Hikayat Faridah Hanom 1 - Übersetzung

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Erstes Kapitel
DAS LIEBESPAAR

In Kairo, der blühenden Hauptstadt Ägyptens, gibt es eine Straße, die al-Abbasiyah heißt. Dort lebte Kasim Bey in einem großen, prächtigen Haus, umgeben von einem Garten mit allen Arten von Obst- und Zierbäumen.

Eines Abends im Mai 1894 drang durch das Fenster dieses Hauses, das mit verschiedenfarbigen Seidenblumen dekoriert war, der Schein eines Lichts.

Es war schon fast Mitternacht, und der Wind wehte sanft durch den zur Straße hin hängenden Fensterschmuck, als eine sehr junge Frau am Fenster erschien, gestützt auf einen roten Samtsessel mit Armlehnen, die mit Brokatfäden bestickt waren. Ihr außerordentlich langes und dichtes schwarzes Haar fiel über ihre unbekleideten Schultern, während ihr Körper von einem geschmeidigen und feinen hellgrünen Stoff bedeckt war, der Freude in den Augen eines jeden Menschen hervorrief, der ihn betrachtete. Ihr Gesicht hatte eine schöne ovale Form, die gut mit Augen und Nase harmonierte. Es war wohlproportioniert und weckte die Freude…


und Liebe eines jeden, der es betrachtete. Ihre Wangen waren rund wie reife Mangos, und sie hatte schwarze Augen, aus denen süßer Honig floss, wenn sie dazu gebracht wurde, einen anzublicken, begleitet von dem rosigen Schimmer ihrer Wangen. Ihr kleiner Mund lächelte immerzu lieblich, wenn sie sprach, begleitet von dem strahlenden Weiß ihrer Zähne, die Perlen oder aufgesprungenen Granatäpfeln glichen.

Lob sei dem Herrn, der die Macht hat, alle Geschöpfe mit ihren verschiedenen Gestalten und Formen zu erschaffen. Er hat Faridah Hanom, die Tochter von Kasim Bey, in die Form schönster menschlicher Gestalt gegossen. Faridah Hanom ist auf die Welt gekommen mit der schönsten weiblichen Beschaffenheit, wie sie vom Dichter beschrieben wurde:

Als ob ihre Kleider
Wolken wären, die dort den Mond verbergen.
Wenn die Wolken in der Tür verschwinden,
Erscheint der Vollmond klar.

Ihre Augen sind den himmlischen Bidadaris ein Vorbild,
Ihr Lichtschein erfüllt das Gesicht.
Je mehr sie betrachtet, angeblickt, abgemesssen wird,
Desto schöner ist sie, desto mehr steigt der Wert.

Wahrhaftig, Faridah ist ein Bidadari-Wesen,
Ihresgleichen gibt es nicht in den Ländern der Welt
Sie berauscht Fromme, Gelehrte und Koranrezitatoren,
Wenn sie ihren Glanz und ihre Schönheit erblicken.

Zu jener Zeit stützte Faridah Hanom, diese wunderschöne Prinzessin, ihren Kopf auf ihre Hände, um ihre Gedanken auf ein Feld schweifen zu lassen, das niemand anders kennen kann, weil das Wissen darüber allein bei Gott ist. Aber immer wieder stand sie auf und schaute aus dem Fenster auf die Hauptstraße. Sie sah die Sterne am Himmel funkeln und hörte immer wieder einen Pferdewagen auf dem Pflaster dröhnen. Daraufhin setzte sie sich wieder zurück auf ihren Stuhl mit einem Gefühl großer Unruhe und Unzufriedenheit. Dann…


versank sie wieder in Gedanken, bis die zweite Stunde nach Mitternacht schlug.

Faridah Hanom stand wieder von ihrem Stuhl auf und schaute auf die Straße, die zu dieser Zeit schon etwas still geworden war, während der Himmel noch heller von den Lichtern der Sterne glänzte. Dann ging sie zur Tür ihres Zimmers und von dort leise auf Zehenspitzen ins Nebenzimmer und weckte eine alte Frau von etwa sechzig Jahren, die dort schlief, indem sie sagte: "He, wacht auf, Ibu Suad!"

Die Dayang[1] stand auf und folgte ihrer Herrin eilig nach draußen, während sie fragte: "Warum weckt Tuan die Dayang so früh am Morgen?"

Faridah Hanom antwortete: "Die Zeit, die er versprochen hat, ist schon längst vorbei. Mein Geliebter hätte schon längst da sein müssen. Das ist es, was mich so belastet und beunruhigt, Ibu." Ihre Dayang sagte: "Das ist nicht schlimm. Tuan möge sich nicht so große Sorgen machen. Wieviel Uhr ist es denn jetzt, Tuan?"

"Es hat schon zwei Uhr geschlagen, während er eigentlich versprochen hatte, um ein Uhr hierherzukommen", antwortete Faridah Hanom auf die Frage ihrer Dayang, während sie zum Fenster ging, um auf die Hauptstraße zu schauen. Da sah sie im Lichtschein der Straßenlaterne einen Mann die Straße entlanggehen und sagte zu ihrer Dayang: "Das ist er vielleicht." Sogleich reckte sich auch die Dayang hinaus, schaute und rief: "Ja, das ist er. Lasst die Dayang hinuntergehen und die Tür öffnen." Dies sagend, lief sie leise auf Zehenspitzen hinunter zur Tür und schaute durch das kleine Fenster, das sich neben der Tür befand. Wenig später erreichte der Mann, der da ging, die Tür. Suad musterte ihn, erkannte, dass es wirklich Shafik war, und dankte Gott: „Alhamdulillah“.


Es war ein junger Mann, der da kam, mit stattlichem Körper, straffen Bewegungen, schönem Gesicht, angenehm heller Haut und sehr elegantem Gang. Wer ihn sah, mochte ihn. Er war gerade 22 Jahre alt geworden, trug einen roten Tarbusch, der sich etwas nach vorne neigte, einen schwarzen Anzug wie die Europäer, die von einem Abendempfang kommen, und schwarz glänzende Schuhe. Jeder, der ihn betrachtete, hatte seine Freude an ihm, und wer immer mit ihm sprach, war von Zuneigung zu ihm erfüllt.

Unterdessen stand Faridah Hanom immer noch am Fenster und schaute nach dem, der da kam, bis sie sicher die Gestalt ihres Geliebten unter dem Schein der Laterne im Hof ihres Hauses erkannte, sich ihre Blicke begegneten und Shafik Efendi ihr Handzeichen machte. Da zog sich Faridah Hanom von dem Fenster zurück und ging zur Treppe, die hinunter in den Garten führte.

Als Suad klar wurde, dass derjenige, der da kam, Shafik Efendi, der Geliebte ihrer Tuan, war, öffnete sie das Gartentor und machte Shafik Efendi Zeichen, dass er hereinkommen möge. Shafik Efendi trat ein, grüßte Suad und ging dann durch den Garten in die mit Sitzen ausgetattete Laube, die umzäumt war und um die sich verschiedene blühende und duftende Sträucher wanden.

Shafik Efendi setzte sich sogleich hin und wartete dort wie eine Eule, die den Mond anschmachtet, während Faridah Hanom herbeieilte wie ein Ashoka-Zweig, der vom Sabā-Wind herangeweht wird, oder wie die himmlische Bidadaris, als sie den Helden Arjuna im Garten der Freude besuchten.


Als Faridah Hanom das Tor der Laube erreichte, wo Shafik Efendi wartete, erleuchtete der Schein ihres Gesichtes das Gesicht ihres Geliebten, so wie zur Mitte des Monats der Vollmond aufgeht und die Welt erleuchtet.

Als Shafik Efendi seine Geliebte kommen sah, sprang er auf, begrüßte sie mit einem Handkuss und bat sie, sich an seine Seite zu setzen. Aber Shafik Efendi war sehr erschrocken, als er sah, dass das Gesicht seiner Geliebten anders aussah als sonst. Dann erkannte er, dass es an seiner Verfehlung lag, dass er zu spät gekommen war.

Faridah Hanom hatte sich kaum auf den Sessel gesetzt, da vergrub sie ihr Gesicht im Schoß ihres Geliebten und sagte dann mit einer Stimme, die so lieblich war wie eine Äolsharfe: „Was für eine lange Trennung, o Shafik!“

Shafik zog den Kopf seiner Geliebten zu sich, küsste ihre Stirn und sagte: „Verzeiht Abang, o Nyawa seines Körpers! Er würde niemals zu spät kommen und keine Minute von seiner Nyawa fernbleiben, wenn es dafür nicht Gründe gäbe, gegen die er nicht angehen kann. Wisset, o Abangs Nyawa, bei Gott, der die Welt erschaffen hat: Wenn es nicht das Hindernis gäbe, dass er Tuans Ehre bewahren wollte, würde Abang ihr gewiss Tag und Nacht seine Aufwartung machen.“

Faridah Hanom stand auf, setzte sich nun ebenfalls hin und sagte: „So ist es nicht, Shafik. Diese harte Lektion ist schon gelernt. Er schenkt diesem schwachen Frauenherz keinerlei Beachtung. Das ist der Grund dafür, dass er sich bei allen Verabredungen verspätet,…


auch wenn sich das Verhalten mit Worten vom Handeln unterscheidet. Ist nicht bekannt, dass Beta das versprochene Kommen mit solchem Verlangen erwartet hat, wie die ausgetrocknete Erde die Tropfen des Regens erwartet? Und Beta erwartet Tuan wie jemand, der in der Nacht nicht schlafen kann und auf das Morgengrauen oder den Sonnenaufgang wartet.“

Shafik erschrak sehr heftig über die Worte seiner Geliebten, stand auf, ergriff die Hand seiner Geliebten, streichelte sie sanft und sagte: "Unglaublich, unglaublich. So sehr macht mir Tuan, der Geist meines Körpers, Vorwürfe. Bei meinem geliebten Heimatland, es gibt unter diesem Himmel nichts, an das ich denke, außer an Tuan. Tuan ist meine ganze Hoffnung in dieser Welt. Sie möge ihren Bruder, den Mond am Himmel befragen. Hat Abang etwa schon einmal nur einen Augenblick lang vergessen, an seine Nyawa zu denken, während er durch den Himmel zog? Und sie möge die Sterne befragen, wenn der Mond nicht sichtbar ist. Gab es auch nur eine Nacht, in der Abang eingeschlafen wäre, ohne an seine Nyawa zu denken? Dann befragt die Sonne. War Abang nur einen Augenblick lang nicht verrückt nach der Schönheit seines Semangat-Geistes? Oh Faridah, Tuan ist ein König, der auf Abangs Semangat-Geist reitet. Er ist zu schwach, um Tuan sein Liebesverlangen nach ihr zu erklären. Was auch immer für Eleganz und Schönheit Gott Tuan verliehen hat, sie bindet Abangs Herz an sie in Liebe, so dass jegliche andere Art von Schönheit vor seinen Augen vergeht. Oh, Nyawa, geliebtes Gegenstück, Tuan weiß nicht, wieviel Qual und Leid Abang ertragen muss durch die Ferne von ihr. Wahrlich, den Wert seines heutigen Treffens…


mit Tuan kann er niemals ermessen. Angenommen, er wäre so mächtig, dass er über alle Könige dieser Welt herrschen könnte, wäre es nicht einmal halb so viel wert. Dies ist die Zeit, in der Abang das Vergnügen des Lebens empfindet, indem er das Licht der Schönheit seiner Schwester betrachtet, die auf der ganzen Welt nicht ihresgleichen hat in seinem Herzen, selbst wenn er in dieser Zeit nicht einen Duit und nur zerfetzten Stoff als Kleidung besäße.“

Wenn ich auf dieser Welt Tuan besäße,
Könnte ich alle Herrscher botmäßig machen.
Nicht wird das Vergnügen wohltuend,
Ohne das geschmiedete Gold zu betrachten.

Faridah Hanom seufzte und sagte: „Wenn das wirklich so ist, dann ist es nicht vergeblich, dass Beta an Tuan denkt, o geliebter Shafik.“ Sie zog ihre Hand aus seiner Hand und wischte sich die Tränen ab, die glänzten und hinunterkullerten wie Perlen von einer Kette. Dann sagte sie: „Beta weiß nicht, warum Gott uns beide voneinander entfernt, obwohl es notwendig wäre, unsere beiden Körper zu vereinigen. Bei Gott, o Shafik, wenn Betas Eltern von unserer Liebesbeziehung wüssten, die frei ist von sündigen und schmutzigen weltlichen Gedanken, hätten sie bestimmt beide mit uns Mitleid, besonders wenn sie wüssten, dass Betas Galle bersten und ihr Herz zerbrechen würde, wenn wir beide lange getrennt wären. O Shafik, mein einziger Geliebter in dieser Welt, immerzu Tag und Nacht ist Beta verzweifelt, gefühllos, spürt Kälte am ganzen Körper, und weiß dafür keinen anderen Grund als die Trennung und Ferne von Tuan.“


Shafik hielt es kaum aus, diese Worte zu hören, die sein Herz erschütterten und fesselten. Dann kniete er rasch nieder und zog die Hand seiner Geliebten an seine Brust. Faridah Hanom betrachtete Shafik aus ihren Augenwinkeln. Als sie ihn so anschaute, nahm seine Liebestrunkenheit noch weiter zu. Dann umschloss er die Hand seiner Geliebten und sagte: "Meine geliebte Faridah, bitte betrachtet diese Welt, die so ruhig und still ist. Dann spitze Abangs Nyawa ihre Ohren. Hört sie etwas anderes als das Klopfen von Abangs Herz, das Tuan in sich trägt? Dann frage Tuan dieses Gemüt jeden Tag nach Sonnenuntergang: Gab es irgendeine andere Beschäftigung als die Suche nach einer Gelegenheit, zu Tuan zu kommen? Und es frage Abangs Nyawa sein Herz: Versucht es sich nicht fortwährend von allen Fesseln zu befreien, die es daran hindern, Tuan von Angesicht zu Angesicht zu sehen? Tuan möge dieses Gemüt befragen, das sie bereits bewohnt: Träumt es nicht fortwährend davon, zwei Flügel zu besitzen, mit denen es jederzeit Tuan erreichen kann? Es würde sich sogar sehnlich wünschen, wenn es im Strahle von Tuans Glanz sterben könnte. Doch ist von Gott vorherbestimmt, dass er nur eine heimliche Begegnung gewährt, die die Augen der Menschen fürchtet. So ist Abang auch mit einer solchen Begegnung zufrieden. Lasst nur die Menschen von Abang sagen, dass er sich wie ein Dieb verhält, denn das Glück der Begegnung mit Tuan wischt alles Ungemach, alle Demütigigungen und Schwierigkeiten hinweg."

Faridah Hanom fiel ihrem Geliebten um den Hals und sagte: "Es reicht. Es reicht, mein Geliebter, was Tuan ausgesprochen hat. Es ist ein großes Glück für Beta, all dies zu hören. Aber wenn Tuan Betas Liebe für ihn kennen würde, würde er gewiss…


urteilen, dass es in den Herzen all derjenigen, die schon einmal die Liebesleidenschaft ertragen mussten, nichts Vergleichbares gibt, und ihre Liebe für ihn von dem Zeitpunkt an, als sie ihn erblickte, die Liebe einer Jungfrau ist, die unter keinen Umständen den Weg der schmutzigen Handlungen des weltlichen Lebens gehen will. Sie wagt, zu schwören, dass sie andere Männer als Tuan weder kennt noch kennenlernen will. Sie möchte auch nur an Tuan denken. Und sie möchte bis zum Zeitpunkt des Todes niemanden anders lieben als Euch allein."

Als Shafik Efendi die Worte seiner Geliebten hörte, konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er sprang auf, zog seine Geliebte an seine Brust und rief: „Faridah, Faridah, Faridah! Abang, der so sehr von der Liebesleidenschaft für seine Nyawa erfasst ist, hat von Anfang an ihre äußere Schönheit gesehen. Seine Liebesleidenschaft für seine Nyawa ist völlig in sein Herz eingehämmert. Sie kann da unmöglich wieder herauskommen, wenn nicht zusammen mit seinem Lebensgeist. Seid gewiss, dass Tuans Worte Abang zum glücklichsten Diener Gottes auf Erden gemacht haben. Bei Gott, Abang existiert allein durch seine Nyawa. Ist sie fort, verschwindet auch er. Will denn Tuan das Liebesverhältnis mit Abang verstetigen, mit einer Übereinkunft, die durch unseren Gott geschlossen wird, im erlaubten Rahmen entsprechend seiner Billigung? Bis dahin pflegen wir eine Liebe, die rein ist vom Zorn Gottes und dem Schmutz, der den reinen Namen in einer Gesellschaft von Edelleuten verlorengehen lässt.“

Rasch antwortete Farida Hanom darauf mit großer Freude, indem sie die Hand ausstreckte. Und die beiden schworen sich ewige Treue in einer Liebe, die rein ist von schmutzigen Absichten.


Dann kosten die beiden Liebenden weiter miteinander, sich gegenseitig in ihren Liebesbeteuerungen übertreffend, bis alle Lampen auf der Straße ausgegangen waren und auch das Licht der Sterne am Himmel erloschen war. Da sagte Shafik Efendi zu seiner Geliebten: "Die Morgendämmerung ist schon angebrochen, die Sonne wird gleich aufgehen. So ist die Zeit gekommen, dass wir uns trennen müssen, damit wir nicht gesehen werden. Deshalb sagt Abang seiner Nyawa Lebewohl bis zum nächsten Zusammentreffen ein ander Mal."

Da ergriff Faridah Hanom schnell die Hand ihres Geliebten und sagte: "Habt Mitgefühl mit Beta, o mein geliebter Shafik. Unsere Trennung darf nicht lange dauern. Habt Erbarmen mit Betas Herzen, das zahlreiche Qualen erlebt, wenn sich die Ferne und Trennung von Tuan in die Länge zieht."

Da beugte sich Shafik Efendi rasch hinunter und küsste die Stirn seiner Geliebten. Faridah Hanom ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken und begann zu weinen. Shafik Efendi küsste den Kopf seiner Geliebten und empfand so viel Zuneigung und Mitleid, dass er sich kaum von ihr trennen konnte, wenn er nicht die Entehrung seiner Geliebten gefürchtet hätte. Dann fasste er sich ein Herz, ging hinaus und machte sich auf den Weg nach Hause, wobei er dieses Syair auf den Lippen führte:

Mein Körper geht, die Nyawa bleibt
In einem schönen Garten mit einem Mond
Meine geliebte Faridah, Tochter des Vertrauens,
Nimmt alles mit, nichts bleibt.

Ist so das Gefühl, Faridah zu lieben?
Es zu lindern, ist nicht leicht.
Die schöne Prinzessin hat von mir Besitz ergriffen,
Sie sollte Herrin werden.



Geist des Körpers, Abangs Semangat,
Strahlen wie der Mond entfalten sich,
Lebet wohl, macht Euch keine Sorgen,
obwohl Shafik geht, als ob er flöge.



Ein Ebenbild für Faridahs Schönheit ist selten,
Ich sollte ihretwegen sterben,
Bei einer anderen als ihr geht mein Herz verloren,
Allein die Bidadari ist ein Ebenbild für sie.

O Prinzessin, die mir die Nyawa raubt,
Ade, meine Freundin und kleine Schwester.
Der Bruder, der heimkehrt, ist im Ungewissen,
Hofft auf die Treue Tuans, die ihn festgenagelt hat.


Als Shafik Efendi hinausgegangen war, blieb Faridah Hanom still und reglos im Garten zurück, bis ihre Dayang Suad eintrat und ihr zurief: „Bitte Tuan, geht wieder nach oben, denn die Eltern sind schon fast aus ihrem Schlaf erwacht. Es ist nicht schön für sie zu sehen, dass Ihr nicht in Eurem Schlafzimmer seid.“ Faridah Hanom wusste nicht ein noch aus. Dann machte sie sich langsam auf den Weg, wobei sie ihre Gefühle unterdrückte, ihre Tränen wegwischte und ihren Kopf vor Scham vor ihrer Dayang senkte, bis sie zu ihrem Schlafzimmer kam, die Tür hinter sich abschloss und sich mit wehmütigem Herzen auf ihr Bett warf. Sie konnte ihre Augen nicht schließen, weil ihre Müdigkeit und Schläfrigkeit völlig aus ihnen verschwunden war, entführt von ihrem Geliebten Shafik Efendi. Das Einzige, das bei ihr geblieben war, war das Gedenken an ihren Geliebten in ihrem Herzen und das Bild von ihm, das sich vor ihrem inneren Auge abzeichnete. Aber jedes Mal, wenn sie an die Heirat mit ihrem Geliebten mit dem Einverständnis ihrer Eltern dachte, hatte sie das Gefühl, als ob es ein Hindernis gäbe, das sich dazwischenschiebt. Aus diesem Grund schossen ihr einige Vermutungen und Gedanken durch den Kopf, die ihre Sorge noch vergrößerten. Da sie eine kluge und gebildete Frau war, stellte sie sich vor, dass ihr diese Vermutungen und Gedanken wegen ihr übermäßigen Liebe für ihren Geliebten kommen, denn Gefühle und Gedanken dieser Art kommen wirklich immer dem Menschen, der so verliebt ist, dass ihm die Liebe zu seinem Geliebten völlig in Fleisch und Blut übergegangen ist, auch wenn diese Liebe rein ist von allen Gedanken an Werke…


der Schlechtigkeit und des Schmutzes. Aber jedes Mal, wenn die Gestalt ihres Geliebten vor ihrem inneren Auge erschien, schmolz ihr Gefühl wieder dahin, weil sich unter ihr Gefühl der Liebe die Sorge mischte, dass er hinsichtlich des Treueids möglicherweise nicht der Vollkommenste wäre. Währenddessen zitterten alle Glieder ihres Körpers und es kam ihr vor, als wenn sie absichtlich ihrem Geliebten gegenüber eine Verfehlung begangen hätte. Aufgrund ihrer vollkommenen Bildung verstand sie auch sehr schnell, dass derartige Gedanken immer bei demjenigen aufsteigen, der übermäßig verliebt ist. Denn die Liebeskrankheit ist etwas, das die Freiheit aller freien Menschen in Fesseln legt und alle bekrönten Könige in Sklaverei führt. So ist das Gesetz der Liebe und das Schicksal aller Verliebten: Es gibt keine Last in ihrem Herzen außer der Sorge um ihren Geliebten, die immer wieder von dem Feuer der Sehnsucht entzündet wird, wobei dieses wiederum durch die jugendliche Kraft entfacht wird. Dann versuchte Faridah Hanom noch einmal einzuschlafen, aber woher soll einer Person der Genuss des Schlafes kommen, die gerade erst von ihrem Geliebten getrennt wurde, wenn seine Gestalt ihr immer noch so deutlich vor Augen steht?

Als Faridah Hanom die Hoffnung aufgegeben hatte, noch Schlaf finden zu können, stand sie auf und ging benommen zum Fenster, das sich zum Garten hin öffnete, setzte sich auf den dort bereitstehenden Lehnstuhl und schaute in ihren Garten. Die Vögel waren schon unterwegs, die Blumen verbreiteten ihren Duft und die Strahlen der Sonne drangen an einzelnen Stellen durch die Spalten des Gemäuers. Wenig später stand Faridah Hanom auf, um ihre Grübeleien hinter sich zu lassen, und ging zum Zimmer ihrer Eltern hinab. Als…


sie ihre Eltern antraf, waren diese schon fertig angezogen und im Begriff, ins Esszimmer zu gehen. Sie küsste ihnen die Hände und wünschte ihnen einen guten Morgen. Dann begleitete sie die beiden ins Esszimmer, ließ sich neben ihrem Bruder nieder und nahm wie gewohnt das Frühstück ein. Anschließend kehrte Faridah Hanom in ihr Zimmer zurück, legte sich auf ihre Couch, wo sie einen Augenblick später einschlummerte und in verschiedene Träume fiel, von denen die einen einen angenehmen und die anderen einen eher unangenehmen Charakter hatten.

Während Faridah Hanom so schlief, wurde sie von ihrer Amme Suad bewacht. Sie betrachtete das Gesicht ihrer schlafenden Tuan und hatte das Gefühl, als wäre da ein Licht, das von der Schönheit ihres Gesichts ausginge. Ihre Lippen lächelten ständig, manchmal runzelte sich ihre Stirn, während sie schwer ein- und ausatmete. Dann hob und senkte sich ihr Brustkorb, der mit zwei Brüsten geschmückt war, die wie poliertes Elfenbein oder noch junge Granatäpfel aussahen, als sei die, die da schlief, eine Bidadari, die gerade erst vom Himmel herabgestiegen war und sich unter die Menschen gemischt hatte. Suad erschauerte vor Ehrfurcht am ganzen Körper und dankte Gott, dem Allmächtigen, dass er seine Magd mit so großer Schönheit ausgestattet hatte.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Weibliche Bedienstete an malaiischen Höfen.