Benutzer:MelinaR

Aus Wikiversity

Studium[Bearbeiten]

Wikipedia:Babel
el Αυτός ο χρήστης έχει ως μητρική του γλώσσα την Ελληνική.
de Diese Person spricht Deutsch als Muttersprache.
en-3 This user is able to contribute with an advanced level of English.
ru-1 Этот участник немного понимает русский язык.
la-1 Hic usor simplice latinitate contribuere potest.


  • BA Kunst- und Kulturgeschichte (HF), Anglisktik (NF), 1. Fachsemester


  • Seminar: Aufbaumodul „Kulturelle Identität und Globalisierung


  • Dozenrin: Eva Sondershaus, M.A.


  • Semester: SS 2011

IPK im SS 2011[Bearbeiten]

Café IPK

Name Studiengang vhb Wiki Thema Forschungsland Homepage Video abgeschlossen
Kursleiterin Eva Sondershaus, M.A. Eva Sondershaus [IPK-Zentrale]
Anna BA Anglistik Anna Kanada
Julia Horváth LA HS Julia Ungarn
Kerrin LA GS/Erw. DaZ Kerrin Deutschland
Lena Smetana DaF/DaZ Lena Südamerika
Melina Rigakis BA KuK Melina Vietnam
Svitlana Gulevata BA Germanistik Svitlana Nordafrika

Freizeitgestaltung Ausländischer Studierender aus Vietnam [Bearbeiten]

Einleitung[Bearbeiten]

Während meines Studiums hier in Deutschland habe ich viele ausländische Studenten kennen gelernt. Es hat mich immer wieder fasziniert, aus welchen weit entfernten Gegenden manche kamen, wie unterschiedlich ihre Welt von der war, die ich kannte.

Oft habe ich mich über die Geschichten gewundert, die sie aus ihrer Heimat erzählten, und ich habe mich gefragt, wie es wohl ist, mit so großen Veränderungen, schon allein im Alltag, zurecht zukommen.

Aus diesem Grung habe ich mich dazu entschloßen, mich mit diesem Thema zu befassen, dem Alltag von ausländischen Studierender hier in Deutschland im vergleich zu dem typischen Alltag in ihrem Heimatland, am Beispiel von Vietnam.

Vietnam wähle ich aus dem Grund, dass es ein asiatisches Land ist, und die asiatische Kultur in vielen Bereichen große Unterschiede zu der europäischen Kultur aufweißt. Außerdem habe ich mehrere Leute aus Vietnam kennen gelernt und daher wurde mein Interesse an diesem Land und seinen Bewohnern geweckt.

Zuerst werde ich einige allgemeine Informationen zu den Themen Alltag, Glauben und Familie in Vietnam sammeln. Glauben und Familie müssen, meiner Meinung nach, ebenfalls behandelt werden, da beide Faktoren großen Einfluß auf das alltägliche Leben haben.

Basierend auf diesen Informationen, und im Vergleich zu der Situation hier in Deutschland, werde ich eine Hypothese zu möglichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten im Alltag der Studenten in Deutschland und in Vietnam formulieren.

Im Anschluß werde ich einige Interviews mit vietnamesischen Studenten durchführen. Dabei werde ich untersuchen, ob meine Hypothese sich bestätigt oder nicht. Außerdem werde ich versuchen, herauszufinden, wie diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten begründet sind und wie die Studenten selbst die Unteschiede wahrnehmen.

Hypothese[Bearbeiten]

Die unterschiedlich Lebensweise hier in Deutschland, im Vergleich zu der Lebensweise in asiatischen Ländern und spezieller Vietnam, beeinflusst, meiner Meinung nach, auch das Freizeitverhalten.

In Deutschland leben die Studenten aus Vietnam weit weg von ihrer Familie, die dadurch wohl zumindest einen Teil ihres Einflusses auf die jungen Leute verliert. Scheint die Familie in Vietnam sehr wichtig zu sein und strenge Regeln aufzustellen, so hat sie hier weniger Kontrolle über das alltägliche Leben der Studenten.

Dazu kommt, dass sie hier ihre Freizeit hauptsächlich mit Leuten aus anderen Ländern und aus anderen Kulturkreisen verbringen, was die Art der Freizeitgestalltung möglicherweise auch beeinflusst.

Auch ihre Religion können Vietnamesen hier in Deutschland wahrscheinlich nicht so ausleben, wie in Vietnam, da es an Tempeln und ähnlichem fehlt.

Daher lautet meine Hypothese, dass sich das Freizeitverhalten vietnamesischer Studenten hier in Deutschland von dem in Vietnam unterscheidet.

Das alltägliche Leben in Vietnam[Bearbeiten]

Zunächst habe ich einige Informationen zu dem Leben in Vietnam gesammelt. Als erstes werde ich den typischen Alltag in Vietnam beschreiben. Danach folgt eine kurze Beschreibung des Glaubens und der Rolle der Familie im Leben der Vietnamesen.

Der typische Alltag[Bearbeiten]

Vietnamesen gelten generell als Frühaufsteher. Schon vor Sonnenaufgang kann man sie bei verschiedenen Gymnastikübungen, bei Tai Chi-Übungen und beim Joggen beobachten. Spätestens um 6 Uhr morgens sind die vietnamesischen Straßen richtig belebt, und werden es auch bis spät in die Nacht bleiben. Auf dem Weg in die Arbeit oder in die Schule machen einige noch einen Halt für eine heiße Nuddelsuppe, dann geht es schon wieder weiter. Auch Einkäufe und Marktbesuche werden von Hausfrauen bevorzugt früh erledigt.

Zur Mittagszeit beruhigt sich das Treiben auf den Straßen wieder etwas. Die meisten Vietnamesen haben mindestens zwei Stunden Mittagspause, in der sie großteils nach Hause gehen. Einige besuchen lieber eine der zahlreichen Straßenküchen oder ein, etwas teureres, Café.

Am Nachmittag, ungefähr ab 16 Uhr, nimmt der Verkehr auf den Straßen langsam wieder zu. Autos und Busse stecken im Stau fest, und die Luft ist so schlecht durch die Abgasse, dass einige Menschen Gesichtsmasken tragen.

Der späte Nachmittag, vor der Abenddämmerung, ist der beste Zeitpunkt für sportliche Aktivitäten, da die Hitze langsam abnimmt. Dazu eignen sich am besten Parks, aber auch wenn es keinen in der Nähe gibt, wird einfach auf der Staße, vor dem Haus, gespielt. Beliebte Freizeitbeschäftigungen sind Fußball, Joggen, Federball, ein Spaziergang im Park und Schwimmen. Vor allem Federball scheint nahezu die Lieblingsportart der Vietnamesen zu sein. In den Parks findet man viele öffentliche Felder zum spielen und hat selten Schwierigkeiten, einen Spielpartner zu finden.

Abende werden vor allem im Kreis der Familie, beim Abdendessen und Fernsehen verbracht. Alternativ treffen sich viele mit Freunden und Kollegen in den sogenannten Ba Hoi, den vietnamesischen Bierlokalen, wo man etwas trinken und einen Happen essen kann.

Wirklich ruhig wird es auf den vietnamesischen Straßen erst zwischen 2 und 5 Uhr morgens, bis dann schon der nächste Tag beginnt.


Der Glaube[Bearbeiten]

In Vietnam gibt es nicht eine bestimmte, offizielle Religion. Seit 1992 gilt Religionsfreiheit, und ein großer Teil der Bevölkerung ist atheistisch.

Allgemein besteht der Glauben aus einer Mischung von konfuzianistischen, buddhistischen und daostischen Weisheitslehren, antiken animistischen Praktiken und der Ahnenverehrung.

Vor allem letztere spielt eine sehr wichtige Rolle im Leben der Vietnamesen, unabhängig von ihrer sonstiger religiösen Ausrichtung. Kinder achten ihre Eltern und ältere Verwandte, und jeder Einzelne hat Verpflichtungen sowohl gegenüber der vergangenen, als auch der gegenwärtigen und künftigen Generationen.

Die Verpflichtungen gegenüber der Vorfahren werden sehr ernst genommen. Man glaubt, dass die Ahnen in einer anderen Sphäre weiterleben und von diese aus Einfluß auf die Welt der Lebenden haben. Man erhofft sich ihren Segen und dass sie der Familie Glück bringen. Als Gegenleistung müssen sie respektiert werden.

Durch vorgeschriebene Zeremonien sichert man das Wohlergehen, und damit auch das Wohlwollen, der Ahnen, sie werden positiv gestimmt damit sie über die Familie wachen und sie schützen.

Aus diesem Grund gibt es in fast jedem vietnamesischen Haus den Ahnen-Altar. Dieser nimmt eine zentrale Position im Haus ein und beherbergt hölzerne Tafeln, eine für jede Person der vergangenen fünf Generationen.


Die Familie[Bearbeiten]

In der vietnamesischen Sprache gibt es nur wernig persönliche Fürwörter. Die Vietnamesen definieren sich durch ihre Position in der Familie, sie sind also die „ältere/jüngere Schwester“ oder „der ältere/jüngere Bruder“ und nicht einfach nur „Ich“. Die eigene Person steht also nicht im Mittelpunkt. Sehr wichtig ist dagegen das „Wir“ der Gemeinschaft, an die sich jeder einzelne anpassen muss.

Die Sprache spiegelt also die strenge Familienhierarchie dar. Genauso wie die Ahnen, werden auch die Eltern und andere ältere Personen respektiert. Älteren darf man weder wiedersprechen, noch ihnen Anweisungen erteilen.

In der Erziehung von Kindern und Jugendlichen spielen Disziplin, Gehorsam und Konfromität eine wichtige Rolle. So herrscht manchmal der Eindruck, vietnamesische Jugendliche wären viel wohlerzogener als Jugendliche in Europa.

Kinder leben in der Dankesschuld ihrer Elter. Ihre Eltern sind ihre Erzeuger, ihnen verdanken sie ihr Leben, aus diesem Grund sind sie das „Eigentum“ ihrer Eltern und müssen ihnen dankbar für ihre Existenz sein. Ein symbolisches Zeichen dieser Dankbarkeit können zum Beispiel Geschenke an die Eltern sein. Diese sind auch ein Ausdruck des Wohlergehens der Kinder, das sie ebenfalls ihren Eltern zu verdanken haben.

Man sieht schon, dass die Familie ein zentrales Element der vietnamesischen Gesellschaft ist. Aus diesem Grund werden auch die Partner sorgfälltig ausgewählt. Die Ehe gilt als die Grundlage der Ordnung innerhalb der Gesellschaft, ist daher nicht nur eine Angelegenheit zwischen zwei Personen, sondern zwischen den beiden Familien und der ganzen Gesellschaft. Der Brauch der Ehevermittlung existiert moch immer und die Gefühle der Paares sind dabei nicht wichtig. Freundschaften zwischen Man und Frau werden nicht gern gesehen.


Interviews[Bearbeiten]

Die Probanden, die ich für die Interviews gewählt habe, sind alle Studentinnen der Universität Augsburg. Sie stammen aus Vietnam, und leben nun seit einigen Jahren in Deutschland.

Bei der Befragung hab ich mich Hauptsächlich auf die Themen Alltag, Religion, Familie und Freunde konzentriert. Zuerst bat ich sie , mir ihren typischen Alltag in Vietnam zu beschreiben, anschließend den in Deutschland. Danach befragte ich sie zu den restlichen Themen.

Die Interviews[Bearbeiten]

Auswertung[Bearbeiten]

Der Alltag[Bearbeiten]

Der Alltag meiner Probanten in Vietnam scheint ziemlich unterschiedlich gewesen zu sein.

Die erste Probandin hat nur von Schule und lernen erzählt. Selbst an den Wochenenden „besuche [sie] noch Klasse um [ihre] Kenntnisse noch, ähm, zu verbessern, ja, um das Gelernte wieder zu holen“. Auch für Freunde und ihre Eltern habe sie eher weniger Zeit. Hier in Deutschland verbringt sie weiterhin den größten teil ihrer Zeit mit lernen, allerdings macht sie nun auch ab und zu etwas Sport und arbeitet.

Die zweite Probandin verbrachte in Vietnam ebenfalls viel Zeit in der Uni, jedoch eher weniger mit lernen. Abends traf sie sich gerne mit Freunden zum Einkaufen oder besuchte auch mal eine der Straßenküchen [1], die auch in meiner Literatur erwähnt wurden. Die Wochenden verbrachte sie vor Allem mit ihrer Familie. Zu ihren Hobbies gehörte Salsa tanzen, was sie auch zweimal pro Woche gemacht hat. In Deutschland verbingt sie ebenfalls viel Zeit in der Uni. Hier aber muss sie mehr „lernen, so nacharbeiten, was [sie] in der Uni gelernt [hat]“, da es ihr nun etwas schwieriger fällt. Wie in Vietnam, trifft sie auch hier öfter Freunde, geht mit ihnen in die Stadt und besucht auch mal eine Disco, was in Vietnam nicht möglich war. Tanzunterricht hat sie auch in Deutschland, allerdings nur einmal pro Wochen, außerdem findet sie „Salsa ist hier irgendwie so was anders“.

Die dritte Probandin verbrachte in Vietnam den Tag ähnlich, wie die zweite. Sie ging zur Uni und arbeitete ebenfalls dort. Später hatte sie noch Deutschunterricht und traf sich anschließend mit Freunden und verbrachte Zeit mit ihrer Familie. Ihre Freunde traf sie regelmäßig und zu ihren Hobbies gehörten ins Kino gehen und Aerobic. In Deutschland hat sich das etwas geändert. Hier trifft sie sich weniger mit Freunden und geht eher selten ins Kino. Auch Aerobic macht sie nicht mehr, da sie keine Lust mehr hat. Dafür schaut sie jetzt öfter Serienfilme.

Religion[Bearbeiten]

Religion scheint im Alltag meiner Probanten nicht wirklich eine größere Rolle zu spielen. Meine erste Probandin sagte, sie „gehe ab und zu ins Tempel mit [ihrer] Familie“, und auch meine zweite Probandin meinte ebenfalls, dass man „an den festen Tagen, in den Tempel und Pagode gehen muss oder soll“ und erwähnte, dass sie an Wochenden oft zusammen mit ihrer Mutter in einen Tempel gingen, denn „da fühlt man sich friedlich“. Trotzdem würde keine der beiden behaupten, dass Religion ihren Alltag und ihr Leben beeinflusst, da sie eine ganz persönliche Sache sei. Probandin nr. 1 behauptet von sich selbst, wichtig sei ihr vor Allem ihr „eigenes Glauben“ und dieser Glauben scheint eher ihre Denkweise als ihren Alltag zu beeinflussen. Die zweite Probandin sagt, sie „haben keine Religion“, und die Besuche im Tempel würden weniger mit dem Glauben, als mit der Tradition zusammen hängen. Die dritte Probandin, dagegen, sagt zu Religion nur, dass sie keine so große Rolle spiele, und erwähnt weder Tempelbesuche, noch persönlichen Glauben.

Mir persönlich scheint es eher so, als würden Tempelbesuche in Vietnam durchaus eine Rolle im Leben der Menschen spielen. In Vietnam besuchen beide Probantinnen zusammen mit ihren Familien regelmäßig den Tempel. In Deutschland gibt es allerdings gar keinen Grund dazu, da es keine Tempel gibt und, was vielleicht am wichtigsten ist, da sie, selbst wenn es einen Tempel gäbe, nicht wüssten, mit wem sie ihn besuchen sollten. Beide Probandinen antworteten auf die Fragen, ob Religion auch in Deutschland eine Rolle spiele, dass es in ihrer Umgebung ja gar keine Tempel gäbe, die sie besuchen könnten. Außerdem meinten beide, dass ein Grund dafür, dass Religion in Deutschland keinen Einfluss auf ihre Freizeit hat, sei, dass sie „nicht so viel Kontakte mit den Vietnamesen hier“ hätten und dass es „nicht viele Vietnamesen hier [gibt], dass man so darüber reden kann oder dass man zum Beispiel zusammen in den Tempel zu gehen“. Ein Tempelbesuch scheint also tatsächlich eher eine Tradition zu sein, und es macht den Eindruck, als sei es wichtiger, mit wem man in den Tempel geht, als aus welchem Grund.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass Religion, oder zumindest die damit verbundenen Traditionen, in Vietnam durchaus die Freizeitgestalltung beeinflusst. Hier in Deutschland allerdings überhaupt nicht.

Ahnenverehrung [2], die laut der Literatur, die ich gelesen habe, eine wichtige Rolle im Alltag der Vietnamesen spielen, wurden von keiner der Probantinnen erwähnt. Ahnenaltäre findet man vielleicht Tradionell in vietnamesischen Haushälten, keine von ihnen scheint es jedoch für nötig zu halten, hier in Deutschland in ihrem Haushalt ebenfalls solch einen Altar zu errichten und Zeit damit zu verbringen, die Ahnen zu ehren.

Familie[Bearbeiten]

Die Familie spielt für alle meiner Probandinnen eine wichtige Rolle. In Vietnam hatte die Familie großen Einfluss, sowohl auf ihre Freizeitaktivitäten, als auch darauf, mit wem sie ihre Freizeit verbringen durften.

Die Regeln, die es von zu Hause aus gab, scheinen oft ziemlich streng. So muss die dritte Probandin immer um „spätestens zehn Uhr zu Hause sein“, die zweite Probantin muss sogar schon „immer um fünfzehn Uhr zu Hause sein“. Auch bei Freunden gibt es in Vietnam strenge Regeln, „wenn sie so schlimm und anders ausschauen, dann darf ich nicht“, meint meine zweite Probantin.

Diese Zeitbeschränkungen gibt es in Deutschland allerdings nicht. Die Familie kann sie, so weit weg, nicht kontrolieren, Probantin nr. 2 hat in Deutschland „absolute Freiheit“ und auch der Kommentar der zweiten Probantin zu Zeitbeschränkungen in Deutschland war „na, und?!“.

Meine erste Probandin scheint schon Vietnam relativ viel Freiheit und wenige Beschränkungen von zu Hause aus gehabt zu haben und ihre Mutter „verbot [ihr] garnichts“.

Trotz dieser Freiheit, die sie hier in Deutschland haben, scheinen sie diese nicht besonders auszunutzen. Natürlich halten sie sich nicht mehr so genau an die strengen Zeitbeschränkungen, und auch auf die Wahl ihrer Freunde haben die Eltern nun wohl eher weniger Einfluss, trotzdem halten sie sich immer noch an die ungeschriebenen Regeln ihrer Gesellschaft. Nur die zweite Probandin sagt, dass sie hier ihre Freiheit dazu ausnutzt, um auch mal eine Disco oder eine Bar zu besuchen. Allerdings würde auch sie das nicht oft tun, denn es „ist in Vietnam noch ganz so, schlimm beurteilt, dass man in die Disco geht, also so spät draußen bleibt“.

Grund dafür scheint zu sein, dass einerseits diese Regeln längst zur Gewohnheit und Selbstverständlichkeit geworden sind, wie die erste Probandin sagt: „ich bin schon daran seit ähm, über zwanzig Jahre gewohnt, deswegen, äh, ja, halte ich noch bis jetzt“. Andererseits wollen sie auch nicht das Vertrauen ihrer Eltern missbrauchen. Probandin nr. 2 sagt, dass für ihre Eltern sie „hier her zu schicken ist auch, also, bedeutet auch dass… dass sie an [sie] glauben“. Aus diesem Grund konzentriere sie sich lieber auf ihr Studium, als auf Partys.

Familie hat in Vietnam also einen großen Einfluss auf die Freizeitgestalltung meiner Probanten. Und obwohl sie hier in Deutschland so weit von ihrer Familie entfernt sind, werden die meisten Regeln immern noch, vielleicht sogar unterbewusst, eingehalten.

Freunde[Bearbeiten]

Für Freunde hatte meine erste Probandin in Vietnam leider etwas weniger Zeit. Daher kann man auch nicht wirklich sagen, ob diese nun ihre Freizeitgestalltung beeiflusst haben oder nicht. Hier in Deutschland kennt sie „Leute aus unterschiedlichen Ländern und [sie] haben unterschiedliche Kulturen und Gewohnheiten und andere Sprachen“. Ihre neuen Freunde verbringen öfter mal ihre Freizeit damit, in Bars oder Discos zu gehen. Dies beeinflusst ihr eigenes Freuzeitverhalten nicht, da es für sie weiterhin ungewöhnlich ist. Dafür geht sie aber hier in Deutschland gerne mit zum Grillen , was sie in Vietnam nicht gemacht hat.

Meine anderen beiden Probandinnen haben in Vietnam regelmäßig Zeit mit ihren Freunden verbracht. Sie sind ins Kino gegangen, Einkaufen, haben in Straßenküchen gegessen und gerne Karaoke gesunden. Die dritte Probandin findet, dass sich eugentlich eher wenig daran geändert hat, wie sie ihre Zeit mit Freunden verbringt, nur dass sie sich nicht mehr „so regelmäßig wie in Vietnam“ treffen. Die zweite Probandin muss nun allerdings auf die Karaoke-Abende mit ihren Freunden verzichten. Dafür geht sie aber nun, im Gegensatz zu vorher, auch mal in Discos und Bars.

Fazit[Bearbeiten]

Nach der Auswertung der Interviews stelle ich fest, dass meine Hypothese bestätigt wurde.

Bei allen meine Probandinnen sind deutliche Unterschiede zwischen der Freizeitgestalltung in Vietnam und hier in Deutschland zu erkennen. Die Straßenküchen, Tempel und Karaoke-Bars, die sie gewöhnt sind, können sie nicht mehr besuchen, daher verbringen sie ihre Zeit öfter auch mal mit Sport, grillen mit Freunden oder gehen auch mal aus. Zeitbeschränkungen gibt es in Deutschland für sie auch nicht mehr. Hier sind sie frei und selbstständig, und die strikten Regeln von zu Hause brauchen nicht mehr befolgt zu werden.

Andere Einschränkungen, die wohl eher an der Erziehung und den Regeln der gesammten Gesellschaft liegen, werden jedoch großteils weiterhin hingenommen. So war die Freiheit, die sie hier haben, für zwei der Probantinnen kein Grund, regelmäßig Discos und Bars zu besuchen und Alkohol zu trinken. Selbst die Probantin , die sich doch hat beeinflussen lassen, sagte, dass es auch bei ihr eher eine Ausnahme sei.

Erstaunt hat mich, dass einige der Veränderungen im Freizeitverhalten der Studentlinnen eher unfreiwillig stattgefunden haben. Alte Gewohnheiten wurden teilweise nur aus dem Grund abgelegt, weil es hier unmöglich ist, diesen weiterhin nachzugehen. Würde die Möglischkeit allerdings bestehen, würden sie wohl kaum etwas an ihrem gewohnten Alltag ändern. Neue Freizeitbeschäftigungen, die in Vietnam nicht möglich gewesen wären, wurden, entgegen meiner Erwartungen, kaum angenommen. Es scheint so, als sehen sie es nicht unbedingt für nötig, hier in Deutschland neue Dinge auszuprobieren.

Trotzdem ist deutlich eine Veränderung im Freizeitverhalten der vietnamesischen Studentinnen hier in Deutschland, im Gegensatzt zu dem in Vietnam, zu erkennen.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Karsai, Albert: Vietnam:aus dem Alltag betrachtet, epubli GmbH, Berlin, 2010
  2. Dodd, Jan und Mark Lewir: Vietnam, DuMont Reiseverlag, 2005

Literatur[Bearbeiten]

Karsai, Albert: Vietnam:aus dem Alltag betrachtet, epubli GmbH, Berlin, 2010

Dodd, Jan und Mark Lewis: Vietnam, DuMont Reiseverlag, 2005

Keller, Hans-Jörg: KulturSchlüssel Vietnam, Max Hueber Verlag, 2000