Benutzer:Lyubimova

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Yulia Lyubimova[Bearbeiten]

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Seminar: Bildung und Ansprüche an die kulturelle Identität im Zeitalter der Globalisierung WS 2011/2012

Dozentin: Eva Sondershaus, M.A.

Studium: Universität Augsburg, Master mit Hauptfach Deutsch als Fremd-/Zweitsprache und Nebenfach Interkulturelles Lernen


Einleitung[Bearbeiten]

In der modernen Welt lernen Menschen immer häufiger mindestens zwei oder gar mehr Fremdsprachen,
weshalb es bei Lernern zur Interaktion zwischen mehreren Sprachkenntnissen und Spracherfahrungen kommt.
Die Muttersprache wird somit nicht zum einzigen Bezugspunkt.
Zurzeit entstehen zwischen den Sprachen mehrfache Vernetzungen.
Was geschieht eigentlich, wenn im Deutschen russische Intonation realisiert wird?
Warum versteht uns der Muttersprachler manchmal nicht, auch wenn wir alles richtig gesagt haben?
Was mache ich doch falsch?

Hypothese[Bearbeiten]

Die Muttersprache legt die fundamentalen sprachlichen Voraussetzungen für das Lernen und so beeinflusst sie auch den Erwerb einer Fremdsprache.

„Interferenz bei der Erlernung einer Fremdsprache“[Bearbeiten]

Der Begriff Interferenz ist eigentlich ein Terminus aus der Physik, genauer gesagt der Wellenlehre. Von der Physik fand der Interferenzbegriff seinen Eingang in die Lernpsychologie, Linguistik sowie Fremdsprachendidaktik. Der Interferenzbergriff umfasst demnach sowohl den Prozess, in dem ein Sprecher einen Normverstoß begeht, weil er Strukturen einer Sprache auf eine andere überträgt, als auch das Ergebnis dieses Prozesses, das in Grammatik, Lexik, Phonetik vorkommt. Bei moderneren Autoren kann man etwa andere Bezeichnung von der Interferenz finden, bei der keine Normen verletzt werden, sondern bei der bestehende Tendenzen durch Einflüsse einer anderen Sprache verstärkt werden können. Vor allem in der wissenschaftlichen Untersuchung des Fremdsprachenerwerbs wird Interferenz allerdings meist als Ursache von Fehlern angesehen, die nicht zu Normverstößen wird, und dann auch als Transferenz bzw. Transfer bezeichnet wird.

In der Sprachwissenschaft führen viele Autoren den Begriff der Interferenz auf die Prager Schule zurück. In der Prager Schule grundlegend waren die Forschungen von Ferdinand de Saussure, wo die Sprache als ein System funktioneller formaler Elemente wie Phoneme, Morpheme, Wörter, Phrasen, Sätze sowie Texte zur Schaffung von Kommunikation verstanden wird. Die Russen waren führende Mitglieder des Prager Linguistenkreises, solche wie Roman Jakobson und Nikolai Trubetzkoy.

Interferenz kommt immer dann vor, wenn Elemente aus einer Sprache in eine andere übertragen werden.

Es ist aber sehr wichtig drei verschiedene Richtungen von Interferenz zu beachten:

~ wenn man Fremdes in seine Muttersprache bringt;

~ wenn man Muttersprachliches in eine Fremdsprache bringt;

~ wenn man Fremdsprachliches in eine andere Zweit-Fremdsprache bringt.


Aber nicht mehr weniger zu beachten sind auch verschiedene Arten der Interferenz:
~ negative und positive Interferenz;

~ Kulturelle Interferenz;

~ phonetische, morphologische, grammatische Interferenz.

„Probleme der phonetischen Interferenz und daraus entstehende Probleme bei der Kommunikation“[Bearbeiten]

Da die Interferez fast in allen Spracherlernungsbereichen zu treffern ist, will ich mich mit mehr konkretem und engerem Thema beschäftigen und zwar Phonetischen Interferenz beim Fremdsprachenlerenen (am Beispiel Deutsch-Russisch).

Bogoroditzkij schreibt in seinem Artikel „Sprachfehler der Deutschen im Russischen und der Russen im Deutschen“ (1927, Berlin):

„Wenn man in die Lage kommt, sich einer fremden Sprache bedienen zu müssen, die man nicht genügend beherrscht, so schleichen sich in die Rede natürlicherweise gewisse Unrichtigkeiten ein. Abgesehen von Mängeln der Aussprache lassen sich dieselben auf zwei Haupttypen zurückführen:

1. fehlerhafte Formen, analog denjenigen der Muttersprache gebildet...,

2. fehlerhafte Bildungen, den Formen der fremden Sprache angepasst...“

Einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der interferierenden Wirkung der Muttersprache auf die Fremdsprache kann die kontrastive Phonetik leisten. Kontrastive Phonetik als Vergleich der phonologischen Gegebenheiten zweier Silben beinhaltet sowohl einen typologischen Aspekt als auch einen didaktischen Aspekt. Man kann phonetische Interferenz mit Hilfe der kontrastiven Phonetik erforschen.

Es geht bei dieser Methode um den Verweis auf die Unterschiede im segmentalen und suprasegmentalen Bereich der Sprachen und um das gezielte Einüben problematischer Segmente und Suprasegmente im Deutschen, die den sogenannten fremden Akzent verursachen und die Kommunikation erschweren. Um interferierender Einfluss der russischen Sprache zu vermeiden, muss man mehrere Unterschiede und Merkmalein folgende Aspekte beachten und akzeptieren:

~ im Vokalsystem[Bearbeiten]

1. Verteilung der Energie in der Silbe.


Wenn man auf Deutsch spricht und energischer letztes Drittel auspricht, so entsteht der russische Akzent.


2. Im russischen Vokalsystem gibt es weniger Oppositionen als im Deutschen Vokalsystem:

~ die Opposition nach dem Grad der Zungenhebung (hintere, mittlere und obere);

~ die Opposition nach dem Zungenhebung in horizontaler Richtung;

~ Vokale können labialisiert/nicht labialisiert sein.

Diese drei Arten der Oppositionen sind für Russische und Deutsche Sprache aktuell, weiter kommen die Oppositionen, die nur für deutsche Sprache gelten:

~ lange/kurze Vokale;

~ offene/geschlossene Vokale;

~ gleitend/nicht gleitend (für Diphtonge und Monophtonge).

3. Im Gegensatz zum Russischen sind im Deutschen Vokale deutlich zu unterscheiden, weil die Vokaldauer im Deutschen phonologische Opposition ergibt, z.B. Staat – Stadt, Beeren – Bären. Im Russischen gibt es keine phonologischen Wortoppositionen, die auf unterschedlicher Vokaldauer beruhen.

4. Die deutschen langen Vokale sind geschlossen, d.h. sie werden bei einer geringeren Mundöffnung ausgesprochen, und die kurze offen, z.B. Beet – Bett, fühlen – füllen. Zwei Vokale [a:] und [E:] bilden eine Ausnahme von dieser Regel, weil sie lang und offen sind.

5. Die russischen Vokale werden diphtongiert ausgesprochen, weil die Sprechorgane ihre Einstellung bei der Vokalbildung ein wenig verändern. De deutschen Vokale dind Monophtonge, d.h. sie werden mit starker Muskelspannung der Artikulationsorgane erzeugt, daher bleibt der deutsche Vokal vom Anfang bis zum Ende der Artikulation unverändert, z.B. Mode [o:], und russische [o] im Wort мода [мо(а)дъ].

6. Wen ein deutsches Wort oder Silbe mit einem Vokal beginnt, gibt es am Anfang der Vokalartikulation einen Knacklaut, der infolge der Sprengung des Stimmbänderverschlusses entsteht, z.B. im Wort aber. Die deutschen Vokale haben im Wort- und Silbenanlaut den Neueinsatz. Die russischen Vokale werden in allen Positionen mit dem weichen Einsatz ausgesprochen.

7. Auch ganz wichtig ist das, dass es bei der Erzeugung der deutschen Vokale immer die Zungenspitzekontaktstellung gibt. Bei der Aussprache der russischen Vokale wird die ganze Zunge meistens nach hinter gezogen und entfernt sich von den unteren Schneidezähnen.

8. Die russischen Vokale sind rein und haben keinen nsaen Beiklang wie die deutschen. Bei der Bildung der russschen Vokale strömt die Ausatmungsluft durch den Mund aus, das Gaumensegel sperrt den Nasenraum vom Mundraum ab. Bei der Aussprache der deutschen Vokalen wird das Gaumensegel auch gehoben, aber es schliesst die Nase unvollständig ab, deshalb entweicht die Luft nicht nur durch den Mund,sondern auch durch die Nase, daher werden die deutschen Vokale teilweise nasaliert.

9. Bei der Aussprache der deutschen labialisierten geschlossenen Vokale werden die Lippen stärker gerundet und vorgestülpt, als bei der Bildung der russischen Vokale. Bei der Artikulation der deutschen nicht labialisierten Vokale werden die Lippen locker von den Zähnen abgehoben und bilden einen Mundvorhof. Die russischen nicht labialisierten Vokale werden ohne Mundvorhof gebildet wobei die Lippen die Zähne berühren.

Das russische Vokalsystem ist dabei nicht einfacher als das deutsche Vokalsystem. Im Russuschen gibt es mehr Allophone der Vokalphoneme, die von Muttersprachler realisiert werden können. Die erste Art des phonetischen Lautwechsels hängt mit dem Wortakzent zusammen. In unbetonten Silben geraten die Phonemen in schwache Position und werden im Russischen quantitativ und qualitativ reduziert, im Deutschen verlieren die Vokalen ihre Qualität und Quantität nicht. Bei der praktischen Aneignung der deutschen Aussprache kommt es häufig vor, dass man die Sprechgewöhnheiten des russischen unbetonten Vokalismus auf Deutsche übertragen. Die Ursache für diese Fehlleistung liegt also bei der gewohnten undeutlichen Artikulation der russischen unbetonten Vokale. Zum Abhilfe von disem Fehler muss man die Aussprache von unbetonten Vokalen in mehrsilbigen internationalen Wörtern aus dem Russischen und dem Deutschen vergleichenund einüben, z.B. Roman - роман, Kompliment – комплимент. Ausserdem palatalisieren russische Vokale die Nachbarkonsonante.

~ im Konsonantsystem[Bearbeiten]

1. Im russischen Konsonstensystem gibt es mehr Phoneme, weil es im Russischen die Oppositionen gibt. Das kann man ganz gut auf den Tabellen unten sehen:


2. Bei der Aussprache der deutschen stimmlosen Konsonanten ist die Artikulatonsmuskulatur bedeutend stärker gespannt, und der Ausatmungsdruck ist bedeutend intensiver, als bei der Erzeigung der russischen stimmlosen Konsonanten. Die deutschen stimmlosen Verschlusssprengelaute werden im Wortanfang vor unbetonten Vokalen und Sonanten und im betonten Auslaut stark behaucht, z.B. klug, Tun, packen, ab. Den russischen Konsonanten ist die Behauchung fremd.

3. Im Vergleich zu den russischen werden die deutschen stimmhaften Konsonanten mit geringerer Muskelspannung der Sprechorgane und halbstimmhaft ausgesprochen. Im Wortanfang oder nach einem stimmlosen Konsonanten haben die deutschen stimmhaften Konsonanten einen stimmlosen Anfang, z.B. deutsch, das Buch, sein, ausgeben.

4.

5. Im Vergleich zu den russischen Sonanten werden die deutschen sonoren Konsonanten [m], [n], [l] und [ŋ] länger und gespannter artikuliert, insbesondere nach kurzen Vokalen, z.B. eng, toll, Wind, komm.

6. In unbetonten Silben und nach langen Vokalen wird der deutsche Zitterlaut (Vibrant) vokalisiert, z.B. länger, für, werden, Person.
Der russische Zitterlaut wird in allen Positionen deutlich ausgesprochen.

7. Beim Zusammentreffen von einem stimmhaften und einem stimmlosen Konsonanten an der Silben- oder Wortgrenze wird der deutsche stimmhafte Konsonant dem stimmlosenangepasst (Assimilation nach der Stimmlosigkeit), z.B. Aufgabe (Auf*gabe), das Bein (das*Bein), ich sehe (ich*sehe). Dabei verliert der nachfolgende Konsonant seine Simmhaftigkeit und wird halbstimmhaft oder stimmlos ausgesprochen. Im Russischen aber gibt es sowohl Assimlation nach der Stimmlosigkei als auch Assimlation nach der Stimmhaftigkeit, wobei der nachfolgende Konsonant den vorausgehenden beeinflusst, z.B. в траве, сделать. Dem Deutschen ist die Assimilation nach der Stimmhaftigkeit fremd. Und um grobe Assimilationsfehler zu vermeiden, die infolge der muttersprachlichen Assimilationsgewohnheiten vorkommen können, muss man auf die gedehnte und gespannte Aussprache des vorausgehenden stimmlosen Konsonanten achten und den nachfolgenden stimmhaften Konsonanten entspannt und halbstimmhaft artikulieren.


8. Im Gegensatz zum Russischen gibt es im Deutschen keine Gemination, d.h. Verdoppelung der Konsonanten in Stammwörtern. Man muss darauf achten, dass es im Deutschen die Verdoppelung der Buchstaben dient zur Bezeichnung der Vokalkürze, z.B. vergleichen wir:
Wanne - ванна, Summe – сумма, Gruppe – группа.
Im deutsche ist die Gemination nur an den Wort- oder Morphemgrenze möglich, z.B. am Montag, viel lesen, Herbsttag. In solchen Fällen soll man einen langen zweigipligen Laut mit geschwächter Mitte ausprechen.


9. Im Deutschen verlieren die stimmhaften Konsonanten ihre Stimmhaftigkeit nicht nur im Wortauslaut, wie im Russischen, sondern auch im Silbenauslaut, z.B. Tag – täglich, Freund – freundlich. Im Russischen hängt die Assimilation von der Stimmhaftigkeit oder Stimmlosigkeit des Konsonanten in der nächsten Silbe ab, z.B. подвесить, глазки, глазной.

~ in der Intonation
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In der deutschen Sprache gibt es fallende, steigende und weiterweisende Schwerpunktsilbe. Die erste zwei tragen die Bedeutung der Abgeschlossenheit und exestieren in mehreren Varianten. Diese Varianten erfüllen eine Bedeutungsunterschenende Funktion, weil sie verschiedenen Redeabsichten entsprechen.

Um mögliche Fehler bei der Aussprache zu vermeiden, muss man die deutsche und russische Intoneme vergleichen.
Wir werden mit den deutschen Intonemen anfangen. Es gibt zwei Varianten der Intonemen:

a) mit fallender Schwerpunktsilbe:

I.


III.

V.


b) mit steigender Schwerpunktsilbe:


Das waren die deutschen Intonemen, jetzt kommen wir zu den russischen Intonemen:

I.


III.

V.


Wenn man diese Intoneme vergleicht, ist es sehr wichtig zu berücksichtigen, dass russischer Sprechbereich höher als der deutsche liegt. Was im Russischen tiefe Stimmlage ist, ist im deutschen neutrale, unten folgt eine bilderische Darstellung davon:

Was geschiet eigentlich, wenn im Deutschen russische Intonation realisiert wird?
[Bearbeiten]

~ Mitteilungen nach russischem Modell I. werden im Deutschen, als unabgeschlossene, oder sogar als Ausrufe verstanden.
~ Russische Fragesätze und zwar Entscheidungsfragen haben steigend-fallende Tonführung in der Schwerpunktsilbe und fallender Nachlaut. Im Deutschen ist alles umgekehrt.
~ Die Realisierung des russischen Intonationsmodell III. wird im Deutschen nicht als Frage wahrgenommen, die können das nicht als Frage verstehen.
Es ist schon klar geworden, dass die Realisierung der russischen Intoneme im Deutschen stört die Kommunikation und macht die Muttersprachler müde. Ausserdem ist es ganz wichtig auch den Rhythmus der deutschen Sprache zu beherrschen. Der Rhythmus der deutschen und der russischen Rede äussert sich vor allem im Wechsel von betonten und unbetonten Silben nach ihrer Dauer und nach der Artikulationsspannung. Im Gegensatz zum Russischen weisen die deutschen betonten Silben im Vergleich zu den unbetonten grössere tonale und dynamische Unterschiede auf. Zwischen den russischen betonten und unbetonten Silben gibt es keine schroffen Übergänge von einer Tonhöhe in die andere. Deshalb ist die russische Rede fliessend und tonal gebunden und die deutsche – abrupt.Kurze Äusserungen mit einer einzigen hervogehobenen Silbe stellen eine Akzentgruppe dar, die ununterbrochen und wie ein enheitliches Ganzes ausgesprochen wird.

Online Fragebogen[Bearbeiten]

Zur Hilfe weiterer Forschungen habe ich online Fragebogen erstellt, der von 15 Personen ausgefüllt wurde,

weiter

Zum Fragebogen:

  1. REDIRECT [[1]]

Die Antworten haben gezeigt,

Fazit[Bearbeiten]

zur Forschung der Sprachlauten

Meine Hypothese hat sich bestätigt. Interferenzprobleme werden schon seit vielen Jahren stark diskutiert. Die Erforschung sprachlicher Interferenz konnte man schon als eine eigenständige Teildisziplin der Liguistik betrachten. Besonders ist sie mit der Sprachtypologie und der Kontrastiven Linguistik verbunden.Aber bis jetzt fehlt eine allgemeine Interferenztheorie, eine generelle Lösung konnte bisher noch nicht gefunden werden. Und deshalb ist die Interferenzlinguistik ein wichtiger Forschungsbereich der Linguistik. Das betrifft Disziplinen der theoretischen Linguistik wie kontrastive Linguistik; Lexikographie; Soziolinguistik; Sprachgeschichte. Aber auch außerlinguistische Disziplinen wie zum Beispiel Kulturgeschichte können und sollen nicht ausser Betracht genommen werden.

Die Sprachlaute einer Fremdsprache werden mit Hilfe physikalischer Apparate aufgenommen und gemessen, dabei muss man berücksichtigen, dass die auditive Seite nicht so leicht erfassbar ist und durch subjektive Faktoren beeinflusst wird:

- das menschliche Ohr nimmt Schallvorgänge nicht wie ein Mikrophon auf (das heißt, dass alle Menschen erkennen Sprachlaute im Wesentlichen über das Ohr, was zu den objektiven abweichenden Eigenheiten führt).
- Hören und Verstehen sind durch komplexe geistige Vorgänge bestimmt (für das Erkennen der Laute spielen der phonemische, morphematische, lexematische, syntaktische und weitere Kontexte eine große Rolle).

Wichtig ist auch in Rücksicht zu nehmen, dass der Hörer oft zum Teil in der Lage ist, auch das wahrzunehmen, was er vielleicht nicht so gut hört, was er aber zu hören erwartet. Diese Erwartungen spielen eine große Rolle dafür, dass sie (auch wenn sie vom Sprecher mit großer Abweichung ausgesprochen wurden, doch von dem Hörer verstanden wurden). Offensichtlich ist die Spracherkennung eine besondere menschliche Fähigkeit.
Die Analyse der häufigsten Fehler beim Erwerb des Deutschen durch russische Muttersprachler ergab, dass sich im Bereich der Aussprache die Mehrzahl der systematischen Fehler oder Auffälligkeiten auf negativen Transfer (Interferenz) zurückführen lassen. Der starke Akzent in den fremdsprachlichen Lauten und Lautkombinationen sowie auch in der Betonung und Intonation zeugen einerseits davon, dass der Artikulationsapparat noch nicht auf die Erfordernisse der Fremdsprache eingestellt ist. Andererseits wurde von vielen Befragten kommentiert, dass Fremdsprachenlerner den akustischen Unterschied zwischen einem von ihnen selbst und von einem Muttersprachler produzierten Laut anfangs nicht hören. Aber die Fähigkeit, auch feinere Unterschiede auditiv zu merken, nimmt im Laufe des Erwerbs zu. Auch die artikulatorischen Fähigkeiten verbessern sich mit der Zeit.

„Erst in der Uni, in den Seminaren für praktische Phonetik ist mir zum ersten mal klargeworden, dass deutsche „A“ ist nicht das selbe, was das russische „A“…“ (Irina Konkina)

Und sobald man in der Lage ist, den Unterschied zwischen bestimmten Lauten zu hören, fällt es einem leichter, den entsprechenden Laut mehr korrekt auszusprechen.

„Mir war es am Anfang sehr schwer mit den Lauten, die im Russischen überhaupt nicht gibt klar zu kommen. Wie soll ich diese „doppelte Vokale“ bitte verstehen, ich meine Diphthonge…“ (Elena Filatova)

Das Fehlen eines Phonems in der Muttersprache kann auch zum Problem in der Zielsprache führen. Für Russisch Muttersprachler sind das oft die Umlaute, den deutschen Hauchlaut und den Knacklaut. Alle diese Laute werden für russischsprachige Deutschlerner oft problematisch, weil sie nicht über die entsprechenden artikulatorischen Gewohnheiten verfügen und sich diese in der Regel erst durch gezieltes und wiederholtes Üben aneignen können. Man sollte die phonologischen Funktionen der zielsprachlichen Lautelemente darstellen, um auf die Gefahr möglicher Unterdifferenzierung hinweisen zu können. Mit Hilfe von Grafiken kann man auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der jeweiligen Lautbildung aufmerksam machen und in den Übungen die richtige Artikulation trainieren.

„Kein Denken ohne Sprache, keine Identität ohne Worte. Ob Englisch, Russisch oder Bayerisch: Sprache ist Teil von Kultur - und ihr Erhalt maßgeblich für die Kulturenvielfalt.“[2]

Sprache ist ein unmittelbarer Teil der Kultur. Mit der Erlernung einer neuer Sprache lernen wir nicht nur in bestimmten Situationen mit den Menschen aus anderem Land zurechtzukommen, sondern wir lernen auch andere Kultur zu verstehen. Aber was ist dann die Sprache? Darf man sich nur auf Lexikalischen und Grammetischen Mittel begrenzen? Welche Rolle spielt das Nonverbale Kommunikation im Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft? Jede Ausdrucksform, wie z.B. Gestik wird mit der Sprache gelernt. Und in jeder Sprache gibt es das Nonverbale. Rund um die Welt sind die Menschen mit Händen und Füßen unterschiedlich redselig. Wir alle haben unzählige Gesten für Freundschaft und Freude, Lieben und Gefühle, Enttäuschung und Bewunderung usw. Jede neue Begegnung mit dem Fremden oder einer fremden Situation bedeutet oft für viele Unsicherheit. Diese Unsicherheit kann man aber bekämpfen, indem man eine begründete Wahrscheinlichkeitserwartung hat, wie der Fremde auf bestimmtes Verhalten vermutlich reagieren wird. Mit dem Lernen einer Fremdsprache werden unter anderem neue Bewertungen, Bedeutungen, Verhaltensweisen kennengelernt.

„Im Unterricht hatten wir oft so genannte Rollen- oder Situationsspiele (z.B. an der Kasse im Supermarkt, beim Arzt…)“. (Olga Molokova)

Fast bei allen Befragten konnte man hören, wenn sie über ihre Schulzeit berichten, wie sehr sich sie beim Beginn des Fremdsprachelernens freuten. Aber dann häufige Ergänzung war, dass nach zwei Jahren die Begeisterung merklich nachlässt und das Können manchmal sogar zurückgeht. Und erst in der Universität änderte sich das Bild.

„Im ersten Studienjahr bekam ich die Möglichkeit nach Deutschland in den Ferien zu fahren. Das war etwas ganz Besonderes… meine erste Zeit in Deutschland. Ich habe alles bewundert…und versuchte alles aufzusaugen wie einen Schwamm, wenn man so sagen darf…“ (Katja Narognaja, 23 Jahre alt).

Bei der Mehrheit von den Interviewten konnte man feststellen, dass sie der Meinung sind, dass man heutzutage mehrere Möglichkeiten mit der deutschen Kultur vielfach in Berührung zu kommen hat, und dabei muss man nicht unbedingt ins Ausland fahren. Viele berichten über ausreichende Internet Informationen:

„Wenn man sich Zeit nimmt und gut recherchiert, dann findet man total interessante Sachen… Ich benutze immer Internet, wenn ich Filme oder Bücher auf Deutsch brauche… und ich bin mir ganz sicher, dass das hilft die Sprache immer auf gutem Niveau aufzuhalen…“ (Tatjana Voltschkova, 21 Jahre alt).

Auf meine Frage: „Was kann der Grund sein, dass es manchmal in den Schulen Klassen gibt, wo kein einziger Kind gut Fremdsprache kann?“
Habe ich eine sehr interessante Antwort bekommen:
„Niemand wird eine fremde Sprache lernen, wenn er sie nicht gebraucht, wenn er kein Verständnis bekommen hat, wozu er das macht, auch das Kind nicht… Schon gar nicht wird er sie in der immer knapp bemessenen Unterrichtszeit lernen, wenn er dort ständig seine Muttersprache spricht.“ (Katja Narognaja, 25 Jahre alt).

Ich habe mehrere male Unterrichte der ersten Jahre besucht. Gewiss, vielen Lehrer gelingt ein lebendiger Unterricht zu schaffen, in dem viele deutsche Sätze munter hin- und her gespielt werden. Genauso häufig geht es aber auch schief. Typisch ist, dass alles, was nicht Lehrbucharbeit ist, wird auf Russisch gemacht, alle Ankündigungen, Lob und Tadel, disziplinarische Maßnahmen. Kurioserweise wird allzu oft dann, wenn es dem Lehrer darauf ankommt, die Muttersprache verwendet, selbst beim Stellen der Hausaufgabe. Obwohl fast alle Lehrbuchübungen fremdsprachig sind, aber drum herum wird Russisch gesprochen. Dabei bekommen die Schüler mit, dass die Fremdsprache für wirklich Wichtiges noch nichts taugt. Wobei es wäre doch gar nicht schwer eine echte fremdsprachliche Atmosphäre zu schaffen, wenn man die Informationen, die wirklich alle mitbekommen sollen, so bald wie möglich fremdsprachlich berichtet: wann der Unterricht ausfällt, Geld einsammeln, eine Veranstaltung, einen Ausflug organisieren usw. Wichtig ist der Versuch, diesen Übergang von Unterricht zum Leben wegzubringen, so dass die Fremdsprache nicht nur zum Ziel des Lernens bleibt, sondern zum Mittel der Kommunikation wird, und auch solch einer Mittel, das Spaß macht. Leider das gelingt vielen Lehrern bis heute nicht, trotz aller Anstrengungen die Einsprachigkeit in dem Unterricht zu behalten. Warum gelingt es den Lehrern nicht Unterricht komplett einsprachig durchzuführen? Ist es Überhaupt gut und möglich?

„Ich hatte Eindruck, dass meine Lehrerin überhaupt darüber nie gedacht habe, es war für sie bequem alles, was wir nach ihrer Meinung für uns zu schwer ist, sofort auf Russisch zu sagen…“ (Sascha Evteeva, 23 Jahre alt).

Nach meiner Meinung solch eine Einstellung von dem Lehrer beeinflusst auch die Kinder, die sich ihrerseits nicht mehr anstrengen und immer schnell ins Russische fallen. Wo liegt der Lehrer? Bei den Lehrern, die es immer geben mögen? Eine eingeschränkte Einsprachigkeit verdeckt die Erkenntnis, dass die Muttersprache der Hauptmittel für die Fremdsprache ist. Und im Unterricht muss sie gezielt und systematisch eingebaut, statt absolut aus ihnen weggetrieben werden. Und was schon von mir erwähnt wurde, alle Verkehrsregeln, die im Unterricht gelten, sollten fremdsprachlich ablaufen und damit wird es eine echte fremdsprachliche Atmosphäre geschaffen. Zum Beispiel: Der Lehrer entdeckt einen Druckfehler im letzten Wort, erste Zeile von oben. Dann kann er sagen: Es gibt einen Druckfehler, letztes Wort, erste Zeile von oben. Aber weil er weiß, dass diese Konstruktion zu diesem Zeitpunkt keiner versteht, darf er, in anderer, vielleicht leiserer Tonlage eine Übersetzung hinzufügen und dazu noch den deutschen Satz an die Tafel schreiben und noch einmal ihn wiederholen.

Die Muttersprache bei den ersten Schritten wegzutreiben, ist der Grundirrtum. Das soll langsam passieren, erst wenn die fremde Sprache sich verselbständigt, kann man die Hilfsdienste der Muttersprache nachlassen.

"Während des Unterrichts hatte ich oft das Problem, zwischen zwei Übersetzungen eines Ausdrucks zu wählen, denn ihre deutsche Erklärung ließ Platz für beide. Zuhause konnte ich solche Probleme dann mit einem zweisprachigen Wörterbuch lösen. Manchmal stellte ich fest, dass meine Vermutungen falsch waren." (Olga Molokova)

Obwohl die Fremdsprache Ziel und zugleich Mittel zum Ziel ist, bleibt die Muttersprache dabei ihr wichtigster Partner, insofern sie auf vielfältige Weise fremdsprachlichen Input verständlich macht. Oft betreiben viele Lehrer am Ende viel mehr Grammatik, als sie wollten, weil die Schüler die Grammatik so schlecht kapieren. Womit wird die Situation nur schlimmer.

"Die Grammatik wurde bei uns immer auf Deutsch erklärt, aber je mehr die Lehrerin erklärte, desto weniger verstanden wir…" (Katja Narognaja).

"Die Regeln hat sie immer an die Tafel geschrieben, und wir mussten sie abschreiben. Oft konnte ich die Regeln nicht verstehen, gut aber, dass es die Beispiele gab, sie machten es mir verständlicher..." (Sascha Evteeva)

„Regeln waren im Lehrbuch und alles in der Fremdsprache. Ich konnte nicht sicher sein, ob ich alles richtig verstanden habe“ (Olga Molokova)

Leider sind solche Klagen nicht selten. In diesem Fall kann man über falsche Einsprachigkeit sprechen und die Strebung an voller grammatischer Belehrung kostet oft interessante Inhalte.
Warum ändert sich so wenig? Warum nützen wir nicht die positive Seite der Interferenz, sondern öfter eher ihre negative Erscheinungen mit? Das sind die Fragen, die jeder, der sich in irgendwelcher Art und Weise mit den Fremdsprachen beschäftigt, stellen kann und muss. Und erst wenn man versteht, wo es auch ohne Muttersprache alles klar und möglich ist und wo etwas Ähnliches und schon Vertrautes helfen könnte und angewendet wird, dann werden wir für uns viel schneller und einfacher neue Welte öffnen, ohne eigene Kultur verloren zu haben.

Literaturhinweise[Bearbeiten]

1. Schmidt, Heide (1989): Interferenz in der Translation. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie.

2. Kosmin O.G., Bogomasowa T.S., Hizko L.I.(1990): Theoretische Phonetik der deutschen Sprache. Moskau

3. Baur, Rupprecht S./Chlosta, Christoph/ Krekeler, Christia/ (1999): Die unbekannten Deutschen. Ein Lese-und Arbeitsbuch zu Geschichte, Sprache und Integration russlanddeutscher Aussiedler. Hohengeher: Scheider Verlag

4. Kroschewski, Annette (2000): False friends und true friends. Ein Beitrag zur Klassifizierung des Phдnomens der intersprachlich-heterogenen Referenz und zu deren fremdsprachendidaktischen Implikationen. Frankfurt

5. Bogoroditzkij, V.A. (1927): Über Sprachfehler der Deutschen im Russischen und der Russen im Deutschen. In: Berneker, E. (Hrsg.): Archiv für slavische Philologie. Berlin

6. http://www2.rz.hu-berlin.de/linguistik/institut/syntax/krakau2006/beitraege/odstrcilova.pdf

7. http://www.jstor.org/pss/40500527

IPK im WS 2011/12[Bearbeiten]

Shorena || Magister DaF/DaZ|| || turiassh || || Georgien || ||
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Saros Sawasdee BA Daf Saros
Jian Ba Daf Jian
Anne Stoffels BA DaF/DaZ Anne
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Amelie Schmitz Bac DaF/DaZ Amelie
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