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Kolloquium:Kooperationsforschung

Aus Wikiversity

Wikiversity:Campus

Willkommen im Kolloquium „Kooperationsforschung“!

Dies ist der Platz für Fragen und Diskussionen rund um das Themengebiet „Kooperationsforschung“ im Interdisziplinäres Zentrum:Kooperationsforschung.

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Diskussionsanstoß: Verletzbarkeit

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Da das Kolloquium zum Fragen und Aussagen durch Wissensbegierige da ist, möchte ich doch die Gelegenheit nutzen genau dies zu tun:

Konkret geht es mir un die Fragem, wie verletzlich ist ein solches soziales Netz wie es die Wiki-Projekte darstellen? Ich meine damit, dass die Projekte für Jederman weitestgehend völlig offen stehen, darin Änderungen von Jedem durchgeführt werden können. An sich ist der Gedanke nicht schlecht, da er eine wirkliche Gleichberechtigung unter Gegebenheit einer gewissen Anonymität gewährleistet. Kritikpunkt an der Wikipedia ist beispielsweise jedoch, dass jeder "Hinz und Kunz" editieren kann, bewusst auch Falschinformationen einfließen lassen kann, wesshalb die WP auch berechtigter Weise in seriösen wissenschaftlichen Publikationen nicht zitiert werden darf/sollte. Ich sehe in den Wikiprojekten eine Plattform für Hobbywissenschaftler, von denen einige durchaus das nötige Wissen mitbringen, die zur verfügung gestellten Resourcen konstruktiv zu nutzen, wohingegen Andere kaum die Erfahrungen und Einsichten mitbringen, ernsthafte, auf Fachwissen basierende Beiträge zum wissenschaftlichen Diskurs beizusteuern. Ein Beispiel: Mein Projekt in der Linguistik war der Versuch, Meinungen zu einer Theorie zu sammeln, welche schlecht ausformuliert war und unter kritischer Betrachtung keiner ernsthaften Weiterverfolgung standgehalten hätte. Ein anderes Beispiel ist der Satz zu Beginn meines Beitrages hier, er sagt an sich nichts aus, er steht aber da, weil es den gesamten Beitrag wichtiger erscheinen lässt.

Ein anderer Kritikpunkt, welchen ich im Übrigen nicht nur (aber hier besonders deutlich zu erkennen) auf die Wikiprojekte beziehen würde sondern auf soziale Gefüge allgemein, ist die Tatsache, dass es dort immer Mitglieder jener Gesellschaft gibt, welche die Resourcen bewusster nutzen und sich längerfristig als Führungskrkräfte heraus kristallisieren, wobei der Grundgedanke eine gleichberechtigung voraussieht. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er Führungsrollen braucht und dass er die Gelegenheit eine solche zu besetzen auch intuitiv nutzt. Als Beispiel sollen dazu die massiven (willkürlichen) Strukturänderungen dienen, welche hier in den letzten Wochen durchgeführt wurden.

Beide Bedenken lassen mich an dem konstruktiven Zweck, den im besonderen die WV darstellen soll, zweifeln und zeigen mir, dass das Prinzip von "kooperativer Forschung" besonders hier mehr als verletztlich ist--elis 09:23, 13. Okt. 2006 (CEST).

Zu Patricks Diskussionsanstoß: die Verletzbarkeit unseres Projekts

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Hallo Patrick, besten Dank für Deine nachdenklichen Überlegungen. Genau solche Fragen hatte ich im Sinn, als ich die „Kooperationsforschung“ hier einrichtete. Meine Vorstellung war, einen Ort zu etablieren, an dem Themen wie die von Dir angesprochenen behandelt werden können:

  • Wie steht es mit dem sozialen Gefüge und den Kommunikationsbesonderheiten von virtuellen bzw. „Online-Institutionen“ wie es z.B. die Wiki-Projekte sind?
  • Welche Eigentümlichkeiten haben sie im Vergleich zu „Real Life – Institutionen“?
  • Welche Chancen bieten sie, aber welche charakteristischen Gefahren und Stolpersteine gibt es gleichzeitig, die man im Auge behalten und vernünftig „adressieren“ sollte, wenn das Projekt ein Erfolg werden soll?

Du bringst dies mit dem Begriff der Verletzbarkeit eines solchen Projekts bzw. des sozialen Netzes, das es trägt, auf den Punkt. Ich halte diesen Begriff für sehr treffend.

Einer der Gründe, weshalb bestimmte (nicht alle) Online-Projekte bzw. Communities so verletzbar sind, ist bekanntlich die auf den schriftlichen Austausch reduzierte Kommunikationsweise. Da andere Kanäle der Informationsübermittlung als der schriftliche nicht zur Verfügung stehen, gibt es viel leichter Missverständnisse als in face-to-face-Kommunikationen, wo der gesamte nonverbale Sektor (Mimik, Gestik) mit seinem charakteristischen Informationsgehalt hinzukommt. Deshalb halte ich übrigens ersatzweise eine großzügige Verwendung von Emoticons für durchaus hilfreich, um den zwischenmenschlichen Austausch bei Online-Kommunikationen anzureichern und für mehr „Atmosphäre“ zu sorgen.

Weil ich eben erwähnte, dass die „Verletzbarkeit“ von Online-Projekten je nach Art des Projekts unterschiedlich groß ist, will ich kurz sagen, wie ich das meine: Projekte, in dem die reine Informationsübermittlung im Vordergrund steht, bei denen es also vorwiegend um Austausch von Nachrichten aller Art geht, wie z.B. Börsenforen, sind vermutlich viel weniger anfällig als z.B unseres, wo die Zusammenarbeit erheblich vielschichtiger ist und mit der Zeit ein richtiges Sozialgefüge entsteht, wie im wirklichen Leben auch. Genau genommen passt die Unterscheidung „virtuell“ und „real life“ hier eigentlich gar nicht mehr.

Zu den Punkten, die Du speziell angesprochen hast: Einerseits findest Du z.B. bei Wikipedia die absolute Gleichberechtigung unter Anonymitätsbedingungen gut, weist aber andererseits auf das bekannte Problem der Qualitätssicherung hin, wenn auch „Hinz und Kunz“ editieren können. Das sehe ich genau wie Du – es gibt ein Spannungsverhältnis bzw. einen Zielkonflikt zwischen dem Ansatz „jeder kann mitmachen“ einerseits und den Qualitätsansprüchen andererseits. Ich habe selbst gerade erst wieder ein treffendes Beispiel bei WP erlebt. Das hat mich übrigens zu der Idee angeregt, hier demnächst ein Projekt über eine besondere Gruppe von Wikipedianern anzusiedeln, auf die speziell Larry Sanger kritisch aufmerksam gemacht hat, verbunden mit Vorschlägen zum Umgang mit dieser Gruppe. In diesem Zusammenhang könnte man übrigens die Wikiquette-Richtlinien, die ja sehr heterogen und z.T. widersprüchlich sind, wenn man die in der Fußleiste aufgeführten Empfehlungen mit hinzunimmt, unter kommunikationspsychologischen Gesichtspunkten durchleuchten und auf ihre Zweckmäßigkeit überprüfen.

Als Beispiel für die Gruppe derjenigen Wiki-Nutzer, die "kaum die Erfahrungen und Einsichten mitbringen, ernsthafte, auf Fachwissen basierende Beiträge zum wissenschaftlichen Diskurs beizusteuern", führst Du zwei Beispiele aus dem Bereich Deiner eigenen Aktivitäten hier bei uns an. Zu Deiner kritischen Bewertung Deines eigenen Projektversuchs kann ich nichts sagen, weil ich mich mit der Thematik nicht auskenne. Aber Deine „zweifelnde“ Schlussfolgerung zu diesem Punkt am Ende Deines Textes kann ich nicht teilen: Wenn der Ansatz Deines Projekts, wie Du meinst, schlecht war („unter kritischer Betrachtung keiner ernsthaften Weiterverfolgung standgehalten hätte“), warum suchst Du nicht einfach nach einem mehr Erfolg versprechenden?? Unser Projektinkubator steht Dir jederzeit zur Verfügung! (Wobei ich allerdings einräume, dass er gewiss rasch an seine Grenzen stößt, wenn es um hochspezielle wissenschaftliche Fragestellungen geht, solange es dafür hier noch wenig Fachleute gibt. Je spezieller die Fragestellung des Projekts ist, desto weniger wird man im gegenwärtigen Ausbaustadium der Wikiversity davon profitieren können. Mein neurowissenschaftliches Projekt über die Striatofrontalen Dysfunktionen würde ich dem "Brutkasten" auch nicht anvertrauen – das wäre wohl doch etwas weltfremd.)

Für die Zukunft hoffe ich, dass sich hier eine Vielzahl von „echten Fachleuten“ aus den verschiedensten Disziplinen ansiedelt. Wir sind derzeit ja immer noch in der Gründungsphase und versuchen nach und nach, der Wikiversity eine vernünftige Architektur und Struktur zu geben und außerdem natürlich weitere Inhalte hier anzusiedeln, damit am Ende das Gesamtprojekt so attraktiv ist, dass sich viele dafür interessieren.

Was Dein zweites Beispiel angeht, Deinen Einleitungssatz, so kann ich daran nichts Merkwürdiges finden. Ich finde ihn völlig normal und passend.

Soweit erstmal. Auf Deinen „anderen Kritikpunkt“ (Führungskräfte etc) und Deine Schlussfolgerung im letzten Satz komme ich in Kürze zurück. Besten Gruß, --Almeida 20:23, 16. Okt. 2006 (CEST)

Gleichberechtigung, Führungsrollen und kooperative Forschung

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Nun aber zu Deinem "anderen Kritikpunkt", der für unser Projekt, die Wikiversity, und für unsere gegenwärtige Situation vermutlich noch bedeutend interessanter ist als Dein erster, der ja häufiger diskutiert wird.

Wenn ich Dich richtig verstehe, ist Dein Gedankengang folgender:

In allen sozialen Gefügen (Gruppen, Projekten, Institutionen etc) gibt es Menschen, die

  • die zur Verfügung stehenden Ressourcen bewusster nutzen als andere
  • sich längerfristig als Führungskräfte herauskristallisieren.

Du führst das darauf zurück, dass es in der Natur des Menschen liegt (ich füge hinzu, als „soziale“, also in Sozialverbänden bzw. sozialen Gruppen lebende Spezies)

  • Führungsrollen zu brauchen (als Gruppe),
  • intuitiv die Gelegenheit zu nutzen, diese zu besetzen (als Individuum).

Diese Punkte können wir als von uns beiden geteilte Auffassungen abhaken. Ich stimme Dir vollkommen zu, würde nur noch ergänzen, dass Menschen sich in dem Maß, in dem sie „intuitiv die Gelegenheit nutzen, Führungsrollen zu besetzen“, individuell gottlob doch unterscheiden. Nicht auszudenken, was hier los wäre, wenn intuitiv alle nach den Alpha-Positionen streben würden...

Als Beispiel für Deine „Führungsrollentheorie“ führst Du die „massiven (willkürlichen) Strukturänderungen“ an, die „hier in den letzten Wochen durchgeführt wurden“.

Dies alles steht für Dich im Widerspruch zum Grundgedanken der Gleichberechtigung, den Wiki-Projekte vorsehen.

Diese Überlegungen und Beobachtungen (zusammengenommen mit dem oben bereits kommentierten „Hinz und Kunz“ - Qualitätsanspruch - Spannungsverhältnis)

  • lassen Dich „an dem konstruktiven Zweck, den besonders die Wikiversity darstellen soll, zweifeln“ (wohl weniger an dem konstruktiven Zweck als vielmehr an dessen Realisierbarkeit)
  • und zeigen Dir, dass das Prinzip kooperativer Forschung „besonders hier mehr als verletzlich ist“.

Dieser Gedankengang ist nun derart inhalts- und aufschlussreich für das, was wir hier gerade tun, dass ich über meinen Kommentar dazu nochmal kurz nachdenken möchte ;-). --Almeida 12:18, 17. Okt. 2006 (CEST)

Um dir Mut zu machen, du hast mich vollkommen richtig verstanden--elis 20:11, 17. Okt. 2006 (CEST).

Gruppendynamik, Leitwölfe und die schweigende Mehrheit

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Schauen wir zunächst auf den (scheinbaren) Widerspruch zwischen den Führungsrollen und der Gleichberechtigung. Nicht von ungefähr heißt es Gleichberechtigung. Es geht also um gleiche Rechte. Wieder sind wir einer Meinung – es ist wichtig, in einer Gemeinschaft wie der unsrigen darauf zu achten, dass das Prinzip der gleichen Rechte für alle unbedingt eingehalten wird.

Aber wie in den meisten Sozialverbänden gibt es auch bei uns Funktionsträger, die mit Sonderrechten ausgestattet sind: die Administratoren. Die haben wir ganz bewusst in dieses Amt gewählt, weil wir der Überzeugung sind, sie zu benötigen, damit hier jemand den Verkehr regelt. Ihre Sonderrechte sind jedoch genau definiert, und wenn sie diesen Rahmen überschreiten würden, begingen sie Amtsmissbrauch. Es ist immer gut, ein Auge darauf zu haben, dass dies nicht geschieht. Bei uns sehe ich da bisher aber keine Gefahr. Die komplementäre Gefahr wäre die der Amtsanmaßung - wenn also jemand so tut, als hätte er Sonderrechte, mit denen er von der Gemeinschaft gar nicht ausgestattet wurde. So jemand müsste man rasch in die Schranken weisen. Hatten wir aber meines Wissens bisher auch nicht.

Diese Fälle meinst Du auch gar nicht mit Deinem Verletzbarkeitshinweis. Du hast Führungsrollen im Auge, die sich auf ganz andere Weise herausbilden (...die zur Verfügung stehenden Ressourcen besser nutzen; ...intuitiv die Gelegenheit nutzen, diese zu besetzen). Also die Opinion Leader, die „Leitwölfe“ (wie Oliver Kahn z.B.), die aus den verschiedensten Gründen - Beliebtheit, größere Erfahrung, Klugheit, Engagement, Durchsetzungsfähigkeit, Schlitzohrigkeit etc - einen größeren Einfluss innerhalb der Gemeinschaft ausüben als die Mitglieder der „breiten Masse“ oder „schweigenden Mehrheit“.

Ich denke, da sind wir wieder bei einer unserer „sozialen Naturkonstanten“ gelandet. So ist es nun mal: Menschen unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, in Gruppen Einfluss auszuüben. Aber: das widerspricht der Gleichberechtigung in keiner Weise. Es geht hier um eine völlig andere Ebene oder Sphäre, nämlich die der Gruppendynamik, die überall da entsteht, wo mehr als zwei Personen über einen längeren Zeitraum miteinander kommunizieren. Es bildet sich dann eine informelle Gruppenstruktur, in der die einzelnen Gruppenmitglieder aufgrund unterschiedlicher Persönlichkeitseigenschaften, Begabungen und Fähigkeitsprofile verschiedene Positionen einnehmen. Der eine ist beliebter, weil er einfach ein netter Kerl ist, der andere unbeliebter, weil er als Stoffel gilt, der dritte ist gefürchtet, weil man weiß, mit dem ist nicht gut Kirschen essen, der vierte gilt auf seinem Spezialgebiet als absoluter Experte, privat aber als langweilig, der fünfte als immer ein wenig ungeschickt und hilfsbedürftig usw.. Zusätzlich gibt es noch die aufgabenbezogenen Rollen, die jeder ausübt - wenn ich hier z.B. einen Inkubator für Projekte einrichte, denen noch etwas unter die Arme gegriffen werden muss, dann erwartest Du zurecht, dass ich mich einstweilen auch darum kümmere und das Ding zum Laufen bringe. So bildet sich aus all diesen Komponenten ein gruppendynamisches Gefüge, in dem jeder seinen ganz persönlichen „Ruf“, sein Ansehen und seinen spezifischen Einfluss hat.

Aber auch damit sind wir wohl noch nicht ganz beim Kern Deiner Bedenken angelangt. Dir geht es ja vor allem um Fälle, in denen jemand seine Rechte etwas dreist bis zum Anschlag ausschöpft und dabei so handelt, dass andere sich beeinträchtigt fühlen. Das regelmäßige Auftreten von Konflikten dieser Art kann sicher ebenfalls geradezu als Naturkonstante gelten. (Fortsetzung folgt). --Almeida 18:59, 18. Okt. 2006 (CEST)

@ Patrick: Du musst Dir keine Sorgen machen und denken ich dächte Du würdest eine so ausführliche Antwort von mir erwarten. Wie alles im Leben hat auch dies seinen tieferen Sinn, außerdem schreibe ich gern. Ach so, und die Schlussfolgerungen kommen natürlich am Schluss. Deshalb heißen sie ja auch Schlussfolgerungen. ;-) --Almeida 18:59, 18. Okt. 2006 (CEST)

Diese hier erwähnte "Amtsanmaßung", welche im realen Leben sicherlich zu beobachten ist, wird durch das Wiki-Prinzip ohnehin verhindert. Es gibt hier nur verschiedene Benutzergruppen - nichtangemeldete und angemeldete Benutzer. Unter den angemeldeten Benutzern sind dann noch die Administratoren von den "normalen" Benutzern zu unterscheiden. In jeder dieser Gruppen von Benutzern sind alle Benutzer mit gleichen Rechten ausgestattet. Was jemand innerhalb seiner Benutzergruppe tun kann, das darf er auch - jedenfalls aus der Sicht der Wiki-Software. --Exxu 18:02, 19. Okt. 2006 (CEST)
Aha, wichtige Klärung. Also bei Wikimedia-Projekten darf jeder auch all das, was er softwaremäßig tun kann (abgesehen von Wikiquette etc). Was er nicht darf, kann er von vornherein auch gar nicht? --Almeida 18:53, 19. Okt. 2006 (CEST)
Genau so ist es. Natürlich, wie Du schon richtig durch Verweis auf die Wikiquette andeutest, muss man ja nicht alles tun, nur weil man es softwaretechnisch kann und also auch dürfte. Aber was jemand in seiner Rolle als Wiki-Benutzer nicht tun darf obwohl er es vielleicht wollte, darf er ausschließlich deswegen nicht, weil die Software das nicht zulässt. Insofern erhebt sich die Frage nach dem Grad der Beherrschung des Werkzeugs, mit dem man arbeitet, also hier - der Wikisoftware. Es gibt sicherlich Benutzer, welche ängstlich, oder, anders ausgedrückt, vorsichtig mit dem Werkzeug umgehen, weil sie befürchten, etwas kaputt zu machen. Was nun aber die Wikisoftware anbelangt, da kann man nichts entgültig kaputt machen. Dies trifft sogar auf die Administratoren zu. Nur sie sind berechtigt, Beiträge zu löschen. Aber auch dieses ist nicht entgültig, sie können gelöschte Beiträge auch wiederherstellen. --Exxu 19:20, 19. Okt. 2006 (CEST)
impliziert das nicht automatisch die Bildung weiterer "Gruppen", eben solche wie "wikitechnisch versierte Benutzer" und "wikitechnisch weniger versierte Benutzer"? Da nach deiner Ansicht die Legitimation ("dürfen") direkt abhängig ist von dem technischem Verständnis der Software ("können") kristalisieren sich automatisch wieder soziale Klassen heraus, welche einer Gleichberechtigung der Benutzer antonym gegenüber ständen--elis 00:48, 20. Okt. 2006 (CEST).
Ich meinte "können" jetzt nicht im Sinn von persönlichen Kenntnissen bzw. Fähigkeiten, sondern im Sinn der softwaremäßigen Möglichkeit. Z.B. wußte ich nicht, daß Administratoren bereits softwareseitig über andere Möglichkeiten verfügen als wir, und dass wir die Möglichkeiten, die uns die Software bietet, voll ausschöpfen dürfen, ohne Regelverstöße zu begehen (abgesehen von den Wikiqette-Richtlinien etc). --Almeida 01:40, 20. Okt. 2006 (CEST)

Demokratie in der Wikiversity - mehr "liberal" oder mehr "sozial"?

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Das Problem Deines Denkansatzes besteht m.E. darin, dass Du beharrlich Gleichberechtigung und Gleichheit verwechselst. Gleichberechtigt sind wir hier - von den Admins abgesehen, die wir ja eigens gewählt haben, damit sie Sonderrechte wahrnehmen. Gleich sind wir allerdings nicht - weder in unseren Fähigkeiten, "die Ressourcen bewußter (besser, geschickter) zu nutzen" noch in unseren Persönlichkeitseigenschaften. Das ist aber immer so. In allen sozialen Gruppen (Projekten, Schulklassen etc) müssen wir von der Ungleichheit der Gruppenmitglieder hinsichtlich Begabungen, Fähigkeiten, Persönlichkeit ausgehen - wieder die besagte Naturkonstante. Und in allen sozialen Gruppen ist diese Tatsache eine ständige Quelle von Reibungen, Konflikten, Querelen und dem so entstehenden Verdruß. Die Frage ist, welche Schlussfolgerung ziehen wir daraus. Während Du aus dieser Tatsache einen grundsätzlichen Zweifel an dem Projekt ableitest, hätte es für mich eine ganz andere Konsequenz:

Wir sollten die Auswirkungen dieser Ungleichheit zu mildern versuchen, indem wir

  • die Problematik zunächst überhaupt erkennen und reflektieren
  • sie bereits bei der Architektur der Wikiversity berücksichtigen und Maßnahmen entwickeln, mit denen wir ihr entgegenwirken.

Da ist vieles denkbar, z.B.

  • Leit- bzw. Richtlinien, die diesen Punkt "adressieren"
  • eine hochentwickelte Benutzerfreundlichkeit ("Usability") der Wikiversity
  • eine Kultur der Toleranz, gegenseitigen Wertschätzung und Unterstützung, die wir hier systematisch entwickeln
  • die Einführung von Tutoren oder Mentoren, die all denjenigen beratend unter die Arme greifen, die dies wünschen,
  • Aktionen wie unser Projektinkubator.

Jedenfalls müssen wir mit dieser Form der Ungleichheit leben - sie ist ein grundlegendes Merkmal jeder sozialen Gruppe und nicht aus der Welt zu schaffen. Sie gehört zu uns wie unsere unterschiedliche Haarfarbe oder Körpergröße. Das Entscheidende ist, wie wir damit umgehen: ob wir die Dinge einfach laufen lassen - dann werden die angesprochenen Unterschiede und die daraus entstehenden Konflikte hier einen zunehmend negativen Einfluss entwickeln, wie wir es z.Zt. bei Wikipedia im kleinen und in unserer Gesellschaft im großen Maßstab erleben. Oder ob wir von Anfang an ein Problembewusstsein dafür entwickeln und uns Gedanken machen, wie wir an dieser Stelle gezielt gegensteuern können.

Jedenfalls ist ein Projekt wie die Wikiversity an dieser Stelle besonders verletzbar. Besten Dank, dass Du uns dazu verholfen hast, dies zu erkennen. --Almeida 10:28, 20. Okt. 2006 (CEST)

Die "Kultur der Toleranz, gegenseitigen Wertschätzung und Unterstützung" wird ja durch den Grundsatz "Geh von guten Absichten aus" vorgegeben. Dies bedeutet, wie dort beschrieben, unter anderem, dass man Neulingen gegenüber geduldig und unterstützend tätig sein soll. Es bedeutet andererseits auch, dass man Aktionen anderer nicht als böswillig unterstellt, nur weil man den Sinn nicht erkennt. --Exxu 11:40, 20. Okt. 2006 (CEST)
Bei der Frage der "Benutzerfreundlichkeit der Wikiversity" sollte man zwei unterschiedliche Zielgruppen berücksichtigen:
  • die "Mitarbeiter", welche hier Inhalte einstellen und aufbereiten
  • die "Konsumenten", welche die hier vorhandenen Inhalte für sich nutzbringend erschließen wollen bzw. sollen.
Während den "Mitarbeitern" meist viele Dinge als selbstverständlich erscheinen, benötigen "Konsumenten" Hilfen, Anleitungen bzw. Systematiken, die durchaus von der Systematik der "mitarbeiter" abweichen können. --Exxu 11:49, 20. Okt. 2006 (CEST)
genau das ist der Punkt, inzwischen haben wir hier Gruppen eingeteilt wie "Benutzer", "nicht registrierte Benutzer", diese dann weiter hierarchiert zu "erfahrenen Benutzern" und "Unerfahrenen", dann gibt es noch die Einteilung in "Anwender" und "Mitarbeiter". Ich bin sicher, auch diese einzelnen Gruppen unterteilen sich nach und nach in weitere Gruppen und diese selektion wird ewig weitergehen bis jeder Anwender für sich eine eigene Gruppe ist, also was soll das dann? Macht also eine Einteilung Sinn? Wenn jeder für sich eine eigene Gruppe ist, wie will man dann das Vorhandensein von Unterschieden (im Bezug auf Rechte und Berechtigungen) rechtfertigen? Ich sehe diesen Widerspruch übrigens jetzt nicht nur im Bezug auf die WV sondern allgemein, was sich aber als Grundfrage des Begriffes "Koorperationsforschung" herausstellen könnte, denn mit einer Hierarchie bzw. einem Mentor-Schüler-Verhältniss ist der Begriff "Koorperationsforschung" mMn irreführend--elis 12:15, 20. Okt. 2006 (CEST).
Auf Wikiversity soll man ja beides sein: Mitarbeiter und Konsument --Schüler 19:38, 20. Okt. 2006 (CEST)
Ich finde die Einteilung gar nicht so schlecht, denn beide idealtypischen Gruppen haben verschiedene Bedürfnisse wenn sie hierher kommen. Die Mitarbeiter/-innen benötigen Hilfen zum Erstellen von Kursmaterialien, zur Verwaltung von Kategorien, zur Lehre selber. Das sind andere Bedürfnisse als Teilnehmer/-innen haben, die Hilfe brauchen beim Finden von Angeboten, bei der Benutzung von Diskussionsseiten und bei der Teilnahme an Kursen. In diesem Sinne verstehe ich die Gruppen nicht als Hierarchisierung - im Gegenteil, wer die Mitarbeiter/-innen höher stellt als die Teilnehmer/-innen begeht den selben Fehler wie ein Chef, der sich beständig über seine Untergebenen erhebt und diese damit vergrault, ihre Produktivität verringert und sie mut- und lustlos weiter arbeiten lässt. Die Mitarbeiter/-innen sind von den Teilnehmer/-innen vollkommen abhängig, und umgekehrt.
Und dennoch ist es wichtig, diese Gruppen halbwegs identifizieren zu können, um ihnen eine Anleitung durch die Wikiversity anbieten zu können. Denn sie haben sicherlich unterschiedliche Bedürfnisse und Fragen zu Beginn ihrer Arbeit hier. Dass sich beide Gruppen vermischen und überhaupt nicht klar abgrenzbar sind, leuchtet sofort ein. Alle, die hier Inhalte beisteuern, sind an anderer Stelle auch mal Lernende und bedürfen dann anderer Hilfestellungen. Hardern 12:44, 20. Okt. 2006 (CEST)

Die "Kultur der Toleranz, gegenseitigen Wertschätzung und Unterstützung" wird ja durch den Grundsatz "Geh von guten Absichten aus" vorgegeben. (Exxu)
Genau dieser Meinung bin ich eben nicht - dass man eine Kultur des Umgangs miteinander allein durch eine Richtlinie oder einen Grundsatz vorgeben kann. Um es deutlich zu sagen, halte ich diese Auffassung für naiv - nicht von Dir, sondern z.B. von den Wikipedia-Konstrukteuren, die ihren Richtlinien viel zu viel Bedeutung bzw. Einfluss auf das tatsächliche Kommunikationsgeschehen beimessen. Eine gute Kommunikations- und Diskussionskultur einer Community wird meiner Überzeugung nach durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst (Vorbilder, Interventionen, Konventionen, Traditionen etc). Sie muss beständig gepflegt und täglich neu errungen werden.

Ich sehe diesen Widerspruch übrigens jetzt nicht nur im Bezug auf die WV sondern allgemein, was sich aber als Grundfrage des Begriffes "Koorperationsforschung" herausstellen könnte, denn mit einer Hierarchie bzw. einem Mentor-Schüler-Verhältniss ist der Begriff "Koorperationsforschung" mMn irreführend (Patrick)
Offen gestanden verstehe ich nicht, was Du damit sagen willst bzw. worauf Du hinaus willst. Könntest Du es nochmal näher erläutern? --Almeida 15:04, 20. Okt. 2006 (CEST)

Der Grundsatz "Geh von guten Absichten aus" ist nicht mehr und nicht weniger naiv, als die "10 Gebote". Natürlich halten sich nicht alle daran. Was nun die Wikiversity betrifft ist es aber eine brauchbare Leitlinie, auf die man jederzeit verweisen kann und deren Beachtung man einfordern kann. --Exxu 19:19, 20. Okt. 2006 (CEST)
Ich habe nicht gesagt (und nicht gemeint), dass Grundsätze, Gebote, Regeln etc. naiv sind - sondern das Vertrauen darauf, dass sie allein es vermögen, eine Kultur konstruktiven Umgangs miteinander zu etablieren. Diese benötigt sicher Richtlinien und Prinzipien (als "notwendige Bedingung"), aber deren bloßes Vorhandensein allein ist keineswegs hinreichend - auch nicht ergänzt durch eine Form der Kontrolle a la Wikipedia, wo Dir die Regeln in Form von Abkürzungen nur so um die Ohren fliegen. Kulturbildend wirkt im wesentlichen das, was täglich gelebt und vorgelebt wird - imho. --Almeida 20:05, 20. Okt. 2006 (CEST)

Problem oder Potenzial?

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Hallo Patrick, ich muss mich in der Verletzbarkeits-Angelegenheit nochmal zu Wort melden. Heute nachmittag habe ich mich mal ein wenig mit Jeanpols Aktivitäten befasst und u.a. die Seiten über seinen Kurs:Internet- und Projektkompetenz gelesen. Dabei ist mir eine völlig andere Perspektive auf das von Dir angesprochene Problem bewußt geworden. Zunächst nochmal kurz zur Erinnerung, unter welchem Blickwinkel wir es bisher betrachtet haben:

In allen sozialen Gruppen (Projekten, Schulklassen etc) müssen wir von der Ungleichheit der Gruppenmitglieder hinsichtlich Begabungen, Fähigkeiten, Persönlichkeit ausgehen - wieder die besagte Naturkonstante. Und in allen sozialen Gruppen ist diese Tatsache eine ständige Quelle von Reibungen, Konflikten, Querelen und dem so entstehenden Verdruß. Die Frage ist, welche Schlussfolgerung ziehen wir daraus. Während Du aus dieser Tatsache einen grundsätzlichen Zweifel an dem Projekt ableitest, hätte es für mich eine ganz andere Konsequenz: Wir sollten die Auswirkungen dieser Ungleichheit zu mildern versuchen, usw.

Als ich Jeanpols Ansatz der Ressourcenorientierung las, wurde mir bewusst, mit welch dunkler Brille auf der Nase wir an die ganze Sache herangegangen sind. Jeanpol geht völlig unbefangen, selbstverständlich und positiv von der Situation aus, die wir sogleich zu einer Sache der Klage und des Problems gemacht haben: Ungleichheit als "Quelle von Reibungen, Konflikten, Querelen, Verdruß" - Folge entweder "grundsätzlicher Zweifel an dem Projekt" oder nur "Auswirkungen mildern" etc.

Lies mal den kleinen Abschnitt Zielpräzisierung:Ressourcenorientierung in seinem Kurs. Da geht es darum, zu erkennen, dass man

  • als Einzelner Träger von Ressourcen ist
  • das eigene Ressourcenpotenzial aktiv vermehren soll, damit man die eigene Attraktivität in der Gruppe erhöht, und dies durch Kommunikation verwirklichen kann,
  • dass es darum geht, Skills (Fähigkeiten) zu erwerben, um Potenziale von anderen Gruppenmitgliedern zu erkennen, zu erschließen und für die Gruppe fruchtbar zu machen
  • Handlungsbereitschaft zu erkennen und zu mobilisieren

und anderes mehr.

Man kann also die Ausgangslage der Ungleichheit bzw. Unterschiedlichkeit von uns allen, die wir allein unter dem Gesichtspunkt drohender Probleme und prophylaktisch gebotener Gegenmaßnahmen gesehen haben, ebenso von den Potenzialen her betrachten, die diese Situation bietet. Und völlig selbstverständlich davon ausgehen, dass man natürlich Fertigkeiten und Kompetenzen erwerben und entwickeln muss, um die Ressourcen zu erschließen und auszuschöpfen, die als Möglichkeit in der Situation stecken.

Jedenfalls hat mich das spontan an eine Bemerkung von André Heller erinnert, der die österreichische Redewendung, dass man "einen Brief aufgibt", mal mit dem Satz kommentiert hat, "da sehen Sie, wieviel Resignation bei uns schon im Postwesen liegt". Besten Gruß, --Almeida 19:03, 21. Okt. 2006 (CEST)

Ungleichheit ist selbstverständlich ein großes Potential. Gerade aus der Ungleichheit resultierte ja auch die in der Menschheitsgeschichte hervorgebrachte "Arbeitsteilung" - ein Schritt zum effektiveren Schaffen. Man muss sich nicht mehr allein um alles kümmern, sondern man macht das, was man am besten kann und lässt andere daran teilhaben. (Jedenfalls hat dies so, oder so ähnlich mal Friedrich Engels in "Der Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" beschrieben.) --Benutzer Diskussion:Exxu 19:22, 21. Okt. 2006 (CEST)
Wofür wir zwei Affen das beste Beispiel sind... ;-)--Almeida 21:40, 21. Okt. 2006 (CEST)
Genau! --Exxu 21:48, 21. Okt. 2006 (CEST)

Folgender Beitrag von Jeanpol wurde aus der Cafeteria hierher kopiert (--Almeida 08:44, 22. Okt. 2006 (CEST)):

@Almeida: dass mein Ansatz dir gefällt freut mich natürlich sehr. Allerdings liegt er nicht an meiner Herkunft, denn die Franzosen in Schulen und Universitäten denken ungleich restriktiver als in Deutschland. Was mein Denken genährt hat ist die Systemtheorie von Niklas Luhmann und vor allem die Chaostheorie. Dass ununterbrochen Konflikte und Reibereien entstehen, ist völlig normal und Zeichen, dass interessante Ziele angesteuert werden. Meine Arbeit besteht darin, diese Aktivitäten sich möglichst ungehindert entwickeln zu lassen, sofern sie zielgerichtet sind. Also dem Chaos eine positive Richtung geben im Vertrauen, dass die Leute schon am Ende das Ziel erreichen werden. Dazu weitere Überlegungen: Wikipedia-Theorie --Jeanpol 07:19, 22. Okt. 2006 (CEST)

Treffpunkt: CAMPUS

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https://de.wikiversity.org/wiki/Wikiversity:Campus

Cloud forest (Diskussion) 22:52, 11. Jul. 2020 (CEST)