Cauchy-Verteilung
Einleitung
[Bearbeiten]Diese Lernressource zu Thema Cauchy-Verteilung kann als Wiki2Reveal Folien angezeigt werden. Einzelne Abschnitte werden als Folien betrachtet und Änderungen an den Folien wirken sich sofort auf den Inhalt der Folien aus. Dieser Artikel behandelt die mathematischen Eigenschaften, für Anwendungen in der Physik siehe Lorentzkurve.
Zielsetzung
[Bearbeiten]Diese Lernressource zum Thema Cauchy-Verteilung hat das Ziel, eine stetige Verteilung kennen zu lernen,
- die die Form einer Glockenkurve (wie die Normalverteilung) besitzt,
- die Dichtefunktion eine Stammfunktion besitzt,
- aber der Erwartungswert und Varianz nicht existieren.
Cauchy-Verteilung - Geschichte
[Bearbeiten]Die Cauchy-Verteilung (nach Augustin Louis Cauchy) ist eine stetige, leptokurtische (supergaußförmige) Wahrscheinlichkeitsverteilung.
Modellbildung für Pedelbewegung
[Bearbeiten]Anschaulich gesprochen beschreibt sie die tangentiale Auslenkung eines Pendels. Hat das Pendel die Länge , Ruheposition und einen über dem Intervall gleichverteilten Auslenkungswinkel , so ist die Position Cauchy-verteilt mit den Parametern und .[1]
Cauchy-Verteilung - Verhältnis von normalverteilten Zufallsvariablen
[Bearbeiten]Die Cauchy-Verteilung tritt außerdem als die Verteilung einer Zufallsvariable auf, die das Verhältnis zweier unabhängiger zentrierter normalverteilter Zufallsvariablen und ist.
Anwendung in der Physik
[Bearbeiten]Ferner ist sie in der Physik für eine genäherte Beschreibung von Resonanz von Bedeutung. Sie wird dort Resonanzkurve oder Lorentzkurve (nach Hendrik Antoon Lorentz) genannt. Daher gibt es auch die Bezeichnungen Lorentz-Verteilung und Cauchy-Lorentz-Verteilung.
Aufgaben für Lernende / Studierende
[Bearbeiten]Mit den folgenden Aufgaben zum Thema Cauchy-Verteilung wird gezeigt, dass das Integral über eine Teilmenge von bereits keine endlichen Wert besitzt.
Abschätzung - Minorante harmonische Reihe
[Bearbeiten]Begründen Sie, warum die harmonische Reihe divergent ist!
Zerlegung des Integral für den Erwartungswert
[Bearbeiten]Im Folgenden betrachtet man die Definition des Erwartungswertes für die Cauchy-Verteilung
Bemerkung zu den Verteilungsparametern
[Bearbeiten]Nun betrachtet man die Abschätzung mit den Konstanten als Mittelwert der Cauchy-Verteilung und dem Streuparameter . Da der Erwartungswert und die Varianz der Cauchy-Verteilung nicht existieren, darf man nicht als Erwartungswert und nicht als Standardabweichung bezeichnen. Dennoch sind und Verteilungsparameter, die analog zur Normalverteilung die Dichtefunktion charakterisieren.
Abschätzung mit vereinfachten Konstanten
[Bearbeiten]Im Beispiel wird gezeigt, dass ein Teilintegral über nicht existiert, indem man eine divergente Minorante angibt.
Aufgaben - Existenz Erwartungswert und Varianz
[Bearbeiten]- Begründen Sie die Teilschritte der Abschätzung des Integral nach unten gegen die harmonische Reihe!
- Führen Sie die obige Beweisidee für die oben angegeben Definition aus und zeigen Sie, dass die Teilintegrale der Zerlegung jeweils gegen durch Abschätzung nach oben und durch Abschätzung nach unten konvergieren und leiten Sie daraus ab, dass die Cauchy-Verteilung keinen existierenden Erwartungswert und keine existierende Varianz besitzt.
Definition - Dichtefunktion
[Bearbeiten]Die Cauchy-Verteilung ist eine stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung, die die Wahrscheinlichkeitsdichte
Alternative Notation der Dichte
[Bearbeiten]mit und Lageparameter besitzt.
Verteilungsfunktion
[Bearbeiten]Die Verteilungsfunktion der Cauchy-Verteilung ist
- .
und damit stetig auf .
Freiheitsgrad - t-Verteilung
[Bearbeiten]Mit dem Zentrum und dem Breitenparameter ergibt sich die Standard-Cauchy-Verteilung (oder auch t-Verteilung mit einem Freiheitsgrad) mit
als Wahrscheinlichkeitsdichte und
als Verteilungsfunktion.
Lineare Transformation der Cauchy-Verteilung
[Bearbeiten]Ist Cauchy-verteilt mit den Parametern und , dann ist standard-Cauchy-verteilt.
Aufgabe - Cauchy-Verteilung mehrdimensional
[Bearbeiten]Betrachten Sie eine mehrdimensionale Dichtefunktion der Form:
- Kann man durch Nutzung von Polarkoordinaten das Volumen unter dem Graphen bestimmen?
- Geben Sie in Abhängigkeit von der vorherigen Berechnung nach Möglichkeit die Wahrscheinlichkeitsdichte an?
- Berechnen Sie die Verteilungsfunktion z.B. in Octave numerisch mit der Trapez-Methode!
Polarkoordinaten und Transformationsformel
[Bearbeiten]Die Umrechnungsformeln von Polarkoordinaten in kartesische Koordinaten lauten:
Funktionaldeterminante
[Bearbeiten]Die Funktionaldeterminante lautet also:
Flächenelement
[Bearbeiten]Folglich ergibt sich für das Flächenelement :
Volumen unter der Dichtefunktion für einen Kreisring
[Bearbeiten]Sei die Kreisring um mit Radius .
Eigenschaften
[Bearbeiten]Erwartungswert, Varianz, Standardabweichung, Momente
[Bearbeiten]Die Cauchy-Verteilung ist eine Verteilung, die weder Erwartungswert noch Varianz oder Standardabweichung besitzt, sie sind unbestimmt. Dementsprechend besitzt sie auch keine endlichen Momente und keine momenterzeugende Funktion.
Median, Modus, Quartilabstand
[Bearbeiten]Die Cauchy-Verteilung besitzt den Median bei , den Modus ebenfalls bei , und den Quartilsabstand .
Symmetrie
[Bearbeiten]Die Cauchy-Verteilung ist symmetrisch zum Parameter .
Entropie
[Bearbeiten]Die Entropie beträgt .
Charakteristische Funktion
[Bearbeiten]Die charakteristische Funktion der Cauchy-Verteilung ist .
Reproduktivität
[Bearbeiten]Die Cauchy-Verteilung gehört zu den reproduktiven Wahrscheinlichkeitsverteilungen: der arithmetische Mittelwert
aus standard-Cauchy-verteilten Zufallsvariablen ist selbst standard-Cauchy-verteilt. Insbesondere gehorcht die Cauchy-Verteilung also nicht dem Gesetz der großen Zahlen, das für alle Verteilungen mit existierendem Erwartungswert (siehe Satz von Etemadi) gilt. Ferner gilt auch der zentrale Grenzwertsatz nicht.
Invarianz gegenüber Faltung
[Bearbeiten]Die Cauchy-Verteilung ist invariant gegenüber Faltung, das heißt, die Faltung einer Lorentz-Kurve der Halbwertsbreite und einem Maximum bei mit einer Lorentz-Kurve der Halbwertsbreite und einem Maximum bei ergibt wieder eine Lorentz-Kurve mit der Halbwertsbreite und einem Maximum bei . Somit bildet die Cauchy-Verteilung eine Faltungshalbgruppe.
Beziehungen zu anderen Verteilungen
[Bearbeiten]Beziehung zur stetigen Gleichverteilung
[Bearbeiten]Ist auf dem Intervall stetig gleichverteilt, dann ist standard-Cauchy-verteilt. Entsprechend ist Cauchy-verteilt mit den Parametern und . Dies motiviert das Beispiel der Pendel-Auslenkung.
Beziehung zur Normalverteilung
[Bearbeiten]Der Quotient aus zwei unabhängigen, zentrierten normalverteilten Zufallsvariablen ist Cauchy-verteilt. Sind standardnormalverteilt, dann ist standard-Cauchy-verteilt.
Beziehung zur studentschen t-Verteilung
[Bearbeiten]Die Standard-Cauchy-Verteilung ist der Spezialfall der studentschen t-Verteilung mit einem Freiheitsgrad .
Beziehung zur Lévy-Verteilung
[Bearbeiten]Die Cauchy-Verteilung ist eine spezielle α-stabile Verteilung mit dem Exponentenparameter .
Anwendungsbeispiel
[Bearbeiten]Bei der Cauchy-Verteilung als Vertreter der Heavy-tailed-Verteilungen ist die Wahrscheinlichkeit für extreme Ausprägungen sehr groß. Sind die 1 % größten Werte einer standardnormalverteilten Zufallsvariablen mindestens 2,326, so beträgt bei einer standard-Cauchy-verteilten Zufallsvariablen die entsprechende Untergrenze 31,82. Möchte man die Auswirkung von Ausreißern in Daten auf statistische Verfahren untersuchen, verwendet man häufig Cauchy-verteilte Zufallszahlen in Simulationen.
Zufallszahlen
[Bearbeiten]Zur Erzeugung Cauchy-verteilter Zufallszahlen bietet sich die Inversionsmethode an. Die nach dem Simulationslemma zu bildende Pseudoinverse der Verteilungsfunktion lautet hierbei (siehe Kotangens). Zu einer Folge von Standardzufallszahlen lässt sich daher durch , oder wegen der Symmetrie auch durch , eine Folge standard-Cauchy-verteilter Zufallszahlen berechnen.
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Joshua Goings: Maximum Entropy Distributions. Cauchy Distribution. 21. Juni 2021, abgerufen am 13. August 2022 (englisch).
Literatur
[Bearbeiten]- William Feller: An Introduction to Probability Theory and Its Applications: 1. 3. Auflage. Wiley & Sons - lSBN: 0471257087, 1968.
- William Feller: An Introduction to Probability Theory and Its Applications: 2. 2. Auflage. John Wiley & Sons - lSBN: 0471257095, 1991.
Weblinks
[Bearbeiten]- Universität Konstanz – Interaktive Animation
Siehe auch
[Bearbeiten]- Octave-Tutorial
- Trapez-Methode für numerische Berechnung der mehrdimensionalen Verteilungsfunktion,
- Normalverteilung
- Versiera der Agnesi
- Kurs:Stochastik
Seiteninformation
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Wiki2Reveal
[Bearbeiten]Dieser Wiki2Reveal Foliensatz wurde für den Lerneinheit Kurs:Stochastik' erstellt der Link für die Wiki2Reveal-Folien wurde mit dem Wiki2Reveal-Linkgenerator erstellt.
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- Link zur Quelle in Wikiversity: https://de.wikiversity.org/wiki/Cauchy-Verteilung
- siehe auch weitere Informationen zu Wiki2Reveal und unter Wiki2Reveal-Linkgenerator.
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