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Benutzer:Methodios/Kirche/Jesuiten

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Christian Herwartz

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Klaus Mertes

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Alex Lefrank

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Reinhard und Godehard Pünder

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w:de:Reinhard Pünder

  • Reinhard Pünder, auch Dom Reinaldo, (* 12. Januar 1939 in Berlin; † 16. Januar 2011 in Coroatá) war ein deutscher Geistlicher und Bischof von Coroatá in Brasilien.
  • Sein Bruder, Godehard Pünder (1935–2017), war ebenfalls als Jesuitenpriester mit ihm in Brasilien sowie auch in Berlin-Kreuzberg tätig.

2017 Godehard Pünder (82) verstorben, Requiem und Beerdigung am 6. Juli in Dresden Godehard Pünder - hier bei seiner Verabschiedung aus dem Ordinariat im Jahr 2005In den Morgenstunden des 26. Juni 2017 verstarb

Lic. theol. Lic. phil. Godehard Pünder

im 83. Lebensjahr nach längerer Krankheit in einem Krankenhaus in Coswig.

Godehard Pünder war seit dem Schuljahr 1995/96 zunächst als Lehrkraft für die Fächer Latein, Philosophie und Katholische Religion am St. Benno-Gymnasium in Dresden tätig. Zum 1. August 2002 ernannte ihn Bischof Joachim Reinelt zum Referenten für Berufsbegleitung und Fortbildung der Lehrkräfte für Katholische Religion in der Abteilung Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat. Mit hohem Engagement hat er aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen in Kooperation mit den zuständigen staatlichen Stellen geeignete Fortbildungsmaßnahmen für die Religionslehrkräfte im staatlichen Dienst sowie im Gestellungsvertrag aufgebaut und somit wertvolle Unterstützungssysteme entwickelt.

(Das Foto zeigt Godehard Pünder bei seiner Verabschiedung aus dem Bischöflichen Ordinariat im Juli 2005.)

Requiem und Beerdigung sind am Donnerstag, den 06. Juli 2017, 11 Uhr, auf dem Neuen Katholischen Friedhof in Dresden (Bremer Str. 20).

R.I.P.

https://nacktesohlen.wordpress.com/kirche/allerlei/liedrwg-naunynstr/3792-2/godehard-puender-82-verstorben-requiem-und-beerdigung-am-6-juli-in-dresden/


Dresden ist sein 23. Hauptwohnsitz. Hier lebt Godehard Pünder mit seiner Frau seit 20 Jahren. Eigentlich wollen beide nicht mehr umziehen. Dabei stammt seine Familie ursprünglich aus dem Rheinland. Dort genießt der Name Pünder noch heute einen guten Ruf. Sein Onkel Hermann war nach dem Zweiten Weltkrieg drei Jahre Oberbürgermeister von Köln. 1947 wurde er sogar zum Vorgänger von Bundeskanzler Konrad Adenauer: nach seiner Ernennung zum Oberdirektor des Wirtschaftsrates der Bizone – so hieß der damals von Briten und Amerikanern besetzte Teil Deutschlands. Godehard Pünders Vater Werner war ein bedeutender Jurist. Er wagte es, das Deutsche Reich – vertreten durch Adolf Hitler und das Land Preußen – zu verklagen. Die SS hatte seinen Verwandten Erich Klausener bei der Säuberungswelle nach dem Röhm-Putsch ermordet.

Godehard Pünder beschäftigt sich intensiv mit seinem Urururgroßvater Ludwig Richter – ob in Büchern, alten Schriften oder seinen Bildern. Dabei stellte der ehemalige Priester einige Parallelen fest. Wer will, erkennt zwischen beiden eine gewisse Ähnlichkeit

Doch es sind nicht die politischen Verdienste seiner Verwandten väterlicherseits, die Godehard Pünder zu einem besonderen Dresdner machen. Vielmehr ist er der letzte, hier lebende Nachkomme von Ludwig Richter – seinem berühmten Vorfahren aus der mütterlichen Linie. Godehard Pünder ist der Urururenkel des hochgeschätzten Romantik-Malers. Es gibt auch heute kaum jemanden, der kein Werk Richters kennt. Seine Illustrationen zieren viele Märchenbücher der Gebrüder Grimm. Im Albertinum ist er in der Galerie Neue Meister ein Gästemagnet. In Loschwitz trägt ein Weg seinen Namen und auf dem Malerweg durch die Sächsische Schweiz ist Richter wie andere berühmte Zeitgenossen verewigt – an Aussichtspunkten, wo sie sich zu ihren Landschaftsbildern inspirieren ließen. „Er ist im Herzen der Menschen hier immer noch so lebendig“, sagt Pünder in seiner einnehmenden Art und mit der Gelassenheit eines Ruheständlers.

Ludwig Richter ist wirklich ein echter Sohn Dresdens. Am 28. September 1803 wurde er in der Friedrichstadt geboren. Zur Schule konnte er nicht lange gehen. Schon 1815 musste er sie verlassen. „Ein trauriges Kapitel“, meint Pünder. Aber Richter sollte seinem Vater, einem angesehenen Zeichner, bereits als Zwölfjähriger assistieren. Das langweilte ihn gehörig, „aber zum Glück hatte er Freunde und Förderer, damit er sich entwickeln konnte“. Seit der gebürtige Berliner Pünder in Dresden wohnt, beschäftigt er sich eingehend mit seinem Vorfahren. Dabei fand er einige Parallelen.

Angefangen bei der tiefen Gläubigkeit. Richter war zwar katholisch. Aber erst drei Jahre in Italien, und dort insbesondere der Aufenthalt in Rom, ließen ihn wirklich glauben. Pünders prägendste Ära waren neben seiner Kreuzberger Zeit, wo er direkt neben der Berliner Mauer als Pfarrer arbeitete, die Jahre in Brasilien. Von 1981 bis 1983 sowie von 1988 bis 1993 war er katholischer Priester in einer der ärmsten Regionen des südamerikanischen Landes. Sein Bruder war dort Bischof, und Pünder kümmerte sich um den Nachwuchs. „Wir waren mit der Hängematte unterwegs und wussten nicht, wo wir abends schlafen.“

Das Zusammenleben mit den jungen Menschen aus Unterschichten hinterließ lebendige Verbindungen, die bis heute halten. „Ludwig Richter ist mir so unwahrscheinlich sympathisch, weil er aus einfachen Verhältnissen stammt und immer einen Blick für die ärmeren Leute hatte“, sagt der 79-Jährige. Richters Bilder zeigen Schäfer, Metzger, Hirten und viele Kinder. So wie im „Brautzug im Frühling“ von 1847. Pünder blättert in einem Buch, zeigt einen Nachdruck und kramt ein Schwarz-Weiß-Foto hervor. Die älteste Dame darauf ist seine Urgroßmutter, Richters Enkelin. Für den „Brautzug“ stand sie Modell – als eines der Mädchen der Gruppe im Vordergrund.

Kinder als Erkennungszeichen für den volksverbundenen Richter finden sich auch im Fürstenzug in der Augustusstraße. Fast am Ende läuft er mit. „Er ist der Einzige, der zum Betrachter schaut“, sagt Pünder. „Ich mache jedes Mal einen Schlenker, wenn ich in der Nähe bin, und winke.“

Wie sein Urururgroßvater musste er sich an einem bestimmten Punkt im Leben für einen neuen Weg entscheiden. Richter war zwar schon zu Lebzeiten bekannt, allein von der Malerei konnte er aber nicht leben. Darum wendete er sich später zunehmend dem Holzschnitt zu. Dadurch wurde Richter in ganz Deutschland populär. Für Pünder begann nach seiner Zeit in Brasilien ein neuer Lebensabschnitt. Er hatte geheiratet und konnte deshalb nicht mehr als katholischer Priester arbeiten. Eine Bewerbung nach der anderen schickte er ab – insgesamt 65. In Dresden schließlich wurde der Katholik genommen: am St. Benno-Gymnasium als Lehrer für Latein, Religion und Philosophie.

In Sachsen stellte Pünder seine innere Beziehung zu Ludwig Richter fest. Er fing zu sammeln an. So kam er auch in den Besitz des Neuen Testaments aus Richters Zeit in Rom. Die Unterstreichungen und Bemerkungen bearbeitete Pünder. „Richter hatte eine schöne Schrift, ich konnte sie gut lesen.“ Doch ein Original des Malers sucht man vergebens in der Plauener Wohnung. „Es gibt eines im Familienbesitz. Das wandert immer zwischen den Geschwistern.“ Pünder und seine Frau sind aber nie an der Reihe. Sie wollen kein Bild, das sie versichern müssen, bei sich haben.

Dafür hat er einen anderen Wunsch. „Wenn wir in Dresden bleiben, würde ich gern an Ludwig Richters Seite beerdigt werden.“ Dessen Grab ist nach seinem Tod am 19. Juni 1884 auf dem Neuen Katholischen Friedhof in der Friedrichstadt. „Es ist mir lieb und vertraut. Schön und bescheiden.“

Ludwig Richters Malerkarriere steht im Mittelpunkt der Führung des Hobbyhistorikers Christoph Pötzsch über den Neuen Katholischen Friedhof an diesem Sonntag. Das Grab wird dabei auch gezeigt. Treff ist 14 Uhr am Haupteingang an der Bremer Straße 20. Die Teilnahme kostet fünf Euro.

https://www.saechsische.de/plus/ludwig-richters-urururenkel-3079034.html

Jörg Alt

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w:de:Jörg Alt

w:de:Iglesia del Pueblo Guanche


https://www.joergalt.de/zur-person


https://www.jesuiten.org/personen/joerg-alt-sj


Politik Glaube und Protest

Der Mann, der in den Knast will

Wegen seines Glaubens ist der Nürnberger Jesuit Jörg Alt zu einem politischen Aktivisten geworden

Ralf Hutter, Nürnberg 05.07.2023, ND

Jörg Alt blockiert im Oktober in München zusammen mit Aktivisten der Letzten Generation und Extinction Rebellion eine Straße.

Jörg Alt beschwerte sich auch vor Gericht. Es war beim Prozessauftakt gegen einen der Menschen, die am 16. August vor dem Nürnberger Hauptbahnhof eine stark befahrene Straße blockiert hatten. Die Aktion war von den klimapolitischen Bewegungen Letzte Generation und Extinction Rebellion organisiert worden, und erstmals hatte Alt bei einer solchen Straßenblockade mitgemacht. Nun lautet seine Kritik: »Ich bin der Einzige der seinerzeit über 30 Verhafteten, der noch keinen Strafbefehl erhalten hat.« Alt fühlt sich als Jesuit bevorzugt behandelt.

Und das sei nicht das erste Mal, sagt der 61-Jährige. Bereits im Dezember 2021 sorgte er mit einer Aktion für Aufsehen. Damals öffnete er mit einem technischen Trick den Müllcontainer eines Supermarkts, um Lebensmittel herauszuholen, die noch genießbar sind, aber weggeschmissen werden. Viele Menschen containern ja mittlerweile. Das Besondere bei Alt war jedoch, dass er anschließend seine Straftat selbst anzeigte.

Im Mai 2022 stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen Lebensmitteldiebstahls ein. »Weil die Beweislast nicht gut genug sei«, erzählt Alt. »Woraufhin ich gesagt habe: Dann liefere ich halt Daten nach. Ich sehe nicht ein, dass das gegen mich eingestellt wird, während anderswo weiter Leute dafür verurteilt werden.« Wie sehr sich der Gottesmann um eine strafrechtliche Verfolgung bemüht, hat schon was Komödiantisches.

Das Verfahren wurde also wiederaufgenommen, aber anschließend erneut eingestellt. Angeblich, weil der Schaden zu gering ist und kein öffentliches Interesse besteht. »Das ist lachhaft«, meint der Jesuit. »Denn gerade, weil öffentliches Interesse an meinem Fall besteht, wurde es eingestellt.« Alt will sogar extra darauf geachtet haben, dass die Lebensmittel einen Wert oberhalb der Schwelle zur Geringfügigkeit hatten und das Verfahren eigentlich nicht hätte eingestellt werden dürfen. »Die Staatsanwaltschaft wollte den Prozess nicht führen, um mir nicht die Bühne des Gerichtssaals zu geben«, glaubt der Aktivist.


Jörg Alt ist ein überzeugter Gesetzesbrecher geworden. Auf seiner Website ist im Lebenslauf zu lesen: »Seit 2021 Straftäter (schwerer Diebstahl, Nötigung, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr)«. Er legt es regelrecht darauf an, verurteilt zu werden. »Ich bin bereit, ins Gefängnis zu gehen, weil ich nicht einsehe, dass ich Strafbefehle von Spendengeldern bezahle. Als Ordensmann habe ich kein eigenes Einkommen.«

Das mag etwas unbedarft klingen, aber Alt ist durchaus ein erfahrener Stratege. Seit er 1981 nach seinem Abitur in der Pfalz den Jesuiten beitrat, war er über seine Ordenstätigkeit hinaus ziemlich umtriebig. Er arbeitete mit Geflüchteten und koordinierte eine länderübergreifende Kampagne gegen Landminen; später kümmerte er sich um Menschen, die ohne Aufenthaltstitel in Deutschland leben. Auch für eine Finanztransaktionssteuer, die das Netzwerk Attac vorgeschlagen hat, machte er Kampagnenarbeit. Nun ist seit einigen Jahren die Ökologie sein Schwerpunkt geworden, davon zeugen auch einige seiner Bücher, die er im Jahrestakt veröffentlicht. Jesuiten sind traditionell wissenschaftsorientiert.

Eigentlich sind sie auch gesetzestreu. Doch Alt wägt ab, und für ihn ist der zivile Ungehorsam notwendig. Wer sich mit dem Protestpriester darüber unterhält, erlebt einen Empörten, der die Zustände, in denen er lebt, nicht akzeptieren will. Er ist schon etwas ergraut, und die Haare werden weniger, aber er verhält sich manchmal noch immer wie ein aufmüpfiger Student. Als er bei seiner Arbeit mit Geflüchteten in Würzburg feststellte, dass sie Essenspakete statt Bargeld erhielten, legte er sich mit den Ordensoberen und der CSU an. »Ich wollte das System abschaffen«, sagt er.

Aber Alt ist nicht nur ein Mann der Tat, sondern auch ein akribischer Akademiker. Er untersuchte beispielsweise die Lebenswelt von Menschen ohne Aufenthaltstitel und schuf eine Datenbasis für sie, was ihm nachträglich einen Doktortitel in der Soziologie einbrachte, obwohl er Philosophie und Theologie studiert hatte. In seinem Profil auf der Internetplattform Twitter steht denn auch zuallererst »Sozialwissenschaftler«; »katholischer Priester« kommt erst an vierter Stelle. Dort zitiert er auch den US-amerikanischen Jesuiten Daniel Berrigan (1921-2016): »Some property has no right to exist« – manches Eigentum hat keine Daseinsberechtigung, das findet auch Jörg Alt.

Im selben Profil steht hinter seinem Namen nicht nur das übliche »SJ« der Jesuiten (Societas Jesu), sondern auch: »Gefährder«. Das komme daher, erklärt er, dass er im Oktober nach einer Teilnahme an einer Straßenblockade in München von der Polizei eine sogenannte Gefährderansprache erhalten habe. »Das ist in der Regel die letzte Verwarnung vor einem längeren Einsperren. Ich finde es charmant, als Gefährder bezeichnet zu werden, während die eigentlichen Gefährder weiter Subventionen und Dividenden kassieren.« Alt kritisiert, dass führende Akteure in der Wirtschaft vor allem an sich denken, anstatt notwendige Schritte einzuleiten, um den Klimawandel abzumildern.

Als die Letzte Generation und ihr Umfeld Ende April eine Woche lang immer wieder in Berlin den Verkehr blockierte, saß Alt mit auf der Straße. Nachdem die Staatsanwaltschaft Neuruppin wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung im Dezember Hausdurchsuchungen in mehreren Bundesländern gegen die Bewegung bewirkt hatte, zeigte Alt sich wegen öffentlicher Unterstützung dieser Vereinigung erneut selbst an. Der Staatsschutz habe dazu Ermittlungen geführt, berichtet er, aber wieder führten sie nicht zu einer Anklage. Immerhin erhielt er wegen einer Blockade im Oktober in München einen Strafbefehl über 1200 Euro. Zusammen mit zwei anderen Betroffenen klagte er dagegen. Am 16. Mai änderte das Amtsgericht München die Strafe in zehn Tagessätze und legte Alts Tagessatz auf einen Euro fest. Die Verurteilten fechten das Urteil aber an, sie fordern einen Freispruch, weil sie ihren zivilen Ungehorsam nicht als Straftat betrachten.

Dieses Provozieren von Justizpossen hat bei Jörg Alt durchaus einen theologischen Hintergrund. Beim Jesuitenorden sei der Einsatz für den Glauben ebenso wichtig wie der Einsatz für Gerechtigkeit, erzählt er. 2008 habe es eine grundsätzliche Entscheidung bei den Jesuiten gegeben: »Da hat das weltweite Ordensparlament gesagt, dass es Situationen geben kann, in denen wissenschaftliche Analyse und Sozialarbeit nicht ausreichen, sondern gesellschaftspolitisches Engagement – sie nannten es ›Advocacy‹, Anwaltschaft im öffentlichen Raum – angebracht ist.« Sein bereits vier Jahrzehnte andauernder politischer Aktivismus gilt in Ordenskreisen nach wie vor als ungewohnt, aber offenbar hält ihn die Leitung für seriös und akzeptiert seinen zivilen Ungehorsam. »Das liegt aber auch daran«, erklärt Alt, »dass Jesuiten im globalen Süden der Letzten Generation und mir Beifall geklatscht haben. Sie haben gesagt: Bei uns ist der Klimawandel bereits eine Disruption des Alltags, und es wird höchste Zeit, dass die Menschen im Norden merken, was für Auswirkungen der auch für sie haben wird.«

Nach der Nürnberger Straßenblockade im August vor einem Jahr gab es eine Solidaritätserklärung von rund 40 Führungskräften des weltweiten Jesuitenordens. Wie sehr der Orden hinter seinem Möchtegern-Gefährder steht, zeigt sich auch am Nürnberger Ordenshaus, das sich seit 2021 gewandelt hat. Es ist kein Noviziat mehr – also eine Ausbildungsstätte für den Nachwuchs –, sondern ein »Zentrum für sozialökologische Transformation«, in dem Alt zusammen mit Brüdern und Geflüchteten wohnt.

Das Haus heißt jetzt Ukama und steht offen für zivilen Ungehorsam ein. Auf dem Internetauftritt des Hauses steht, die sozialökologische Transformation habe eine konstruktive und eine konflikthafte Seite. Sogar Papst Franziskus wird dafür herangezogen. Der ist ebenfalls Jesuit und hat postuliert, dass unser Wirtschaftssystem tötet. Deshalb reklamiert Jörg Alt den Begriff »Gegengewalt« für seine Straßenblockaden.

»Ukama« bedeutet in der afrikanischen Sprache Shona, die in Zimbabwe und Mosambik verbreitet ist, so viel wie: Verwandtschaft von allem mit allem. Die direkt am Nürnberger Stadtpark gelegene Villa steht nun für Gruppentreffen und Seminare zur Verfügung. Die Bibliothek im Seminarraum erlebt gerade einen Wandel: Der französische Star-Ökonom Thomas Piketty steht schon im Regal. Ein Teil der theologischen Werke wird zugunsten von wissenschaftlichen und politischen Büchern ausgetauscht.

Jörg Alt ist aber weiterhin auch in der Kirche aktiv und offenbar ein geschickter Netzwerker. Zur Nürnberger Straßenblockade präsentierte er nicht nur die Solidaritätserklärung der Jesuiten, sondern auch eine zweite, die von erstaunlich vielen kirchlichen Angestellten, Führungsfiguren und Laiengruppen vor allem aus Bayern unterzeichnet worden war. Sogar Umweltbeauftragte von katholischen Bistümern und Diözesen kritisierten dort unter Berufung auf den Weltklimarat die Bundesregierung und forderten »eine Agrarwende, Verkehrswende und Energiewende als erste Schritte eines gerechten sozial-ökologischen Umbaus von Wirtschaft und Gesellschaft«. Sie hatten zwar »Bedenken, ob Straßenblockaden ein geeignetes Mittel des gesellschaftspolitischen Dialogs sind«, heißt es darin. Aber Demonstrationen, Publikationen, Petitionen und Diskussionen hätten nicht ausgereicht, meinen sie.

Für die Münchner Straßenblockade im Oktober entwickelte Alt zusammen mit dem Hannoveraner Theologen und Philosophie-Professor Jürgen Manemann sowie der Regensburger Theologie-Professorin Ute Leimgruber die Idee einer Solidaritätserklärung für Menschen, die im kirchlichen Bereich arbeiten: »Wir haben einen Text aufgesetzt und rumgeschickt und hatten dann ruckzuck über hundert Unterzeichner. Das waren Leute in Ordinarien und Pfarreien, aber auch Lehrstuhlinhaber.« Dieser Appell enthält einige brisante Stellen. So heißt es darin: »Ziviler Ungehorsam ist bis in die Gegenwart hinein Bestandteil christlicher Praxis, immer wieder neu inspiriert durch die Erinnerung an Prophet*innen und Jesus.«

Alt hat nicht vor, so bald mit seinem Aktivismus aufzuhören. Daniel Berrigan sei 25 Mal verhaftet worden, sagt er. »Und ich erst fünf Mal.« Der 2016 verstorbene US-amerikanische Jesuit war einer der bekannten Akteure in der Friedensbewegung, vor allem während des Vietnamkriegs. Zusammen mit Gleichgesinnten holte er einmal Akten aus einem Rekrutierungsbüro der Armee und verbrannte sie vor dem Haus. »Mit einer Gruppe ist er in ein Militärdepot eingedrungen und hat mit einem Hammer eine Rakete beschädigt«, erzählt Jörg Alt. »Ich war bei der Feier seines 85. Geburtstags. Es war nett, aber ich dachte: Das ist ja nichts für dich – du bist ja auf einer ganz anderen Ebene unterwegs. Er war halt einer, der gesagt hat: Es gibt genug Wissen, wir müssen was tun. Er war ein Mann der Tat.« Für Alt, der immer auch an der Wissenschaft festhält, ist er dennoch ein Vorbild geworden.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1174512.glaube-und-protest-der-mann-der-in-den-knast-will.html

--Methodios (Diskussion) 08:25, 7. Jul. 2023 (CEST)