Die Modallogik beschäftigt sich mit der Logik der Notwendigkeit und Möglichkeit und allgemeiner mit Modalitäten von Aussagen. Sie baut auf der Aussagenlogik auf. Während diese die logische Abhängigkeit von mittels aussagenlogischer Junktoren definierten Ausdrücken in den Aussagenvariablen studiert, und für eine Aussagenvariable nur die beiden Wahrheitswerte wahr oder falsch kennt, erlaubt die Modallogik, auch modalisierte Aussagenvariablen zu untersuchen. Modalisierte Aussagen kommen häufig vor, typische Beispiele sind:
gilt notwendigerweise.
Es ist moralisch geboten, dass gilt.
Ich möchte, dass gilt.
Ich weiß, dass gilt.
ist beweisbar.
gilt überall (in allen Fällen, in allen Welten).
Die Negationen dieser Aussagen sind
(es ist nicht der Fall, dass ...)
gilt nicht notwendigerweise.
Es ist moralisch nicht geboten, dass gilt.
Ich möchte nicht, dass gilt
(im Sinne von, es ist mir egal).
Ich weiß nicht, ob gilt.
ist nicht beweisbar.
gilt nicht überall (nicht in allen Fällen, nicht in allen Welten).
Man kann aber auch die gleiche Modalität auf die Negation zu anwenden, das ergibt.
gilt notwendigerweise.
Es ist moralisch geboten, dass gilt
(also ist moralisch verwerflich/verboten).
Ich möchte, dass gilt.
Ich weiß, dass gilt.
ist beweisbar.
gilt überall (in allen Fällen, in allen Welten), also gilt nirgendwo.
Diesen Aussagen können wiederum als Ganzes negiert werden.
Es ist nicht der Fall, dass notwendigerweise gilt.
Es ist nicht moralisch geboten, dass gilt.
Ich möchte nicht, dass gilt.
Ich weiß nicht, dass gilt.
ist nicht beweisbar.
gilt nicht überall (nicht in allen Fällen).
Davon sind die folgenden Aussagen Paraphrasierungen.
gilt möglicherweise.
ist (moralisch) erlaubt.
Ich kann akzeptieren.
Ich kann von meinem Wissen her nicht ausschließen, dass gilt
( ist denkbar).
ist nicht ausschließbar.
Es gibt Fälle bzw. Welten, wo gilt.
Wenn man die zu Beginn genannten Modalitäten mit
(Notwendigkeit)
bezeichnet, so haben wir nach die Varianten , , aufgelistet, und die letzte Variante konnten wir durch eine neue Modalität
(Möglichkeit)
ausdrücken, nämlich
Möglich bedeutet also, dass das Gegenteil nicht notwendig ist, erlaubt bedeutet, dass das Gegenteil nicht verpflichtend ist, u.s.w. Diese Äquivalenz wird etwas weniger verschachtelt, wenn man sie als
schreibt. Dass etwas nicht erlaubt ist bedeutet, dass das Gegenteil davon verpflichtend ist. In der formalen Modallogik untersucht man strukturelle Gesetzmäßigkeiten von Aussagen, die durch einen Operator modalisiert werden können. Philosophisch relevante Interpretationen sind die Notwendigkeitslogik, die Deontik
(Moral, Recht),
epistemische Logik
(Wissen),
Beweisbarkeitslogik. In der letzten Vorlesung haben wir in
Bemerkung 23.7
für das einstellige Ableitungsprädikat einige strukturelle Eigenschaft formuliert. Wenn man dabei als „ ist beweisbar“ liest und als schreibt, wobei nicht weiter hinterfragt wird und als Aussagenvariable aufgefasst wird, so kann man diese Eigenschaften modallogisch untersuchen.
Zu einer Menge von
Aussagenvariablen besteht die
modallogische Sprache
aus diesen Aussagenvariablen, aus allen rekursiv-konstruierbaren aussagenlogischen Verknüpfungen und aus allen rekursiv-konstruierbaren Ausdrücken der Form .
Wie im aussagelogischen Kontext arbeiten wir mit , wobei wir auch die Symbole
und
in ihrer üblichen Bedeutung als Abkürzungen verwenden. Wir verzichten auch auf Klammern, um die Lesbarkeit der Ausdrücke zu erhöhen. Ein weiteres wichtiges sekundäres Symbol ist . Es wird als
eingeführt. Wir lesen als „ ist notwendig“ und als „ ist möglich“.
(5) ergibt sich aus der aussagenlogischen Tautologie
und Teil (1).
Die erste der eben bewiesenen Eigenschaften der -Modallogik bedeutet insbesondere, dass man in der Reichweite eines Notwendigkeitsoperators einen Ausdruck durch einen jeden aussagenlogisch äquivalenten Ausdruck ersetzen kann.
Einige modallogische Axiomenschemata
Wir besprechen einige modallogischen Axiomenschemata, die über das -System hinausgehen. Die inhaltliche Relevanz der Systeme ist sehr unterschiedlich.
Dies ergibt keine interessante Modallogik, da einfach jede Aussage der Form gilt, auch dann, wenn eine Kontradiktion ist, und jede Aussage der Form nicht gilt.
Dies bedeutet also , es muss also die Aussage oder ihre Negation möglich sein, oder beides. Man spricht auch vom Seriellitätsaxiom oder -Axiom. Die Bezeichnung kommt von deontisch. Was verpflichtend ist, sollte insbesondere erlaubt sein.
Das Möglichkeitsaxiom bedeutet, dass es mindestens eine Vorstellungswelt gibt und das Phantasiearmutsaxiom bedeutet, dass es höchstens eine Vorstellungswelt gibt. Solche Charakterisierungen werden wir später im Rahmen der semantischen Interpretation mit gerichteten Graphen präzisieren.