Kurs:Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2011)/Vorlesung 5/latex

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\setcounter{section}{5}

In dieser Vorlesung diskutieren wir Normalteiler, das sind Untergruppen, für die Links- und Rechtsnebenklassen übereinstimmen. Für Normalteiler kann man Restklassengruppen konstruieren.






\zwischenueberschrift{Innere Automorphismen}




\inputdefinition
{}
{

Es sei $G$ eine \definitionsverweis {Gruppe}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ g }
{ \in }{ G }
{ }{}
{ }{}
{ }{}
} {}{}{} fixiert. Die durch $g$ definierte Abbildung \maabbeledisp {\kappa_g} {G} {G } {x} {gxg^{-1} } {,} heißt \definitionswort {innerer Automorphismus}{.}

}

Eine solche Abbildung nennt man auch \stichwort {Konjugation} {} \zusatzklammer {mit $g$} {} {.}





\inputfaktbeweis
{Innerer Automorphismus/Ist Automorphismus/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {}
\faktvoraussetzung {Ein \definitionsverweis {innerer Automorphismus}{}{} ist in der Tat}
\faktfolgerung {ein Automorphismus.}
\faktzusatz {Die Zuordnung \maabbeledisp {} {G} {\operatorname{Aut} \, G } {g} {\kappa_g } {,} ist ein \definitionsverweis {Gruppenhomomorphismus}{}{.}}
\faktzusatz {}

}
{

Es ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{\kappa_g(xy) }
{ =} {gxyg^{-1} }
{ =} {gxg^{-1}gyg^{-1} }
{ =} {\kappa_g(x) \kappa_g(y) }
{ } {}
} {}{}{,} so dass ein \definitionsverweis {Gruppenhomomorphismus}{}{} vorliegt. Wegen
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \kappa_g (\kappa_h(x)) }
{ =} { \kappa_g (hxh^{-1}) }
{ =} { ghxh^{-1}g^{-1} }
{ =} { ghx (gh)^{-1} }
{ =} { \kappa_{gh} }
} {}{}{} ist einerseits
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \kappa_{g^{-1} } \circ \kappa_g }
{ =} { \kappa_{g^{-1} g} }
{ =} { \operatorname{Id}_{ G } }
{ } {}
{ } {}
} {}{}{,} so dass $\kappa_g$ bijektiv, also ein Automorphismus, ist. Andererseits ist deshalb die Gesamtabbildung $\kappa$ ein Gruppenhomomorphismus.

}


Wenn $G$ eine kommutative Gruppe ist, so ist wegen
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ gxg^{-1} }
{ = }{xgg^{-1} }
{ = }{x }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} die Identität der einzige innere Automorphismus. Der Begriff ist also nur bei nicht kommutativen Gruppen von Interesse.






\zwischenueberschrift{Normalteiler}




\inputdefinition
{}
{

Es sei $G$ eine \definitionsverweis {Gruppe}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{H }
{ \subseteq }{G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} eine \definitionsverweis {Untergruppe}{}{.} Man nennt $H$ einen \definitionswort {Normalteiler}{,} wenn
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ xH }
{ =} {Hx }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} für alle
\mathl{x \in G}{} ist, wenn also die \definitionsverweis {Linksnebenklasse}{}{} zu $x$ mit der Rechtsnebenklasse zu $x$ übereinstimmt.

}

Bei einem Normalteiler braucht man nicht zwischen Links- und Rechtsnebenklassen zu unterscheiden und spricht einfach von \stichwort {Nebenklassen} {.} Statt \mathkor {} {xH} {oder} {Hx} {} schreiben wir meistens $[x]$. Die Gleichheit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{xH }
{ = }{Hx }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} bedeutet
\betonung{nicht}{,} dass
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{xh }
{ = }{hx }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} für alle
\mathl{h \in H}{} ist, sondern lediglich, dass es zu jedem
\mathl{h \in H}{} ein
\mathl{\tilde{h} \in H}{} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{xh }
{ = }{\tilde{h}x }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} gibt.





\inputfaktbeweis
{Normalteiler/Charakterisierung/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es sei $G$ eine \definitionsverweis {Gruppe}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ H }
{ \subseteq }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} eine \definitionsverweis {Untergruppe}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann sind folgende Aussagen äquivalent. \aufzaehlungdrei{$H$ ist ein \definitionsverweis {Normalteiler}{}{} }{Es ist
\mathl{xhx^{-1} \in H}{} für alle \mathkor {} {x \in G} {und} {h \in H} {.} }{$H$ ist invariant unter jedem \definitionsverweis {inneren Automorphismus}{}{} von $G$. }}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

(1) bedeutet bei gegebenem
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ h }
{ \in }{ H }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} dass man
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ xh }
{ = }{\tilde{h}x }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit einem
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \tilde{h} }
{ \in }{ H }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} schreiben kann. Durch Multiplikation mit $x^{-1}$ von rechts ergibt sich
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{xhx^{-1} }
{ = }{\tilde{h} }
{ \in }{H }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} also $(2)$. Dieses Argument rückwärts ergibt die Implikation $(2) \Rightarrow (1)$. Ferner ist $(2)$ eine explizite Umformulierung von $(3)$.

}





\inputbeispiel{}
{

Wir betrachten die \definitionsverweis {Permutationsgruppe}{}{}
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{G }
{ = }{S_3 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} zu einer dreielementigen Menge, d.h. $S_3$ besteht aus den bijektiven Abbildungen der Menge
\mathl{\{1,2,3\}}{} in sich. Die triviale Gruppe $\{ \operatorname{id} \}$ und die ganze Gruppe sind \definitionsverweis {Normalteiler}{}{.} Die Teilmenge
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{H }
{ = }{ \{ \operatorname{id} \, , \varphi \} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} wobei $\varphi$ die Elemente \mathkor {} {1} {und} {2} {} vertauscht und $3$ unverändert lässt, ist eine \definitionsverweis {Untergruppe}{}{.} Sie ist aber kein Normalteiler. Um dies zu zeigen, sei $\psi$ die Bijektion, die $1$ fest lässt und \mathkor {} {2} {und} {3} {} vertauscht. Dieses $\psi$ ist zu sich selbst invers. Die \definitionsverweis {Konjugation}{}{}
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \psi \varphi \psi^{-1} }
{ = }{ \psi \varphi \psi }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist dann die Abbildung, die \mathkor {} {1} {auf} {3} {,} \mathkor {} {2} {auf} {2} {} und \mathkor {} {3} {auf} {1} {} schickt, und diese Bijektion gehört nicht zu $H$.


}





\inputfaktbeweis
{Gruppenhomomorphismus/Kern ist Normalteiler/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es seien \mathkor {} {G} {und} {H} {} \definitionsverweis {Gruppen}{}{} und sei \maabbdisp {\varphi} {G} {H } {} ein \definitionsverweis {Gruppenhomomorphismus}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann ist der \definitionsverweis {Kern}{}{}
\mathl{\ker \varphi}{} ein \definitionsverweis {Normalteiler}{}{} in $G$.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Wir verwenden Lemma 5.4. Es sei also
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ x }
{ \in }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} beliebig und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ k }
{ \in }{ \operatorname{kern} \varphi }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Dann ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \varphi { \left( xh x^{-1} \right) } }
{ =} { \varphi(x) \varphi(h) \varphi { \left( x^{-1} \right) } }
{ =} { \varphi(x) e_H\varphi { \left( x^{-1} \right) } }
{ =} { \varphi(x) \varphi(x)^{-1} }
{ =} { e_H }
} {}{}{,} also gehört
\mathl{xh x^{-1}}{} ebenfalls zum Kern.

}






\zwischenueberschrift{Restklassenbildung}

Wir zeigen nun umgekehrt, dass jeder Normalteiler sich als Kern eines geeigneten, surjektiven Gruppenhomomorphismus realisieren lässt.






\bild{ \begin{center}
\includegraphics[width=5.5cm]{\bildeinlesung {Coset_multiplication.svg} }
\end{center}
\bildtext {Die Multiplikation der Nebenklassen zu einem Normalteiler
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{N }
{ \subseteq }{G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}} }

\bildlizenz { Coset multiplication.svg } {} {Cronholm 144} {Commons} {CC-by-sa 2.5} {}





\inputfaktbeweis
{Gruppe/Normalteiler/Restklassengruppe/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {Es sei $G$ eine \definitionsverweis {Gruppe}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ H }
{ \subseteq }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ein \definitionsverweis {Normalteiler}{}{.} Es sei
\mathl{G/H}{} die Menge der \definitionsverweis {Nebenklassen}{}{} \zusatzklammer {die Quotientenmenge} {} {} und \maabbeledisp {q} {G} {G/H } {g} {[g] } {,} die \definitionsverweis {kanonische Projektion}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann gibt es eine eindeutig bestimmte Gruppenstruktur auf
\mathl{G/H}{} derart, dass $q$ ein \definitionsverweis {Gruppenhomomorphismus}{}{} ist.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Da die kanonische Projektion zu einem Gruppenhomomorphismus werden soll, muss die Verknüpfung durch
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ [x] [y] }
{ =} { [xy] }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} gegeben sein. Wir müssen also zeigen, dass durch diese Vorschrift eine wohldefinierte Verknüpfung auf
\mathl{G/H}{} definiert ist, die unabhängig von der Wahl der Repräsentanten ist. D.h. wir haben für \mathkon { [x]=[x'] } { und } { [y]=[y'] }{ } zu zeigen, dass
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{[xy] }
{ = }{[x'y'] }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist. Nach Voraussetzung können wir \mathkon { x'=xh } { und } { hy'= \tilde{h} y=yh' }{ } mit
\mathl{h, \tilde{h}, h' \in H}{} schreiben. Damit ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{x'y' }
{ =} {(xh)y' }
{ =} {x(hy') }
{ =} {x(yh') }
{ =} {xyh' }
} {}{}{.} Somit ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ [xy] }
{ = }{ [x'y'] }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Aus der Wohldefiniertheit der Verknüpfung auf
\mathl{G/H}{} folgen die Gruppeneigenschaften, die Homomorphieeigenschaft der Projektion und die Eindeutigkeit.

}





\inputdefinition
{}
{

Es sei $G$ eine \definitionsverweis {Gruppe}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ H }
{ \subseteq }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ein \definitionsverweis {Normalteiler}{}{.} Die \definitionsverweis {Quotientenmenge}{}{}
\mathdisp {G/H} { }
mit der aufgrund von Satz 5.7 eindeutig bestimmten Gruppenstruktur heißt \definitionswort {Restklassengruppe von }{} $G$ \definitionswort {modulo}{} $H$. Die Elemente
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ [g] }
{ \in }{ G/H }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} heißen \definitionswort {Restklassen}{.} Für eine Restklasse $[g]$ heißt jedes Element \mathkor {} {g' \in G} {mit} {[g'] = [g]} {} ein \definitionswort {Repräsentant}{} von $[g]$.

}




\inputbeispiel{}
{

Die \definitionsverweis {Untergruppen}{}{} der ganzen Zahlen sind nach Satz 3.2 (Einführung in die Algebra (Osnabrück 2009)) von der Form  \zusatzklammer {diese Aussage ist analog zu der in Vorlesung 3 bewiesenen Aussage, dass
\mathl{K[X]}{} ein Hauptidealbereich ist} {} {} \mathkor {} {\Z n} {mit} {n \geq 0} {.} Die \definitionsverweis {Restklassengruppen}{}{} werden mit
\mathdisp {\Z/(n)} { }
bezeichnet \zusatzklammer {sprich \anfuehrung{$\Z$ modulo $n$}{}} {} {.} Bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ = }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist das einfach $\Z$ selbst, bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ = }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist das die \definitionsverweis {triviale Gruppe}{}{.} Im Allgemeinen ist die durch die Untergruppe $\Z n$ definierte Äquivalenzrelation auf $\Z$ dadurch gegeben, dass zwei ganze Zahlen \mathkor {} {a} {und} {b} {} genau dann äquivalent sind, wenn ihre Differenz
\mathl{a-b}{} zu $\Z n$ gehört, also ein Vielfaches von $n$ ist. Daher ist \zusatzklammer {bei $n \geq 1$} {} {} jede ganze Zahl zu genau einer der $n$ Zahlen
\mathdisp {0,1,2 , \ldots , n-1} { }
äquivalent \zusatzklammer {oder, wie man auch sagt, \stichwort {kongruent modulo $n$} {}} {} {,} nämlich zum Rest, der sich bei Division durch $n$ ergibt. Diese Reste bilden also ein Repräsentantensystem für die Restklassengruppe, und diese besitzt $n$ Elemente. Die Tatsache, dass die Restklassenabbildung \maabbeledisp {} {\Z} { \Z/(n) } {a} {[a] = a \! \! \! \mod n } {,} ein Homomorphismus ist, kann man auch so ausdrücken, dass der Rest einer Summe von zwei ganzen Zahlen nur von den beiden Resten, nicht aber von den Zahlen selbst, abhängt\zusatzfussnote {Dies gilt auch für das Produkt von zwei Zahlen, was bedeutet, dass diese Abbildung ein Ringhomomorphismus ist} {.} {.} Als Bild der \definitionsverweis {zyklischen Gruppe}{}{\zusatzfussnote {Eine \definitionsverweis {Gruppe}{}{} $G$ heißt \definitionswort {zyklisch}{,} wenn sie von einem Element erzeugt wird.} {} {}} $\Z$ ist auch
\mathl{\Z/(n)}{} zyklisch, und zwar ist $1$ \zusatzklammer {aber auch $-1$} {} {} stets ein Erzeuger.


}






\zwischenueberschrift{Die Homomorphiesätze für Gruppen}





\inputfaktbeweis
{Gruppenhomomorphismus/Homomorphiesatz/Surjektiv und Kern/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {Es seien \mathkor {} {G, Q} {und} {H} {} \definitionsverweis {Gruppen}{}{,} es sei \maabb {\varphi} {G} { H } {} ein \definitionsverweis {Gruppenhomomorphismus}{}{} und \maabb {\psi} {G} {Q } {} ein \definitionsverweis {surjektiver}{}{} Gruppenhomomorphismus.}
\faktvoraussetzung {Es sei vorausgesetzt, dass
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \operatorname{kern} \psi }
{ \subseteq} { \operatorname{kern} \varphi }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} ist.}
\faktfolgerung {Dann gibt es einen eindeutig bestimmten Gruppenhomomorphismus \maabbdisp {\tilde{\varphi}} {Q } {H } {} derart, dass
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\varphi }
{ = }{ \tilde{\varphi} \circ \psi }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist.}
\faktzusatz {Mit anderen Worten: das Diagramm
\mathdisp {\begin{matrix}G & \stackrel{ \varphi }{\longrightarrow} & H & \\ \!\!\! \!\! \psi \downarrow & \nearrow \tilde{\varphi} \!\!\! \!\! & \\ Q & & & & \!\!\!\!\! \!\!\! \\ \end{matrix}} { }
ist kommutativ.}
\faktzusatz {}

}
{

\teilbeweis {Wir zeigen zuerst die Eindeutigkeit.\leerzeichen{}}{}{}
{Für jedes Element
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ u }
{ \in }{ Q }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} gibt es mindestens ein \mathkor {} {g \in G} {mit} {\psi (g)=u} {.} Wegen der Kommutativität des Diagramms muss
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \tilde{\varphi} (u) }
{ =} {\varphi(g) }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} gelten. Das bedeutet, dass es maximal ein $\tilde{\varphi}$ geben kann.}
{} \teilbeweis {Wir haben zu zeigen, dass durch diese Bedingung eine wohldefinierte Abbildung gegeben ist.\leerzeichen{}}{}{}
{Es seien also
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ g,g' }
{ \in }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} zwei Urbilder von $u$. Dann ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \psi { \left( g' g^{-1} \right) } }
{ =} { u u^{-1} }
{ =} { e_Q }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} und somit ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ g'g^{-1} }
{ \in }{ \operatorname{kern} \psi }
{ \subseteq }{ \operatorname{kern} \varphi }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Daher ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \varphi(g) }
{ = }{ \varphi(g') }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Die Abbildung ist also wohldefiniert. Seien
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ u,v }
{ \in }{ Q }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und seien
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ g,h }
{ \in }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} Urbilder davon. Dann ist $gh$ ein Urbild von $uv$ und daher ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \tilde{\varphi} (uv) }
{ =} { \varphi(gh) }
{ =} { \varphi(g) \varphi (h) }
{ =} { \tilde{\varphi} (u) \tilde{\varphi} (v) }
{ } {}
} {}{}{.} D.h. $\tilde{\varphi}$ ist ein Gruppenhomomorphismus.}
{}

}


Die im vorstehenden Satz konstruierte Abbildung heißt
\definitionswortenp{induzierte Abbildung}{} oder
\definitionswortenp{induzierter Homomorphismus}{} und entsprechend heißt der Satz auch
\stichwort{Satz vom induzierten Homomorphismus}{.}





\inputfaktbeweis
{Gruppenhomomorphismus/Surjektiv und Restklassengruppe/Fakt}
{Korollar}
{}
{

\faktsituation {Es seien \mathkor {} {G} {und} {H} {} \definitionsverweis {Gruppen}{}{} und sei \maabbdisp {\varphi} {G} {H } {} ein \definitionsverweis {surjektiver}{}{} \definitionsverweis {Gruppenhomomorphismus}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann gibt es eine kanonische \definitionsverweis {Isomorphie}{}{} \maabbdisp {\tilde{\varphi}} {G/ \operatorname{kern} \varphi } {H } {.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Wir wenden Satz 5.10 auf
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{Q }
{ = }{ G/ \operatorname{kern} \varphi }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und die \definitionsverweis {kanonische Projektion}{}{} \maabb {q} {G} {G/\operatorname{kern} \varphi } {} an. Dies induziert einen Gruppenhomomorphismus \maabbdisp {\tilde{\varphi}} {G/\operatorname{kern} \varphi } {H } {} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \varphi }
{ = }{ \tilde{\varphi} \circ q }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} der surjektiv ist. Sei \mathkor {} {[x] \in G/\operatorname{kern} \varphi} {und} {[x] \in \operatorname{kern} \tilde{\varphi}} {.} Dann ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \tilde{\varphi} ([x]) }
{ =} { \varphi(x) }
{ =} { e_H }
{ } {}
{ } {}
} {}{}{,} also
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ x }
{ \in }{ \operatorname{kern} \varphi }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Damit ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ [x] }
{ = }{ e_Q }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} d.h. der Kern von $\tilde{\varphi}$ ist trivial und nach Lemma 4.9 ist $\tilde{\varphi}$ auch injektiv.

}





\inputfaktbeweis
{Gruppenhomomorphismus/Faktorisierung/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {Es seien \mathkor {} {G} {und} {H} {} \definitionsverweis {Gruppen}{}{} und sei \maabbdisp {\varphi} {G} {H } {} ein \definitionsverweis {Gruppenhomomorphismus}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann gibt es eine kanonische Faktorisierung
\mathdisp {G \stackrel{q}{\longrightarrow} G/ \operatorname{kern} \varphi \stackrel{\theta}{\longrightarrow} \operatorname{bild} \varphi \stackrel{\iota} {\hookrightarrow} H} { , }
wobei $q$ die \definitionsverweis {kanonische Projektion}{}{,} $\theta$ ein \definitionsverweis {Gruppenisomorphismus}{}{} und $\iota$ die kanonische Inklusion der \definitionsverweis {Bildgruppe}{}{} ist.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Dies folgt aus Korollar 5.10, angewandt auf die Bildgruppe
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ U }
{ = }{ \operatorname{bild} \varphi }
{ \subseteq }{ H }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}

}


Diese Aussage wird häufig kurz und prägnant so formuliert:

\einrueckung{
\betonung{Bild $=$ Urbild modulo Kern}{.}}





\inputfaktbeweis
{Gruppentheorie/Isomorphiesatz für Restklassengruppen/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {Es sei $G$ eine \definitionsverweis {Gruppe}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ N }
{ \subseteq }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ein \definitionsverweis {Normalteiler}{}{} mit der \definitionsverweis {Restklassengruppe}{}{}
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{Q }
{ = }{G/N }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{H }
{ \subseteq }{G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ein weiterer Normalteiler in $G$, der $N$ umfasst.}
\faktfolgerung {Dann ist das \definitionsverweis {Bild}{}{} $\overline{H}$ von $H$ in $Q$ ein Normalteiler und es gilt die kanonische \definitionsverweis {Isomorphie}{}{}
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ G/H }
{ \cong} { Q/ \overline{H} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Für die erste Aussage siehe Aufgabe 5.12. Damit ist die Restklassengruppe
\mathl{Q/\overline{H}}{} wohldefiniert. Wir betrachten die Komposition
\mathdisp {p \circ q  : G \longrightarrow Q \longrightarrow Q/\overline{H}} { . }
Wegen
\mavergleichskettealign
{\vergleichskettealign
{ \operatorname{kern} \left( p \circ q \right) }
{ =} { { \left\{ x \in G \mid (p \circ q) (x) = e \right\} } }
{ =} { { \left\{ x \in G \mid q (x) \in \operatorname{kern} p \right\} } }
{ =} { { \left\{ x \in G \mid q (x) \in \overline{H} \right\} } }
{ =} {H }
} {} {}{} ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \operatorname{kern} \left( p \circ q \right) }
{ = }{ H }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Daher ergibt Korollar 5.10 die kanonische Isomorphie \maabbdisp {} {G/H} {Q/\overline{H} } {.}

}


Kurz gesagt ist also
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ G/H }
{ =} { (G/N)/(H/N) }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}



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