens- und Berufserfahrung, viele Charaktere hatten echte Vorbilder. Beim Übergang vom Besonderen zum Allgemeinen, zur Präsentation eigener Konzepte oder Beschreibungen der kommunistischen Gesellschaft, bemerkte man, mit den Worten Gellers, „die Ungenauigkeit der Sprache, die Unnatürlichkeit der Situationen, zuckersüße Bilder, pathetische melodische Deklamationen". A. Britikov bemerkte in seiner Diskussion über „Der Andromeda-Nebel“, dass die Rede des Autors „stellenweise gestelzt und mit Schönheit geschmückt“ war. Zur Verteidigung des Autors wurde argumentiert, dass langweilige Bücher keine solche Popularität erlangt hätten; Großspurigkeit und Anmaßung der Sprache (die in den frühen Werken nicht vorkommen) sind weniger ein Mangel an schriftstellerischen Fähigkeiten, sondern stammen aus der Sympathie des Autors für die Antike, für das Genre der Tragödie, aus der Ernsthaftigkeit von Efremovs Weltanschauung.


Туманность Андромеды
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w:de:Andromedanebel (Roman)


Andromedanebel (deutsch auch Das Mädchen aus dem All; russisch Туманность Андромеды, transkribiert Tumannost Andromedy) ist ein Science-Fiction-Roman von Iwan Jefremow. Nach dem gekürzten Vorabdruck in der Zeitschrift Technika-Molodjoshi aus dem Jahre 1957 erschien die vollständige Ausgabe 1958. Er gilt als eines der wichtigsten und (mit allein 20 Millionen verkauften Exemplaren in der Sowjetunion) erfolgreichsten Werke des Science-Fiction-Genres in der Sowjetunion.

Der Roman ist der erste Teil einer Trilogie. Diese wird thematisch mit der Erzählung Das Herz der Schlange (abweichender Name Begegnung im All) fortgesetzt und findet ihren Abschluss mit dem Roman Die Stunde des Stiers. Die ebenfalls im Umfeld des Romans spielende Kurzerzählung Fünf Bilder wird dagegen nicht dem Zyklus zugeordnet.


  • Iwan Jefremow: Das Mädchen aus dem All. Wissenschaftlich-phantastischer Roman. Übersetzt durch Heinz Lorenz nach dem gekürzten Vorabdruck von 1957. Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin (Ost) 1958
  • Iwan Jefremow: Das Mädchen aus dem All. Wissenschaftlich-phantastischer Roman. Übersetzt durch Heinz Lorenz und Dieter Pommerenke. Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin (Ost) 1965 (ungekürzte Ausgabe, nach der vollständigen Ausgabe von 1958 übersetzt; erneut erschienen 1967 für Buchclub 65 und 1982 im Verlag Volk und Welt)
  • Iwan A. Jefremow: Andromedanebel (Tumannost' Andromedy). Science-Fiction-Roman. Erste ungekürzte deutsche Ausgabe in Neuübersetzung. Heyne-Verlag 06/19, 1983, ISBN 3-453-30907-3.
    Hinweis: Die Angabe des Impressums ist fehlerhaft. Es handelt sich hierbei nicht um die erste ungekürzte deutsche Ausgabe (die ist 1965 im Verlag Kultur und Fortschritt erschienen, siehe vorhergehender Listeneintrag), sondern um eine Neuübersetzung der vollständigen Ausgabe von 1958 durch Annemarie Kienpointner.

w:ru:Туманность Андромеды (фильм)


Der Andromeda-Nebel ist ein sowjetischer Science- Fiction -Film aus dem Jahr 1967 , der auf dem gleichnamigen Roman von Ivan Yefremov basiert . Originaltitel: The Andromeda Nebula. Teil 1. Gefangene des Eisernen Sterns" .

w:ru:Файл:Туманность Андромеды (фильм).jpg Kosmonaut mit Helm (auch von den Kosmonautinnen im Film benutzt) - nur zur fair use

Gulag

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w:de:Perm-36 Gulag-Museum Arbeitsbesserungsanstalt No.6 – исправительно-трудовая колония №6

Dedowschtschina

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w:de:Dedowschtschina


Dedowschtschina (russisch дедовщина, „Herrschaft der Großväter“) bezeichnet das in den russischen Streitkräften und Streitkräften anderer postsowjetischer Staaten teilweise bis heute übliche Schikanieren jüngerer wehrpflichtiger Soldaten durch Dienstältere.


w:de:Entlassungskandidat

Michail Petrowitsch Petrow

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w:d:Michail Petrowitsch Petrow

Im Jahre 1956 stellte Major Alexander Michailowitsch Petrow, der Sohn des Generals Petrow, eigene Nachforschungen an, was zu einer offiziellen Untersuchung führte. Man stellte fest, dass Generalmajor Petrow bei den Ausbruchskämpfen verwundet worden war. Ihm war durch beide Hüften geschossen worden und durch den hohen Blutverlust danach war er fast durchgängig ohnmächtig. Von einer Gruppe Soldaten unter Führung eines Arztes und einer Krankenschwester (Grossman erwähnte diese Krankenschwester Walja zuvor als „Mätresse Petrows“) wurde der General in das Dorf Golinka in den Wäldern bei Karatschew gebracht und im Haus der Familie Nowokreschtschenow versteckt. Petrow litt an Wundbrand und konnte kaum noch transportiert werden, dennoch schickte er die Krankenschwester weg. Als die Deutschen im Dorf auftauchten, fanden sie den Verwundeten. Aber Frau Nowokreschtschenowa hatte einen alten Mantel über ihn geworfen und behauptete, es handele sich um ihren Ehemann, der im Wald auf eine Mine getreten sei. Die Deutschen zogen daraufhin wieder ab. Eine andere Gruppe versprengter Rotarmisten trug den General weitere sieben Kilometer in eine abgelegene Hütte. Da der Wundbrand sich verschlimmerte, beschlossen die Rotarmisten und Einheimischen, Petrow zu loyalen Ärzten im nahen Karatschew zu bringen, wo er operiert werden sollte. Petrow aber lehnte das Vorhaben ab. Etwa zehn Tage darauf verstarb er Mitte November 1941. Das Grab wurde 1956 ausfindig gemacht und der Leichnam des Generals nach Brjansk überführt, wo noch heute ein Ehrenmal aus schwarzem Granit steht. (Michael Parrish: Sacrifice of the Generals – Soviet Senior Officer Losses 1939–1953. Oxford 2004, S. 290.)


Er trat der Roten Armee bei und kämpfte im Russischen Bürgerkrieg . In der Zwischenkriegszeit wurde Petrov Panzerkorpsoffizier und kämpfte während des Spanischen Bürgerkriegs als Kommandeur eines Panzerbataillons. Für seine Führung erhielt er am 21. Juni 1937 den Titel Held der Sowjetunion.


Nach seiner Rückkehr übernahm Petrow den Befehl über eine Panzer-Division und veröffentlichte Aufsätze zu diesem Thema in Fachzeitschriften. Außerdem gehörte er vom 12. Dezember 1937 bis zu seinem Tod dem neu konstituierten Obersten Sowjet der UdSSR an. Während des Großen Terrors, dem ein großer Teil des höheren Offizierskorps zum Opfer fiel, stieg Petrow jedoch schnell zum Kommandeur des 5. Mechanisierten Korps auf. Dieses befehligte er im September/Oktober 1939 auch während der Sowjetischen Besetzung Ostpolens.[1] Beim Vorstoß in den Raum Grodno war Petrows Korps das erste, das auf dem Marsch mit luftverladenem Treibstoff versorgt wurde.[6] Im neu eingerichteten Besonderen Westlichen Militärbezirk fungierte Petrow als Inspekteur der Panzertruppen und daneben als stellvertretender Kommandeur des 6. Mechanisierten Korps. Als zu diesem Zeitpunkt die militärischen Dienstgrade in der Roten Armee eingeführt wurden, ernannte man Petrow 1940 zum Generalmajor.

Georgi Dmitrijewitsch Latyschew

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w:de:Georgi Dmitrijewitsch Latyschew

1949 erhielt er den Stalinpreis für seine Untersuchungen zur Gammastrahlung im LFTI. Allerdings stellte sich heraus, dass er dabei Ergebnisse gefälscht hatte, was aber im Hinblick auf seine proletarische Herkunft und seine Parteizugehörigkeit nach längerer Untersuchung einer Untersuchungskommission 1950 nur zu einem Tadel für ihn führte.[3] Stattdessen wurde der Institutsdirektor A. F. Joffe für das Fehlverhalten verantwortlich gemacht, was zu dessen Entlassung beitrug.


Am 17. September 1943 wurde Brjansk von sowjetischen Truppen befreit , derzeit wird dieses Datum als Tag der Stadt gefeiert.

30. Jahrestag 17. September 1973 in Brjansk

Hügel der Unsterblichkeit

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Der Hügel der Unsterblichkeit wurde am 7. Mai 1967 gelegt . Erde aus Massengräbern aus den Städten und Dörfern der Region Brjansk , aus den Heldenstädten der UdSSR, aus dem bulgarischen Schipka wurde an den Ort ihrer Verlegung geliefert . Mütter von Soldaten, die während des Großen Vaterländischen Krieges gestorben sind, Kriegs-, Revolutions- und Komsomol-Veteranen, Helden der Sowjetunion, Inhaber des Ordens des Ruhms, Führer und Teilnehmer der Partisanenbewegung und des Untergrunds, Soldaten der Sowjetarmee und der Jugend der Stadt nahmen an der feierlichen Zeremonie zur Verlegung des Kurgan teil .

Der Bau des Kurgan wurde so geplant, dass er mit dem 50. Oktoberjubiläum zusammenfällt . Am Fuße des Kurgan ist ein Kanonenrohr mit einer Kapsel vergraben, die einen Aufruf an die Nachkommen der Brjansk-Leute von 2017 (dem Jahr des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution) enthält:

Liebe Kameraden, Freunde, Menschen des 21. Jahrhunderts!... Vergesst niemals die heroische Vergangenheit unserer Partisanenregion! Denken Sie immer daran, zu welchem ​​Preis Ihre Großväter ihre Freiheit bekommen haben! Kümmere dich darum wie um deinen Augapfel ... Wir hinterlassen dir das Kostbarste, was ein Sowjetmensch hat - Stolz auf sein Heimatland! Lieben Sie Ihr Land so, wie wir es geliebt haben, Ihre älteren Kameraden, Gleichgesinnten, Freunde. Erhöhen Sie die Macht des Mutterlandes der Sowjets!

Die Hauptarbeiten zur Gründung von Kurgan wurden 1967-1968 durchgeführt. durch die Kräfte der Brjansker Komsomol- Mitglieder . Am Fuße des Kurgan führen die Stufen einer breiten Treppe zur Plattform, auf deren Fassade eine Inschrift angebracht ist: „Den Einwohnern von Brjansk, die in den Kämpfen für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Mutterlandes gefallen sind. Hügel der Unsterblichkeit wurde 1968 errichtet . Weiter führen zwei kleine Granittreppen zur oberen Plattform des Hügels, von wo aus sich ein weiter Blick auf das linke Ufer der Desna öffnet .

Am 28. Oktober 1968, am Vorabend des 50. Jahrestages des Komsomol , wurde die erste Etappe von Kurgan eröffnet [1] . Zu diesem Zeitpunkt war auf der Spitze ein Ring aus jungen Birken gepflanzt worden, in dessen Mitte später ein Panoramamuseum des militärischen Ruhms errichtet werden sollte, gekrönt von einem Obelisken mit rotem Stern [2] .

Bis Anfang der 1970er Jahre. Das ursprüngliche Design des Hügels der Unsterblichkeit wurde überarbeitet und ein Wettbewerb zur Fertigstellung des Hügels ins Leben gerufen. Die Ergebnisse wurden im April 1975 zusammengefasst . Aus den 14 eingereichten Arbeiten wählte die Jury das Projekt einer Architektengruppe unter der Leitung von V. A. Teplyakov aus, das umgesetzt wurde [3] .

1976 wurde die zweite Phase von Kurgan fertiggestellt. Auf der oberen Plattform wurde ein Pylon in Form eines fünfzackigen Sterns installiert, der aus einzelnen „Blütenblatt“ -Elementen besteht, die durch einen Mosaikring verbunden sind (der Autor ist der Wandmaler V. P. Kochetkov [4] ).

Das Denkmal auf dem Hügel der Unsterblichkeit wurde am 17. September 1976 eingeweiht [5] .

w:ru:Курган Бессмертия (Брянск)

Partisan-Platz

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Heute ist der Partizan-Platz ein ständiger Ort für Stadtkundgebungen und Feiern im Zusammenhang mit dem Großen Vaterländischen Krieg und an gewöhnlichen Tagen ein Ort der Ruhe für die Bewohner der umliegenden Stadtteile.

Das Denkmal für die Soldaten und Partisanen – die Befreier von Brjansk – wurde am 17. September 1966 , dem 23. Jahrestag der Befreiung der Stadt von den Nazi-Invasoren, feierlich eröffnet. Die Autoren des Denkmals: Bildhauer A. P. Faydysh-Krandievsky , Architekten - M. O. Barshch und A. N. Kolchin .

Der skulpturale und architektonische Komplex besteht aus drei Kompositionen, einem Obelisken und einem Stylobat, die sie vereinen. Der kompositorische Akzent des Denkmals ist der 22 Meter hohe Obelisk des Sieges (Beton mit Granitsplittern), vor dem auf einem Sockel aus hellgrauem Granit eine Bronzeskulptur eines Kriegers (4,2 m) steht, die das Bild verkörpert eines Kommissars. Auf der Vorderseite des Obelisken befindet sich die Inschrift „Für unser sowjetisches Vaterland“; Auf der Rückseite sind die Worte eingraviert: „Ewige Erinnerung an die Helden, die in den Kämpfen für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Vaterlandes gefallen sind. 1941-1945".

Vor der zentralen Komposition befinden sich zu beiden Seiten zwei Skulpturengruppen aus Bronze : rechts - angreifende Soldaten, links - eine Gruppe von Partisanen. Auf der Vorderseite des Sockels mit einer Gruppe von Soldaten befindet sich eine Inschrift: "Am 17. September 1943 befreiten die Soldaten der Sowjetarmee und Partisanenverbände die Stadt Brjansk von den Nazi-Invasoren." Auf einem Sockel mit einer Gruppe von Partisanen stehen die Zeilen eines Gedichts von A. Sofronov , das zur Hymne der Region Brjansk wurde :

"Der raue Brjansk-Wald war

laut, blaue Nebel stiegen herab,

und die Kiefern hörten überall,

wie die Partisanen mit dem Sieg gingen."

Der Obelisk und die skulpturalen Kompositionen sind auf einem gewöhnlichen Stylobat aus Granit (10 × 20 m) installiert, in dessen Mitte vor der Figur des Kommissars die Ewige Flamme brennt .

w:ru:Площадь Партизан (Брянск)

Ewige Flamme

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w:ru:Вечный огонь


Ewige Flamme Nohra

Nach der Kapitulation übernahm die 9th Air Force der United States Army Air Forces den Flugplatz.[7] Am 3. Juli 1945 wurde die 8. Gardearmee unter Gardegeneraloberst W. I. Tschuikow nach Nohra verlegt. Sie hatte in Stalingrad gekämpft und Berlin miterobert.[8] So wurde Nohra einer der wichtigsten Standorte der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Der Stützpunkt war gänzlich von Mauern umgeben, zur deutschen Bevölkerung bestand weitgehend Kontaktverbot.

Hier war das 63. Selbständige Hubschrauberregiment[9] (Hubschrauber Mi-8 und Mi-24) der 8. Gardearmee der WGT stationiert w:de:Nohra (Grammetal)


Брянск. Сквер им. Ленина. Вечный огонь.

Братская могила советских воинов, погибших в 1941-1943 гг. в боях с немецко-фашистскими захватчиками Редактировать

Адрес: Брянск Wikidata-logo.svg, улица Димитрова / улица Никитина, сквер им. Ленина Номер объекта: 3200043000 / 321711134110005 Ссылки: Расположение на карте! Категория на Викискладе галерея (1), паспорт объекта

Описание: 1943 г. Памятник истории регионального значения.

Massengrab von sowjetischen Soldaten, die 1941-1943 starben. im Kampf gegen die Nazi-Invasoren

Adresse: Brjansk Wikidata-logo.svg, Dimitrova-Straße / Nikitin-Straße, Platz im. Lenin Objektnummer: 3200043000 / 321711134110005 Links: Standort auf der Karte! Wikimedia Commons-Kategoriegalerie (1), Objektpass

Beschreibung: 1943. Ein historisches Denkmal von regionaler Bedeutung.


Скульптурная группа «Ленин и Горький» Редактировать

Адрес: Брянск Wikidata-logo.svg, улица Горького, 20 (сквер у ТЮЗа) Номер объекта: 3200078000 / 321711291620005 Ссылки: Расположение на карте Категория на Викискладе галерея (10)

Описание: 1970 г. Памятник монументального искусства регионального значения.

Skulpturengruppe „Lenin und Gorki“ Bearbeiten

Adresse: Brjansk Wikidata-logo.svg, Gorki-Straße, 20 (Platz neben dem Jugendtheater) Objektnummer: 3200078000 / 321711291620005 Links: Standort auf der Karte Wikimedia Commons Kategorie Galerie (10)

Beschreibung: 1970 Denkmal für monumentale Kunst von regionaler Bedeutung.


https://ru.wikivoyage.org/wiki/%D0%9A%D1%83%D0%BB%D1%8C%D1%82%D1%83%D1%80%D0%BD%D0%BE%D0%B5_%D0%BD%D0%B0%D1%81%D0%BB%D0%B5%D0%B4%D0%B8%D0%B5_%D0%A0%D0%BE%D1%81%D1%81%D0%B8%D0%B8/%D0%91%D1%80%D1%8F%D0%BD%D1%81%D0%BA%D0%B0%D1%8F_%D0%BE%D0%B1%D0%BB%D0%B0%D1%81%D1%82%D1%8C/%D0%91%D1%80%D1%8F%D0%BD%D1%81%D0%BA_(%D1%87%D0%B0%D1%81%D1%82%D1%8C_1)

б-р 50-летия Октября


Denkmal zu Ehren der Teilnehmer des Großen Vaterländischen Krieges - ein Pylon mit einer ewigen Flamme

Adresse: Brjansk Wikidata-logo.svg , Bohdan Khmelnitsky Straße / Krasnyh Partizan Straße

Objektnummer: 3200034000 / 321410172840005

Beschreibung: 1967, arch. AZ Sachnowski, 1973 (Rekonstruktion). Ein Monument monumentaler Kunst von regionaler Bedeutung.


Denkmal der monumentalen Kunst Denkmal zu Ehren der Teilnehmer des Großen Vaterländischen Krieges

Adresse: Brjansk , Bogdan-Khmelnizki-Straße / Krasnyje-Partisan-Straße

Objektnummer: 3200034001

Beschreibung: 1967 Denkmal für monumentale Kunst von regionaler Bedeutung.

Ewige Flamme

Denkmal der monumentalen Kunst Ewige Flamme

Adresse: Brjansk Wikidata-logo.svg , Bohdan-Khmelnizki-Straße / Krasnye-Partizan-Straße

Objektnummer: 3200034002

Beschreibung: 1967 Denkmal für monumentale Kunst von regionaler Bedeutung


Im Allgemeinen hat die Tradition des Anzündens von Erinnerungsfeuern eine reiche Geschichte. Die weltweit erste ewige Gasflamme wurde am 11. November 1923 in Frankreich zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs entzündet . Eine ähnliche ewige Flamme zu Ehren der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs wurde am 8. Mai 1946 in Polen entzündet . Aber in Russland gab es eine lange Tradition von Grabkerzen, die zu der weit verbreiteten Praxis des ewigen Feuers führte.

Offiziell wurde die erste Ewige Flamme 1957 in Leningrad auf dem Marsfeld am Jahrestag der Oktoberrevolution entzündet und sollte vor allem die Revolutionäre verewigen [1] [2] . Eine Alternative ist die Version, nach der die erste ewige Flamme in der UdSSR sechs Monate zuvor im Dorf Pervomaisky ( Gebiet Tula ) entzündet wurde, aber diese Version findet keine dokumentarischen Beweise [3] .

Nach der Flamme des Marsfeldes wurde in Sewastopol auf dem Malakhov Kurgan eine ewige Flamme entzündet . Die Zeremonie fand am 22. Februar 1958 statt und war dem Gedenken an die gefallenen Soldaten der Sowjetarmee gewidmet. Im strengen Sinne des Wortes war es nicht ewig, da es in den Ferien auf dem Turm verbrannt wurde und Dieselkraftstoff dafür befeuert wurde [4] .

Im Mai 1960 wurde beschlossen, ein Teilchen der Ewigen Flamme vom Marsfeld auf den Piskarevskoye-Friedhof und 1965 in die Gedenkstätte in Gorki ( Nischni Nowgorod ) zu überführen.

Am 8. Mai 1967 wurde nahe der Kremlmauer in Moskau am Grab des unbekannten Soldaten eine ewige Flamme entzündet . Das Feuer wurde persönlich von Leonid Breschnew angezündet , und die Fackel kam aus Leningrad und wurde von den Flammen des Marsfeldes entzündet .


Epitaphien

"Ewiger Ruhm den Helden, die für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Vaterlandes gefallen sind" ( Wolgograd )

„Dein Name ist unbekannt, deine Tat ist unsterblich“ ( Moskau , Petrosawodsk )

„Du bist furchtlos gefallen im Kampf um die Freiheit und hast mit einem Kunststück den Weg zum Oktober erleuchtet“ ( Kronstadt )

Bei der ewigen Flamme ist es üblich, eine Ehrenwache für Schulkinder unter den Pionieren oder Komsomol-Mitgliedern in Höhe von 2-4 Personen beiderlei Geschlechts aufzustellen, die in Uniformen gekleidet waren, während sie Waffen in ihren trugen Hände. Heranwachsende ansehen dauerte 15-20 Minuten und diente der vaterländischen Erziehung [5] . Die erste Ehrengarde von zwei Jungen der 7. Klasse mit Trainingskarabinern wurde 1965 in Wolgograd ausgestellt . 1966 traten neben den Jungen auch Mädchen in der Wache auf. Von den Elementen der Militäruniform waren Mützen vorhanden . Die Mädchen trugen weiße Schleifen im Haar [6] und an den Beinen Röcketrug weiße Strümpfe [7] . Manchmal gab es anstelle von Mützen Baskenmützen und anstelle von Karabinern PPSh -Maschinenpistolen [8] . Anstelle einer Militäruniform könnte auch eine vollwertige Pionieruniform verwendet werden (wenn das Klima es zulässt): weiße Hemden mit Pionierkrawatten , dunkle Röcke oder Hosen [9]

Es war auch üblich, Blumen (rote Nelken ) an die ewige Flamme [10] zu legen und die Toten mit einer Schweigeminute zu ehren .


Kritiker der ewigen Flamme machen auf die heidnischen Wurzeln dieses Rituals aufmerksam, das auf den Kult der römischen Göttin Vesta zurückgeht und Assoziationen an das ewige Feuer der Gehenna weckt . Außerdem wird im rituellen Plan die ewige Flamme zu einer Art Alternative zum gesegneten Feuer, wenn daran Gedenkkerzen angezündet werden

w:ru:Вечный огонь в СССР

Herbert Belter

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w:de:Herbert Belter

Herbert Belter (* 21. Dezember 1929 in Greifswald; † 28. April 1951 in Moskau) war ein Student in der DDR. Er wurde wegen seines gewaltfreien Widerstandes gegen die Diktatur in der DDR in der nach ihm benannten Belter-Gruppe hingerichtet.

w:de:Belter-Gruppe

Die Belter-Gruppe war ein Teil des studentischen Widerstandes in der DDR an der Universität Leipzig. Kopf der Gruppe war Herbert Belter, der 1951 hingerichtet wurde. Weitere neun Mitglieder wurden 1950 verhaftet und zu mehrjährigen Straflageraufenthalten verurteilt.

Mitglieder der Gruppe waren


Arno Esch

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w:de:Arno Esch

Arno Esch (* 6. Februar 1928 in Memel; † 24. Juli 1951 in Moskau) war ein deutscher Politiker (Liberal-Demokratischen Partei) (LDP) in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Er wurde 1949 verhaftet und 1951 zusammen mit zwei Weggefährten in der Sowjetunion hingerichtet. - In einem zweiten Prozess verurteilte ihn am 26. Mai 1951 mit dem Studenten Gerhard Blankenburg (* 23. August 1923, Stettin) und dem LDP-Funktionär Heinrich Puchstein (* 26. August 1923, Labes) das SMT des Moskauer Militärbezirks erneut zum Tode. Nach Ablehnung von Gnadengesuchen durch das Präsidium des Obersten Sowjets wurden alle drei am 24. Juli 1951 in der Lubjanka erschossen.

w:de:Bernhard Korupp

Korupp, Sohn eines Bauern, wurde in Dorf-Malchow im Kreis Parchim geboren. Mit Friedrich-Franz Wiese besuchte er ab 1938 das Friedrich-Franz-Gymnasium in Parchim. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Mitglied der LDP und begann 1948 ein Studium der Landwirtschaft an der Universität Rostock.[1] Nach der Verhaftung von Arno Esch im Oktober 1949 übernahm er den Vorsitz in der verwaisten LDP-Hochschulgruppe an der Universität Rostock. Im Oktober 1950 wurde er Abgeordneter des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern. Um seiner drohenden Verhaftung zu entgehen, floh er 1951 mit seiner Frau in den Westen.

w:de:Friedrich-Franz Wiese

Wiese besuchte gemeinsam mit Bernhard Korupp das Friedrich-Franz-Gymnasium in Parchim und legte dort 1947 das Abitur ab. Danach studierte er von 1947 bis 1949 an der Universität Rostock[1] Chemie und wurde Mitglied der LDP. Am 18. Oktober 1949 wurde er mit Arno Esch und 12 weiteren jungen LDP-Mitgliedern aus Mecklenburg von der Stasi-Vorläuferorganisation verhaftet.

Wilhelm Grothaus

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w:de:Wilhelm Grothaus :

Wilhelm Grothaus (* 17. November 1893 in Herten; † 28. November 1965 in Recklinghausen[1]) war ein deutscher KPD/SED-Politiker und Opfer des Nationalsozialismus und des Stalinismus.

Im Juni 1945 kehrte er nach Dresden zurück, um nach seiner Frau zu suchen. Anfänglich arbeitete er wieder bei Kelle & Hildebrandt und wurde Vorsitzender einer Wohnparteiorganisation der KPD. Als anerkanntes Opfer des Faschismus und redegewandtes KPD-Mitglied machte er in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) dann schnell Karriere. Über die Stationen als Direktor des Dresdner Finanzamtes,[2] Leiter der Landtagswahlen 1946 im Bezirk Meißen, stieg er im Landwirtschaftsministerium der DDR in der Abteilung Bodenreform in der Zeit von 1947 bis 1950 zum Ministerialdirigenten auf. 1950 fiel er bei der DDR-Führung in Ungnade, nachdem sein vorgesetzter Minister Reinhard Uhle in den Westen geflüchtet war und sich damit einer drohenden Verhaftung entzogen hatte. Grothaus wurde „mangelnde Wachsamkeit“ und „Nichterfüllung des Parteiauftrags und Gefährdung der Staatssicherheit“ vorgeworfen. Die weiteren Vorwürfe der Korruption und Bestechlichkeit entbehrten jeglicher Grundlage. Das Verfahren endete mit einer fristlosen Entlassung aus dem Staatsdienst und einer strengen Rüge, verbunden mit dem zweijährigen Verbot jeglicher Funktion in Staat und Partei.

  • Friedrich Reinhard Uhle (* 13. Mai 1890 in Leipzig; † 1973) war ein deutscher Jurist und Politiker (DDP/DStP/LDP). Er war Vizepräsident der Landesverwaltung Sachsen für Justiz und Gesundheit sowie sächsischer Minister für Land- und Forstwirtschaft und flüchtete 1950 in die Bundesrepublik Deutschland.
    • Ab Juli 1945 war Uhle Vizepräsident der Landesverwaltung Sachsen für Justiz und ab September 1945 zusätzlich auch für Gesundheit. Von Dezember 1946 bis März 1950 war er Minister für Land- und Forstwirtschaft in der Landesregierung Sachsen (siehe Kabinett Friedrichs II und Kabinett Seydewitz I). Von 1946 bis 1950 gehörte er als Abgeordneter dem Sächsischen Landtag an. Ab Oktober 1949 war er auch Mitglied der Provisorischen Länderkammer der DDR. 1948/49 war er Mitglied des Plenums der Deutschen Wirtschaftskommission. Nach einer SED-Kampagne gegen ihn flüchtete Uhle im März 1950 in die Bundesrepublik Deutschland. w:de:Reinhard Uhle

Schützenhofstraße

Nr. 115: Hier wohnte bis zu seiner Übersiedlung in den Westen 1961 der Dresdner Arbeiterfunktionär Wilhelm Grothaus (1893-1965). Grothaus gehörte der SPD an und kam 1934 nach Dresden, wo er als Mitglied der Widerstandsgruppe um Georg Schumann 1944 verhaftet wurde. Beim Luftangriff auf Dresden gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis. Nach Kriegsende arbeitete Grothaus als Stadtkämmerer und Leiter des Personalamtes der Stadt, bevor er aus politischen Gründen in die Niedersedlitzer Firma ABUS zwangsversetzt wurde. Am 17. Juni 1953 gehörte er zu den Führern des Volksaufstandes, nach dessen Niederschlagung er zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Nach seiner Entlassung verließ Wilhelm Grothaus die DDR und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Herten/Westfalen.

http://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Trachau/Strassen_Trachau/Schutzenhofstrasse/schutzenhofstrasse.html


Hat er lange überlegt? „Nicht in diesem Moment“, sagt er zehn Jahre später in einem Interview im Westdeutschen Rundfunk: „Ich habe mein ganzes Leben der Solidarität mit den Arbeitern gewidmet.“ Jetzt musste er handeln. Und so stellte sich der überzeugte Kommunist Wilhelm Grothaus, schon einmal unter den Nazis wegen seiner Überzeugungen verurteilt, am Morgen des 17. Juni 1953 in Dresden an die Spitze der demonstrierenden Arbeiter. Ein wahrer Triumphzug sei das gewesen, berichtet er im Rückblick: „Körbe­weise“ hätte man weggeworfene SED-Parteiabzeichen einsammeln können. Als der Zug an einer Schule vorbeikam, da hätten „die Kinder die russischen Lehrbücher zerfetzt aus dem Fenster“ geworfen."

Wilhelm Grothaus, geboren 1893 in Herten, Westfalen, war ein Mann ganz nach dem Geschmack der SED. Die Eltern waren Arbeiter, der fleißige Sohn besuchte die Abendschule, wurde Lohnbuchhalter und ab 1926 Geschäftsführer einer sozialdemo­kratischen Wohnungsbaugesellschaft in Berlin. 1918 war er in die SPD eingetreten, 1932 in die KPD gewechselt. Mit seiner Frau war er nach Dresden gezogen, hatte sich im kommunistischen Widerstandskampf engagiert. Er wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. In den Feuernächten des 13. Februar 1945 konnte er aus dem Gefängnis fliehen.

Als ein Kollege in den Westen floh, wurde Grothaus entlassen Von der DDR erhoffte er sich ­einen Neuanfang. Er glaubte an den Kommunismus als Staatsform und machte zunächst eine steile Karriere im Landwirtschaftsministerium. Doch: Schon 1950 wurde er fristlos entlassen. Ein Kollege im Ministerium war in den Westen geflüchtet, Grothaus wurde „mangelnde Aufmerksamkeit“ vorgeworfen. Er sollte sich in der Produktion „bewähren“ und wurde strafversetzt in den staatlichen Brückenbaubetrieb VEB Abus. Kamen ihm hier die ersten Zweifel am System der DDR?

Juni 1953: Schon lange war die Bevölkerung unzufrieden. Im Mai hatte die SED die „Arbeitsnormen“ erhöht. Die Arbeiter in den Fabriken sollten schneller und mehr produzieren. Zugleich behaupteten Parteifunktionäre, es gebe eine „Verbesserung des Lebensstandards“. Erst in Ostberlin, dann im ganzen Land entlud sich die Wut gegen Walter Ulbricht und die SED. „Spitzbart, Bauch und Brille, sind nicht Volkes Wille“, skandierten die Menschen auf den Straßen.

Im Abus-Werk in Dresden organisierte Grothaus den Widerstand. Als ihm ein Parteigenosse Verrat vorwarf, wehrte er sich: Mit dem wirklichen Kommunismus habe die DDR-Regierung nichts mehr zu tun. „Verrat an der Arbeiterklasse“ wäre es vielmehr gewesen, „nicht mitzumachen!“ 24 Stunden später war alles vorbei. Grothaus wurde verhaftet. Im selben Gerichtsgebäude, in dem ihn die Nazis angeklagt hatten, erhielt er eine härtere Strafe als andere Mitangeklagte, die bis 1945 bekennende Faschisten waren: 15 Jahre Zuchthaus.

Der Angeklagte soll sich jahrelang als "Genosse" getarnt haben Die „Sächsische Zeitung“ lieferte kurz darauf die propagandistische Begründung – der Angeklagte ­Grothaus habe sich jahrelang als braver Ge­nosse getarnt und jetzt sein „wahres Gesicht, die Fratze eines Verräters an den Interessen der Arbeiterklasse“ gezeigt. Erst 1960 wurde er im ­Rahmen eines allgemeinen Gnaden­erlasses frühzeitig entlassen und ­reiste in den Westen. Eine Rehabilitation gab es nie.

Im Stadtmuseum Dresden, Abteilung Kriegszeit bis 1989, laufen auf einem Bildschirm Ausschnitte einer WDR-Dokumentation von 1966. Man sieht einen älteren Mann, der lachend erzählt, wie er sich nach der Hungerhaft vor allem „Gehacktes“ wünschte und dann wochenlang an Erbrechen litt, weil der geschwächte Körper feste Nahrung nicht vertragen konnte.

1966 starb Wilhelm Grothaus, unbeachtet von der Öffentlichkeit, in seiner Geburtstadt Herten.

17. Juni 1953: Wilhelm Grothaus aus Dresden führte den Arbeiteraufstand an Wer zuschaut, ist ein Verräter

Wilhelm Grothaus stellte sich an die Spitze der revoltierenden Arbeiter in Dresden. Der Kommunist, der schon in der Nazi-Zeit im Gefängnis saß, wurde wieder verhaftet

Chrismon November 2017


der Angeklagte [anonymisiert] wird wegen faschistischer Propaganda zu

1 - einem Jahr und 6 - sechs - Monaten Gefängnis

verurteilt.

Den Angeklagten Grothaus, Saalfrank und [anonymisiert] werden die Sühnenmaßnahmen aus Art. IX Ziff. 3 - 9 der KR. Dir. 38 auferlegt, wobei Ziff. 7 bei dem Angeklagten Grothaus und Saalfrank auf 10 Jahre, und bei dem Angeklagten [anonymisiert] auf 5 Jahre festgesetzt werden.

Die Untersuchungshaft wird wie folgt auf die Strafe angerechnet:

Beim Angeklagten Grothaus, [durchgestrichen: vom 19.06.1953] Saalfrank und [anonymisiert] vom 19.06.1953 bis 22.07.1953.

Sämtliche Angeklagte haben die Kosten des Verfahrens zu tragen.

Gründe:

Durch die Veränderung der außenpolitischen Weltlage konnte die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik einen Kurswechsel durchführen, der darauf gerichtet war, im Interesse der Einheit Deutschlands die Lebenslage der breiten Schichten unserer Bevölkerung zu verbessern. Am 9. Juni 1953 empfahl das Polit-Büro der SED der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik auf gesetzlichem Wege eine entscheidende Verbesserung der Lebenslage der Bevölkerung vorzunehmen, die Rechtssicherheit zu erhöhen und Mängel in der Steuergesetzgebung usw. zu beseitigen. Am 11. Juni 1953 hat die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik durch die bekannten Ministerratsverordnungen dieser Empfehlung Folge geleistet. Schon nach der Veröffentlichung des Kommuniqués vom 09.06.1953 setzte von Seiten der westlichen Kriegstreiber, geführt von den amerikanischen Imperialisten eine wüste Hetze gegen die Volksdemokraten und die Sowjetunion ein. Es war ganz augenscheinlich, daß mit diesem Kurswechsel das Bestreben der westlichen Imperialisten einen Unruheherd in Europa zu erhalten, durchkreuzt wurde. Das war des weiteren umsomehr bedenklich, als man in Korea daran ging, auf Grund der vernünftigen Waffenstillstandsvorschläge der demokratischen Seite, zu einem Waffenstillstand zu gelangen, was eine wichtige Voraussetzung für die Erhaltung des Weltfriedens war und ist. In ihrer Verzweiflung versuchten die westlichen Kriegstreiber einen neuen Brandherd in Europa zu entfachen. Zu diesem Zwecke wurde der lang angekündigte Tag X ausgelöst, der das Ziel hatte, gestützt auf faschistische und kapitalistische Elemente die demokratische Staatsordnung mittels eines Putsches und nachfolgenden Krieges in der DDR zu beseitigen. Wir wissen heute, daß durch das entschiedene Eingreifen unserer Besatzungsmacht das Schlimmste verhütet wurde. Leider haben sich verhetzte und irregeleitete Arbeiter zu diesem Putsch

https://www.stasi-mediathek.de/medien/urteil-gegen-wilhelm-grothaus-und-andere-angeklagte-vom-volksaufstand-1953-in-dresden/blatt/244/


mißbrauchen [durchgestrichen: ließen] lassen. In Dresden waren es aufgehetzte Elemente, die im Sachsenwerk Niedersedlitz beschäftigt waren die als erste in den VEB-Abus in Niedersedlitz eindrangen und die erste Unruhe in die Belegschaft dieses VE-Betriebes hereintrugen. Trotz dieser Provokation wäre es diesen aufgeputschten Elementen nicht gelungen, den volkseigenen Betrieb, bez. deren Belegschaft zu weiteren staatsfeindlichen Aktionen zu veranlassen, wenn sich nicht Verräter an den Interessen der Arbeiter gefunden hätten, wenn sich nicht Verräter an den Interessen der Arbeiter gefunden hätten, die in der letzten Zeit eine negative Einstellung zu der demokratischen Ordnung unserer Republik eingenommen hätten.

1. Der 59-jährige, verheiratete, kaufmännische Sachbearbeiter Wilhelm Grothaus stammt aus einer westfälischen Arbeiterfamilie. Sein [durchgestrichen: A] Vater war Schachthauer. Nachdem er bis 1907 die Volksschule besucht hatte, war er anschliessend als Landarbeiter und ERdarbeiter tätig. Von 1910 bis 1912 lernte er Ankerwikler bei einem westdeutschen Betrieb. Danach arbeitete er 2 Jahre an 3 westdeutschen Gerichten als Gerichtsschreiber. Von 1914 bis Juli 1916 war er Teilnehmer des 1. Weltkrieges und schied wegen einer Kriegsverletzung aus. Nachdem war er Angestellter beim Wirtschaftsamt in Herten und von 1919 bis 1922 Lohnbuchhalter auf der Zeche "Pluto". Bis 1926 arbeitete er als Geschäftsführer. Von da ab, bis 1934 war er Bundeskassierer des Reichsbundes Deutscher Mieter in Berlin. Er war dann noch bis 1937 als Geschäftsführer als Geschäftsführer bei einem Verlag tätig. Von 1939 an arbeitete er als Angestellter bei der Fa. Madaus in Radebeul. Später bei einem Schulverlag in Dresden, wo er Geschäftsführer war. Im Jahre 1940 war er kurze Zeit beim Finanzamt Dresden tätig, löste aber sein Arbeitsverhältnis selbst und war später bis März 1944 bei der Fa. Kelle und Hildebrandt, jetzt VEB Abus , als innerdeutscher Korrespondent tätig. Diese Beschäftigung ist durch eine Inhaftnahme bei der ehemaligen GestaPo unterbrochen worden. Im Juli 1945 kam er nach Dresden zurück und trat wieder bei der Fa. Kelle und Hildebrand (VEB Abus) ein. Danach war er in der Stadtverwaltung beschäftigt. Ende 1946 ging er zum Rundfunk als kaufmn.Sachbearbeiter. Dort schied er Ende 1948 aus und kam als Abteilungsleiter zur ehem. Landesregierung Sachsen, Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Abt. Bodenreform. Von dort ist [durchgestrichen: 1] er 1951 wegen mangelnder Wachsamkeit und Korruption entlassen worden und trat am 15.12.1951 wieder in den VEB Abus als Korrespondent und Kalkulator ein. Dieser Betrieb ist geteilt worden und der Angeklagte war seit 01.02.1953 als kaufm. Sachbearbeiter im Konstruktionsbetrieb der Abus tätig. Sein Gehalt war 460.- DM brutto monatlich. Mit 25 Jahren organisierte er sich in der ehem. SPD, dieser gehörte er bis 1932 an. Da er mit der damaligen Politik der rechts-sozialistischen Führer nicht einverstanden war, erklärte er Ende 1932 seine Mitgliedschagt zur ehem. KPD. Nach dem Verbot durch die faschistischen Machthaber will der Angeklagte mit einem Genossen Schumann illegal weitergearbeitet haben. 1942 ist er dem Nationalkomitté "Freies Deutschland", welches unter der Leitung des Schumann arbeitete, beigetreten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Angeklagte zahlreiche Funktionen. Er war Leiter der Ortsgruppe in Herten, Mitglied des Gemeinderates und Mitglied des Gemeinderates und Mitglied des Kreiseausschusses. Weiter war er, insbesondere in Berlin im Bau- und Wohnungswesen, sowie der Mieterschutz-Bewegung hauptamtlich tätig. Wegen seiner Zugehörigkeit zu dem "National-Komité Freies Deutschland" will er vom März 1944 bis [durchgestrichen: [unleserlich]] zum 16.02.1945 in Untersuchungshaft gewesen sein. Infolge eines Bombenangriffes konnte er entfliehen. Er kehrte nach Dresden zurück und nahm seine

https://www.stasi-mediathek.de/medien/urteil-gegen-wilhelm-grothaus-und-andere-angeklagte-vom-volksaufstand-1953-in-dresden/blatt/245/


Mitgliedschaft zur ehem. KPD wieder auf. Hier war er in der Wohnbezirksgruppe des 13., Stadtbezirkes Vorsitzender. Er ist heute Mitglied der SED und will nach seinen Angaben seit 1945 ca. 1.000 Referate in den Dresdener Betrieben gehalten haben. Er ist weiter Mitglied des FDGB und war schon vor 1945 gewerkschaftlich organisiert. Auf Grund der Vorkommnisse in der ehemaligen Landesregierung Sachsen erhielt der Angeklagte eine Parteirüge, die er jedoch in der Hauptverhandlung nicht anerkannte. Zu der gleichen Zeit ist ihm angeblich die Ausübung weiterer politischer Funktionen untersagt worden. Seit dieser Zeit hat sich der Angeklagte auch nicht mehr politisch betätigt und nahm u.a. auch nicht an den Partei-Lehrjahren teil. Nach seinem gesamten Leben kann man des Angeklagten eine frühzeitige Aktivität für die Arbeiterklasse nicht absprechen. Bemerkenswert ist aber, daß es auch der Angeklagte in der Zeit der faschistischen Aera verstand, z.B. in das faschistische Finanzamt in Dresden kurzfristig unterzukommen, obwohl er angeblich von der ehemaligen GESTAPo verfolgt wurde. Bezeichnend war auch für den Angeklagten, daß er z.B. von 1934 bis 1937 der Geschäftsführer der Verlags-Gesellschaft des Bundes Deutscher Mietervereine in Dresden war. Wenn man die damalige Zeit berücksichtigt, wo alle Vereinigungen, Bünde usw. "gleichgeschaltet" wurden, so ist die langjährige Tätigkeit des Angeklagten in leitenden Stellen ausserordentlich merkwürdig und zeigte dem Senat, daß es der Angeklagte zweifellos versteht, sich einer neuen politischen Situation anzupassen. Die erteilte Parteirüge muß bei dem Angeklagten eine besondere Reaktion ausgelöst haben, denn in der späteren Zeit kritisierte er sehr auffällig die Maßnahmen unserer Deutschen Demokratischen Republik , was durch die Aussage des Mitangeklagten Saalfrank erwiesen ist. Trotzdem der Angeklagte eine ausreichende theoretische Kenntnis von den Zielen der Arbeiterklasse hat, unterstützte er nicht mehr die Linie unserer Regierung und wurde schließlich zum Verräter an seiner eigenen Arbeiterklasse.

Am 17.06.1953 befand sich der Angeklagte auf seiner Arbeitsstelle in dem VE-Betrieb Abus. Gegen 10.00 Uhr bemerkte er einen Tumult am Eingang des Fabriktores. Den aufgehetzten Elementen des Sachsenwerkes gelang es schließlich in die Abus einzudringen und die Betriebsbelegschaft zu beunruhigen. Darauf wurde von dem BGL-Vorsitzenden und der Betriebspartei-Organisation der SED eine Versammlung in einer Werkhalle einberufen. Dort sprach zuerst der BGL-Vorsitzende [anonymisiert] und versuchte, die Belegschaft zu beruhigen. Er wurde niedergeschrieen. Dasselbe geschah auch mit dem 2. Redner, einem Angehörigen der SED. Darauf hat der Angeklagte Saalfrank den Angeklagten Grothaus aufgefordert, das Wort zu ergreifen. Der Angeklagte stieg auf die große Presse und sprach zur Belegschaft, in negativer Weise zu den neuen Maßnahmen unserer Regierung. Auf dieser Versammlung hat der Angeklagte 5 Forderungen der Belegschaft in hetzerischer Art und Weise erläutert. Die Forderungen waren: "Rücktritt der Regierung, Freilassung der politischen Gefangenen, freie und geheime Wahlen, Aufhebung der Einschränkungen in der sozialen Fürsorge und Senkung der HO-Preise. Obwohl es dem Angeklagten unzweifelhaft bekannt war, daß diese Forderungen in ihrem Inhalt einen Putsch gegen unsere demokratische Regierung bedeuten, schlug er der Belegschaft vor, eine 10-köpfige Kommission zu wählen, die in einer späteren Beratung die einzelnen Punkte formulierten und den zuständigen Stellen zuleiten [handschriftliche Ergänzung: sollten]. In diese Kommission ist auch der Angeklagte mit gewählt worden. Gegen Mittag fand sich die Kommission in der Bibliothek des Betriebes zusammen, um [handschriftliche Ergänzung: zu] [handschriftliche Ergänzung: zu] beraten. Später sind 4 Vertreter der Werksleitung hinzugekommen.

https://www.stasi-mediathek.de/medien/urteil-gegen-wilhelm-grothaus-und-andere-angeklagte-vom-volksaufstand-1953-in-dresden/blatt/246/


Als ein Vertreter der Werkleitung, der Zeuge [anonymisiert] verlangte, daß am Anfang der Forderung die Einheit Deutschlands und der Frieden gestellt werden sollte, erklärte der Angeklagte, der den Vorsitz führte, sinngemäß, daß, wenn diese Forderungen erfüllt sind, der obengenannte Antrag automatisch erledigt ist. Auf dieser Sitzung wurde ein Beschluß gefasst, die Betriebsbelegschaft, die inzwischen ihre Arbeit nicht mehr aufgenommen hatte, aufzufordern, nach dem Sachsenwerk in Niedersedlitz zu gehen. Dort sollte der Alterspräsident Buchwitz sprechen. Nachdem noch einige Sicherungen in dem Betrieb veranlasst worden waren, ging der Angeklagte an der Spitze der Belegschaft zum Sachsenwerk. Als er den Hof des Sachsenwerkes [durchgestrichen: be] trat, sprach der Alterspräsident Buchwitz und nahm zur gegenwärtigen Lage Stellung. Der Redner konnte sich später, infolge der Zwischenrufe nicht mehr restlos durchsetzen. Der Angeklagte ging an das Mikrofon und gab die obengenannten Forderungen den ca. 3.000 Anwesenden Sachsenwerkern und Abus-Leuten bekannt. Als der Alterspräsident Buchwitz bei der 2. Forderungen "Freilassung der politischen Gefangenen ", den Einwurf machte "Auch die, die in den KZ's unsere Leute totgeschlagen haben?" nahm der Angeklagte keine Notiz davon und wiederholte noch einmal durch das Mikrofon diesen Punkt. Schließlich forderte der Angeklagte die Betriebsangehörigen vom Sachsenwerk auf, ebenfalls eine Kommission zu wählen, was auf die Initiative des Angeklagten auch geschah. Beide Kommissionen wollten nun mit dem Alterspräsidenten Buchwitz in Verhandlungen treten, was der Alterspräsident in der Gegenwart der aufgeputschten Menge ablehnte. Er erklärte sich schließlich bereit, die Kommissionen in dem BGL-Zimmer zu hören. Ehe der Angeklagte mit seiner Kommission das BGL-Zimmer aufsuchte, gab er dem Kommissionsmitglied [anonymisiert] den Auftrag, die aufgestellten Forderungen an den Angehörigen eines anderen Werkes zu geben, weil der Angeklagte nicht in der Lage war, zu diesen Betriebsangehörigen persönlich zu sprechen. Weiter beauftragte der Angeklagte die [anonymisiert], an dem Demonstrationszug teilzunehmen. Der Angeklagte suchte dann mit den anderen Kommissionsmitgliedern das BGL-Zimmer auf und trug die einzelnen Punkte noch einmal dem Alterspräsidenten vor. Dieser erklärte ihm, , daß die [durchgestrichen: ersten] 2 Punkte "Rücktritt der Regierung" und "Senkung der HO-Preise" für ihn undiskutabel seien. Er erklärte sich aber schließlich bereit, die Kommission am anderen Tage früh noch einmal zu empfangen und gab ihnen auf, die Forderungen schriftlich genauestens zu formulieren. Darauf verließ der Angeklagte das Sachsenwerk und beauftragte später den Mitangeklagten Saalfrank, dem Demonstrationszug mit seinem Rad nachzufahren, [durchgestrichen: wo] um zu sehen, was aus diesem geworden ist. Ogleich der Alterspräsident bei seiner Rede auf dem Hof des Sachsenwerkes den Ausnahmezustand bekanntgegeben hatte, unternahm der Angeklagte nichts, die Abusleute von der von der gesetzeswidrigen Demonstration abzuhalten. Er ging in der VEB Abus zurück und begab sich später nach Hause.

  • [Buchwitz war seit 1950 Alterspräsident der Volkskammer. Er versuchte vergeblich den Aufstand am 17. Juni 1953 zu beschwichtigen. 1953 schied er aus gesundheitlichen Gründen aus der hauptamtlichen Tätigkeit.] w:de:Otto Buchwitz
    • Im Kinderbuchverlag Berlin erschien 1961 das Büchlein „Der berühmte Urgroßvater“ (Die kleinen Trompeterbücher 19), frei nach Motiven aus Buchwitz' veröffentlichten Lebenserinnerungen. Eine SPD-Mitgliedschaft ließ der Verfasser Gottfried Herold unerwähnt.
    • Ruth Seydewitz: Der Klasse treue Kämpfer. Aus dem Leben von Otto Buchwitz. Berlin 1968.
    • Verleihung des Ehrennamens Otto Buchwitz an die Zentralschule des DRK der DDR in Wilthen (28. April 1973)
    • Die Deutsche Post der DDR gab 1979 zu seinen Ehren eine Sondermarke in der Serie Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung heraus.

2. [anonymisiert]

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"Kurze Hoffnung“

Der 60jährige Wilhelm Grothaus, kommunistischer Widerstandskämpfer während des Nationalsozialismus, wird am 16. Juni in Dresden an die Spitze des örtlichen Streikkomitees gewählt. Der kaufmännische Leiter der Firma Abus, der am 23. Juni zu einer 15jährigen Haftstrafe verurteilt wird, schildert den Verlauf des 17. Juni in Dresden:

Beseitigung der Regierung

“Wir haben uns dann in der großen Montagehalle eingefunden. Hier versuchte zunächst der Vertreter der Zentralen Parteileitung der Bezirksleitung zu sprechen, der niedergeschrien wurde. Dann versuchte der Gewerkschaftsobmann zu sprechen, dem es aber auch nicht gelang, zu Wort zu kommen. Dann bin ich auf eine große Drehbank gestiegen und habe zu den Versammelten, etwa 1600 Arbeitern, gesprochen, und dann wars auch still. Die Arbeiter kannten mich ja alle und wussten auch, was ich wollte, mehr oder weniger. Ich habe dann den Arbeitern gesagt, dass .. wir diesen Kampf... umgestalten müssten in einen politischen Kampf und dass [die] entscheidenden Forderungen die seien...:


Beseitigung der Regierung

Sturz des kommunistischen Systems

Freilassung aller politischen Gefangenen

freie und geheime Wahlen

die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands.

Die ganze Versammlung hat meinen Ausführungen unter großem Beifall zugestimmt...

Russen rührten sich nicht

Ich war ja eigentlich für kurze Zeit hoffnungsvoll, wie ich sah, dass die Russen sich nicht rührten. Die rührten sich auch nicht; die guckten zu, dass ein Teil der Polizeibeamten mitmachte, die marschierten mit in den Zügen, nicht alle, aber doch ein ganz großer Teil der Polizei marschierte mit... Dann kam hinzu die Bevölkerung, die stand zu Zehntausenden an den Straßen. Man hätte Parteiabzeichen von der SED, Mitgliedsbücher, hätte man körbeweise einsammeln können. Das haben die Leute alles weggeworfen.

Parteigrößen waren geflüchtet

Wir sind an einer Schule vorbeigekommen, da haben die Kinder die russischen Lehrbücher zerfetzt, aus den Fenstern rausgeschmissen auf den Schulhof. Die Parteigrößen waren alle geflüchtet. Es war überhaupt niemand mehr da. Ich denke, das läuft ja glänzend, also ohne jede Vorbereitung, ohne alle Waffen, bloß von dem Volkswillen getragen. Also da war ich wirklich hoffnungsvoll, muss ich sagen...

Alles wieder verloren

Ich bin dann nach Hause gegangen und hörte vielleicht gegen 21 Uhr nach meiner Erinnerung vom Londoner Sender die Aufforderung: Stellt den Kampf ein, es hat keinen Sinn mehr! Diese Mitteilung hat mich, ich möchte sagen, mehr als betäubt, weil mir nicht eingehen wollte, dass nach diesem gewaltigen Kampf, der nur mit dem Willen und mit dem Geist gegen den Kommunismus zum Austrag gekommen war, ohne jede Waffe, ohne einen Schuss, dass jetzt im letzten Augenblick alles das, was schon erreicht war, wieder verlorenging.“

https://www.wissen.de/kurze-hoffnung


Anders als beispielweise in Görlitz oder Leipzig verliefen die Ereignisse um den 17. Juni 1953 in der Stadt Dresden nahezu unblutig.

Im größten Industriebetrieb Dresdens – der Sowjetischen Aktiengesellschaft Sachsenwerk Niedersedlitz – arbeiteten damals allein im Hauptwerk 5.465 Mitarbeiter, davon waren etwa 900 Mitglied der SED.

Am Morgen des 17. Juni versammelten sich etwa 1.000 bis 2.000 Sachsenwerker und Bauarbeiter der Bauunion spontan im Hof und diskutierten erregt über die Zurücknahme der Normerhöhungen. Der stellvertretende BGL-Vorsitzende Fritz Diener, ein im Betrieb angesehener Arbeiter, versuchte die Maßnahmen der Regierung zu erklären und mahnte zur Ruhe und Besonnenheit. Aber er wurde unterbrochen. Danach sprach der 1. Parteisekretär des Sachsenwerkes Manfred Leuteritz und gab bekannt, die Normerhöhungen seien von der Regierung inzwischen wieder zurückgenommen worden. Der Werkleiter Heinz Noack erklärte, die Arbeitsnormen seien per Gesetz durch die Regierung erhöht worden, was die Arbeiter zu Forderungen „Nieder mit der Regierung“, „Freie Wahlen“ und „Bestrafung der Regierung“ veranlasste. Ein Teil der Belegschaft nahm wieder die Arbeit auf, andere folgten dem Ruf „Wir marschieren!“ Gegen 10 Uhr verließen mehrere Hundert Sachsenwerker und Bauarbeiter das Betriebsgelände und liefen in Richtung Bahnhof Niedersedlitz. Dort teilte sich die Masse. Einige Demonstranten gingen nach Hause, andere wollten zum VEB ABUS und wieder andere Richtung Heidenau/Pirna, um weitere Betriebe für den Streik zu begeistern.

Im VEB ABUS wählten die Mitarbeiter einen elfköpfigen „Prüfungsausschuss“, der die Streikleitung innehatte:

  1. Wilhelm Grothaus (1893 – 1966) war Mitglied der SPD (1918 – 1932) und KPD (ab 1932), kämpfte im illegalen Widerstand gegen die Nazis, wurde 1944 von der Gestapo verhaftet und zum Tode verurteilt. In der Bombennacht vom 13. zum 14.2.1945 gelang ihm die Flucht aus dem Zuchthaus am Münchner Platz. Nach dem Krieg wird das KPD-/SED-Mitglied als Ministerialdirektor eingesetzt. 1950 erhält der unbequeme und geradlinige Grothaus eine Parteirüge und wird fristlos aus der Sächsischen Landesregierung entlassen. Er geht in seinen alten Betrieb VEB ABUS zurück, wo er als Kalkulator arbeitet. Seine Kollegen wählen ihn am 17. Juni zu ihrem Interessenvertreter. Noch in der Nacht zum 18. Juni wird er von der Staatssicherheit verhaftet. Am 23. Juli wird er zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er „die faschistische Diktatur wieder errichten“ wolle. Er wird 1960 begnadigt und verlässt enttäuscht die DDR.
  2. Fritz Saalfrank (1909 – 199?) war seit 1931 Mitglied der NSDAP und SA-Obergruppenführer. Er kommandierte als Hauptmann ein Bataillon an der Ostfront. In der ABUS war er ab 1946 Montagearbeiter, ab 1952 kaufmännischer Angestellter. Am 23. Juli wird der „eingefleischte Faschist“ zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.
  3. Udo Imme (1929 – …) arbeitete als Montageingenieur in der ABUS und war Funktionär der Betriebsgewerkschaft. Am 23. Juli wird er zu eineinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.
  4. Erich Berthold (1902 – …) war seit 1933 Mitglied der NSDAP und der SA. Der Hauptfeldwebel der Wehrmacht kehrte 1948 aus sowjetischer Gefangenschaft zurück, arbeitete in der ABUS als Dreher und später als Technologe. Außerdem fungierte er als Gewerkschaftsvertrauensmann. Er wurde zwar verhaftet, das Verfahren aber wegen Geringfügigkeit des Tatbestandes eingestellt und der Haftbefehl aufgehoben.
  5. Herbert Müller (1925 – …) arbeitete als technische Angestellter in der ABUS. Außerdem fungierte er als Gewerkschaftsvertrauensmann. Er wurde zwar verhaftet, das Verfahren aber wegen Geringfügigkeit des Tatbestandes eingestellt und der Haftbefehl aufgehoben.
  6. Ingeborg Neumann (1925 – …) war seit 1940 im BDM und seit 1944 Mitglied der NSDAP. 1947 trat sie in die SED ein. Sie arbeitete als technische Sachbearbeiterin in der ABUS. Außerdem fungierte sie als Gewerkschaftsvertrauensmann. Sie wurde zwar verhaftet, das Verfahren aber wegen Geringfügigkeit des Tatbestandes eingestellt und der Haftbefehl aufgehoben.
  7. Josef Piesche (1898 – …) verbüßte von 1943 bis 1945 eine Freiheitsstrafe nach dem sog. „Heimtückegesetz“. In der ABUS arbeitete er als Maschinenschlosser und Vorarbeiter. Er wurde zwar am 19. Juni verhaftet, aber gegen ihn wurde keine Anklage erhoben.
  8. Werner Hentschel (1903 – …) war Mitglied der SA. In der ABUS arbeitete er als Buchhalter. Er wurde nicht angeklagt.
  9. Lothar Krausch war Funktionär der Betriebsgewerkschaft. Er wurde nicht angeklagt.
  10. Herr Aster war Mitglied der SED. Er wurde nicht angeklagt.
  11. Herr Struck arbeitete als Betriebsmaler. Er wurde nicht angeklagt.

Etwa 1.000 ABUS-Mitarbeiter zogen gegen 14 Uhr zum Sachsenwerk, wo das Mitglied des ZK der SED Otto Buchwitz (1879 – 1964) beschwichtigend auf die insgesamt 2.000 bis 3.000 Anwesenden einsprach und sie zur Aufnahme der Arbeit bewegen wollte. Dafür erntete er Pfeifen und Johlen. Wilhelm Grothaus ergriff das Wort und stellte die fünf Forderungen der ABUS-Mitarbeiter

  • 1. Rücktritt der Regierung
  • 2. freie und geheime Wahlen
  • 3. Freilassung der politischen Gefangenen
  • 4. Senkung der HO-Preise
  • 5. Aufhebung der Verschlechterung in der Sozialfürsorge

vor und begründete sie. Darauf kam die Aufforderung aus der Menge, in die Dresdener Innenstadt zu marschieren. Unterwegs schlossen sich Mitarbeiter anderer Betriebe, Passanten und Neugierige dem Demonstrationszug an.

Auf dem Postplatz, dem Theaterplatz und dem Altmarkt versammelten sich 15.000 bis 20.000 Menschen, die aber bis in die Abendstunden von der Kasernierten Volkspolizei und sowjetischen Panzereinheiten aufgelöst wurden. Zeitzeugen heben dabei das „vorsichtige Agieren der Sowjets“ hervor, die nur die Menschenmassen zerstreuen und am Weitermarsch in die Innenstadt hindern wollten. Schüsse fielen erst, als einzelne Demonstranten auf dem Postplatz versuchten, das Telegrafenamt und die HO-Verkaufsstelle zu stürmen – allerdings waren dies nur Warnschüsse in die Luft. Gegen 21 Uhr herrschte in der Stadt wieder Ruhe. Am 18. Juni standen an zentralen Stellen der Stadt sowjetische Panzer, Schützenpanzerwagen und Kradbesatzungen und unterbanden so ein erneutes Aufflammen der Streiks. Lediglich im VEB Transformatoren- und Röntgenwerk zwangen „die Freunde“ die Arbeiter durch Abgabe von Warnschüssen an ihre Arbeitsplätze. Am Postplatz sammelten sich am Abend des 18. Juni etwa 200 Personen. Erst nach Einsatz „scharfer Schüsse“ durch Rotarmisten war der Postplatz blitzartig leer. Drei Jugendliche wurden mit Verletzungen ins Friedrichstädter Krankenhaus eingeliefert.

https://www.bommi2000.de/geschichte/20jh/1953/1953juni.php


Wilhelm Grothaus: Dresdner Antifaschist und Aufstandsführer des 17. Juni

Peter Russig

Freistaat Sachsen, Sächsische Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR, 1997 - 209 Seiten

https://books.google.de/books/about/Wilhelm_Grothaus.html?id=eQcSHAAACAAJ&redir_esc=y


Lutz Eigendorf

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w:de:Lutz Eigendorf

Carlo Jordan

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w:de:Carlo Jordan

Tschechoslowakei

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Vorläuferin: Milena Jesenská

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Milena Jesenská (* 10. August 1896 in Prag, Österreich-Ungarn; † 17. Mai 1944 im KZ Ravensbrück) war eine tschechoslowakische Journalistin, Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie gehörte zum engeren Freundeskreis des Schriftstellers Franz Kafka.

  • Franz Kafka (gelegentlich tschechisch František Kafka, hebräischer Name: אנשיל Anschel;[1] * 3. Juli 1883 in Prag, Österreich-Ungarn; † 3. Juni 1924 in Kierling, Österreich) war einer der bedeutendsten Vertreter der Prager deutschen Literatur und der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts überhaupt. Seine Werke – darunter die drei Romanfragmente Der Process, Das Schloss und Der Verschollene sowie zahlreiche Erzählungen – gehören zum Kanon der Weltliteratur.

Milena Jesenská besuchte das Mädchengymnasium Minerva in Prag und studierte danach Medizin. Nach dem Abbruch des Studiums arbeitete sie am Prager Konservatorium und verkehrte in der Prager deutsch-jüdischen Gesellschaft, wo sie unter anderen auch Max Brod und Franz Werfel kennenlernte. 1917 wurde sie von ihrem Vater, Jan Jesenský, wegen ihres Liebesverhältnisses mit dem jüdischen Bohemien Ernst Polak in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, in der sie eine längere Zeit eingesperrt blieb, bis sie Ernst Polak (damals noch Pollak) heiraten durfte (volljährig war man damals – bis 1919 – erst mit 24).[1]

Unmittelbar nach ihrer Entlassung heiratete sie Polak und zog mit ihm nach Wien. Dort nahm ihr Mann sein Bohemeleben wieder auf. Sie lebten von Gelegenheitsarbeiten, vor allem von Milena Jesenskás: Sie unterrichtete Tschechisch und arbeitete als Journalistin, ab 1920 vor allem für die Prager Zeitung Tribuna.[2] Ihren Lebensunterhalt verdiente sie nicht zuletzt durch Übersetzungen.[3] Unter anderem übersetzte sie 1919 Kafkas Erzählung Der Heizer sowie weitere seiner Prosatexte vom Deutschen ins Tschechische, worauf sich 1920/21 ihre Beziehung zu diesem Schriftsteller vertiefte. Aus der hauptsächlich aus brieflichen Kontakten und wenigen Begegnungen bestehenden Beziehung resultiert ein umfangreicher Briefwechsel – nach Willy Haas ein „erschütternder Liebesroman, eine Orgie an Verzweiflung, Seligkeit, Selbstzerfleischung und Selbsterniedrigung“.[4] Kafka beendete schließlich die Beziehung im November 1920, worauf auch der Briefwechsel abrupt abbrach. Der freundschaftliche Kontakt riss allerdings bis zu Kafkas Tod nicht ab: Zwei Jahre später wurden wiederum einige vereinzelte Briefe gewechselt, und am Ende seines Lebens übergab ihr Kafka einige seiner Tagebücher.

1923 scheiterte ein Selbsttötungsversuch. Milena Jesenská nahm in dieser Zeit Drogen, es kam zur Scheidung von ihrem Ehemann. In dieser Zeit freundete sie sich mit der Schriftstellerin Alice Rühle-Gerstel an.

  • Alice Rühle-Gerstel (* 24. März 1894 in Prag; † 24. Juni 1943 in Mexiko-Stadt) war eine deutschsprachige Schriftstellerin, Individualpsychologin und Frauenrechtlerin böhmisch-jüdischer Herkunft.

Milena Jesenská lebte 1925 ein Jahr zusammen mit Franz Xaver Schaffgotsch bei Alice in Friedewald-Buchholz[5] bei Dresden und schrieb in deren Zeitschriften mit.

  • Alice Gerstel kam in einem Jugendstilhaus in der Prager Havličková ul. 13, als erstes von drei Geschwistern, zur Welt. Mutter war die Tschechin Kornelia Gerstel-Strakoš (1874–1924); andere Quellen auch Kornelie (Nelly) Strakosch (1874–1923), geb. Strakošová. Vater war der Möbelfabrikant Emil Gerstel (1870–1919).[1] Alice Gerstel besuchte von 1900 bis 1910 das deutsche Mädchenlyzeum in Prag, ging dann in ein Mädchenpensionat nach Dresden, wo sie begann Musik und moderne Sprachen zu studieren. Sie kehrte im Dezember 1912 nach Prag zurück und legte 1914 am Prager Lehrerinnen-Seminar die Staatsprüfung für Musik ab. Schon früh entwickelte sie neben ihrer Vorliebe für Musik ein starkes Interesse für Literatur. Von Kindheit an mehrsprachig erzogen sprach sie Deutsch, Tschechisch, Englisch und Französisch. In ihrer Jugend hatte sie unter anderem Kontakt zu Schriftstellern wie Willy Haas, Egon Erwin Kisch, Johannes Urzidil und Franz Werfel. Im Ersten Weltkrieg war sie als Krankenschwester im Einsatz. Von 1917 bis 1921 studierte sie in Prag und München Literaturwissenschaften und Philosophie. 1921 promovierte sie mit einer Arbeit über Friedrich Schlegel und Chamfort. Im selben Jahr heiratete die Schülerin Alfred Adlers den Rätekommunisten Otto Rühle, dessen zweite Ehefrau sie war, (und gründete zusammen mit Grete Fantl die Marxistisch-individualpsychologische Arbeitsgemeinschaft Dresden). 1924 gründete sie den Verlag Am andern Ufer – Dresden-Buchholz-Friedewald und gab die Monatsblätter für sozialistische Erziehung heraus. Alice Rühle-Gerstel war mit Milena Jesenská befreundet. Als Anhängerin des Sozialismus war sie bereits vor Beginn der faschistischen Nazi-Herrschaft in Deutschland nicht mehr sicher, daher ging sie 1932 in ihre Heimatstadt Prag zurück. Ab 1933 kümmerte sie sich als Mitarbeiterin beim Prager Tagblatt um dessen Kinderbeilage. Diese Zeit der Identitätssuche in ihrer Geburtsstadt wird in dem autobiographisch gefärbten Roman Der Umbruch oder Hanna und die Freiheit beschrieben. Doch auch Prag verließ sie nach wenigen Jahren und folgte 1936 ihrem Ehemann nach Mexiko, der dort Familie hatte. In Mexiko arbeitete sie als Übersetzerin in einem Regierungsbüro und als Handelsjournalistin. Trotz bestehender Freundschaften zu Trotzki, Frida Kahlo und Diego Rivera fühlte sie sich in Mexiko nie heimisch und nahm sich am Tag des Todes ihres Mannes Otto Rühle im Juni 1943, der einem Herzinfarkt erlag, im mexikanischen Exil das Leben, indem sie sich kurz danach aus dem Fenster stürzte.
  • Irgendwann im Sommer 1925, also in diesen Tagen vor 90 Jahren, dürften sich Passanten am Bahnhof Kötzschenbroda und dann weiter entlang der Moritzburger Straße über einen nicht alltäglichen Anblick gewundert haben. Ein adliger Herr im feinen Anzug schiebt eine Karre mit Gepäckstücken, begleitet wird er von zwei jungen, gut gekleideten Damen. Soeben war die jüngere der beiden dem Zug aus Dresden entstiegen. Vorüberlaufende hören die Gruppe in einem fremden Deutsch miteinander reden, slawische Worte helfen aus, wo das Deutsch versagt. Das Ziel der Gesellschaft ist die Gommlichstraße in Friedewald-Buchholz, eine kleine, sich in einem Bogen erst bergan- und dann wieder bergab windende Straße, an der kaum mehr als eine Handvoll Häuser stehen. Eines davon, die Hausnummer 15b, gehört dem Ehepaar Otto Rühle und Alice Rühle-Gerstel, die am 1. April 1924 auf diesem verträumten Flecken Erde ihren Verlag „Am anderen Ufer“ gegründet und sich sowohl der Herausgabe von Publikationen namhafter, dem linken Spektrum zugehöriger Wissenschaftler und Schriftsteller (u.a. Alfred Adler) verschrieben haben, als auch eigene Veröffentlichungen zu pädagogisch-psychologischen Themen vorantreiben. Die drei Personen, die den langen Aufstieg durch Niederlößnitz und dann Lindenau in Kauf nehmen, sind Jirka Malá, eine junge tschechische Übersetzerin aus Prag, Xaver Graf Schaffgotsch, ein ehemaliger, aus dem heutigen Slowenien stammender österreichischer Offizier, der unter den Eindrücken des 1. Weltkriegs und der Oktoberrevolution Kommunist geworden war, und schließlich Milena Jesenská, Journalistin und langjährige Briefpartnerin und Freundin Franz Kafkas. Dass Milena Jesenská (1896–1944) fast ein ganzes Jahr in Friedewald-Buchholz lebte und dieser Aufenthalt eine Zäsur in ihrem Leben markierte – Kafka war am 3. Juni 1924 in Wien gestorben, sie würde Ende 1925 nach sieben Jahren Abwesenheit wieder in ihre Heimatstadt Prag zurückkehren und dort eine zentrale Rolle im gesellschaftlich-politischen Leben spielen – veranlassten mich zu einer Spurensuche in Texten (vgl. Fußnoten bzw. die Literaturangaben am Ende des zweiten Teils) und vor Ort in Friedewald sowie im Radebeuler Stadtarchiv. Mein Dank gilt deshalb Frau Karnatz vom Stadtarchiv und den freundlichen, weil auskunftsbereiten Anwohnern der Gommlichstraße, besonders Herrn Köhler, der genau in dem Haus wohnt, in dem die Rühles ihren Verlag betrieben und in dem Milena für zehn Monate im Jahr 1925 zu Gast gewesen war. Ich freue mich auch über Hinweise bzw. Ergänzungen von Lesern, insbesondere deshalb, weil ich hoffe, dass evtl. jemand die kleine Ausstellung zu Milena Jesenská besucht hat, die letztes Jahr im Stadtmuseum Dresden gezeigt wurde. Darauf wurde ich allerdings erst in diesem Frühjahr – also zu spät! – aufmerksam. Teil 1: Milena Jesenská und Franz Kafka Franz Kafkas schwierige Beziehung zu Frauen ist durch die Literaturwissenschaft hinlänglich beschrieben und erforscht worden. Das gewichtigste literarische Zeugnis dieser Bindungen sind die „Briefe an Milena“, die erstmals 1952 erschienen und für großes Aufsehen sorgten. Von April 1920, als Kafka in Meran (Südtirol) zur Kur weilte, bis in den Dezember 1923 (also ein halbes Jahr vor seinem Tod) schrieb Kafka an die um 13 Jahre jüngere, zu der Zeit in Wien mit dem Galan Ernst Polak liierte Frau, zunächst noch zurückhaltend, dann von Mai bis September 1920 fast täglich, manchmal sogar mehrfach am Tag. Diese Briefe, die „zu den schönsten und bedrückendsten Zeugnissen dieses Genres“ zählen, gaben der unglücklich verheirateten jungen Frau das Gefühl der unbedingten intellektuellen Anerkennung und feinsinnigen Zuneigung eines Mannes, dessen rätselhafte Erzählungen sie mit Bewunderung gelesen und nun ins Tschechische übersetzen wollte. Tatsächlich gründete die Korrespondenz zwischen beiden darin, dass Milena sich vorgenommen hatte, mit ihrer Übersetzung von Kafkas Erzählung „Der Heizer“ den noch weitgehend unbekannten deutschsprachigen Prager Schriftsteller der tschechischen Leserschaft zu erschließen. Ende April 1920 erschien „Der Heizer“ dann in einer tschechischen Zeitschrift, und Kafka war mit der Übersetzung zufrieden. Milenas Versuche, Franz Kafka alsbald persönlich kennen zu lernen, wurden von diesem jedoch mit Unsicherheit und Zurückhaltung aufgenommen, der distanzierte briefliche Kontakt bedeutete ihm mehr als eventuelle körperliche Nähe. Ja, Kafka hatte geradezu Angst davor, ihre Liebe anzunehmen und sich darauf einzulassen: „Auch ist es vielleicht nicht eigentlich Liebe, wenn ich sage, daß Du mir das Liebste bist; Liebe ist, daß Du mir das Messer bist, mit dem ich in mir wühle“ (Brief vom 14.9. 1920), weshalb er dann bereits im Januar 1921 Milena darum bat, den Briefwechsel ganz einzustellen: „Nicht schreiben und verhindern, dass wir zusammenkommen, nur diese Bitte erfülle mir im stillen.“ Dass Milena für Kafka aber eine wichtige Bezugsperson blieb lässt sich u.a. daran ermessen, dass er ihr im Oktober 1921 seine Tagebücher zur Aufbewahrung überließ, die sie nach seinem Tod dessen Freund Max Brod weiterreichte. Noch viel berührender ist allerdings, dass Milena Franz noch wenige Tage vor seinem Tod im Sanatorium in Kierling bei Wien besuchte („Ich saß neben Kafka, als er in Wien im Sterben lag, und ich wartete, bis er starb“) und sie schließlich einen sehr persönlichen Nachruf schrieb, der am 6. Juni 1924 in der Prager Zeitung „Národní Listy“ („Nationalzeitung“) erschien. Darin heißt es u.a.: „Er war zu hellsichtig, zu weise, um leben zu können […] Er kannte die Menschen, wie sie nur ein Mann von großer nervlicher Empfindsamkeit zu kennen vermag […] Er war ein Mensch und Künstler von so feinem Gewissen, daß er auch dort etwas spürte, wo sich andere, die nicht so empfindlich waren, ungefährdet fühlten.“7. Dass Milena Jesenská in verwandelter Form auch in Kafkas literarischem Werk Eingang fand, wurde durch die Forschung viele Jahre später entdeckt. Zwei Frauengestalten in „Das Schloß“, Frieda und Amalia, tragen unverwechselbare Züge Milenas. Bertram Kazmirowski: "Erinnerungen an Milena" - In: Vorschau und Rückblick. Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Heft 8 / 2015, 1. August 2015
  • Es lässt sich nicht auf den Tag genau bestimmen, wann Milená Jesenská mit ihrem damaligen Partner Xaver Graf Schaffgotsch (1890–1979) in Friedewald eintraf, aber vermutlich war es im Januar oder Februar 1925. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits Fuß als Journalistin gefasst, die sich vor allem aktuellen Themen aus Politik, Kultur und Lebensart widmete und für tschechische Tageszeitungen wie die „Tribuna“ und die Wochenzeitung „Kmen“ schrieb. Darüber hinaus war sie auch als Übersetzerin von Prosa tätig geworden und hatte u.a. Werke von Alfred Döblin, Franz Werfel, Leo Tolstoj und Upton Sinclair ins Tschechische übertragen. Zwar war sie de facto noch mit Ernst Polak verheiratet, aber die Ehe war erodiert, sodass es ihren Freundeskreis nicht verwunderte, dass sie mit einem anderen Mann, Xaver Graf Schaffgotsch, um den Jahreswechsel 1924/25 von Wien kommend in Prag eintraf. Nach kurzem Aufenthalt reiste sie aber nach Friedewald-Buchholz weiter, um ihre Schulfreundin Alice Gerstel zu besuchen, die inzwischen mit dem aus dem Erzgebirge stammenden Otto Rühle verheiratet und als Autorin pädagogischer Schriften in Erscheinung getreten war. 1 Das Haus der Rühles ist heute noch fast im Originalzustand erhalten und eines der ältesten Gebäude der Straße. Aus nicht ganz ersichtlichen Gründen – dazu wussten auch die schon lange dort wohnenden Nachbarn nichts zu sagen – fand wahrscheinlich in der Nachkriegszeit eine Umwidmung der Hausnummern statt. Wenn man nämlich heute nach der Gommlichstraße 15b sucht – diese Adresse findet sich unter dem Eintrag „Rühle, Otto, Schriftsteller“ auch im Einwohnerverzeichnis von Dippelsdorf-Buchholz aus dem Jahr 1925 – dann wird man nicht fündig. Das fragliche Grundstück ist heute die Nummer 4, unmittelbar an der Einmündung der Prof.-von-Fink-Straße. Der langjähriger Bewohner des ehemaligen Verlagshauses, ein mittlerweile betagter pensionierter Bäcker, wusste mir zu berichten, dass in den letzten Jahren ab und an Leute nach den Rühles und dem Verlag gefragt hätten, die Anwesenheit einer Freundin Franz Kafkas habe aber bei diesen Erkundigungen keine Rolle gespielt. Bereits 1932 übrigens gaben das Ehepaar Rühle Verlag und Wohnsitz in Buchholz auf und verließen, auch veranlasst durch das rauer werdende politische Klima eines erstarkenden Nationalsozialismus, die behagliche Idylle und wandten sich nach Prag. Was aber machte Milena Jesenská in den vielen Monaten ihres Aufenthaltes? Gesichert ist, dass sie ihre publizistische Tätigkeit fortsetzte, wovon u.a. ein Brief zeugt, den sie wahrscheinlich im August 1925 an den Redakteur des „Národní listy“ schrieb. Darin kündigt sie an, einen Beitrag für das Feuilleton über den Autor Leonhard Frank fertig zu stellen, der auch von ihrer durch den Umgang mit den politisch aktiven Rühles geschärften Weltanschauung Kenntnis gibt: „Ich kann nicht beurteilen, ob der Teil über den Sozialismus in unsere Zeitung hineinpaßt, und ich möchte einerseits meine Situation nicht verschlechtern, andererseits aber auch nicht gerne etwas von dem zurücknehmen, was ich geschrieben habe; es beginnt für mich die wichtigste Sache in der Welt zu werden.“ 2 Schließlich ist sie auch noch mit einer Übersetzung des Romandebüts von L. Frank („Die Räuberbande“, 1914) beschäftigt, was den Feuilletonartikel erklärt, der auch tatsächlich am 29.8.1925 erschienen war. Des Weiteren gilt als bestätigt, dass sie zusammen mit der eingangs erwähnten Jirka Malá an einer tschechischen Ausgabe des englischen Kinderbuches „Peter Pan“ von James Matthew Barrie arbeitete, weil dieses zu Weihnachten 1925 erscheinen sollte. Der Besuch Jirkás war denn auch ein Arbeitsbesuch, gemeinsam wollten sie letzte Hand an die Ausgabe legen. Darüber hinaus weiß man aus den Veröffentlichungen von Alice Rühle-Gerstel, dass Milena durch ihre kultivierte Freundin mit den Schönheiten des barocken Dresdens und seiner Umgebung bekannt gemacht wurde und sie auch gemeinsam Hausmusik betrieben. Milenas Begleiter, Franz Xaver Graf Schaffgotsch, war für sie während des Aufenthaltes in Friedewald allem Anschein nach ein angenehmer (Gesprächs-) Partner, mit dem sie sich über Politik und Kultur austauschen konnte. Der zum linken Intellektuellen gewandelte vormalige Aristokrat („Der rote Graf“) 3 versuchte sich selbst als Schriftsteller und übersetzte in dieser Zeit bereits russische Märchen, die 1927 im Leipziger Inselverlag erschienen. Als beide im Herbst 1925 nach Prag zurückkehrten, trennte sich Milena alsbald von ihm, weil sie ihn dafür verachtete, dass er so unselbständig war uns sich von ihr abhängig machte. 2015-09-Haus Ruehle Verlagshaus Rühle in Friedewald Foto: B. Kazmirowski Milena Jesenskás weiteres, leider viel zu kurzes Leben, sei hier kurz skizziert. Nach Heirat 1926 und Geburt der Tochter Jana 1928 hatte sie über viele Jahre mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, denen sie mit Morphiumkonsum zu begegnen suchte. Ihre journalistische Tätigkeit litt kaum darunter, aber sie wurde zunehmend politischer und in den 1930er Jahren auch Mitglied der Kommunistischen Partei, für deren Presse („Rudé Právo“) sie zu schreiben begann. Nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen in Prag im März 1939 ging sie in den Widerstand und wurde im November 1939 verhaftet. Über die Zwischenstation Dresden, wo sie einige Zeit im Untersuchungsgefängnis saß, gelangte sie Anfang 1940 schließlich ins KZ Ravensbrück, wo sie am 17. Mai 1944 vermutlich an einer Nierenentzündung starb. So uneins sich die Forschung darüber ist, ob Milena Jesenská wirklich mehr war als eine attraktive, den Zeitläufen geschickt folgende Intellektuelle, die zufällig zur Freundin eines der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wurde, so einstimmig fällt das Urteil aller derjenigen aus, die mit Milena befreundet waren: Milena Jesenská hatte eine faszinierende Ausstrahlung, der man sich nur schwer entziehen konnte, und in ihrem bewegten Leben verdichten sich die großen Hoffnungen und Katastrophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bertram Kazmirowski Literatur: Altner, Manfred: Anwälte des Werdenden. In: Sächsische Lebensbilder. Literarische Streifzüge durch die Lößnitz, die Lausitz, Leipzig und Dresden. Edition Reintzsch, Radebeul 2001. / Buber-Neumann, Margarete: Kafkas Freundin Milena. Gotthold Müller Verlag, München 1963. / Jesenská, Milena: „Alles ist Leben.“ Feuilletons und Reportagen 1919-1939. Hrsg. von Dorothea Rein. Verlag Neue Kritik, Frankfurt 1984. / Kafka, Franz: Briefe an Milena. Erweiterte Neuausgabe. Fischer Verlag, Frankfurt 1999 / Wagnerová, Alena: „Alle meine Artikel sind Liebesbriefe.“ Milena Jesenská. Bollmann Verlag, Mannheim 1994. / Wagnerová, Alena (Hrsg.): „Ich hätte zu antworten tage- und nächtelang“. Die Briefe von Milena. Bollmann Verlag, Mannheim 1996. - In: Milena Jesenská in Friedewald-Buchholz (Teil 2) - Vorschau und Rückblick. Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Heft 9 / 2015, 1. September 2015
  • Xaver Schaffgotsch, geboren als Franz Xaver Reichsgraf von Schaffgotsch genannt Semperfrei von und zu Kynast und Greiffenstein (* 17. Juni 1890 in Laibach Österreich-Ungarn; † 3. April 1979 in Salzburg), war ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer. Er entstammte der österreichischen Linie des schlesischen Adelsgeschlechts der Schaffgotschs. Er war der Sohn von Andreas Gotthard Graf Schaffgotsch und Martha Freiin von Spiegelfeld.[1] Als Österreicher musste er 1919 gemäß dem Adelsaufhebungsgesetz auf seine Adelsprivilegien verzichten. Er war der letzte männliche Nachfolger (ultimus familiae) des österreichischen Zweigs der Schaffgotschs. Im Winter 1914/15 geriet er als Leutnant in russische Gefangenschaft. Aber bereits 1917 reiste er, ausgestattet mit einem dänischen Pass und im Auftrag des Roten Kreuzes, nach Petersburg, um den Austausch von 3.000 Kriegsgefangenen zu bewirken. Die in Petersburg allerorts zu sehenden Abbildungen von Leo Trotzki erinnerten ihn an Lew Bronstein, mit dem er in Wien im Café Central des Öfteren Schach gespielt hatte. Obwohl es mitten in der Nacht war, begab er sich deshalb zum Winterpalais, in dem die Volkskommissare residierten. Er wurde ohne Probleme vorgelassen und Trotzki empfang ihn mit den Worten, „Servus, fein daß Sie da sind ...“. Nach einem ausgiebigen Gespräch war um 6 Uhr die Freilassung der Kriegsgefangenen ausgehandelt.[2] Schaffgotsch, der fließend Russisch sprach und insgeheim ein Anarchist war, kam auch mit Lenin ins Gespräch und forderte von ihm eine eigene internationale Zeitung für die Kriegsgefangenen, welche wirklich informierte, statt jener der Bolschewiken, von ihm als „ein Scheißdreck“ bezeichnet. Lenin soll dann das Gespräch mit dem Spruch, „Ihr Wiener wollt‘s ja immer eine Extrawurst“, beendet haben. Im Frühjahr 1919 reiste er als Beauftragter des Roten Kreuzes von Omsk nach Wladiwostok und machte auch in Krasnojarsk Halt. Hier lernte er Heimito von Doderer und die Gruppe der Freunde kennen (die sog. „Sibiriaken“ Hans von Woynarowicz, Hans Eggenberger, Albrecht Reif, Ernst Scharmitzer, Jossip Zorn, Rudolf Haybach, Erwin Lang), mit denen er später auch in Wien in Kontakt blieb. Nach dem Ersten Weltkrieg begann er die Werke der russischen Autoren Gogol, Puschkin, Tolstoi und anderer zu übersetzten; besonders interessierten ihn russische Volksmärchen, die ihn lebenslang auch literaturwissenschaftlich begleiteten. Schaffgotsch reiste immer wieder nach Russland, da er ein Anhänger des damals noch unbekannten Boris Pasternak geworden war, dessen Gedichte er als einer der ersten übersetzte.[3] Seine Übersetzung von Gogols „Revisor“ wurden im Wiener Akademietheater und im Hamburger Thalia-Theater mehr als fünfzig Mal aufgeführt. Das von ihm übersetzte Werk „Der Alte“ von Maxim Gorki kam 1949 im Theater in der Josefstadt zur Aufführung.[4] Auch die Briefe Swetlana Allilujewas hat er für den Verlag Fritz Molden ins Deutsche übertragen.[5] Diese wurden auszugsweise vom Spiegel und auch von der NZZ abgedruckt; der Verlag Harper and Row hat die Rechte für eine englische Ausgabe erworben. Die Schriftstellerin Gina Kaus war eine Geliebte von Schaffgotsch, daneben war er mit Milena Jesenská, die ihrerseits mit Ernst Polak verheiratet war, liiert, und mit der er dann 1925 für ein Jahr zu Milenas Freundin Alice Rühle-Gerstel in Friedewald-Buchholz bei Dresden verschwand. - Wolfgang Fleischer, 1996, S. 154. - Wolfgang Fleischer: Das verleugnete Leben. Die Biographie des Heimito von Doderer. Kremayr & Scheriau, Wien 1996, ISBN 3-218-00619-8.


Nach ihrer Rückkehr nach Prag arbeitete sie an der Frauenseite in Národní listy (Nationalblätter) und wurde Mitglied einer Gruppe avantgardistischer linker Intellektueller, der Devětsil (Pestwurz). Sie arbeitete an der avantgardistischen Zeitung Pestrý týden (Bunte Woche) mit und veröffentlichte 1926 die Anthologie Wege zur Einfachheit. Schwerpunkt ihrer Arbeiten war das Zusammenleben von Tschechen, Deutschen und Juden in der Tschechoslowakei. Für die Prager Zeitung Tribuna schrieb sie eine Serie von Reportagen über die soziale Lage in Wien, die sie als Journalistin bekannt machte.[2] Daneben entstanden Übersetzungen von Texten Franz Werfels, Gustav Landauers und Rosa Luxemburgs.[3]

1927 heiratete sie Jaromír Krejcar (1895–1950), einen führenden Architekten der Prager Avantgarde, mit dem sie die Tochter Jana Krejcarová (1928–1981) hatte.

Jesenská litt unter Arthritis im Kniegelenk. Nach der Geburt ihrer Tochter Jana verstärkten sich die Schmerzen derart, dass sie nur noch mit Morphin behandelt werden konnte, von dem sie nach kurzer Zeit abhängig wurde. Sie verlor wegen eines einjährigen Krankenhausaufenthaltes ihren Arbeitsplatz und kämpfte, zunächst erfolglos, gegen die Sucht an.


1931 trat Milena Jesenská der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei bei. Aufgrund einer kritischen Äußerung über den Stalinismus wurde sie 1936 aus dieser Partei ausgeschlossen. In einem Brief an Olga Scheinpflugová schrieb Jesenská dazu: „die Menschen aus dem kommunistischen Apparat sind das schlimmste, was ich auf der Welt kenne ... jeder, der selbständig denken will – wird sofort beseitigt.“

  • Zitiert nach: Christiana Puschak: Ihrer Zeit weit voraus: Milena Jesenska. Zum 120. Geburtstag der tschechischen Journalistin, Kafka-Übersetzerin und Antifaschistin. In: junge Welt. 12. August 2016, Nr. 187, S. 15.

Sie wurde Kommentatorin der liberal-demokratischen Kulturzeitschrift Přítomnost (Gegenwart). In einer ihrer ersten Reportagen, „Gestrandete Menschen“ überschrieben, schilderte sie die Ankunft deutscher, vor dem Nationalsozialismus geflüchteter Emigranten in Prag.[7] Sie freundete sich mit dem Exilanten und Journalisten William S. Schlamm an, dessen Texte sie für die Zeitschrift übersetzte. Wenig später gelang es ihr nach acht Jahren Morphiumsucht, sich innerhalb von zwei Wochen davon zu befreien.

Nach der durch das Münchener Abkommen erfolgten Okkupation durch das nationalsozialistische Deutsche Reich und anschließender Zerschlagung der Tschechoslowakei schloss sie sich 1939 dem antifaschistischen tschechoslowakischen Widerstand an. Sie nahm die illegale Arbeit bei der Zeitschrift V boj (In den Kampf) auf und organisierte die Flucht von Juden und jüdischen und nichtjüdischen Emigranten aus der Tschechoslowakei. Sie half Funktionären der KPTsch, sich vor der Gestapo zu verstecken.[3] Im November 1939 wurde sie von der Gestapo verhaftet und in das Dresdner Untersuchungsgefängnis gebracht. Es folgte ein Prozess in Dresden, der mit einem Freispruch endete. Dennoch wurde sie „zwecks Umerziehung“ ins KZ Ravensbrück deportiert. Hier erhielt sie die Nummer 4714 und aufgrund der Nummer den Spitznamen „4711 – Kölnisch Wasser“. Die Kölner Künstlerin Tanya Ury erinnerte an diese Geschichte im Rahmen der Videoinstallation Kölnisch Wasser. 2012 entdeckte die polnische Bohemistin Anna Militz in einem Prager Archiv 14 Briefe und Kassiber aus der Haft an die Familie.[8]

Margarete Buber-Neumann (1901–1989) beschreibt in ihrem Buch Milena, Kafkas Freundin die sich entwickelnde Freundschaft zwischen den beiden Frauen und deren letzte Monate im Konzentrationslager Ravensbrück. Mit diesem Vermächtnis erfüllte Buber-Neumann den letzten Wunsch Jesenskás, die am 17. Mai 1944 an den Folgen einer Nierenoperation im Alter von 47 Jahren im Konzentrationslager starb.[9]

Ihre gesammelten Feuilletons und Reportagen kamen in der Buchausgabe Prager Hinterhöfe im Frühling (Wallstein Verlag) im Februar 2021 auf den zweiten Platz der internationalen deutschsprachigen Sachbuch-Bestenliste.[10] Inhaltlich bekräftigt diese Zeitungsessay- und Reportagensammlung den Autoren-Eigenwert der Prager Journalistin Milena Jesenská jenseits von Bezugnahmen auf Franz Kafka, meint die Rezensentin des Deutschlandfunks.

Jiří Dienstbier starší

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The Plastic People of the Universe

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w:de:The Plastic People of the Universe

Nach der Verhaftung fanden nur noch fünf Konzerte statt, alle im privaten Rahmen – zwei davon im Landhaus von Václav Havel – die aufgrund ihrer notwendigerweise heimlichen Vorbereitung mit Partisanenaktionen verglichen wurden.


w:cz:The Plastic People of the Universe

Aus Protesten gegen die Inhaftierung von Musikern entstand Ende 1976 die Initiative Charta 77 , die die Opposition gegen das kommunistische Regime vereinte. Ein wichtiger Vertreter der Charta 77 war Václav Havel , der später mit der Gruppe zusammenarbeitete, um ihre geheimen Konzerte auf seinem Gut in Hrádeček zu organisieren und sogar Texte anderer Autoren für die Gruppe zu vertonen. Diese erschienen auf den Alben Beef Slaughter und Midnight Mouse


Luboš Kohoutek

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w:de:Luboš Kohoutek


(* 29. Januar 1935 in Zábřeh, Tschechoslowakei)

Luboš Kohoutek studierte bis 1958 Physik und Astronomie in Brünn und Prag. Danach arbeitete er im Astronomischen Institut der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 emigrierte Kohoutek 1970 in die Bundesrepublik Deutschland. Seitdem arbeitet er – auch nach seiner Pensionierung im Jahre 2001 – an der Sternwarte in Hamburg-Bergedorf.

1967 erstellten Luboš Perek und Luboš Kohoutek ihren Catalogue of Galactic Planetary Nebulae (Katalog galaktischer Planetarischer Nebel). Es war damals der umfassendste Katalog mit 1036 Einträgen. Der Katalog umfasste sowohl bereits bekannte Nebel als auch eigene Entdeckungen (z. B. K 3-67).

Kohoutek ist der Entdecker des bekannten langperiodischen Kometen C/1973 E1 (Kohoutek), den er am 7. März 1973 zum ersten Mal sichtete und der nach ihm benannt wurde.

Die Entdeckung des Kometen von 1973 löste eine wahre Kometenhysterie aus, da die ersten Beobachtungen erwarten ließen, dass er sich zu einem der hellsten Kometen des Jahrhunderts entwickeln würde. Die tatsächliche Helligkeitsentwicklung blieb jedoch deutlich hinter den Vorhersagen zurück.

In Ehrung seiner Leistungen wurde der Asteroid (1850) Kohoutek nach ihm benannt.

w:de:C/1973 E1 (Kohoutek)

Der Astronom Luboš Kohoutek an der Hamburger Sternwarte in Bergedorf entschloss sich, an dieser Suche teilzunehmen, und inspizierte zwischen Oktober und November 1971 mehrere Himmelsareale. Obwohl er keine Kometenreste fand, entdeckte er dabei 52 bisher unbekannte Asteroiden, von denen bei 35 eine Bahnbestimmung durchgeführt werden konnte. Die meisten von ihnen sollten Anfang 1973 wieder in günstiger Beobachtungsposition sein, daher versuchte Kohoutek, sie wieder mit einem 80-cm-Schmidt-Teleskop zu beobachten. Am 18. März 1973 entdeckte er auf zwei Aufnahmen, die er am 7. und 9. März auf der Suche nach dem Asteroiden (8606) 1971 UG gemacht hatte, einen nebligen Fleck mit einer Helligkeit von etwa 16 mag, der sich weiterbewegt hatte. Er meldete seine Beobachtung am 19. März an das Central Bureau for Astronomical Telegrams (CBAT) und konnte den Kometen am 21. März bei einer Helligkeit von 15 mag wieder auffinden.

Zum Zeitpunkt seiner Entdeckung war der Komet noch 5,2 AE von der Sonne und 4,2 AE von der Erde entfernt; dies war zu jener Zeit der größte Sonnenabstand für eine Kometenentdeckung. Nachträglich konnte Kohoutek ihn auch auf einer Fotografie auffinden, die er bereits am 28. Januar (ebenfalls auf der Suche nach dem Asteroiden 1971 UG) gemacht hatte. Eine erste Bahnberechnung durch Marsden ergab, dass der Komet gegen Ende des Jahres in Sonnennähe kommen und dann ein helles Objekt für die Beobachtung mit dem bloßen Auge werden könnte.

Während der folgenden Monate konnte der Komet aber zunächst nur fotografisch beobachtet werden. Bis Ende April war seine Helligkeit auf 14,5 mag gestiegen und er konnte von Elizabeth Roemer in Arizona erstmals visuell durch ein Teleskop beobachtet werden. Ende Mai gelangen die letzten Beobachtungen in Argentinien, bevor der Komet sich für Beobachter auf der Erde zu sehr der Sonne näherte. Ende September konnte der Komet durch Tsutomu Seki in Japan erstmals wieder fotografiert werden; er hatte sich inzwischen der Sonne bis auf 2,2 AE genähert. Im Oktober wurde der Komet vielfach in der Morgendämmerung beobachtet. Seine Helligkeit lag bei etwa 10 mag, aber sie stieg weiter an, sodass der Komet ab der zweiten Hälfte des Oktobers von vielen Beobachtern visuell mit Teleskopen und Ferngläsern beobachtet werden konnte, und erreichte Anfang November 8 mag. Auch ein Schweif hatte begonnen, sich auszubilden, und erreichte bis Ende November eine Länge von 1°.

Anfang Dezember wurde der Komet in Florida bei einer Helligkeit von 5,5 mag erstmals mit bloßem Auge beobachtet. Er näherte sich immer mehr der Sonne, was seine Beobachtung in der Morgendämmerung erschwerte. Mitte des Monats war die Helligkeit auf etwa 4 mag gestiegen und die Schweiflänge betrug 12–15°. Der Komet war immer weiter in den Südhimmel gewandert und wurde vor seiner Konjunktion mit der Sonne zum letzten Mal am 22. Dezember bei einer Helligkeit von etwa 2,5 mag von einem Beobachter in Australien und von John Caister Bennett in Südafrika aufgefunden.

Im Januar 1974 wurde der Komet am intensivsten beobachtet. Er war jetzt in der Abenddämmerung zu sehen und nach Helligkeitsschätzungen um 0 mag Anfang des Monats sanken die Werte unerwartet schnell wieder ab auf 4 mag um den 10. Januar und unter 6 mag bis Ende des Monats. Die Schweiflänge hatte von 3–5° auf etwa 1° abgenommen. Bei gleichem Sonnenabstand lag die Helligkeit nach dem Periheldurchgang etwa 1,5 mag unter der vor dem Periheldurchgang. Auch im Februar wurde der Komet noch vielfach beobachtet, zunächst mit Ferngläsern, dann mit Teleskopen. Der Gegenschweif konnte noch den ganzen Monat beobachtet werden. Im März waren dann keine visuellen Beobachtungen mehr möglich, Mitte des Monats lag die Helligkeit des Kometen noch bei 9 mag, der Komet erschien als große, sehr schwache und diffuse Wolke. Ende April gelangen noch wenige Aufnahmen bei einer Helligkeit von 18 mag und zum letzten Mal konnte der Komet am 10. November 1974 durch E. Roemer in Arizona fotografiert werden; sie schätzte die Helligkeit auf 22 mag.


Die Massenmedien stürzten sich (nicht überraschend) auf die optimistischsten Vorhersagen und die Öffentlichkeit, besonders in den Vereinigten Staaten, wurde schon darauf vorbereitet, dass es einen „Weihnachtskometen“ geben würde, aber den endgültigen Anstoß zur Hysterie gab ein Interview eines Experten der NASA, der beiläufig bemerkte, dass „Kometen dieser Größe nur einmal in hundert Jahren auftreten“. Damit wurde ein wahrer Kometenrausch ausgelöst, man sprach nur noch vom „Kometen des Jahrhunderts“, der noch die Erscheinung des Halleyschen Kometen von 1910 in den Schatten stellen würde, der heller als der Vollmond in der Nacht leuchten würde und am Tag zu sehen wäre mit einem Schweif, der ein Sechstel des Himmels überspannt. Bis Mitte des Jahres 1973 waren diese „Fakten“ den meisten Menschen bekannt und ihr Wahrheitsgehalt wurde scheinbar noch dadurch bestätigt, dass sogar der Start der Skylab-4-Mission hinausgezögert wurde, damit die Astronauten den Kometen während ihrer Weltraumspaziergänge beobachten konnten. Es wurden Souvenirs zuhauf verkauft, Kometenreisen in dunkle Gegenden organisiert und sogar eine dreitägige „Komet Kohoutek-Kreuzfahrt“ mit der Queen Elizabeth 2 wurde für Dezember auf dem Atlantik arrangiert, während der der Entdecker einen Vortrag über „seinen“ Kometen halten sollte (was wegen eines Anfalls von Seekrankheit allerdings ausfiel).

In Deutschland titelte ein großes Boulevardblatt bereits am 20. Juni 1973: „Riesiger Komet rast auf unsere Erde zu…“, teilweise wurde in seriösen Zeitschriften aber auch sachlicher über den Kometen berichtet.[8] Als sich im November abzeichnete, dass der Komet nicht die optimistischen Vorhersagen erfüllen würde, gab es warnende Stimmen von Experten, die aber ungehört blieben. Im Dezember stieg der Verkauf von Teleskopen in den USA um 200 % und noch am 17. Dezember veröffentlichte das Magazin „Time“ einen reißerischen Special Report: Kohoutek: Comet of the Century.

Als der Komet um die Weihnachtszeit nicht die erwartete Helligkeitsentwicklung zeigte und nach seinem Periheldurchgang relativ rasch wieder verblasste, schlug die öffentliche Meinung schnell in Enttäuschung und Spott um und der Komet wurde jetzt als der „Reinfall des Jahrhunderts“, „Komet Kohouflop“, „Pleite“ oder „Fiasko“ bezeichnet. Schlimmer war jedoch, dass die Astronomie als exakte Wissenschaft im öffentlichen Ansehen für lange Zeit beschädigt war, dass man ihre Vorhersagen nicht mehr zur Kenntnis nahm und dass die Massenmedien sich in den folgenden Jahren insbesondere von allen Kometenthemen geflissentlich fernhielten. Als zwei Jahre später im März 1976 der Komet C/1975 V1 (West) als einer der größten Kometen des 20. Jahrhunderts erschien, wurde in Zeitungen nur beiläufig darüber berichtet, während Rundfunk und Fernsehen ihn völlig ignorierten, so dass die meisten Menschen nichts von diesem Kometen mitbekamen.

Projekt:Dissidenten im Ostblock/Orte

Berlin

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https://www.astronomie-in-deutschland.de/humboldt-universitaet-zu-berlin

Fritz Bernhard (Physiker): Durch den Bau der Berliner Mauer fehlten an der Humboldt-Universität Professoren. Daher wurde Bernhard 1961 zum Ordentlichen Professor für Experimentalphysik nach Berlin berufen. Von 1964 bis zu seiner Emeritierung 1979 führte er außerdem die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Humboldt-Universität als Dekan. Bernhard bemühte sich als Hochschullehrer auch außerhalb der Universität um eine Popularisierung der Physik bei der Bevölkerung. So wirkte er bei der Urania – Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse und gehörte zu den Mitinitiatoren der wissenschaftlichen Fernsehsendung Aha.


Rudolf Herrmann (Physiker): Der Sohn des Zimmerer-Meisters Richard Herrmann besuchte eine Schule in Jena, machte 1954 das Abitur an der Max-Planck-Schule in Berlin und studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Physik. Seine Promotion 1964 erfolgte an der Moskauer Lomonossow-Universität mit einer Dissertation über die Heisenbergsche Austauschwechselwirkung der Ferromagnetika. Von 1964 bis 1968 arbeitete er bei Pjotr Leonidowitsch Kapiza über die Elektronenstruktur von Festkörpern und habilitierte 1968 an der Humboldt-Universität über Fermi-Flächen hochschmelzender Metalle und magnetische Oberflächenzustände in Metallen und Halbleitern. ... Neben der Diplomandenausbildung promovierten 33 Physiker an seinem Lehrstuhl für Tieftemperaturphysik, von denen sich auch zehn habilitierten. Rudolf Herrmann hielt die Experimentalvorlesung für die Mathematik-/ Physik-Lehrerstudenten. ... Als Prodekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität war er seit den 1970er Jahren bis 1990 Vorsitzender der Promotionskommission für Nichtmediziner an der Charité in Berlin und im gleichen Zeitraum leitete er auch die Naturwissenschaftliche Schülergesellschaft Berlins.

1968 wurde er zum Dozenten für Experimentelle Physik an die Humboldt-Universität und 1970 zum Professor für Experimentelle Physik auf den Lehrstuhl für Tieftemperaturphysik des Fachbereichs Physik der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät berufen.

Karin Herrmann: Sie studierte von 1954 bis 1960 Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Diplomarbeit fertigte Karin Herrmann an der Akademie der Wissenschaften der DDR im Institut für Kristallphysik an. Aufgrund ihrer Leistung wurde sie für die weitere akademische Ausbildung an die Lomonossow-Universität Moskau delegiert. Dieses von 1960 bis 1966 dauernde Zusatzstudium führte wegen ihrer guten Leistungen zur Umwandlung in eine Aspirantur. In Moskau spezialisierte sich Herrmann auf das Gebiet der Halbleiterphysik und promovierte am Lehrstuhl für Kristallphysik bei Alexei Wassiljewitsch Schubnikow mit der Arbeit Optische Parameter von n- und p-Typ Indiumantimonid. Nach ihrem Moskauaufenthalt trat sie 1963 der SED bei.

Werner Ebeling (Physiker): Er war von 1986 bis 1990 Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie Mitglied des Senats der HUB.

Thomas Lohse: (* 1956) ist ein deutscher experimenteller Elementarteilchenphysiker und Astroteilchenphysiker und Hochschullehrer an der Humboldt-Universität Berlin.


Professor for Gamma-ray and Neutrino Astroparticle Physics at the Humboldt University of Berlin and Staff Scientist at DESY.

Contact

  • DESY, Platanen Allee 6 15738 Zeuthen (Germany)
  • Bld/Room: 2A01
  • Tel: +49 (0)337 627 7483

https://www.zeuthen.desy.de/~bernardi/

Prof. Dr. Marek Kowalski

Organisationszugehörigkeit

Experim. Physik, Experimentelle Astroteilchenphysik - DESY(S) (OKZ: 331541)

https://fis.hu-berlin.de/converis/portal/detail/Person/400137127?auxfun=&lang=de_DE

Moskau

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Steklow-Institut für Mathematik

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Altes Institutsgebäude Mathematik
Neues Institutsgebäude Mathematik

w:ru:Математический институт имени В. А. Стеклова РАН

w:de:Steklow-Institut für Mathematik

w:de:Wladimir Andrejewitsch Steklow

Юридический адрес 119991, Москва, ул. Губкина, д. 8

w:de:Yuri Manin: 1965 bis 1992 war er auch Professor für Algebra an der Universität Moskau.

1945 kehrte er mit seiner Mutter nach Simferopol zurück (Mutter war später Chefredakteurin für Belletristik bei Krymizdat , wurde aber während der Kampagne gegen den Kosmopolitismus gefeuert ). Im Schulalter wurde Yuri Manin stark von Vinogradovs Buch Fundamentals of Number Theory beeinflusst, und im Alter von 15 Jahren schickte er Vinogradov seine Verallgemeinerung der Formel für die Anzahl der ganzzahligen Punkte in einem Kreis.

1953 schloss er das Gymnasium mit einer Goldmedaille ab und trat in die Fakultät für Mechanik und Mathematik der Staatlichen Universität Moskau ein . 1958 graduierte er an der Moskauer Staatsuniversität, dann postgraduales Studium dort unter der wissenschaftlichen Leitung von Igor Shafarevich . 1961 verteidigte er seinen Ph.D. und 1963 seine Doktorarbeit in physikalischen und mathematischen Wissenschaften.

Von 1960 bis 1992 arbeitete er in der Abteilung für Algebra des Mathematischen Instituts. V. A. Steklov Akademie der Wissenschaften der UdSSR , von 1965 bis 1992 - an der Moskauer Staatlichen Universität (1967 wurde er Professor am Institut für Höhere Algebra).

Von 1992 bis 1993 war er Professor am Massachusetts Institute of Technology . 1993 zog er nach Deutschland und wurde in die Max-Planck-Gesellschaft aufgenommen . Von 1993 bis 2005 war er Co-Direktor des Max-Planck-Instituts für Mathematik ( Bonn ).

Seit 2002 ist er Professor an der Northwestern University (USA). Seit 2005 ist er Honorarprofessor am Max-Planck-Institut für Mathematik (Bonn).

Seine berühmtesten Schüler sind V. G. Drinfeld und V. A. Iskovskikh .

Es ist der Prototyp von Vecherovsky aus der fantastischen Geschichte „ Eine Milliarde Jahre vor dem Ende der Welt “ der Gebrüder Strugatsky

Fakultät für Physik, Staatliche Universität Moskau

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Gebäude Physik

119991, Moskau, GSP-1, Leninskiye Gory, Staatliche Universität Moskau, 1, Gebäude 2, Fakultät für Physik

w:de:Waleri Anatoljewitsch Rubakow

(russisch Валерий Анатольевич Рубаков; englische Transkription Valery Rubakov; * 16. Februar 1955 in Moskau; † 18. Oktober 2022 in Sarow[1][2]) war ein russischer theoretischer Physiker.

w:ru:Рубаков, Валерий Анатольевич - Spezialist für Quantenfeldtheorie , Elementarteilchenphysik und Kosmologie , Akademiker der Russischen Akademie der Wissenschaften (1997), Doktor der Physikalische und mathematische Wissenschaften (1989) - 1972 trat er in die Fakultät für Physik der Moskauer Staatlichen Universität ein. M. V. Lomonosov , absolvierte es 1978 [1] und trat dann in die Graduiertenschule des Instituts für Kernforschung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (INR) (Институт ядерных исследований РАН) ein. 1981 verteidigte er unter der Leitung von N. V. Krasnikov und A. N. Tavkhelidze seine Doktorarbeit „Die Struktur des Vakuums in Eichmodellen der Quantenfeldtheorie“. Doktor der physikalischen und mathematischen Wissenschaften (1989).

  • w:ru:Институт ядерных исследований РАН - Das Institut für Nuklearforschung der Russischen Akademie der Wissenschaften (INR RAS, früher INR AS UdSSR) wurde durch Dekret des Präsidiums der Akademie der Wissenschaften der UdSSR vom 24. Dezember 1970 Nr. 1051 auf der Grundlage des Beschlusses gegründet der Regierung, verabschiedet auf Initiative der Abteilung für Kernphysik, um eine moderne experimentelle Basis zu schaffen und die Forschung in den Bereichen Teilchenphysik , Atomkerne , Physik der kosmischen Strahlung und Neutrino - Astrophysik zu entwickeln .


Fursov, Wassili Stepanowitsch ( 14. Januar 1910 , Lipetsk - 17. November 1998 ) - Sowjetischer und russischer theoretischer Physiker , Doktor der physikalischen und mathematischen Wissenschaften , Mitglied des sowjetischen Atomwaffenprogramms . Er war an der Entwicklung des ersten sowjetischen Kernreaktors beteiligt . 35 Jahre lang war er Dekan der Fakultät für Physik der Staatlichen Universität Moskau. Lomonossow (1954-1989). Er hat Arbeiten zur theoretischen Optik , Quantenstatistik und Kernenergie. - Im Rahmen des sowjetischen Atomprojekts wurde am 22. Mai 1944 einer der ersten Absolventen der Fakultät für Physik der Moskauer Staatlichen Universität vom Labor Nr. 2 der Akademie der Wissenschaften der UdSSR [4] eingestellt , das später den Status erhielt eines Instituts und wurde in Institut für Atomenergie umbenannt . - Teilnahme an der Montage und dem Start des A-1- Reaktors (am 8. Juni 1948 ein Testlauf, am 10. Juni ein industrieller Start und am 19. Juni der Zugang zum Regime). w:ru:Фурсов, Василий Степанович


I. K. Kikoin arbeitete bis zum 2. November 1959 am MEPhI Joint Department of Physics, danach wechselte er an die Moskauer Universität, wo er an der Fakultät für Physik der Moskauer Staatlichen Universität Vorlesungen über allgemeine Physik hielt (Professor des Department of General Physics of Moscow State Universität von 1954 bis 1977). w:ru:Кикоин, Исаак Константинович


In 1953-1973 - Professor , Gründer der Abteilung für Atomphysik, Staatliche Universität Moskau . 1955 unterzeichnete er den Dreihundertbrief . Von 1963 bis 1973 war er stellvertretender Vorsitzender des sowjetischen Pugwash-Komitees und leitete das Nationale Komitee der sowjetischen Physiker . w:ru:Арцимович, Лев Андреевич

w:ru:Российский Пагуошский комитет


w:ru:Физико-математический факультет Московского университета


Lebedew-Institut (Akademie der Wissenschaften der UdSSR)

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w:de:Lebedew-Institut

Das Lebedew-Institut (russisch Физический институт им. П. Н. Лебедева РАН) in Moskau ist eines der Institute der Russischen Akademie der Wissenschaften. Die Forschung in dieser Einrichtung ist auf Physik spezialisiert. Es wird oft als ФИАН (FIAN) abgekürzt.


Institut für Kernforschung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (INR)

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Институт ядерных исследований РАН

117312, Moskau, V-312, Prospekt zum 60. Jahrestag vom 7. Oktober

w:de:Troizk (Moskau)

Am 23. März 1977 wurde die städtische Siedlung Akademgorodok in die Stadt Troizk [34] mit 20.000 Einwohnern umgewandelt. Am 29. Januar 2007 erhielt die Stadt durch Dekret Nr. 52 der russischen Regierung den Status einer Wissenschaftsstadt. w:ru:Троицк (Москва)

Das Institut für Nuklearforschung der Russischen Akademie der Wissenschaften (INR RAS, früher INR AS UdSSR) wurde durch Dekret des Präsidiums der Akademie der Wissenschaften der UdSSR vom 24. Dezember 1970 Nr. 1051 auf der Grundlage des Beschlusses gegründet der Regierung, verabschiedet auf Initiative der Abteilung für Kernphysik, um eine moderne experimentelle Basis zu schaffen und die Forschung in den Bereichen Teilchenphysik , Atomkerne , Physik der kosmischen Strahlung und Neutrino - Astrophysik zu entwickeln .

Der Akademiker M. A. Markov spielte zusammen mit herausragenden sowjetischen Physikern, dem Nobelpreisträger Akademiker I. M. Frank , dem Akademiker N. N. Bogolyubov und anderen eine entscheidende Rolle bei der Gründung des Instituts für Kernforschung der Russischen Akademie der Wissenschaften. Dank seines Einflusses wurden am Institut zwei Forschungsbereiche gebildet: Physik der Mikrowelt - Physik kleiner Entfernungen und hoher Energien sowie Astrophysik - Physik großer Entfernungen, die Wissenschaft vom Leben des Universums.

Als das Institut gegründet wurde, wurde die Aufgabe gestellt, im Wissenschaftszentrum der Akademie der Wissenschaften in Troizk , Gebiet Moskau, eine Mesonfabrik auf der Grundlage eines Hochstrom-Linearbeschleunigers für Protonen und negative Wasserstoffionen mit einer Energie von 600 MeV zu bauen . Sowie die Schaffung eines Komplexes unterirdischer Low-Background-Labors mit Neutrino-Teleskopen in der Baksan-Schlucht in der Elbrus-Region .

Seit 1980 entwickelt das Institut am Baikal-Tiefsee-Neutrino-Teleskop den Tiefseenachweis von Myonen und Neutrinos .

Seit 1980 begann die Wissenschaftliche Neutrinostation Artyomovskaya in der Region Donezk am INR zu arbeiten.


Die Hauptrichtungen der wissenschaftlichen Forschung am INR RAS

  • Teilchenphysik , Hochenergiephysik , Theorie der Eichfelder und fundamentalen Wechselwirkungen, Kosmologie ;
  • Neutrino-Astrophysik , Neutrino-, Gamma- und Gravitationswellen-Astronomie, Physik der kosmischen Strahlung , Physik und Technologie von Neutrino-Teleskopen in Untergrund- und Unterwasserlabors mit niedrigem Hintergrund;
  • Kernphysik , relativistische Kernphysik;
  • Physik der kondensierten Materie , Materialwissenschaften , einschließlich Strahlungsmaterialwissenschaften, Neutronenphysik , Physik und Technologie von Neutronenquellen;
  • Physik und Technologie von Beschleunigern ; Physik von Strahlen geladener Teilchen;
  • Interdisziplinäre Forschung, Angewandte Kernphysik, Radioisotopenforschung, Nuklearmedizin , Elektronukleare Umwandlung spaltbarer Stoffe, Probleme des Umweltschutzes, Informationstechnologie in experimenteller und theoretischer Physik .


Derzeit ist INR RAS eines der führenden Forschungszentren für Kernphysik. Seine Unterabteilungen befinden sich in Moskau, im Stadtbezirk Troitsk (Moskau), BNO RAS (Elbrus-Region, KBR), am Baikalsee, Neutrino-Installationen befinden sich in Artyomovsk (Ukraine) und Gran Sasso (Italien).

Es gibt 12 wissenschaftliche Abteilungen und Labors am INR RAS, darunter das Baksan-Neutrino-Observatorium, das Baikal-Neutrino-Observatorium, das Wissenschafts- und Bildungszentrum, das 3 spezialisierte Abteilungen und 2 Labors zusammen mit Universitäten umfasst, Aufbaustudien im Studienbereich 03.06.01 "Physik und Astronomie".

Das Institut beschäftigt 1025 Mitarbeiter, darunter 55 Doktoren der Naturwissenschaften, 137 Kandidaten der Naturwissenschaften. Darunter 3 Akademiker der Russischen Akademie der Wissenschaften ( V. A. Matveev , V. A. Rubakov , I. I. Tkachev ) und 6 korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften ( V. N. Gavrin , D. S. Gorbunov , G. V. Domogatsky , L. V. Kravchuk , O. G. Ryazhskaya , S. V. Troitsky), 4 Professoren der Russischen Akademie der Wissenschaften, 2 geehrte Mitarbeiter der Wissenschaft und Technologie, 11 Professoren, 2 geehrte Professoren der Moskauer Universität

Jaroslawler Bahnhof

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Jaroslawler Bahnhof

w:de:Moskau Jaroslawler Bahnhof ein bedeutender Kopfbahnhof in der russischen Hauptstadt Moskau. Er wurde im Jahre 1862 erbaut und ist damit einer der ältesten Eisenbahnknotenpunkte der Stadt. Er ist Ausgangspunkt der Transsibirischen Eisenbahn, der längsten Eisenbahnstrecke der Welt. Von hier aus starten Züge nach Nordrussland, in den Ural, nach Sibirien und Russisch-Fernost sowie in die Mongolei und die Volksrepublik China.

Fjodor Schechtel, seinerzeit einer der renommiertesten Architekten des Jugendstils, legte 1902 einen Entwurf vor, wonach der Bahnhof vor allem gemäß seiner Bedeutung als nördliches Eingangstor Moskaus ausgestattet werden sollte. Er beabsichtigte einen Umbau in traditionellen Moskauer Stilrichtungen, die jedoch eine klare Anlehnung an die alte Baukunst nordrussischer Orte aufweisen und somit eine enge Verbindung Moskaus zum russischen Norden ausdrücken sollte. Diese Idee Schechtels wurde mit Zustimmung aufgenommen, sodass der Moskauer Generalgouverneur im August 1902 die Umbaugenehmigung erteilte. Die Bauarbeiten unter Schechtels Leitung dauerten von 1902 bis 1904, die feierliche Einweihung des erneuerten Bahnhofs fand am 19. Dezember 1904 statt.

Улица Губкина (Москва)

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w:ru:Улица Губкина (Москва)


Metro-Station Akademitscheskaja

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1. März 1964
15. November 2009

w:ru:Академическая (станция метро, Калужско-Рижская линия):

Akademicheskaya ist eine Moskauer Metrostation auf der Kaluzhsko-Rizhskaya-Linie . Es befindet sich im Bezirk Akademichesky ( SWAO ). Es wurde am 13. Oktober 1962 als Teil des Abschnitts Oktyabrskaya - Novye Cheryomushki eröffnet . Säulenstation mit drei Feldern und einem Inselbahnsteig.

Die Station wurde am 13. Oktober 1962 als Teil des Abschnitts Oktyabrskaya - Novye Cheryomushki eröffnet , nach dessen Inbetriebnahme es 65 Stationen in der Moskauer Metro gab. In dem Projekt hieß die Station "Cheryomushki", aber kurz vor der Eröffnung wurde sie in Form von "New Cheryomushki" auf die Station verlegt, die sich unter der Kreuzung der Straßen Garibaldi und Profsoyuznaya befindet. Es erhielt seinen modernen Namen nach den zuvor bestehenden Akademichesky-Passagen (jetzt wurden alle umbenannt).

"Akademicheskaya" ist eine flache Säulenstation (Tiefe - 8,5 Meter) mit drei Spannweiten. Gebaut nach dem Projekt der Architekten I. G. Petukhova , Yu. A. Kolesnikova und A. F. Fokina . Die Station hat zwei Reihen von 38 quadratischen Stahlbetonsäulen , die mit hellem Marmor ausgekleidet sind ; Die Schienenwände wurden mit weißen, blauen und schwarzen (unteren) Keramikfliesen verkleidet. Der Boden ist mit grauem Granit gepflastert . Stationskunst wurde auf ein Minimum reduziert; "Akademicheskaya" ist eine der ersten flachen Moskauer Stationen ohne Dekor, die den populären Spitznamen "Tausendfüßler" erhielt.

Die Keramikfliesen lösten sich ständig von den Wänden und wurden von Ende Februar 2002 bis Anfang 2003 schrittweise durch Aluminiumverbundplatten ersetzt, wobei die gleiche Farbgebung beibehalten wurde. Insgesamt wurde der Bahnhof während seines Bestehens drei Umbauten unterzogen. 1979 wurden alle Abfahrten zu den Ausgängen neu gefüttert und für die Bequemlichkeit der Behinderten neu ausgestattet (einschließlich des Verschwindens der Stangen mit Kästchen "M" und vertikaler Schrift, stattdessen wurde eine Stange mit einem Diodenbuchstaben installiert ). 1997 wurden am östlichen Ende zwei Rolltreppen vom Typ LP-6 durch eine kürzere vom Typ ET-5M ersetzt, wodurch Stufen auftauchten (der einzige Fall in der Moskauer Metro, bei dem die Anzahl der Rolltreppen reduziert wurde). durch Austausch). 2005 wurden am Bahnhof Informationstafeln aufgestellt.

Zwischen den Stationen „ Leninsky Prospekt “ und „ Profsoyuznaya “ gelegen . Durch den Tunnel, der zum Bahnhof Profsoyuznaya führt, ist Licht von ihm sichtbar, da kein Zug und keine Beleuchtung darin sind.

Es gibt keine Bodenvorräume, der Zugang zur Stadt erfolgt durch unterirdische Gänge zum Ho-Chi-Minh-Platz bis zur Kreuzung von Dmitry Ulyanov , Profsoyuznaya und 60th Anniversary of October Avenue . Am Südausgang befindet sich eine Rolltreppe. Im Sommer 2018 wurden über allen Treppen Schuppen aus Metallkonstruktionen gebaut.

An dieser Station können Sie in folgende Linien des städtischen Personenverkehrs umsteigen:

Busse : s5, 119, 121, 142, 196, 315, 434, 529, s918

Abramzewo

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Bahnhof (Абрамцево (платформа))
Kirche des Hl. Mandilion (Село Абрамцево. Музей-заповедник «Абрамцево». Церковь Спаса Нерукотворного.)
Kirche des Hl. Mandilion
Grab von Sawa Mamontow (Мамонтов, Савва Иванович)
Kirche des Hl. Mandilion, Ikonostase
Mandilion von Repin, 1881/82
Altslawisches Holzhaus
Altslawisches Holzhaus
Haus auf Hühnerbeinen
Badehaus
Museumsreservat Abramtsevo. Die Atelier-Werkstatt wurde 1873 nach dem Entwurf des Architekten Viktor Aleksandrovich Hartman (1834-1873) an der Stelle des abgerissenen Aksakov-Flügels südöstlich des Herrenhauses errichtet. Der einstöckige Holzbau besteht aus einem Wohnanbau mit niedrigem, fast flachem Dach und einer mit einem Satteldach überdachten Bildhauerwerkstatt. Auf der Westseite gibt es eine Veranda, die zum Flur führt, von wo aus rechts - der Eingang zu zwei kleinen Räumen und geradeaus - zur Werkstatt. Das Studio verfügt über eine gut durchdachte natürliche Beleuchtung. Südfassade.
Sommerlandschaft − Wera Alexejewna Repina auf einer Brücke in Abramzewo (Летний пейзаж − Вера Алексеевна Репина на мостике в Абрамцеве), 1879, Puschkin-Museum (Ilja Jefimowitsch Repin)
Eiche von Abramzewo https://www.wikidata.org/wiki/Q105747779
Lenindenkmal von 1957

w:de:Transsibirische Eisenbahn mit 9288 km die längste Eisenbahnstrecke der Welt. Auf der gesamten Strecke von der Hauptstadt Moskau nach Wladiwostok am Pazifik werden 400 Bahnhöfe passiert; eine Fahrt dauert in der Regel 144 Stunden (sechs Tage).

36 Щёлково / Schtscholkowo

Гагаринская / Gagarinskaja

Чкаловская / Tschkalowskaja

Циолковская / Ziolkowskaja

vom Kursker Bahnhof

73 Фрязево / Frjasewo

87 Посад / Pawlowski Possad

w:de:Abramzewo

ein kleines russisches Dorf in der Oblast Moskau nahe der Stadt Chotkowo. Bekannt ist es durch seine Künstlerkolonie. - Zu seiner wahren Blüte kam die Siedlung, nachdem sie der Kunstmäzen Sawwa Mamontow erworben hatte. Er lud liberale und demokratisch gesinnte Maler, Architekten, Schauspieler, Komponisten, Sänger und Künstler ein. Diese Künstlerkolonie bildete einen Gegenpol zu der Petersburger Akademie, die sich neuen Strömungen der Kunst gegenüber verschloss.

In der Zeit von 1870 bis 1985 entstanden viele Bauten im altslawischen Stil, die auch heute noch erhalten und ein beliebtes Ausflugsziel sind. Die Banja „Teremok“ sowie das Märchenhaus und die Kirche nach Entwürfen von Wiktor Wasnezow entstammen dieser Zeit.

Abramzewo hat einen Haltepunkt am 57. Kilometer der Transsibirischen Eisenbahn.


Die Entstehung der Holzschnitzerei in der Umgebung des Gutes Abramzewo-Kudrinsk Ende des 19. Jahrhunderts ist mit den Künstlern des Kreises Abramzewo verbunden . Zuallererst ist es E. D. Polenova zu verdanken , der 1882 auf dem Anwesen von S. I. Mamontov eine Tischler- und Schnitzwerkstatt organisierte, in der Schnitzer aus den umliegenden Dörfern studierten und arbeiteten: Khotkovo , Achtyrki , Kudrino , Mutovki . Gegenwärtig werden die Meister der Abramzewo-Kudrinsk-Schnitzerei von der nach V. M. Vasnetsov benannten Abramzewo-Kunst- und Industriehochschule ausgebildet

Zu Sowjetzeiten entstand rund um das Gut eine Datscha-Künstlersiedlung.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielte Abramtsevo weiterhin eine wichtige Rolle im künstlerischen Leben. Seit 1964 hat hier Eliy Belyutins Studio „ New Reality “ seinen Sitz – eine Gruppe abstrakter Künstler , die sich die Schaffung einer neuen Akademie zum Ziel gesetzt hat. Hier zeigten die Künstler der "Neuen Realität" von 1964 bis 1992 Ausstellungen ihrer Werke, während die offiziellen Stätten nach der Niederlage der Ausstellung in der Manege durch Chruschtschow , die 1962 stattfand, für sie unzugänglich waren.

Die Künstler des Studios hörten jedoch nicht mit ihrer Arbeit und kreativen Suche auf. Seit 1964 fanden in Abramtsevo in einem Haus in der Nähe von Moskau regelmäßig Kurse und Ausstellungen statt, bereits inoffiziell . Die Abramtsevo Brotherhood (wie sich die Künstler selbst nannten) wurde zu einem Schmelztiegel für die Entstehung neuer, zeitgenössischer Kunst. Künstler, die in Moskau keine eigenen Werkstätten hatten, konnten dort arbeiten und leben. Nach jeder Saison, die von Mai bis November dauerte, fanden Berichtsausstellungen statt. Im Inneren wurden Grafiken ausgestellt, und auf dem an das Haus angrenzenden Territorium wurden großformatige kollektive und persönliche Gemälde aufgestellt.

Da er keinen Platz für die Arbeit des Studios hat, beschließt er, eine Werkstatt in Abramtsevo in ihrem Sommerhaus zu bauen. 1953 bekam Belyutin eine Stelle als Zeichen- und Mallehrer am Institute for Advanced Studies of Printing Publishers. Einige Monate später begann eine Gruppe von Künstlern unter der Leitung von Beljutin, selbstständig zu arbeiten. Von diesem Moment an sind fast alle bedeutenden Ereignisse im Leben des Künstlers untrennbar mit der Geschichte seines Ateliers verbunden, das später „ Neue Realität “ genannt wurde, basierend auf seiner Datscha in Abramtsevo bei Moskau (1964-2007). Белютин, Элий Михайлович

1969 wurde die Ausstellung, die im Studio von Lutsian Gribkov, einem Mitglied des New Reality-Studios, zusammen mit Vladislav Zubarev organisiert wurde, von der Polizei aufgelöst, und später wurde dem Künstler die Werkstatt ganz weggenommen.

Грибков, Люциан Дмитриевич:

Lucian Gribkov absolvierte das Moskauer Polygraphische College .

1956 trat er dem Studio New Reality von Eliy Belyutin bei, mit dem er ausstellte, unter anderem in Abramtsevo .

1962 nahm er auch an der skandalösen Manezh-Ausstellung teil .

1969 veranstaltete Gribkov zusammen mit Vladislav Zubarev eine Ausstellung in seinem Atelier, das nur einen Tag nach der Eröffnung von der Polizei aufgelöst wurde. Dieses Ereignis hatte schwerwiegende Auswirkungen auf Gribkov und seine zukünftige Arbeit: Als ihm die Werkstatt des Künstlers weggenommen wurde, begann er weniger zu arbeiten und hörte schließlich auf, Beljutins Atelier zu besuchen.

1976 starb Gribkov im Alter von 55 Jahren [1] .

Die Arbeit von Lucian Gribkov

Die Ästhetik von Gribkovs frühen Werken steht im Einklang mit dem Thema der sechziger Jahre : die Poetisierung des sowjetischen Alltags, die Lyrik des Alltags, die die heroische Intensität ersetzt. Während der von Belyutin organisierten Dampfschifffahrten gestaltet er Industrie- und ländliche Landschaften. Schon in diesen Werken spürt man die Experimentierfreudigkeit des Künstlers. Im Gegensatz zum intensiven Rhythmus der Stadt zeigt Gribkov die Natur auf andere Weise. Der Künstler wählte für sie ein komplexeres Farbschema mit leuchtenden Farben, ein chaotisches Muster mit vielen kleinen Details, denen der urbane Look genommen wurde.

Ende der 60er - Anfang der 70er Jahre. Gribkov wendet sich allgemeineren Formen zu, abstrahiert von realen Bildern. Von allen Atelierkünstlern war seine Abkehr von der figurativen Malerei die drastischste. Um ein Höchstmaß an plastischer Ausdruckskraft zu erreichen, griff er oft auf Materialkombinationen wie Papier und Tempera , Papier, Karton und Öl zurück, spielte mit pastosen Farben und unterschiedlichen Papierstrukturen.

Durch eine allmähliche Abkehr von der Natur kam Gribkov zu einer gegenstandslosen Bildkonstruktion. Seine abstrakten Kompositionen sind sehr kraftvoll und scharf. Reichte es früher, um ein prägendes Bild zu erzeugen, aus, die Form zu deformieren, Farbakzente zu setzen und einen vorspringenden Raum zu bauen, so löst er sich nun vollständig vom Thema „Grundlage“ und lässt nur noch bildnerische Mittel als Werkzeug übrig.

Ausstellungen

  • 1962, November - Ausstellung "Taganskaja" . B. kommunistische Straße. Moskau.
  • 1962, Dezember - Ausstellung zum 30. Jahrestag des Moskauer Künstlerverbandes . Arena. Moskau.
  • 1964-1969 - 1-6 Abramzewo- Ausstellungen. Zusammen mit dem Studio "New Reality".
  • 1969 - Persönliche Ausstellung zusammen mit V. Zubarev in der Vspolny-Gasse, 1. Moskau.

Зубарев, Владислав Константинович: Nach dem Treffen mit Belyutin spielte sich Zubarevs Leben größtenteils im Studio New Reality ab. Er selbst teilte sein Leben in zwei ungleiche Teile - vor und nach dem Treffen mit dem Lehrer. Die 1970er Jahre waren für Zubarev eine Übergangszeit. Zu dieser Zeit war er nicht mehr nur ein etablierter Künstler. Er gewinnt schnell an theoretischem Potenzial. 1978 verließ Zubarev Belyutins Atelier und gründete seine eigene Werkstatt, die in den 1980er Jahren " Temporal Reality " hieß . (im Studio 1960-1979)

Elij Beljutin. Abramtsevo ist die Insel der Freiheit. S. 108

Шмелева, Инна Николаевна: Ihre Bekanntschaft mit der Linie und Form der Avantgarde begann 1947 am Pädagogischen Institut, wo Beljutin unterrichtete (er leitete eine politische Stunde mit Studenten und zeigte ihnen Reproduktionen von Gemälden der Impressionisten und Postimpressionisten, die offiziell verboten waren diese Zeit).

1958 wurde Shmeleva aktives Mitglied seines Ateliers ( Studio New Reality ) beim städtischen Komitee der Grafiker, und 1962 nahm er an seiner Gruppe in Taganka mit der Arbeit Saratov (c., temp., 62x86) teil. Es war die erste Ausstellung abstrakter Künstler in der Union of Artists. Es fand am 26. November 1962 im Haus des Lehrers in der Bolshaya Kommunisticheskaya Taganka statt.

Dann zog die gesamte Ausstellung in derselben Zusammensetzung in die Manege, wo damals die Ausstellung „30 Jahre Moskauer Künstlerverband“ stattfand. Es war die gleiche berüchtigte Ausstellung, die N. S. Chruschtschow besuchte ( Chruschtschows Besuch der Ausstellung von Avantgarde-Künstlern ).

Später setzte Inna Shmeleva ihre Lehr- und Verlagstätigkeit fort. Sie beschließt, im Studio von E. M. Belyutin zu bleiben. Ihre Studiokollegen sind V. Grishchenko, R. Golyshko, A. Pankin, A. Kryukov, A. Kamensky, M. Filippov. Seit 1964 nimmt sie an den Ausstellungen der Gruppe in Abramtsevo teil , die "Inseln der Freiheit" genannt werden, wohin das Studio traditionell jeden Sommer zu Pleinair- und Seminarkursen reist, in Öl auf Leinwand arbeitet, schließlich von den Ideen der Avantgarde durchdrungen ist.

Преображенская, Вера Ивановна: 1958 trat Preobraschenskaja in das Fortbildungsatelier des Moskauer Städtischen Komitees der Grafiker unter der Leitung von Eliya Belyutin ein . Ein halbes Jahrhundert lang war Preobraschenskaja Mitglied der Neuen Realität . Sie nahm an allen Studioausstellungen teil

Тер-Гевондян, Тамара Рубеновна: 1958 kam sie ins Studio New Reality von Eliya Belyutin . Zusammen mit dem Studio New Reality durchlief sie alle Meilensteine ​​seiner Entwicklung, seines Verbots und seiner Verlagerung, verpasste von 1964 bis 1992 keine einzige Ausstellung in Abramtsevo . Das Atelier gab ihr einen ständigen kreativen Impuls, gab ihr die nötige Ausdrucksfreiheit.

Гершман, Виктор Исаакович: In den 60er und 70er Jahren interessierte er sich für nicht-traditionelle Malerei, abstrakte Kunst. In diesen Jahren lernte er E. M. Belyutin kennen und arbeitete mehrere Jahre in seinem Atelier im Dorf Abramtsevo. (im Studio 1966-1981)

Новая реальность (студия): Abramzewo-Ausstellungen 1964, 1966, 1967, 1968, 1669, 1970:


  • Das Hauptgebäude des Anwesens (XVIII Jahrhundert)
  • Kleine Erlöserkirche, nicht von Hand gemacht , 1881-1883 vom Architekten P. M. Samarin nach der Zeichnung von V. M. Vasnetsov erbaut
  • "Eine Hütte auf Hühnerbeinen"
  • „majolika sofa“
  • Gutspark
  • Datscha-Studio "Neue Realität"


Er verbrachte alle seine Wochenenden und Ferien in seiner Datscha im Dorf Abramtsevo , wo er seinem Garten und seinen Blumen viel Aufmerksamkeit schenkte. Er hat nie geheiratet und lebte mit seiner Schwester Nadezhda Matveevna zusammen. Er unterhielt freundschaftliche Beziehungen zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Keldysh , und zum Leiter der sibirischen Abteilung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, dem Mathematiker Lavrentiev w:ru:Виноградов, Иван Матвеевич

Friedrich Hebbel

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Kunst und Afterkunst

(Bei Gelegenheit eines Gastspiels der Rachel.)


Mit der Mutter Natur, die leise vom Sommer zum Winter

Schreitet und wieder zurück, rechtet das russische Bad.

Matt sind Frühling und Herbst, so ruft es, ich werde dir zeigen,

Daß auch ein einziger Schritt führt von der Hitze zum Frost.

Jene erwidert mit Lächeln: ich weiß es, doch frommt’s nur dem Kranken,

Aber ich sorge für die, welche gesund sind, wie ich.

Friedrich Hebbel

https://gedichte.xbib.de/Hebbel_gedicht_Kunst+und+Afterkunst.htm

Tschernogolowka

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w:de:Landau-Institut für Theoretische Physik

Tschernogolowka (russisch Черноголо́вка) ist eine Stadt mit rund 20.983 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)[1] in der Oblast Moskau in Russland. Sie ist Zentrum des Stadtkreises Tschernogolowka. Die Stadt liegt rund 40 km nordöstlich von Moskau und 20 km nördlich von Noginsk.


1965 von Schülern von Lew Landau gegründet entwickelte es sich rasch zu einem Wissenschaftszentrum von weltweiter Reputation.

Die Wissenschaftler arbeiteten in den 1970er Jahren in relativ lockerer Verbindung mit dem Institut und teilweise zu Hause, da es am Institut nur wenige Räume gab. Ein Pflichttermin war allerdings das Landau-Seminar am Freitag, in dem in der Tradition der Landau-Schule ohne Rücksicht auf die Stellung der beteiligten Physiker heftig diskutiert wurde. Da sich jeder zu Wort melden konnte, nahm dies teilweise für Außenstehende chaotische Züge an, Ziel war aber die Klärung physikalischer Fragen ohne Rücksicht auf die hierarchische Stellung der Diskutanten.

Eine Vielzahl von Mitarbeitern des Landau-Instituts haben seit Ende der 1980er Jahre Rufe auf Professuren an renommierte Physik-Institute vor allem in den USA, Frankreich, England und auch in Deutschland erhalten. Oft wurden dabei wissenschaftliche Kontakte zu dem Heimatinstitut gewahrt.

Die Ausbildung von Doktoranden am Landau-Institut wie auch am Lebedew-Institut und am Kapiza-Institut wurde seit 1992 finanziell vom Forschungszentrum Jülich unterstützt (Landau-Stipendien).


Baskuntschak

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Der Baskuntschak (kyrillisch-russisch Баскунчак) ist ein 115 km² großer Salzsee in der Oblast Astrachan in Russland, ungefähr 270 Kilometer nördlich des Kaspischen Meeres und 53 Kilometer östlich der Wolga.

Seit dem 8. Jahrhundert wird Salz abgebaut, das später über die in dieser Gegend verlaufenden Verzweigungen der Seidenstraße abtransportiert wurde. Der Salzabbau (die Salzernte) erfolgte anfangs nicht von der spärlichen lokalen Bevölkerung, sondern durch aus entfernt liegenden Städten und Dörfern kommende Abgesandte. Das abgebaute hochwertige Salz (99,8 Prozent NaCl) des Sees deckt 80 Prozent des Salzbedarfs Russlands. Je nach Nachfrage werden jährlich zwischen 1,5 und 5 Millionen Tonnen Salz abgebaut. Für die einheimische Bevölkerung ist diese Arbeit inzwischen die einzige Einnahmequelle. Im Jahr 1627 wurden das Örtchen Baskuntschak und der See erstmals im Buch der Großen Zeichnungen – eine erste geographische Beschreibung von Russland – als ein Ort, „wo das Salz so sauber und weiß ist wie Eis.“ erwähnt.

Zwischen 1960 und 1963 wurde auf dem See ein 20-km-Oval für Autorennen unterhalten, um hier vor allem neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellen zu können. In dem genannten Zeitraum wurden 29 Rekorde gemessen, bemerkenswert war vor allem der absolute All-Unions-Rekord von 311,4 km/h aus dem Jahr 1963. Der Rennfahrer Tichomirow nutzte ein Fahrzeug vom Typ Pionier-2. Bei Bedarf kann ein Teil der Strecke reaktiviert werden.

n der Nähe des Sees gibt es die Dörfer Ober-Baskunchak, Mittel- und Unter-Baskuntschak und das Sanatorium Baskuntschak.

Hierher kommen in den Monaten Juli und August Touristen und Menschen mit vielerlei Krankheiten. Das relativ kalte Wasser des Sees wurde frühzeitig aufgrund seines Salzgehalts zur Heilung von Atemwegs- und Hautkrankheiten entdeckt. Allerdings muss acht gegeben werden, dass die scharfkantigen Salzkristalle die Gliedmaßen nicht verletzen und dass kein Seewasser in die Augen gelangt, das soll schon zu Erblindungen geführt haben.

w:de:Baskuntschak


Der See Baskunchak ( kaz. Baskunzhak ) ist ein Becken eines austrocknenden Salzsees im Achtubinsky-Distrikt der Region Astrachan . Es ist Teil des regionalen staatlichen Naturschutzgebietes "Bogdinsko-Baskunchaksky". Es liegt neben dem Naturschutzgebiet Bogdinsko-Baskunchak , etwa 270 km nördlich des Kaspischen Meeres und 53 km östlich der Wolga .

Die Fläche beträgt etwa 106 km². Das Einzugsgebiet beträgt 467 km².


Von 1960 bis 1963 wurde auf dem Baskunchak-See eine 20 Kilometer lange Ringstrecke organisiert, um Geschwindigkeitsrekorde für die gesamte Union aufzustellen. Bei Bedarf könnte ein 13 Kilometer langes gerades Segment vorbereitet werden. Während der Rennen auf dem Baskunchak-See wurden 29 All-Union-Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt (19 davon übertrafen internationale), darunter der absolute All-Union-Rekord - 311,4 km / h (1963, I. Tikhomirov, "Pioneer-2"). Aber aufgrund der Zunahme der Salzproduktion und der anschließenden Verschlechterung der hydrogeologischen Situation wurde die Oberfläche des Sees für Rekordrennen ungeeignet, und einheimische Rennfahrer verloren einen einzigartigen Platz für Wettkämpfe.

Der Name des Baskunchak-Sees ist türkisch , mögliche Bedeutungen:

  • "Hundekopf"
  • "Sonnig", "herrlich" - vermutlich verbunden mit dem nahegelegenen heiligen Berg Big Bogdo


w:ru:Баскунчак


Mount Big Bogdo ist einigen Kalmücken heilig . Sie glauben, dass sie vom Dalai Lama geweiht wurde und kommen, um sie anzubeten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befanden sich auf dem Gipfel des Berges eine buddhistische Обо w:de:Obo (Bauwerk) und eine Statue des Weißen Alten (Белый Старец) w:de:Sagaan Ubgen: der mongolische Wächter des Lebens und der Langlebigkeit). vgl, Batyreva S. G. Alte kalmückische Kunst des 17. bis frühen 20. Jahrhunderts. - M., "Nauka", 2005. - ISBN 5-02-033262-3 - p. 123

Einer Legende nach wurde der Berg Bogdo aus einem heiligen Stein geformt, der von kalmückischen Pilgern aus den fernen Bergen des Tien Shan mitgebracht wurde .

Akademiker Samuil Gmelin hat eine andere Tradition aufgezeichnet. Ihm zufolge stand der Berg Big Bogdo am Ufer des Ural, aber zwei heilige Kalmücken beschlossen, ihn an die Ufer der Wolga zu verlegen. Nach langen Fasten und Gebeten nahmen die Kalmücken sie auf ihre Schultern und trugen sie über die endlosen heißen Steppen. Aber einem von ihnen schoss ein sündhafter Gedanke durch den Kopf, und er brach unter der Last der Last zusammen. Der Berg hat ihn erdrückt und war mit Blut befleckt, weshalb eine Seite davon immer noch rot ist.

1926 fand die erste unabhängige Expedition des zukünftigen Wissenschaftlers und Science-Fiction-Autors I. A. Efremov (1908-1972) zum Kaspischen Meer zum Berg Bolshoy Bogdo statt, zu einem der ersten russischen Orte der Überreste von Amphibien aus der unteren Trias - Labyrinthodonten. Er war erst 18 Jahre alt. Dieses reale Ereignis bildete später die Grundlage für eine seiner ersten Geschichten, The White Horn.


„Bogdo“ ist die traditionelle russische Wiedergabe des mongolischen (kalmückischen) Begriffs, der „groß“ oder „Heiliger“ bedeutet. Die Präzisierung „groß“ oder „groß“ wird zur Unterscheidung vom Berg Maly Bogdo in der angrenzenden Region Kasachstans ( Region Westkasachstan ) gegeben , der 40 km nordnordöstlich liegt und eine Gipfelhöhe von nur 37,5 m aufweist über dem Meeresspiegel.

Der Name des Berges wurde dem Bahnhof Bogdo gegeben , der sich 19 km südlich des Berges befindet.

In vorrevolutionären Quellen zu Geographie, Geologie, Flora und Fauna der Region wurde die männliche Form „Big Bogdo“ (wie auch „Small Bogdo“) verwendet, in nachrevolutionären Quellen begann die neutrale Form „Big Bogdo“. Dennoch überwiegt die traditionelle Verwendung des Namens Gory im männlichen Geschlecht im 21. Jahrhundert.

«Богдо» — традиционная форма русской передачи монгольского (калмыцкого) термина, обозначающего «великий» или «святой». Уточнение «Большой» или «Большое» даётся для различения с располагающейся в смежном районе Казахстана (Западно-Казахстанская область) горы Малый Богдо, находящейся в 40 км к северо-северо-востоку и имеющей отметку высоты вершины всего 37,5 м над уровнем моря.

Название горы было присвоено железнодорожной станции Богдо, расположенной в 19 км к югу от горы.

В дореволюционных источниках по географии, геологии, растительности и животном мире региона использовалась форма мужского рода «Большой Богдо» (равно как и «Малый Богдо»), в послереволюционных источниках начала преобладать форма среднего рода «Большое Богдо», тем не менее традиционное употребление наименования горы в мужском роде сохраняется и в XXI веке.


Большое Богдо

Neutrino

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Verlauf des Baksan. Neutrino liegt am Oberlauf im Bereich des blauen Pfeiles.

w:ru:Нейтрино (село)

Neutrino ist ein Dorf in der Elbrus-Region der Kabardino-Balkarischen Republik . Sie ist Teil der Gemeindeformation „ Ländliche Siedlung Elbrus “.


Das Dorf liegt im südlichen Teil der Elbrus-Region , im Tal des Baksan -Flusses . Es liegt 22 km südwestlich des regionalen Zentrums – der Stadt Tyrnyauz – und 4 km nördlich des Verwaltungszentrums – des Dorfes Elbrus .

Das Dorf liegt im Hochlandteil der Republik, im Tal der Baksan-Schlucht. Die Höhenunterschiede im Dorf sind beträchtlich und betragen etwa 250 Meter . Die durchschnittliche Höhe im Dorf beträgt 1670 Meter über dem Meeresspiegel.

Das Dorf liegt zwischen den Flüssen Adyrsu und Adylsu , in deren Schluchten sich mehr als 10 Klettercamps und Touristenzentren befinden. Das hydrographische Netzwerk wird durch den Baksan -Fluss und seine kleinen Nebenflüsse repräsentiert, die aus den umliegenden Gebirgszügen durch das Gebiet des Dorfes fließen.

Das Klima ist gemäßigt kontinental, was sich in gebirgigen Bedingungen ausdrückt. Die Durchschnittstemperaturen reichen von +13,5 °C im Juli bis -5,2 °C im Januar. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 920 mm . Schnee im Tal liegt von Oktober bis April. Besonders gefährlich ist der heiße, trockene Föhn , der im Frühjahr von den Bergen zu den Tälern weht und eine Geschwindigkeit von 25-30 m/s erreichen kann.

Das Dorf wurde 1977 zu Beginn des Baus des Baksan-Neutrino-Observatoriums gegründet . Unter dem Andyrchi-Berg wurde mehrere Jahre lang ein 4 km langer Tunnel gestanzt , in dem Detektoren installiert wurden, die den von der Sonne kommenden Neutrinofluss messen. Dieses Observatorium ist ein spezialisierter Komplex unterirdischer Laboratorien für experimentelle Forschung in Kernphysik und Astrophysik.

Balkaren 387 66,8 %

Russen 88 15,2 %

Kabardianer 35 6,0 %

Lezgins 16 2,8 %

Georgier 13 2,2 %

Sonstiges 40 6,9 %

Gesamt 579 100 % (2010)


w:ru:Эльбрус (село)

Elbrus ist ein Dorf in der Elbrus-Region der Republik Kabardino-Balkarien . Das Verwaltungszentrum der Gemeinde „ Ländliche Siedlung Elbrus “.

Das Dorf liegt im südlichen Teil der Elbrus-Region , im Tal des Baksan -Flusses . Es liegt 25 km südlich des regionalen Zentrums Tyrnyauz und 18 km östlich des Elbrus .

Es grenzt an die Siedlungsgebiete Neutrino im Norden und Tegenekli im Süden.

Das Dorf liegt im gebirgigen Teil der Republik. Tatsächlich liegt das gesamte Gebiet des Dorfes im Tal der Baksan-Schlucht. Das Terrain besteht hauptsächlich aus Bergketten und Schluchten. Die durchschnittliche Höhe im Dorf beträgt 1775 Meter über dem Meeresspiegel. Der höchste Punkt ist der Berg Gubasanty (3659 m), der sich westlich des Dorfes befindet. Östlich des Dorfes erstreckt sich die bei Touristen beliebte Adyl-Su-Schlucht.

Das hydrographische Netz wird durch den Baksan -Fluss dargestellt . Links fließt der Fluss Irik hinein, rechts der Fluss Adyl-Su sowie eine Reihe kleinerer Flüsse, die von den umliegenden Kämmen durch das Gebiet des Dorfes fließen. Es gibt auch Narzan-Quellen in der Nähe des Dorfes.

Das Klima ist bergig. Die Durchschnittstemperaturen reichen von +13°C im Juli bis -5,5°C im Januar. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 920 mm. Schnee im Tal liegt von Oktober bis April. Besonders gefährlich ist im Frühjahr der heiße, trockene Wind, der von den Bergen in die Täler weht – Föhn , dessen Geschwindigkeit 25-30 m/s erreichen kann.

1930 wurden mehrere Auls auf dem Gelände des modernen Dorfes zum Elbrus Village Council zusammengelegt, dem dann andere südlich davon gelegene Siedlungen administrativ unterstellt wurden.

Während des Großen Vaterländischen Krieges wurde die Siedlung von faschistischen Truppen während ihres Durchgangs durch die Baksan-Schlucht erobert, um die faschistische Flagge über Elbrus zu hissen.

Das Dorf [Elbrus] wurde Anfang 1943 befreit. Ein Jahr später, im März 1944, wurden die Balkaren jedoch nach Zentralasien deportiert , das Gebiet der Region an die georgische SSR übertragen und die Siedlung Ialbuzi genannt.

1957 durften die Balkaren auf Beschluss des Obersten Sowjets der UdSSR an ihre früheren Wohnorte zurückkehren. Im selben Jahr wurde das restaurierte Dorf in den Stadtrat der Stadt Tyrnyauz aufgenommen .

1958 wurde das Dorf Ialbuzi per Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR in Elbrus [2] umbenannt .

1962 erhielt das Dorf den Status einer Siedlung städtischen Typs.

1995, mit der Bildung der Elbrus-Region und der Übertragung der Stadt Tyrnyauz von der republikanischen Unterordnung zum Distrikt, wurde das Dorf Elbrus von der Stadtverwaltung von Tyrnyauz getrennt und in die neu gebildete Region aufgenommen. Im selben Jahr wurde dem Dorf der Dorfstatus zurückgegeben.

1970 [3] 1979 [4] 1989 [5] 2002 [6] 2010 [1] 3382 ↘ 1394 ↗ 2140 ↗ 3375 ↘ 3137

Balkaren 2793 89,0 %

Kabardianer 134 4,3 %

Russen 124 4,0 %

Sonstiges 86 2,7 %

Gesamt 3137 100 %


Islam

ländliche Moschee


Glaziologische Basis der Staatlichen Universität Moskau. Lomonossow

Erholungszentrum der Kabardino-Balkarischen Staatlichen Universität (KBGU)





Baksan Neutrino-Observatorium

w:ru:Баксанская нейтринная обсерватория

Das Baksan Neutrino Observatory ( BNO ) ist ein physisches Observatorium für die Untersuchung von Neutrinos in der Baksan -Schlucht des Kaukasusgebirges , Elbrus- Region (38 km von der Stadt Tyrnyauz , Elbrus-Region , Kabardino-Balkarien ; Stollen Main - 43 ° 16′32″ N 42 °41′25″ E H G I O ). Die unterirdischen Strukturen des Observatoriums befinden sich in zwei Tunneln mit einer Länge von 3670 m unter dem Berg Andyrchi(Die Tunnel führen zu den Gipfeln von Andyrtau (3937 m) und Kurmutau [Kurmu (n) chi (bashi), Kurmychi] (4045 m)), ihre äquivalente Tiefe beträgt 100 bis 4800 m Wasseräquivalent . Gehört zum Institut für Kernforschung der Russischen Akademie der Wissenschaften . Die Zahl der Mitarbeiter zusammen mit den Bediensteten beträgt etwa 250 Personen, die meisten von ihnen leben im Dorf Neutrino , das zwischen Elbrus und Upper Baksan liegt .

Richtungen der wissenschaftlichen Forschung:

  • Studium der inneren Struktur und Entwicklung der Sonne , der Sterne, des Kerns der Galaxis und anderer Objekte des Universums durch Registrierung ihrer Neutrinostrahlung ( Neutrinoastronomie );
  • Suche nach neuen Teilchen und ultraseltenen Prozessen, die von modernen Theorien der Elementarteilchen vorhergesagt werden, auf einem Empfindlichkeitsniveau, das für andere Methoden unzugänglich ist;
  • Untersuchung hochenergetischer kosmischer Strahlen, Gammaastronomie .


1962 - eine Gruppe von Physikern, nämlich M. A. Markov, G. T. Zatsepin , I. M. Zheleznykh, V. A. Kuzmin , veröffentlichte eine Reihe von Artikeln, in denen sie die grundlegenden theoretischen und experimentellen Möglichkeiten zur Umsetzung der Markov-Idee analysierten, insbesondere die Untersuchung des Verhaltens des Wirkungsquerschnitts der Neutrino-Nukleon-Wechselwirkung als Funktion der Neutrinoenergie (es gab damals schon Daten aus Experimenten an Beschleunigern bis 10 GeV ), der Masse des intermediären Bosons , etc.

1963 - G. T. Zatsepin schlug ein grundlegend neues Schema für eine mögliche Installation (Neutrino-Teleskop) vor. Zur Abschirmung von verschiedenen Komponenten der kosmischen Strahlung, die bei der Neutrino-Registrierung den Hintergrund bilden, muss die Anlage unter einer großen Materiedicke platziert werden. Dafür wurde der Berg Andyrchi auf dem Baksan ausgewählt.

In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren wurden in einem Tunnel unter dem Andyrchi-Berg zwei tiefe Kammern für Experimente mit atmosphärischen Neutrinos und Neutrinos von der Sonne gegraben, und die Installationen begannen zu arbeiten. Das erste Szintillationsteleskop (in einer abgeschirmten unterirdischen Kammer) wurde im Oktober 1977 in Betrieb genommen [2] .



ab 1970 war er Leiter der Abteilung Hochenergie-Astrophysik und Neutrinoastrophysik am damals neu gegründeten Institut für Kernforschung (INR) der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften in Moskau, was er bis zu seinem Tod blieb. Gleichzeitig unterrichtete er an der Lomonossow-Universität zunächst im Institut von D. V. Skobeltsyn, der späteren Abteilung für Kosmische Strahlung und Physik des Weltraums. 1999 erhielt er eine Ehrenprofessur an der Lomonossow. w:de:Georgi Timofejewitsch Sazepin


w:ru:Верхний Баксан

Upper Baksan ( Karach.-Balk. Ogary Baskhan ) ist ein Dorf in der Elbrus-Region von Kabardino-Balkarien .

Es bildet die Gemeinde der ländlichen Siedlung Upper Baksan als einzige Siedlung in seiner Zusammensetzung.

Das Dorf liegt im südlichen Teil der Elbrus-Region, am linken Ufer des Baksan -Flusses am Zusammenfluss des Adyrsu . Es liegt 18 km südwestlich des regionalen Zentrums Tyrnyauz , 108 km von Nalchik und 28 km nordöstlich des Elbrus .

Die Fläche der ländlichen Siedlung beträgt 33 km2 . Mehr als 90 % der Fläche der Siedlung sind Weiden und Heuwiesen.

Es grenzt an die Siedlungsgebiete: Tyrnyauz im Norden und Neutrino im Süden.

Das Dorf liegt im gebirgigen Teil der Republik, im Tal der Baksan-Schlucht. Die durchschnittliche Höhe beträgt 1590 m über dem Meeresspiegel. Absolute Höhen erreichen 3000 Meter. Der höchste Punkt der ländlichen Siedlung ist der Berg Sarykol (2931 m), der sich südwestlich des Dorfes befindet. Mehr als die Hälfte der Siedlungsfläche wird vom Baksan-Fluss und einer für die landwirtschaftliche Nutzung ungeeigneten felsigen Aue eingenommen.

Das hydrographische Netzwerk wird durch den Fluss Baksan und seine kleinen Nebenflüsse Adyr-Su, Syltran und Kyrtyk repräsentiert . Auch auf dem Territorium des Dorfes gibt es Auslässe von Narzan-Quellen.

Das Klima ist gebirgig und gemäßigt. Die Durchschnittstemperatur reicht von +24°C im Juli bis -20°C im Januar. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 550 mm. Zu Beginn des Frühlings weht bei starken Temperaturschwankungen ein starker trockener Wind aus den Bergen - Föhn .

Das Dorf Upper Baksan hieß früher Urusbiev und war das Erbe der Taubi (Bergfürsten) Urusbiev. Vor der Errichtung der Sowjetmacht war das Dorf das Zentrum der Balkar-Gemeinde Urusbiev.

Im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Dorf ein Durchgangspunkt für die Eroberer des Elbrus.

Während des Großen Vaterländischen Krieges wurde die Siedlung von deutschen Truppen während ihres Durchgangs durch die Baksan-Schlucht erobert, um die Nazi-Flagge über Elbrus zu hissen.

Das Dorf wurde Anfang 1943 befreit. Ein Jahr später, im März 1944, wurden die Balkaren jedoch nach Zentralasien deportiert und das Dorf für 13 Jahre verlassen. Vom 8. April 1944 bis 1957 begann die Grenze zur georgischen SSR westlich von Ober-Baksan zu verlaufen.

1957 durften die Balkaren auf Beschluss des Obersten Sowjets der UdSSR an ihre früheren Wohnorte zurückkehren.

1958 wurde das restaurierte Dorf in den Stadtrat der Stadt Tyrnyauz aufgenommen.

1995, mit der Bildung der Elbrus-Region, wurde das Dorf Verkhniy Baksan von der Stadt Tyrnyauz getrennt und in eine unabhängige ländliche Siedlung umgewandelt.

Balkaren 444 99,1 %

Sonstiges vier 0,9 %

Gesamt 448 100 %


Islam

ländliche Moschee


w:ru:Тырныауз

Verwaltungszentrum der Elbrus-Region .

Sie bildet die „ städtische Siedlung Tyrnyauz “ [4] , als einzige Siedlung in ihrer Zusammensetzung. Es ist die höchste Stadt in der Russischen Föderation.

Die Stadt liegt im südwestlichen Teil der Republik, an beiden Ufern des Flusses Baksan . Es liegt 90 km südwestlich der Stadt Nalchik und 40 km nordöstlich des Elbrus. Durch Tyrnyauz, entlang des Tals des Baksan-Flusses, verläuft die Baksan-Elbrus- Autobahn , die in die Elbrus-Region führt. In der Nähe fließt der gleichnamige Fluss Tyrnyauz .

Die Fläche der städtischen Siedlung beträgt 61,80 km². Davon machen die Stadtgrenzen etwa ein Viertel des Territoriums aus.

Es grenzt an das Land der ländlichen Siedlungen: Bylym im Norden und Upper Baksan im Süden.


Die Stadt liegt im gebirgigen Teil der Republik auf einer Höhe von mehr als 1300 Metern über dem Meeresspiegel und ist eine der höchstgelegenen Städte Russlands. Das Relief ist ein von Graten durchschnittenes Gelände mit engen Schluchten in den Flusstälern. Tatsächlich liegt die gesamte Stadt im Tal der Baksan-Schlucht, mit Ausnahme eines Teils des Mikrobezirks Gerkhozhan, der in die Seitenschlucht des gleichnamigen Flusses mündet. Der höchste Punkt der städtischen Siedlung ist der Berg Toturbashi (2786 m). Die Höhenunterschiede sind erheblich und reichen von 1500 bis 2000 Metern.

Die Stadt wurde 1934 als Dorf Gerkhozhan bei der Entdeckung der Wolfram-Molybdän-Lagerstätte Tyrnyauz gegründet [9] . Zuvor gab es auf dem Territorium der modernen Stadt Dörfer - Gerkhozhan, Kamuk, Totur und El-Dzhurt.

1937 begann der Bau der ersten Anlagen im Oberlauf der Baksan-Schlucht. Im selben Jahr wurde das Dorf Gerkhozhan in Arbeitssiedlung Nischni Baksan umbenannt .

Durch ein Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 10. Juni 1955 wurde die Arbeitssiedlung Nischni Baksan, Elbrus-Gebiet , Kabardische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik , in eine Stadt der regionalen Unterordnung umgewandelt und erhielt den Namen Tyrnyauz. 1963 erhielt die Stadt den Status einer Stadt der republikanischen (ASSR) Unterordnung.


Islam

Moschee in der Innenstadt

Orthodoxie

Kirche des heiligen großen Märtyrers Georg des Siegers

Der Film Horseman with Lightning in His Hand von 1975 wurde in Tyrnyauz und Umgebung gedreht und widmete sich der Entdeckung der Wolfram-Molybdän-Lagerstätte Tyrnyauz in den 1930er Jahren [38] .

Auch in der Stadt und Umgebung wurden einige Episoden der Filme „ His Name Was Robert “ (1967), „ White Explosion “ (1969, es gibt Behauptungen, dass der Film nicht im Kaukasus , sondern auf der Krim gedreht wurde ) [39 ] , eine Reihe von Kurzfilmen [38] . Einigen Berichten zufolge wurde der Film „ Copper Angel “ (1984) in Tyrnyauz gedreht.


w:ru:Зумакулова, Танзиля Мустафаевна - Zumakulova, Tanzilya Mustafaevna


w:ru:Зумакулов, Борис Мустафаевич - Zumakulov, Boris Mustafaevich


w:ru:Депортация балкарцев

Komsomolsk am Amur

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Woodpecker (engl. „Specht“) ist die Bezeichnung für ein sowjetisches Kurzwellensignal, das zwischen Juli 1976 und Dezember 1989 weltweit auf Radiofrequenzen zu hören war. Die zufälligen Frequenzwechsel störten den öffentlichen Rundfunk sowie Funkamateure, was weltweit zu tausenden Beschwerden führte. Das Signal hörte sich wie ein scharfes Klopfen an, das sich in der Regel mit einer Frequenz von 10 Hz wiederholte. Die Leistung des Signals wurde auf 10 MW EIRP geschätzt. Die Aussendung erfolgte auf wechselnden Frequenzen im Kurzwellenbereich zwischen 7 und 19 MHz. Die Ähnlichkeit mit dem Klopfen eines Spechtes führte zu seinem Namen.

Bereits recht früh wurde vermutet, dass das Signal zu einem sowjetischen Überhorizontradar gehört. Diese Theorie wurde nach dem Fall der Sowjetunion bestätigt. Das Signal wurde von Anlagen namens Duga (deutsch: Bogen) erzeugt, die Teil des sowjetischen Raketenabwehrsystems waren. Mit diesen Radargeräten sollte ein möglicher Start von Raketen im europäischen und amerikanischen Raum frühzeitig erkannt werden. Aus der offensichtlich hohen Sendeleistung der Duga-Anlagen sowie aus der Pulsfrequenz von 10 Hz lässt sich eine Entdeckungs-Reichweite von bis zu 15.000 km ableiten. Bei der NATO wurden die Anlagen unter dem englischen Begriff Steel Yard geführt. Die bekannteste dieser Anlagen befindet sich in der Ukraine in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Kernkraftwerks Tschernobyl. Erst als dieser Standort aufgrund der dortigen Reaktorexplosion im Jahr 1986 aufgegeben werden musste, gelangten Einzelheiten und Fotos der Anlage an die Öffentlichkeit.

Die Anlage Duga-2 wurde bei w:de:Komsomolsk am Amur (Sender ♁50° 53′ 34″ N, 136° 50′ 13″ O, Empfänger ♁50° 23′ 8″ N, 137° 19′ 42″ O) in der Nähe des Pazifik errichtet. New York liegt von dort 9400 Kilometer entfernt. Diese Anlage wurde 1989 teilweise demontiert.

w:de:Woodpecker (Kurzwellensignal)

w:de:Kulturpalast Bolschewik

Dresden

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Der Sowjetische Garnisonfriedhof (neudeutsch auch Garnisonsfriedhof) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg für gefallene und verstorbene Soldaten und Offiziere der Roten Armee / Sowjetarmee angelegt. Zu DDR-Zeiten fanden hier regelmäßig Ehrenbezeugungen an Feier- und Jahrestagen statt.

Der Sowjetische Garnisonfriedhof ist die letzte Ruhestätte von etwa 2300 Menschen, zum Teil in Form von Kriegsgräbern. Mehrheitlich wurden hier Armeeangehörige oder deren Familienmitglieder begraben. In der zweiten Hälfte der DDR-Zeit wurde nur noch selten bestattet.

Der Friedhof wird von der Stadt Dresden getragen und vom Freistaat Sachsen betreut. Ein Verein kann bei der Gräbersuche behilflich sein und organisiert mitunter Führungen.

Nach der Rekonstruktion des Friedhofes in den 1970er Jahren und der Instandsetzung zwischen 1998 und 2007, werden 2023 Grabsteine, Grabplatten, Trittsteine und Treppen saniert, Hecken und Bepflanzungen werden ersetzt. Die Kosten dieser Erneuerung übernimmt die Botschaft der Russischen Föderation in voller Höhe und trotz der aktuellen politischen Entwicklung.

https://www.stadtwikidd.de/wiki/Sowjetischer_Garnisonfriedhof


Anlass für die Gründung unseres Vereins war die anhaltende Kontroverse um den Erhalt des Sowjetischen Garnisonfriedhofes in Dresden in seiner gegenwärtigen Form, d.h. mit einem vollständig intakten Nordflügel. Solange dessen Zukunft ungewiss ist, wird dieser Friedhof weiterhin selbstverständlich im Fokus unserer Arbeit stehen.

Darüber hinaus war es von Anfang an unser Anliegen, einen grundlegenden Beitrag zur Dresdner Sepulkralkultur zu leisten, denn das Thema Friedhof, die Beschäftigung mit Tod und Sterben sowie der eigenen Vergänglichkeit jedes Menschen, wird in der Öffentlichkeit häufig verdrängt. Die Gesellschaft meidet das Thema, die Politik räumt ihm geringe Priorität ein, allenfalls Kultur und Kunst setzen sich immer mal wieder damit auseinander. Ein weites Feld, das brachliegt und der Bestellung harrt.

Mittlerweile haben wir unser Engagement auf viele andere Friedhöfe und Denkmäler ausgeweitet. Im Stadtgebiet von Dresden befinden sich durch die Eingemeindungen der 1990er Jahre mittlerweile 58 Friedhöfe. Auf einigen davon gibt es erhebliche Probleme. Insbesondere die großen evangelischen Friedhofsanlagen des 19. Jahrhunderts, seinerzeit auf Erdbestattungen ausgelegt, haben durch den Wandel der Bestattungskultur Schwierigkeiten, die vielen denkmalgeschützten Grabanlagen zu erhalten. Hier wollen wir helfen und uns dabei vor allem um die „Sorgenkinder“ kümmern, die wenig öffentliche Aufmerksamkeit genießen.

Dabei verstehen wir uns nicht als ein Förderverein klassischer Prägung zum Sammeln von Spenden für die Erhaltung alter Grabmalsubstanz. Hingegen zu recherchieren und zu wissen, was hinter der sichtbaren Memorialarchitektur steckt, wer sie zu welchen Zwecken errichtet hat und wie wir heute damit umgehen sollten, spielt eine wesentliche Rolle für die im Verein Engagierten.

Wir sehen uns als Multiplikatoren für historische und politische Bildung und wollen insbesondere junge Leute an die Themen „Friedhof“ und „Erinnerungsorte“ heranführen. Dazu gehen wir neue, auch manchmal unkonventionelle Wege, nutzen innovative Medien und die Kreativität und Faszination von Kunst zur Vermittlung geschichtlichen und als Medium von Aufklärung. Das gesellschaftliche Miteinander, der Dialog zwischen den Generationen und der interkulturelle Austausch sind für uns wichtige Anliegen und prägen das Selbstverständnis unserer Arbeit.

Klang der Stille, 2018

Am 23. Februar 2018 wurden von Mitgliedern unseres Vereins am Zaun des Sowjetischen Garnisonfriedhofs Dresden 100 symbolische Erkennungsmarken mit der Aufschrift МИР [Mir, russ. Frieden] angebracht.

Mit dieser Kunstaktion sollten die Toten symbolisch zum Sprechen gebracht werden. Der Wind brachte die Metallplättchen zum Klingen, wodurch der Eindruck eines vielstimmigen Chores entstand.

Damit sollte auf das Schicksal der auf dem Friedhof bestatteten Soldaten und Zivilpersonen hingewiesen werden, über deren Lebens- und Todesumstände oft nur sehr wenig bekannt ist. Die historischen Quellen sind dünn, Zeitzeugenberichte meist lückenhaft.

Das Leben vieler, die auf dem Friedhof fernab der Heimat die letzte Ruhe fanden, endete schon in jungen Jahren – häufig unter dramatischen Umständen.

Im Laufe von Wochen und Monaten verschwanden diese 100 Erkennungsmarken sukzessive. Sie wurden vermutlich als Souvenirs von Spaziergängern und Besuchern des Friedhofes mitgenommen.


https://denkmalfort.georgbergmann.de/wordpress/

Mit etwa 500.000 Einwohnern war Dresden die drittgrößte Stadt der DDR. Sie war besonders geprägt durch die Zerstörung der Stadt am Ende des Nationalsozialismus, die kirchliche Bindung vieler Menschen und eine breit entwickelte Kunst- und Kulturlandschaft. Darüber hinaus prägten schwerwiegende ökologische Belastungen das Umfeld von Opposition und Widerstand.

Bis 1953 fanden in Dresden vor dem Sowjetischen Militärtribunal (SMT) zahlreiche Strafverfahren statt. Die Ablehnung von SED und FDJ, angebliche Spionage für den amerikanischen Geheimdienst, die Kritik der Unterordnung der Blockparteien unter die SED und vieles anderes mehr waren die Vorwürfe. Es wurden in der Regel sehr harte Strafen ausgesprochen.

Im Unterschied zu anderen Städten der DDR gab es zwar in Dresden am 17. Juni 1953 keine Toten, der Aufstand erfasste jedoch auch hier breite Teile der Bevölkerung. Der wichtigste Sprecher des Aufstandes in Dresden war Wilhelm Grothaus. Mit Unterstützung der Belegschaft des VEB ABUS (Ausrüstungen und Getriebe für die Schwerindustrie), forderte er die Freilassung aller politischen Gefangenen, den Rücktritt der Regierung, die Abschaffung der HO-Geschäfte, freie, geheime gesamtdeutsche Wahlen und Fortschritte in der Sozialfürsorge. Grothaus, der in Dresden wegen Widerstandes bereitd während des Nationalsozialismus verurteilt worden war und das Gefängnis nur durch das Bombardement der Stadt im Februar 1945 hatte verlassen können, wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.

In den 50er Jahren entwickelte sich in Dresden eine Kontroverse über den Wiederaufbau der Stadt. Grundsätze eines sozialistischen Stadtbildes trafen auf laut geäußerte Wünsche die Stadt nach historischem Vorbild wieder auf zu bauen. Die große Mehrheit der jährlichen Eingaben aus der Stadt und dem Bezirk Dresden beschäftigte sich in den sechziger Jahren vor allem mit Problemen des Wohnraums. In den siebziger und achtziger Jahren nutzten die Dresdner Eingaben immer stärker als Mittel abweichende politische Meinungen zu artikulieren. Die Stadt und der Bezirk Dresden waren außerdem eine Hochburg der Anträge auf Ausreise. In den achtziger Jahren kamen zwischen 15 und 22 Prozent aller Anträge aus der ganzen DDR aus Dresden. Im Dezember des Jahres 1988 gab es im Bezirk ca. 30.000 Anträge.

https://www.chronikderwende.de/lexikon/glossar/glossar_jsp/key=cgldresden.html


Jördi Donat, Schüler aus Radebeul-Niederlößnitz Am 17. Juni 1953 fuhr ich wieder nach Dresden; von überall kamen Demonstrationszüge, auch aus Radebeul, zum Postplatz; die Arbeit war niedergelegt. Plötzlich fielen Schüsse, auf dem Altmarkt waren KVP und russische Panzer aufgefahren. Einer der Demonstrierenden hatte ein Megaphon, durch das er rief: „Nicht schießen“. Trotzdem lagen auf dem noch kriegszerstörten Altmarkt Verwundete. Andere und ich suchten Deckung hinter Steinquadern. Auf einmal erschien Wilhelm Grothaus, übernahm die Führung des Aufstands, sagte, man müsste eine Streikleitung bilden. Ich meldete mich und wurde in die Streikleitung gewählt. Wir versuchten, die Verletzten in Krankenhäuser zu bringen. Am Postplatz sah ich einen Arbeiter im Schlosseranzug, ihm folgte ein KVP-Offizier, der plötzlich seine Pistole hob und den Mann erschoss. Grothaus versuchte, das Wort zu ergreifen; er wurde daran gehindert; stattdessen versuchten Seidewitz und Buckwitz den Aufstand als faschistischen Putsch zu diffamieren. Sie wurden niedergeschrieen und ausgelacht. Es fuhren russische Panzer und LKWs auf, ich wurde mit anderen Jugendlichen auf die LKWs geladen und in ein russisches Gefängnis am Waldschlösschen gebracht. Dort wurde uns eröffnet, dass wir als Agenten verhaftet wären; uns wurde eine Glatze geschoren, wir wurden in einen Großraum mit Doppelstockbetten gebracht. Wir blieben dort über 2 Monate. [Quelle: Peter Lange/Sabine Roß (Hg.), 17. Juni 1953 – Zeitzeugen berichten. Protokoll eines Aufstands, unter Mitarbeit von Barbara Schmidt-Mattern im Auftrag der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Deutschlandfunk, Münster 2004, S. 162-163.]

http://www.17juni53.de/karte/dresden/15_donat.pdf


Protestbewegungen erfassen ganz Dresden Vor und während der Vorfälle im Sachsenwerk hatten sich überall in der Stadt weitere Betriebe dem Streik angeschlossen. Aus verschiedenen Richtungen strömten Demonstrationszüge in die Innenstadt Dresdens. Darunter waren auch jene Arbeiter des Sachsenwerks und von ABUS, die schon vor der Buchwitz-Rede losgezogen waren, um andere Betriebe zu mobilisieren. Allein den Arbeitern aus Niedersedlitz schlossen sich mindestens zehn weitere größere Unternehmen an. In Sprechchören und auf Schildern forderten die insgesamt etwa 60.000 Demonstranten an verschiedenen Stellen der Stadt den Rücktritt der Regierung, Generalstreik und die Einheit Deutschlands. Vereinzelt gaben KVP-Angehörige und sowjetische Soldaten Warnschüsse ab, mehrere Jugendliche warfen Steine gegen sowjetische Panzer. Gegen 16:00 Uhr sperrten KVP und Rote Armee sämtliche Zufahrtsstraßen zum Postplatz hermetisch ab. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in dem Kessel auf dem Postplatz etwa 20.000 Personen.

Die Atmosphäre in Dresden blieb weitgehend friedlich. Zwar kam es an mehreren Stellen der Stadt zu Entwaffnungen von KVP-Angehörigen, auch zu leichteren tätlichen Angriffen, aber insgesamt blieben dies Randerscheinungen. Die wichtigsten öffentlichen Gebäude standen unter dem Schutz von sowjetischem Militär und KVP, sodass es zu keiner Erstürmung kam. Die sowjetischen Einheiten gingen relativ behutsam vor, die Panzer fuhren zumeist im Schritttempo. Einzelne Zeitzeugenberichte, denen zufolge Panzer in die Massen gerast seien, lassen sich mit schriftlich überlieferten Quellen nicht bestätigen. Sämtliche Ansammlungen waren schließlich bis 21:00 Uhr aufgelöst worden. In der Stadt herrschte wieder Ruhe. Das Militär hielt alle neuralgischen Punkte besetzt.

Am nächsten Tag wollten die Arbeiter zahlreicher Betriebe den Streik fortsetzen, als bekannt wurde, dass die Anführer der Arbeitsniederlegungen des Vortages verhaftet worden waren. Sowjetische Soldaten und Angehörige der KVP begannen jedoch damit, den SAG-Betrieb Sachsenwerk und andere Betriebe zu besetzen. Mit dieser Unterstützung gelang es den Betriebsleitungen und SED-Funktionären, allmählich die Kontrolle zurückzugewinnen. Vereinzelte Arbeitsniederlegungen beendeten sie mit der Androhung von Erschießungen. Unter diesem Druck brach die Protestbewegung schließlich zusammen.

Wilhelm Grothaus wurde in der Nacht vom 17. Juni zum 18. Juni 1953 in seiner Wohnung verhaftet. Am 5. August 1953 verurteilte ihn das Bezirksgericht zu 15 Jahren Zuchthaus – in eben jenem Saal, wo er 1944 als Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime schon einmal verurteilt worden war. 1960 kam Wilhelm Grothaus frei und flüchtete in den Westen.

https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/geschichten/volksaufstand/aufstand-in-den-bezirken/dresden/


Kampflärm lag in der ersten Stunde des 23. April 1945 über Berlin. Sowjetische Truppen waren bereits in Pankow und am Prenzlauer Berg. So fielen wohl die Schüsse nicht sonderlich auf, die in der Invalidenstraße, schräg gegenüber dem Zellengefängnis an der Lehrter Straße, fünfzehn Leben auslöschten. Genickschüsse auf Befehl von SS-Gruppenführer Müller, dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes. Einer der Todeskandidaten aus dem Zellengefängnis, Herbert Kosney, überlebte verletzt das Massaker

Unvermittelt waren in der Nacht zum 23. April durch ein SS-Kommando eine Gruppe Gefangener zusammengestellt: zum Tode Verurteilte des 20. Juli und Sippenhäftlinge mit bekannten Namen sowie Antifaschisten, deren Namen der Vergessenheit anheimzufallen drohen. Kaltblütig ermordet wurden u.a. Albrecht Haushofer, Klaus Bonhoeffer und Rüdiger Schleicher, der sowjetische Kriegsgefangene Sergej Sossinow sowie Carl Marks und Hans Ludwig Sierks.

Der Geschäftsführer einer Dresdner Druckmaschinenfirma Carl Marks, Sohn des Direktors der 1931 durch ihren spektakulären Zusammenbruch bekannt gewordenen Darmstädter und Nationalbank, und der Bauingenieur Hans Ludwig Sierks, SAP-Mitglied, waren durch Freislers Volksgerichtshof zum Tode verurteilt worden, weil sie, gemeinsam mit zehn anderen, dem im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 verfolgten General der Artillerie Fritz Lindemann beim Untertauchen in die Illegalität geholfen hatten. Marks hatte die Absicht, mit Hilfe des Oberstleutnants Horst von Petersdorff, Stiefvater Heinrich Graf von Einsiedeis und Leiter der deutschen Industriekommission in der Slowakei, Lindemann in die Slowakei auszuschleusen. Als das nicht gelang, half Sierks, den General bei einem Freund, dem Architekten Dr -Ing. Erich Gloeden, in Berlin unterzubringen. Dieser war der Sohn jenes jüdischen Bronzegießereibesitzers Siegfried Loevy, von dem die Inschrift „Dem Deutschen Volke“ am Reichstagsgebäude stammt.

Durch einen Denunzianten kam die Gestapo den Helfern auf die Spur. Der General starb nach der Verhaftung an einem Bauchschuß. Neben Marks und Sierks wurden auch Gloeden, seine Frau und seine Schwiegermutter zum Tode verurteilt. Sie wurden als „jüdische Mischlinge 1. Grades“ sofort hingerichtet.

Sierks hatte sich nicht nur im Fall Lindemann bewährt. Als er bereits deshalb in Haft war, kam die Gestapo in Dresden einer 21 Personen starken Gruppe des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ auf die Spur, der er angehört hatte. Deren Mitglieder kamen aus den verschiedensten politischen Lagern und sozialen Kreisen; zu ihr gehörten u.a. sieben Arbeiter, fünf Angestellte, zwei Ingenieure, ein Rechtsanwalt, zwei Selbständige und ein Kammermusiker der Semperoper Sie hatten enge Verbindung zu der Leipziger Organisation unter Georg Schumann. Deren Vertreter Otto Engert und Georg Boock trafen sich Wilhelm Grothaus in Sierks Wohnung zu einer illegalen Besprechung. Die Dresdner Gruppe hatte Verbindung zu Personen, die in Bautzen Ernst Thälmann bewachten, weshalb den auch Anton Saefkow mindestens einmal nach Dresden kam.

Im Gegensatz zur Leipziger Organisation blieb die Dresdner Gruppe in der DDR weitgehend unbekannt (die Thälmann-Biographie erwähnte sie nur mit einem nichtssagenden Satz). Dies lag ganz offenkundig daran, daß drei Mitgliedern der Gruppe zu Unpersonen geworden waren: Kurt Sindermann, vormals kommunistischer Landtagsabgeordneter in Sachsen, den man fälschlicherweise der Spitzelei für die Gestapo bezichtigte (die hatte ihn aber gerade wegen seiner Weigerung, das zu tun, kurz vor Kriegsende ermordet), Gerhard Ziller, der sich als Wirtschaftssekretär des SED-Zentralkomitees 1957 nach harten Auseinandersetzungen erschossen hatte und Wilhelm Grothaus, der am 17 Juni 1953 auf der Seite der Streikenden stand. Geschichte und Gedenken jedoch lassen sich nun einmal nicht auseinanderdividieren - das gilt auch und gerade heute.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/544979.es-geschah-in-der-invalidenstrasse.html

Meißen

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Der damalige Superintendent von Meißen Herbert Böhme wollte verhindern, dass Meißen in den letzten Kriegstagen zur Festung erklärt und mit allen Mitteln verteidigt wird. Er wurde für seine mutigen Einsprüche bei Gauleiter Mutschmann und dem damaligen Bürgermeister zum Tode verurteilt. Die Rote Armee verhinderte mit ihrem Einmarsch in Dresden am 7. Mai 1945 die Vollstreckung des Todesurteils. Der Gefängnistrakt im damaligen Landgericht ist als Gedenkstätte Münchner Platz zugänglich.

Das in der Elbstraße 19 befindliche Kaufhaus der Schocken-Kette wurde 1938 arisiert; das Gebäude ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Insgesamt erlitt die Stadt jedoch nur geringe kriegsbedingte Verluste ihrer historischen Bausubstanz. Die Elbbrücke (Altstadtbrücke) sowie die Eisenbahnbrücke wurden allerdings beide am 26. April 1945 durch eine Teilsprengung der Wehrmacht unbrauchbar. Einige Häuser in der angrenzenden Elbstraße wurden dabei stark beschädigt. w:de:Jan Kozák

Erfurt

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Hotel Erfurter Hof in Erfurt (Thüringen) mit Willy-Brandt-Poster in Erinnerung an dessen Besuch im Jahr 1970
Bundeskanzler Willy Brandt in Erfurt vom 19.-20.3.1970. Gespräch im Hotel Erfurter Hof
Zentralbild/Link. 19.3.1970. Erfurt: Treffen Stoph-Brandt. Hunderte Erfurter Bürger brachten vor dem Eingangsportal des Interhotels "Erfurter Hof" in lauten Sprechchören ihre an den westdeutschen Bundeskanzler gerichtete Forderung nach Völkerrechtlicher Anerkennung der DDR vor.
DDR_Interhotel_Erfurter Hof_Frühstückskarte
Der Erfurter Hof am Bahnhofsplatz von Erfurt (Thüringen). 2007
WILLLY BRANDT ANS FENSTER

Volk: "Willi komm ans Fenster"

Nach dem Erscheinen von Willi Stoph:

Volk: "Wil-li Stoph ist doof!"

Stasichor vor den DDR-Mikrophonen: "Hoch lebe Wil-li Stoph!"

Wenn Du heute am Hauptbahnhof in Erfurt ankommst, stehst Du gleich vor einem wichtigen Gebäude der Stadt, dem ehemaligen Hotel Erfurter Hof in dem Willy Brandt 1970 die ersten „heimlichen“ Gespräche mit Willi Stoph führte. Doch natürlich blieb dieser erste hohe Besuch aus dem Westen nicht unbemerkt und bald schon sammelte sich die Bevölkerung Erfurts vor dem Hotel und rief „Willy ans Fenster“. Die überdimensionalen Lettern [WILLLY BRANDT ANS FENSTER] auf dem Dach erinnern an diese Begebenheit.

https://www.freibeuter-reisen.org/die-aufregende-geschichte-der-stadt-erfurt-von-luther-bis-bauhaus/


Das Treffen steht mit für das schrittweise Ende des Kalten Krieges. Der Symbolwert von „Erfurt“ besteht dabei zum einen im politischen Ereignis selbst, das in den Kontext der sozialdemokratischen bzw. sozialliberalen Ostpolitik sowie der globalen Entspannungspolitik einzuordnen ist. Es waren aber auch die emotionalen und dramatischen Umstände des Treffens, die international für Aufsehen sorgten. Rund 500 Journalisten aus 42 Ländern hatten sich akkreditieren lassen. Mit dem Sprechchor „Willy Brandt ans Fenster!“ riefen am Vormittag des 19. März 1970 tausende DDR-Bürger den Kanzler der Bundesrepublik Deutschland ans Fenster des Hotels Erfurter Hof. Als sich der Politiker zeigte, jubelten ihm die Erfurter zu. Zuvor hatte die Menge trotz Polizei- und Stasiabsperrungen den Bahnhofsvorplatz gestürmt. Brandt schrieb in seinen Erinnerungen zwei Jahrzehnte später: „Der Tag von Erfurt. Gab es einen in meinem Leben, der emotionsgeladener gewesen wäre?“ Erfurter Gipfeltreffen

Der Willy-Brandt-Platz liegt direkt vor dem Hauptbahnhof am südöstlichen Rand der Altstadt. Er ist etwa 150 Meter lang und 40 Meter breit, womit er eine Fläche von rund 6000 Quadratmetern einnimmt. Am 19. März 1970 erlangte er Bedeutung durch einen Besuch Willy Brandts in Erfurt. Er traf sich im Bahnhofshotel mit Willi Stoph zum ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen. Begleitet wurde es durch die Brandt zujubelnde Erfurter Bevölkerung auf dem Platz. Dies war der Anlass, den Platz nach der Wiedervereinigung in Willy-Brandt-Platz umzubenennen.

w:de:Willy-Brandt-Platz (Erfurt)


„Sie nehmen uns die Mädchen weg“

Mitte August 1975 eskalierte in Erfurt die aufgeladene Stimmung gegen algerische Vertragsarbeiter, die das SED-Regime in die DDR geholt hatte. Es kam zu rassistischen Ausschreitungen von „negativen, vorbestraften Jugendlichen“.

Veröffentlicht am 11.08.2020

Von Sven Felix Kellerhoff

Leitender Redakteur Geschichte

Das Land, das ohne demokratische Legitimation gegründet wurde, der zweite deutsche Staat. Sehen Sie hier die Schlaglichter der DDR-Geschichte - bis zu ihrem Ende; der Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland.


Es begann mit einem Gerücht. In einer Kneipe in Erfurt erzählt zu Beginn der zweiten Augustwoche 1975 ein Berufskraftfahrer, er selbst habe gesehen, wie fremde junge Männer mehrere Deutsche geschlagen und eine Frau vergewaltigt hätten. Seine Zuhörer konnten sich das durchaus vorstellen; einige trugen bei, was sie selbst gehört oder gesehen haben wollten.

Was folgte, fasste die DDR-Staatssicherheit im „Operativvorgang Unruhe“ zusammen – ein wahrlich passend gewählter Deckname. „Am 10. August und am 12. August 1975 kam es im Stadtgebiet von Erfurt zu rowdyhaften Handlungen, die von mehreren zum Teil vorbestraften Jungerwachsenen begangen wurden“, hielt die Geheimpolizei des SED-Regimes fest.

Blick auf ein modernes Mehrzweckgebäude an der Südwestseite des historischen Anger in Erfurt, Thüringen, am 03.09.1980. Der Anger der im Jahre 1196 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist der zentrale Platz in Erfurt. Er befindet sich im Südosten der Altstadt, zwischen Dom und Hauptbahnhof. Der Anger hat eine Gesamtlänge von etwa 600 Metern. Während der nordöstliche Teil sich zu einem Platz umringt von Geschäften ausweitet, ist der südwestliche Abschnitt eine zu einer Fußgängerzone umgestaltete breite Straße.

Plattenbau und historische Häuser: Straßenszene aus Erfurt im Jahr 1980

Der Historiker Harry Waibel, der sich seit vielen Jahren mit dem alltäglichen Rassismus in der DDR befasst, hat die Ausschreitungen in Erfurt so genau untersucht, wie das mit den vorhandenen Quellen nur möglich ist. Seinen Recherchen zufolge kam es am 10. August 1975 auf einem Volksfest auf dem Domplatz zu Rangeleien zwischen algerischen Arbeitern auf der einen und etwa 20 Deutschen und einigen Ungarn auf der anderen Seite.

Dann eskalierte die Situation, und schließlich jagten etwa 300 mit Eisenstangen bewaffnete junge Deutsche die Algerier durch die Erfurter Innenstadt. Dabei wurde „Schlagt die Algerier tot“ skandiert. Die Volkspolizei griff ein, trennte die beiden Gruppen und geleitete die jungen Männer aus Nordafrika in ihre Wohnheime.

Am folgenden Abend blieb es bis auf kleinere Zwischenfälle ruhig. Anders am 12. August, einem Dienstag. Rund 50 bis 60 Deutschen verfolgten ein Dutzend Algerier auf dem Weg zu ihrem Quartier. Volkspolizisten ließen die Nordafrikaner ins Hauptpostamt und aus dem Hinterausgang unter Schutz wieder heraus.

"Rowdyhafte Handlungen": Ausriss aus einer Stasi-Akte zum Algerier-Pogrom in Erfurt 1975 Quelle: BStU

Derweil versammelte sich vor dem prachtvollen Gebäude am Anger, neben dem Domplatz der zweite zentrale Platz von Erfurt, ein „rassistischer Mob“, wie Waibel schreibt. Rund 150 Personen brüllten: „Gebt die Algerier raus“ oder „Schlagt die Algerier tot“. Registriert wurden auch Rufe wie „Jagt sie heim“ und „Sie sollen sich wieder in den Busch scheren“. Der Hass der nahezu ausschließlich jungen und männlichen Randalierer richtete sich auf die Volkspolizei: „Schlagt die Bullen tot!“

Erst als die „Einsatzreserve“ des Erfurter Volkspolizeikreisamtes, entsprechend etwa der Bereitschaftspolizei heute, mit „Schlagstöcken“ und „Diensthunden“ eingriff, konnte die Menge zerstreut werden. Es gab 19 vorläufige Festnahmen, im DDR-Deutsch: „Zuführungen“.

Blick auf den Domplatz mit Dom (r-l), Severikirche, die historische Gaststätte "Zur Hohen Lilie" und die "Grüne Apotheke" in Erfurt, Thüringen am 14.11.1981. Im Erfurter Dom wurde Martin Luther 1507 zum Priester geweiht und in der "Hohen Lilie" soll der Reformator während seiner freiwilligen Gefangenschaft auf der Wartburg öfters in Verkleidung eingekehrt sein. Die gleich neben dem Dom stehende Severikirche gilt als eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke Deutschlands.

In der folgenden Nacht versammelten sich etwa 20 gewaltbereite Männer mit „Stöcken“ in der Nähe des Quartiers der in Erfurt arbeitenden Algerier; bald nach Mitternacht des 15. August gab ein 20-Jähriger zu Protokoll, von drei „algerischen Bürgern“ überfallen und mit Schnitten verletzt worden zu sein. Laut dem Stasi-Bericht stellte sich jedoch heraus, dass sich das vermeintliche Opfer selbst mit einer Rasierklinge verletzt hatte, um gegen die „Algerier vorzugehen“.

Die Stimmung in der „Hauptstadt“ des DDR-Bezirkes Erfurt (knapp der Hälfte des heutigen Bundeslandes Thüringen) blieb angespannt. Am 20. August verbreitete ein Arbeiter, der in der Werkstatt des „VEB Verkehrskombinats Erfurt“ tätig war, ein Pamphlet. Es war gezeichnet von einem „Natürlichen Schutzverband“.

In dem Papier hieß es unter der Überschrift: „Algerier raus aus Deutschland“ unter anderem: „Sie nehmen uns die Neubauwohnungen weg, und wir bekommen dann die verlausten Buden, die sie hinterlassen.“ Und weiter: „Sie nehmen uns die Arbeit weg, und wir bekommen die Dreckarbeit.“ Algerier hätten „kein Benehmen“. Ganz wesentlich war offenbar der nächste Punkt: „Sie nehmen uns die Mädchen weg.“ Einer der Urheber dieser rein rassistischen Hetze wurde identifiziert, er erhielt eine Haftstrafe.

Die letzte Forderung auf diesem Pamphlet: „Sollen sie doch ihr Land aufbauen und nicht in der Welt rumgammeln“ führt zu den Ursachen dieser teilweise pogromartigen Ausschreitungen. Seit Anfang der 1960er-Jahre herrschte Mangel an Arbeitskräften in der DDR – unter anderem eine Folge der Massenflucht aus dem sozialistischen „Arbeiter-und-Bauern-Staat“. Seit 1953 bis zum Mauerbau am 13. August 1961 waren mehr als zwei Millionen Menschen aus der SED-Diktatur entwichen, zur Hälfte junge Leute unter 25 Jahren.

Um diesen Verlust, zumindest was die Arbeitskraft anging, auszugleichen, kam das Politbüro auf die Idee, aus anderen sozialistischen Staaten junge Männer in die DDR zu holen. Die ersten derartigen Abkommen gab es 1965 und 1967 mit den Nachbarstaaten Polen und Ungarn. Doch auch dort gab es nicht genügend Bewerber, sodass die SED am 11. April 1974 mit der „Demokratischen Volksrepublik Algerien“ ein Entsendeabkommen schloss. Für jeweils vier Jahre sollten algerische Arbeiter in Betrieben der DDR tätig sein. Die ersten 400 kamen Anfang August 1974.

Sie waren wenigstens zum Teil angelockt worden von dem Versprechen, in dem „sozialistischen Bruderland“ studieren zu können. In Wirklichkeit warteten Hilfsarbeiten auf sie, improvisierte lagerartige Wohnheime und Diskriminierungen. So stellte die paramilitärische DDR-„Gesellschaft für Sport und Technik“ den Beschäftigten im Senftenberger Braunkohlekombinat Schwarze Pumpe kostenlos Motorräder zur Verfügung, die in der Freizeit benutzt werden durften. Doch die Algerier waren von der Ausleihe ausgeschlossen.

Ein afrikanischer DDR-Vertragsarbeiter in Berlin-Köpenick – Originalfotos aus Erfurt liegen nicht vor

Deshalb schwelte von Beginn an eine Konfrontation zwischen einheimischen und ausländischen Beschäftigten, die umgehend zu Konflikten führte. DDR-Bürger begegneten „den algerischen Werktätigen oftmals überheblich und arrogant“, hieß es in einer Stasi-Notiz. „Auch von Provokationen seitens der einheimischen Bevölkerung ist in den Akten die Rede“, schreibt Waibel. Insbesondere „negative, kriminell vorbestrafte DDR-Jugendliche nutzten derartige Vorkommnisse, um in brutaler Art und Weise“ gegen Algerier vorzugehen.

Die SED fuhr angesichts dessen die Anwerbung von Algeriern schnell herunter und holte statt ihrer lieber Kubaner, Mosambikaner und Vietnamesen in die DDR. Doch auch gegen sie richtete sich Fremdenfeindlichkeit. Der letzte Versuch, Ende Oktober 1989, mit mutmaßlich folgsamen Vertragsarbeitern aus dem kommunistischen China die Lücken zu schließen, die erneut eine Massenflucht gerissen hatte, kam nicht mehr zustande.

https://www.welt.de/geschichte/article213280628/Pogrom-in-der-DDR-Als-DDR-Buerger-Jagd-auf-Algerier-machten.html

Raudnitz an der Elbe

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w:de:Jan Kozák


Gesetzlose Zeit. "Manche mordeten aus Langeweile": Historiker über Gräueltaten der Tschechen nach 1945 Focus 25.11.2021

Photo: 10. Mai 1945: Roudnice (Raudnitz an der Elbe): Sechs junge Männer, vermutlich Deutsche, werden auf dem Hauptplatz aufgehängt. Familien mit Kindern spazieren an den Leichen vorbei.

https://www.facebook.com/witikobund

http://www.witikobund.de/

w:de:Otto Benecke Stiftung

w:de:Lothar Theodor Lemper


Teplitz

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Projekt:Dissidenten im Ostblock/Orte/Teplitz

Fehlende Integration im Westen

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Zentrale Empfangsstelle Gießen

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Geflüchtete könnten den Fachkräftemangel bei uns beheben, sagt Barbara Högy, die sich als Ehrenamtliche im Flüchtlingswesen in Gießen engagiert.

Gießen - Manche Bilder bleiben hängen, weil sie lebensnah sind, weil jeder jemanden kennt, der davon erzählt hat oder es selbst erlebt hat. Ein solches Bild hatte der Gießener Sozialdemokrat Gerhard Merz in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses gezeichnet: Er lobte, dass die Stadt Familienzentren an Grundschulen etablieren will, um Zufälle in der Frage der Bildungsgerechtigkeit zu verringern. Weil es aktuell noch zu oft an dem einen Lehrer oder dem einen Nachbarn liege, der den Bildungserfolg eines jungen Menschen aus einer Zuwandererfamilie ermögliche. So entscheide sich, ob ein Mädchen »Putzfrau oder Anwältin« werde.

Es sind aber nicht nur Lehrer und Nachbarn, die eine Bildungskarriere befördern können; sie können sie auch erschweren. Dies hat auch Dr. Barbara Högy erfahren. Die Gießenerin betreut seit 2014 als ehrenamtliche Helferin geflüchtete Menschen - »darunter auch viele ziemlich gut qualifizierte«, sagt sie. Diese Menschen berichten ihr regelmäßig von Situationen, in denen die »agierenden und demotivierenden Personen« Menschen seien, deren Aufgabe es eigentlich sein sollte, die Betreffenden zu fördern.

Geflüchtete in Gießen: Missverständnisse im Jobcenter

Högy muss zum Beispiel an eine Akademikerin denken, die in ihrem Land in einem qualifizierten Job gearbeitet hatte. Sie habe, sagt Högy, ihren Sprachkurs auf B1-Niveau beendet. Als sie bei ihrem Ansprechpartner im Jobcenter einen B2-Kurs beantragt habe, sei ihr gesagt worden, »dass es hier schon genug arbeitslose Akademiker ihres Fachgebiets gäbe, und es wurde ihr nahegelegt, als Reinigungskraft zu arbeiten«. Erst nach Intervention einer deutschen Helferin sei es ihr gelungen, dass sie den weiterführenden Deutschkurs besuchen konnte.

»Der deutschen Helferin gegenüber wurde es dann so dargestellt, dass diese Frau beim Termin im Jobcenter angeblich gesagt hätte, sie wolle keine weiterführenden Sprachkurse besuchen und es sei ein Missverständnis«, sagt Högy. »Interessant, denn ich rede oft mit dieser Frau und normalerweise kommen im Kontakt mit ihr im Alltagsleben solche Missverständnisse nie vor.«

Gießen: Geflüchteter konnte erst nach anderthalb Jahren einen Deutschkurs besuchen

Ein anderer Fall betrifft einen studierten Wirtschaftsingenieur im Bereich Logistik, dessen Bachelor-, Master- und Doktortitel in Deutschland von den jeweiligen Stellen anerkannt wurden. Seit zweieinhalb Jahren sei er in Deutschland, wegen der Coronapandemie habe er erst nach anderthalb Jahren zum ersten Mal einen offiziellen Deutschkurs besuchen können. Er habe diese Zeit aber genutzt und in Eigenregie mit der Hilfe mehrerer deutscher Helferinnen und Helfer seine Deutschkenntnisse schon auf B1-Niveau gebracht. Gleichzeitig habe er bereits nach neun Monaten in Deutschland angefangen zu arbeiten - damals in zwei Jobs, in einem davon als Reinigungskraft.

»Er war und ist der Meinung, dass man irgendetwas machen und keinesfalls untätig herumsitzen sollte«, erzählt Högy. Der Mann wollte dann aber nach Abschluss seines B2-Kurses eine weitere Qualifikation in Deutsch bekommen, also einen C1-Kurs besuchen. »So richtig hat das erst geklappt, als eine deutsche Helferin mit auf einen Jobcenter-Termin kam. Auch hier hatten angeblich Missverständnisse über die Berufs- und Qualifikationswünsche des Mannes vorgelegen«, sagt Högy. »Komisch aber, dass dieser Mann sich in allen anderen Lebenslagen gut verständigen kann und es so gut wie nie zu Unklarheiten kommt.«

Jobcenter: Arbeit als Projektmanager sei für Ausländer unrealistisch

Weil er auf einen weiterführenden Deutschkurs zunächst ein paar Monate gewartet habe, sei er vom Jobcenter in eine sogenannte Maßnahme geschickt. Dort seien ihm mehrere Jobs nahegelegt worden, die zwar irgendwie in seinem Bereich Logistik lagen, aber weit unterhalb seiner eigentlichen Qualifikation. »Die meisten wären über Zeitarbeitsfirmen gelaufen und als Bezahlung winkte der Mindestlohn«, sagt Högy. »Das ist deutlich weniger pro Stunde, als er momentan in seinem Job als Reinigungskraft verdient, in dem er übrigens neben seinen jeweiligen Deutschkursen in Teilzeit immer weiter gearbeitet hat.«

Als er gesagt habe, er würde sich eher im Bereich Projektmanager oder zumindest etwas weiter oben in der Hierarchie sehen - so wie damals in seinem Land - sei ihm gesagt worden, er solle sich damit abfinden, dass das für Ausländer unrealistisch sei und auch sein Doktortitel hier in Deutschland eigentlich gar nichts bedeuten würde.

Geflüchtete in Gießen: Doktortitel hat keine Bedeutung

Erklärt worden sei ihm außerdem, es gäbe in Deutschland viele russische Professoren, die als Hausmeister arbeiteten. Högy erzählt weiter: »Er wurde dann gefragt, ob er denke, er sei etwas Besseres als diese Professoren. Das kam aus dem Mund einer Person, die in einer vom Jobcenter bezahlten Maßnahme arbeitet, die wohl eigentlich die Qualifikation und Motivation der Migranten fördern sollte.« Högy betont, solche Situationen seien »unendlich entmutigend« für Betroffene. »Vor allem verstehe ich nicht, wie diese Handlungsweise dazu passt, dass überall angeblich Arbeitskräfte fehlen.«

Es sind Beispiele - zwei von vielen, betont die Ehrenamtliche. Ein immer wiederkehrendes Motiv sei das »angebliche Missverständnis auf Ämtern und offiziellen Stellen, das sich erst ausräumen lässt, wenn deutsche Helfer oder Helferinnen eingreifen«. Nur: »Nicht jedem Migranten oder jeder Migrantin gelingt es, Unterstützung zu finden, die für ihn oder sie kämpft.« (Kays Al-Khanak)

Während es bei der Integration vieler Geflüchteter auf dem Arbeitsmarkt noch hakt, ist die Zahl der Ukrainer, die vorübergehend in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen untergekommen sind, stark angestiegen. In dieser akuten Notsituation läuft nicht alles glatt.

Geflüchtete in Jobcenter diskriminiert: „Schon genug arbeitslose Akademiker ihres Fachgebiets“

Erstellt: 15.08.2022, 15:41 Uhr

Von: Kays Al-Khanak

Gießener Allgemeine

--Methodios (Diskussion) 19:43, 22. Aug. 2022 (CEST)

Philosophie

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Es gibt eine Meinung, dass die Lehren von Kunta-Khadzhi über Gewaltlosigkeit die Philosophie von Leo Tolstoi beeinflussten, der in Tschetschenien diente , und durch ihn auf Mahatma Gandhi.

  • Шейх Кунта-Хаджи Кишиев в духовной культуре чеченцев: основные вехи жизни, суть учения и его современное значение. — С. 104. (Sheikh Kunta-Khadji Kishiev in der spirituellen Kultur der Tschetschenen: die wichtigsten Meilensteine ​​des Lebens, die Essenz der Lehre und ihre moderne Bedeutung. - S. 104.)
  • Ислам в Азербайджане. Лев Толстой: русский классик на пути к Исламу - Ислам сегодня, завтра.. - Статьи - Ислам в Азербайджане. www.islam.az. Дата обращения: 6 августа 2017. (Islam in Aserbaidschan. Leo Tolstoi: Russischer Klassiker auf dem Weg zum Islam - Islam heute, morgen.. - Artikel - Islam in Aserbaidschan . www.islam.az Abgerufen am 6. August 2017.)

Nur wenige Schriftsteller werden schon zu Lebzeiten zu anerkannten Klassikern und sind der ganzen Welt bekannt – wie der russische Schriftsteller Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi (1828 – 1910). Ende des 19. Jahrhunderts war sein Name nicht nur in Russland selbst bekannt, wo er nicht nur im Westen, sondern auch im Osten zum beliebtesten Autor wurde. Eine große Rolle spielte dabei seine aktive Korrespondenz mit berühmten spirituellen Führern der östlichen Welt (der Hindu Mahatma Gandhi, der Ägypter Mohammed Abdo usw.) sowie die Popularisierung seiner Ideen in der muslimischen Presse sowohl auf Arabisch als auch in Turksprachen.

Millionen interessierten sich für Tolstois Arbeit und seine glänzenden gesellschaftlichen Aktivitäten – von Staatsmännern bis zu den ganz einfachen Leuten. Die Menschen im Osten wollten möglichst viel über diesen außergewöhnlichen Menschen wissen, sie wollten seine Ideen und Werke kennenlernen, über die die Presse so viel schrieb. Der gebildete Teil der östlichen Intelligenz nahm die Übersetzung von Tolstois Werken auf (zuerst aus europäischen Sprachen und später direkt aus dem russischen Original). Darüber hinaus wurden sowohl künstlerische Prosa als auch Journalismus sofort übersetzt - in diesen beiden Formen der Literatur fungierte der große Schriftsteller gleichzeitig als Gottsucher, als spiritueller Denker.

Was waren die Etappen von Tolstois religiöser Suche, was inspirierte ihn und zu welchem ​​Ergebnis kam er am Ende seines Lebens? Können wir am Ende seiner Reise über den Punkt sprechen, oder hat er die Fans seines Genies mit einer bedeutungsvollen Auslassungsstelle hinterlassen? Und schließlich, was war sein Verständnis vom Islam? Wir werden versuchen, diese Fragen in diesem Artikel zu beantworten. Und wir betonen, dass im modernen Russland die Frage, ob der große Schriftsteller Muslim wurde, relevant und heiß diskutiert ist! Wichtig ist er auch für die gesamte islamische Welt – denn Tolstois Erbe ist längst zum Besitz von Weltklassikern geworden, und bis heute ist er einer der meistgelesenen und damit einflussreichsten Schriftsteller der Welt.

Heutzutage gibt es in Russland zwei Extreme: Auf vielen islamischen Seiten zitieren sie den Satz aus Tolstois privatem Brief „Ich bitte Sie, mich als Mohammedaner zu betrachten“ und klassifizieren ihn als einen wahren Gläubigen, und auf literarischen und musealen Seiten ... sie tun es nicht Erwähne das überhaupt nicht, als ob Tolstoi den Islam nicht bemerkt hätte! Auch die offiziellen Lehrbücher der Schulinstitute schweigen darüber. Gleichzeitig vergessen sie nicht zu erwähnen, dass die Aufmerksamkeit des Autors auf seine Bemühungen gerichtet war, die Persönlichkeit und die Lehren Jesu Christi (Friede sei mit ihm!) zu verstehen und das Evangelium für seine Zeitgenossen zu übersetzen. Jeder weiß, dass er 1901 von der orthodoxen Kirche exkommuniziert wurde. Auch verhehlt niemand die Tatsache, dass die gesamtrussische Tolstoi-Bewegung, die zu seinen Lebzeiten entstand und in den Jahren des sowjetischen Atheismus fast zerschlagen wurde, jetzt wiederbelebt wird und von Religionswissenschaftlern als eine der Formen des Protestantismus angesehen wird.

Kann Leo Tolstoi also Muslimen zugeschrieben werden oder nicht? Was war die endgültige spirituelle Wahl des Genies der russischen und der Weltliteratur?


Was Tolstoi über den Islam und Muslime wusste


Lassen Sie uns zunächst klären, ob Tolstoi Lebensüberschneidungen mit Muslimen hatte und was er über den Islam wusste? Es stellt sich heraus, dass er vielleicht mehr persönliche Kontakte und Kenntnisse hatte als jeder andere Klassiker der russischen Literatur.

Als er 13 Jahre alt war, zog die Familie nach Kasan, einer antiken Stadt an der Wolga, die im Mittelalter eines der Zentren des muslimischen Wolga-Staates Bulgarien war, ab dem 16. Jahrhundert aber immer noch vom russischen Zaren erobert wurde Beibehaltung der Originalität des alten islamischen Lebensstils (heute ist Kasan die Hauptstadt der Republik Tatarstan als Teil der Russischen Föderation, die muslimische Identität des tatarischen Volkes wird hier wiederbelebt).

In Kasan war der Großvater des zukünftigen Schriftstellers Ilya Andreevich von 1815 bis 1820 Gouverneur, und sein Grab ist dort noch immer in der Nekropole von Kizichesky erhalten. 1844 trat der junge Tolstoi in die Kasaner Universität am Institut für orientalische Sprachen der Philosophischen Fakultät ein (dann wechselte er jedoch an die Juristische Fakultät, wo er weniger als zwei Jahre studierte). Wenn auch nicht lange, aber hier studierte Tolstoi Arabisch und Turksprachen unter der Leitung des prominenten Gelehrten Mirza Kazim-bek (1802-1870), einer der Begründer der russischen Orientalistik. Gelehrt – heißt natürlich nicht, dass er gelernt hat. Daher haben wir das Recht, nur über seine erste Bekanntschaft mit Arabisch und Türkisch zu sprechen.

1851 überredete ihn der ältere Bruder des Schriftstellers, Nikolai, zusammen in den Nordkaukasus zu gehen, wo Tolstoi fast drei Jahre lang in einem Kosakendorf am Ufer des Flusses Terek lebte, nach Kizlyar, Tiflis, Wladikawkas reiste und an Feindseligkeiten teilnahm (erster freiwillig, dann im Dienst). Das Militär beteiligte sich, wie es damals in der offiziellen Chronik hieß, an der "Befriedung des Kaukasus" - tatsächlich war es ein Kampf um die koloniale Expansion des Russischen Reiches in die Länder der östlichen Völker, von denen sich einige bekannten ihre alten heidnischen Kulte, einige - Orthodoxie, aber der größte Teil des Islam. Sahabs des Propheten Muhammad (SAW) kamen bereits im 2. Jahrhundert der Hijra in die Ausläufer des Kaukasus, in die Stadt Derbent, und die Islamisierung der schwer zugänglichen Bergregionen des Kaukasus ging langsam voran und schritt voran , wie Historiker jetzt errechnet haben, bei einer Geschwindigkeit von 1 km pro Jahr. Daher sind übrigens die Religiosität und die Bräuche der Vainakhs (Tschetschenen), Inguschen, Osseten und andere Völker sind auch heute noch von Adat (heidnischen Traditionen der Berge) durchdrungen. Leo Tolstoi begegnete den Menschen dieser multinationalen und komplexen Welt direkt.

Die majestätische Natur des Kaukasus, das Wissen über das Leben und die Bräuche der Kriegsparteien, das Verständnis der vom "Geist der Berge" und des Islam geformten Charaktere wurden in Tolstois autobiografischer Erzählung "Die Kosaken", den Erzählungen "Überfall", „Cutting the Forest“, sowie in der Spätgeschichte „Hadji-Murat“. Als er nach Russland zurückkehrte, notierte der Schriftsteller in seinem Tagebuch, dass er sich in dieses "wilde Land verliebte, in dem zwei gegensätzliche Dinge - Krieg und Freiheit - so seltsam und poetisch miteinander verbunden sind".

Bis an sein Lebensende trug er die Erinnerung an seine kaukasischen Kunak-Freunde: So verlor einst ein junger frivoler Graf beim Kartenspiel, und ihm drohte ein Schuldenloch – doch der Tschetschene Sado Miserbiev rettete ihn restlos gewann seinen Verlust zurück. Aber das waren „Jugendfehler“, aber was für eine religiöse Umwälzung erlebte Tolstoi im Kaukasus.

Sein ganzes Leben lang trug er Eindrücke von den Lehren des Sufi-Scheichs Kunta-hadji Kishiev mit sich, der im Kontext des andauernden Kampfes der kaukasischen Völker gegen die Invasoren aus Russland zu Versöhnung und Gewaltlosigkeit aufrief. Dieser Scheich wird in Tschetschenien und Dagestan immer noch hoch verehrt. Aber wir sollten sofort bemerken, dass es genau seine paradoxen Ideen des „gewaltlosen Widerstands“ waren, die Tolstoi später entwickelte, und sie wurden mit besonderer Kraft in den Ideen von Mahatma Gandhis „Satyagraha“ verkörpert, außerdem führten sie zur Befreiung Indiens vom Englischen Kolonialismus!

Die berühmten „Geschichten von Sewastopol“ wurden von Tolstoi während des Krimkrieges geschrieben, wo der junge Offiziersschreiber im von den Briten belagerten Sewastopol eine Artilleriebatterie befehligte, die seltenen persönlichen Mut zeigte, wofür er mit dem Anna-Orden und Medaillen ausgezeichnet wurde . Auf der Krim lernte er nicht nur das Heldentum und die Tragödie des Krieges kennen, sondern auch die Sitten der Krimtataren, der indigenen islamischen Bevölkerung dieser Region. Darüber hinaus lassen einige der wichtigsten Ideen, die in jenen Jahren auftauchten, den jungen Offizier, den verstorbenen Prediger Tolstoi, erahnen: Auf der Krim begann er davon zu träumen, "eine neue Religion zu gründen" - die gereinigte und praktische Religion Christi .

Später korrespondierte er mit Muhammad Abdo (1848-1905), einem bekannten Islamreformer, der ab 1899 der oberste Mufti Ägyptens wurde. Und er wiederum war Schüler und Kollege des panislamischen Theoretikers Jemal ad-Din al-Afghani (1839-1897). Die Korrespondenz mit Abdo ist ein separates faszinierendes Thema, das von Tolstois tiefem Interesse sowohl an der Theorie des Islam als auch an seinem sozialen und reformatorischen Potenzial im Namen der Verbesserung des Lebens der Völker der Welt spricht.

Die Kommunikation mit einem arabischen Gelehrten, einem Träger der Sprache und der Traditionen des Propheten des Islam selbst, wurde für Tolstoi besonders wichtig – schließlich übersetzte er selbst Hadith ins Russische, und mit seiner charakteristischen Fähigkeit gelang ihm dies brillant. Jetzt können diejenigen, die auf Russisch lesen, die Kraft und den Geist der Sunnah in großartigem Russisch spüren! Tolstoi hielt die Kenntnis des Hadith für russische Leser für ebenso wichtig wie die Kenntnis der Weisheit anderer Völker.

Der Kontakt von Leo Tolstoi zu muslimischen Türken wurde überraschend eng. Allgemein lässt sich sagen, dass die moralische Prosa und dann der Journalismus, der die Laster der russischen Gesellschaft und die Lehren der orthodoxen Kirche anprangerte, die die Menschen zu weit von den Lehren Jesu Christi wegführten, einen Sturm der Sympathie unter den Muslimen auslösten Turkvölker des Russischen Reiches.

Die Aserbaidschaner waren die ersten, die Tolstoi 1896 aktiv in ihre eigene Sprache übersetzten. Er korrespondierte und kommunizierte persönlich mit vielen Tataren, die beide Anhänger des traditionellen Islam und der Erneuerung waren. Und diese Seite seines Lebens - der Dialog mit den Tataren - ist auch ein faszinierendes Thema. Konnte Abdo Tolstoi nur mit dem Träger der arabischen Gelehrsamkeit korrespondieren, so gab es mit den Tataren vielfache Live-Kommunikation von Angesicht zu Angesicht. Laut dem modernen Forscher Azat Akhunov „erhielt Leo Tolstoi in der tatarischen Presse von 1905-1907, zur Zeit der raschen nationalen Wiederbelebung der Tataren, so viel Aufmerksamkeit wie allen anderen russischen Schriftstellern zusammen.

Er war sehr besorgt über religiöse Themen, insbesondere den Islam oder, wie man damals sagte, den Mohammedanismus. Die Tataren wussten davon und schrieben ihm über ihren Glauben: Sie fragten, konsultierten, argumentierten. Er antwortete ihnen. Die Tataren schrieben nicht nur an Tolstoi, sie besuchten ihn auch in Yasnaya Polyana. Das Thema „Tolstoi und die Tataren“ ist außerordentlich umfangreich. Ende des 19. - Anfang des 20. Jahrhunderts gab es vielleicht keinen einzigen tatarischen Schriftsteller oder eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die sich nicht auf die eine oder andere Weise dem Werk und den Lehren von Leo Tolstoi zuwenden würde ... "

Scheich-Kasim Subaev schrieb aus Kasan an Tolstoi: „An den großen Lehrer der Moral. Im Namen aller Muslime Russlands bedanke ich mich dafür, dass Sie uns und die Völker im Allgemeinen ohne Unterschied der Religion oder Nationalität gelehrt haben. Und Außerdem haben Sie, der große Lehrer des Lebens, hart gearbeitet und das Leben der Baschkiren in einem kleinen, aber wertvollen Werk beschrieben - der Geschichte "Ilyas", die ich übersetzt und veröffentlicht habe. Hier wird noch ein weiteres muslimisches Volk Russlands erwähnt - die Baschkiren, zu denen Tolstoi 1862 in die Stadt Karalyk ging, um sich mit Kumiss (Pferdemilch) behandeln zu lassen. Wir betonen, dass Tolstoi keine fremden islamischen Länder besucht hat, sondern den Islam durch Kaukasier, Tataren und Baschkiren persönlich kennengelernt hat. Die Geographie seiner "islamischen Reisen" sind der Nordkaukasus und Astrachan, Orenburg und Baschkirien, die tatarischen Siedlungen im Wolgagebiet und auf dem Penza-Land und schließlich die Krim.

Besondere Berühmtheit erlangte Tolstois Korrespondenz mit dem Tataren Asfandiyar Voinov in Russland. Empört über die Entscheidung der Synode, des Hauptorgans der orthodoxen Kirche, vom 22. Februar 1901, Lev Nikolaevich aus der Kirche zu exkommunizieren, schrieb Voinov ihm aus Istanbul: „Ich gestehe, nachdem ich von ihrer Behandlung von Ihnen gelesen habe, I schauderte für dich, möge der Allmächtige dich retten und beschützen.“ In jenen Jahren waren alle russischen Muslime genauso wehrlos gegenüber der offiziellen Macht und der dominierenden Kirche, genau wie Tolstoi. "Menschen wie unser lieber Lehrer und Weltschriftsteller (es wird nicht schmeichelhaft gesagt) werden nicht Jahre, sondern Jahrhunderte geboren, und besonders die alte Mutter Russland brachte in 2000 Jahren nur einen in der Person unseres lieben Grafen L. N. Tolstoi zur Welt, lassen Sie Seien Sie erleuchtet, seine Seele ist jetzt und in Zukunft eine ewige, unvergessliche Erinnerung! “, schreibt Voinov an Tolstoi. „Wenn ich mich Ihrer Wiederherstellung Ihres Glaubens und Ihrer Vorstellung zuwende, sehe ich, dass Sie einen Gott erkennen und an ihn glauben. Es ist sehr gut. Das ist der Glaube des Islam und die Lehren des Propheten.“ Tolstoi antwortete sehr freundlich auf diese Briefe aus Istanbul. „Ihre Zustimmung zu den Hauptpunkten meines Glaubens, die ich als Antwort auf die Synode zum Ausdruck gebracht habe, hat mich sehr gefreut. Ich schätze die spirituelle Gemeinschaft mit den Mohammedanern sehr“, schrieb er an Voinov.

Die Korrespondenz zwischen Asfandiyar Voinov und Tolstoi erregte jedoch die Aufmerksamkeit der zaristischen Behörden und erschien ihnen äußerst gefährlich. Die wachsende Autorität des Schriftstellers unter den russischen Muslimen erforderte einen sofortigen Sturz. Dann wurde der Fall der Diskreditierung des Schriftstellers dem Kasaner Missionar Yakov Koblov anvertraut, der einen großen "aufschlussreichen" Artikel "Count L.N. Der Artikel basierte vollständig auf Voinovs Korrespondenz mit Tolstoi, aber darüber wurde kein Wort verloren. So wurde die Kontroverse, die Tolstoi mit dem Staat und der Kirche hatte, für ihn und die Muslime Russlands in vielerlei Hinsicht gemeinsam, spirituell äußerst wichtig und sozial sehr gefährlich. Und das mutige Beispiel von Tolstoi inspirierte viele Muslime zum Erwachen:

Zusammenfassend lässt sich sagen: Tolstoi, der keine islamische Bildung hatte und kein Alim-Gelehrter war, verfügte über Wissen und Erfahrung der Empathie, einzigartig für einen Mann der High Society des damaligen eurozentrischen Russlands. In persönlichem Kontakt mit vielen Muslimen nahm er um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert an einem gemeinsamen spirituellen Erwachen teil, sowohl innerhalb Russlands als auch weit über seine Grenzen hinaus.


Tolstoi überdachte die Lehre der orthodoxen Kirche


Wie Sie wissen, veranlasste ehrliche spirituelle Suche Leo Tolstoi dazu, die Bedeutung der christlichen Kirche zu überdenken: „Die Welt tat alles, was sie wollte, und überließ es der Kirche, wie sie weiß, mit ihr in ihren Erklärungen über den Sinn des Lebens Schritt zu halten. Die Welt richtete ihr eigenes Leben ein, in allem, was den Lehren Christi widersprach, und die Kirche erfand Allegorien, nach denen es den Anschein hatte, dass Menschen, die gegen das Gesetz Christi lebten, danach lebten. Und es endete mit dem Welt begann, ein Leben zu führen, das schlimmer wurde als das heidnische Leben, und die Kirche begann, dieses Leben nicht nur zu rechtfertigen, sondern zu behaupten, dass die Lehre Christi darin besteht“, schrieb Tolstoi im März in seinem Familienbesitz Yasnaya Polyana 1909.

In der Folge entstanden unter seiner Feder viele eindeutig anklagende Artikel über die Kirche, die Jesus verraten hat – sie sind immer noch Klassiker des russischen Antiklerikalismus, der sowohl für Protestanten als auch für Muslime sehr relevant ist. Und natürlich folgte die offizielle "Exkommunikation" von Leo Tolstoi - auf Griechisch "Anathema" (wörtlich - Trennung), die in allen orthodoxen Kirchen Russlands verkündet wurde. Es war ein Schock für das ganze Land! Einer der meistgelesenen und beliebtesten Autoren wurde von der offiziellen Kirche, die auch eine Hochburg der russischen Autokratie war, zurückgelassen!

Mit angehaltenem Atem - teils angewidert, teils hoffnungsvoll - beobachteten die Russen, was der große Dichter-Denker an Positivem nach dem „Fluch“, der Trennung vom Kirchenchristentum, gewinnen würde? Und er arbeitete an einer neuen Übersetzung, genauer gesagt an seiner eigenen Transkription der Evangelien, veröffentlichte das Buch „Was ist mein Glaube?“, Viele Artikel über Glauben und einen nüchternen Lebensstil, führte eine rege Korrespondenz mit vielen Gottsuchenden und spirituellen Lehrern , und zwar nicht nur in Russland, sondern auch im Ausland.

Seine Kritik am Dogma der Orthodoxie, ihrer liturgischen Praxis (Liturgie), Kirchengeschichte und Soziallehre, die die Gewalt und das Unrecht der mit Macht und Geld ausgestatteten Menschen heiligt – all das hallt noch lebhaft in unsere Tage. Tolstois Kritik am Kirchenchristentum ist ein wertvolles Vermächtnis, das einem Muslim hilft zu verstehen, wie die reine Lehre des Monotheismus, insbesondere die Worte und Taten Jesu Christi, verdunkelt und pervertiert wurden und begannen, ihren Ursprüngen und dem Plan des Schöpfers zu widersprechen. Muslime des 21. Jahrhunderts können seine Definitionen in den aktuellen Streitigkeiten mit "ahl al-kitab - den Leuten des Buches" anhand des Beispiels und der Gedanken von Tolstoi verwenden und geduldig die Essenz von Tawhid und die Notwendigkeit erklären, den Koran zu übermitteln.

In den Tagen schmerzhafter Suche, umgeben von Missverständnissen, schrieb Tolstoi in einem seiner Briefe: „Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mit mir den gleichen Glauben hätten. Du tauchst ein wenig in mein Leben ein. Alle Erfolge des Lebens - Reichtum, Ehre, Ruhm - ich habe das alles nicht. Meine Freunde, sogar Familienangehörige, wenden sich von mir ab. Manche – Liberale und Ästheten – halten mich für verrückt oder schwachsinnig wie Gogol; andere – Revolutionäre und Radikale – halten mich für einen Mystiker, einen Schwätzer, Regierungsleute halten mich für einen verderblichen Revolutionär; Orthodoxe halten mich für den Teufel. Ich gestehe, es fällt mir schwer ... Und deshalb sehen Sie mich bitte als guten Mohammedaner an, dann wird alles gut, nicht alles ist so klar ...


Welchen Glauben erwarb Leo Tolstoi?


Erstens akzeptierte der Autor den Islam nicht offen und klar, hatte keine muslimische Praxis. Wir dürfen nicht vergessen, dass er bei der Suche nach der Wahrheit über Jesus, der sich selbst als „guten Mohammedaner“ erkannte, von Buddha und Konfuzius nicht weniger bewundert wurde. Und er führte intensive Korrespondenz mit Anhängern verschiedener spiritueller Traditionen, zum Beispiel mit Mahatma Gandhi, nahm ihre Texte in die berühmte Leseempfehlungsliste für jeden Tag auf. Von den indischen und chinesischen Weisen suchte er nach einer „allgemeinen universellen Wahrheit“.

Darüber hinaus erlebte Tolstoi auf der Suche nach Universalität eine vorübergehende Leidenschaft für den Babismus und den daraus erwachsenden Bahaismus, die ihn anzog, indem er die Möglichkeit erklärte, die Mission des Propheten Muhammad (SAW) fortzusetzen und sie mit anderen religiösen Lehren zu verbinden. Und doch erlaubte die Künstlichkeit dieser „Synthese“ Tolstoi nicht, sich für die Lehren von Mirza Hussein Ali Nuri (1817-1892) zu entscheiden.

Wir können eindeutig sagen, dass die letzten Jahre von Tolstois Arbeit eine intensive spirituelle Suche nach universeller Wahrheit waren, basierend auf dem, was er in den Lehren Jesu Christi als authentisch erkannte. Er selbst betrachtete die von ihm angefertigten Transkriptionen des Evangeliums und seine Artikel zu moralischen Themen jedoch nicht als Ergebnis seiner Recherchen - paradoxerweise wurden diese Texte jedoch von Menschen wahrgenommen, die zu seinen Lebzeiten eine Bewegung namens "Tolstoiismus" ins Leben riefen . Ja, ja - genau so - Tolstoi hat objektiv den "Tolstojismus" hervorgebracht, aber er selbst war subjektiv kein "Tolstojaner" und lehnte die Rolle des Lehrers und Führers der neuen Richtung ab! Spätere Religionswissenschaftler ordnen den „Tolstoiismus“ zu Recht als neuprotestantische Strömung im russischen Christentum ein. Wir stellen sofort fest, dass es gemäß den Lehren und den Besonderheiten des Lebens buchstäblich an der Schwelle des Islam steht ... aber diese Schwelle wird immer noch nicht überschritten.

Schließlich verließ Leo Tolstoi in den letzten Tagen seines Lebens das Haus und ging zuerst zu seiner Schwester Maria, einer Nonne des Klosters Shamorda, und dann zu den berühmten spirituellen Mentoren des orthodoxen Russlands - den Ältesten der Eremitage von Optina. Orthodoxe Historiker versuchen, auf der Grundlage dieses Impulses aus diesen Gesprächen mit der Nonne und den Ältesten und auch aus der Tatsache, dass der ältere Barsanuphius nach ihm gesandt wurde, um sich mit der Kirche von Optina zu versöhnen, zu schließen, dass Tolstoi „zur Buße bereit war und kehre zurück in den Schoß der Kirche." Einige sagen, dass "ihm vergeben und zum orthodoxen Christentum zurückgebracht werden muss", andere weisen strikt darauf hin, dass "es keinen Grund dafür gibt und Tolstoi starb und ein unerbittlicher Gegner der orthodoxen Kirche blieb". Auf der Website des Moskauer Tolstoi-Museums kann man schon heute lesen, dass Tolstojs Lehre heute überhaupt nicht abstößt, sondern im Gegenteil,

Das Wichtigste zur Bestimmung des Glaubensbekenntnisses einer Person ist entweder die von ihr direkt verkündete Shahada (Glaubenssymbol) oder das letzte Testament. Wenn Tolstoi das Erste nicht getan hat, dann hören wir uns an, was er an der Wende von Leben und Tod gesagt hat.

So war es. Am 6. (19.) November 1910 sprach Leo Nikolajewitsch Tolstoi die letzten Worte an seine an seinem Bett versammelten Verwandten: "... Ein Abgrund von Menschen, außer Leo Tolstoi, und Sie sehen einen Leo an ... Männer don sterbe nicht so ..." Und schon halb vergessen: "Ich liebe die Wahrheit ..." Eine erstaunliche Szene und erstaunliche Worte! Sie sollten nicht wie diejenigen sein, die dem Mysterium des Glaubens, dem Mysterium der Persönlichkeit und dem Übergang eines großen Denkers und Schriftstellers in eine andere Welt gegenüber respektlos eingestellt sind. Seien wir ehrlich: Allahu alim – das ist nur dem Allmächtigen bekannt! Und wir werden nicht nach einer eindeutigen Antwort auf die Frage suchen - mit welchem ​​Glaubensbekenntnis Lev Nikolaevich die letzte Linie überschritten hat. Gründe dafür nannte er nicht.

Sicher ist nur, dass Leo Tolstoi viel vom Islam verstand und schätzte, die Gläubigen verschiedener Nationalitäten kannte, befreundet war und mit ihnen korrespondierte. Und er hinterließ uns beiden hochkünstlerische Bilder von Muslimen, insbesondere von Kaukasiern und Tataren, und nicht immer unumstrittene, aber tiefe und spannende Gedanken über den Islam. Die von ihm inspirierte religiöse Massenbewegung Tolstojs stand ihm nahe, bewegte sich aber nicht in Richtung Islam. Da sie den Muslimen in vielen Aspekten des Lebens und des Glaubens nahe standen, entwickelten sich die Tolstojaner und bleiben im Einklang mit dem Christentum.

Und doch gibt es solche „islamischen Seiten“ bei Tolstoi, deren Schärfe und Wert bis heute nicht verloren gegangen ist. Eine russische Frau, die eine Muslimin, Elena Efimovna Vekilova, geheiratet hatte, schrieb an Tolstoi, dass ihre Söhne zum Islam konvertieren wollten, und bat um Rat, was zu tun sei. Er antwortete:

„Was die Vorliebe des Mohammedanismus für die Orthodoxie anbelangt, kann ich nur von ganzem Herzen mit einem solchen Übergang sympathisieren. So seltsam es scheinen mag, dies zu sagen, für mich, der höhere christliche Ideale und christliche Lehre in ihrem wahren Sinn versteht, kann es keinen Zweifel geben, dass der Mohammedanismus in seinen äußeren Formen unvergleichlich höher ist als die kirchliche Orthodoxie. Wenn also einer Person nur zwei Möglichkeiten gegeben werden: der kirchlichen Orthodoxie oder dem Mohammedanismus anzugehören, dann kann es für jede vernünftige Person keinen Zweifel an der Wahl geben, und jeder wird den Mohammedanismus mit der Anerkennung eines Dogmas, eines Gottes und seines Propheten bevorzugen. stattdessen komplex und in der Theologie unverständlich - Trinität, Erlösung, Sakramente, Heilige und ihre Bilder und komplexen Dienste ... Yasnaya Polyana, 15. März 1909.


Zusammenfassend können wir getrost sagen: Der große Klassiker der russischen und Weltliteratur, Leo Tolstoi, war zweifellos ein Hanif-Monotheist und stand in den letzten Jahren seines irdischen Lebens an der Schwelle zum Islam.

Um zu einem solchen Glauben zu gelangen, hat er für sich und Millionen seiner Leser eine wahrhaft titanische Arbeit geleistet: Geboren in einer Familie weit weg vom Islam, die eine europäische und eurozentrische Erziehung erhielt, war er einer der reichsten Menschen, die dem russischen Kaiser nahestanden Mit dem Titel des Grafen überwand er die Trägheit seiner Umgebung, erkannte die Wahrheit der Worte Jesu Christi und die Tatsache, dass das historische Christentum sie verdreht hat. Auf dieser Grundlage versuchte er, die wahre Wahrheit des Monotheismus zu finden, universell und offen für alle Zeiten und Völker. Mit Aufmerksamkeit und Liebe übersetzte er den Hadith des Propheten Muhammad (SAW) in seine Muttersprache.

Vom irdischen Leben in eine andere Welt ging er als ehrlicher Gottsucher-Hanif. Das ist der spirituelle Wert seines Weges für die Leser. Was den Rest betrifft, möge Allah richten, denn unsere Herzen gehören nur Ihm! Allahu alim.Saido Kyamilev und Jannat Sergey Markus (markus55@mail.ru)

http://www.islam.az/article/a-140.html

Chronologie

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Projekt:Dissidenten im Ostblock/Chronologie

Temporär

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w:de:Hans-Jürgen Treder

https://en.wikipedia.org/wiki/Leibniz_Institute_for_Astrophysics_Potsdam#Developments_after_the_Second_World_War

w:de:Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam

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https://en.wikipedia.org/wiki/Keldysh_Institute_of_Applied_Mathematics#History

https://en.wikipedia.org/wiki/Steklov_Institute_of_Mathematics

w:de:Steklow-Institut für Mathematik

w:de:Schiuli Schartawa - Seit 1973 - der zweite Sekretär, dann der erste Sekretär des Zentralkomitees des Komsomol von Georgien.

w:de:Komsomol