Kurs:Paläographie/Übung 1/Transkriptionen
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Aufgabe: Anfertigung einer Transkription des Hexengständnisses, mit anschließender Übersetzung und Kommentierung. Die Ergebnisse werden nach dann nach Wikisource übertragen. Die Bearbeitung findet im Arbeitsbereich statt und wird nach Prüfung und Korrektur hierher übertragen.
Transkriptionen
[Bearbeiten]Cpg 331, Blatt 149r
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Schon gewusst?
Haarstriche sind ganz feine Striche, die auf Reproduktionen wie Mikrofilmen häufig nicht erkennbar sind.
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- Bekantnuß der zwayen Hexen
- oder vnholden Madalenna
- Schmidin von welden vnd
- Anna Beglerin von Werleschw-
- ang So vff den 26 tag Janu-
- arii zu Welden mit dem
- Brand Gericht worden send
- Anno 1564
- Erstlich bekent Anna Beglerin von werleschwang
- daß sie bei den 20 jaren ein unholden gewesen sey
- und sie sich daß Erstmall hinder den laidigen teu-
- ffel Ergeben. von der vrsach wegen das die her-
- schafft hat allen vnderthannen anzaigen lass-
- en war od(er) wölch am Juden legen, das sy die
- selben solltten in Ainer genannten Zeit, von
- dem Juden wider Ledig machen. Dammals
- were sy gedachte Böglerin vnd Jr man auch
- an dem Juden gelegen, und sy souil unmuetß
- darab genomen, das Er von hauß hat lassen
- wöllen, In dem ward sie gen Zußmerhausen,
- zu gan vff den marckt. wolt flax od(er) werckh
- oder hauff [1] kauffen, vnd alsBald sy vber den
- weicher hinuber komen, alda war ein Paurs-
- man so ein hupsche Person, In Ainem Schwartz-
- en Rockh, hochen huet mit einer Weisen Feder
- en vnd thailt hossen[2] vnd sy hab den linckhen
- fueß fur ain Gänß fueß angesehen, zu Ir
- komen vnd sich angesprochen, wol sie hinauß
- welle, haben sy genant wurt sy wellen gen
Cpg 331, Blatt 149v
[Bearbeiten]- Zußmerhaussen, Wol flax und hanff kauffen
- damit sie mög sich vom Juden lesen, hab er ge-
- sagt Wild tu so mein sein so wil Ich dir gelt geb-
- en das du hanff vnd flax kauffest, hab sie
- geantwurt waß welt Ir mit mir anfangen
- wan Ir mir gelt gert doch das Ich mich von
- dem Juden lesse. daß hab Er gethon. vnd Ir de
- Peglerin 7 f[3] geben. wie sy Nun wider her-
- abgangen ist, were Ir gespan, wölcher Sath-
- an gehaissen, vff der Mitlnhüollen [4] wider
- zu Ir komen, vnd mit Ir biß zum weicher
- gangen da hab sy Im muessen geloben vnd
- schwören mit der linckhen handt, daß sy [...][5]
- am Nechsten Samstag. Zu Ime Inß Martins
- Anger genant komen das hab sy gethan. Vnd
- Geschworen, das sy well Gott und der hailig
- en Triualtigkait deß Taufs vnd aller hail-
- igen verleugnen vnd Im allain anhang-
- en vnd alles das wider Gott vnd denn
- Menschen ist verbringen. auch alle Guette
- Werckh verhindern, vnd hab darauf ein
- pluet us Irer linckhen handt genommen, und
- sie damit eingeschriben. Und alßdan hab
- er gleich damalß unkeuschait mit Ir ge-
- triben.
- Zum dritten bekhent sy das ir gespan Satan
Cpg 331, Blatt 150r
[Bearbeiten]- In der düeffen hellen, Zwaymall zu Ir Khom-
- en vnd vnkeuschait mit Ir getriben. Sy sagt
- er sei lieblich aber kaltter Nattur.
- Zum viertten Bekhent sy daß sy sei mit
- hillf ihres gespanen Sathan, Etlich auß ge-
- farren Zum Tantz vnd Ir alweeg ain
- Gänß für thir bracht. darauff sy gesessen,
- vnd Inß deß Teuffelß Namen gesagt. wol
- auff vnd Nienderlan, da were sy dahin
- gefaren vnd einmall Zwischen honhoffen[6]
- vnd fudebach[7], das ander mal zwischen zel[8]
- vnd hegnebach[9]. das dritmal vff den Trexel,
- damal alwegen Tanntzt. frelich vnnd
- Guetter ding gewesen, haben da geessen
- vnd Trunckhen, haben rotten vnd Weisen
- Wein gehapt den selben mit Irer gespon-
- sten hilff etlich mallen zu fuldenbach etlich
- mallen zu Zillabach auß dem Kheller mit
- Rätschen vnd Kanten zu gefuert haben
- allerlay SPeiß genueg gehapt allain Rogin-
- brott und Salz haben sy nit gnug gehapt.
- Ire SaittenSPiel gemainlich zwerch Peiffen,
- Jn weisen Ploderhossen, Sie die hexen
- haben auch miessen ein ander angeloben,
- das Kaine von der anderre nix sagen welle,
- Zum 5. Bekhent sich. das sy hab mit hilff Jrß
- gesponsten Sathan, Zu beschedigung der Menschen
Cpg 331, Blatt 150v
[Bearbeiten]- vnd vichs, nachuolgende vergiffte Salben ge-
- macht vnd genomen, dern kinder wie
- nachuolgt, und sie außgraben gesotten vnd
- darzue gebraucht.
- Jtem mer Bekhent sy daß sy Jung kinder die
- gestorben sendt On Taufft. vßgraben die
- selben sampt andern schedlichen Teufflischen
- kreuttern, welcher materj Namen, alle
- mit meamen [10] angezaigt, aber die selben vo[.]
- der Jugent, vnd furwitziger leuth halben,
- Zuberueffen vmbgangen, Solche Matarj Zu
- Salben gemacht. vnd mit hilff Jrs gespons
- volgenndt Personen vnd vich beschaidiget
- vnd vmbbracht.
- Jtem waß sy fur leuth vnd Mutwilligklich
- auch verwarloßlich vmbbracht vnnd ge-
- schediget haab.
- Erstlich hat sich Crista Migellerß Sun uon
- walbach mit ihren vergifftigen salben be-
- beschediget vnd gelämbt daß Er hat miessen
- ann artzt ghan.
- Jtem sy hab deß Jungen mollen weib von
- walbach alß ein hebam verwarlöst die
- wandelpurde von Jr gerissen, und uß Ur-
- sach diß Zu greiffenß also todt verschiden
- Jtem sy hat Zu Bairschoffen auch aine, aller
- massen vmbbracht wie Obsteet vnd warlöst
Cpg 331, Blatt 151r
[Bearbeiten]- Item mer habe Jr der Teuffel Ir gesponß
- Sathan, ein wurtz geben, daß sy die selb-
- en der Anna Gebhartin von werleschwang
- vnder das Pett gelegt. Vnd vermaint sich
- damit vmb zebringen, wie sich dan letzte-
- lich auch gestorben, vnd da man die wurtz
- Eingemacht Jm pfulgen gefunden, hat man
- sich Jn Offen geworffen, da hat Es sich so
- vngestuem Erzaigt, daß sy vermaint haben,
- der Offen wert vmbfallen, vnd bekent
- daß sy vff ein Zeit die harten vmb ain laub
- brotß vmbß gelt zu geben gepetten, daß
- habs Jr ver sagt hab sy gesagt. Jch wil dir
- ein dienst drauff thon vnd darauff Jr
- der Gebhartten solchs eruolgt.
- Weitter bekent, das sy stoffel Enterres
- von schönnenberg sy vff ein zeit geschlagen,
- da habe sich Jm auch getreet, vnd Jm solchs
- nit nach zu geben. Vnd hab Jm was Jnß
- Pet gelegt daß Er ein zeit lang sichen miess(en)
- Weitter bekent sy 4 Kinder zu Jrem ge-
- spenst vnd zaubareü haab außgraben
- One noth zu melden, so alle One den
- Tauff verschiden.
- Jtem mer bekent daß sie mithilff Jrß
- gesponns Sathan Jergen Beckhen weibß
- von Werleschwang welche Jnß Kundts
Cpg 331, Blatt 151v
[Bearbeiten]- Nothen gelegen, fursetzlich hab vmbbracht.
- welche also mit dem kind verschüden. vnd
- alß man sich vergraben, hab sy die selbe m[it]
- hilff Jreß Satanß vffdeckht, vnd Jr daß
- kindlin auß dem leib geschnitten. Welc[h]
- kind sy alle Zu Jrer Zauberei gebrauch[t]
- vnd zu nochuolgende hagel.
- waß sy fur vichß geschedigt vnd vmbbracht h[at]
- Eristlich dem Sima Holtzsthucher ain Roß ve[r]
- derbt aber doch zum todt nit gerathen.
- Jtem dem gebhartten ein kalbin vmbbra[cht]
- for zehen Jaren.
- Jtem dem Guetterer ain schwartze K[ue]
- vmbracht.
- Jtem der Trauten Laitmulerin vonn A[?]
- ainn Kue vmbracht.
- Weitter vnd letstlich bekent sy mit aller
- Vnderschid, daß sy mit hilff der Teuffel
- vnd Jrer gesellschaft zuuerderbung der
- Lieben Frucht vff dem Landt dem Mensche[?]
- sein Narung Zu entziechen, gemach hab
- hagel, Reuffen, Nebel. souiel Jn Gott ver-
- hengt, welche Zaubereiischen Vnd teuflischen
- Marterei und stuckh. auch waß sy fur hag[el]
- gemacht, sy aigentlich bekent vnd anzaigt,
- aber aus der gelerten Rath. vnd vmb der ge-
- liebten Jugent willen, solchs Offentlich zu
- berueffen vmbgangen.
Cpg 331, Blatt 152r
[Bearbeiten]1 Jtem sy bekent das der böß veindt, sy wid(er)
2 umb Jn der gefengknuß angesucht,
3 vnd Zu Jr gesagt, sy soll widerruffen, so wert
4 sich ledig gelassen. Aber gleich wider umb
5 zu Erkantnuß komen.
6 Adi den 23 december Jm 63 Jar Jst Maddalenia
7 Schmidin von Welden Zum dritten mall
8 guettlich vnd Painlich angefragt, Die bekennt
9 vnd andernn vor Siben Wieuolgt
10 Auff den Ersten Ardicul wie sy finder
11 daß teuffles leben komen sey.
12 Bekent sy daß Jr man Barttelschmid, auff
13 ein zeit von wegen zwaier schwein so Jr
14 man mit andern schweinen Jm geger
15 gehuet, vnd mit Jr vnainß worden. Also
16 daß Er sich geschlagen vnd mit eim scheit
17 geworfen, vnd sy der massen darab ent
18 setzt daß Er Vermaint von Jr Zu gahn, da
19 Wer sy also Jn ain vnmunt kommen, dar
20 in sy dan der böß feindt angefochten vnnd
21 begert sy sol sy Jm ergeben, das hab sj beWil-
22 liget vnd darauff vnkeusche Werrkh mit
23 Im gePflegen
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Cpg 331, Blatt 152v
[Bearbeiten]Cpg 331, Blatt 153r
[Bearbeiten]Cpg 331, Blatt 153v
[Bearbeiten]Cpg 331, Blatt 154r
[Bearbeiten]Cpg 331, Blatt 154v
[Bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten]Übersetzung
[Bearbeiten]Kann jemand eine grobe Übersetzung anfertigen?
- Lasst uns einfach mal aus der Hüfte schießen.
Geständnis der zwei Hexen oder Unholde Magdalene Schmidin aus Welden und Anna Beglerin aus Wörleschwang, die am 26. Januar in Welden durch Verbrennung hingerichtet worden sind. Anno 1564.
Als erstes bekennt Anna Beglerin aus Wörleschwang, dass sie mit (seit?) 20 Jahren eine Hexe gewesen sei und sich das erste Mal dem widerwärtigen Teufel hingegeben habe. Ursache war, dass die Obrigkeit allen Untertanen, die Schulden bei Juden hatten, mitteilen ließ, dass sie die Schulden in einer bestimmten Frist begleichen sollten. Damals hatten die vorgenannte Beglerin und ihr Mann auch Schulden bei einem Juden und sich deshalb soviel Sorgen gemacht, dass er Haus und Hof verlassen wollte. Nun machte sie sich auf nach Zusmarshausen, um auf den Markt zu gehen. Sie wollte Flachs, Werg oder Hanf kaufen, und als sie am Weiher (?) vorbeikam, stand da ein Bauersmann, eine hübsche Person, in schwarzem Mantel, hohem Hut mit einer weißen Feder und zweifarbigen Hosen; und ihr schien sein linker Fuß wie der eines Ziegenbocks ((Gemse)) zu sein. Er kam zu ihr und sprach sie an, wo sie denn hinwolle. Sie erzählte ihm, dass sie nach [149v] Zusmarshausen wolle, um dort Flachs und Hanf zu kaufen, damit sie sich vom Juden auslösen könne. Da habe er gesagt, wenn du die meine sein willst, dann geb ich dir Geld, um Hanf und Flachs zu kaufen. Sie habe geantwortet: "Macht mit mir, was Ihr wollt, wenn Ihr mir Geld gebt, mit dem ich mich von dem Juden auslöse." Das habe er getan, und ihr, der Beglerin, 7 Gulden gegeben. Als sie wieder zurückkam, war auch ihr Freund(?), der Sathan hieß, auf der M. (Flurbezeichnung?) wieder zu ihr gekommen und mit ihr bis zum Weiher gegangen. Dort habe sie mit der linken Hand geloben und schwören müssen, dass sie am nächsten Samstag zu ihm auf den sogenannten Martinsanger kommen werde; das habe sie getan, und geschworen, dass sie Gott, die heilige Dreifaltigkeit, die Taufe und alle Heiligen verleugnen werde und nur ihm (Satan) anhängen und alles, was gegen Gott und die Menschen ist, tun werde, sowie die guten Taten (anderer) verhindern. Darauf habe er Blut aus ihrer linken Hand genommen und sie damit (in ein Buch) eingeschrieben. Anschließend habe er gleich damals Unkeuschheit mit ihr getrieben.
Zum dritten gesteht sie, dass ihr Gefährte(?) Satan [150r] in der tiefen Hölle zweimal zu ihr gekommen sei und Unkeuschheit mit ihr getrieben habe. Sie sagt, er sei lieblich, aber von kaltem Wesen.
Zum vierten gesteht sie, dass sie mit Hilfe ihres Gefährten Satan oft zum Tanzen ausgegangen sei, und er ihr jedesmal eine Gans als Reittier gebracht habe. Darauf habe sie sich gesetzt, und "In des Teufels Namen" gesagt, "auf und wieder hinunter!" Da wäre sie dahin gefahren, einmal zwischen Hennhofen und Fultenbach, das zweite Mal zwischen (Zusam?)Zel und Hegnenbach, das dritte Mal auf den Trexel, wo mal überall tanzt. (Sie seien) frühlich und guter Dinge gewesen, haben da gegessen und getrunken, haben roten und weißen Wein gehabt, welchen sie mit der Hilfe ihres Gefährten oft in Fultenbach, oft in Zillabach (?) aus dem Keller mit Hanfbrechen (Grimm, "Rätsche") und Weinkrügen (Grimm, "Kante") entführt haben. (Sie haben) genug von allerlei Speisen gehabt, nur Roggenbrot und Salz haben sie nicht genug gehabt. Ihr Saitenspiel gemeinhin Zwerg-Pfeifen, in weißen Pluderhosen. Sie, die Hexen, haben einander auch geloben müssen, dass keine von der anderen je etwas sagen werde.
Zum 5. gesteht sie, dass ...
- Ich hab mich bemüht, textnah zu übersetzen. Auch die indirekte Wiedergabe ("sie habe dies und jenes getan" statt "sie tat dies...") habe ich nach Möglichkeit erhalten, um den Charakter des Geständnisses zu erhalten. --Jonas kork
- Hilf mit, die Übertragung zu verbessern! Besonders die fettgesetzten Stellen bedürfen Deiner Unterstützung :)
- Wir suchen ein geeignetes Äquivalent für gespan/ gesponst! (Eintrag im Grimm)
- Gespons
- Gefährte
- Liebhaber
- Freund
- ...
- Als Hilfe (beim Feilen an der Übertragung) können z.B. die Wörterbücher in der Bibliothek dienen (v.a. Grimmsches Wörterbuch, ggfs. Lexer/BMZ). Nicht-digitale Büchereien bieten darüberhinaus einige Bände der Neubearbeitung des Grimm (A,D,E,F) und des FWB (Reichmann). Auf der Suche nach einem passenderen Ausdruck kann das Leipziger Wortschatz-Portal nützlich sein.
Die Orte
[Bearbeiten]w:Zusmarshausen: Markt (Gemeinde) im Landkreis Augsburg
Wörleschwang: Ort in der Gemeinde Zumarshausen, ca. 5 km von Zusmarshausen und von Welden entfernt
w:Welden: Markt (Gemeinde) im Landkreis Augsburg, ca. 8 km von Zusmarshausen entfernt
Baiershofen (Bairschoffen): 10 vom Welden entfernt
Mitlnhüollen?
Martinsanger (Flurname zwischen Wörleschwang und Zusmarshausen?)
Hennhofen
Fultenbach
Zel (Zusamzell?)
Hegnenbach
Zillabach
Walbach/ Wollbach
Schöneberg