Kurs:Analysis (Osnabrück 2013-2015)/Teil III/Vorlesung 64/latex
\setcounter{section}{64}
Es ist eine naheliegende Idee, den Flächeninhalt einer beliebigen Teilmenge
\mathl{T \subseteq \R^2}{} als das Infimum über alle Summen von Rechtecksinhalten anzusetzen, die die Menge überdecken
\zusatzklammer {oder überpflastern} {} {.}
So geht man auch beim Riemannschen Integral vor, wenn man Oberintegrale betrachtet. Mit diesem Ansatz kann man zwar jeder Teilmenge eine Zahl zuordnen, dies ist aber kein Maß. Wichtig sind vielmehr diejenigen Teilmengen, auf denen diese Festlegung zu einem Maß führt.
\zwischenueberschrift{Fortsetzung von äußeren Maßen}
\bild{ \begin{center}
\includegraphics[width=5.5cm]{\bildeinlesung {Caratheodory_constantin.jpg} }
\end{center}
\bildtext {Constantin Carathéodory (1873-1950). Auf ihn geht der Fortsetzungssatz für Maße zurück.} }
\bildlizenz { Caratheodory constantin.jpg } {} {Gernheim} {Commons} {PD} {}
\inputdefinition
{}
{
Es sei $M$ eine Menge und ${\mathcal P }$ ein
\definitionsverweis {Präring}{}{}
auf $M$. Dann heißt eine
\definitionsverweis {Abbildung}{}{}
\maabbeledisp {\mu} {{\mathcal P }} { \overline{\R}_{\geq 0}
} {T} {\mu(T)
} {,}
ein \definitionswort {äußeres Maß}{} auf $M$, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind.
\aufzaehlungzwei {Für je zwei Mengen
\mathbed {S,T \in {\mathcal P }} {mit}
{S \subseteq T} {}
{} {} {} {}
gilt
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\mu(S)
}
{ \leq }{\mu(T)
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{.}
} {Für jede
\definitionsverweis {abzählbare Familie}{}{}
von
\definitionsverweis {paarweise disjunkten}{}{}
Teilmengen
\mathbed {T_i} {}
{i \in I} {}
{} {} {} {,}
aus ${\mathcal P }$, für die
\mathl{\bigcup_{i \in I} T_i}{} ebenfalls zu ${\mathcal P }$ gehört, gilt
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \mu { \left( \bigcup_{i \in I} T_i \right) }
}
{ \leq} {\sum_{i \in I} \mu { \left( T_i \right) }
}
{ } {
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{.}
}
}
Die sogenannte $\sigma$-\stichwort {Subadditivitätseigenschaft} {,} die für ein äußeres Maß für disjunkte Vereinigungen gefordert wird, gilt auch für beliebige abzählbare Vereinigungen, siehe Aufgabe 64.1.
\inputdefinition
{}
{
Es sei $M$ eine Menge, ${\mathcal P }$ ein
\definitionsverweis {Präring}{}{}
auf $M$ und
\maabbdisp {\mu} {{\mathcal P }} { \overline{\R}_{\geq 0}
} {}
ein
\definitionsverweis {äußeres Maß}{}{}
auf $M$. Für eine beliebige Teilmenge
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ T
}
{ \subseteq }{ M
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
definiert man
\mavergleichskettedisphandlinks
{\vergleichskettedisphandlinks
{ \tilde{\mu} (T)
}
{ \defeq} { \inf { \left( \sum_{i \in I} \mu(T_i), \, T \subseteq \bigcup_{i \in I} T_i ,\, T_i \in {\mathcal P },\, I \text{ abzählbar} \right) }
}
{ } {
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{}
und nennt dies die \definitionswort {Fortsetzung des äußeren Maßes}{} $\mu$.
} Bei dieser Definition nimmt man also das Infimum über alle Überpflasterungen.
\inputfaktbeweis
{Präring/Äußeres Maß/Fortsetzung auf Potenzmenge/Äußeres Maß/Fakt}
{Lemma}
{}
{
\faktsituation {Es sei $M$ eine Menge, ${\mathcal P }$ ein
\definitionsverweis {Präring}{}{}
auf $M$ und
\maabbdisp {\mu} {{\mathcal P }} { \overline{\R}_{\geq 0}
} {}
ein
\definitionsverweis {äußeres Maß}{}{}
auf $M$.}
\faktfolgerung {Dann ist die
\definitionsverweis {Fortsetzung}{}{}
$\tilde{\mu}$ des
\definitionsverweis {äußeren Maßes}{}{}
$\mu$ ein
\definitionsverweis {äußeres Maß}{}{}
auf der
\definitionsverweis {Potenzmenge}{}{}
\mathl{\mathfrak {P} \, (M )}{,} das auf ${\mathcal P }$ mit $\mu$ übereinstimmt.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}
}
{
\teilbeweis {}{}{}
{Es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ T
}
{ \in }{ {\mathcal P }
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{.}
Das Mengensystem $\{T\}$ ist natürlich eine Überpflasterung von $T$, sodass
\mathl{\mu(T)}{} in der Menge vorkommt, über die das Infimum genommen wird. Für jede Überpflasterung
\mathbed {T_i} {}
{i \in I} {}
{} {} {} {,}
von $T$ gilt
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ T
}
{ = }{ \bigcup_{i \in I} T \cap T_i
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
und somit
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{\mu(T)
}
{ \leq} {\sum_{i \in I} \mu { \left( T \cap T_i \right) }
}
{ \leq} { \sum_{i \in I} \mu(T_i)
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{,}
sodass
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \mu(T)
}
{ = }{ \tilde{\mu} (T)
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
gilt.}
{}
\teilbeweis {}{}{}
{Für beliebige Teilmengen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ S
}
{ \subseteq }{ T
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
gilt trivialerweise
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\tilde{\mu}(S)
}
{ \leq }{ \tilde{\mu}(T)
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{,}
da eine Überpflasterung von $T$ insbesondere eine Überpflasterung von $S$ ist.}
{}
\teilbeweis {}{}{}
{Es sei nun
\mathbed {T_i} {}
{i \in I} {}
{} {} {} {,}
eine abzählbare Familie von Teilmengen von $M$. Wir müssen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\tilde{\mu} { \left( \bigcup_{i \in I} T_i \right) }
}
{ \leq }{ \sum_{i \in I} \tilde{\mu} (T_i)
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
nachweisen. Wenn der rechte Ausdruck gleich $\infty$ ist, so ist nichts zu zeigen. Wir können also voraussetzen, dass die rechte Familie
\definitionsverweis {summierbar}{}{}
ist. Die Summanden dieser Familie sind jeweils das Infimum über Summen, die jeweils zu Überpflasterungen gehören.
Nehmen wir an, dass die linke Seite größer als die rechte Seite sei, wobei die Differenz größer als
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \epsilon
}
{ > }{ 0
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
sei. Sei
\mathbed {\epsilon_i >0} {}
{i \in I} {}
{} {} {} {,}
so gewählt, dass
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \sum_{i \in I} \epsilon_i
}
{ \leq }{ \epsilon
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
ist; eine solche Familie gibt es aufgrund der Abzählbarkeit von $I$, siehe
Aufgabe 64.2.
Zu jedem
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ i
}
{ \in }{ I
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
gibt es eine Überpflasterung
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ T_i
}
{ \subseteq }{ \bigcup_{j \in J_i} T_{ij}
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
mit einer abzählbaren Indexmenge $J_i$, mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ T_{ij}
}
{ \in }{ {\mathcal P }
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
und mit
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \tilde{\mu} (T_i)
}
{ \leq} { \sum_{j \in J_i} \mu(T_{ij})
}
{ \leq} { \tilde{\mu} (T_i) + \epsilon_i
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{.}
Die Menge
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ L
}
{ = }{ \bigcup_{i \in I} J_i
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
ist als abzählbare Vereinigung abzählbarer Mengen wieder abzählbar. Wir betrachten nun die durch
\mathbed {T_\ell} {}
{\ell \in L} {}
{} {} {} {,}
\zusatzklammer {mit
\mavergleichskettek
{\vergleichskettek
{ \ell
}
{ = }{ (i,j)
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}} {} {}
gegebene Überpflasterung von
\mathl{\bigcup_{i \in I} T_i}{.} Damit gelten unter Verwendung des
großen Umordnungssatzes
die Abschätzungen
\mavergleichskettealign
{\vergleichskettealign
{ \tilde{\mu} { \left( \bigcup_{i \in I} T_i \right) }
}
{ \leq} { \sum_{\ell \in L} \mu { \left( T_{\ell} \right) }
}
{ =} { \sum_{i \in I} { \left( \sum_{j \in J_i} \mu { \left( T_{i j} \right) } \right) }
}
{ \leq} { \sum_{i \in I} { \left( \tilde{\mu} (T_i)+ \epsilon_i \right) }
}
{ =} {\sum_{i \in I} \tilde{\mu} (T_i) + \sum_{i \in I} \epsilon_i
}
}
{
\vergleichskettefortsetzungalign
{ \leq} { \sum_{i \in I} \tilde{\mu} (T_i) + \epsilon
}
{ } {}
{ } {}
{ } {}
}
{}{,}
ein Widerspruch.}
{}
Es ist keineswegs so, dass die Fortsetzung eines Prämaßes auf der
\definitionsverweis {Potenzmenge}{}{}
ein
\definitionsverweis {Maß}{}{}
liefert. Dies gilt allerdings auf der von dem Präring erzeugten $\sigma$-\definitionsverweis {Algebra}{}{,}
was wir im Folgenden nach einigen Vorbereitungen beweisen werden. Zunächst führen wir den folgenden technischen Hilfsbegriff ein.
\inputdefinition
{}
{
Es sei $M$ eine Menge, ${\mathcal P }$ ein
\definitionsverweis {Präring}{}{}
auf $M$,
\maabbdisp {\mu} {{\mathcal P }} { \overline{\R}_{\geq 0}
} {}
ein
\definitionsverweis {äußeres Maß}{}{}
auf $M$ und $\tilde{\mu}$ die
\definitionsverweis {Fortsetzung}{}{}
von $\mu$ auf die
\definitionsverweis {Potenzmenge}{}{}
\mathl{\mathfrak {P} \, (M )}{.} Man sagt, dass eine Teilmenge
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ Z
}
{ \subseteq }{ M
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
die \definitionswort {Zerlegungseigenschaft}{} besitzt, wenn für alle
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ S
}
{ \subseteq }{M
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
die Gleichheit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\tilde{\mu} (S)
}
{ = }{ \tilde{\mu} (S \cap Z ) + \tilde{\mu} (S \cap (M \setminus Z) )
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
gilt.
}
Eine Teilmenge $Z$ besitzt also die Zerlegungseigenschaft, wenn man für jede Menge $S$ die Berechnung ihres äußeren Maßes auf die durch $Z$ gegebene Zerlegung von $S$ zurückführen kann. Die schwächere Eigenschaft
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\tilde{\mu} (S)
}
{ \leq }{ \tilde{\mu} (S \cap Z ) + \tilde{\mu} (S \cap (M \setminus Z) )
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
gilt für jede Teilmenge
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ Z
}
{ \subseteq }{ M
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{,}
siehe
Aufgabe 64.3.
\inputfaktbeweis
{Präring/Äußeres Maß/Fortsetzung/Zerlegungseigenschaft/Eigenschaften/Fakt}
{Lemma}
{}
{
\faktsituation {Es sei $M$ eine Menge, ${\mathcal P }$ ein
\definitionsverweis {Präring}{}{}
auf $M$,
\maabbdisp {\mu} {{\mathcal P }} { \overline{\R}_{\geq 0}
} {}
ein
\definitionsverweis {äußeres Maß}{}{}
auf $M$ und $\tilde{\mu}$ die
\definitionsverweis {Fortsetzung}{}{}
von $\mu$ auf die
\definitionsverweis {Potenzmenge}{}{}
\mathl{\mathfrak {P} \, (M )}{.}}
\faktuebergang {Dann gelten folgende Aussagen.}
\faktfolgerung {\aufzaehlungzwei {Das
\definitionsverweis {Mengensystem}{}{}
aller Teilmengen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ Z
}
{ \subseteq }{ M
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{,}
die die
\definitionsverweis {Zerlegungseigenschaft}{}{}
besitzen, bilden eine
$\sigma$-\definitionsverweis {Algebra}{}{.}
} {Die Einschränkung von $\tilde{\mu}$ auf diese $\sigma$-Algebra ist ein
\definitionsverweis {Maß}{}{.}
}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}
}
{
(1). Sei
\mavergleichskettedisphandlinks
{\vergleichskettedisphandlinks
{ {\mathcal Z }
}
{ =} { { \left\{ Z \subseteq M \mid Z \text{ besitzt die Zerlegungseigenschaft} \right\} }
}
{ } {
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{.}
Offensichtlich gehört $M$ zu ${\mathcal Z }$ und dieses System ist abgeschlossen unter
\definitionsverweis {Komplementbildung}{}{.}
\teilbeweis {}{Bevor wir zeigen können, dass ${\mathcal Z }$ unter abzählbaren Vereinigungen abgeschlossen ist, zeigen wir, dass dies für endliche Vereinigungen gilt.\leerzeichen{}}{}
{Es seien also
\mathkor {} {Z_1} {und} {Z_2} {}
aus ${\mathcal Z }$ und sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{S
}
{ \subseteq }{M
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
eine beliebige Teilmenge. Dann ist
\mavergleichskettealignhandlinks
{\vergleichskettealignhandlinks
{ \tilde{\mu} (S)
}
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap Z_1) + \tilde{\mu} (S \cap (M \setminus Z_1))
}
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap Z_1) + \tilde{\mu} (S \cap (M \setminus Z_1) \cap Z_2 )+ \tilde{\mu} (S \cap (M \setminus Z_1) \cap (M \setminus Z_2))
}
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap Z_1 ) + \tilde{\mu} (S \cap ( Z_2 \setminus Z_1) ) + \tilde{\mu} (S \cap (M \setminus (Z_1 \cup Z_2 ) ))
}
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap (Z_1 \cup Z_2) \cap Z_1 ) + \tilde{\mu} (S \cap (Z_1 \cup Z_2) \cap (M \setminus Z_1)) + \tilde{\mu} (S \cap (M \setminus (Z_1 \cup Z_2 ) ))
}
}
{
\vergleichskettefortsetzungalign
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap (Z_1 \cup Z_2) ) + \tilde{\mu} (S \cap (M \setminus (Z_1 \cup Z_2 ) ))
}
{ } {}
{ } {}
{ } {}
}
{}{.}}
{\leerzeichen{}
Damit ist ${\mathcal Z }$ auch unter endlichen Vereinigungen abgeschlossen und somit liegt insgesamt eine
\definitionsverweis {Mengen-Algebra}{}{}
vor.}
\teilbeweis {}{}{}
{Es sei nun
\mathbed {Z_n} {}
{n \in \N_+} {}
{} {} {} {,}
eine abzählbare Familie aus ${\mathcal Z }$. Wir wissen, dass die Teilmengen
\mathl{Z_n \setminus (Z_1 \cup \ldots \cup Z_{n-1})}{} zu ${\mathcal Z }$ gehören. Deren Vereinigung ist gleich der Vereinigung der $Z_n$, sodass wir annehmen können, dass die $Z_n$ paarweise disjunkt sind. Wegen der Disjunktheit ergibt sich induktiv für eine beliebige Teilmenge
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ S
}
{ \subseteq }{ M
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
\mavergleichskettealignhandlinks
{\vergleichskettealignhandlinks
{ \tilde{\mu} (S \cap (Z_1 \cup \ldots \cup Z_n) )
}
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap (Z_1 \cup \ldots \cup Z_n) \cap Z_1 ) + \tilde{\mu} (S \cap (Z_1 \cup \ldots \cup Z_n) \cap (M \setminus Z_1) )
}
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap Z_1) + \tilde{\mu} (S \cap (Z_2 \cup \ldots \cup Z_n) )
}
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap Z_1 ) +\tilde{\mu} (S \cap Z_2) + \tilde{\mu} (S \cap (Z_3 \cup \ldots \cup Z_n) )
}
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap Z_1 ) +\tilde{\mu} (S \cap Z_2 ) + \cdots + \tilde{\mu} (S \cap Z_n )
}
}
{}
{}{.}
Daraus ergibt sich unter Verwendung der Zerlegungseigenschaft von
\mathl{Z_1 \cup \ldots \cup Z_n}{} und der Monotonie des äußeren Maßes die Abschätzung
\mavergleichskettealignhandlinks
{\vergleichskettealignhandlinks
{ \tilde{\mu} (S)
}
{ =} { \tilde{\mu} (S \cap (Z_1 \cup \ldots \cup Z_n )) + \tilde{\mu} (S \cap (M \setminus (Z_1 \cup \ldots \cup Z_n )) )
}
{ \geq} { \tilde{\mu} (S \cap Z_1 ) + \tilde{\mu} (S \cap Z_2 ) + \cdots + \tilde{\mu} (S \cap Z_n ) + \tilde{\mu} { \left( S \cap { \left( M \setminus { \left( \bigcup_{k \in \N_+} Z_k \right) } \right) } \right) }
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}
{}{.}
Da dies für alle $n$ gilt, und da ein äußeres Maß vorliegt, folgt
\mavergleichskettealignhandlinks
{\vergleichskettealignhandlinks
{ \tilde{\mu} (S)
}
{ \geq} { \sum_{n \in \N_+} \tilde{\mu} (S \cap Z_n) + \tilde{\mu} { \left( S \cap { \left( M \setminus { \left( \bigcup_{k \in \N_+} Z_k \right) } \right) } \right) }
}
{ \geq} { \tilde{\mu} ( S \cap \bigcup _{k \in \N_+} Z_k) + \tilde{\mu} { \left( S \cap { \left( M \setminus { \left( \bigcup_{k \in \N_+} Z_k \right) } \right) } \right) }
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}
{}{.}
Da die umgekehrte Abschätzung sowieso gilt, haben wir die gewünschte Gleichheit.}
{}
\teilbeweis {}{}{}
{(2). Für paarweise disjunkte Mengen
\mathbed {Z_n} {}
{n \in \N_+} {}
{} {} {} {,}
aus ${\mathcal Z }$ ist, wie unter (1) bewiesen,
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \tilde{\mu} (Z_1) + \cdots + \tilde{\mu} (Z_n)
}
{ =} { \tilde{\mu} (Z_1 \cup \ldots \cup Z_n)
}
{ \leq} { \tilde{\mu} { \left( \bigcup_{k \in \N_+} Z_k \right) }
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{.}
Da dies für alle $n$ gilt, folgt
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \sum_{k \in \N_+} \tilde{\mu} (Z_k)
}
{ \leq} { \tilde{\mu} { \left( \bigcup_{k \in \N_+} Z_k \right) }
}
{ } {
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{.}
Da auch die umgekehrte Abschätzung gilt, liegt Gleichheit vor.}
{}
\inputfaktbeweis
{Präring/Prämaß/Fortsetzung/Haben Zerlegungseigenschaft/Fakt}
{Lemma}
{}
{
\faktsituation {Es sei $M$ eine Menge, ${\mathcal P }$ ein
\definitionsverweis {Präring}{}{}
auf $M$,
\maabbdisp {\mu} {{\mathcal P }} { \overline{\R}_{\geq 0}
} {}
ein
\definitionsverweis {Prämaß}{}{}
auf $M$ und $\tilde{\mu}$ die
\definitionsverweis {Fortsetzung}{}{}
von $\mu$ auf die
\definitionsverweis {Potenzmenge}{}{}
\mathl{\mathfrak {P} \, (M )}{.}}
\faktfolgerung {Dann besitzen alle Mengen aus ${\mathcal P }$ die
\definitionsverweis {Zerlegungseigenschaft}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}
}
{
Es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ Z
}
{ \in }{ {\mathcal P }
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ S
}
{ \subseteq }{ M
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{.}
Es sei
\mathbed {S_i} {}
{i \in I} {}
{} {} {} {,}
eine abzählbare Überpflasterung von $S$ mit Mengen aus ${\mathcal P }$. Die Durchschnitte
\mathbed {S_i \cap Z} {}
{i \in I} {}
{} {} {} {,}
bzw.
\mathbed {S_i \cap ( M \setminus Z)} {}
{i \in I} {}
{} {} {} {,}
sind Überpflasterungen von
\mathkor {} {S \cap Z} {bzw. von} {S \cap (M \setminus Z)} {.}
Für jedes $S_i$ gilt
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \mu(S_i)
}
{ = }{ \mu(S_i \cap Z) + \mu(S_i \cap (M \setminus Z) )
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{,}
da ein Prämaß vorliegt. Daher ist
\mavergleichskettealign
{\vergleichskettealign
{ \sum_{i \in I} \mu(S_i)
}
{ =} { \sum_{i \in I} \mu(S_i \cap Z ) + \sum_{i \in I} \mu(S_i \cap (M \setminus Z))
}
{ \geq} { \tilde{\mu}(S \cap Z )+ \tilde{\mu}(S \cap (M \setminus Z))
}
{ } {
}
{ } {}
}
{}
{}{.}
Da dies für alle Überpflasterungen gilt, folgt
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \tilde{\mu} (S)
}
{ \geq} { \tilde{\mu}(S \cap Z )+ \tilde{\mu}(S \cap (M \setminus Z))
}
{ } {
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{.}
Da auch die umgekehrte Abschätzung gilt, liegt Gleichheit vor.
\zwischenueberschrift{Existenzsätze für Maße}
\inputfaktbeweis
{Maßtheorie/Fortsetzungssatz/Präring/Fakt}
{Satz}
{}
{
\faktsituation {Es sei $M$ eine Menge, ${\mathcal P }$ ein
\definitionsverweis {Präring}{}{}
auf $M$,
\maabbdisp {\mu} {{\mathcal P }} { \overline{\R}_{\geq 0}
} {}
ein
\definitionsverweis {Prämaß}{}{}
auf $M$ und $\tilde{\mu}$ die
\definitionsverweis {Fortsetzung}{}{}
von $\mu$ auf die von ${\mathcal P }$
\definitionsverweis {erzeugte}{}{}
$\sigma$-\definitionsverweis {Algebra}{}{}
${\mathcal A }$.}
\faktfolgerung {Dann ist $\tilde{\mu}$ ein
\definitionsverweis {Maß}{}{}
auf ${\mathcal A }$.}
\faktzusatz {Wenn $\mu$
$\sigma$-\definitionsverweis {endlich}{}{}
ist, so ist $\tilde{\mu}$ die einzige Fortsetzung von $\mu$ zu einem Maß auf ${\mathcal A }$.}
\faktzusatz {}
}
{
Dies folgt aus Lemma 64.5 und Lemma 64.6. Der Zusatz ergibt sich aus Satz 63.7.
\zwischenueberschrift{Produkt-Messräume}
In den nächsten Vorlesungen wollen wir Produkte von Maßräumen definieren und insbesondere auf dem $\R^n$ ein Maß definieren.
\inputdefinition
{}
{
Es seien
\mathl{(M_1, {\mathcal A }_1) , \ldots , (M_n, {\mathcal A }_n)}{} Mengen mit darauf erklärten
$\sigma$-\definitionsverweis {Algebren}{}{.}
Dann nennt man die von allen
\definitionsverweis {Quadern}{}{}
\mathdisp {S_1 \times \cdots \times S_n \text{ mit } S_i \in {\mathcal A }_i \text { für alle } i =1 , \ldots , n} { }
auf
\mathl{M_1 \times \cdots \times M_n}{}
\definitionsverweis {erzeugte}{}{}
$\sigma$-\definitionsverweis {Algebra}{}{}
die \definitionswort {Produkt-}{}$\sigma$-\definitionswort {Algebra}{} der
\mathbed {(M_i, {\mathcal A }_i)} {}
{i = 1 , \ldots , n} {}
{} {} {} {.} Sie wird mit
\mathl{{\mathcal A }_1 \otimes_{ } \cdots \otimes_{ } {\mathcal A }_n}{} bezeichnet.
}
\inputfaktbeweis
{Produktsigmaalgebra/Projektionen sind messbar/Fakt}
{Lemma}
{}
{
\faktsituation {Es seien
\mathkor {} {(M, {\mathcal A } )} {und} {(N, {\mathcal B } )} {}
\definitionsverweis {Messräume}{}{}
und es sei
\mathl{(M \times N, {\mathcal A } \otimes {\mathcal B })}{} die
\definitionsverweis {Produktmenge}{}{}
mit der Produkt-$\sigma$-\definitionsverweis {Algebra}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann sind die
\definitionsverweis {Projektionen}{}{}
\mathdisp {p_1: M \times N \longrightarrow M \text{ und } p_2 : M \times N \longrightarrow N} { }
\definitionsverweis {messbar}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}
}
{
Dies folgt direkt daraus, dass zu einer
\definitionsverweis {messbaren Teilmenge}{}{}
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ T
}
{ \subseteq }{ N
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
die Urbildmenge
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ p_2^{-1} (T)
}
{ =} { M \times T
}
{ } {
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{}
ein
\definitionsverweis {Quader}{}{}
ist und daher nach Definition zu
\mathl{{\mathcal A } \otimes {\mathcal B }}{} gehört.
Diese Aussage gilt natürlich auch für beliebige endliche Produkte. Man kann den Beweis von solchen Aussagen sehr häufig durch eine einfache Induktion auf den Fall von zwei Faktoren zurückführen, so dass wir uns zumeist auf diesen Fall beschränken werden.
\inputfaktbeweis
{Produkt von Messräumen/Messbarkeit von Querschnitten/Fakt}
{Lemma}
{}
{
\faktsituation {Es seien
\mathkor {} {(M, {\mathcal A } )} {und} {(N, {\mathcal B })} {}
\definitionsverweis {Messräume}{}{}
und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ T
}
{ \subseteq }{ M \times N
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
eine
\definitionsverweis {messbare Teilmenge}{}{}
des
\definitionsverweis {Produktes}{}{}
\mathl{(M \times N, {\mathcal A } \otimes {\mathcal B })}{.}}
\faktfolgerung {Dann sind für jedes
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ x
}
{ \in }{ M
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
und jedes
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ y
}
{ \in }{ N
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
die Mengen
\mathdisp {T (x) = { \left\{ y \in N \mid (x,y) \in T \right\} } \text{ und } T (y) = { \left\{ x \in M \mid (x,y) \in T \right\} }} { }
messbar in
\mathkor {} {M} {bzw. in} {N} {.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}
}
{
\teilbeweis {Wir zeigen, dass für jedes
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ y
}
{ \in }{ N
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
die Inklusionsabbildung
\maabbeledisp {\iota_y} { M } { M \times N
} { x } { (x,y)
} {,}
\definitionsverweis {messbar}{}{}
ist.\leerzeichen{}}{}{}
{Dazu genügt es nach
Lemma 61.15,
die Urbilder von messbaren Mengen der Form
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ A \times B
}
{ \subseteq }{ M \times N
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
zu betrachten. Für eine solche Menge gilt
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \iota_y^{-1} (A \times B)
}
{ =} { { \left\{ x \in M \mid (x,y) \in A \times B \right\} }
}
{ } {
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{,}
und dies ist leer, falls
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ y
}
{ \notin }{ B
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
und gleich $A$, falls
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ y
}
{ \in }{ B
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{.}
So oder so ist sie also eine messbare Teilmenge.}
{}
\teilbeweis {}{}{}
{Für eine beliebige Teilmenge
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ T
}
{ \subseteq }{ M \times N
}
{ }{
}
{ }{
}
{ }{
}
}
{}{}{}
ist daher
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ T(y)
}
{ =} { { \left\{ x \in M \mid (x,y) \in T \right\} }
}
{ =} { \iota_y^{-1}(T)
}
{ } {
}
{ } {
}
}
{}{}{}
messbar.}
{}
{Messbare Abbildungen/Endlich/Abbildung ins Produkt/Fakt}
{Lemma}
{}
{
\faktsituation {Es seien
\mathl{M,N_1,N_2}{}
\definitionsverweis {Messräume}{}{}
und es seien
\maabb {f_1} {M} {N_1
} {}
und
\maabb {f_2} {M} {N_2
} {}
\definitionsverweis {messbare Abbildungen}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann ist auch die Abbildung
\maabbeledisp {(f_1,f_2)} {M} { N_1 \times N_2
} {x} { (f_1(x), f_2(x))
} {,}
messbar.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}
{ Siehe Aufgabe 64.9. }