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Kurs:Algebraische Kurven (Osnabrück 2012)/Vorlesung 21/latex

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\setcounter{section}{21}






\zwischenueberschrift{Diskrete Bewertungsringe}

Wir setzen nun die lokale Untersuchung von algebraischen Kurven fort und werden im weiteren Verlauf verschiedene Charakterisierungen dafür finden, dass ein Punkt einer Kurve nichtsingulär \zusatzklammer {oder glatt} {} {} ist. Zu dem Punkt $P$ auf der Kurve gehört der lokale Ring in $P$, der die Lokalisierung des affinen Koordinatenringes der Kurve am maximalen Ideal ist, das zu $P$ gehört. Wenn
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{P }
{ = }{(a,b) }
{ \in }{C }
{ = }{ V(F) }
{ \subset }{ {\mathbb A}^{2}_{K} }
} {}{}{} ist, so lässt sich der lokale Ring in doppelter Weise beschreiben, nämlich als
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ K[X,Y]_{(X-a,Y-b)}/(F) }
{ \cong} { (K[X,Y]/(F))_{\mathfrak m} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} \zusatzklammer {dabei ist ${\mathfrak m}$ das maximale Ideal aufgefasst im Restklassenring} {} {.} Dieser Ring beschreibt die wesentlichen algebraischen Eigenschaften des Punktes auf der Kurve. Wichtig ist zunächst der Begriff des diskreten Bewertungsringes.




\inputdefinition
{}
{

Ein \definitionswort {diskreter Bewertungsring}{} $R$ ist ein \definitionsverweis {Hauptidealbereich}{}{} mit der Eigenschaft, dass es bis auf \definitionsverweis {Assoziiertheit}{}{} genau ein \definitionsverweis {Primelement}{}{} in $R$ gibt.

}


\inputfaktbeweis
{Diskreter Bewertungsring/Erste Eigenschaften/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {}
\faktvoraussetzung {Ein \definitionsverweis {diskreter Bewertungsring}{}{} ist}
\faktfolgerung {ein \definitionsverweis {lokaler}{}{,} \definitionsverweis {noetherscher}{}{} \definitionsverweis {Hauptidealbereich}{}{} mit genau zwei \definitionsverweis {Primidealen}{}{,} nämlich $0$ und dem \definitionsverweis {maximalen Ideal}{}{} ${\mathfrak m}$.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{Ein diskreter Bewertungsring ist kein Körper. In einem Hauptidealbereich, der kein Körper ist, wird jedes maximale Ideal von einen Primelement erzeugt, und die Primerzeuger zu verschiedenen maximalen Idealen können nicht assoziiert sein. Also gibt es genau ein maximales Ideal. Ebenso wird jedes von null verschiedene Primideal durch ein Primelement erzeugt, sodass es neben dem maximalen Ideal nur noch das Nullideal gibt.}




\inputbeispiel{}
{

Es sei $A$ ein \definitionsverweis {Hauptidealbereich}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ {\mathfrak m} }
{ \subseteq }{ A }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ein \definitionsverweis {maximales Ideal}{}{.} Dieses ist ein Hauptideal und wird durch ein \definitionsverweis {Primelement}{}{,} sagen wir
\mathl{{\mathfrak m} =(p)}{,} erzeugt. Die \definitionsverweis {Lokalisierung}{}{}
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{R }
{ =} {A_{\mathfrak m} }
{ =} { { \left\{ { \frac{ f }{ g } } \mid f \in A , \, g \not\in {\mathfrak m} \right\} } }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} ist nach Satz 15.4 ein \definitionsverweis {lokaler Ring}{}{} mit dem maximalen Ideal
\mathl{{\mathfrak m} A_{\mathfrak m}}{,} das ebenfalls von
\mathl{p}{} erzeugt wird. Alle \definitionsverweis {Primelemente}{}{}
\mathl{q \in A}{,} die nicht zu $p$ \definitionsverweis {assoziiert}{}{} sind, werden in der Lokalisierung zu Einheiten. Daher gibt es in der Lokalisierung bis auf Assoziiertheit genau ein Primelement, und somit liegt ein \definitionsverweis {diskreter Bewertungsring}{}{} vor. Für
\mathl{A=\Z}{} und eine Primzahl $p$ ist $\Z_{(p)} \subseteq \Q$ der Unterring der rationalen Zahlen, deren Nenner kein Vielfaches von $p$ sind.


}




\inputdefinition
{}
{

Zu einem Element \mathind { f \in R } { f \neq 0 }{,} in einem \definitionsverweis {diskreten Bewertungsring}{}{} mit \definitionsverweis {Primelement}{}{} $p$ heißt die Zahl
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ n }
{ \in }{ \N }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit der Eigenschaft
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ = }{up^n }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} wobei $u$ eine \definitionsverweis {Einheit}{}{} bezeichnet, die \definitionswort {Ordnung}{} von $f$. Sie wird mit
\mathl{\operatorname{ord} \, (f)}{} bezeichnet.

}

Die Ordnung ist also nichts anderes als der Exponent zum \zusatzklammer {bis auf Assoziiertheit} {} {} einzigen Primelement in der Primfaktorzerlegung. Sie hat folgende Eigenschaften.

\inputfaktbeweis
{Diskreter Bewertungsring/Ordnungsfunktion/Erste Eigenschaften/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {}
\faktvoraussetzung {Es sei $R$ ein \definitionsverweis {diskreter Bewertungsring}{}{} mit \definitionsverweis {maximalem Ideal}{}{}
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ {\mathfrak m} }
{ = }{ (p) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann hat die \definitionsverweis {Ordnung}{}{} \maabbeledisp {} {R \setminus \{0\} } { \N } {f} {\operatorname{ord} \, (f) } {,} folgende Eigenschaften. \aufzaehlungvier{
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \operatorname{ord} \, (fg) }
{ = }{ \operatorname{ord} \, (f) + \operatorname{ord} \, (g) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} }{
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \operatorname{ord} \, (f+g) }
{ \geq }{ \operatorname{min} \left( \operatorname{ord} \, (f) ,\, \operatorname{ord} \, (g) \right) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} }{Es ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ \in }{ {\mathfrak m} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} genau dann, wenn
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \operatorname{ord} \, (f) }
{ \geq }{ 1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist. }{Es ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ \in }{ R^{\times} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} genau dann, wenn
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \operatorname{ord} \, (f) }
{ = }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist. }}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{ Siehe Aufgabe 21.3. }


Wir wollen eine wichtige Charakterisierung für diskrete Bewertungsringe beweisen, die insbesondere beinhaltet, dass ein normaler lokaler Integritätsbereich mit genau zwei Primidealen bereits ein diskreter Bewertungsring ist. Dazu benötigen wir einige Vorbereitungen.




\inputfaktbeweis
{Kommutative Ringtheorie/f nicht nilpotent/Existenz von Primidealen/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {}
\faktvoraussetzung {Es sei $R$ ein \definitionsverweis {kommutativer Ring}{}{} und sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ \in }{R }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} nicht \definitionsverweis {nilpotent}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann gibt es ein \definitionsverweis {Primideal}{}{} ${\mathfrak p}$ in $R$ mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ \notin }{ {\mathfrak p} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Wir betrachten die Menge der Ideale
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{M }
{ =} { { \left\{ {\mathfrak a} \text{ Ideal } \mid f^r \not\in {\mathfrak a} \text{ für alle } r \right\} } }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Diese Menge ist nicht leer, da sie das Nullideal enthält. Ferner ist sie induktiv geordnet \zusatzklammer {bezüglich der Inklusion} {} {.} Ist nämlich
\mathbed {{\mathfrak a}_i} {}
{i \in I} {}
{} {} {} {,} eine total geordnete Teilmenge von $M$, so ist deren Vereinigung ebenfalls ein Ideal, das keine Potenz von $f$ enthält. Nach dem Lemma von Zorn gibt es daher maximale Elemente in $M$.

Wir behaupten, dass ein solches maximales Element $\mathfrak p$ ein Primideal ist. Es sei dazu
\mathl{g,h \in R}{} und
\mathl{gh \in {\mathfrak p}}{,} und sei
\mathl{g,h \not\in {\mathfrak p}}{} angenommen. Dann hat man echte Inklusionen
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ {\mathfrak p} }
{ \subseteq} { {\mathfrak p} +(g) , {\mathfrak p} +(h) }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Wegen der Maximalität können die beiden Ideale rechts nicht zu $M$ gehören, und das bedeutet, dass es Exponenten
\mathl{r,s \in \N}{} gibt mit
\mathdisp {f^r \in {\mathfrak p} +(g) \text{ und } f^s \in {\mathfrak p} +(h)} { . }
Dann ergibt sich der Widerspruch
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ f^rf^s }
{ \in} { {\mathfrak p} + (gh) }
{ \subseteq} { {\mathfrak p} }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}

}





\inputfaktbeweis
{Kommutative Ringtheorie/Noethersch lokal nulldimensional/Potenz ist null/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {}
\faktvoraussetzung {Es sei $R$ ein \definitionsverweis {noetherscher}{}{} \definitionsverweis {lokaler}{}{} \definitionsverweis {kommutativer Ring}{}{.} Es sei vorausgesetzt, dass das \definitionsverweis {maximale Ideal}{}{} ${\mathfrak m}$ das einzige \definitionsverweis {Primideal}{}{} von $R$ ist.}
\faktfolgerung {Dann gibt es einen Exponenten
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ \in }{\N }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ {\mathfrak m}^n }
{ =} { 0 }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Wir behaupten zunächst, dass jedes Element in $R$ eine \definitionsverweis {Einheit}{}{} oder \definitionsverweis {nilpotent}{}{} ist. Es sei hierzu
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ \in }{R }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} keine Einheit. Dann ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ \in }{{\mathfrak m} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Angenommen, $f$ ist nicht nilpotent. Dann gibt es nach Lemma 21.6 ein Primideal ${\mathfrak p}$ in $R$ mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ \notin }{ {\mathfrak p} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Damit ergibt sich der Widerspruch
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ {\mathfrak p} }
{ \neq }{ {\mathfrak m} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}

Es ist also jedes Element im maximalen Ideal nilpotent. Insbesondere gibt es für ein endliches Erzeugendensystem
\mathl{f_1 , \ldots , f_k}{} von ${\mathfrak m}$ eine natürliche Zahl $m$ mit \mathkon { f_i^m=0 } { für alle } { i=1 , \ldots , k }{ .} Sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ = }{km }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Dann ist ein beliebiges Element aus ${\mathfrak m}^n$ von der Gestalt
\mathdisp {{ \left( \sum_{i = 1}^k a_{i1} f_i \right) } { \left( \sum_{i = 1}^k a_{i2} f_i \right) } \cdots { \left( \sum_{i = 1}^k a_{in} f_i \right) }} { . }
Ausmultiplizieren ergibt eine Linearkombination mit Monomen \mathkon { f_1^{r_1} \cdots f_k^{r_k} } { und } { \sum_{i=1}^k r_i = n }{ ,} sodass ein $f_i$ mit einem Exponenten
\mathl{\geq n/k = m}{} vorkommt. Daher ist das Produkt $0$.

}





\inputfaktbeweis
{Diskrete Bewertungsringe/Charakterisierung/1/Fakt}
{Satz}
{}
{

Es sei $R$ ein \definitionsverweis {noetherscher}{}{} \definitionsverweis {lokaler}{}{} \definitionsverweis {Integritätsbereich}{}{} mit der Eigenschaft, dass es genau zwei \definitionsverweis {Primideale}{}{}
\mathl{0 \subset {\mathfrak m}}{} gibt. Dann sind folgende Aussagen äquivalent. \aufzaehlungfuenf{$R$ ist ein \definitionsverweis {diskreter Bewertungsring}{}{.} }{$R$ ist ein \definitionsverweis {Hauptidealbereich}{}{.} }{$R$ ist \definitionsverweis {faktoriell}{}{.} }{$R$ ist \definitionsverweis {normal}{}{.} }{$\mathfrak m$ ist ein \definitionsverweis {Hauptideal}{}{.} }

}
{

$(1) \Rightarrow (2)$ folgt direkt aus der Definition 21.1.

$(2) \Rightarrow (3)$ folgt aus der allgemeinen Aussage, dass jeder Hauptidealbereich faktoriell ist.

$(3) \Rightarrow (4)$ folgt aus Satz 20.3.

$(4) \Rightarrow (5)$. Es sei
\mathbed {f \in {\mathfrak m}} {}
{f \neq 0} {}
{} {} {} {.} Dann ist
\mathl{R/(f)}{} ein noetherscher lokaler Ring mit nur einem Primideal \zusatzklammer {nämlich
\mavergleichskettek
{\vergleichskettek
{ \tilde{ {\mathfrak m} } }
{ = }{ {\mathfrak m} R/(f) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{}} {} {.} Daher gibt es nach Satz 21.7 ein
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ \in }{\N }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \tilde{ {\mathfrak m} }^n }
{ = }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Zurückübersetzt nach $R$ heißt das, dass
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ {\mathfrak m}^n }
{ \subseteq }{ (f) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} gilt. Wir wählen $n$ minimal mit den Eigenschaften
\mathdisp {{\mathfrak m}^n \subseteq (f) \text{ und } {\mathfrak m}^{n-1} \not\subseteq (f)} { . }
Wähle \mathkon { g \in {\mathfrak m}^{n-1} } { mit } { g \not\in (f) }{ } und betrachte
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{h }
{ \defeq} {\frac{f}{g} }
{ \in} { Q(R) }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} \zusatzklammer {es ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{g }
{ \neq }{0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{}} {} {.} Das Inverse, also
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ h^{-1} }
{ = }{\frac{g}{f} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} gehört nicht zu $R$, sonst wäre
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{g }
{ \in }{(f) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Da $R$ nach Voraussetzung normal ist, ist $h^{-1}$ auch nicht \definitionsverweis {ganz}{}{} über $R$. Nach dem Modulkriterium Lemma 19.9 für die Ganzheit gilt insbesondere für das maximale Ideal
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{{\mathfrak m} }
{ \subset }{ R }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} die Beziehung
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ h^{-1} {\mathfrak m} }
{ \not\subseteq} { {\mathfrak m} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} ist. Nach Wahl von $g$ ist aber auch
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ h^{-1} {\mathfrak m} }
{ =} { \frac{g}{f} {\mathfrak m} }
{ \subseteq} { \frac{ {\mathfrak m}^n }{f} }
{ \subseteq} { R }
{ } { }
} {}{}{.}

Daher ist
\mathl{h^{-1} {\mathfrak m}}{} ein Ideal in $R$, das nicht im maximalen Ideal enthalten ist. Also ist
\mathl{h^{-1} {\mathfrak m} = R}{.} Das heißt einerseits
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{h }
{ \in }{ {\mathfrak m} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und andererseits gilt für ein beliebiges
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{x }
{ \in }{ {\mathfrak m} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} die Beziehung
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ h^{-1}x }
{ \in }{R }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} also
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{x }
{ = }{h (h^{-1}x) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} also
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{x }
{ \in }{(h) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und somit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ (h) }
{ = }{ {\mathfrak m} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}

$(5) \Rightarrow (1)$. Sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ {\mathfrak m} }
{ = }{ (\pi) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Dann ist $\pi$ ein Primelement und zwar bis auf Assoziiertheit das einzige. Es sei
\mathbed {f\in R} {}
{f \neq 0} {}
{} {} {} {} keine Einheit. Dann ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ \in }{ {\mathfrak m} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und daher
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ = }{ \pi g_1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Dann ist $g_1$ eine Einheit oder
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{g_1 }
{ \in }{ {\mathfrak m} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Im zweiten Fall ist wieder
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{g_1 }
{ = }{ \pi g_2 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ f }
{ = }{ \pi^2 g_2 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}

Wir behaupten, dass man
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ = }{ \pi^k u }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit einem
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{k }
{ \in }{\N }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und einer Einheit $u$ schreiben kann. Andernfalls könnte man
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f }
{ = }{ \pi^n g_n }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit beliebig großem $n$ schreiben. Nach Satz 21.7 gibt es ein
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{m }
{ \in }{\N }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ (\pi^m) }
{ = }{ {\mathfrak m}^m }
{ \subseteq }{(f) }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ \geq }{m+1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ergibt sich
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\pi^m }
{ = }{ af }
{ = }{ a \pi^{m+1}b }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und der Widerspruch
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{1 }
{ = }{ ab \pi }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}

Es lässt sich also jede Nichteinheit $\neq 0$ als Produkt einer Potenz des Primelements mit einer Einheit schreiben. Insbesondere ist $R$ faktoriell. Für ein beliebiges Ideal
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ {\mathfrak a} }
{ = }{ (f_1 , \ldots , f_s) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{f_i }
{ = }{ \pi^{n_i} u_i }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit Einheiten $u_i$. Dann sieht man leicht, dass
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ {\mathfrak a} }
{ = }{ (\pi^n) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ = }{ \min_{i}\{n_i\} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}

}






\zwischenueberschrift{Das Lemma von Nakayama}

Nach dem vorangehenden Überlegungen liegt ein diskreter Bewertungsring genau dann vor, wenn der lokale Integritätsbereich die Eigenschaft hat, dass das maximale Ideal durch ein Element erzeugt wird. Es ist von daher naheliegend, generell die lokalen Ringe zu Punkten auf einer algebraischen Kurve dahingehend zu studieren, wie viele Erzeuger das maximale Ideal benötigt. Dies führt zum Begriff der Einbettungsdimension, den wir schon im Zusammenhang mit monomialen Kurven erwähnt haben. Diese Einbettungsdimension ist auch die Dimension des
\mathl{R/{\mathfrak m}}{-}Vektorraumes
\mathl{{\mathfrak m}/{\mathfrak m}^2}{,} für diesen Zusammenhang brauchen wir aber einige Vorbereitungen und insbesondere das \stichwort {Lemma von Nakayama} {.}

Im Lemma von Nakayama wird folgende Konstruktion betrachtet: Zu einem $R$-Modul $V$, einem Untermodul
\mathl{U \subseteq V}{} und einem Ideal
\mathl{I \subseteq R}{} bezeichnet man mit $IU$ den $R$-Untermodul von $V$, der von allen Elementen der Form \mathind { fv } { f \in I,\, v \in U }{,} erzeugt wird \zusatzklammer {dies ist auch ein $R$-Untermodul von $U$} {} {.} Ist $U$ ebenfalls ein Ideal \zusatzklammer {also ein $R$-Untermodul von $R$} {} {} so fällt dieses Konzept mit dem Produkt von Idealen zusammen. Der Restklassenmodul
\mathl{V/IV}{} ist dabei in natürlicher Weise nicht nur ein $R$-Modul, sondern auch ein $R/I$-Modul. Wenn $I$ ein maximales Ideal ist, so bedeutet dies, dass der Restklassenmodul sogar ein Vektorraum über dem Restklassenkörper ist.




\inputfaktbeweis
{Lokaler Ring/Lemma von Nakayama/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {}
\faktvoraussetzung {Es sei $(R,{\mathfrak m})$ ein \definitionsverweis {lokaler Ring}{}{} und sei $V$ ein \definitionsverweis {endlich erzeugter}{}{} $R$-\definitionsverweis {Modul}{}{.} Es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ {\mathfrak m}V }
{ = }{ V }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} vorausgesetzt.}
\faktfolgerung {Dann ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{V }
{ = }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Es sei
\mathl{v_1 , \ldots , v_n}{} ein \definitionsverweis {Erzeugendensystem}{}{} von $V$. Nach Voraussetzung gibt es wegen
\mathl{v_i \in {\mathfrak m}V}{} zu jedem $v_i$ eine Darstellung
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ v_i }
{ =} { a_{i1}v_1 + \cdots + a_{in}v_n }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} mit
\mathl{a_{ij} \in {\mathfrak m}}{.} Daraus ergibt sich für jedes $i$ eine Darstellung
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ (1-a_{ii})v_i }
{ =} { a_{i1}v_1 + \cdots + a_{i,i-1}v_{i-1} + a_{i,i+1}v_{i+1} + a_{in}v_n }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Da
\mathl{a_{ii} \in {\mathfrak m}}{} ist, ist der Koeffizient
\mathl{1-a_{ii}}{} eine \definitionsverweis {Einheit}{}{.} Dies bedeutet aber, dass man nach $v_i$ auflösen kann, sodass also $v_i$ überflüssig ist. So kann man sukzessive auf alle Erzeuger verzichten, was bedeutet, dass der Nullmodul vorliegen muss.

}