Hikayat Faridah Hanom 3 - Übersetzung

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Drittes Kapitel
DER BRIEFWECHSEL

Es ist schon etwas her, dass die Schreibfeder Shafik Efendi auf seiner Matratze mit Gurindam-Gedichten über seine Geliebte zurückgelassen hat, weil sie, berauscht von der Schönheit der Tochter Kasim Beys, sich erst einmal mit ihr beschäftigen musste. Jetzt ist es aber an der Zeit, dass sie zu ihm zurückkehrt, damit man erfährt, wie es dazu kam, dass er hinausging und an Kasim Beys Haus vorbeikam, wie es Faridah Hanom die beiden Male sah.

Shafik Efendi war mit seiner schönen Gestalt, seinem wohlproportionierten Körperbau und seinem Scharfsinn ein berühmter junger Mann. Aber nachdem er Faridah Hanom gesehen hatte, wurde er wie ein Junge, bei dem ein Ahnungsloser denken würde, dass er sich nicht zu pflegen weiß. Er lief mit zerzaustem Haar und zerknitterter Kleidung herum, ging nur noch selten…


aus dem Haus und saß ständig in Gedanken versunken in seinem Zimmer herum. Das ging so weit, dass seine Eltern sich Sorgen machten und fürchteten, dass er sich eine Krankheit zugezogen haben könnte. Aber wenn die beiden Shafik Efendi fragten, warum er sich gegenüber früher verändert habe, antwortete er, dass alles in Ordnung sei und er nur Kopfschmerzen habe. Schon einige Mal wollte sein Vater den Arzt holen, damit er sich diese Krankheit ansehe, doch Shafik Efendi wollte nicht. Da er ein sehr intelligenter junger Mann war, konnte niemand sein Geheimnis erraten.

Shafik Efendi war in ständiger Liebessehnsucht nach Faridah Hanom, so dass er jegliche Freude an gutem Essen und Trinken verlor und auch keine Lust mehr hatte, mit Freunden auszugehen. Er blieb allein zu Hause mit seiner Dienerschaft, hatte kein Interesse mehr, sich unter die Menschen zu mischen und beschränkte sich darauf, die Aufträge seines Vaters zu erfüllen, die er gewöhnlich in Anwesenheit seine Vaters verrichtete. Dazu zwang er sich, weil er fürchtete, dass er sonst seine Eltern verärgern würde oder sie sein Geheimnis durchschauen würden.

Die Liebe Shafik Efendis zu Faridah Hanom von seinem ersten Blick an hatte den Kurs seines gewohnten Lebens geändert und ihm eine neue Richtung gegeben. Er träumte ständig von ihr, wenn er schlummerte, und hatte ihr Bild vor Augen, wenn er wach war. Es gab keinen anderen Gedanken mehr bei ihm, er wartete nur noch darauf, wann er wohl mit seiner Geliebten zusammentreffen könnte. Aus diesem Grund ging er immer wieder hinaus, begab sich vor das Haus seiner Geliebten und schlich allein um ihren Garten, seinem verliebten Herzen folgend und in hoffnungsvollen Gedanken, dass er seine Geliebte vielleicht durch eine Lücke im Zaun erblicken könnte. Wie jemand, der nicht ganz bei Bewusstsein ist, lief Shafik Efendi immer wieder zum Haus seiner Geliebten, ohne sich feine Kleidung anzuziehen,…


wie es üblich ist, und kehrte dann wieder nach Hause zurück, ohne irgendetwas gesehen zu haben. Er merkte nicht, dass alle Diener des Hauses seinen Zustand beobachteten, aber sich niemand traute, etwas zu sagen.

Eines Tages saß Shafik Efendi zu Hause mit seinem Liebeskummer und kam den ganzen helllichten Tag nicht aus seinem Zimmer. Dann kam er heraus und traf seine Eltern, wie es seine Gewohnheit war, beim gemeinsamen Essen. Als er mit dem Essen und Trinken fertig war, kehrte er allein in sein Zimmer zurück, legte sich hin und hüllte sich in seine Decke, wobei er weinend sprach: „Mein Gott, o Herr, was soll Dein Knecht mit diesem Leben noch anfangen? Anscheinend ist nicht vorherbestimmt, dass Dein Knecht mit Faridah Hanom zusammentreffen soll. Nimm hinweg seine Nyawa, denn ein solches Leben ist nicht mehr zu ertragen.“ Dann sprach er die folgenden Verse:

Welch unglückliches Schicksal hat dieser Körper,
Ist trunken, spürt keinen Bedarf nach Speis und Trank.
Die Prinzessin, die beim Aus- und Eingehen erblickt wurde,
Hat den Semangat gepackt, so dass er wie von Sinnen ist.

O Talisman, Zauberstein des Landes
Kennt er kein Erbarmen, der Diamant-Opal?
So wird Abang durch die Peri verbrannt,
Wird durch die einsame Liebe verrückt.

O Faridah, Königin der Frauen,
Habt Erbarmen mit Abang, der zu den Lebewesen gehört,
Ihr seid der Trost des wehmütigen Herzens
Bringt ihr es übers Herz, mich zu töten?

Der Bruder, der gewiss stirbt,
Wenn Tuan ihn nicht bald einlädt,
Wünscht sich, die Herrin zu besuchen,
Fürchtet, dass sie das schöne Gefühl verschmäht.

Mein Liebling, Semangat meines Körpers,
Ihr vertreibt alle meine Leiden
Der Wille Gottes wird gewiss erfüllt,
Abangs Tod, aus Liebe zu seiner Nyawa.



Von dem Tage an, da dieser Talisman erschien,
War mein Herz niedergeschmettert, verletzt
Es kann nicht geheilt werden,
Wenn meine Adik zornig ist.

Wenn Tuan dem Kakanda zürnt,
Stirbt er, und Adinda bleibt zurück.
Tuan ist für die Hoffnung des Dieners verantwortlich,
Weil sie immer wieder grausam ist.

O Gott, Herrgott, bedenke, wieviele
Monate Dein Knecht schon leidet.
Ich bitte um Gnade und Barmherzigkeit,
Ein Treffen mit dem wunderbaren Licht.

Prinzessin Faridah, Glanz des Landes,
Wird gebeten, Ehefrau zu werden.
Verbotenes Handeln habe ich nicht gern,
Wieviel Tage wir auch zusammen sein mögen.

Mühe und Anstrengung sind dann vorbei,
Nach Geduld zu streben, ganz verboten.
Die Liebe eines Menschen ist dann erlaubt,
Faridah spaziert im Haus umher.

Faridah vergnügt sich zu Hause,
Euer Knecht ergeht sich hier in Liebessehnsucht
Der Semangat von der Himmelprinzessin gequält,
Tag und Nacht, ohne Unterschied.

O meine schöne Adik Faridah,
Ein wahrer Huldbeweis ist es, kein Scherz,
Tuan hat in meinem Herzen nicht ihresgleichen,
Ich wein um sie, das Kissen umschling ich.

Will es nicht dem Diamanten einfallen,
Ein Treffen zu probieren mit Abang,
Einen Wortwechsel zu führen,
Und wenn es auch nur Beschimpfung ist?

Wie lange schon ist Abang
Von nicht geringem Liebesbegehren erfüllt?
Tuan wird als etwas Geistiges betrachtet,
Als eine wunderschöne Lichterscheinung.

Der Zustand von Shafik war so, dass er die ganze Nacht nicht schlafen konnte und bis kurz vor Sonnenaufgang wachblieb. Dann stand er auf, vollzog die rituelle Reinigung, verrichtete das Morgengebet und sprach ein Bittgebet, in dem er Gott…


darum bat, dass er ihm seinen Wunsch erfüllen und ihn mit seiner Geliebten zusammenzubringen möge. Dann zog er sich an, ging hinaus und besuchte seine Eltern. Er küsste wie üblich ihre Hände, und sie umarmten und küssten ihn und beteten für ihn, dass er alle Wohltaten erfahren möge. Dann gingen sie gemeinsam ins Frühstückszimmer, wie es ihre tägliche Gewohnheit war. Nach dem Frühstück begleitete Shafik Efendi seinen Vater zu dessen Arbeitsstätte, um dort alle Angelegenheiten zu erledigen, die dieser an diesem Tag bis zum Abend abschließen wollte. Dann kehrte Shafik Efendi wieder in sein Zimmer zurück, zog sich strahlend weiße Kleidung an und rückte vor dem Spiegel seinen Tarbusch zurecht. Anschließend ging er in Begleitung seiner gesamten Dienerschaft hinaus und wies seinen Kutscher an, seine Kutsche herzurichten. Dann stieg er auf und gab dem Kutscher Anweisung, mit der Kutsche langsam an dem Haus von Kasim vorbeizufahren. Als er auf der Höhe des Hauses seiner Geliebten angelangt war, drehte er sich zum Haus hoch und sah seine Geliebte deutlich am Fenster erscheinen, so wie ein Mond, der hinter den ihn verhüllenden Wolken erscheint. Da flatterte sein Herz in seiner Brust, und er konnte sich nicht beherrschen und hob die Hand, um seine Geliebte zu grüßen, woraufhin Faridah seinen Gruß erwiderte.

Als Shafik Efendi sah, dass seine Geliebte seinen Gruß erwiderte, freute er sich sehr, als ob ihm der Mond in den Schoß gefallen wäre. Er verspürte kein Bedürfnis mehr weiterzufahren und wies seinen Kutscher an, nach Hause zurückzukehren. Und während er heimkehrte, hatte er das Gefühl, dass sein Herz einen Lichtstrahl empfing, so wie er es sein ganzes Leben noch nicht gespürt hatte.

Was Faridah Hanom anlangt, so trank und aß sie etwas, das ihre Mundsäure verschwinden ließ, denn sie hatte die ganze Nacht nicht schlafen können,…


weil sie den Gruß ihres Geliebten erwidert hatte und sich dafür schrecklich schämte. Gleichzeitig war sie aber auch ein wenig froh und in ihrer Liebe getröstet. Während sie von ihrem Stuhl aufstand, kämpften zwei Gedanken in ihrem Herzen miteinander: Sollte sie als erste Shafik Efendi einen Brief schreiben oder war es besser zu warten, bis er ihr einen Brief schrieb? Der Kampf zwischen diesen beiden Gedanken in ihrem Herzen war so hart, dass sie eine Zeitlang völlig ratlos vor sich hin hingrübelte. Schließlich aber konnte sie sich nicht mehr zurückhalten, die Initiative zu ergreifen und an Shafik Efendi zu schreiben. Rasch ging sie in ihr Schreibzimmer, setzte sich an ihr Büro und schrieb ihrem Geliebten die folgenden Worte:

Mein Geliebter Shafik Efendi, 
Beta schreibt diesen Brief unter dem Eindruck zweier Gefühlsregungen. Die erste ist extreme Scham vor Tuan. Die andere ist der starke Wunsch zu wissen, warum Tuan sich so anders verhält, als es die Regeln für einen gebildeten Mann, der eine edle Frau trifft oder erblickt, vorsehen.
Da die Macht des zweiten Gefühls die erste Empfindung überwiegt, ist Beta gezwungen, ihre Feder in einem Gefühl der Beschämung dazu zu bringen, diesen Brief zu schreiben. Denn sie muss zu sehr an Tuans unangemessenes Verhalten denken, wenn sich lange Zeit das Tagesgespräch um ihren Ruf und denjenigen ihrer Eltern drehen wird, dass sie sich nicht so verhalten hat, wie es sich für edle Frauen gehört, die die Reinheit eines ehrenwerten Lebens wertschätzen.

Deshalb hofft Beta, dass Tuan zu einer Verabredung bereit ist und eine Zeit festlegt, zu der sie ihn an irgendeinem dafür geeigneten Ort treffen kann. 
Mit Hochachtung und reiner Zuneigung,
F.

Als Faridah Hanom diesen Brief fertiggeschrieben hatte, steckte sie ihn in ein Kuvert und umhüllte es mit einem Seidentaschentuch, das sie vorher mit verschiedenen Duftölen behandelt hatte. Dann rief sie ihre Dayang Suad und fragte: "Kennt Ibu das Haus von Shafik Efendi, dem Sohn von Talaat Bey?" Suad antwortete: "Gewiss kennt sie es, möchte Tuan etwas von ihm?" Da schämte sich Faridah Hanom sehr, ihrer Dayang ihren Wunsch mitzuteilen, und sagte: "Schon gut, Ibu, Beta fragt nur." Der Dayang tat es leid zu sehen, wie sich die Gesichtsfarbe ihrer Tuan veränderte, und sie wusste, dass sie sich schämte, es ihr mitzuteilen. Schnell sprang sie auf und küsste ihre Hand, wobei sie fragte: „Warum schämt sich Tuan vor ihrer alten Dienerin, die sich immer freut, wenn sie sie froh und zufrieden sieht? Tuan möge vor ihrer alten Dienerin nichts verheimlichen, sondern sagen, was sie wünscht. Es ist nicht richtig, wenn sie vor iher alten Dienerin irgendetwas verheimlicht oder verbirgt, das ihr Herz bedrückt."

Faridah Hanom antwortete: "Nein, Ibu, aber………", dann verstummte sie. Die Dayang sagte: "Aber was, Tuan? Teilt es der alten Dienerin mit, was in Eurem Herzen ist, was Ihr wünscht, denn diese alte Dienerin wird sich bemühen, alle Herzenswünsche Tuans in Erfüllung gehen zu lassen, selbst wenn sie dafür ihr Leben aushauchen muss, so hegt im Herzen kein Misstrauen."


Da konnte sich Faridah Hanom nicht mehr zurückhalten, begrub ihr Gesicht im Schoß ihrer Dayang und weinte bitterlich.

Die Dayang weinte mit, weil sie Mitleid mit ihrer Tuan hatte. Sie nahm ihren Kopf in die Hände, küsste und umarmte ihn und sagte dann: "Beruhigt Euch, Tuan, weint nicht zu sehr". Und sie redete ihrer Tuan mit einigen tröstenden Worten gut zu. Dann sagte sie: "Teilt Eurer alten Dienerin mit, was Eure geheime Sorge ist. Vielleicht kann die Dayang einen Weg finden, den Wunsch ihrer Angebeteten zu erfüllen und ihre Trübsal zu beseitigen. Habt kein Misstrauen gegenüber der Dayang! Es ist ihr eine Pflicht, jede Aufgabe zu erfüllen, die Tuan zur Freude gereicht, selbst wenn sie dafür sterben müsste. Bei Gott dem Allmächtigen, die Dayang wird das Geheimnis ihrer Tuan nicht preisgeben, so wie sie dies gesehen und das Mitgefühl ihrer Dayang erfahren hat, seit ihrer Kindheit bis jetzt."

Da verlor Faridah Hanom etwas von ihrer Scham. Sie setzte sich auf und sagte mit gebeugtem Kopf: "Beta hat ihn ja noch nicht kennengelernt. Aber sie hat ihn einmal vor diesem Haus gesehen, als wir beide zu Fuß von dem Haus von Azizah Hanom zurückkehrten. Erinnert sich meine Ibu nicht daran, wie er uns von seinem Haus aus bis zu unserer Haustür verfolgte? Seitdem Beta ihn dort gesehen habe, geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder hat sie versucht, ihn zu vergessen, kann es aber nicht. Gestern Nachmittag kam er auf seiner Kutsche vorbei. Als er das Fenster passierte, an dem Beta saß, und sie sah, hob er seine Hand, um sie zu grüßen." Die Dayang antwortete: "Jetzt weiß ich, in welchem Verhältnis Ihr Herz zu Shafik Efendi, dem Sohn von Talaat…


Bey, steht. Was möchte Tuan von ihm? Möchte sie, dass die Dayang zu ihm geht?" Faridah Hanom sagte: "Ich möchte meine Ibu um Hilfe bitten, dass sie ihm einen Brief von mir aushändigt. Betas Wunsch ist, dass sie den Brief ihm selbst aushändigt. Er sollte auf keinen Fall einer anderen Person in die Hände fallen. Und niemand darf etwas über dieses Geheimnis wissen." Dann händigte sie der Dayang den Brief aus und trug ihr auf: „Wenn meine Ibu ihm den Brief überreicht hat und er den Brief liest, achte sie auf sein Gesicht und Verhalten. Dann kehre sie zurück und teile Beta mit, wie sein Zustand ist.“

Da nahm Suad rasch den Brief ihrer Tuan, steckte ihn in ihre Kleidung, stand auf, ging hinunter auf die Straße und lief zum Haus von Shafik Efendi. Als sie dort ankam, traf sie Shafik Efendi in seinem Garten alleine sitzend an. Rasch näherte sie sich ihm, grüßte ihn und sagte: "Efendi, kommen Sie doch einmal mit zur Straße nach hinten." Als Shafik Efendi die Worte der alten Frau hörte, wunderte er sich sehr über ihren Mut ihm gegenüber und fragte: "Was wünschst Du?" Suad antwortete mit leiser Stimme: "Die Dienerin überbringt einen Brief von ihrer Tuan Faridah Hanom". Da erschrak Shafik Efendi sehr, den Namen seiner Geliebten zu hören, und folgte eilig Suad nach hinten in eine Seitenstraße, die frei von Passanten war, und sagte dann zu Suad: "Wo ist dieser Brief, gebt ihn mir." Suad überreichte ihm den Brief. Shafik Efendi nahm ihn an sich und küsste ihn mehrmals ehrfürchtig. Erst dann öffnete er ihn und las ihn. Suad beobachtete das Gesicht Shafik Efendis, während er den Brief las. Und sie sah, dass es mit einem süßen Lächeln erstrahlte und seine beiden Hände, die den Brief hielten, zitterten. Als er den Brief ausgelesen hatte, las er ihn noch zwei, drei…


Mal und rief dann aus: "Dank Dir Gott, der Du mir die Medizin für diese Krankheit gewährt hast." Dann küsste er den Brief noch mehrmals, faltete ihn zusammen und steckte ihn in seine Tasche. Gleichzeitig holte er ein Pfund aus seiner Tasche, überreichte es Suad und sagte: "Da, meine Ibu, nehmt dieses Geld, um damit eure Fahrkarte zu bezahlen. Doch wartet noch einen Augenblick und nehmt die Antwort auf den Brief eurer Tuan mit." Dann rannte er in sein Haus, um wenige Momente später mit einem verschlossenen Brief wieder herauszukommen, den er Suad überreichte. Suad nahm den Brief an sich, verabschiedete sich von Shafik Efendi und ging rasch nach Hause zurück, um Faridah Hanom zu treffen, wobei sie sich sehr freute, weil der Wunsch ihrer Tuan in so vollkommener Weise in Erfüllung gegangen war.

Als sie zu Hause angekommen war, trat sie bei ihrer Tuan herein, die im Bett liegend auf ihre Rückkehr wartete, überreichte ihr rasch den Brief und beschrieb ihr das Verhalten Shafik Efendis, das sie gesehen hatte. Faridah Hanom ergriff den Brief mit großer Freude, holte ihn aus seinem Umschlag heraus und las darin die folgenden Worte:

Meine geliebte Nyawa, 
Wenn Kakanda König werden und dann alle Königreiche auf der Welt mit seinem Schwert einnehmen und alle seine Widersacher besiegen würde, dann wäre seine Freude darüber gewiss nicht halb so groß wie die Freude zum Zeitpunkt, als er Tuans Brief erhalten hat. Heute hält er sich für den glücklichsten Menschen auf Erden, weil er…

den freundlichen Gruß seiner Nyawa erhalten hat, die mit ihm zusammentreffen möchte. Möge meine Nyawa wissen, dass sie das passende Gegenstück zu ihm ist und dass Kakandas Liebe und Leidenschaft für Tuan selbst durch die Liebe aller Menschen auf der Welt zusammen nicht aufgewogen werden kann. 
Um alle seine Worte zu bestätigen, wird Kakanda Tuan in seiner Kutsche in der Nähe ihres Hauses erwarten. Sie wird aufrichtig gebeten, ihn mit dem Licht ihres Antlitzes, das Tag und Nacht ersehnt wird, aufleben zu lassen.
Der Diener Ihrer Schönheit,
SHAFIK

Faridah Hanom las den Brief noch zwei, drei Mal. Dann legte sie sich auf ihr Bett und wartete auf die Zeit des Zusammentreffens mit ihrem Geliebten. Als Suad sah, dass sich ihre Herrin hingelegt hatte, verließ sie ihr Zimmer, um ihrer Arbeit nachzugehen. Wenig später stand Faridah Hanom auf, verschloss die Tür ihres Zimmers, holte ihre Kleider hervor und kleidete und putze sich so schön heraus, dass es aussah, als ob sie ein Stück Mond wäre, das die Welt erleuchtete. Eine Stunde vor der Zeit, die Shafik Efendi für das Treffen mit ihr festgelegt hatte, verließ sie ihr Zimmer, machte ihren Eltern die Aufwartung und bat sie um Erlaubnis, zusammen mit ihrer Dayang zum Haus von ein paar Freunden gehen zu dürfen. Die Eltern erlaubten es, und Faridah Hanom verließ zur festgesetzten Zeit das Haus, um zu dem Ort zu gehen, den Shafik Efendi genannt hatte.