Benutzer:Michaelk/Mediendidaktisches Kolloquium
IX Mediendidaktisches Kolloquium
Wikiversity - auch im Fremdsprachenunterricht
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ABSTRACT: Angeregt durch den Französischunterricht in der Oberstufe des Gymnasiums bei Prof. Dr. Jean-Pol Martin wird von Schülern eine unterrichtsbegleitende Kommunikations- und Präsentations-Plattform in der Wikiversity erstellt, die zur zeitnahen Bereitstellung von Unterrichtsinhalten, zur Selbstreflexion, als ergänzende Information für alle Schüler und als Ausgangspunkt für mehrere (auch unvollständige) Projekte wird: Eine Unterrichtsdokumentation bietet eine Übersicht mit täglich aktualisierten Resümees der Unterrichtsstunden. Einige Schüler richten Seiten mit dem Ziel einer besseren Durchführung und abschließenden Präsentation ihrer Facharbeiten ein. Zudem wird der Versuch einer „Modell-UNO“ unternommen, indem beispielsweise der Nahost-Konflikt gemeinsam in der Wikiversity diskutiert wird. Im Laufe der Kollegstufe sammeln die Schüler so Erfahrungen mit der Wiki-Technik und deren sinnvollen Einsatz und entwickeln Kompetenzen in der Planung und Durchführung von virtuellen Projekten. Dabei wird bewusst auf ein offenes bzw. öffentliches System wie Wikiversity zurückgegriffen. Im Hintergrund steht der Ansatz einer kollektiven Konstruktion von Wissen auf der Basis partizipativer Tools, die als Open Source zur Verfügung stehen.
Schnelleinführung: Was war gleich nochmal ein Wiki und wie wird es gehandhabt?
[Bearbeiten]Die "Wikitechnik" - kurz umrissen
[Bearbeiten]Ein Wiki ist eine Internetseite, an der jeder frei mitgestalten kann. Die Seite kann direkt im Browser mit wenigen Vorkenntnissen über die Wikisyntax editiert werden. Wikis ermöglichen es verschiedenen Autoren, gemeinschaftlich an Texten zu arbeiten. Ziel eines Wikis ist es im Allgemeinen, die Erfahrung und den Wissensschatz der Autoren kollaborativ in Texten auszudrücken.
Funktionsweise
[Bearbeiten]Bearbeiten-Modus
[Bearbeiten]Über den Link bearbeiten oben auf jeder Seite kannst du den Artikel, den du gerade liest, ändern. Nach dem Klick erscheint ein Textfeld mit dem gesamten Inhalt der Seite in so genannter Wiki-Syntax - normaler Text mit Formatierungsanweisungen.
Noch einfacher zu benutzen sind die Bearbeiten-Links, die rechts neben jeder Überschrift stehen. Mit diesen kann jeder Abschnitt einzeln bearbeitet werden - du sparst dir also die Suche nach der relevanten Stelle im Textfeld und kannst deine Änderungen direkt eingeben.
Über dem Editierfenster bietet in den meisten Browsern eine Bearbeitungswerkzeugleiste mit elf Schaltflächen die am häufigsten benötigten Anweisungen der Wiki-Syntax zum Anklicken.
Vorschau und Speichern
[Bearbeiten]Vor dem Speichern bitte immer eine kurze Zusammenfassung der Änderungen in das Feld Zusammenfassung eintragen und als nächstes die Schaltfläche Vorschau zeigen verwenden. Überprüfe noch einmal den Text.
Hast du Änderungen an Kategorien oder Vorlagen vorgenommen, so kannst du diese auf dem Bildschirm ganz links unten, unter den Schaltflächen und Sonderzeichen, kontrollieren.
Die Schaltfläche Seite speichern speichert die Änderungen.
Die Praxis: 2 konkrete Beispiele partizipativen Arbeitens
[Bearbeiten]Wikipedia-Artikel Emma
[Bearbeiten](inkl. Versionsgeschichte, Diskussionsseite, Bearbeiten-Modus):
- Löschdiskussion zum Orkan Emma
- aktueller Artikel über den Orkan Emma
- Dieses Beispiel zeigt, wie schnell durch die Partizipation vieler Artikelschreiber und das gemeinsame Aushandeln einer Lösung ein qualitativ hochwertiger, detaillierter Artikel ensteht.
- Das Format (gemeinsame Wissenskonstruktion mit einfachen, demokratischen, kostenlosen Tools wie der Wiki-Technik) erscheint uns als sehr brauchbar für den pädagogischen Einsatz.
Wikipedia-Artikel im Feld Fremdsprachendidaktik
[Bearbeiten]- Die Initiative ist beim Versuch, die Komplexität des ähnlich wie in Handbüchern zunächst sehr umfangreich gestalteten Artikels „Handlungsorientierter Fremdsprachenunterricht“ zu reduzieren, entstanden.
- Der folgende Gedankenaustausch fand auf der Diskussionsseite des Artikels „Ganzheitlichkeit (Pädagogik)“ statt, den der Verfasser mit dem Ziel, eine weitere Ausdifferenzierung der Prinzipen der Handlungsorientierung zu bewirken, initiiert hat.
- Es zeigt sich, dass die Wikipedia auch für die Wissenschaft, zum Beispiel als Ort der Selbstpräsentation, immer attraktiver wird. Das zunehmende wissenschaftliche Engagement erklärt sich wahrscheinlich aber hauptsächlich dadurch, dass Wissenschaftler und Professoren die Potentiale vernetzter, partizipativer Wissenskonstruktion langsam erkennen und ausschöpfen wollen. Gleichzeitig kann durch die open source Philosophie ein weiterer Effekt angemerkt werden.
- Die Einmaligkeit der Wikipedia liegt darin, dass man durch die Offenheit des Systems auch anonym Wissen einbringen kann, ohne zuerst bürokratische Hürden überwunden oder sich in der Fachpresse als „Wissenschaftler“ etabliert haben zu müssen. Die oftmals zitierten Nachteile (mutwillige oder durch fehlende Qualifikation bedingte Verbreitung von Falschinformationen, Vandalismus, fehlende Quellen) werden nach unserer Meinung durch die Vorteile aufgewogen: Wissen, das sonst nie an die Öffentlichkeit gekommen wäre (hidden knowledge), kann publiziert werden, der Prozess läuft schnell ab und das Ergebnis ist sofort global nutzbar, Information können demnach auch sofort global geprüft, verifiziert, falsifiziert werden. Dies zwingt Wissenschaftler zum Beispiel, ihre Ergebnisse auch vor Laien zu rechtfertigen, ihre eigene Position noch einmal zu reflektieren und vermittelt dem Gedankenaustausch völlig neue Qualitäten. Ein Extrembeispiel, das die eben aufgestellte These aber bestätigt, stellt der folgende Austausch zwischen einem Professor und einem 13-jährigen Schüler dar:
Diskussion Lernorientierter Fremdsprachenunterricht
Welche Konzeption steckt hinter Wikiversity? - Idee von Open Source, Partizipation und kollektiver Wissenskonstruktion
[Bearbeiten]- Gemeinschaftliche Bearbeitung wissenschaftlicher Projekte – Wikiversity bietet eine offene Plattform, gemeinsam mit anderen an wissenschaftlichen Projekten zu arbeiten. Im Gegensatz zu traditionellen Universitäten, wo Forschung noch immer allzu häufig in der Abgeschiedenheit der Gelehrtenstube stattfindet, ist Wikiversity auf Offenheit und Austausch ausgerichtet. Die freie und offene Zusammenarbeit mit Fachkollegen, Projektteilnehmern aus anderen Wissensgebieten und interessierten Laien führt zu einer Erhöhung von Interdisziplinarität, Transparenz und Verständlichkeit im wissenschaftlichen Forschungsprozess. Durch Wikiversity wird es räumlich getrennten Wissenschaftlern möglich, kooperativ zu arbeiten, ohne dafür eine eigene technische Infrastruktur aufbauen zu müssen.
- Gedankenaustausch in fachwissenschaftlichen Fragen – Vernetzung ist eines der Stichworte des 21. Jahrhunderts. Seit dem Siegeszug des Internets in allen Fragen des privaten und beruflichen Lebens ist klar, dass Webplattformen ideale Bedingungen für den gedanklichen Austausch über Fach- und Interessengrenzen hinweg bieten. Dies gilt in besonderem Maße für den wissenschaftlichen Bereich. Wikiversity hat es sich zum Ziel gesetzt, genau diese Form der wissenschaftlichen Kommunikation gezielt zu fördern und geeignete Rahmenbedingungen herzustellen, um einen fächer- und universitätsübergreifenden Gedanken- und Ideenaustausch zu stärken.
- Erstellung freier Kurs- und Lernmaterialien – Durch die Entwicklung und Bereitstellung freier Kurs- und Lernmaterialien soll der ungehinderte Zugang zum Wissen verbessert und ausgebaut werden. Die offene Wissensplattform von Wikiversity ermöglicht allen Projektteilnehmern und Besuchern den freien und uneingeschränkten Zugriff auf mehrsprachige, multimediale und qualitativ hochwertige Lehr- und Lernmaterialen. Lehrpläne und -ziele werden im gegenseitigen Austausch gemeinschaftlich entwickelt. Als Lehrplattform bietet Wikiversity neben der Möglichkeit einer praktischen Erprobung didaktischer Konzepte vor allem die Chance der aktiven Konstruktion des Wissens durch den Lerner selbst („Lernen durch Lehren“).
(Anregende) Diskussion: Potentiale von Wikis!
[Bearbeiten]- Bitte überlegen Sie sich mit Ihrem Nachbarn, welche Potentiale Sie beim Einsatz von Wikis in der Schule sehen!
- kurzes Vorstellen der Ergebnisse und kleine Diskussion
Vorstellung des Schulprojekts Französisch des Willibald Gymnasiums Eichstätt
[Bearbeiten]Verlauf des UNO-Projektes und des Senegal-Projektes
[Bearbeiten]- Schüler des Kurses haben eine erste Idee, ein UNO/Senegal-Projekt zu gründen.
Möglichkeit für die Schüler, selbst "Kinder" (=Projekte) in die Welt setzen zu können und nicht nur den "Kinder des Lehrers" folgen zu müssen. Gewisse Verantwortung und Bindung an Projekte. Entfaltungsspielraum für Schüler, Umsetzen des Projektes nach eigenen Ideen und Vorstellungen. Wikiversity/das Internet als Angebot an die Schüler/an alle erkennen, als Chance, die man nutzen kann.
- Wiki-Seiten werden erstellt und das Ikubez kontaktiert.
Erlernen und Reflektieren von Vorgehensweisen, wie man eine Idee in die Tat umsetzt: eine Idee möglichst unverzüglich in die Tat umsetzen, um Dynamik und Begeisterung zu wahren. Exploratives Verhalten zeigen, sich trauen, offensiv vorgehen, Wagnisse eingehen, einfach ausprobieren.
- Das Projekt vor den Mitarbeitern/der Klasse vorstellen und bewerben. Weitere Ideen und Mitarbeiter werden gesucht.
Herausarbeiten der positiven Seiten eines Vorhabens, selbstbewusstes und begeisterungsfähiges Auftreten und Präsentieren einer Idee. Eine gewisse Überzeugungskraft und dennoch Sensibilität für die Kritik/Verbesserungsvorschläge des Publikums. Ein Projekt möglichst attraktiv machen. Eigene Reflexion.
- Kontaktbriefe zu Ikubez/in den Senegal schlagen fehl. Zweifel an Klein-UNO werden laut.
Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit sind gefragt. Mit Enttäuschungen und Rückschlägen umgehen lernen. Abwägen, ob sich der Aufwand lohnen kann. Zusammenarbeit im Team, gegenseitiges Aufmuntern und Anspornen. Evtl (Neu-)Zusammenstellen einer Art Führungsgruppe. Intensive Kommunikation und Abstimmung, Empathie.
- Gemeinsame Diskussion in der UNO. Kontakt mit Leuten aus dem Senegal.
Miteinbinden und Motivieren von Leuten aus dem Senegal/Mitschülern. Attraktivität ausstrahlen. Gute Kommunikation, Erkennen der Wünsche und Bedürfnisse der anderen. Schnelle Reaktionen. Trotz Erfolgen weiteres Verbessern des Projektes. Rückschläge und Unschärfen aushalten ......
- Metareflexionen, z.B. anhand eines Portfolio
Unterrichtsdokumentation
[Bearbeiten]- Bereitstellen von weiterführenden Informationen seitens des Lehrers (Links zur Wikipedia, Bilder, zusätzliche Erläuterungen)
- genutzt v.a. zur Wiederholung vor einer Schulaufgabe, je nach Interesse
- mögliche Erweiterung: Schüler könnten die entsprechende Diskussionsseite nutzen, um den Unterricht zu reflektieren, kommentieren, und um Wünsche und Verbesserungen einzubringen.
Facharbeitsseiten
[Bearbeiten]- ähnlich wie diese Seite zur Stoffsammlung und Kommunikation mit Lehrer und Ansprechpartnern gedacht.
- insgesamt kaum genutzt, vllt weil in diesem Bereich einfach kein Bedarf vorhanden war, begrenzter Einsatzbereich (auch eine Erkenntnis!)
Wichtige Eindrücke und verinnerlichte Vorgehensweisen auf einen Blick
[Bearbeiten]- mutig exploratives Verhalten wagen
- kreativ Projekte entwickeln und Probleme lösen
- optimistisch denken und Vorteile erkennen
- eine Idee in konkrete Praxis umsetzen (Handlungswissen aufbauen)
- zunehmend selbstständig und eigenverantwortlich handeln
- sich dauerhaft engagieren und Schwierigkeiten und Unschärfen aushalten
- wechselseitig mit Mitschülern, Lehrern und Außenstehenden kommunizieren
- kooperativ sein und hierarchische Hindernisse vermeiden
- zügig vorgehen und rasch reagieren
- Projekte und Theorien selbstbewusst, angemessen und attraktiv präsentieren und bewerben, Aufmerksamkeit erregen
- andere Leute konstruktiv miteinbinden
- Sensibilität für neuronale Netze (=Netzsensibilität) entwickeln
- für alle sinnvolle Projektziele aufzeigen
- eigene und fremde Ressourcen erkennen und einsetzen
Abschließende Reflexion und Diskussion
[Bearbeiten]- Offenheit und Austausch im Schulprojekt Französisch - geglückt oder nicht? Weitestgehende Beschränkung des Schulprojektes auf unseren Kurs. Motto für die Zukunft: noch weiter über den Tellerrand hinausschauen und vor allem -arbeiten ?! vgl. Vorschlag von Michael Reschke!
- Ausblick auf weitere kleine Projekte: Weltverbesserung - Wir entwickeln Idealprofile, Mitschüler Andreas W., Student Merlin: Verweis auf Ratgeber mit praktischen Tipps, die sich aus der oben genannten Theorie und den durchgeführten Projekten, sowie den momentanen Alltagserfahrungen ableiten lassen