Differenzierbare Abbildung/Vektorräume/Regulärer Punkt/Textabschnitt

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Der Rang einer linearen Abbildung

ist definiert als die Dimension des Bildraumes . Mit diesem Begriff können wir die Regularität einer Abbildung in einem Punkt allgemein definieren.


Definition  

Es seien und endlichdimensionale reelle Vektorräume, sei offen, sei und sei

eine in differenzierbare Abbildung. Dann heißt ein regulärer Punkt von , wenn

ist. Andernfalls heißt ein kritischer Punkt oder ein singulärer Punkt.

Bemerkung  

Eine differenzierbare Abbildung ist genau dann regulär in einem Punkt , wenn das totale Differential den maximal möglichen Rang besitzt. Der Rang ist nach Fakt und nach Fakt gleich dem Spalten- bzw. Zeilenrang einer beschreibenden Matrix. Daher ist der Rang maximal gleich der Anzahl der Zeilen und maximal gleich der Anzahl der Spalten, also maximal gleich dem Minimum der beiden Dimensionen.

Bei ist ein regulärer Punkt genau dann, wenn nicht die Nullabbildung ist. Daher stimmt diese Definition von regulär mit Definition überein. Bei bedeutet die Regularität wiederum, dass ist. Generell bedeutet bei die Regularität, dass injektiv ist, und bei bedeutet die Regularität, dass surjektiv ist. Insbesondere bedeutet bei die Regularität in , dass das totale Differential bijektiv ist und dass daher die Voraussetzung im Satz über die lokale Umkehrbarkeit erfüllt ist.



Beispiel  

Wir betrachten die Abbildung

Diese Abbildung ist differenzierbar und die Jacobi-Matrix in einem Punkt ist

Die Determinante davon ist

so dass die Bedingung

die regulären Punkte der Abbildung charakterisiert. Im Nullpunkt liegt beispielsweise ein regulärer Punkt vor, so dass dort aufgrund des Satzes über die lokale Umkehrbarkeit lokal eine Bijektion vorliegt, d.h. es gibt offene Umgebungen und von derart, dass die eingeschränkte Abbildung

bijektiv ist (mit stetig differenzierbarer Umkehrabbildung).

Wie groß kann dabei gewählt werden? Wir beschränken uns auf offene Ballumgebungen . Bei enthält eine solche Kreisscheibe zwei Punkte der Form

Diese werden unter auf

abgebildet, also auf den gleichen Punkt. Daher ist die Einschränkung der Abbildung auf eine solche Kreisscheibe nicht injektiv, und auf einer solchen Menge kann es keine Umkehrabbildung geben.

Betrachten wir hingegen

und

Da keine kritischen Punkte enthält, ist nach Aufgabe das Bild offen. Die eingeschränkte Abbildung ist nach Definition von surjektiv, so dass nur die Injektivität zu untersuchen ist.

Das Gleichungssystem

führt auf

und auf

Seien und aus mit

gegeben. Dann ist

und somit

Bei folgt direkt . Bei muss

sein. Dies bedeutet und ebenso . Wegen

und müssen und das gleiche Vorzeichen besitzen. Daher müssen auch und das gleiche Vorzeichen besitzen. Daraus folgt aber

so dass es in der offenen Kreisumgebung mit Radius keine zwei verschiedenen Urbilder geben kann.[1] Mit liegt also eine Bijektion vor.


  1. Man kann auch folgendermaßen argumentieren: Die Ableitung von nach ist . Wegen ist dies positiv. Somit ist streng wachsend in nach Fakt. Daher gibt es zu einem vorgegebenen Punkt nur ein , das die Bedingung

    erfüllt. Wegen ist auch die zweite Komponente eindeutig bestimmt.