Projekt Diskussion:Aktion wasserdicht/Wohnungslosigkeit/Los Angeles

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Liz stammt ursprünglich aus New York. Vor mehr als 30 Jahren ist sie hier an die Westküste gekommen. Sie ist 57. Ihr Zuhause ist ein Zelt im Roosevelt Park, mitten in einem der ärmeren Stadtviertel von San José. Es ist Donnerstagnachmittag, die vergangenen zwei Wochen hat es viel geregnet, alles ist schlammig, der Boden wachsweich. Das ist ungewöhnlich für das sonnenverwöhnte Silicon Valley. "Ich habe nicht immer so gelebt", sagt Liz. "Ich hatte einen Job, ein Auto, meine Kinder und ein Haus. Und dann bin ich abgestürzt. Ich konnte weder Haus noch Autokredit bezahlen." Und plötzlich sei sie hier gelandet, im Roosevelt Park. Robin Silver, lebt seit eineinhalb Jahren in der Zeltstadt in Berkeley am Rand der Durchgangsstraße Adeline Street, USA | Bildquelle: dpagalerieÄhnliche Zeltstädte gibt es auch in Berkeley. Der Roosevelt Park: Eine Siedlung für Obdachlose Vielleicht 30 Zelte stehen hier. Nahe am Fluss, unter Bäumen, auf der anderen Seite des Parkgeländes ist ein Kinderspielplatz und eine Halfpipe für Skater. Die Obdachlosen in ihren blauen und grünen Zelten wohnen in Sichtweite, nahe am braunen, sehr dreckig aussehenden Bach mit Namen Coyote Creek. Liz lebt seit elf Jahren hier. "Mein Zelt sieht ziemlich böse aus", sagt sie, aber es sei ihr Haus. Drüben seien die Hunde. Sie will nicht, dass Menschen denken, sie wolle dieses Leben. "Das erste Mal im Zelt, da war ich campen, nie hätte ich gedacht, dass ich mal so leben würde. Ich genieße es nicht." Frauen sind in dieser Zeltstadt in der Mehrzahl. Die meisten Obdachlosen wohnen im sogenannten Dschungel, ein paar Kilometer weiter. Bei Liz und ihren Mitbewohnerinnen im Roosevelt Park geht es ruhiger zu. Zwischen den Zelten sieht es aufgeräumt aus. Zeltnachbarin Darleen legt gerade einen kleinen Steingarten an. Die Mieten im Silicon Valley explodieren Sie ist wegen der Miete hier. "Ich hab in einem Zimmer gewohnt, elf Jahre lang", erzählt Darleen. "Nachdem die Miete zum vierten Mal erhöht wurde, konnte ich nicht mehr mithalten." Sie hatte drei Kinder. Jetzt sei ihre ganze Familie tot. "Ich bin allein." Das Zelt von Darleen ist aufgeräumt: ein Gaskocher in der Mitte, schwarze Plastikkisten mit Kochgeschirr, eine Luftmatratze und eine Wolldecke. Daneben liegen leere Bierdosen. Andrea Urton will Leuten wie Liz oder Darleen helfen. Sie leitet in San José "Home First", eine gemeinnützige Organisation, die Menschen aus der Obdachlosigkeit holt. "Home First" betreibt sieben Einrichtungen im gesamten Landkreis. Die Organisation hat 160 Mitarbeiter. Autos fahren an der Zeltstadt in Berkeley am Rand der Durchgangsstraߟe Adeline Street vorbei, USA | Bildquelle: picture alliance/dpagalerie Die Zahl der Obdachlosen im Silicon Valley steigt seit Jahren. Notunterkünfte kommen an ihre Grenzen Urton sagt, die Organisation sei auf drei Feldern aktiv: "Not-Unterkünfte, Übergangswohnungen und unterstützende Angebote - insbesondere für Kriegsveteranen, Einzelfälle und andere Dinge." 250 Betten stehen in der Notunterkunft jede Nacht zur Verfügung. Sie sind fast immer ausgebucht, erzählt Urton. Ein Stockbett reiht sich neben das andere. Tagsüber dürfen nur die in ihren Betten bleiben, die krank oder gebrechlich sind. Alle andere müssen um 9 Uhr morgens die Unterkunft verlassen. "Hier schlafen die Frauen und dahinter dann die Männer, in diesem Raum bringen wir die Kriegsveteranen unter. Das da ist unser Computerraum: Die Obdachlosen können dort mit ihren Verwandten kommunizieren, nach Jobs suchen oder NPR hören, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk." San José ist Spitzenreiter bei der Obdachlosigkeit in der Bay Area. Sie ist um mehr als 40 Prozent in den vergangenen zwei Jahren angestiegen. 6200 Menschen sind in der Stadt mittlerweile obdachlos. Tech-Unternehmen treiben die Preise Es sind Menschen, die bei einem Tech-Unternehmen gearbeitet und ihren Job verloren haben oder Leute mit Behinderung, die ihre Miete nicht mehr zahlen können. Alleinerziehende Mütter seien dabei, die zwei Jobs haben, erzählt Urton. Sie arbeiteten bei McDonalds und Starbucks und verdienten trotzdem nicht genug. Eine Ein-Zimmer-Wohnung kostet in San José im Schnitt 2400 Euro. "Und wenn sie als Vermieter aber auch mehr verlangen können, sagen wir 2600 Euro - na, was machen sie dann?", fragt Urton. "Home First" versucht die Obdachlosigkeit zu bekämpfen, bevor die Menschen ihr Dach über dem Kopf verlieren. Die Organisation übernimmt die Miete oder beteiligt sich daran. Das Suchmaschinen-Unternehmen Google will in San José eine zweite Firmenzentrale bauen. Viele Bürger befürchten, dass dann alles noch teurer wird und Menschen in gering bezahlten Jobs dann wegziehen müssen. Das wäre ein großer Fehler für die Stadt und den Landkreis, sagt Urton, weil die Vielfalt von San José verloren ginge. Skyline von San José | Bildquelle: picture-alliance / maxpppgalerie San José hat die meisten Obdachlosen im Silicon Valley. "Wir schaffen es einfach nicht, neuen und günstigen Wohnraum zu bauen", klagt sie. "Viele Leute schrecken vor sozialem Wohnungsbau zurück. Damit lässt sich nicht so viel Geld verdienen." Es gäbe nur wenige, die dazu bereit seien und die müssten ihre Organisation unterstützen. "Es ist Eile geboten." Das Wohnmobil ist die Luxusvariante der Obdachlosigkeit Wer nicht im Zelt wohnt oder auf der Straße oder im Auto - der nächtigt im Wohnmobil. Das ist die Luxusvariante der Obdachlosigkeit. Im Silicon Valley sieht man die Wohnmobile in vielen Gebieten am Straßenrand stehen. In reichen Kommunen wie Mountain View, Menlo Park oder Palo Alto. Tracey ist 62, sie zieht freiwillig von der festen Wohnung in ein Wohnmobil um. Sie ist Journalistin und geht in Kürze in Rente. Sie arbeitet bei einer Lokal-Zeitung. Stolz zeigt sie ihren weißen Ford-Transit, den sie mit ihren Ersparnissen gekauft hat. Es ist ein fahrbares Haus. "Ich habe einen Kleintransporter gekauft und für viel Geld umbauen lassen", sagt sie. Denn wenn sie in Rente gehe, könne sie sich ansonsten kein Leben mehr neben der Miete leisten. Tracey hat besonders viel Wert auf eine hochwertige Ausstattung gelegt. Umgerechnet 80.000 Euro hat sie für das Wohnmobil ausgegeben - ausgestattet mit Kühlschrank, Herd, Dusche und Toilettenanlage. Alles ist für dauerhaftes Wohnen ausgelegt. Die Entscheidung, ihre Wohnung aufzugeben, sei ihr angesichts der Preisexplosion der vergangenen Jahre im Silicon Valley leicht gefallen: "Die Preise sind verrückt. Vor ein paar Monaten kostete ein Sandwich noch sechs Dollar, jetzt zahlt man schon zwölf Dollar dafür. Obwohl mein Vermieter wirklich gut zu mir war, will ich mich nicht darauf verlassen." Die Miete könne sich ändern. Ihre Freunde zahlten im Schnitt alle 2600 Dollar im Monat. "Ich lasse mich von den Reichen nicht vertreiben!"

Alter Kalter Kriegsveteran

Obdachlos im Silicon Valley. "Die Reichen können mich nicht vertreiben!" Stand: 29.05.2019 14:22 Uhr Seit Jahren steigen die Preise im Silicon Valley. Die Mieten explodieren. Viele können sich das nicht mehr leisten. Sie werden obdachlos, leben in Zelten, in Wohnmobilen. Von Marcus Schuler, ARD-Studio Los Angeles

--Methodios (Diskussion) 23:15, 12. Sep. 2020 (CEST)Beantworten