Benutzerin:Jiansong
Jian Song
[Bearbeiten]Studium
[Bearbeiten]- Bachelor of Arts, 3. Semester
- DaF/DaZ
- VWL
- Seminar
- Bildung und Ansprüche des kulturellen Identität im Zeitalter der Globalisierung
- Dozentin
- Eva Sondershaus, M.A.
Wikipedia:Babel | ||
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IPK im WS 2011/2012
[Bearbeiten]Name | Studiengang | vhb | Wiki | Thema | Forschungsland | Homepage | Video | abgeschlossen |
Kursleiterin Eva Sondershaus, M.A. | Eva Sondershaus | |||||||
Theresa. Kultschytzky | Lehramt HS | Julia | ||||||
Tam nguyen | BA DaF | Nguyen | ||||||
Saros Sawasdee | BA DaF | Saros | ||||||
Jian Song | BA DaF | Jian | ||||||
Stoffels | BA DaF/DaZ | Stoffels | ||||||
Mariana Rozhniv | BA DaF | Mariana | ||||||
Sabine Goldschmid | LA Gym E/F/DaF/DaZ | Sabine | ||||||
Shorena | Magister DaF/DaZ | turiassh | ||||||
Eleonora Lisa Schulze Sattmann | BA Germanistik | Eleonora | ||||||
Josefine Giesler | LA GS | Josefine | ||||||
Svenja Uth | BA DaF/DaZ | Svenja | ||||||
Julia Melnikova | Ma DaF | Julia | ||||||
Yulia Lyubimova | MA DaF und Interkulturelles Lernen | Lyubimova | ||||||
Judith Roßmeißl | BA DaF und Germanistik | Judith | ||||||
Nelli Wist | LA GS DaF | Nelli | ||||||
Dorothee Keck | LA GS DaZ | Dorothee | ||||||
Amelie Schmitz | BA DaF | Amelie | ||||||
Inna Glagla | LA HA DaF | Inna | ||||||
Linyun Chen | BA Daf | Linyun | ||||||
Elias Guerrero | EKG | Elias |
Thema
[Bearbeiten]Das Verhältnis zwischen Kinder und Eltern in Deutschland und in China.
Einleitung
[Bearbeiten]Vor meiner Ankunft nach Deutschland habe ich in China schon ab und zu etwas über die westlichen Familien gehört. Die erwachsenen Kinder ziehen häufig sehr jung aus ihren Elternhaus aus, nach der Heirat haben sie nicht viele Kontakte, die Eltern passen weinig auf die Enkel auf usw. Wenn ich mich über solche Themen mit meiner Mutter unterhalte, sagt sie nomalerweise "wie furchtbar!" als Schluss.
Die obigen Erscheinungen in der westlichen Welt sind eigentlich auf die westliche Individualisierung zurückzuführen. "Seit mehr als zwei Jahrzehnten gilt die "Individualisierung" als universelle Erklärungsformel für den Wandel familialer und nichtfamiliarler Lebensform." [1] Im Folgenden werden die westliche Individualisierung, ihre Entwicklung und ihr Einfluss auf die Familiensoziologie in Betracht gezogen, sowie die Vergleiche mit der chinesischen Familiensoziologie und konkrete Erscheinungen im deutschen und chinesischen Familienleben. Am Ende sind Leitfadeninterviews durchzuführen und auszuwerten.
Hypothese
[Bearbeiten]Die westliche Individualisierung sorgt für lieblosen Umgang in der Familie.
Begriff--Individualisierung
[Bearbeiten]Begriffsbestimmung
[Bearbeiten]Um den Begriff "Individualisierung" zu bestimmen, muss man zuerst die Bedeutungen von "Individuen", "Individualität" und "Individualismus" betrachten.
"Dass Menschen Individuen sind, sollte selbstverständlich sein und wenig überraschen."[2]
"Individualität im soziologischen Sinn ist die Fähigkeit, die Grenzen traditioneller und kultureller, damit auch moralisch geprägter Art zu überwinden, und sie ist dem gemäß eine auftauchende Folge entgrenzter Gesellschaften der Neuzeit, vor Allem also der Industriegesellschaften." [3]
Individualisierung wäre also ein historischer Prozess, der im Laufe der gesellschaftlichen Modernisierung dazu geführt hat, dass Individuen ihre Entscheidungen zunehmend als individuelle Entscheidungen erleben und dass die Gesellschaft erwartet, dass das Leben in gewissermaßen individueller Verantwortung geführt wird. [4] Die Individualisierung bezeichnet also einen Übergang des Individuums von der Fremd- zur Selbstbestimmung.[5]
Die Vielfalt der Bedeutungsvarianten lässt sich ordnen, indem drei Dimensionen der Individualisierung und des Individualismus unterschieden werden- eine strukturelle, eine kulturelle und eine reflexiv-subjektive:
1. Unabhängigkeit, Handlungsautonomie und Selbstbestimmung durch den Freisetzungsprozess. (Autonomie)
2. Besonderheit (Individualität im Sinne von Einzigartigkeit) durch den Distinktionsprozess. (Einzigartigkeit)
3. Selbstreflxion (Subjektivierung) durch Institutionen der Selbstthematisierung. (Selbstbezug)
Am Ende ist der Begriff von "Individualismus" zu erwähnen. Mit Individualismus lässt sich also die Gesamtheit an Ideen und Lebensformen zusammenfassen, die dem Individuum gegenüber Kollektiven, Gemeinschaften oder sozialen Strukturen eine stärkere Stellung zuschreiben.[6]
Entwicklungsprozess des Individualismus
[Bearbeiten]"Die Geschichte der westlichen Welt, so könnte man sagen, ist eine Geschichte anhaltender Individualisierung."[7] Die Antike wird immer wieder als Wiege des Individualismus betrachtet. Jedoch hat die alte Griechen nur eine sehr rudimentäre Erscheinung von Individualismus beigetragt. Z.B. Es fehlten bestimmte Formen der Selbstthematisierung und Selbstreflexion wie Autobiografie oder Tagebuch. Das Christentum hat den Wert des Individualismus gewissermaßen gesteigert. Manche sehen in der christlichen Tradition geradezu den Ursprung des modernen Individualismus.[8] Im 19. Jahrhundert galt die italienische Renaissance als der Beginn des individualistischen Zeitalters. "Weitere wichtige Stadien der Individualisierung sind die Reformation und die Gegenreformation sowie die Säkularisierung der lutherischen und calvinistischen Konzeptionen im Zeitalter der Aufklärung. Die Romantik setzt diese Ideen fort und brachte sie in ihre bis heute gültige Gestalt: Das Individuum wird als einzigartige und selbstbestimmte Person begriffen; und von jedem wird gefordert, dass er sich zu solch einer Art von Peron entwickle." [9]
Erziehung in deutschen und chinesischen Familien--Was ist das wichtigste?
[Bearbeiten]in chinesischen Familien
[Bearbeiten]Die Erziehung in einer Familie bringt den Kinder Wertvorstellungen bei. In China wurde die traditionelle Erziehung durch die konfuzianischen Philosophie geprägt. Konfuzius sagte, ein Mensch sollte folgende drei Phasen nach den Reihenfolge erfahren, um sein wirkliches Aufwachsen zu schaffen: 1. Zu Hause kann er den Eltern gehorchen und außer Haus mit den Geschwister zurechtkommen. 2.Lernen in die Gesellschaft. Er sollte sich in die Gesellschaft zurückhaltend verhalten und gutgläubig den anderen gegenüber sein. 3.Wenn der Mensch die obigen zwei Aspekte zu beachten gelernt hat, kann er erst mit dem fachlichen Lernen beginnen, also in die Schule gehen.
Damit können wir zusammenfassen, dass der Grundstein der traditionellen chinesischen Familienerziehung der Zusammenhalt der Familie ist. Was ist daran am wichtigsten? Die Antwort ist, die Achtung und Ehrfurcht der Eltern. Wie ist das darzustellen? Gehorsam gegenüber den Worten der Eltern zu sein spielt eine sehr wichtige Rolle. In "Di zi gui" ("Standards for being a Good Pupil and Child", eine klassische Literatur) steht: den Rufen der Eltern ist schnell zu folgen, die Aufforderungen der Eltern sind sofort zu erfüllen. (父母呼,应勿缓。父母命,行勿懒。)Außerdem ist es nach chinesische Tradition unbedingt notwendig, die Eltern zu versorgen. Früher lebten alle Familien immer zusammen, damit sich die erwachsenen Kinder um ihre Eltern kümmern können. Sorge um die Eltern ist in der modernen Gesellschaft immer noch Pflicht, obwohl viele Kinder mit einer eigenen kleinen Familie nicht mehr bei ihren Eltern wohnen. Trotz den allmählich vollständigen Sozialversicherungen in der Gegenwart stellt das Geschenk immer die Achtung der Eltern dar.(z.B. Manche geben den Eltern jeden Monat einen bestimmten Betrag von Geld; Viele schenken den Eltern gerne, was sie brauchen.) Allerdings reicht ausschließlich finanzielle Unterstützung nicht aus. Konfuzius sagte: der sogenannte gehorsame Sohn heutzutage unterstützt die Eltern nur materiell. Hunde und Pferde bekommen auch materielle Sorge. Wenn man sich nicht gehorsam gegenüber seinen Eltern verhält, gibt es dann überhaupt einen Unterschied zwischen der Sorge um die Eltern und dem Züchten von Tieren? (子曰:今之孝者,是谓能养。至于犬马,皆能有养。不敬,何以别乎?)Diese Behauptung besagt, dass sich die Kinder nicht nur mit finanziellen Unterstützungen beschäftigen sollten, sondern auch damit, dass sie die Eltern erheitern statt ärgern.
Obwohl sich die chinesische Familienerziehung nach und nach durch die Politik (Ein-Kind-Politik) und Globalisierung (westlichen Einfluss) wandelt, prägt jedoch die konfuzianische Philosophie stets die Mentalitäten chinesischer Eltern und dadurch alle Aspekte der Erziehung tief.
in deutschen Familien
[Bearbeiten]Die deutsche Familienerziehung wird durch die Individualisierung stark beeinflusst. Die Kinder werden frühzeitig in den Kindergarten gebracht, kleine Schüler fahren jeden Tag zwischen Schule und Haus selbst mit den Straßenbahn,...
Je nach Familie herrschen unterschiedliche Erziehungsstile, z.B. der demokratische, der anti-autoritäre oder der Laissez-faire Erziehungsstil. Bei dem demokratischen Erziehungsstil haben die Kinder viele Möglichkeiten, viele Dinge selbst zu bestimmen und diese auch zu erproben. Alle wichtigen Entscheidungen werden von den Eltern mit ihrem Kind besprochen. "Die Kinder bekommen, durch die Verbindung von vernünftiger Lenkung im Sinne von Orientierung, Vorschläge geben mit der Beachtung der Bedürfnisse und Wünsche der Kinder, ein ausgewogenes Verhältnis von Autorität und Freiheit." [10] Anti-autoritäre Erziehung ist eine nichtrepressive, möglichst zwangfreie Form. Sie ist gegen die unnötige Unterdrückung der Selbstentfaltung des Kindes und versucht Kindern Spielraum und Entscheidungsfreiheiten zu lassen. Allerdings unterscheidet sich die anti-autoritäre Erziehung grundsätzlich vom Laissez-faire Erziehungsstil. Bei Laissez-faire werden mininale Vorgaben gemacht, sodass sich die Kinder im Wesentlichen selbst überlassen werden. Die Eltern versuchen in der Erziehung nur das zu tun, was nötig ist. Sie haben wenig Ansprüche an die Kinder. [11]
Trotz aller dieser Erziehungsstile gibt es nicht die einzige richtige oder beste Methode. Das gemeinsame Ziel ist, dass die Kinder am Ende auf eigenen Füße stehen und später in der Gesellschaft zurechtkommen können.
Alltagsleben innerhalb den Familien in beiden Länder
[Bearbeiten]Die Familienerziehung hat das Alltagsleben in Familien stark geprägt. Die deutsche Erziehung und Familiensoziologie wird im höheren Maß durch die Individualisierung beeinflusst. Was sind die konkreten Erscheinungen des Einflusses der Individualisierung auf das Alltagsleben innerhalb der Familien und auf das Vehältnis zwischen erwachsenen Kindern und Eltern in Deutschland? Im Folgenden erfolgt ein Vergleich zwischen deutschen und chinesischen Familien.
in deutschen Familien=in DF
in chinesischen Familien=in CF
Treffen einer Entscheidung
[Bearbeiten]in DF: Die eigenen Meinungen der Kinder sind wichtig. Wenn die Eltern Entscheidungen über die Familie treffen möchten, fragen sie immer nach den Meinungen ihrer Kinder, weil die Kinder als Familienmitglieder einzelne Individuen sind. Wenn die Kinder anderer Meinung als ihre Eltern sind, werden ihre Meinungen berücksichtigt.
in CF: Vor wichtigen Entscheidungen bezogen auf die ganze Familie werden die Meinungen von Kindern (etwa jünger als 17 Jahre alt) kaum beachtet und erfragt. Kinder jünger als 17 Jahre sind immer noch "Kinder", nach Meinung der chinesischen Eltern sind sie zu jung, um einsichtig zu sein. Aber die Situation verändert sich allmählich. Die Meinungen der Kinder werden tendenziell immer mehr betrachtet und respektiert von den jüngeren Eltern.
Beseitigung von Schwierigkeiten
[Bearbeiten]in DF: Die meisten Schwierigkeiten im Leben werden von den Kinder selbst beseitigt. Die Kinder lassen sich wenig von den Eltern helfen. Allerdings, wenn Hilfe von den Eltern benötigt wird, lehnen ihre Eltern es nicht ab.
in CF: Bei Schwierigkeiten der Kinder stellen sich viele Eltern vor die Kinder. Sie bezweifeln, dass ihre Kinder alles selbst schaffen können, oder sie wollen die Kinder ganz beschützen. Die Kinder sind ebenfalls nicht sehr begeistert, sich allein den Schwierigkeiten zu stellen.
Arbeiten als Teenager
[Bearbeiten]in DF: Manche tragen Zeitungen schon ab 13 aus, um mehr Taschengeld zu erlangen. Manche Schüler (15, 16 Jahre alt) arbeiten am Wochenende, z.B. verkaufen sie Getränke bei Fußballspielen. Als Studenten müssen sie noch mehr arbeiten, um das Studium bzw. das Leben zu finanzieren. Normalerweise arbeiten sie als Kellner, private Lehrer oder Angestellte in Firmen. Es ist normal in Deutschland, dass Teenager und Studenten Geld verdienen.
in CF: Wenn Menschen erfahren, dass ihr Schulkamerad oder ein Kind von Bekannten arbeitet, wundern sie sich bestimmt. Sie werden solche Fragen haben: Warum arbeitet es? Können sich die Eltern nicht mehr alles leisten? Wenn die Antwort ist, dass das Kind damit nur Taschengeld verdienen kann, sind sie erstaunt und haben Hochachtung vor dem Kind. Eine kleine Gruppe von Studenten arbeitet als Nachhilfelehrer.
Auszug aus dem Elternhaus
[Bearbeiten]in DF: Die Kinder ziehen ab Beginn ihres Studiums aus. Selten ziehen sie zurück nach dem Studium.
in CF: Sie ziehen auf Grund des Studiums (normalerweise in einer anderen Stadt) aus. Nach dem Studium ziehen die Kinder zurück in das Elternhaus, sofern sie noch in ihrer Heimatstadt leben. Einerseits ist die Miete einer eigenen Wohnung teuer, andererseits erscheint es ihnen auch nicht als notwendig.
Kontakt nach der Heirat
[Bearbeiten]in DF: Manche Leute kümmern sich um einen guten Kontakt mit den Eltern. Sie telefonieren oder besuchen die Eltern an Feiertagen oder noch intensiver, je nachdem, wie weit sie auseinander wohnen. Der Unterschied im Vergleich zu Chinesen besteht darin, dass sie selten große Geschenke mitbringen, wenn sie den Eltern besuchen. Allerdings pflegen viele, v.a. Männer, nur noch wenig Kontakt zu den Eltern, nachdem sie eine eigene Familie gegründet haben.
in CF: Im Normalfall haben die erwachsenen Kinder mit den Eltern noch intensiven Kontakt. Wenn sie noch in der gleichen Stadt leben, besucht das Kind das Elternhaus jede Woche. Das Kind bringt gerne Geschenke mit, z.b. Essen, Gesundheitsprodukte, neue Bekleidung und Geld, besonders an wichtigen Feiertagen. Beispiele sind das Traditionelle Frühlingsfest und das Mondfest.
Interviews
[Bearbeiten]- Proband 1: 36, chinesische Studentin. 1.Interview
- Proband 2: 23, deutsche Studentin. 2.Interview
- Proband 3: 51, deutscher Ingenieur. 3.Interview
Kategorien und Leitfragen
[Bearbeiten]1. Welche Rolle spielt "Individualisierung" in der Familienerziehung.
-Wie weit haben dich deine Eltern in der Erziehung bei deinen eigenen Zielen bzw. deiner Meinung unterstützt?
-Wenn du eine andere Meinung hast, als deine Eltern, respektieren sie deine Meinung normalerweise?
- Findest du es wichtig, den Eltern gegenüber gehorsam zu sein? (sehe "Auswertung 2.")
2. Wiederspiegeln des Individualisierungsstatus durch konkrete Situationen.
-räumliche Beziehung
Wann bist du aus deinem Elternhaus ausgezogen?
-finanzielle Beziehung
Unterstützen dich deine Eltern bei deinem Studium und Leben? Ganz oder teilweise?
Hast du mit den Eltern noch finanzielle Kontakte nach dem Heiraten?
Schenkst du deinen Eltern häufig Geld oder Geschenke?
-emotionale Beziehung
Hast du mit den Eltern noch intensiven Kontakt nach dem Auszug?
Kümmern sich die Eltern um deine Kinder?
Auswertung der Interviews
[Bearbeiten]- 1. Wie weit haben deine Eltern deine eigenen Ziele unterstützt? Bzw. Wenn du anderer Meinung bist als deine Eltern, respektieren sie deine Meinung normalerweise?
Alle drei Probanden finden, dass die Eltern ihre eigenen Ziele bzw. eigene Meinungen gut unterstützt oder respektiert haben. Der Unterschied besteht darin, dass die chinesische Probandin betont, sie treffe keine sinnlosen Entscheidungen, deshalb haben sie ihre Eltern immer unterstützt. Ob eine Entscheidung sinnvoll oder sinnlos ist, hat möglicherweise viel mit den Meinungen der Eltern zu tun. Daraus folgt, dass die eigene Ziele nur unterstützt werden, wenn sie den Wertvorstellungen der Eltern entsprechen.
- 2. Findest du es wichtig, den Eltern gegenüber gehorsam zu sein?
Diese Frage hat sich bezüglich der Individualisierung nicht als geeignet gestellt, weil das Wort "gehorsam" in der Mentalität von Chinesen und Deutschen nicht genau dasselbe bedeutet. Das lässt mich an den Begriff "Hotwords" erinnern. Hotwords sind solche Wörter, die oft einen kulturspezifischen Hintergrund haben und für Fremde schwer zu verstehen ist.[12]
Den Eltern gegenüber gehorsam zu sein für einen chinesische Erwachsener bedeutet vor allem, die materiellen Ansprüche der Eltern so viel wie möglich aus eigener Tasche zu erfüllen.(In diesem Sinn impliziert es eigentlich auch den unterschiedlichen Individualisierungsstatus von China und Deutschland, weil Deutsche selbst ihre eigenen Ansprüche erfüllen können und sollten.) Das Wort "Gehorsam" scheint für Deutsche oft etwas anderes zu bedeuten. Aus diesem Grund haben die Probanden meine Frage aus unterschiedlichen Aspekten beantwortet. Aber das Interessante ist, dass die Antworten trotzdem für das Thema sehr wertvoll sind.
Die chinesische Probandin hat diese Frage ohne Zweifel sofort bejaht, "Das finde ich wichtig, sehr wichtig." Als Begründung sagte sie, "Weil meine Eltern haben in ihren Leben viel für mich getan...die meisten chinesische Eltern haben viel für ihre Kinder geopfert, Zeit, Mühe und auch Geld. (Deshalb sollte man sich viel um seinen Eltern kümmern, sowohl materiell als auch psychisch, wenn die Eltern älter sind.)"
Die beiden deutschen Probanden haben diese Frage zwar auch bejaht, aber sie finden, dass er "nicht "bedingungslos"" sein sollte. Eine der Befragten denkt, "Es gibt auch Momente, wo ich anderer Meinung bin, als meine Eltern und dann würde ich nicht "bedingungslos" gehorchen. Da finde ich es wichtiger, dass ich meine Eltern schätze und "Respekt" vor ihnen habe, aber Gehorsam klingt für mich oft nach "Ausführen, ohne es zu hinterfragen", ist also eher negativ behaftet." Der andere sagte, "Mit zunehmendem Alter hat sich bei uns der „Gehorsam“ aufgelöst und sich durch ein „Miteinander“ ersetzt... Sie (seine Eltern) haben mir Freiheiten gegeben, um mich zu entwickeln und selbstständig zu werden."
- 3. Wann bist du aus deinem Elternhaus ausgezogen?
Alle drei Probanden sind seit dem Beginn des Studium richtig aus dem Elternshaus ausgezogen. Jedoch denkt die chinesische Probandin, (in China) wenn man in der Heimatstadt arbeitet, wohnt man aus finanziellen Gründen immer mit den Eltern bis zur Heirat. Im Vergleich dazu, erklärt die deutsche Probandin, "die wenigsten ziehen danach zurück zu ihren Eltern. Viele wohnen dann auch schon mit ihrem Partner zusammen oder wohnen in ihrer eigenen Wohnung." Der Fall bei dem deutschen Proband ist genau so.
- 4.Unterstütz(t)en deine Eltern dein Studium und Leben? Wenn ja, Ganz oder teilweise?
Alle Probanden bekämen teilweise finanzielle Unterstützung von den Eltern. Bei der chinesischen Probandin waren es 90% von den Eltern. Die Quote bei den deutschen Probanden sind unbekannt.
- 5.Schenkst du deinen Eltern häufig Geld oder Geschenke?
Die Fälle der deutschen und der chinesischen Probanden sind sehr unterschiedlich. Während die chinesische "jedes Mal gebe ich ihnen Geld, wenn ich sie besuche." und "Geschenke bringe ich immer mit", ist es für die deutsche Probandin "unüblich". "Es wird eigentlich hauptsächlich zum Geburtstag etwas verschenkt, oder an anderen Feiertagen. Zwischendurch werden manchmal Blumen verschenkt, aber nichts "größeres"." und "es sei denn es gibt gerade etwas, das passt, wie z.B. Kalender, die ich für meinen Vater besorgt habe."
- 6. Hast du mit den Eltern noch intensiven Kontakt nach dem Auszug?
Alle Probanden sagten, dass sie noch intensiven Kontakt mit den Eltern hätten. Sie besuchten die Eltern häufig, als sie noch in der Heimat waren. Jetzt telefonieren sie "zwei- oder dreimal in einer Woche, und dauert immer studenlang", "sehr oft" oder "immer wieder". Die Geschwister des deutschen Probanden, die näher bei seinen Eltern wohnten, besuchten oft die Eltern.
Die Antworten der zwei deutschen Probanden haben mich verwundert. Ich erwartete, dass sie mir eine andere Antwort geben, wie z.B. "Ich besuche und rufe sie nicht so oft an, nur an Feiertagen."
- 7. Kümmern sich die Eltern um deine Kinder? Oder: Ist es üblich, dass in deinem Land die Großeltern sich um ihren Enkel kümmern?
Die Eltern oder Großeltern aller Probanden hätten sich um deren Kinder oder den Proband(in) gekümmert.
"Viele Großeltern haben eine gute Beziehung zu ihren Enkelkindern und verbringen gerne viel Zeit bei ihnen." sagte meine deutsche Probandin, "wenn die Kinder kleiner sind, übernachten sie gerne mal ein paar Tage bei Oma und Opa." Mein deutscher Proband äußerte, dass er aus heutiger Sicht seine künfige Enkeln gern aufpassen wird.
Die chinesischen Großeltern verhalten sich verschieden zu den deutschen. "Die meisten chinesische Großeltern machen das auch gern, sich um den Enkel zu kümmern. Manchmal passiert es auch, dass die Schwiegereltern und die Eltern kämpfen um ihren Enkel. Jede Seite möchte das Kind bei ihnen sein."
Fazit
[Bearbeiten]Laut meiner Arbeit und v.a. der Auswertung der Interviews muss ich meine Hypothese verneinen.
Sie lautet: Die westliche Individualisierung sorgt für lieblosen Umgang in der Familie.
Auf räumlicher und materieller Ebene erzeugt die westliche Individualisierung eine Distanz. Die Deutschen ziehen normalerweise schon ab dem Studium endgültig aus den Elternhaus aus, während viele Chinesen vor der Heirat ständig mit den Eltern unter einem Dach zusammen leben und einander unterstützen. Nachdem chinesische Kinder in der Gesellschaft auf eigenen Beinen stehen können, schenken sie sehr oft den Eltern Geld und Geschenke bei den Besuchen, um sich bei den Eltern für die Erziehung zu bedanken. Jedoch tun die Deutschen das nicht. Finanziell sind Eltern und erwachsene Kinder getrennt. Kinder haben keine Pflicht, ihre Eltern zu unterhalten. Die Älteren zu unterhalten ist Aufgabe der Gesellschaft.
Die oben genannten Erscheinungen der Individualismusgesellschaft (hier Deutschland als ein Vertreter) können leicht und schnell den Eindruck bei uns Chinesen (China als Vertreter der Sozialismusgesellschaft) hervorrufen, dass die Individualisierung für den lieblosen Umgang in der Familie sorgt. Jedoch wenn man mehr Aspekte des deutschen Familienlebens beobachten, kann man feststellen, dass ein solcher Eindruck einseitig wäre.
Nach dem Auszug aus dem Elternhaus haben meine deutschen Probanden und ihre Geschwister wie Chinesen noch intensiven Kontakt mit den Eltern, nur ohne Geschenke oder Geld. Auf emotionalen Kontakt haben sie überhaupt nicht verzichtet. Obwohl meine deutschen Probanden auf Grund der Entfernung weniger die Eltern besuchen können, rufen sie jedoch die Eltern "sehr oft" und "immer wieder" an. Und die Geschwister meines Probanden, die näher bei den Eltern wohnen, sind oft bei ihnen. Außerdem kümmern sich viele deutsche Großeletern um die Enkeln gern, wie die Chinesen. Daraus folgt, dass die Individualisierung zu einer eindeutigen Trennung des ökonomischen Bereiches führt, jedoch keinen lieblosen Umgang der Familien verursacht. Liebe und Emotion spielt immer noch eine wichtige Rolle zwischen erwachsenen Kinder und ihren Eltern.
Allerdings, was noch zu beachten ist, ist, dass die deutschen Kinder eigenständiger und autonomer als die chinesischen Kinder zu sein scheinen. Mit zunehmendem Alter löst sich bei Deutschen der "Gehorsam" auf und ersetzt sich durch ein "Miteinander". In deuschen Familien wird immer nach den Meinungen der Kinder gefragt. Existieren unterschiedliche Meinungen, sind sie auch zu repektieren. Damit werden die Kinder ermutigt, eigene Meinungen zu entwickeln und zu äußern. Darüber hinaus versuchen viele Jugendliche mit 15 bzw. 16 schon selbst Taschengeld zu verdienen, damit sie eigene Ziele erreichen können. Solche Versuche und Ideen fehlen bei chinesischen Kindern. Die Individualisierung trägt also zur Selbstständigkeit der deutschen Kinder bei, die als eine sehr wichtige Eigenschaft eines Menschen gilt.
Hinter der "kalten" Individualisierung, vesteckt sich eine andere Art von Liebe.
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Burkart, Günter : Familiensoziologie, Konstanz 2008, S. 237.
- ↑ Nassehi, Armin: Soziologie, VS Verl. für Sozialwiss., Wiesbaden 2008 S.125
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Individualit%C3%A4t#Soziologie (02.12.2011).
- ↑ Nassehi, Armin: Soziologie, VS Verl. für Sozialwiss., Wiesbaden 2008 S.126
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Individualisierung 02.02.2012
- ↑ Burkart, Günter : Familiensoziologie, Konstanz 2008, S. 239.
- ↑ Burkart, Günter : Familiensoziologie, Konstanz 2008, S. 238.
- ↑ Dumont(1991)
- ↑ Burkart, Günter : Familiensoziologie, Konstanz 2008, S. 238.
- ↑ http://www.kindererziehung.com/Paedagogik/Erziehungsstile/Demokratischer-Erziehungsstil.php
- ↑ http://www.kindererziehung.com/Paedagogik/Erziehungsstile/Laissez-faire-Erziehungsstil.php
- ↑ Heringer: Interkulturelle Kommunikation, 2004, S.174f