Komplexe Zahlen/Holomorphe Funktionen/Identitätssatz/Textabschnitt

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Eine diskrete Teilmenge ist eine Teilmenge mit der Eigenschaft, dass es zu jedem Punkt eine Kreisumgebung mit gibt. Dies bedeutet, dass die induzierte Topologie von auf die diskrete Topologie ist. Polynome besitzen nach Fakt nur endlich viele Nullstellen und endliche Teilmengen sind diskret. Aber auch die trigonometrischen Funktionen besitzen eine diskrete (aber nicht endliche) Nullstellenmenge. Dies gilt für beliebige holomorphe Funktionen.


Satz  

Es sei eine zusammenhängende offene Teilmenge und eine von der Nullfunktion verschiedene holomorphe Funktion.

Dann ist die Nullstellenmenge von diskret und abgeschlossen (in ).

Beweis  

Nehmen wir an, dass die Nullstellenmenge nicht diskret ist. Dann gibt es nach Aufgabe einen Häufungspunkt der Nullstellenmenge, der wegen der Abgeschlossenheit der Nullstellenmenge insbesondere zu gehört . Nach Fakt wird in jedem Punkt durch eine Potenzreihe beschrieben, mit Fakt folgt, dass die Potenzreihe zu die Nullreihe ist und dass daher in einer Umgebung von gleich ist.

Wir betrachten nun

Nach Voraussetzung gehört zu , die Menge ist also nicht leer. Die Menge ist offen: Wenn ist, so ist die Funktion in einer offenen Umgebung die Nullfunktion, daher ist auch für alle Punkte die beschreibende Potenzreihe die Nullreihe. Die Menge ist aber auch abgeschlossen. Es sei eine Folge in , die gegen konvergiere. Da die Potenzreihen mit Entwicklungspunkt die Nullreihen sind, ist insbesondere . Für die Potenzreihe mit Entwicklungspunkt ergibt sich also, dass der Entwicklungspunkt ein Häufungspunkt der Nullstellen ist. Daraus folgt wieder nach Fakt, dass diese Potenzreihe ebenfalls die Nullreihe ist, also zu gehört. ist also offen und abgeschlossen und nicht leer, also ist es ganz .


Die beiden folgenden Aussagen (die zweite heißt Identitätssatz) folgen daraus unmittelbar.



Korollar  

Es sei eine zusammenhängende offene Teilmenge und eine holomorphe Funktion.

Wenn die Nullstellenmenge von einen Häufungspunkt in besitzt, so ist die Nullfunktion.

Beweis  

Dies ist eine Umformulierung von Fakt.

Es kann dabei aber durchaus sein, dass die Nullstellenmenge einen Häufungspunkt in besitzt, siehe Aufgabe.



Korollar  

Es sei eine zusammenhängende offene Teilmenge und seien holomorphe Funktionen. Die Übereinstimmungsmenge von und , also besitze einen Häufungspunkt in .

Dann ist .

Beweis  

Dies folgt direkt aus Fakt, wenn man die Differenz betrachtet.