Funktionentheorie/Singularitäten/Hebbar und Pole/Einführung/Textabschnitt

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Definition  

Es sei eine offene Teilmenge, ein Punkt und

eine holomorphe Funktion. Dann sagt man, dass eine isolierte Singularität im Punkt besitzt.

In dieser Situation gibt es nach Fakt stets eine Laurent-Reihe, die das Verhalten der Funktion um den Punkt beschreibt.


Definition  

Es sei eine offene Teilmenge, ein Punkt und

eine holomorphe Funktion. Man sagt, dass im Punkt eine hebbare Singularität besitzt, wenn es eine holomorphe Funktion auf gibt, die fortsetzt.

In dieser Situation besitzt die Funktion im Punkt einen wohlbestimmten Wert, nämlich den Wert der holomorphen Fortsetzung . Statt von einer isolierten Singularität spricht man auch von einer Undefiniertheitsstelle oder (im nicht hebbaren Fall) von einer Unstetigkeitsstelle.



Korollar  

Es sei eine offene Teilmenge, ein Punkt und

eine holomorphe Funktion. Dann sind folgende Eigenschaften äquivalent.

  1. besitzt in eine hebbare Singularität.
  2. ist in einer offenen Umgebung von beschränkt.
  3. In der Laurent-Reihe zu in sind alle Koeffizienten zu negativen Indizes gleich .

Beweis  

Die Äquivalenz von (1) und (2) folgt direkt aus Fakt. Die Äquivalenz von (1) und (3) ist klar, da eine Potenzreihe das gleiche ist wie eine Laurent-Reihe, deren Koeffizienten zu negativen Indizes gleich sind.



Definition  

Es sei eine offene Teilmenge, ein Punkt und

eine holomorphe Funktion. Man sagt, dass im Punkt einen Pol besitzt, wenn keine hebbare Singularität ist, und es ein derart gibt, dass zu einer holomorphen Funktion auf fortsetzbar ist.



Lemma  

Es sei eine offene Teilmenge, ein Punkt und

eine holomorphe Funktion. Dann sind folgende Eigenschaften äquivalent.

  1. besitzt in einen Pol.
  2. divergiert für bestimmt gegen .
  3. In der Laurent-Reihe zu in sind alle Koeffizienten zu Indizes unterhalb eines bestimmten Index gleich , und mindestens ein Koeffizient zu einem negativen Index ist nicht gleich .
  4. ist in meromorph, aber nicht holomorph.

Beweis  

Es sei (1) erfüllt, d.h. dass

mit einer holomorphen Funktion auf und . Dann divergiert für gegen , da ja der Zähler konvergiert und der Nenner dieses Verhalten besitzt. Dies ergibt (2). Von (2) nach (1). Wir betrachten die Funktion auf einer offenen Kreisscheibe von , worauf keine Nullstelle besitzt. Dies ist eine holomorphe Funktion auf der punktierten Kreisscheibe, deshalb gibt es eine beschreibende Laurent-Reihe,

Die Voraussetzung bedeutet, dass für gegen konvergiert. Daher ist nach Fakt eine holomorphe Funktion, d.h.

mit einer holomorphen Funktion mit , . Durch invertieren folgt

wobei der rechte Faktor auf einer offenen Umgebung von definiert und holomorph ist.

Von (1) nach (3). Aus der Darstellung

aus (1) in Verbindung mit der Potenzreihenentwicklung

ergibt sich

Unterhalb von Index sind alle Koeffizienten gleich , und einer der Koeffizienten zu einem negativen Index muss sein, sonst wäre holomorph. Dies ergibt (3). Von (3) nach (1) ist klar, da man ja eine Laurent-Darstellung der Form

mit multiplizieren kann, um eine holomorphe Funktion in zu erreichen.

Die Äquivalenz von (2) und (4) ergibt sich unmittelbar aus der Definition für meromorph.