Die folgende Aussage heißt auch zweiter Mittelwertsatz .
Es sei
b
>
a
{\displaystyle {}b>a}
und seien
f
,
g
:
[
a
,
b
]
⟶
R
{\displaystyle f,g\colon [a,b]\longrightarrow \mathbb {R} }
stetige ,
auf
]
a
,
b
[
{\displaystyle {}]a,b[}
differenzierbare Funktionen
mit
g
′
(
x
)
≠
0
{\displaystyle {}g'(x)\neq 0\,}
für alle
x
∈
]
a
,
b
[
{\displaystyle {}x\in {]a,b[}}
.
Dann ist
g
(
b
)
≠
g
(
a
)
{\displaystyle {}g(b)\neq g(a)}
und es gibt ein
c
∈
]
a
,
b
[
{\displaystyle {}c\in {]a,b[}}
mit
f
(
b
)
−
f
(
a
)
g
(
b
)
−
g
(
a
)
=
f
′
(
c
)
g
′
(
c
)
.
{\displaystyle {}{\frac {f(b)-f(a)}{g(b)-g(a)}}={\frac {f'(c)}{g'(c)}}\,.}
Die Aussage
g
(
a
)
≠
g
(
b
)
{\displaystyle {}g(a)\neq g(b)\,}
folgt aus
Fakt .
Wir betrachten die Hilfsfunktion
h
(
x
)
:=
f
(
x
)
−
f
(
b
)
−
f
(
a
)
g
(
b
)
−
g
(
a
)
g
(
x
)
.
{\displaystyle {}h(x):=f(x)-{\frac {f(b)-f(a)}{g(b)-g(a)}}g(x)\,.}
Es ist
h
(
a
)
=
f
(
a
)
−
f
(
b
)
−
f
(
a
)
g
(
b
)
−
g
(
a
)
g
(
a
)
=
f
(
a
)
g
(
b
)
−
f
(
a
)
g
(
a
)
−
f
(
b
)
g
(
a
)
+
f
(
a
)
g
(
a
)
g
(
b
)
−
g
(
a
)
=
f
(
a
)
g
(
b
)
−
f
(
b
)
g
(
a
)
g
(
b
)
−
g
(
a
)
=
f
(
b
)
g
(
b
)
−
f
(
b
)
g
(
a
)
−
f
(
b
)
g
(
b
)
+
f
(
a
)
g
(
b
)
g
(
b
)
−
g
(
a
)
=
f
(
b
)
−
f
(
b
)
−
f
(
a
)
g
(
b
)
−
g
(
a
)
g
(
b
)
=
h
(
b
)
.
{\displaystyle {}{\begin{aligned}h(a)&=f(a)-{\frac {f(b)-f(a)}{g(b)-g(a)}}g(a)\\&={\frac {f(a)g(b)-f(a)g(a)-f(b)g(a)+f(a)g(a)}{g(b)-g(a)}}\\&={\frac {f(a)g(b)-f(b)g(a)}{g(b)-g(a)}}\\&={\frac {f(b)g(b)-f(b)g(a)-f(b)g(b)+f(a)g(b)}{g(b)-g(a)}}\\&=f(b)-{\frac {f(b)-f(a)}{g(b)-g(a)}}g(b)\\&=h(b).\end{aligned}}}
Also ist
h
(
a
)
=
h
(
b
)
{\displaystyle {}h(a)=h(b)}
und
Fakt
liefert die Existenz eines
c
∈
]
a
,
b
[
{\displaystyle {}c\in {]a,b[}}
mit
h
′
(
c
)
=
0
.
{\displaystyle {}h'(c)=0\,.}
Umstellen ergibt die Behauptung.
◻
{\displaystyle \Box }
Aus dem zweiten Mittelwertsatz erhält man den ersten Mittelwertsatz zurück, wenn man für
g
{\displaystyle {}g}
die Identität nimmt.
Zur Berechnung von Grenzwerten einer Funktion, die als Quotient gegeben ist, ist die folgende Regel von l'Hospital hilfreich.
Es sei
I
⊆
R
{\displaystyle {}I\subseteq \mathbb {R} }
ein
offenes Intervall
und
a
∈
I
{\displaystyle {}a\in I}
ein Punkt. Es seien
f
,
g
:
I
⟶
R
{\displaystyle f,g\colon I\longrightarrow \mathbb {R} }
stetige Funktionen , die auf
I
∖
{
a
}
{\displaystyle {}I\setminus \{a\}}
differenzierbar
seien mit
f
(
a
)
=
g
(
a
)
=
0
{\displaystyle {}f(a)=g(a)=0}
und mit
g
′
(
x
)
≠
0
{\displaystyle {}g'(x)\neq 0}
für
x
≠
a
{\displaystyle {}x\neq a}
.
Es sei vorausgesetzt, dass der
Grenzwert
w
:=
lim
x
∈
I
∖
{
a
}
,
x
→
a
f
′
(
x
)
g
′
(
x
)
{\displaystyle {}w:=\operatorname {lim} _{x\in I\setminus \{a\},\,x\rightarrow a}\,{\frac {f'(x)}{g'(x)}}\,}
existiert.
Dann existiert auch der Grenzwert
lim
x
∈
I
∖
{
a
}
,
x
→
a
f
(
x
)
g
(
x
)
,
{\displaystyle \operatorname {lim} _{x\in I\setminus \{a\},\,x\rightarrow a}\,{\frac {f(x)}{g(x)}},}
und sein Wert ist ebenfalls
w
{\displaystyle {}w}
.
Zur Ermittlung des Grenzwertes benutzen wir das
Folgenkriterium . Da
g
′
{\displaystyle {}g'}
im Intervall keine Nullstelle besitzt und
g
(
a
)
=
0
{\displaystyle {}g(a)=0}
ist, besitzt auch
g
{\displaystyle {}g}
nach
Fakt
außer
a
{\displaystyle {}a}
keine Nullstelle. Es sei
(
x
n
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(x_{n}\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
eine
Folge
in
I
∖
{
a
}
{\displaystyle {}I\setminus \{a\}}
, die gegen
a
{\displaystyle {}a}
konvergiert .
Zu jedem
x
n
{\displaystyle {}x_{n}}
gibt es nach
Fakt ,
angewandt auf
I
n
:=
[
x
n
,
a
]
{\displaystyle {}I_{n}:=[x_{n},a]}
bzw.
[
a
,
x
n
]
{\displaystyle {}[a,x_{n}]}
,
ein
c
n
{\displaystyle {}c_{n}}
(im Innern von
I
n
{\displaystyle {}I_{n}}
)
mit
f
(
x
n
)
−
f
(
a
)
g
(
x
n
)
−
g
(
a
)
=
f
′
(
c
n
)
g
′
(
c
n
)
.
{\displaystyle {}{\frac {f(x_{n})-f(a)}{g(x_{n})-g(a)}}={\frac {f'(c_{n})}{g'(c_{n})}}\,.}
Die Folge
(
c
n
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(c_{n}\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
konvergiert ebenfalls gegen
a
{\displaystyle {}a}
, sodass nach Voraussetzung die rechte Seite gegen
f
′
(
a
)
g
′
(
a
)
=
w
{\displaystyle {}{\frac {f'(a)}{g'(a)}}=w}
konvergiert. Daher konvergiert auch die linke Seite gegen
w
{\displaystyle {}w}
, und wegen
f
(
a
)
=
g
(
a
)
=
0
{\displaystyle {}f(a)=g(a)=0}
bedeutet das, dass
f
(
x
n
)
g
(
x
n
)
{\displaystyle {}{\frac {f(x_{n})}{g(x_{n})}}}
gegen
w
{\displaystyle {}w}
konvergiert.
◻
{\displaystyle \Box }