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Kurs:Analysis (Osnabrück 2021-2023)/Teil I/Vorlesung 9/latex

Aus Wikiversity

\setcounter{section}{9}






\zwischenueberschrift{Reihen}

Wir haben in der fünften Vorlesung gesagt, dass man eine Dezimalentwicklung, also eine \zusatzklammer {unendliche} {} {} Ziffernfolge mit Ziffern zwischen \mathkor {} {0} {und} {9} {} als eine wachsende Folge von rationalen Zahlen auffassen kann. Dabei hat die $n$-te Nachkommastelle
\mathl{z_{-n}}{} die Bedeutung, dass
\mathl{z_{-n} \cdot 10^{-n}}{} zur vorhergehenden Approximation hinzu zu addieren ist. Die Ziffernfolge gibt also \zusatzklammer {mit der inversen Zehnerpotenz} {} {} direkt die Differenz der Folgenglieder an, und die Folgenglieder ergeben sich durch Aufsummieren dieser Differenzen. Diese Sichtweise führt zum Begriff der Reihe.


\inputdefinition
{}
{

Es sei
\mathl{{ \left( a_k \right) }_{k \in \N }}{} eine \definitionsverweis {Folge}{}{} von \definitionsverweis {komplexen Zahlen}{}{.} Unter der \definitionswort {Reihe}{}
\mathl{\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k }}{} versteht man die Folge
\mathl{{ \left( s_n \right) }_{n \in \N }}{} der \definitionswort {Partialsummen}{}
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{s_n }
{ =} { \sum_{ k = 0}^n a_{ k } }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Falls die Folge
\mathl{{ \left( s_n \right) }_{n \in \N }}{} \definitionsverweis {konvergiert}{}{,} so sagt man, dass die \definitionswort {Reihe konvergiert}{.} In diesem Fall schreibt man für den \definitionsverweis {Grenzwert}{}{} ebenfalls
\mathdisp {\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k }} { }
und nennt ihn die \definitionswort {Summe}{} der Reihe.

} Alle Begriffe für Folgen übertragen sich auf Reihen, indem man eine Reihe
\mathl{\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k }}{} als Folge der Partialsummen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ s_n }
{ = }{ \sum_{ k = 0}^n a_{ k } }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} auffasst. Wie schon bei Folgen kann es sein, dass die Summation nicht bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{k }
{ = }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} sondern bei einer anderen Zahl beginnt.




\inputbeispiel{}
{

Wir wollen die Reihe
\mathdisp {\sum_{k=1}^\infty { \frac{ 1 }{ k(k+1) } }} { }
berechnen, wozu wir zuerst eine Formel für die $n$-te Partialsumme angeben. Es ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{s_n }
{ =} { \sum_{k = 1}^n { \frac{ 1 }{ k(k+1) } } }
{ =} {\sum_{k = 1}^n { \left( { \frac{ 1 }{ k } } - { \frac{ 1 }{ k+1 } } \right) } }
{ =} {1- { \frac{ 1 }{ n+1 } } }
{ =} { { \frac{ n }{ n+1 } } }
} {}{}{.} Diese Folge konvergiert gegen $1$, sodass die Reihe konvergiert und ihre Summe gleich $1$ ist.


}







\bild{ \begin{center}
\includegraphics[width=5.5cm]{\bildeinlesung {Oresme-Nicole.jpg} }
\end{center}
\bildtext {Nikolaus von Oresme (1330-1382) bewies, dass die harmonische Reihe divergiert.} }

\bildlizenz { Oresme-Nicole.jpg } {} {Leinad-Z} {Commons} {PD} {}




\inputbeispiel{}
{

Die \definitionswort {harmonische Reihe}{} ist die Reihe
\mathdisp {\sum^\infty_{k = 1} { \frac{ 1 }{ k } }} { . }
Es geht also um die \anfuehrung{unendliche Summe}{} der Stammbrüche
\mathdisp {1 + { \frac{ 1 }{ 2 } } + { \frac{ 1 }{ 3 } } + { \frac{ 1 }{ 4 } } + { \frac{ 1 }{ 5 } } + { \frac{ 1 }{ 6 } } + { \frac{ 1 }{ 7 } } + { \frac{ 1 }{ 8 } } + \ldots} { . }
Diese Reihe divergiert: Für die $2^{n}$ Zahlen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ k }
{ = }{ 2^n +1 , \ldots , 2^{n+1} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \sum_{k = 2^n+1}^{ 2^{n+1} } \frac{1}{k} }
{ \geq} { \sum_{k = 2^n+1}^{ 2^{n+1} } \frac{1}{2^{n+1} } }
{ =} { 2^n \frac{1}{2^{n+1} } }
{ =} { \frac{1}{2} }
{ } { }
} {}{}{.} Daher ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \sum_{k = 1}^{ 2^{n+1} } \frac{1}{k} }
{ =} {1+ \sum_{i = 0}^n \left( \sum_{k = 2^{i} +1 }^{ 2^{i+1} } \frac{1}{k} \right)}
{ } { }
{ \geq} {1 + (n+1) \frac{1}{2} }
{ } { }
} {}{}{.} Damit ist die Folge der Partialsummen \definitionsverweis {unbeschränkt}{}{} und kann nach Lemma 5.10 nicht \definitionsverweis {konvergent}{}{} sein.


}






\bild{ \begin{center}
\includegraphics[width=5.5cm]{\bildeinlesung {Harmonischebrueckerp.jpg} }
\end{center}
\bildtext {Aus der Divergenz der harmonischen Reihe folgt, dass man einen beliebig weiten Überhang mit gleichförmigen Bauklötzen bauen kann.} }

\bildlizenz { Harmonischebrueckerp.jpg } {} {Anton} {de Wikipedia} {CC-by-sa 2.5} {}


\inputfaktbeweis
{Komplexe Zahlen/Reihe/Cauchykriterium/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es sei
\mathdisp {\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k }} { }
eine \definitionsverweis {Reihe}{}{} von \definitionsverweis {komplexen Zahlen}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann ist die Reihe genau dann \definitionsverweis {konvergent}{}{,} wenn das folgende \stichwort {Cauchy-Kriterium} {} erfüllt ist: Zu jedem
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \epsilon }
{ > }{0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} gibt es ein $n_0$ derart, dass für alle
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ \geq }{m }
{ = }{ n_0 }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} die Abschätzung
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \betrag { \sum_{k = m}^n a_k } }
{ \leq} { \epsilon }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} gilt.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{ Siehe Aufgabe 9.6. }


\inputfaktbeweis
{Komplexe Zahlen/Reihe/Rechenregeln/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es seien
\mathdisp {\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k } \text{ und } \sum_{ k = 0}^\infty b_{ k }} { }
\definitionsverweis {konvergente Reihen}{}{} von \definitionsverweis {komplexen Zahlen}{}{} mit den Summen \mathkor {} {s} {und} {t} {.}}
\faktuebergang {Dann gelten folgende Aussagen.}
\faktfolgerung {\aufzaehlungzwei {Die Reihe
\mathl{\sum_{ k = 0}^\infty c_{ k }}{} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{c_n }
{ = }{ a_n+b_n }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist ebenfalls konvergent mit der Summe
\mathl{s+t}{.} } {Für
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \lambda }
{ \in }{ {\mathbb C} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist auch die Reihe
\mathl{\sum_{ k = 0}^\infty d_{ k }}{} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{d_n }
{ = }{ \lambda a_n }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} konvergent mit der Summe $\lambda s$. }}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{ Siehe Aufgabe 9.7. }





\inputfaktbeweis
{Komplexe Zahlen/Reihenkonvergenz/Nullkonvergenz der Summanden/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es sei
\mathdisp {\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k }} { }
eine \definitionsverweis {konvergente}{}{} \definitionsverweis {Reihe}{}{} von \definitionsverweis {komplexen Zahlen}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \lim_{k \rightarrow \infty} a_k }
{ =} { 0 }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Dies folgt direkt aus Lemma 9.4.

}


Es ist also eine notwendige Bedingung für die Konvergenz einer Reihe, dass die Reihenglieder eine Nullfolge bilden. Diese Bedingung ist nicht hinreichend, wie die \stichwort {harmonische Reihe} {} zeigt.

Die folgende Aussage heißt \stichwort {Leibnizkriterium für alternierende Reihen} {.}




\inputfaktbeweis
{Reihen/Reelle Zahlen/Leibnizkriterium/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {Es sei
\mathl{{ \left( x_k \right) }_{k \in \N }}{} eine fallende \definitionsverweis {Nullfolge}{}{} von nichtnegativen \definitionsverweis {reellen Zahlen}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann \definitionsverweis {konvergiert}{}{} die \definitionsverweis {Reihe}{}{}
\mathl{\sum_{ k= 0}^\infty (-1)^k x_k}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Wir setzen
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{s_n }
{ =} { \sum_{ k = 0}^n (-1)^{k} x_k }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Wir betrachten die Teilfolge mit geradem Index. Für jedes $n$ gilt wegen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ x_{2n+2} }
{ \leq }{ x_{2n +1} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} die Beziehung
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ s_{2(n+1)} }
{ =} { s_{2n} - x_{2n+1} + x_{2n+2} }
{ \leq} { s_{2n} }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{,} d.h. diese Teilfolge ist fallend. Ebenso ist die Folge der ungeraden Teilsummen wachsend. Es gelten die Abschätzungen
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{s_0 }
{ \geq} { s_{2n} }
{ \geq} { s_{2n-1} }
{ \geq} { s_1 }
{ } { }
} {}{}{.} Daher sind die beiden Teilfolgen fallend und \definitionsverweis {nach unten beschränkt}{}{} bzw. wachsend und \definitionsverweis {nach oben beschränkt}{}{,} und daher wegen Korollar 7.1 \definitionsverweis {konvergent}{}{.} Wegen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ s_{2n}-s_{2n-1} }
{ = }{ x_{2n} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \lim_{n \rightarrow \infty} x_n }
{ = }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} stimmen die Grenzwerte überein.

}







\zwischenueberschrift{Absolute Konvergenz}




\inputdefinition
{}
{

Eine \definitionsverweis {Reihe}{}{}
\mathdisp {\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k }} { }
von \definitionsverweis {komplexen Zahlen}{}{} heißt \definitionswort {absolut konvergent}{,} wenn die Reihe
\mathdisp {\sum_{ k = 0}^\infty \betrag { a_k }} { }
\definitionsverweis {konvergiert}{}{.}

}





\inputfaktbeweis
{Reihen/Absolute Konvergenz und Konvergenz/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {}
\faktvoraussetzung {Eine \definitionsverweis {absolut konvergente}{}{} \definitionsverweis {Reihe}{}{} von \definitionsverweis {komplexen Zahlen}{}{}}
\faktfolgerung {\definitionsverweis {konvergiert}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \epsilon }
{ > }{0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} vorgegeben. Wir wenden das Cauchy-Kriterium an. Aufgrund der \definitionsverweis {absoluten Konvergenz}{}{} gibt es ein $n_0$ derart, dass für alle
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ \geq }{m }
{ \geq }{n_0 }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} die Abschätzung
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \betrag { \sum_{k = m}^n \betrag { a_k } \, } }
{ =} { \sum_{k = m}^n \betrag { a_k } }
{ \leq} { \epsilon }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} gilt. Daher ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \betrag { \sum_{k = m}^n a_k } }
{ \leq} { \betrag { \sum_{k = m}^n \betrag { a_k } \, } }
{ \leq} { \epsilon }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{,} was die \definitionsverweis {Konvergenz}{}{} bedeutet.

}





\inputbeispiel{}
{

Eine konvergente Reihe muss nicht \definitionsverweis {absolut konvergieren}{}{,} d.h. Satz 9.9 lässt sich nicht umkehren. Aufgrund des Leibnizkriteriums konvergiert die \stichwort {alternierende harmonische Reihe} {}
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \sum_{n = 1}^\infty \frac{ (-1)^{n+1} }{n} }
{ =} { 1 - \frac{1}{2} + \frac{1}{3} - \frac{1}{4} + \frac{1}{5} - \ldots }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{,} und zwar ist ihr Grenzwert $\ln 2$, was wir hier aber nicht beweisen. Die zugehörige absolute Reihe ist aber die harmonische Reihe, die nach Beispiel 9.3 divergiert.


}

Die folgende Aussage heißt das \stichwort {Majorantenkriterium} {.}




\inputfaktbeweis
{Reihen/Majorantenkriterium/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {}
\faktvoraussetzung {Es sei
\mathl{\sum_{ k = 0}^\infty b_{ k }}{} eine \definitionsverweis {konvergente Reihe}{}{} von \definitionsverweis {reellen Zahlen}{}{} und
\mathl{{ \left( a_k \right) }_{k \in \N }}{} eine \definitionsverweis {Folge}{}{} \definitionsverweis {komplexer Zahlen}{}{} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \betrag { a_k } }
{ \leq }{ b_k }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} für alle $k$.}
\faktfolgerung {Dann ist die Reihe
\mathdisp {\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k }} { }
\definitionsverweis {absolut konvergent}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Das folgt direkt aus dem Cauchy-Kriterium.

}





\inputbeispiel{}
{

Wir wollen bestimmen, ob die Reihe
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \sum_{k = 1}^\infty { \frac{ 1 }{ k^2 } } }
{ =} { 1 + { \frac{ 1 }{ 4 } } + { \frac{ 1 }{ 9 } } + { \frac{ 1 }{ 16 } } + { \frac{ 1 }{ 25 } } + \ldots }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} konvergiert oder nicht. Dazu ziehen wir das Majorantenkriterium und Beispiel 9.2 heran, wo wir die Konvergenz von
\mathl{\sum_{k = 1}^n { \frac{ 1 }{ k(k+1) } }}{} gezeigt haben. Für
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{k }
{ \geq }{2 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ { \frac{ 1 }{ k^2 } } }
{ \leq} { { \frac{ 1 }{ k(k-1) } } }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Daher konvergiert
\mathl{\sum_{k=2}^\infty { \frac{ 1 }{ k^2 } }}{} und somit auch
\mathl{\sum_{k=1}^\infty { \frac{ 1 }{ k^2 } }}{.} Über den Wert der Summe ist damit noch nichts gesagt. Mit deutlich aufwändigeren Methoden \zusatzklammer {siehe Korollar 23.11 (Maß- und Integrationstheorie (Osnabrück 2022-2023))} {} {} kann man zeigen, dass diese Summe gleich
\mathl{{ \frac{ \pi^2 }{ 6 } }}{} ist.


}






\zwischenueberschrift{Die geometrische Reihe und das Quotientenkriterium}






\bild{ \begin{center}
\includegraphics[width=5.5cm]{\bildeinlesung {Geometric_series_14_square.svg} }
\end{center}
\bildtext {Dieses Bild veranschaulicht das Verhalten der geometrischen Reihe zu
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{x }
{ = }{ { \frac{ 1 }{ 4 } } }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Die Grundseite des Quadrates sei $2$, dann passt die geometrische Reihe dreimal in dieses Quadrat rein. Der jeweilige Flächeninhalt der drei Reihen ist ${ \frac{ 4 }{ 3 } }$.} }

\bildlizenz { Geometric series 14 square.svg } {} {Melchoir} {Commons} {CC-by-sa 3.0} {}


Die Reihe
\mathl{\sum_{ k = 0}^\infty z^k}{} heißt \stichwort {geometrische Reihe} {} zu
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{z }
{ \in }{ {\mathbb C} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} es geht also um die Summe
\mathdisp {1+z+z^2+z^3+ \ldots} { . }
Die Konvergenz hängt wesentlich vom Betrag von $z$ ab.




\inputfaktbeweis
{Geometrische Reihe/Komplex/Konvergenzbeschreibung/Fakt}
{Satz}
{}
{

Für alle \definitionsverweis {komplexen Zahlen}{}{} $z$ mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \betrag { z } }
{ < }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} konvergiert die Reihe
\mathl{\sum^\infty_{k = 0} z^k}{} \definitionsverweis {absolut}{}{} und es gilt
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \sum^\infty_{k = 0} z^k }
{ =} { { \frac{ 1 }{ 1-z } } }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}

}
{

Für jedes $z$ gilt die Beziehung
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ (z-1) { \left( \sum_{ k = 0}^n z^k \right) } }
{ =} { z^{n+1} -1 }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} und daher gilt für die \definitionsverweis {Partialsummen}{}{} die Beziehung \zusatzklammer {bei
\mavergleichskettek
{\vergleichskettek
{z }
{ \neq }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{}} {} {}
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ s_n }
{ =} { \sum_{ k = 0}^n z^k }
{ =} { { \frac{ z^{n+1} -1 }{ z-1 } } }
{ } { }
{ } {}
} {}{}{.} Für
\mathl{n \rightarrow \infty}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \betrag { z } }
{ < }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} \definitionsverweis {konvergiert}{}{} dies wegen Aufgabe 8.16 und Satz 8.10 gegen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ { \frac{ -1 }{ z-1 } } }
{ = }{ { \frac{ 1 }{ 1-z } } }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}

}


Die folgende Aussage heißt \stichwort {Quotientenkriterium} {.}




\inputfaktbeweis
{Komplexe Reihe/Quotientenkriterium/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {Es sei
\mathdisp {\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k }} { }
eine \definitionsverweis {Reihe}{}{} von \definitionsverweis {komplexen Zahlen}{}{.}}
\faktvoraussetzung {Es gebe eine \definitionsverweis {reelle Zahl}{}{} $q$ mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{0 }
{ \leq }{q }
{ < }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und ein $k_0$ mit
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \betrag { \frac{a_{k+1} }{a_k} } }
{ \leq} { q }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} für alle
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{k }
{ \geq }{ k_0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} \zusatzklammer {Insbesondere sei
\mavergleichskettek
{\vergleichskettek
{a_k }
{ \neq }{0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} für
\mavergleichskettek
{\vergleichskettek
{k }
{ \geq }{k_0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{}} {} {.}}
\faktfolgerung {Dann konvergiert die Reihe
\mathl{\sum_{ k = 0}^\infty a_{ k }}{} \definitionsverweis {absolut}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Die Konvergenz\zusatzfussnote {Wohl aber die Summe} {.} {} ändert sich nicht, wenn man endlich viele Glieder ändert. Daher können wir
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{k_0 }
{ = }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} annehmen. Ferner können wir annehmen, dass alle $a_k$ \definitionsverweis {nichtnegative}{}{} \definitionsverweis {reelle Zahlen}{}{} sind. Es ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{a_k }
{ =} { \frac{a_k}{a_{k-1} } \cdot \frac{a_{k-1} }{a_{k-2} } { \cdots } \frac{a_1}{a_{0} } \cdot a_0 }
{ \leq} {a_0 q^k }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Somit folgt die Konvergenz aus dem Majorantenkriterium und der Konvergenz der \definitionsverweis {geometrischen Reihe}{}{.}

}





\inputbeispiel{}
{






\bild{ \begin{center}
\includegraphics[width=5.5cm]{\bildeinlesung {KochFlake.svg} }
\end{center}
\bildtext {} }

\bildlizenz { KochFlake.svg } {} {Wxs} {Commons} {CC-by-sa 3.0} {}

Unter den \stichwort {Kochschen Schneeflocken} {} versteht man die Folge $K_n$ der folgendermaßen rekursiv definierten ebenen Figuren: Die Ausgangsfigur $K_0$ ist ein gleichseitiges Dreieck. Die Figur
\mathl{K_{n+1}}{} entsteht aus $K_n$, indem man in jeder Begrenzungskante von $K_n$ das mittlere Drittel durch die beiden Schenkel eines darauf aufgesetzten nach außen gerichteten gleichmäßigen Dreiecks ersetzt.

Es sei $A_n$ der Flächeninhalt und $L_n$ die Länge des Randes der $n$-ten Kochschen Schneeflocke. Wir wollen zeigen, dass die Folge $A_n$ \definitionsverweis {konvergiert}{}{} und die Folge $L_n$ bestimmt gegen $\infty$ \definitionsverweis {divergiert}{}{.}

Die Anzahl der Kanten von $K_n$ ist
\mathl{3 \cdot 4^n}{,} da bei jedem Unterteilungsschritt eine Kante durch vier Kanten ersetzt wird, deren Länge
\mathl{1/3}{} der Länge der Vorgängerkante ist. Es sei $r$ die Seitenlänge des gleichseitigen Ausgangsdreiecks. Dann besteht $K_n$ aus
\mathl{3 \cdot 4^n}{} Kanten der Länge
\mathl{r { \left( { \frac{ 1 }{ 3 } } \right) }^n}{} und die Gesamtlänge der Kanten von $K_n$ ist gleich
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{L_n }
{ =} {3 \cdot 4^n r { \left( { \frac{ 1 }{ 3 } } \right) }^n }
{ =} {3 r { \left( { \frac{ 4 }{ 3 } } \right) }^n }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Wegen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ { \frac{ 4 }{ 3 } } }
{ > }{ 1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} divergiert dies gegen $\infty$.

Beim Übergang von $K_{n}$ nach
\mathl{K_{n+1}}{} kommt für jede Kante ein neues Dreieck mit gedrittelter Seitenlänge hinzu. Der Flächeninhalt eines gleichseitigen Dreiecks mit Seitenlänge $s$ ist
\mathl{{ \frac{ \sqrt{3} }{ 4 } } s^2}{} (Grundseite mal Höhe durch $2$). Im Schritt von
\mathl{K_{n}}{} nach
\mathl{K_{n+1}}{} kommen somit
\mathl{3 \cdot 4^{n}}{} Dreiecke mit dem Flächeninhalt
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ { \frac{ \sqrt{3} }{ 4 } } { \left( { \frac{ 1 }{ 3 } } \right) }^{2(n+1)} r^2 }
{ = }{ { \frac{ \sqrt{3} }{ 4 } } r^2 { \left( { \frac{ 1 }{ 9 } } \right) }^{n+1} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} hinzu. Daher ist der Gesamtflächeninhalt von $K_n$ gleich
\mavergleichskettealignhandlinks
{\vergleichskettealignhandlinks
{ }
{ \,} { { \frac{ \sqrt{3} }{ 4 } } r^2 \left( 1 + 3 { \frac{ 1 }{ 9 } } + 12 \left({ \frac{ 1 }{ 9 } }\right)^2 + 48 \left({ \frac{ 1 }{ 9 } }\right)^3 + \cdots + 3\cdot 4^{n-1} \left({ \frac{ 1 }{ 9 } }\right)^{n} \right) }
{ =} { { \frac{ \sqrt{3} }{ 4 } } r^2 \left( 1 + { \frac{ 3 }{ 4 } } \left ({ \frac{ 4 }{ 9 } } \right)^1 + { \frac{ 3 }{ 4 } } \left({ \frac{ 4 }{ 9 } }\right)^2 + { \frac{ 3 }{ 4 } } \left({ \frac{ 4 }{ 9 } }\right)^3 + \cdots + { \frac{ 3 }{ 4 } } \left({ \frac{ 4 }{ 9 } }\right)^{n} \right) }
{ } { }
{ } { }
} {} {}{.} Wenn wir hinten die erste $1$ und den Faktor
\mathl{{ \frac{ 3 }{ 4 } }}{} ignorieren, was die Konvergenzeigenschaft nicht ändert, so steht in der Klammer die Partialsumme einer geometrischen Reihe zu ${ \frac{ 4 }{ 9 } }$, welche konvergiert.


}