Projekt Diskussion:Aktion wasserdicht/Kunst
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Was haben ein Kantholz, ein Einkaufswagen und ein Bierkasten gemeinsam? Was klingt wie der Auftakt zu einem schlechten Witz oder einem gutem Rätsel, ist eigentlich eine Kunstausstellung. Und der Versuch, Staatsgelder an die Antifa weiterzuleiten. Insgesamt zehn Gegenstände stellt das Künstler*innenkollektiv Peng! ab dem 15. August 2020 in seiner Ausstellung »Antifa - Mythos & Wahrheit« in den Sächsischen Kunstsammlungen Chemnitz aus. 10 000 Euro Projektbudget hat der sächsische Freistaat den Aktionskünstler*innen dafür überlassen - 1000 Euro pro Exponat. Ob der Einkaufswagen aus der Connewitzer Silvesternacht, die Spraydose von Irmela Mensah-Schramm oder der Antifa-Anstecker der Linke-Politikerin Martina Renner. Bei seiner Einkaufstour hat das Kollektiv legendäre Gegenstände aus dem Kampf gegen Nazis und Rassismus erworben - und damit Tausende Euro Steuermittel an die Antifa weitergeleitet. Ganz nach seiner Devise, ein explosives Gemisch aus Aktivismus, Hacking und Kunst im Kampf gegen die Barbarei unserer Zeit zu sein. Ein Kantholz, mit dem Frank Magnitz von vermummten Autonomen verprügelt worden sein soll, findet sich ebenfalls unter den Exponaten. Die Geschichte stellte sich später als Hirngespinst des AfD-Mannes aus Bremen heraus. Das Kantholz, mit dem er verdroschen worden sein soll, gibt es allerdings wirklich. In den frühen Stunden des neuen Jahres sorgte in Leipzig dann ein brennender Einkaufswagen für Empörung: Bei dem Versuch, diesen zu löschen, soll am Connewitzer Kreuz in Leipzig ein Polizist von Autonomen schwer verletzt worden sein. »Versuchter Mord« wurde Linken unterstellt, und Aussteigerprogramme für sogenannte Linksextremisten wurden gefordert und auch »Panzer nach Connewitz«. Campino soll auch schon für die neue Schulhof-CD »Rock gegen Links« angefragt worden sein. Doch das Gerede über linke Gewalt fand abrupt ein Ende, als ein sehr guter Journalist des sehr guten Leipziger Stadtmagazins »Kreuzer« einmal beim Krankenhaus nachfragte, wie es dem betroffenen und schwer verletzten Beamten denn gehe. Dort zeigte man sich verwirrt darüber, dass die Polizei von einem in Lebensgefahr schwebenden Beamten sprach. Eine ausstellungsreife Geschichte. Das Peng!-Kollektiv hat den Einkaufswagen gekauft und das Geld an eine Antifa-Gruppe weitergeleitet. »Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen.« Dieses Zitat aus dem »Kommunistischen Manifest« müssen die Künster*innen im Hinterkopf gehabt haben, als sie das Motto ihrer Ausstellung entwarfen: »Sachsen braucht die Antifa. Die Antifa braucht Geld.« Dabei geht es ihnen darum, auf einen Skandal hinzuweisen: dass nämlich Nazis mordend durch das Land ziehen und immer mehr Orte in Sachsen zu Angsträumen für Linke, Punks und Migranten werden. Sachsen sei bundesweit zu einem Synonym für rassistische Übergriffe geworden, erklärt das Kollektiv. Und dass die Gelder für Demokratieprojekte, für antifaschistische Aufklärung immer knapper werden. Da kann man schon mal Gelder vom Staat umverteilen. Und die Sammelaktion geht noch weiter: Um noch mehr Geld für antifaschistische Arbeit zu bekommen, sollen bei einer »Antifaschistischen Auktion« alle Gegenstände versteigert werden. Die Erlöse unterstützen das Alternative Jugendzentrum Chemnitz. Versteigert wird bereits am 22. August. Vom 15.8. bis zum 25.10. als Teil des Festivals »Gegenwarten« in der Kunstsammlung Chemnitz und auf www.antifa.de zu sehen.
Im Kampf gegen die Barbarei. Sachsen braucht die Antifa und die Antifa braucht Geld. Das Künstlerkollektiv Peng! verteilt daher um. Von Fabian Hillebrand. ND vom 13. August.
--Methodios (Diskussion) 09:45, 9. Sep. 2020 (CEST)
Keiner tritt Karl Marx. Mannshoch und grau steht eine Plastik, die den Philosophen darstellt, in einer Fußgängerzone in der Innenstadt von Chemnitz. Die Dresdner Künstlerin Else Gabriel hat den Säulenheiligen des dialektischen Materialismus auf ein Podest gestellt, an dem sich ein Pedal befindet. Würde es getreten, sänke Marx in sich zusammen - wie bei den »Wackelfigur« genannten Spielzeugen mit Pudel oder Giraffe. Ließe man das Pedal wieder los, feierte Marx seine Wiederauferstehung. Gabriel will damit Fragen zu Heldenverehrung und Denkmalstürzen anstoßen. Ihre Idee ergreift freilich an diesem Tag nicht die Massen. Die Chemnitzer wollen sich an diesem Tag weder tiefgründigen Fragen stellen noch mit Marx spielen. Sie essen nebenan im Restaurant ihre Pasta oder eilen ohne Blick auf das Kunstwerk vorbei. Generell aber sorgt die Ausstellung »Gegenwarten«, deren Teil der »Wackel-Marx« ist, für einigen Wirbel in Chemnitz und weit darüber hinaus. Seit dem Wochenende sind an 21 Orten in der sächsischen Stadt Kunstwerke und Installationen, Videoarbeiten und Performances zu erleben. Besucher können zeitgenössische Klänge vom Glockenspiel auf dem Rathausturm hören, in neu angelegten Gärten auf einem bislang unbeachteten Platz neben dem Rathaus Kürbissen beim Reifen zuschauen oder über den Zweck einer temporären hölzernen Fahrradbrücke rätseln, die das holländische Künstlerkollektiv »Observatorium« in Sichtweite des Marx-Monuments errichtet hat - ohne Auffahrten. Die Ausstellung soll Chemnitzer Ambitionen bekräftigen, im Jahr 2025 Kulturhauptstadt Europas zu werden. Die Stadt, die eigentlich eher für Erfindergeist und Arbeiterfleiß bekannt ist als für ihr (sehr wohl vorhandenes) kulturelles Leben, ist als einzige sächsische Bewerbung weiter im Rennen - anders als die einstige Residenz Dresden, die sich als kultureller Nabel des Freistaats fühlt und in deren Schatten sich Chemnitz stets wähnt. Die Ausstellung, die von den Städtischen Kunstsammlungen ausgerichtet wird, hinterfragt Bilder, Klischees und Vorurteile von und über Chemnitz und bürstet sie gegen den Strich - mit originellen, verstörenden, kontroversen Ideen, die absehbar für Streit sorgen. Offenkundig wurde das bereits bei einer Installation des Schweizers Roman Signer. Er hat im bei Ausflüglern beliebten Schlossteich ein Auto versenkt. Nur Dach und Seitenscheiben ragen noch über den Wasserspiegel; die unter Wasser gelegenen Scheinwerfer dagegen leuchten weiter. Die Szene erinnert an einen eben geschehenen Unfall; er wolle sich aber auch ironisch mit Katastrophenbildern auseinandersetzen, heißt es im Katalog. Das findet so mancher nicht witzig. Zunächst sprach das Boulevardblatt »Bild« als Zentralorgan des vermeintlichen Volksempfindens unter Hinweis auf die öffentliche Förderung der Schau und mit einem Bild des gewässerten Škoda davon, dass »800 000 Euro für Sinnlos-Kunst versenkt« worden seien. Dann wurden die Scheiben des Autos zertrümmert. Auch anderswo schlagen die Wogen hoch. In einem Park zwischen Opernhaus und Busbahnhof liegt ein amorphes Gebilde: eine Art in sich verschlungener Schlauch voller Wölbungen und Beulen. Es handelt sich um die Nachbildung eines Darms - und zwar, wie auf einem an einen Baum gehefteten erläuternden Text klargestellt wird, um den von Karl Marx im vierundzwanzigfacher Vergrößerung. Die rumänische Künstlerin Anetta Mona Chişa und ihre Kollegin Lucia Tkáčová aus Tschechien orientierten sich dabei am Maßstab, den der sowjetische Bildhauer Lew Kerbel für das 1971 eingeweihte Marx-Monument wählte, das bis heute bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Es zeigt, wie bei der Würdigung großer Figuren im öffentlichen Raum üblich, den Kopf des zu Ehrenden, in diesem Fall über sieben Meter hoch. Chişa und Tkáčová werfen indes Fragen auf wie die, ob Helden auch anders inszeniert werden könnten oder ob neben dem Kopf nicht auch andere Organe als Sitz des Bewusstseins oder Ausgangspunkt wichtiger Entscheidungen in Frage kommen: Herz, Hände - oder Innereien. Kann auch Bauchgefühl zur Revolution führen? Über die Frage kann bequem an Ort und Stelle sinniert werden. Schließlich dient die Plastik auch als Sitzgelegenheit. So manchen Bürger lässt das Kunstwerk indes nicht als zur Ruhe kommen. Es sei ein »Zeichen für den Untergang von Chemnitz«, heißt es in einem von vielen empörten Facebook-Kommentaren, die der Blog »re:marx « gesammelt hat. »Super so ein Tolles Projekt wurde durch wem Finanziert?«, merkt ein anderer Kritiker an. Ein dritter wirft die Frage auf: »Furchtbar! Und das soll Kunst sein??« Die Frage evoziert auch der Teil von »Gegenwarten«, der über Chemnitz hinaus absehbar für die größte Aufregung sorgte und beinahe zu einem Skandal geführt hätte. Es handelt sich um die Schau »Antifa. Zwischen Mythos und Wahrheit«, die das PENG!-Kollektiv im Gebäude der Städtischen Kunstsammlungen zeigt. Im Buchshop des Museums, das gerade 100-jähriges Jubiläum feiert; zwischen Postkarten, Plakaten und Katalogen, sind nun teils unter Plexiglas merkwürdige Objekte zu sehen: ein Kantholz etwa, zwei Handspannen lang. »Bremen 2018, Fichte, Künstler*in unbekannt«, ist auf einem Schild zu lesen. Daneben steht auf einem Podest ein Kasten einer sächsischen Biermarke. »Kunststoffkiste mit 20 gefüllten Bierglasflaschen«, heißt es erklärend. Auch eine Sprayfarbdose wird zum Ausstellungsgegenstand erhoben. Die verwendeten Materialien seien »Weißblech, Plastik, rote Lackfarbe«, so ist zu lesen; das Objekt sei in »Bautzen 2016« entstanden; als Künstlerin wird Irmela Mensah-Schramm genannt. Die »Performances«, für die Mensah-Schramm bekannt ist und bei denen sie neben Sprühdosen auch Werkzeuge zum Kratzen einsetzt, zielen indes weniger auf Denkanstöße in der Art von Marxens Darm. Vielmehr geht es ihr um unmittelbare Eingriffe in das Stadtbild bundesdeutscher Städte - aus denen sie mit bemerkenswerter Beharrlichkeit Nazi-Aufkleber und rassistische Graffiti entfernt. Über 86 600 seien es seit 2007 gewesen, ist in der Ausstellung zu lesen. Die heute 75-Jährige, die als »Street-Art-Künstlerin« ebenso wie als »Polit-Putze« bezeichnet wird, sei für ihre Aktivitäten vielfach ausgezeichnet, aber immer wieder auch mit Ermittlungsverfahren überzogen worden. In Bautzen habe sie 2016 ein rotes Herz über eine rechte Parole gesprüht - und erhielt daraufhin von einem Polizisten eine Anzeige. PENG! bringt derlei Aktivitäten in Chemnitz ins Museum - um, wie es in feiner Kalligrafie an der Wand des Ausstellungsraumes heißt, verbreiteter »Herabwürdigung und Kriminalisierung« antifaschistischen Engagements dessen »Vielfältigkeit und Schönheit« entgegen zu setzen. Die Schau schlägt einen weiten Bogen: Es geht um gewaltlose Antifa-Aktionen wie den Aufkauf aller Biervorräte im Ort durch Teilnehmer eines Bürgerfestes im sächsischen Ostritz, mit dem einem rechten Kampfsportevent die alkoholische Basis entzogen wurde - dafür steht der Bierkasten. Andererseits geht es um Kampagnen, die angebliche linke Gewalt instrumentalisieren - so wie beim angeblichen »Mordanschlag« auf den Bremer AfD-Politiker Frank Magnitz im Januar 2018, für den das Kantholz steht, der sich aber als erfunden herausstellte. Insgesamt zehn Objekte sind im ehemaligen »König-Albert-Museum« zu sehen, darunter der Entwurf für das bekannte Antifa-Logo mit schwarzer und roter Fahne, den der Künstler Bernd Lange von der Initiative »Kunst und Kampf« 1987 in Göttingen zeichnete. Nun steht er, direkt neben dem 48 Euro teuren Jubiläumskatalog der Kunstsammlungen, gerahmt auf einem Galerieschrank, dessen Oberseite mit über 200 Aufklebern dekoriert ist, die das ikonische Motiv zitieren. Einer der Sticker heftet das Signet einer bayrischen Maid an, garniert mit dem Spruch: »Raucha, saufa, danzn, feiern - fia a nazifreies Bayern«. Ein anderer zeigt eine schwarze und eine rote Klopapierrolle, dazu den Slogan: »Anti-Egoistische Aktion«. Dass derlei Objekte in einem Museum gezeigt werden, wäre an sich schon Provokation - zumal in Sachsen, wo zwar vielerorts eine rechte Alltagskultur herrscht und Bedrohung in der Regel von Nazis ausgeht, Sicherheitspolitiker der regierenden CDU aber ihr Engagement für Sicherheit und Ordnung gern eher dadurch unter Beweis stellen, dass sie Hubschrauber über dem linksalternativen Leipziger Szenekiez Connewitz kreisen lassen wie zu Silvester 2019. Das mündete in Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Sinnbild wurde ein Einkaufswagen mit der Pappsilhouette eines Polizeiautos, der angeblich brennend zwischen Polizisten geschoben wurde; ein Vorwurf, der sich später als falsch herausstellte. Der Einkaufswagen ist ebenfalls in Chemnitz zu sehen - als Replik. Das Original wurde nicht an PENG! herausgegeben; es sei ein »mutmaßliches Tatwerkzeug«, beschied die Staatsanwaltschaft. Dass es am Eröffnungswochenende fast zu einem Skandal kam, lag derweil am kleinsten Ausstellungsobjekt, einem Button mit Antifalogo, den die Linksabgeordnete Martina Renner in einer Debatte zum von der AfD geforderten bundesweiten Verbot der Antifa im September 2019 im Bundestag trug. Auf der erläuternden Tafel wird die Hufeisentheorie, also die Gleichsetzung von Antifa und gewalttätigen Nazis, kritisiert sowie das gemeinsame Agieren von CDU, AfD und FDP bei der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen gegeißelt. Wegen der namentlichen Erwähnung der Parteien kam es kurz vor der Eröffnung zum Streit mit dem Hausherren - der PENG! sogar mutmaßen ließ, man werde »aus den Kunstsammlungen rausgeworfen« und benötige »Kunstasyl«. Erst nach sehr aufgeregtem Hin und Her in den sozialen Netzwerken stellte die Stadt Chemnitz klar, PENG! bleibe »natürlich« Teil der »Gegenwarten«-Schau, woraufhin das Kunstkollektiv erleichtert erklärte, das »Canceln« ihrer Schau sei »gecancelt«. Allerdings gibt es nun quasi einen erklärenden Hinweis zu den Erklärtafeln der Ausstellung selbst. Auf einer kleinen Tafel gleich am Eingang wird betont, die Texte im Raum seien »Teil der Installation«, und die Kunstsammlungen als Veranstalter »distanzieren sich von den hier formulierten parteipolitischen Aussagen«. PENG! selbst machte für die mutmaßliche Zensur und den befürchteten Abbau der Ausstellung weniger die Kunstsammlungen verantwortlich; das Problem seien vielmehr »staatliche Anweisungen, die Institutionen einzuhalten haben«. Konkreter belegt wurde die Behauptungen nicht. Gänzlich ausgeschlossen scheint es freilich nicht, dass kulturelle Institutionen, zumal in Sachsen, sehr genau überlegen, wie sie sich politisch äußern. Hintergrund sind weniger Interventionen staatlicher Stellen als von politischer Seite, konkret: durch die AfD. Diese zieht in einem erklärten Feldzug zur »Entsiffung« der Kultur zunehmend gegen unliebsame Produktionen oder Einrichtungen zu Felde und beruft sich dabei stets auf ein »Neutralitätsgebot« für ganz oder teilweise von der öffentlichen Hand finanzierte Institutionen. Zu spüren bekam das zuletzt das Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau-Görlitz. Es hatte sich an einer »Karawane der Vernunft« genannten Aktion gegen rechte Corona-Proteste in der Oberlausitz beteiligt, gemeinsam mit Antifa-Gruppen. Die AfD, stärkste Kraft im Kreistag, schäumte. Das Theater, über dessen Finanzierung kommunale Parlamente befinden, soll sich nach dem Willen seines Aufsichtsrates nun einen »Verhaltenskodex« geben. Intendant Klaus Arauner betonte indes, man werde weiterhin die Freiheit der Kunst in Anspruch nehmen; ein Kodex, der diese beschneide, wäre »illegitim«. Der Fall zeigt, auf welch schmalem Grat Kultureinrichtungen in Sachsen wandeln. Auch gegen die Chemnitzer »Antifa«-Schau droht die AfD vorzugehen. Man werde die »öffentliche Förderung des militanten Linksextremismus unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit« nicht dulden und »parlamentarische Maßnahmen einleiten«, erklärte Jörg Urban, Fraktionschef im Landtag. Zudem wolle man Strafanzeige wegen Subventionsbetrugs stellen. Hintergrund: PENG! hatte die ausgestellten Objekte für je 1000 Euro angekauft, um die Legende einer staatlichen Finanzierung der Antifa vorzuführen. Derzeit läuft zudem eine Auktion, bei der die ausgestellten Objekte meistbietend versteigert werden. Nutznießer soll das Alternative Jugendzentrum (AJZ) Chemnitz sein, das Rechten und Konservativen in der Stadt ein Dorn im Auge ist. Die Auktion bei Ebay läuft noch bis Samstag. Bei Redaktionsschluss waren für den Entwurf des Antifa-Logos 904 Euro geboten, für die Spraydose 301 Euro, für den Bierkasten 162,10 Euro. Das Kantholz wurde entfernt - wegen angeblicher »Gewaltverherrlichung«. Da sei Ebay freilich »den Rechten auf den Leim gegangen«, schrieb PENG!; schließlich sei es keine Tatwaffe, sondern »eine Erfindung der AfD, um sich zu Opfern linker Gewalt zu stilisieren«.
Marxens Darm und die Antifa im Museum. In Chemnitz erregt die Ausstellung »Gegenwarten« die Gemüter - vor allem ein Ausstellungsbeitrag des PENG!-Kollektivs. Von Hendrik Lasch. ND vom 19. August 2020.
--Methodios (Diskussion) 10:33, 9. Sep. 2020 (CEST)
Martin Andersson
[Bearbeiten]--Methodios (Diskussion) 08:32, 12. Sep. 2020 (CEST)
Filmfestival "Corona Creative" #11
"Viola" – Schwarzer Engel der Dresdner Obdachlosen
Stand: 27. April 2020, 04:00 Uhr
Pfandflaschen sind seltener, Straßenmagazine kauft keiner mehr, die Polizei verscheucht sie: Wie Dresdner Obdachlose die Corona-Krise (über)leben und ihnen manchmal ein schwarzer Engel erscheint, zeigt dieser engagierte Dokfilm von Julien Deschamps und Martin Andersson. Sensibel und hintergründig porträtieren sie die 61-Jährige Viola. Einst selbst obdachlos ist sie auf den Straßen der Stadt unterwegs, um zu helfen und das bisschen, was sie hat, zu teilen. Premiere jetzt bei "Corona Creative"!
Mit der Ausbreitung des Covit-19-Virus hat sich das Leben der Obdachlosen in Dresden drastisch verändert. Pfandflaschen finden sie nur noch selten, Straßenmagazine lassen sich nicht mehr verkaufen, die Polizei kontrolliert stärker und löst auch kleine Gruppen auf. Noch schlimmer: Das "Nachtcafé", eine Notschlafstelle der Diakonie bleibt geschlossen. Die meisten sozialen Angebote wurden eingestellt. Kontaktsperre und Ausgangsbeschränkungen treffen Obdachlose vielleicht stärker als es das Corona-Virus könnte.
"Wohin sollen die Leute denn gehen?"
"Viola" - Kurzdoku beim "Corona Creative"-Festival von MDR KULTUR Ostern!
Bildrechte: MDR / Julien Deschamps / Martin Andersson
Doch da gibt es zum Glück noch diesen "Schwarzen Engel", Viola. Der Dok-Film von Julien Deschamps und Martin Andersson erzählt die Geschichte der 61-Jährigen. Bis vor kurzem war sie selbst noch obdachlos, mittlerweile bewohnt sie eine Sozialwohnung in Dresden. Aus Eigeninitiative kümmert sie sich um andere Obdachlose, verteilt Essen in einer Einkaufspassage, schenkt Kaffee aus, teilt, was sie hat. Als Sozialhilfeempfängerin ist das nicht viel. "Viola" - Kurzdoku beim "Corona Creative"-Festival von MDR KULTUR Viola beim Verteilen Bildrechte: MDR / Julien Deschamps / Martin Andersson Ihr Engagement findet Zustimmung, stößt aber auch auf Ablehnung. Sie erzählt, wie die Polizei kürzlich um Mitternacht die Leute verscheucht habe und lacht dabei bitter: "Wohin sollen sie denn gehen?" Es sei schade, dass es erst eine solche Krise brauche, ehe sich andere Gedanken über das Schicksal der Obdachlosen machten, erklärt sie. Trotz Corona scheint es für Viola keinen Grund zu geben, ihre Hilfsangebote für Obdachlose zu überdenken. Deren harte Realität verdrängt eigene Sorgen und Ängste. Zumal auch unter den Obdachlosen viele selbst zu einer der Risikogruppen gehören. "Viola" ist ein eindrückliches dokumentarisches Porträt, hintergründig und sensibel beobachtet, zeigt es den Alltag und die Selbsthilfe unter Dresdner Obdachlosen in Zeiten von Corona. Sozial engagierte Dokfilmer: Deschamps & Andersson "Viola" - Kurzdoku beim "Corona Creative"-Festival von MDR KULTUR Viel unterwegs Bildrechte: MDR / Julien Deschamps / Martin Andersson Gedreht wurde im Zwei-Mann-Team mit einer diskreten, beobachtenden Handkamera so weit möglich im Hintergrund. Die Filmemacher lassen Viola über die Situation auf der Straße erzählen, in einer bewusst subjektiven Perspektive. Violas Engagement und Ansichten werden nicht kommentiert und gewertet. Sie sollen Widerspruch wecken. Auf einen Sprechertext wird verzichtet. Julien Deschamps ist ein sozial engagierter Dokumentarfilmer aus Paris. Seit drei Jahren wohnt er in Dresden und realisierte hier zahlreiche Kurzdokumentationen über soziale und ökologische Themen für verschiedene lokale Organisationen (Sukuma Arts, Cambio e.V, Johannstadt Stadtteilverein und Montagscafé). Credits: Fridays for Future in Dresden (2019), Global Goals Jam (2016) Martin Andersson ist Dokumentarfilmer, Videokünstler, Jazzmusiker und Naturwissenschaftler. Er ist Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg sowie diplomierter Agrarwissenschaftler. Er drehte verschiedene Dokumentar- und Musikfilme, unter anderem für den ZDF Theaterkanal und den SWR. Als renommierter Videokünstler zeichnet er für verschiedene Videoinstallationen von Operninszenierungen verantwortlich, u.a. für die Opernhäuser in Stuttgart, Strasbourg und an der Staatsoper Wien. Credits: Musikfilme – Rusalka (2019) Opera National du Rhin, Strasbourg, Faust (2016) Staatsoper Stuttgart, Dokumentarfilme – Orient Theatre Express, 72 Hour Urban Project, Sonopress Spinning Disc.
https://www.mdr.de/kultur/corona-creative-viola100.html
--Methodios (Diskussion) 08:35, 12. Sep. 2020 (CEST)
Feierliche Stimmung herrscht am Dienstag in der Fahrbereitschaft an der Herzbergstraße in Berlin-Lichtenberg, als Kunstsammler Axel Haubrok, Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) und Stadtentwicklungsstadtrat Kevin Hönicke (SPD) eine Absichtserklärung unterzeichnen. Mit dieser dürfen zweieinhalb Jahre nach dem Verbot durch Hönickes Amtsvorgängerin wieder Ausstellungen auf dem Kultur- und Gewerbeareal stattfinden. »Das Bezirksamt bestätigt hiermit, dass zeitlich begrenzte Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen auf dem Gelände der Fahrbereitschaft durchgeführt werden dürfen«, steht in dem Papier. Außerdem wird Haubrok zugesichert, dass sein Bauantrag für ein Atelierhaus mit Büros sowie der Antrag auf Genehmigung der Nutzung der bereits vor vielen Jahren ausgebauten Dachterrasse auf einem der Gebäude »durch das Bezirksamt ergebnisorientiert weiterbearbeitet« wird. Im Gegenzug sichert Haubrok zu, dass »die aktuelle starke Nutzung durch gewerbliche Nutzer*innen des produzierenden Gewerbes am Standort« bestehen bleiben wird. Damit solle die »symbiotische Beziehung aus Kunst und Gewerbe« erhalten bleiben. Das Verhältnis von 85 Prozent Gewerbetreibenden und 15 Prozent Kunstschaffenden auf dem Gelände soll gesichert werden. Unser täglicher Newsletter nd-Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion - und das jeden Abend schon um 19.30 Uhr. Dies verweist auf den Kern des Konflikts. Der Grundstücksnutzung im Gewerbegebiet sind rechtliche Grenzen gesetzt. Tischler oder auch Künstler dürfen mit den Werken, die vor Ort entstanden sind, auch werben. »Hat man Sachen, die hier nicht entstanden sind, darf man keine Gäste holen«, erläutert Stadtrat Hönicke und nennt das einen »Widerspruch«. Wirklich gelöst werden kann dieser erst, wenn ein neuer Bebauungsplan für die Fläche erstellt wird. »Die Aufstellungsbeschlüsse für die neuen Bebauungspläne werden noch diese Legislatur erwartet«, versichert Bürgermeister Grunst. Noch hat Haubrok nur die Absichtserklärung. »De facto kaufen kann ich mir davon gar nichts. Aber es ist ein großer Fortschritt gegenüber allem, was wir hier bisher hatten«, erklärt er. Bis zum Verbot durch das Stadtentwicklungsamt hatte die Fahrbereitschaft eine mündliche Zusage, dass der Ausstellungsbetrieb geduldet wird. »Jetzt habe ich zumindest etwas Schriftliches, worauf ich verweisen kann.« Doch der Kunstsammler äußert Sorge, dass die weiteren Entwicklungspläne, in die seine ganze Familie so viel »Herzblut« gesteckt habe, bei Wechseln im Bezirksamt wieder Makulatur sein könnten. Vom 2. bis 4. Oktober will Haubrok zu einem Tag der Offenen Tür auf das Gelände einladen, unter anderem soll die Ausstellung »Corona Call« mit Fotografien aus Afrika und Europa zum Thema Pandemie zu sehen sein. »Wir haben im Zuge der Kulturentwicklungsplanung gemerkt, dass das Thema Kultur und Kunst in der Stadtentwicklung zu kurz oder gar nicht vorkommt«, erklärt Bezirksbürgermeister Grunst, der auch für die Kultur im Bezirk zuständig ist. Kulturelle Nutzungen steckten in einem Dilemma, weil sie gerne als temporäre Lösungen gesehen werden, »aber dann gefälligst das Feld zu räumen haben, wenn die Wohnbebauung oder ähnliches näher rückt«. »Wir brauchen eine Gesamtklärung des Sachverhalts an der Herzbergstraße. Mir ist wichtig, Kunst auch hier zu zeigen und sie nicht als Gegensatz zum Gewerbe zu betrachten«, sagt Grunst. In den 40 Jahren, die er das Gebiet kenne, habe immer eine gemischte Nutzung stattgefunden. »Gerade Berlin ist eine Stadt, die maßgeblich von Kunst und Kultur abhängig ist. Sie ist ein riesiger wirtschaftlicher Faktor.« Nur einen Steinwurf entfernt liegt der nächste Konfliktpunkt im Gewerbegebiet, das Dong-Xuan-Center. »Es ist eigentlich eine Großhandelsfläche. Einzelhandel dort zuzulassen ist eher unmöglich«, sagt Baustadtrat Kevin Hönicke und verspricht, Lösungen für die Beschäftigten zu finden. »Die politische Zielstellung ist noch in Diskussion«, entgegnet Grunst und spricht von dem Asia-Großmarkt als der »größten zusammenhängenden migrantischen Arbeitsstelle in Deutschland«. Für ihn ist klar: »Politisches Ziel muss die Legalisierung der aktuellen Nutzung sein.« Die Herzbergstraße wird also weiter für hitzige Diskussionen sorgen.
Kunstbesuch amtlich gestattet. Fahrbereitschaft in Berlin-Lichtenberg darf wieder zu Ausstellungen einladen. Von Nicolas Šustr. ND vom 16. September 2020.