Projekt Diskussion:Aktion wasserdicht/Frauen

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Sozialdienst katholischer Frauen[Bearbeiten]

Mehr als ein Dach über dem Kopf

Positionspapier des SkF zur Wohnungspolitik aus Frauenperspektive Dortmund, 04.03.2022. Die am stärksten ausgegrenzte Gruppe am Wohnungsmarkt sind Frauen mit Kindern in belasteten Lebenssituationen.

Sie haben so gut wie keine Chancen auf dem angespannten Wohnungsmarkt und leiden besonders unter dem Mangel an bezahlbaren und geeigneten Wohnungen. Damit steigt für die Betroffenen auch die Gefahr, wohnungs- oder obdachlos zu werden. Darauf macht der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) aus Anlass des Internationalen Frauentags am 08. März aufmerksam.

„Die Erfahrungen unserer Ortsvereine zeigen, dass immer häufiger Hilfemaßnahmen nicht erfolgreich beendet werden können. Dies gilt beispielsweise für Frauen mit Kindern in Frauenhäusern oder in Mutter-Kind-Einrichtungen.

Die Betroffenen finden keine geeigneten Wohnungen, die ihnen ein eigenständiges Leben ermöglichen würden“, macht Renate Jachmann-Willmer, SkF Bundesvorstand, deutlich. Einige SkF Ortsvereine haben bereits Immobilienmakler eingestellt. Aber auch diese finden keine passenden Wohnungen für die Klient:innen.

Der SkF begrüßt die Pläne der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, von denen 100.000 öffentlich gefördert werden sollen. „Doch Wohnungspolitik muss deutlich mehr leisten als Wohnungslosigkeit zu verhindern und Sozialwohnungen zu bauen.

Wohnungspolitik muss die soziale Infrastruktur und die besonderen Bedarfe von Frauen in prekären Lebenssituationen mitdenken“, betont Jachmann-Willmer. Dazu gehört auch eine Kommunalpolitik, die u.a. den Ausbau und Erhalt des öffentlichen Raumes fördert. „Denn Wohnraum und das Wohnumfeld sind mit entscheidend dafür, ob Menschen Wege aus Armut und Existenznot finden können.“ In einem Positionspapier zur Wohnungspolitik aus Frauen-Perspektive fordert der SkF eine stärkere Förderung von Modellprojekten und sieht die kommunale Politik in einer besonderen Verantwortung.

So müssen die Kommunen für alle Bauvorhaben verbindliche Quoten für den sozialen Wohnungsbau beschließen und Frauen dabei vorrangig berücksichtigen. Aber auch die Kirchen sind gefordert, ihre Immobilien und Liegenschaften vermehrt für soziale Wohnprojekte einzusetzen.

https://www.facebook.com/skftrier/

--Methodios (Diskussion) 18:24, 8. Mär. 2022 (CET)[Beantworten]

Frauenhäuser Köln[Bearbeiten]

„Eine erfreuliche Bilanz“?

Am internationalen Frauentag gehen Grüne, CDU und Volt an die Öffentlichkeit um 1 Jahr Ratsbündnis zu bilanzieren – ohne dass in der Presserklärung das Wort Frauen vorkommt.

Der Rat der Stadt Köln hat in seiner Sitzung am 12.12.2019 befürwortet, ein 3. Frauenhaus in Köln zu errichten. Die Zahl der Abweisungen in den bestehenden Kölner Frauenhäusern und ihre hohe Auslastung zeigen, dass weitere Schutzplätze für von Gewalt betroffene Frauen im Rheinland dringend notwendig sind. Frauen helfen Frauen e.V. Köln und zahlreiche Mitstreiterinnen setzen sich darum seit vielen Jahren für ein 3. Kölner Frauenhaus ein.

[Wir begrüßen darum ausdrücklich die Willensbekundung des Rats und den Auftrag an die Verwaltung, eine geeignete Immobilie bzw. Baugrundstück zu finden. Wir freuen uns, dass im Antrag auch der Aspekt der Barrierefreiheit bedacht wurde, wie auch die bisher in Köln nicht mögliche Aufnahme von Jungen über 12 Jahren. Ein Frauenhaus ist mehr als ein Dach über dem Kopf, so sind mehr Frauenhausplätze selbstverständlich verbunden mit einer entsprechenden Personalausstattung und weiteren notwendigen Kosten für den Betrieb eines Frauenhauses. In weiteren Schritten ist die Frage der Finanzierung von Personal-, Sach- und Betriebskosten zu verhandeln und zu klären.

Zusätzlich zum geplanten und begonnenen Neubau des 1. Frauenhauses mit erhöhter Platzzahl, hätte Köln dann in Zukunft zwei barrierefreie Frauenhäuser mit der Möglichkeit der Aufnahme von älteren Jungen. Sehr erfreut sind wir darüber, dass in der Ratssitzung für den Neubau eine zusätzliche Fachstelle für die Arbeit mit den Kindern verabschiedet wurde. Damit hat der Rat der Stadt Köln anerkannt, dass eine traumasensible Arbeit mit Kindern, die Gewalt (mit)erlebt haben eine entsprechende Personalausstattung braucht. In Folge der Ratifizierung der „Konvention des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ (Istanbul Konvention) im Jahr 2018 werden endlich bei Bund, Land und der Stadt Köln notwendige erste Schritte der Umsetzung unternommen. Frauen helfen Frauen e.V.]

https://www.frauenhaus-koeln.de/drittes-frauenhaus-fuer-koeln.html?fbclid=IwAR2OGHqk3mAWHwk04cenBxpbrXeZwW4djvRxcGXgZLMR7sRMo3bILQzvTSc

Am 14.11.2021 meldet report-k: „Verein Frauen helfen Frauen: Ein drittes Frauenhaus muss sein.

Die Millionenstadt Köln brauche dringend zusätzliche Frauenhausplätze für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder. Jeden Tag müssen 3 bis 5 schutzsuchende Frauen mit ihren Kindern abgewiesen werden, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung des Vereins.

Die Landesregierung sehe den Bedarf und habe bereits die Zusage für eine Teilfinanzierung gemacht. Die Stadt Köln weigere sich bisher, die Restkostenfinanzierung zu gewährleisten und bedrohe damit die dringend notwendige Gründung eines 3. Frauenhauses in Köln. „Das können wir nicht hinnehmen!“, so der Verein.“

https://www.report-k.de/verein-frauen-helfen-frauen-ein-drittes-frauenhaus-muss-sein-36434/?fbclid=IwAR0KOXSZlNwb-XEPYJuslqG9T5aHKasvtpWa-uec2bbjpQ7C5gzZR-rN7as

Am 8.1.2022 mahnt die Kölner FDP: „Drittes Frauenhaus muss endlich an den Start gehen FDP-Köln: Weitere Verzögerung ist nicht hinnehmbar, Verwaltung muss endlich für Umsetzung des Ratsbeschlusses sorgen."

[Auf Initiative der FDP hat der Rat am 10.09.2020 ein dringend benötigtes 3.Frauenhaus beschlossen, der Trägerverein ist am Start und doch geht es für diese wichtige Einrichtung nicht vorwärts. Angebliche Unklarheiten in der Landesförderung und ein aufwendiges Antragsverfahren behindern den Trägerverein bei der eigentlichen Arbeit.] Dringend benötigt wird diese vor allem jetzt in der Corona-Pandemie. Die Erkenntnisse über die zunehmende häusliche Gewalt in dieser schwierigen Zeit sind erschreckend.

[Christina Dumstorff, gleichstellungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion: „Gerade in diesen schwierigen Zeiten lassen wir die Frauen, denen wir mit dem Ratsbeschluss Hoffnung gemacht haben, allein und begründen das mit formalen Schwierigkeiten. Laut Landesregierung steht das Konzept Powerhaus dem Vorhaben nicht im Weg. Wir fordern daher die Verwaltung dringend auf den Träger bei seinen Bemühungen zu unterstützen und damit den Ratsbeschluss endlich umzusetzen. Das 3. Frauenhaus muss umgehend an den Start gehen, eine weitere Verzögerung ist nicht hinnehmbar!“]

(Text:FDP Köln)

https://koelner-stadtteilliebe.de/drittes-frauenhaus-muss-endlich-an-den-start-gehen-fdp-koeln-weitere-verzoegerung-ist-nicht-hinnehmbar-verwaltung-muss-endlich-fuer-umsetzung-des-ratsbeschlusses-sorgen/?fbclid=IwAR3uoZDcxNkn5imtL6zfDYi5M5xhSdfRMthcyOyx4yKhX8W-AqlWKBbTtUM

8. März 2022

Klaus Jünschke

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG RATSBÜNDNIS GRÜNE/CDU/VOLT

Ein Jahr Ratsbündnis:

Erste Bilanz und wichtige Vorhaben in nächster Zeit

Köln, 08.03.2023

Heute vor einem Jahr, am 8. März 2021, haben die Spitzen von Partei und Fraktion den gemeinsamen Bündnisvertrag von GRÜNEN, CDU und Volt unterschrieben. Darin haben wir als Bündnis festgehalten, welche politischen Ziele wir uns für die Weiterentwicklung unserer Stadt setzen in dieser Wahlperiode. blablabla ...

https://www.facebook.com/groups/627153134845095/

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Jaja, das übliche politische Blablabla. Dummschwätz und Dampfplauderei. Völlig konsequenzlos, völlig sinn- und merkbefreit. Die typische Ignoranz der Machthaber an den Fleischtöpfen. Man liest heute aber auch etwas ganz anderes:

"Mehr als ein Dach über dem Kopf

Positionspapier des SkF zur Wohnungspolitik aus Frauenperspektive Dortmund, 04.03.2022. Die am stärksten ausgegrenzte Gruppe am Wohnungsmarkt sind Frauen mit Kindern in belasteten Lebenssituationen.

Sie haben so gut wie keine Chancen auf dem angespannten Wohnungsmarkt und leiden besonders unter dem Mangel an bezahlbaren und geeigneten Wohnungen. Damit steigt für die Betroffenen auch die Gefahr, wohnungs- oder obdachlos zu werden. Darauf macht der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) aus Anlass des Internationalen Frauentags am 08. März aufmerksam.

„Die Erfahrungen unserer Ortsvereine zeigen, dass immer häufiger Hilfemaßnahmen nicht erfolgreich beendet werden können. Dies gilt beispielsweise für Frauen mit Kindern in Frauenhäusern oder in Mutter-Kind-Einrichtungen.

Die Betroffenen finden keine geeigneten Wohnungen, die ihnen ein eigenständiges Leben ermöglichen würden“, macht Renate Jachmann-Willmer, SkF Bundesvorstand, deutlich. Einige SkF Ortsvereine haben bereits Immobilienmakler eingestellt. Aber auch diese finden keine passenden Wohnungen für die Klient:innen."

https://www.facebook.com/skftrier/

Das hört sich schon nach gesellschaftlichem Systemversagen an. Auch hier in Dresden ist es schauderös - am völlig anderen Ende des ehemaligen innerdeutschen Interzonenzuges ("Mumien-Express"). Aber noch immer gilt ein rund hundert Jahre altes Wort von Kurt Tucholsky:

"In Deutsch gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht."

--Methodios (Diskussion) 18:24, 8. Mär. 2022 (CET)[Beantworten]

Maria Ziegler[Bearbeiten]

taz: Frau Ziegler, wie sind Sie obdachlos geworden?

Maria Ziegler: Ich war 30 Jahre lang verheiratet und Hausfrau. Ich komme aus einem bürgerlichen Haushalt. Dann ließ mich mein Mann ohne alles sitzen. Er verkündete, dass er eine jüngere Partnerin habe und wir uns scheiden lassen werden. Ich hatte kein Zuhause mehr. Mein Anwalt meinte, ich hätte keine Chance im Rechtsstreit.

Man riet mir in ein Frauenhaus zu gehen, doch da schickten sie mich wieder weg, weil ich nicht von häuslicher Gewalt betroffen, sondern „nur“ wohnungslos war. 2003 war meine erste Nacht auf der Straße. Von meinen Restgroschen quartierte ich mich in einer Pension ein. Für drei Wochen, länger reichte es nicht. Anspruch auf Arbeitslosengeld hatte ich nicht, da ich zuvor nicht gearbeitet hatte.

Wie ging es weiter?

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist für mich nur eine Floskel, meine wurde missachtet. Gerade die von Frauen wird mit Füßen getreten. Sozialämter brachten mich zeitweise in Einrichtungen unter, aber das sind nur vorübergehende Lösungen. Inzwischen ist es für mich sogar angenehmer draußen zu schlafen als in einer Unterkunft.

Wieso?

In den Notunterkünften sind viele unterschiedliche Menschen. Über 90 Prozent der Obdachlosen sind psychisch krank, manche sind betrunken. Man hat kaum Privatsphäre. Es ist schwierig zur Ruhe zu kommen, man steht unter Dauerstress. Viele haben zum Schutz auch Tiere, die meist nicht mitgenommen werden dürfen. Diese Einrichtungen sind ein Notbehelf, keine langfristige Lösung. Immer mehr Menschen werden obdachlos, vor allem mehr Frauen als früher.

Sind die Unterkünfte ge­schlech­­ter­getrennt?

Die Schlafzimmer schon, inzwischen gibt es auch einige Betten für nichtbinäre Menschen, aber die Einrichtungen sind meistens gemischt.

Das erhöht die Gefahr sexualisierter Gewalt.

Richtig. Außerdem gehen viele Frauen eine Beziehung ein oder mit jemandem mit, um nicht auf der Straße schlafen zu müssen. Das sind die sogenannten Sofaschläfer. Ihre Not wird ausgenutzt. Viele bekommen außerdem vom Amt den Rat sich einen Mann zu suchen und ein Kind zu kriegen, so auch ich. Ich war über 50, ohne Wohnung – das kann doch keine Alternative sein.

Hatten Sie nie Angst, auf der Straße zu schlafen? Waren Sie in Gruppen unterwegs?

Einmal hat jemand meine Sachen, während ich schlief, in den Matsch geschmissen. Ich musste mir alles neu zusammensuchen. Ich bin allein unterwegs, da in Gruppen Männer dominieren. Sexismus lebt auch hier weiter fort.

Gibt es Freundschaften auf der Straße?

Wenn überhaupt, dann nur im Ausnahmefall. Man kann niemandem vertrauen. Die Leute werden gegeneinander ausgespielt, es geht ums Überleben. Auch Beziehungen gestalten sich schwierig. Zum Beispiel bekommt man nur ein gemeinsames Bett in der Unterkunft, wenn man verheiratet ist.

Haben Sie versucht, aus der Obdachlosigkeit herauszufinden?

Bedürftig zu sein ist demütigend. Es hat gedauert, bis ich Sozialhilfe beantragt habe. Ich arbeitete in mehreren befristeten Ein-Euro-Jobs, 2005 kam Hartz IV. Ich habe eine Weiterbildung gemacht, aber keinen Job gefunden. Mir wurde eine Dauerbetreuung im Altenheim vorgeschlagen. Aussicht auf eine Wohnung habe ich kaum. Ich werde dreifach diskriminiert, weil ich eine Frau, obdachlos und alt bin.

Wie sieht Ihr Alltag aus?

Wir werden um 7:30 Uhr aus der Unterkunft rausgeschmissen und dürfen erst gegen 19 Uhr wieder rein. Vor allem im Winter bin ich tagsüber immer viel gelaufen, deswegen sind meine Füße ein bisschen lädiert. Bei der Kälte musst du dich bewegen, länger als eine halbe Stunde konntest du nicht auf einer Parkbank sitzen und lesen, wenn du mal eine Zeitung gefunden hast.

Ich habe immer versucht so viel Geld zusammenzubringen, dass ich eine Fahrkarte kaufen kann, um keinen Ärger mit der BVG zu bekommen. Wenn man als Obdachlose ohne Fahrkarte erwischt wird, muss man trotzdem ein Bußgeld bezahlen, teilweise wird das in Raten vom Hartz IV abgezogen. Wenn du nicht zahlst, droht dir das Gefängnis.

Ich bin viel mit der Bahn gefahren, um mich aufzuwärmen. Aktuell kann man kann ja sonst nirgendwo rein. Vor Corona gab es auch Tagesaufenthalte, aber dadurch, dass nun alles zu hat, sind Räume der Begegnung weggefallen.

Wenn du auf der Straße bist, ist es schwer Informationen zu beschaffen. Du kannst dich nicht mal erkundigen, wo ein Bett frei ist, geschweige denn, dass du online Sichtbarkeit hast.

Hatten Sie immerhin genug zu essen?

Es gab auch eine Zeit, in der ich gar kein Geld hatte. Das waren dann 5 Tage Nulldiät, da ich nichts außer harten Linsen zu essen hatte und nirgendwo etwas kochen konnte. Die Tafel, Fairteilungen und Suppenküchen gab es damals noch nicht in dem Maße wie heute. Außerdem ist es schwierig an Informationen zu kommen, wo sich solche Punkte befinden. Wir haben ja keine Möglichkeit uns zu vernetzen.

Was hat sich seit Corona verändert?

In den Unterkünften wurde versucht Abstände einzuhalten. Wir haben Masken und Desinfektionsmittel bekommen, aber ich habe gehört, dass nur in Berlin so gut läuft – auf dem Land hatten sie anscheinend nicht einmal genug Masken. Es fallen natürlich wegen Corona Schlafplätze weg, weil nicht mehr so viele Personen in einem Raum schlafen dürfen.

Der Berliner Senat hat seit Corona neue Unterbringungsplätze angemietet, die muss man jedoch noch immer tagsüber verlassen. Die grundlegende Frage ist: Wie kann man Zuhause bleiben, wenn man keines hat? Wie kann man sich an die Ausgangssperre halten, wenn man nirgendwo hingehen kann?

Haben Sie Forderungen an die Politik?

Es braucht kostenlose Toiletten, vor allem für Frauen. Außerdem Einzelzimmer für Bedürftige – selbst im Gefängnis gibt es welche. Wir haben ein Recht auf Unterbringung. Es ist schwer an Informationen zu kommen, wir brauchen Handys, Simkarten und Aufladestationen. Es ist jedoch schwer einen Handyvertrag abzuschließen, wenn man keine Adresse hat.

Obdachlose dienen noch immer als Abschreckungsbeispiel dafür, was passieren kann, wenn man nicht arbeitet. Dabei ist jede Geschichte anders, es kann jede*n treffen. Natürlich habe ich auch Fehler gemacht, aber diese Schuldabwälzung auf Individuen muss aufhören. Es ist außerdem unheimlich schwierig aus der Obdachlosigkeit herauszukommen. Wenn du keine Wohnung hast bekommst du keine Arbeit und umgekehrt. Es ist ein Teufelskreis. Man rutscht immer tiefer in die Schuldenfalle.

Die Sozialarbeiter:innen und die Gesellschaft haben keine Vorstellung davon, was wir durchleben und sollten mehr dafür sensibilisiert werden. Die Behördengänge und Schikane auf den Ämtern müssen aufhören, die Bürokratie vereinfacht werden. Oft wird man einfach zum nächsten Amt geschickt. Man bekommt dort einen weiteren Flyer in die Hand gedrückt und das war's dann.

Ich kann ohne Adresse nicht wählen gehen, dadurch bin ich unsichtbar. Außerdem wünsche ich mir eine soziale Wohnungspolitik – es wird fast nur Wohnraum gebaut, der verkauft oder teuer vermietet werden soll, viele Häuser stehen leer. Es bedarf es einer gesamtgesellschaftlichen Emanzipation der Frauen, damit sie nicht mehr von Männern abhängig sind. Wir haben bei der Obdachlosenselbstvertretung eine Frauengruppe gegründet, um Frauen zu unterstützen und ihnen Mut zu machen.

Was hat sich verbessert?

Es gibt mehr ehrenamtliche Helfer, genug Essen und Kleidung. Ich habe das Gefühl, dass wir sichtbarer geworden sind, mehr Empathie aufgebracht und gespendet wird. Es geht nicht darum, Einzelschicksale zu zeigen, sondern darum, Grundsätzliches zu ändern. Es gibt bereits viele Projekte – die meisten guten Ideen fangen mit Utopien an.

Maria Ziegler aus Berlin ist seit 20 Jahren obdachlos. Sie ist in der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen aktiv und kommt am 24. April 2021 zum taz lab.

Anastasia Tikhomirova, Jahrgang 1999, ist taz-lab-Redakteurin, Journalistin und macht gerade ihren Bachelor in Kulturwissenschaft und Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin.

Weiblich, obdachlos, unsichtbar: Die Würde mit Füßen getreten Maria Ziegler, seit 20 Jahren obdachlos, erzählt vom Leben auf der Straße, wünscht sich Veränderung beim Schutz wohnungsloser Frauen.

Eine Suppe ist der Anfang, doch in Sachen Obdachlosigkeit müssen die Hilfsangebote ausgebaut werden Foto

Interview von ANASTASIA TIKHOMIROVA

taz April 2021

--Methodios (Diskussion) 10:17, 8. Apr. 2021 (CEST)[Beantworten]

Frauengruppe[Bearbeiten]

Die Frauengruppe besteht aus ca. 25 wohnungslosen Frauen aus Deutschland und Europa und hat sich auf dem Wohnungslosentreffen im Juli 2017 gegründet. Frauen und Kinder sind besonders von Not, Elend und Gewalt betroffen. Frauen, die ohne Wohnung sind, werden sehr oft angemacht und unfreundlich angesprochen, meist schlafen sie am Tag und sind in der Nacht unterwegs. Frauen sind meist Einzelgängerinnen, sie neigen dazu ihre Not zu vertuschen, suchen vielfach Unterschlupf bei Männern, welche ihre Not ausnutzen. Sie leben in verdeckter Wohnungslosigkeit. Die Dunkelziffer ist sehr hoch, eine offizielle Statistik gibt es nicht.

Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen wurde die Aktion „Keine Frau, kein Kind, keine Senioren müssen auf der Straße leben“ gestartet. Dazu wurden Plakate gedruckt und Unterschriften gesammelt. Am 21.12.17 wurden bundesweit Infostände aufgestellt und die Bevölkerung darüber informiert was es heißt auf der Straße zu leben. 18 Städte haben sich beteiligt.

Die Frauengruppe will den 21.12. als „Tag der wohnungslosen Frauen“ bei der UNO anerkennen lassen.

Kontakt zur Frauengruppe über kontakt @ wohnungslosentreffen.de

http://www.wohnungslosentreffen.de/inhalte-wir/110-frauengruppe.html

--Methodios (Diskussion) 12:52, 12. Apr. 2021 (CEST)[Beantworten]


Periodenarmut[Bearbeiten]

Die Spenden reichen bis zum Rand der Bananenkiste, die Daisy Rüb zum Eingang des Vereins Straßenfegers trägt. Die doppelt gesicherte Eingangstür der Notunterkunft wird von einem freundlich lächelnden Ehrenamtler geöffnet. Etwas verdutzt will er wissen, warum die Box mit Binden, Tampons, Duschbad und Zahnbürsten, ja sogar Menstruationsschwämmchen gefüllt ist. »Ich bin vom Verein Social Period und bringe Spenden vorbei. Wir setzen uns gegen Periodenarmut ein«, erklärt die 26-Jährige. Es gehe darum, dass viele obdachlose Menstruierende weder Zugang zu Periodenprodukten noch Toiletten- und Sanitäranlagen haben. Die Irritation des Mannes ist verschwunden: »Ah, ick versteh schon worum es geht. Danke«, sagt er locker und trägt die Kiste in die Spendenkammer. Höheres Gesundheitsrisiko bei Periodenarmut Betroffene Personen leben mit einem doppelten Stigma, weil sie erstens auf der Straße leben und zweitens, weil sie menstruieren. Nach Zahlen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe liegt der Frauenanteil bei Obdachlosen in Deutschland bei etwa einem Drittel (27 Prozent). Demnach leben mindestens 59.000 Frauen auf der Straße. Die Angabe berücksichtigte jedoch nicht die Anzahl wohnungsloser Geflüchteter. Der fehlende Zugang zu Periodenartikeln kann sogar gefährlich werden, da oft Ersatzgegenstände wie Zeitungspapier, Socken oder alte Lappen benutzt werden, um die Blutung aufzufangen. Das ist nicht nur unhygienisch, sondern kann zu gesundheitlichen Problemen wie dem toxischen Schocksyndrom oder anderen Infektionen führen. Verein sammelt gespendete Periodenprodukte Mit ihren Spendenboxen will der Verein Social Period etwas gegen die Periodenarmut tun. Die Boxen sind seit Juli am Eingang dreier Edeka-Filialien in Berlin zu finden. Sowohl im Kassen- als auch Kosmetikbereich stehen Schilder, die um Sachspenden in Form von Menstruations- und Hygieneartikeln bitten. Im Edeka in der Hansastraße in Hohenschönhausen ist die Ausbeute dieses Mal üppig. Außer Periodenprodukten wurden auch andere alltägliche Hygieneartikel gespendet. Zwei weitere Spendenboxen stehen in der Grenzallee in Neukölln und in der Genthiner Straße in Berlin-Tiergarten. Viele Obdachlose bevorzugen Binden anstatt Tampons, da sie nicht immer Zugang zu einem Waschbecken haben, um sich zur Tamponbenutzung die Hände zu waschen, erklärt Rüb. Produkte wie Menstruationstassen oder waschbare Unterwäsche sammeln zwar Pluspunkte beim Thema Nachhaltigkeit, sind aber für obdachlose Frauen unpraktisch, da sie regelmäßig ausgewaschen werden müssen. Aufmerksam auf die Ungerechtigkeit beim Thema Menstruation wurde Vereinsgründerin Katja Dill letztes Jahr, als sie im Rahmen eines Seminars der Universität Hamburg Notunterkünfte für obdachlose Menschen besuchte. Dort habe sie zum ersten Mal von Periodenarmut erfahren und ganz starken Handlungsbedarf erkannt. Sie wollte aktiv werden und gründete gemeinsam mit Undine Mothes im Mai 2019 den Verein. Seitdem kommen immer mehr neue Mitglieder hinzu. Spendenbox von Social Period für Menstruationsartikel Foto: nd/Trippo Mindestens einmal im Monat leeren Freiwillige wie Daisy Rüb die Boxen und bringen die Spenden dann in Einrichtungen. Dieser eher komplizierte Prozess des Spendens ist beabsichtigt: Denn die Boxen schaffen auch Aufmerksamkeit für das Thema Periodenarmut. Der Denkvorgang und die Spendenerfahrung seien anders, wenn das Produkt selbst ausgewählt und eingekauft wird, so Rüb. Menschen, die einfach nur einen Button im Internet klicken müssen, um Geld zu überweisen, setzen sich oft nicht so viel mit dem Thema auseinander. Dass sich der Verein besonders Periodenarmut in der Obdachlosenhilfe widmet, liegt daran, dass dem Thema bisher wenig Aufmerksamkeit zuteil geworden ist. Periodenarmut bei obdach- und wohnungslosen Menschen sei nahezu unbekannt, auch in der Politik habe es laut Aktivistin Rüb bisher wenig Gehör gefunden. Aufklärungsarbeit auf Instagram Um für die Problematik Periodenarmut mehr Sichtbarkeit zu schaffen, widmet sich der Verein auch der Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit. Auf der Social Media Plattform Instagram erreichen sie eine breite Masse und posten regelmäßig relevante Inhalte wie Aufklärungsvideos oder Kurzinterview mit anderen Aktivist*innen. Derzeit sammeln sie Spenden für den Bau neuer Boxen über eine Crowdfunding-Initiative. Die anvisierten 2000 Euro wurden längst vor Ablauf des Finanzierungszeitraumes erzielt. Mit Herstellungskosten von 50 Euro pro Box werden in Zukunft wesentlich mehr Spendenmöglichkeiten in Berlin zu finden sein.

Vom Sozialisieren der Menstruation. Verein sammelt Periodenprodukte für obdachlose Frauen. Von Julia Trippo. ND vom 18. September 2020.

--Methodios (Diskussion) 11:41, 18. Sep. 2020 (CEST)[Beantworten]

Durchschnittlich 20.000€ gibt eine Person im Leben für die Menstruation aus. Das können sich Viele nicht leisten. Häufig müssen Taschentücher oder Textilreste herhalten.

Ganz zu schweigen von teuren Schmerzmitteln gegen die Menstruationsschmerzen. Dieser Missstand wird unter »Periodenarmut« zusammengefasst. Besonders betroffen sind Personen, die auf der Straße leben müssen.

Der fehlende Zugang zu Sanitäranlagen verstärkt die Problematik zusätzlich. Social Period setzt sich in Berlin dort ein, wo Menstruationsprodukte gebraucht werden.

Der Verein stellt Sammelboxen zB. in Drogerien auf, um die gesammelten Sachspenden an Hilfseinrichtungen weiterzugeben.

Nun gibt es auch endlich zwei Boxen für Hamburg:

  • Budni, Osterstraße 95
  • Budni, Hoheluftchaussee 52

Foto: Berlin Boudoir 🩸

+++ Bitte ausschließlich einzeln verpackte Binden und Rasierer einwerfen. Bitte keine Großpackungen mit losen Binden. +++

Warum keine Tampons?

Ein Tampon muss mit dem Finger in den Scheideneingang eingeführt werden. Wenn du deine Hände nicht regelmäßig waschen kannst, kannst du dir schnell Infektionen reinholen.

Deshalb werden auf der Straße fast ausschließlich Binden nachgefragt. Einzeln verpackte Binden sind zwar nicht umweltfreundlich aber sie sind hygienisch und können gut weitergegeben werden.

Tassen sind ein hygienischer Albtraum, wenn nicht dauerhaft Waschmöglichkeiten vorhanden und Sterilisierungen möglich sind.

Ich dachte z.B., daß Tassen eine gute Idee sind, weil Frau wirklich nur 2x am Tag dran muss mit sauberen Händen. Sehr angenehm ist, daß Frau während der Periode dann trotzdem trocken bleibt. Einfacher in der Anwendung sind natürlich Binden. Und da sind wir wieder beim Thema unzureichender Zugang zu Möglichkeiten der Körperpflege.

Tassen sind auf der Straße leider keine Option, weil sie regelmäßig abgekocht/ausgewaschen werden müssen.


betterplace sammelt auch für Menstruationsprodukte.

"original verpackte Hygieneprodukte"

im Drogeriemarkt gibt es eine große Auswahl an einzeln verpackten Binden in einer Großpackung. Damit sind die gemeint, die zumeist zweifach gefaltet in Plastikfolie eingeklebt sind.

Duschmobil für Frauen

Toll! Unseren Besucherinnen helfen sie auch immer und wir sind überglücklich darüber. Liegen doch die kalkulierten „amtlichen“ Hygieneausgaben bei nicht mal 2€ im Monat pro Frau.

Außerdem kann Blut oder brauner Ausfluss nicht vollständig entfernt werden, wenn die Wäsche nicht sofort bei 60 oder 90 grad gewaschen wird. Also wird häufiger neue Wäsche benötigt als bei Nicht-Menstruierenden Personen.

Für einen Doc musst du eine Krankenversicherung haben und für die Schmerzmittel Geld - Schmerztabletten gegen Menstruationsschmerzen werden, soweit wir wissen, nicht von der Versicherung getragen.

Schokolade und Wärmflaschen lindern die Beschwerden - ja, ernsthaft.


wenn Du nicht zu den persönlich Betroffenen gehörst: Herzlichen Glück-Wunsch! Meine einzige Schwester lag jedesmal mit Migräne flach und es war eine Tortur für sie, sich zur Arbeit zu quälen. Eine Bekannte ist gestorben im ZV-Lager, weil die Lagerärztin Menstruation nicht als Krankheit anerkannt hatte - die junge Frau ist dann bei einer Vollschutzübung zusammengebrochen, jede ärztliche Hilfe kam zu spät (trotz des Beiseins ziviler Musterungsärzte im Übungsgelände j.w.d. - das Krankenhaus war zu weit weg) - ich kenne viele Frauen, die ohne teure Schmerz- und Schlaftabletten nicht über die Periode kommen - und das auf Privatrezept, weil auch die Krankenkasse wie einst die ZV-Lagerärztin Menstruation (resp. die Schlafstörung dadurch) nicht als Krankheit ansieht - und ich war mal DDR-Meister in Mathematik, und ja, wenn man alles zusammenzählt, kann das so teuer werden, und ja, auf der Straße wird es sicher noch teurer oder frau verdreckt - wir haben hier in Dresden leider genug Beispiele alter und neuer Fälle von obdachlosen Frauen - und die Straßensozialarbeiter schicken die dann zur Diakonie zum Duschen - und dort ist nix, weil sie gerade keinen Mitarbeiter zur Reinigung haben - nur den Wasserkopf von 14 Sozialverarbeitern - nix Duschbus für Frauen in Dresden, noch nicht einmal der vor sechs Jahren vom Sradtrat beschlossene "normale" Duschbus ist umgesetzt worden - auf die Ausschreibung hätte sich niemand gemeldet - alles nur Alibi und Feigenblatt, und nun gibt es eh einen rechteren Stadtrat als den klickibunten davor, na prost Mahlzeit für Arme, Arbeitslose und Obdachlose - und ja, ich finde Deine Rechthaberei hier unangebracht und völlig fehl am Platze - komm mal an die vorderste Obdachlosen-Front und schau nur mal zu (ich war mal Frontschwein im Kalten Krieg gegen den Rotfaschismus)

Wir haben hier in Dresden leider genug Beispiele alter und neuer Fälle von obdachlosen Frauen - und die Straßensozialarbeiter schicken die dann zur Diakonie zum Duschen - und dort ist nix, weil sie gerade keinen Mitarbeiter zur Reinigung haben - nur den Wasserkopf von 14 Sozialverarbeitern - nix Duschbus für Frauen in Dresden, noch nicht einmal der vor sechs Jahren vom Stadtrat beschlossene "normale" Duschbus ist umgesetzt worden - auf die Ausschreibung hätte sich niemand gemeldet (die Träger hätten sich darum gerissen, wenn es eine vernünftige Ausschreibung gewesen wäre, aber nein Obdachlose sind ja nix wert) - alles nur Alibi und Feigenblatt, und nun gibt es eh einen rechteren Stadtrat als den klickibunten davor, na prost Mahlzeit für Arme, Arbeitslose und Obdachlose hier in der Stadt. Es freut mich, daß Ihr in Hamburg jetzt weiter seid - in Dresden werde ich eine konsequente Politik für Arme wohl nicht mehr erleben, noch nicht mal auf Eurem Niveau.

Habs gerade auch bei GoBanyo Hamburg geschrieben, also auch für Euch Lieben: Wir haben hier in Dresden leider genug Beispiele alter und neuer Fälle von obdachlosen Frauen - und die Straßensozialarbeiter schicken die dann zur Diakonie zum Duschen - und dort ist nix, weil sie gerade keinen Mitarbeiter zur Reinigung haben - nur den Wasserkopf von 14 Sozialverarbeitern - nix Duschbus für Frauen in Dresden, noch nicht einmal der vor sechs Jahren vom Stadtrat beschlossene "normale" Duschbus ist umgesetzt worden - auf die Ausschreibung hätte sich niemand gemeldet (die Träger hätten sich darum gerissen, wenn es eine vernünftige Ausschreibung gewesen wäre, aber nein Obdachlose sind ja nix wert) - alles nur Alibi und Feigenblatt, und nun gibt es eh einen rechteren Stadtrat als den klickibunten davor, na prost Mahlzeit für Arme, Arbeitslose und Obdachlose hier in der Stadt. Es freut mich, daß Ihr in Hamburg/ Berlin jetzt weiter seid - in Dresden werde ich eine konsequente Politik für Arme wohl nicht mehr erleben, noch nicht mal auf Eurem Niveau. Liebe Grüße nach Berlin, wo ich auch mal wohnte (drei Jahre SO 36 bei Christian Herwartz [Exerzitien auf der Straße] überm "Trinkteufel" LOL).

Respekt... worüber ihr euch Gedanken macht und für Einsetzt,das fällt sovielen Menschen leider nicht mal im Traum ein.Geht nur noch um das eigene Wohl! Traurig einfach nur Traurig. Ich schätze eure Arbeit jeden Tag...Meine Hochachtung.... überall Corona, alle denken nur an ihren eigenen.... für die Menschen auf der Straße ein Alptraum, wenn alles abgeschlossen und verriegelt ist.Einfach nur schön das es euch Gibt!!!

Wir haben hier in Dresden beides; Bettler und "Tischler" (Bettelbetrüger). Bitte jetzt nicht in Ideologie verfallen nach dem Motto: es kann nicht sein, weil es nicht sein darf. Hatten wir 33-45 in ganz Deutschland und 45-89 im Osten. Lange genug. Und zu lange. Ich leide heute noch darunter. Bitte mal aufhören damit - Jahrzehnte, nachdem das angeblich alles vorbei sein soll. Das tut einfach nur noch weh!

Ich bin vor der Geburt 1959 obdachlos geworden meine Eltern mußten ohne Wohnung "wegen mir" in den Osten zurück flüchten - als politisch ausgebürgerter Übersiedler bin ich seit den 80er Jahren mehr wohnungslos als alles andere gewesen - und nein, es besteht überhaupt kein politischer Wille, da was zu ändern - sonst würde ja das System nicht mehr funktionieren: "Wenn du nicht für uns funktionierst, landest du in der Gosse!" Und schon hat das Regime die Leute am Arsch. Ich gebe mir da keinerlei Illusionen hin, daß sich das zu meinen Lebzeiten noch mal ändert. Ich habe nicht nochmal 62 Jahre, und auch die sind garantiert viiiiel zu kurz dazu.

Periodenarmut.

»Um die sozial ungleichen Zugangsmöglichkeiten zu Menstruationsprodukten zu bekämpfen, versucht Social Period e. V. eine simple, aber effektive Lösung für die Spendenübergabe von Hygieneartikeln an hilfsbedürftige Menschen zu schaffen.

Hierfür werden Spenderboxen im öffentlichen Raum, beispielsweise im Eingangsbereich von Drogeriemärkten, Sport- und Bildungseinrichtungen aufgestellt. Durch die Verteilung von Spenderboxen an hochfrequentierten Standorten haben alle die Möglichkeit Hygieneartikel zu spenden. Die gespendeten Produkte werden anschließend an Tagesstätten, Notunterkünfte und andere Anlaufstellen weitergeleitet, wo sie obdach- und wohnungslosen Frauen kostenfrei zur Verfügung stehen.«

Social Period ist noch nicht in Hamburg vertreten. Wo könnt ihr euch eine solche Box vorstellen?

Teilen & Markieren erwünscht.

Es ist ein ständiger Kreislauf. Menschen auf der Straße werden tot aufgefunden. Hier und da wird dann in den Medien davon berichtet. Die Menschen, die angezündet werden, landen auch mal in den Schlagzeilen. Es gibt einen kurzen Moment Empörung. Eine Gesellschaft sollte doch denen helfen, die es am meisten brauchen. Vielleicht liegt hier schon das erste Problem. Obdachlose sind irgendwann kein Teil der Gesellschaft mehr. Ich glaube, die oft hemmungslosen Angriffe gegenüber Menschen auf der Straße sind ein Resultat daraus. Die Angreifer sehen in Obdachlosen keine Menschen mehr, die dazugehören. Sie sind ausgegrenzt und entwertet in ihrem menschlichen Dasein. Viele verhalten sich so, als würden diese Menschen unter ihnen stehen. Einige lassen ihrem Hass dann freien Lauf. Sie sind einfach menschenverachtend. Solche grausamen Taten tauchen dann in meiner Timeline auf. Gleichzeitig lese ich in einer Randnotiz, dass es in der Bürgerschaft keine Mehrheit für einen Antrag gegeben hat, der Verbesserungen in der Obdachlosenhilfe fordert. Ist es den meisten Menschen einfach egal, was mit anderen Menschen passiert, solange es nicht sie selbst oder ihr nächstes Umfeld betrifft? Solange die Menschen, die unter gewissen Umständen leben, die Minderheit bilden? Geht es einen einfach nichts an, wenn sich ein Fremder in Not und Elend befindet? Es sieht für mich oft so aus, wenn ich die Menschen sehe, die weggucken oder einfach ausblenden, was ganz real um sie herum passiert. Für viele sind die Probleme anderer zu weit weg um Mitgefühl zu haben. Ansonsten würden wir doch etwas dagegen unternehmen, dass Menschen über Nacht Angst haben müssen ihren Kopf zu verlieren, im wahrsten Sinne des Wortes. Es gab einen Fall, wo ein Mann an seinem Schlafplatz enthauptet aufgefunden wurde. Wir lassen das zu. Wir schütten es mit noch mehr Leid und Elend, das es auf dieser Welt gibt zu und begraben die Menschen in der Flut aus neuen Schreckensnachrichten. Wir wollen eine offene, tolerante Gesellschaft sein. Das heißt, es reicht nicht aus, nur seinen Mund aufzumachen, sondern wir sollten genauso unsere Herzen und unsere Türen öffnen. Es muss sich zuerst die Einstellung und das Denken ändern bevor sich etwas anderes bewegen kann. Solange läuft hier alles wie in einer Endlosschleife weiter. Diesen Winter werden wieder Menschen auf der Straße sterben. Die Frage, wie viele es noch sein werden stelle ich mir schon gar nicht mehr. Ich bin es leid darüber zu schreiben. Ich bin traurig, dass Menschen so vergessen werden. Ich bin wütend darüber, dass so wenig passiert. Es ist Zeit etwas zu tun.


Menschen, die ohne festen Wohnsitz leben müssen, hatten vorher meistens ein Zuhause.

Sie haben genauso gewohnt, genauso eingekauft, genauso Medien konsumiert, genauso Bildung, Ziele und Träume gehabt, wie du und ich. Dennoch werden Personen ohne Obdach von Personen mit Obdach häufig so behandelt, als hätten sie all das nie erfahren. Als wären sie hinter dem Mond sozialisiert. Als sei es ungewöhnlich, als Person ohne Obdach umweltbewusst, vegan, wertschätzend oder gar mündig zu sein, eigene Entscheidungen zu treffen. Der große Teil ist ordnungsbewusst, bis das Hab und Gut fremdbestimmt als »Abfall« entsorgt wird oder andere ihren Sperrmüll als großzügige Spende dort abstellen.

Der große Teil dieser Personen hat den Willen aber nicht die Macht. Der große Teil hat die Kraft aber läuft gegen die Wand.

Die Wand heißt Bedingung.

Für bedingungslose Hilfe.

Für bedingungsloses Wohnen.

Für bedingungslosen Zugang zu sauberem Wasser.


Ist es nicht kurios, dass die meisten Strassenschläfer voller Empathie stecken und selbstlos ihr weniges Hab und Gut teilen während viele Bettschläfer mit der Ellenbogen-Mentalität durch‘s Leben taumeln!

Defensive Architektur.

Städte entwerfen Bänke mit unebenen Sitzflächen oder mit Bügeln, die das Liegen verhindern sollen.

Sie installieren blaues Licht gegen das Injizieren von Rauschgift in die blaue Vene, lassen Steine in ebene Flächen ein oder ziehen erst mal Zäune, bis eine andere »Lösung« gefunden wird.

All das, um Menschen zu verdrängen, die kein Zuhause haben.

Hier saßen täglich fünf bis sieben Personen, die gemeinsam eine erträglichere Zeit hatten. Einige haben sich nach der ambulanten Substitution in den Schatten der Bäume gesetzt, andere haben sich dazugesellt und sich unterhalten.

Sie saßen oder standen niemandem im Weg.

Trotzdem ist der Platz umzäunt worden.

Wieder eine städtebauliche Maßnahme, die das Sitzen unmöglich machen soll? Wir brauchen progressive Lösungsansätze, statt defensiver Architektur.

Es ist einfach nicht zu glauben, was sie sich alles noch einfallen lassen um die Obdachlosen immer weiter zu schikanieren. Als ob die nicht schon genug Probleme hätten, Immer noch einen drauf

Die Gesellschaft ist so intolerant wie nie, mich gruselt das echt. Es ist doch seit Jahrzenten klar das verschieben nix löst. In den 80ern haben se die Mönckebergstrasse gecleant dann die Aussenalster....mit dem Ergebniss das alle am Bahnhof sassen...das ist dumm.

Alter Slogan, leider mehr denn je nötig: "Die Stadt gehört allen!" Und da ist vertreibende Architektur vollkommen inakzeptabel.

So traurig diese "Nanny-State" Mentalität: Verbote, Symptome einer "kranken" Gesellschaft" wegorganisieren, anstatt die Wurzel des Problems zu beleuchten...mir ist natürlich klar, dass das weitaus unbequemer wäre und zuerst auch unmöglich erscheinen mag. Ich bin trotzdem immer wieder erschrocken, wie wenig Menschen, die es "gut haben", die Lage von Menschen, die nicht Teil der "integrierten" Gesellschaft sind mit sich in Verbindung bringen. Z.B. in der Bahn auf dem Weg zu deren Arbeit, wenn sie um Kleingeld gebeten werden und dann nur abfällig schauen...

Oder Aktionen wie am Bahnhof in Hannover: Toiletten ab 24:00 Uhr abgeschlossen, Sitzmöglichkeiten (natürlich uneben) nur in der Eingangshalle, und dort steht Nachts (im Winter, Minustemperaturen) die Türe offen, zieht wie Hechtsuppe, für Reisende mit 2 Stunden Aufenthalt um Mitternacht schon ein sehr unangenehmer Zustand. Ich hatte den Eindruck dass da Obdachlose gezielt vergrault/ferngehalten werden sollen.

meine erste Übernachtung in den 80ern im "freien" Westen - als politisch Ausgebürgerter, meine Frau frisch vergewaltigt (diese Regierungskriminalität wurde bis heute nicht aufgeklärt) - und hier in Dresden gibt es erst seit vorigem Jahr überhaupt eine Bahnhofsmission "light" - keine Übernachtung, keine Dusche, noch nicht mal Toilette, kein warmes Essen - und das auch, nachdem sich der OB stark für gemacht hatte - der hatte im Sozialen Jahr damit mal Berührungen - und die Stadt die Rechnung für den Betreiber Diakonie zahlt als Fördermittel incl. Planstellen (macht die für die Straßenzeitung auch) - damit haben Stadtund Bahn das Sagen und die Leute das Nachsehen


--Methodios (Diskussion) 12:23, 12. Mär. 2021 (CET)[Beantworten]


Heute ist der 8. März. Heute ist Internationaler Frauen*tag.

Mit unserem Projekt #HotelsForHomeless für Frauen* möchten wir die weibliche Wohnungs- & Obdachlosigkeit sichtbarer machen. Dazu gehört auch das Thema Periodenarmut:

Stell dir vor, du lebst auf der Straße oder bist wohnungslos & hast kaum Geld für Essen & Trinken. Weil du eine Frau* bist, gehörst du wahrscheinlich zu den monatlich menstruierenden Menschen. Doch der Zugang zu Menstruationsprodukten ist eingeschränkt, die Verteilung ungerecht.

„Die Periode ist kein Luxus!"

So lautete die Petition Anfang 2021, durch die die Besteuerung sämtlicher Hygieneprodukte von 19 auf 7 % gesenkt wurde. Ein wichtiger Schritt, aber dennoch nicht ausreichend.

Du fragst dich warum?

Der Leistungsbezug vom Arbeitslosengeld II sieht vor, dass im Monat 16,11 € für Hygieneartikel zur Verfügung stehen. Dazu zählen Dinge wie Shampoo, Deo, Zahnpasta oder Toilettenpapier. Menstruierende Personen müssen außerdem von diesem Budget noch Menstruationsartikel kaufen. Periodenarmut macht gleich zwei Barrieren sichtbar:

1. Menstruieren kostet Geld.

2. Die Periode ist ein stigmatisiertes Thema in unserer Gesellschaft und mit Scham & Ekel behaftet.

Fest steht: Der eingeschränkte Zugang zu Periodenprodukten hat Folgen für die Teilnahme am sozialen Leben & für die eigene Gesundheit. Nach Artikel 11 (Abs.1) des UN-Sozialpaktes hat jeder Mensch das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard. Dazu zählen auch Menstruationsprodukte.

Dieser Meinung ist auch der Verein Social Period e.V. & packt das Problem praktisch an. Durch Spendenboxen u.a. bei dm-drogerie markt Deutschland oder BUDNI in Berlin, Hamburg & Köln werden Menstruationsprodukte & allgemeine Hygieneartikel gesammelt. Anschließend verteilt der Verein die gespendeten Produkte an Tagesstätten, Notunterkünfte sowie andere Anlaufstellen & ermöglicht dadurch wohnungs- & obdachlosen menstruierenden Personen einen kostenfreien Zugang.

www.socialperiod.org

https://www.facebook.com/strassenblues

--Methodios (Diskussion) 12:14, 10. Mär. 2022 (CET)[Beantworten]

Stark verkürzte Lebensdauer[Bearbeiten]

Eine Auswertung der Statistik Austria zeigt, dass langjährige Wohnungslosigkeit bei psychischer Krankheit mit einer stark verkürzten Lebensdauer verbunden ist.

Viele haben Angststörungen

„Derzeit wissen wir nicht, wie wir diese Frauen unterbringen sollen“, sagt Petra Geschwendtner vom Forum Wohnungslosenhilfe: „Die vorhandenen Versorgungsstrukturen greifen für sie nicht. Nicht, weil sie diese nicht annehmen wollen, sondern weil sie diese nicht annehmen können.“

Den meisten würden Krankheitseinsicht und Sozialkontakte fehlen, zudem bestehe häufig auch keine Bereitschaft zur Teilnahme an Hilfsprojekten: „Viele der betroffenen Frauen sind wahnhaft krank und haben Angststörungen“, erklärt Paul Weidinger, leitender Sozialarbeiter an der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Salzburg. Grundsätzlich wären stationäre Aufenthalte zur Behandlung empfehlenswert: „Ohne Zustimmung der Patientinnen geht das nur bei akuter Fremd- oder Selbstgefährdung. Darum braucht es spezielle Angebote.“

Obdachlosigkeit verstärkt vorhandene Probleme

Über die psychischen Krankheiten obdach- und wohnungsloser Menschen ist wenig bekannt. Studien zu dem Thema sind rar. Vermutet wird, dass Wohnungslosigkeit nicht unmittelbar psychische Krankheiten auslöst, akute soziale Probleme aber die Symptome bestehender Leiden verstärken.

Der sogenannten SEEWOLF-Studie aus München zufolge berichten 66 Prozent der befragten Wohnungslosen von schon jahrelang bestehenden psychischen Erkrankungen, bei weiteren 13 Prozent fielen die erste Behandlung und Wohnungslosigkeit ins selbe Jahr.

Paranoia, Schizophrenie, Depressionen

Neun von zehn Befragten hatten mindestens einmal im Leben eine psychische Störung, bei vier von zehn lagen drei oder mehr psychiatrische Diagnosen vor. Bei den Leiden dürften insgesamt Suchterkrankungen dominieren. „Acht von zehn Männern und neun von zehn Frauen waren laut einer Untersuchung alkoholkrank“, berichtet Sozialarbeiter Weidinger. Bei einem Drittel der Frauen sei auch eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden: „Bei den Männern war das nur gut bei einem Zehntel der Fall.“ Auch der Anteil Wohnungsloser mit Depressionen lag bei Frauen klar höher als bei Männern.

Genaue Daten nicht vorhanden

2019 wurden bei einer Vorerhebung 43 obdachlose Frauen dokumentiert. „Von den Patientinnen, die man bei den Einrichtungen der Caritas oder beim Vinzibus kennt, kennen wir in der Klinik nur einen Teil“, sagt der Sozialarbeiter: „Vermutlich ist nur eine Minderheit in ärztlicher Behandlung.“ Viele der Frauen pendeln zwischen kurzzeitigen Aufenthalten in der Klinik, Privatzimmern, Notschlafstellen und prekären Unterkünften wie Abbruchhäuser, Hauseingänge oder Altpapiercontainer. „Die kommen wo unter, bald darauf tauchen sie aber wieder ab.“

Angst vor anderen Menschen

Die Unterbringung gemeinsam mit anderen Wohnungslosen in Obdachlosen-Unterkünften funktioniere nur bedingt und auf kurze Zeit, sagte Weidinger: „Viele, die lange obdachlos waren, haben Angst vor anderen Leuten. Die wollen nicht in so ein Quartier. Auch für psychisch Gesunde ist eine Notschlafstelle unangenehm, erst recht für Kranke.“ Beim Forum Wohnungslosenhilfe wünscht man sich möglichst niederschwelligen Zugang: „Eine Wohnmöglichkeit mit so wenig Anforderungen wie möglich, ohne Anträge und Behördenkontakt, von der öffentlichen Hand finanziert“, betont Petra Geschwendtner: „Es gehe um Schutz und Privatsphäre, zugleich muss man diese Frauen so lassen, wie sie sind. Das braucht einen langen Atem und viel Zeit.“

Sinnvoll seien Modelle wie Housing First oder teilbetreutes Wohnen, vor allem aber eine begleitende psychiatrische Betreuung. „Eigentlich wäre für jede Frau eine individuelle Lösung nötig.“

Viel geringere Lebenserwartung

Wie wichtig professionelle Hilfe sei, zeige auch eine Analyse der Statistik Austria aus dem Jahr 2017. Demnach haben Frauen, die in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zeitgleich von mehreren sozialen Problemlagen betroffen sind, eine um neun Jahre verkürzte Lebenserwartung. Wohnungslosigkeit gilt dabei als zentraler Risikofaktor. Die aktuelle Erhebung wird von Stadt und Land Salzburg finanziert. Sie richtet sich an Sozialarbeiter mit regelmäßigem Kontakt zu den Frauen. Ergebnisse über Anzahl und Bedürfnisse werden Ende August erwartet. Dann sollen neue Strategien entwickelt werden, um den Frauen zu helfen.


Soziales. Obdachlose Frauen können kaum Hilfe annehmen

Im Juni startet in der Stadt Salzburg eine Befragung, die gezielt die Bedürfnisse obdachloser Frauen erheben soll. Viele leiden auch an schweren Krankheiten der Seele. Die Versorgung sei mangelhaft, sagen Fachleute, weil viele dieser Frauen nicht auf bestehende Angebote zurückgreifen. Nun sucht man neue Strategien. ORF vom 2. Juni 2021

--Methodios (Diskussion) 19:42, 5. Jun. 2021 (CEST)[Beantworten]

Die Erschöpfung der Frauen[Bearbeiten]

Ronit Zafran empfiehlt »Die Erschöpfung der Frauen«

Die Literaturagentin Ronit Zafran verstärkt nach Stationen bei den Agenturen Liepman (Zürich), Mohrbooks (Zürich) und Kneller (Tel Aviv) die Hamburger Agentur Kossack. Zuletzt hat sie Franziska Schutzbach gelesen:

„Nach der Geburt meiner Tochter während der Pandemie bin ich das erste Mal bewusster dem Begriff ‚Mental Load‘ begegnet und habe Franziska Schutzbach bei einer Lesung erlebt. Ich bin überzeugt, dass sich jede/jeder der Anwesenden im Laufe des Abends wiedererkannt hat. Es geht u.a. um den enormen Erwartungsdruck und die Dauerverfügbarkeit und Belastung der Frauen, die oft zur Erschöpfung führen.

Mir gefällt, wie Schutzbach ihre Erfahrungen und die von Freundinnen und Bekannten teilt, sich aber auch auf aufschlussreiche Quellen beruft. Sie zeigt, was die Ansprüche unterschiedlichster Frauen mit unterschiedlichen Backgrounds für unterschiedliche Ausmaße haben. Auch wenn ich nicht alles unterstreichen kann oder selbst so erlebe, so begegnet mir die Problematik immer wieder, sei es in Gesprächen mit Freundinnen oder auch, wenn ich mich in meine Kindheit zurückversetzte, bei meiner Mutter und Großmutter. Viele Frauen denken, ihre Situation sei das Resultat individueller Herausforderungen und Probleme, dabei handelt es sich um strukturelle Probleme, die man gesellschaftlich angehen muss.

Franziska Schutzbach: Die Erschöpfung der Frauen, 304 S., 18 €, Droemer, ISBN 978-3-426-27858-1

Themen: Buchempfehlung buchreport.express 09/2022 Buchtipp Der Woche Droemer

--Methodios (Diskussion) 18:32, 8. Mär. 2022 (CET)[Beantworten]

Franziskustreff[Bearbeiten]

Gedanken zum #Weltfrauentag von Svetlana Strojan, Sozialberaterin bei uns im #franziskustreff

»Ich wünsche mir heute am Weltfrauentag, dass wir Frauen uns selbst mehr mit wohnungslosen Frauen solidarisieren.

Mit ehrlichem Interesse auf sie zugehen, ohne zu urteilen oder abzuwerten. Wir sollten versuchen sie besser zu unterstützen und ihnen achtsam, mit Mitgefühl begegnen.

Mit Blick auf die vielen ,Baustellen‘ wie Gender-Pay-Gap, dem Ehegattensplitting und Rentendefiziten aus Kinderbetreuungszeiten usw. müssen wir uns einfach klar machen, dass Obdachlosigkeit im Prinzip jede von uns treffen kann.

Aus der Sicht wohnungsloser Frauen betrachtet, wären wir sicherlich auch froh und dankbar einen gewissen Zusammenhalt unter uns Frauen zu erfahren und sich gewiss zu sein, sich nicht als „Einzelkämpferin“ durch die Welt schlagen zu müssen.«

https://www.facebook.com/franziskustreff/


GEDANKEN ZUM WELTFRAUENTAG AM 08.03.2022: EIN KOMMENTAR VON DER SOZIALBERATERIN DER FRANZISKUSTREFF-STIFTUNG

»Der Weltfrauentag ist ein guter Anlass, um positive Entwicklungen in der Frauenpolitik sichtbar zu machen, aber auch um auf Missstände hinzuweisen. Ein guter Zeitpunkt, um eine Bilanz zu ziehen – was hat sich verbessert, wo befinden wir uns auf dem Weg und was gilt es anzupacken für wirkliche Gleichberechtigung, Vereinbarkeit und soziale Gerechtigkeit?

Den vorangegangenen Frauenrechtlerinnen ist es zu verdanken, dass wir Frauen heute mehrheitlich frei leben. Wir entscheiden uns beispielsweise selbstbestimmt für einen Bildungsweg und Beruf. Dennoch ist der Gender-Pay-Gap leider noch immer Alltag. Jährlich kennzeichnet der Equal Pay Day rechnerisch den Tag, bis zu dem Frauen unentgeltlich arbeiten würden. In diesem Jahr war das der 7. März. Zusätzlich lastet hierzulande immer noch der Großteil unbezahlter Care-Arbeit auf den Schultern von Frauen.

Die Pandemie ist eine Gefahr für die Gleichberechtigung

Auch wenn wir als Frauen in der Regel hierzulande nicht schlecht dastehen, haben sich die Unterschiede, gerade in der Corona-Zeit, eher wieder vergrößert. Meist waren es wieder die Frauen, weil sie selbst Teilzeitverträge hatten, die die Betreuung der Kinder übernommen haben. Plötzlich galt es gleichzeitig die bezahlte Erwerbsarbeit im Homeoffice sowie die unbezahlte Care-Arbeit inkl. Homeschooling unter einen Hut zu bekommen. So haben Überforderung und leider auch häusliche Gewalt in Familien weiter zugenommen.

Die Unsichtbaren: wohnungslose Frauen

Aus meiner Perspektive findet darüber hinaus vor allem die Lebenssituation wohnungsloser Frauen zu wenig Beachtung. Zum einen, weil die Zahl von wohnungslosen Frauen gar nicht genau erfasst und die Dunkelziffer wahrscheinlich viel höher ist. Zum anderen, weil das Thema mit Scham behaftet ist. Unsere Gesellschaft tut sich schwer mit Fakten, die nicht genau zu bemessen und zu beziffern sind. Wohnungslose Frauen schämen sich oft. Sie zögern meist lange, bevor sie Hilfsangebote annehmen.

Ihre Wohnungslosigkeit halten sie, soweit es geht, verborgen. Sie begeben sich häufig in Abhängigkeitsverhältnisse, hausieren oder nächtigen zeitweise abwechselnd bei FreundInnen oder Bekannten. „Wohnzimmer-Hopping“ oder „Couch-Surfing“ nennen sich diese Übernachtungsformen, bei denen die Frauen nicht selten Opfer von Ausbeutung und/oder Gewalt werden. Was ihre Lage noch um einiges verschlimmert.

Aus meiner täglichen Arbeit weiß ich, dass eine Suchtproblematik oder psychische Erkrankung ein geeignetes Hilfsangebot noch zusätzlich erschweren. Manchmal ist die Sucht dermaßen dominant, dass eine Unterbringung nicht möglich ist. Daneben können psychische Erkrankungen es wohnungslosen Frauen unmöglich machen, sich in beengenden Unterkünften auf andere Frauen einzulassen. Auch empfinden manche Frauen ihre HelferInnen als so bevormundend, dass sie sogar die Straße einer Notunterkunft vorziehen. Und das, obwohl sie dann den Witterungsverhältnissen ausgesetzt sind, ausgeraubt und überfallen sowie sexuell bedrängt werden können. Wenn sie nicht sowieso schon vorher ein Suchtmittel konsumiert haben, greifen viele Frauen zu Alkohol und/oder Drogen, um die Härte auf der Straße leichter ertragen zu können.

Wohnungslosenhilfe in Frankfurt

Eigentlich ist das Hilfesystem in unserer Stadt gut vernetzt und bietet viele Notunterkünfte. Leider richtet sich das Hilfesystem primär an Männer. Es gibt schlichtweg zu wenige Notschlafplätze/Heime und auch zukunftsweisende Projekte wie „Housing-First“ sind noch nicht auf die Bedürfnisse wohnungsloser Frauen abgestimmt. Häufige Begründung dafür ist, dass die Frauen ganz gut bei irgendjemandem unterkämen. Dabei ist es doch gerade das mangelnde Angebot an Unterbringungs- und Hilfsmöglichkeiten speziell für Frauen, der Grund, der sie in dubiose Abhängigkeiten drängt!

Hier besteht dringend noch Handlungsbedarf, und zwar gleichermaßen für Singles wie auch für Frauen mit Kindern.

Leider existiert keine Lobby für wohnungslose Frauen, die sich für ihre Belange in der Kommunalpolitik einsetzen könnte.

Was können wir alle tun?

Meiner Meinung nach wäre es schön, wenn sich eine Fraueninitiative bilden würde. Diese könnte sich mit dem Wohnungsamt, mit der Immobilienwirtschaft, mit Bauherren und Wohnungsbaugesellschaften an einen Tisch setzen, um die Möglichkeit einer Integration von wohnungslosen Frauen in gemeinschaftliche Wohnprojekte zu diskutieren.

Ich wünsche mir heute am Weltfrauentag, dass wir Frauen uns selbst mehr mit wohnungslosen Frauen solidarisieren. Mit ehrlichem Interesse auf sie zugehen, ohne zu urteilen oder abzuwerten. Wir sollten versuchen sie besser zu unterstützen und ihnen achtsam, mit Mitgefühl begegnen.

Mit Blick auf die vielen ,Baustellen‘ wie Gender-Pay-Gap, dem Ehegattensplitting und Rentendefiziten aus Kinderbetreuungszeiten usw. müssen wir uns einfach klar machen, dass Obdachlosigkeit im Prinzip jede von uns treffen kann. Aus der Sicht wohnungsloser Frauen betrachtet, wären wir sicherlich auch froh und dankbar einen gewissen Zusammenhalt unter uns Frauen zu erfahren und sich gewiss zu sein, sich nicht als „Einzelkämpferin“ durch die Welt schlagen zu müssen.«

https://www.franziskustreff.de/franziskustreff/aktuelles-aus-dem-franziskustreff/gedanken-zum-weltfrauentag/

Aus dem vollen Wortlaut: "Daneben können psychische Erkrankungen es wohnungslosen Frauen unmöglich machen, sich in beengenden Unterkünften auf andere Frauen einzulassen." Ein erschreckender Offenbarungseid der Sozialarbeit. Denn wie kaputt muß mensch denn schon sein, wenn er die Zumutungen der Obdachlosenunterkünfte mitmacht, die für Frauen noch erheblich gesundheits- und lebensgefährlicher sind. Es sind im Gegenteil die noch psychisch gesünderen Menschen, die sich auf diese menschenunwürdige Hospitalisierung nicht einlassen. Das sollte Euch schon mal aufgefallen sein.

--Methodios (Diskussion) 20:02, 8. Mär. 2022 (CET)[Beantworten]

Evas Haltestelle[Bearbeiten]

Claudia Peiter und Ute Evensen arbeiten als Sozialarbeiterinnen in Evas Haltestelle – eine Einrichtung des Sozialdienstes katholischer Frauen im Berliner Wedding. Beide kümmern sich um wohnungs- und obdachlose Frauen. Im Interview erklären sie, warum sich Betroffene meist unauffällig verhalten und welche Gründe speziell Frauen in die Wohnungslosigkeit treiben. In ihrer täglichen Arbeit haben beide bereits viel erlebt – auch Männer, die die Not der Frauen ausnutzen.

BERLINER STIMME: Liebe Claudia, liebe Ute, zum Anfang eine ganz grundlegende Frage: Was ist Evas Haltestelle?

Claudia Peiter: Eine Tagesstätte für wohnungslose Frauen und für Frauen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Sie gibt es seit 25 Jahren im Berliner Wedding. Vorher war Evas Haltestelle in der Bornemannstraße. Seit 2018 sind wir in der Müllerstraße zuhause. Sie befindet sich in Trägerschaft des Sozialdienst katholischer Frauen Berlin, ein Frauenverband, der sich der Hilfe für Kinder, Jugendliche, Frauen und Familien in besonderen Lebenslagen sowie der Teilhabe für Menschen mit Behinderungen in der Gemeinschaft widmet.

Wie genau helft ihr von Wohnungslosigkeit betroffenen Frauen?

Claudia Peiter: Das hängt im Wesentlichen davon ab, was die Frauen möchten, wenn sie zu uns kommen. Es fängt damit an, dass wir einen sicheren, trockenen und warmen Rückzugsraum zur Verfügung stellen sowie eine Grundversorgung gewährleisten. Das bedeutet, die Frauen können hier essen und trinken, Wäsche waschen, sich duschen sowie ihre Kleidung waschen und trocknen. Weiterhin können sie sich eine Postadresse einrichten und sich auch beraten lassen.

Alles hängt davon ab, was die Frauen wollen, wenn sie zu uns kommen. Manchmal ist genau das die Frage: Können sie schon was wollen? Wenn Frauen schon eine Weile mit dem im Kontext der Wohnungslosigkeit unterwegs sind, sind viele von ihnen schon ziemlich desillusioniert, wenn sie zu uns kommen. Es ist eher selten der Fall, dass eine Frau unsere Einrichtung betritt und sagt: “Guten Tag, ich bin Frau A., das sind meine Probleme und ich brauche ihre Unterstützung.”

Sehr viel häufiger ist es so, dass Frauen zu uns kommen, erst mal im Eingangsbereich stehen und ein bisschen ratlos in die Gegend schauen. Dann nehmen wir sie in Empfang und zeigen ihnen, was es hier so gibt und wer wir sind. Danach ziehen sich die Neuankömmlinge meist an den Rand der Einrichtung zurück und trinken eine Tasse Kaffee, um sich aufwärmen.

Sie wollen sich in unserer Einrichtung an erster Stelle orientieren. Dann gibt es tatsächlich eine ganze Reihe von Frauen, die über eine längere Zeit hinweg nichts weiter in Anspruch nehmen als die Angebote der Grundversorgung, also schlafen, essen und trinken, und dann wieder gehen.

Auf eurer Website sprecht ihr von Hilfe bei der Durchsetzung rechtlicher Ansprüche: Könnt ihr näher erläutern, was sich dahinter verbirgt?

Claudia Peiter: Viele der betroffenen Frauen haben einen grundlegenden Leistungsanspruch. Sie können Leistungen beantragen. Das kann ALG II sein, ergänzend vielleicht zu einer Rente, die sie auch beziehen. Viele Frauen machen es aber nicht oder haben keine Kenntnis über ihren Anspruch oder sind vielleicht auch mit der Antragstellung überfordert.

Außerdem verhält es sich so, dass betroffene Frauen, wenn sie obdachlos sind, die Stadt beziehungsweise Kommune verpflichtet ist, sie in entsprechenden Einrichtungen unterzubringen. Das sind in Berlin sogenannte ASOG-Einrichtungen (Allgemeines Sicherheits- und Ordnungsgesetz; Anm. d. Red.). Das sind in der Regel Wohnheime und das ist keine Kann-Leistung.

Aber viele Besucherinnen, die zu uns kommen, wissen das zu Beginn gar nicht, dass es diese Möglichkeit gibt, dass es ihnen im Prinzip zusteht und sie da auch ein Anrecht haben. Wir sehen es als eine wichtige Aufgabe an, die Frauen darüber aufzuklären und sie dabei zu unterstützen, diesen Anspruch geltend zu machen. Jedoch ist Beratung, wie anfangs erwähnt, eher selten der erste Wunsch von den Besucherinnen.

Oft stellt sich jedoch heraus, dass es vielleicht doch ganz sinnvoll ist. Wenn die Betroffenen nach einer gewissen Zeit Vertrauen gefasst haben, leiten wir sie an unsere Kolleginnen vom Projekt IwoF (Intensivberatung und Begleitung wohnungsloser Frauen; Anm. d. Red.) weiter, die auch bei uns in der Einrichtung sitzen und Sozial- sowie psychologische Beratung anbieten. Da ist es möglich, die betroffenen Frauen im länger dauernden Beratungsprozess von A bis Z zu begleiten und Anträge gemeinsam durchzusehen und umzusetzen.

Wie finanziert sich Evas Haltestelle?

Claudia Peiter: Inzwischen zum Glück zu einem großen Teil durch den Bezirk Mitte. Allerdings wurden uns die Gelder erst bewilligt, als die Existenz unserer Einrichtung auf Messers Schneide stand. Wir erhielten nach vielen Jahren der Finanzierung durch den Verein und durch Spenden die Kündigung der alten Räume. Auch als wir die neuen Räume in der Müllerstraße gefunden hatten, war klar, dass wir es nicht mehr mit Eigenmitteln finanzieren können.

Zuvor stellten wir immer Finanzierungsanträge beim Senat oder später, nachdem diese Aufgabe auf die Bezirke verlegt wurde, bei der Verwaltung in Mitte. Sie wurden stets abgelehnt. Erst in dem Moment, als wir darauf hinwiesen, dass Evas Haltestelle geschlossen werden muss, hatten wir das Glück, dass der Bezirk Mitte eine Finanzierungszusage machte.

Dennoch bleibt ein fünfstelliger, nicht ganz unerheblicher Betrag, den der Verein jährlich durch Spenden aufbringen muss. Doch zumindest die Grundfinanzierung durch den Bezirk ist seit Ende 2018 gesichert und wir hoffen, dass es auch nach den derzeit laufenden Haushaltsverhandlungen weiter so sein wird.

Worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen einer obdach- und wohnungslosen Frau?

Claudia Peiter: Die Wohnungslosigkeit geht der Obdachlosigkeit voraus. Bevor Frauen auf der Straße leben oder in Parks campieren, ist das eigentliche Problem schon da und das meist schon seit vielen Jahren.

Kommen denn auch Obdachlose in eure Einrichtung oder ist das eher weniger der Fall?

Claudia Peiter: Sowohl als auch. Momentan ist die Situation so, dass es über das Winterhalbjahr im Rahmen der Berliner Kältehilfe eine ganze Reihe von Notübernachtungsplätzen gibt. In den vergangenen Jahren haben vermehrt frauenspezifische Notübernachtungsplätze zugenommen. Wir in Evas Haltestelle bieten auch Notübernachtungen an, sodass im Moment viel mehr Frauen wohnungs-, aber nicht obdachlos sind.

Warum werden Frauen obdach- beziehungsweise wohnungslos?

Claudia Peiter: Die Gründe sind sehr vielfältig. Einen typischen Verlauf in der Form gibt es nicht. Oft fallen mehrere Faktoren zusammen: Schulden, Arbeitslosigkeit, Krankheit, eine persönliche Krise, ein Coming Out, oder gar häusliche Gewalt. Viele von ihnen haben vorher mit einem Partner zusammengewohnt, standen aber nicht im Mietvertrag und es kommt zu einer Trennung. Dann ist die Betroffene automatisch wohnungslos, ob sie will oder nicht.

Wohnungslose Frauen schaffen es relativ lang oder versuchen es zumindest, ihre Situation zu verbergen, weil es ein sehr schambesetztes Thema ist und weil sie sich natürlich auch sehr angreifbar machen. Betroffene Frauen haben keinen Schutzraum und keine eigene Wohnung mehr, in die sie sich bei Bedarf zurückziehen können. Wenn diese Frauen in unsere Einrichtung kommen, haben sie bereits eine lange Geschichte der Wohnungslosigkeit hinter sich.

Warum erkennt man wohnungslose Frauen teilweise nicht?

Claudia Peiter: Es ist Selbstschutz. Stellen wir uns die Situation nur einmal vor: Die Müllerstraße ist eine sehr belebte Strecke im Berliner Wedding. Ich glaube, wenn ich sie entlanglaufe, und man sieht mir an, dass ich obdachlos bin, mache ich mich sehr viel angreifbarer, als wenn ich einfach mit meinem Einkaufsbeutel schlendere, einen ganz normalen Anorak und ein paar vernünftige Schuhe oder Jacke und eine normale Frisur trage.

Sieht man mir hingegen meine Situation an, kann ich sehr schnell auch zum Opfer von Übergriffen werden. Frauen wollen sich auch ein gewisses Maß an Selbstwertgefühl erhalten, indem sie sich gepflegt und nach ihrem Geschmack kleiden und nicht verwahrlosen. Kurzum, wohnungslose Frauen sind unauffälliger, weil es ihnen zum einen für ihr eigenes Wohlbefinden wichtig ist. Zum anderen wollen sie nach außen ein sortiertes Bild abgeben und nicht sofort die absolute Bedürftigkeit offensichtlich werden lassen.

Wie muss man sich das vorstellen? Was machen wohnungslose Frauen, wenn sie am Tag unterwegs sind?

Claudia Peiter: Momentan ist das bei uns ziemlich gut gelöst. Evas Haltestelle ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet und die Notübernachtung von 18 bis 10 Uhr. Im Prinzip können sich Betroffene rund um die Uhr in der Einrichtung aufhalten. Das ist sonst bei Notübernachtungen selten der Fall. Da ist es eher so, dass sie abends kommen und relativ früh am Morgen die Einrichtung verlassen und sich dann zuerst einmal sortieren müssen.

Die Frage ist, wo sie den Tag einigermaßen sicher und geschützt verbringen. Wir sind im Moment fast die einzige frauenspezifische Einrichtung in der Wohnungslosenhilfe, die so ein umfassendes Angebot noch hat. Einzige Ausnahme ist eine von der Kältehilfe finanzierte Einrichtung am Halleschen Ufer. Das ist ein ehemaliges Hostel, das rund um die Uhr einen Aufenthalt für Frauen ermöglicht. Man darf sich das nun auch nicht zu paradiesisch vorstellen.

Unsere Einrichtung ist ein Schutzraum. Hier treffen viele unterschiedliche Frauen in sehr stressigen Lebenssituationen aufeinander. Das macht den Umgang nicht unbedingt leicht. Jede ist mit sich und ihrer privaten schwierigen Situation beschäftigt. Manch eine Betroffene behelligt auch eine andere mit ihren Problemen. Für einige Frauen ist die Atmosphäre auch schwer auszuhalten. Manche wollen auch gar nicht in eine Tagesstätte gehen, weil das für sie eine zu große soziale Herausforderung darstellt, die sie nicht bewältigen können.

Trotzdem nochmal die Nachfrage, wo halten sich die Frauen auf, die in keine Einrichtung gehen?

Claudia Peiter: Solche Frauen sieht man manchmal in Einkaufszentren, in Wartebereichen oder in Bibliotheken. Coronabedingt ist das viel eingeschränkter, als es vorher noch der Fall war. Einige Frauen fahren auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Gegend. Eher selten ist der Fall, dass man ihnen begegnet und sofort erkennt, in welchem Zustand, in welcher Situation sie sich befinden. Das ist einfach eine Frau mit einer Einkaufstüte oder einem Rucksack, die sich von A nach B bewegt oder irgendwo sitzt.

Warum ist Wohnungs- und Obdachlosigkeit für Frauen schlimmer als für Männer?

Claudia Peiter: Ich weiß gar nicht, ob ich das unterschreibe. Ich denke kein Mensch, der das nicht möchte, sollte auf der Straße leben. Ob Mann oder Frau spielt da keine Rolle. Für Frauen ist das Leben auf der Straße anders hart, ja, man kann schon sagen härter, weil sie oft schutzloser sind. Für sie ist das Risiko Opfer von körperlichen und sexuellen Übergriffen höher. Obdachlose Frauen sind im Straßenbild eher selten anzutreffen und noch viel weniger sieht man alleinlebende obdachlose Frauen.

Wenn das der Fall ist, spielt mitunter eine gravierende psychische Beeinträchtigung eine Rolle. Wenn eine betroffene Frau nicht allein ist, dann hat sie sich einer Gruppe angeschlossen. Das geschieht nicht immer aus dem Impuls heraus, dass das besonders großartige Menschen sind, mit denen sie da ihre Freizeit verbringen will, sondern dass sie sich einen gewissen Schutz verspricht. Man muss davon ausgehen, dass die Frau für den Schutz eine gewisse Gegenleistung erbringen muss.

Wie kann diese Gegenleistung aussehen?

Claudia Peiter: Frauen verdingen sich beispielsweise als Haushaltshilfe. Wir hatten auch schon alleinstehende ältere Männer, die mal vor der Einrichtung standen. Sie haben tatsächlich so ein Angebot formuliert, dass sie jemanden suchen, der ihnen ein bisschen zur Hand geht. Dem Angebot wohnten noch andere Gegenleistungen inne. Sie fanden es eine tolle Gelegenheit und konnten es gar nicht so richtig nachvollziehen, dass ich nicht in großen Jubel ausgebrochen bin und ihnen nicht die entsprechend gewünschte junge Frau zugeführt habe.

Gerade solche Angebote sind nicht so selten. Manchmal hat die Frau auch einen Bekannten, der sie für ein paar Tage bei sich wohnen lässt. Sie könnte auch noch ein paar Tage länger übernachten, wenn sie nett ist zu ihm. Frauen müssen häufig sexuelle Gegenleistung für die Unterkunft bieten! Diese Angebote bekommen Männer vermutlich eher weniger.

Das Problem der Periodenarmut: Welche Rolle spielt es in eurer täglichen Arbeit?

Claudia Peiter: In unserer täglichen Arbeit gehen wir auf die Frauen zu und fragen, ob wir ihnen mit Tampons und Binden aushelfen können. Wir bieten ihnen auch neue Kleidung an, wenn ihre alten Sachen verunreinigt sind. Es ist ein Thema, was zum einen lange tabuisiert war und zum anderen gar nicht im Fokus stand. Daran hat sich erst in den vergangenen Jahren etwas geändert, weil die Öffentlichkeit zunehmend sensibilisiert wurde.

Nun fragt man sich eher, was denn eigentlich eine Frau oder ein Mädchen macht, die vielleicht erstens kein Einkommen hat oder zweitens das Geld für andere Dinge aufwenden muss und drittens kein Bad zuhause hat und vielleicht auch kein Wohn- oder Schlafzimmer, in das sie sich zurückziehen kann, wenn es ihr während der Periode nicht gut geht. Frauen sind einfach froh, wenn sie sich in einer geschützten Atmosphäre gut versorgen können und es auch Angebote gibt.

In unserer Finanzierung ist es als solches nicht vorgesehen. Daher sind wir immer froh über Spenden. Es gibt inzwischen auch mehr Menschen, die das Thema auf dem Schirm haben und dann eben vielleicht nicht nur Duschbad und Shampoo vorbeibringen, sondern ein paar Binden, Tampons und Menstruationstassen.

Warum fristet dieses Thema so ein Nischendasein? Habt ihr dafür eine Erklärung?

Claudia Peiter: In meiner Elterngeneration ist das Thema lange tabuisiert worden. Meine Mutter ist mit dem Thema nicht besonders offen umgegangen. Ich vermute, das hat sich erst im Zuge der Emanzipation ein bisschen geändert. Man verleugnete es nicht mehr oder tat so, als gäbe es das nicht. Frauen stellen die Hälfte der Menschheit dar und im fortpflanzungsfähigen Alter haben sie pro Monat eine Woche lang ihre Periode. Das ist ganz natürlich.

Ute Evensen: Die Geschichte, die Frauen damit anhängt, ist natürlich von Unreinheit geprägt. Es gibt in der Geschichte der Menschheit Zivilisationen, Religionen, Epochen und gesellschaftliche Schichten, in denen Frauen, wenn sie menstruiert haben, für diese Zeit aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden. Danach mussten sie sich speziell reinigen, um wieder in die Gesellschaft zurückzukehren. Das ist natürlich eine uralte Geschichte, die uns Frauen jedoch bis heute immer noch anhängt.

Außerdem ist es noch nicht allzu lange her, als in der TV-Werbung für Hygieneartikel das Menstruationsblut in blauer anstatt in roter Farbe dargestellt wurde. Ich denke wir sind mit der Enttabuisierung noch lange nicht durch. Das ist ein langer Prozess. Heutzutage gibt es viele junge Frauen, die ganz anders mit dem Thema umgehen.

Sie kommunizieren es viel selbstverständlicher nach außen und versuchen, wenn sie in einer heterosexuellen Beziehung leben ihren Partner zu sensibilisieren. Es ist enorm wichtig, dass sich auch der männliche Teil der Gesellschaft damit auseinandersetzt und keine Berührungsängste mit einer Frau hat, die gerade menstruiert. Da ist noch einiges nachzuholen.

Wir sprechen bei Periodenarmut von wohnungslosen Frauen. Das Problem betrifft jedoch auch junge Frauen, die zuhause bei ihren Eltern leben.

Ute Evensen: Viele junge Mädchen werden in Familien groß werden, die finanziell nicht gut aufgestellt sind. Sie haben genau die gleichen Probleme, nämlich dass sie sich Periodenprodukte nicht leisten können. Jedoch werden die Kosten für Periodenartikel in einem ALG-II-Leistungssatz nicht berücksichtigt.

Wohin kann man spenden, wenn man das möchte.

Claudia Peiter: Auf unserer Webseite gibt es ein Spendenkonto. Wer direkt etwas für Evas Haltestelle spenden will, gibt es einfach im Verwendungszweck an und dann wird der Geldbetrag auch uns zugeordnet.

Was wünscht ihr euch von der aktuellen Politik?

Ute Evensen: Wir wünschen uns eine ausreichende und durchgehende Finanzierung der notwendigen frauenspezifischen Wohnungslosenhilfe. Außerdem den Ausbau und ebenso auskömmliche Finanzierung von Housing First für Frauen. Darüber hinaus entsprechende Anlaufstellen für wohnungslose Menschen in jedem Bezirk, kostenfreie BVG-Tickets für alle Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind und kostenfreie öffentliche Toiletten für Frauen.

Claudia Peiter: Mehr frauenspezifische Tagesstätten wären wichtig. Wir wissen von vielen Frauen, dass sie aufgrund von Gewalterfahrungen in ihrer Biografie die gemischten Einrichtungen gar nicht oder nur sehr ungern und wenn dann nur im äußersten Notfall aufsuchen. Der Männeranteil liegt meist über 75 Prozent, sodass die Frauen eine Minderheit darstellen. Wir wünschen uns Wohnungen für wohnungslose Frauen, zum Beispiel könnten städtische Wohnungsbaugesellschaften gewisse Kontingente bereitstellen.

Ute Evensen: Bei den Tagesstätten wünschen wir uns außerdem strukturelle Standards. Neben dem finanziellen Aspekt müssten sie personell und sachlich so ausgestattet werden, damit überall die gleichen Angebote, Möglichkeiten und Ausstattungsmerkmale vorhanden sind. Natürlich unterstützen wir auch die Forderungen nach mehr und vor allem bezahlbaren Wohnraum, auch innerstädtisch und weitere niedrigschwellige Zugänge ins Hilfesystem, insbesondere der Wiedereingliederungshilfe.

Ein Wunsch besteht auch darin, dass bei drohendem Wohnungsverlust gerade Frauen, die in der Regel nicht im Mietvertrag stehen, die Wohnung behalten können, vor allem wenn Kinder da sind. In dem Fall könnten Jobcenter höhere Kostenübernahme bewilligen. Dies rechnet sich, wenn man die Folgekosten von Wohnungsverlust für Frauen und Kinder bedenkt.

Liebe Claudia, liebe Ute, ich danke euch für das Gespräch.

WOHNUNGS- UND OBDACHLOSE FRAUEN: „KEIN MENSCH SOLLTE AUF DER STRASSE LEBEN SPD-Magazin/Berliner Stimme

8. März 2022

Wohnungslosigkeit ist speziell für Frauen ein schambesetztes Thema. Die wenigsten reden darüber. Die BERLINER STIMME konnte dennoch mit einer betroffenen Frau sprechen. Dabei wird eins deutlich: Sie nimmt Hilfe in Anspruch, doch sie hat ihre Hoffnung fast verloren.

Hildegard fixiert den Gegenüber aufmerksam, der Rücken ist dabei durchgedrückt, ihre Lesebrille wandert während des Gesprächs immer von der einen in die andere Hand. Einzig ihre Stimme klingt resigniert. „Warum mache ich das alles eigentlich noch?“, fragt sie. Hildegard heißt eigentlich anders. Doch ihren wahren Namen möchte sie nicht sagen, auch kein Foto, denn: Sie ist wohnungslos und besucht deshalb Evas Haltestelle. Eine Einrichtung im Berliner Wedding, die sich um Frauen wie Hildegard kümmert.

Laut Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe gibt es in Deutschland mindestens 59.000 wohnungslose Frauen. In Berlin schätzt man die Zahl von obdachlosen Frauen auf 2.500 – bestätigen lassen sich die Zahlen nicht. „Die Wohnungslosigkeit geht der Obdachlosigkeit voraus. Bevor Frauen auf der Straße leben oder in Parks campieren, ist das eigentliche Problem schon da und das meist schon seit vielen Jahren“, sagt Claudia Peiter, Sozialarbeiterin in Evas Haltestelle.

So wie bei Hildegard. „Ich habe seit ungefähr fünf Jahren keine Wohnung mehr“, sagt die 68-Jährige. Dabei hatte sie einst einen guten Job im Großhandel für Medikamente. „Ich bin gelernte Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte“, sagt sie. Dann wurde sie arbeitslos. Anschließend löste sich ihre Familie auf. Sie blieb alleine in der Wohnung und konnte sie sich das bald nicht mehr leisten. „Von nun an geht’s bergab“, sagt Hildegard.

Nicht nur arbeitslose Frauen können auf einmal wohnungslos werden – die „Gründe sind vielfältig“, erklärt Claudia Peiter und dann zählt sie auf: „Schulden, Krankheit, eine persönliche Krise, ein Coming Out, oder gar häusliche Gewalt.“ Viele von ihnen hätten vorher mit einem Partner zusammengewohnt, standen aber nicht im Mietvertrag und es kommt zu einer Trennung. „Dann ist die Betroffene automatisch wohnungslos, ob sie will oder nicht.“

Hildegard ist laut eigener Aussage zweimal in der Woche in Evas Haltestelle. „Ich wurde hier herzlich aufgenommen“, erzählt sie. „Bekomme was zu essen, kann eine Dusche nehmen und habe meine Ruhe“, erklärt sie. Dennoch „möchte ich Niemandem zur Last fallen“, betont die 68-Jährige. So wie Hildegard nehmen auch viele andere Frauen, die Evas Haltestelle besuchen, über einen längeren Zeitraum erst mal nur Angebote der Grundversorgung in Anspruch.

Das bestätigt auch Claudia Peiter: „Häufig ist es so, dass Frauen zu uns kommen, erst mal im Eingangsbereich stehen und ein bisschen ratlos in die Gegend schauen. Dann nehmen wir sie in Empfang und zeigen ihnen, was es hier so gibt und wer wir sind.“ Danach würden sich die Neuankömmlinge für eine Tasse Kaffee oder dergleichen meist an den Rand der Einrichtung zurückziehen, um sich aufwärmen.

Hildegard bemüht sich einen weitgehend geregelten Tagesablauf zu haben. „Ich habe keine Motivation“, sagt sie. „Ich frage mich täglich, warum ich eigentlich noch aufstehe.“ Dabei ist die Länge des Tages ihr größtes Problem. Der Aufenthalt in Evas Haltestelle lenke sie ab und auch gelegentliche Handlangerdienste. „Ich arbeite als Hilfskraft in einem Sportstudio.“ Dort könne sie duschen und greife ab und zu mal zum Putzlappen.

Irgendwann nach dem Gespräch steht Hildegard vor Evas Haltestelle. Eiligen Schrittes mischt sie sich unter die vorbeilaufenden Passantinnen und Passanten. Ihr Schicksal sieht man Hildegard nicht an, im Gegenteil: Sie wirkt unauffällig. „Wohnungslose Frauen schaffen es relativ lang oder versuchen es zumindest, ihre Situation zu verbergen, weil es ein sehr schambesetztes Thema ist und weil sie sich natürlich auch sehr angreifbar machen“ erklärt Claudia Peiter.

„Frauen wollen sich auch ein gewisses Maß an Selbstwertgefühl erhalten, indem sie sich gepflegt und nach ihrem Geschmack kleiden und nicht verwahrlosen.“ Wohnungslose Frauen seien unauffälliger, weil es ihnen zum einen für ihr eigenes Wohlbefinden wichtig sei. „Zum anderen wollen sie nach außen ein sortiertes Bild abgeben und nicht sofort die absolute Bedürftigkeit offensichtlich werden lassen“, sagt die Sozialarbeiterin.

Würde man ihnen ihre Situation hingegen ansehen, könnten sie auch sehr schnell zum Opfer von Übergriffen werden. Eine Gefahr, die ihnen auch von anderer Stelle droht: „Manchmal hat die Frau auch einen Bekannten, der sie für ein paar Tage bei sich wohnen lässt. Sie könnte auch noch ein paar Tage länger übernachten, wenn sie nett ist zu ihm“, erklärt Claudia Peiter.

Frauen müssten häufig sexuelle Gegenleistung für die Unterkunft bieten. Bevor Hildegard die Einrichtung verlässt, steht noch eine letzte Frage aus, nämlich: Was sie sich für die Zukunft wünscht? „Ein Ende“, antwortet sie. Ein Ende der Wohnungslosigkeit? „Nein, ein Ende“, erwidert sie mit traurigen Augen. Dann geht sie fort.

WOHNUNGS- UND OBDACHLOSE FRAUEN: EINE BETROFFENE ERZÄHLT spd berlin/berliner stimme 8. März 2022