Hikayat Faridah Hanom 8 - Übersetzung

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Achtes Kapitel
EWIG KANN MAN IN EINEM SOLCHEN ZUSTAND NICHT VERBLEIBEN

Eines Tages kam Faridah Hanom von einem Treffen mit ihrem Geliebten in Aliahs Haus zurück, ging in ihr Zimmer und legte sich auf ihr Bett, wo sie sich in Gedanken und Träumereien erging, bis die Sonne unterging. Sie stand auf, verrichtete das Abendgebet und legte sich dann wieder auf die Chaiselongue, wo sie sich in Gedanken und Träumereien über ihren Geliebten verlor. Plötzlich trat ihre Mutter in das Zimmer ein, um sie zu besuchen. Sie küsste ihre Tochter auf die Wange und fragte: „Wo ist Tuan heute gewesen?“

Faridah Hanom setzte sich auf, küsste die Hand ihrer Mutter und sagte: „Anakanda [Fn.] hat sich im Haus von Nikmat Hanom verspätet.“ Die Mutter sagte: „Warum ist mein Kind so lange weg, ohne seinen Eltern Nachricht zu geben, dass es nicht zum Essen kommt, so dass sie und Tuans Bruder ärgerlich wurden und beim Gedanken an ihre Abwesenheit keinen Bissen herunterbekamen?“

Faridah Hanom antwortete: "Anakanda hat ja schon gesagt: Sie wollte am Mittag zurückkehren, um mit den Eltern zu essen, aber Nikmat Hanom hat Anakanda aufgehalten, ja sie hat sie beschworen und gebeten, mit ihr zu essen, so dass sie gezwungen war, sitzen zu bleiben und zu essen. Anakanda hatte Mühe und Not, sich zu befreien, so dass sie erst am späten Nachmittag geschafft hat, nach Hause zu kommen.“


Faridah Hanom sagte dies und stand auf, weil sie ganz niedergeschlagen war, dass sie schon wieder gegenüber ihrer Mutter die Unwahrheit gesagt hatte. Sie nahm die Hand ihrer Mutter und küsste sie. Ihre Mutter umarmte sie und küsste sie sehr liebevoll auf die Wange.

Unterdessen betrat Faridah Hanoms Bruder Muhammad Efendi ihr Zimmer. Und da er sah, dass seine Mutter seine Schwester umarmte und küsste, umarmte auch er seine Schwester und küsste sie auf den Kopf. So gingen die drei in größter Freude aus dem Zimmer. Als sie in den Salon gelangt waren, gesellte sich der Vater Kasim Bey zu ihnen. Sogleich verbeugten sich Muhammad Efendi und Faridah Hanom ehrerbietig vor ihm und küssten seine Hand. Kasim Bey umarmte seine beiden Kinder und küsste sie auf den Kopf.

Dann gingen die vier ins Esszimmer, setzten sich auf ihre Stühle und aßen allerlei leckere Speisen, die ihnen von den Dayangs serviert wurden. Während sich die vier in familiärer Trautheit an den Speisen und Getränken labten, hörten sie eine Kutsche vor der Tür ihres Hauses halten. Kurz danach hörten sie, wie ein Diener eine Dayang, die hinausgegangen war, um Speisen zu holen, anwies, Kasim Bey zu informieren, dass sein Neffe Badruddin aus Alexandria eingetroffen sei und vor der Tür warte.

Rasch sprang Muhammad Efendi von seinem Stuhl auf und ging hinaus, um seinen Cousin willkommenzuheißen und hereinzubitten. Auch Kasim Bey ging hinaus, um nach seinem Neffen zu sehen. Badruddin Efendi kam, küsste sogleich die Hand seines Ayahanda [Fn.] und gab Muhammad Efendi zur Begrüßung die Hand. Kasim Bey umarmte und küsste…


seinen Neffen und brachte ihn ins Esszimmer, wo sich seine Frau und Faridah Hanom befanden. Sie standen beide auf und begrüßten Badruddin Efendi. Dieser küsste die Hand seiner Tante und verbeugte sich zur Begrüßung vor Faridah Hanom. Dann setzte er sich auf einen Stuhl ihr gegenüber.

Nachdem sich Badruddin Efendi hingesetzt hatte, betrachtete er nur noch die Schönheit Faridah Hanoms. Er wirkte wie hypnotisiert von ihrem Zauber und schaute nirgendwo anders mehr hin. Er fand, dass er dieser Schönheit nicht ebenbürtig sei. Hierzu muss man wissen, dass Badruddin ein schlacksiger junger Mann mit weißem Teint und gelblichem Haar war, der ziemlich groß war, wenn er stand, und gerade erst 20 Jahre zählte. Wer auch immer ihn anblickte, hatte das Gefühl, dass von seiner dandyhaften Figur eine gewisse Anmaßung und Überheblichkeit ausging. Wenn er sich unterhielt, plusterte er sich immer etwas auf, bevor er zu sprechen begann, und redete in einer affektierten Weise. Und wenn er aß, schaute er ständig auf Faridah Hanom.

Faridah Hanom schaute, so wie sie das schon früher gemacht hatte, nie zu Badruddin Efendi hinüber, aber jedes Mal, wenn sie verstohlen zur Seite blickte und dann den Augen Badruddin Efendis begegnete, ohne seinem Blick entkommen zu können, empfand sie in ihrem Herzen Angst vor diesem Blick.

Als das Essen beendet war, standen alle auf, gingen hinaus und setzten sich in den Salon. Faridah Hanom setzte sich ans Fenster, nahm ein Buch und tat so, als ob sie lesen würde,…


um auf diese Weise der Pflicht, mit Badruddin Efendi zu sprechen, zu entkommen. Er merkte dies jedoch nicht, nahm seinen Stuhl und setzte sich direkt vor sie hin. Faridah Hanom versuchte das Beste aus dieser Situation zu machen und wandte ihr Gesicht so weit wie möglich von Badruddin Efendi ab. Dieser heftete sich aber weiter an sie und begann, einige Neuigkeiten und Erzählungen vorzutragen, deren Sinn und Gehalt Faridah Hanom nicht verstand, so dass sie sich von ihnen gelangweilt fühlte. So gähnte sie mehrere Male, brachte körperlich ihr Unbehagen zum Ausdruck und benahm sich, wie jemand, der sehr müde ist. Schließlich nahm sie von Badruddin Abschied, verließ den Salon und ging hoch auf ihr Zimmer. Als sie Badruddin entkommen war, fühlte sie sich erleichtert, atmete tief durch und dichtete:

O Gott, mein Herr, Erschaffer des Menschen,
Was für ein Unglück, das da eingetroffen ist,
Der, an dem ich Freude habe, ist nicht hier.
Der, den ich fürchte, macht mich todesmutig.

Der, den ich liebe, versteckt sich,
Auf der Lauer liegt der, über den ich mich nicht freue.
Mein barmherziger Gott und Schöpfer,
Schütze Deine Dienerin davor, dass er sich ihr nähert.

Dann zog Faridah Hanom ihre Kleidung aus und zog sich ihr Schlafkleid an. Bei dem Gedanken an Badruddins Gesicht und sein affektiertes Auftreten empfand sie große Abscheu und verspürte Brechreiz. Sie warf sich aufs Bett und sprach die Verse:


O mein Gefährte, bei Gott,
Ist in dieser Zeit sehr launenhaft,
Ist rücksichtslos und hat kein Mitleid.
Die Freude meines Herzens ist sehr gehemmt.
Es heftet sich der an, der Abscheu hervorruft,
und der, der geliebt wird, hat sich zurückgezogen.
Wie soll ein solcher Charakter leben,
und zufrieden sein, wenn ich sterbe?

Faridah Hanom lag diese Nacht wach, ohne an irgendetwas Bestimmtes denken zu können, weil ihr Geist ganz und gar auf ihren Geliebten Shafik Efendi ausgerichtet war. Sie hatte keine andere Hoffnung in ihrem Leben, als die Schönheit des Gesichts und des Körpers ihres Geliebten aus der Nähe zu betrachten. Er war bei all seinen Bewegungen sanft und ungezwungen, seine Rede elegant und sein Blick angenehm süß. So hörte man es von jedem, der ihn sah und hörte. Faridah Hanom konnte sich von diesen Gedanken nicht lösen, bis der Morgen nahte. Erst dann schlummerte sie ein, um nur wenig später erschrocken wieder aufzuwachen. Sie nahm die rituelle Waschung vor, vollzog das Morgengebet, zog sich an und wartete auf die Zeit des Frühstücks. Dann ging sie hinunter, um mit ihren Eltern und ihrem Bruder Muhammad Efendi zu essen. Bei diesem Mal war auch Badruddin Efendi dabei. Als Faridah Hanom ihn erblickte, rezitierte sie: „Aʿūḏu bi-Llāh min aš-šaiṭān ar-raǧīm“ [Fn.], zog ein finsteres Gesicht und würdigte ihn keines Blickes. Badruddin neckte Faridah Hanom bei dieser Mahlzeit mit einigen Worten, aber Faridah Hanom tat so, als ob sie nicht verstehen würde.

Als Faridah Hanom fertiggegessen hatte, wusch sie sich die Hände, stand auf, verließ das Esszimmer und ging in ihren Garten, bis sie zu der Stelle kam, wo sie immer mit ihrem Geliebten…


Shafik Efendi zusammengetroffen war und mit ihm gesprochen hatte. Dort setzte sie sich allein hin, zwischen die Bäume und Blumen, die gerade in Blüte standen und deren Duft sie an ihren Geliebten erinnerte. Sie senkte ihren Kopf zum Boden und versenkte sich in Gedanken an die Person, die sie dazu erwählt hatte, ihr Lebenspartner zu werden. Während sie mit diesen Gedanken beschäftigt war, hörte sie das Geräusch von Schritten. Und als sie ihren Kopf hob, um zu schauen, wer da kam, sah sie plötzlich Badruddin Efendi vor sich stehen. Sie erschrak und stand auf, um ins Haus zu gehen. Badruddin versperrte ihr jedoch den Weg und ließ sie nicht gehen. Faridah Hanom schaute mit finsterer Mine zu Badruddin und spürte, wie ihr Herz vor Abscheu flatterte. Ihr wurde erst jetzt mit Schrecken bewusst, dass Badruddin ihr gefolgt war, ohne dass sie es gemerkt hatte. Als Badruddin sah, dass sich die Mine Faridah Hanoms vor Wut verfinstert hatte, sagte er: „Habt einen Moment Geduld, Schwester. Werdet nicht gleich wütend, denn Tuans Abscheu und die Verfinsterung ihres Gesichts empfindet Beta als eine große Erniedrigung, während er doch bereit ist, sein Leben dafür aufzuopfern, um Tuan alles, was ihr Freude macht, zu erfüllen.“ Faridah Hanom antwortete mit lauter Stimme, ohne den Kopf zu heben und Badruddin anzuschauen: "Beta dröhnt heute der Kopf, und sie fühlt sich beklemmt und ist aufgeregt. Sie ist alleine hinausgegangen, weil sie sich Erleichterung verschaffen wollte, indem sie sich hierher zurückzieht. Bitte geht von hier weg!“ Badruddin spürte die Härte der Worte Faridah Hanoms ihm gegenüber und antwortete: "Es ist wohl keine Zumutung für Tuan, wenn…


Beta ein wenig hier bei ihr bleibt.“ Faridah Hanom antwortete auf diese Worte mit lauter Stimme: „Beta denkt, wenn Tuan überlegt, dass sein Sitzen jetzt mit ihr allein an einem abgeschiedenen Platz wohl Gerede der Leute hervorrufen wird, wird er bestimmt nicht hier sitzenbleiben.“ Badruddin verstand, dass Faridah Hanom das sagte, um ihn zu vertreiben, und antwortete: „Sind wir nicht verschwistert? Niemand kann irgendwelchen Zweifel hegen.“ Faridah Hanom schaute ihn wütend an und sagte: „Ganz recht. Tuan ist durch seine eigene Erkenntnis überlistet worden. [Fn.]“ Als Badruddin die Wut in Faridah Hanoms Gesicht sah, sagte er unterwürfig: „Tuan darf Betas verfehltes Wort durchaus herausstellen. Wir hoffen auf Tuans Vergebung, o geliebte Tochter meines Vaterbruders.“ Faridah Hanom antwortete nichts auf die Worte Badruddins, sondern machte sich auf den Weg, um ins Haus zu gehen. Badruddin hielt ihren Arm fest und sagte mit spaßiger Stimme: „Was hat Beta Tuan Schlechtes getan? Kann er sie nicht begleiten?“ Faridah Hanom schaute Badruddin Efendi ins Gesicht, zog ihren Arm mit Kraft zurück und sagte wütend: „Lasst Beta in Ruhe und geht, wohin Ihr wollt, denn Beta mag es nicht, dass die Leute von ihr sagen, dass sie mit Tuan allein zusammensitzt.“ Badruddin trat Faridah Hanom erneut in den Weg, ließ sie nicht gehen und sagte: „Beta ist sehr betrübt, Tuan so wütend zu sehen. Was ist der Grund?“ Jetzt ging Faridah Hanom die Geduld aus und sie sagte: „Geh vorbei und merk Dir gut, versperr mir nicht den Weg. Verschwinde jetzt, denn ich verabscheue es, Dich zu sehen.“


Badruddin war erschrocken, als er diese harten Worte Faridah Hanoms hörte. Er verstummte, und ihm wurde schwer zumute in Anbetracht der demütigenden Worte, die er gehört hatte. Bekümmert senkte er den Kopf, weil er merkte, dass es keine Hoffnung mehr gab. Dann nahm er sich zusammen und richtete seinen zitternden Körper wieder auf. Nachdem er seine Fassung wiedergewonnen hatte, ging er aus dem Garten, wobei er Schwüre aussprach und sein unglückliches Los verfluchte. Er drehte sich noch einmal um, um nach Faridah Hanom zu sehen, die zum Haus lief. Er erblickte eine Frau, so schön wie er noch nie eine Frau gesehen hatte. Eine Schönheit, die Verlockung [Fn.] hervorruft bei allen Männern, die sie anblicken. In diesem Augenblick blieb er stehen, wie wenn er den Wunsch hätte, sie zurückzurufen, um sie zu bitten, ob er vielleicht eine Ansicht von ihr erhalten könnte, die seine Herzenswunde heilt. Aber in Anbetracht der Wut und Grobheit von Faridah Hanom nahm er davon Abstand, diesen Wunsch umzusetzen. Er ging geradewegs aus dem Hof auf die große Straße hinaus wie jemand, der die Hoffnung auf Umsetzung seines großen Wunsches verloren hat. Er ging dorthin, wohin ihn seine Füße hinführten, bog in verschiedene Seitenstraßen ein, und wiederholte ständig die Verse:

Von dem, dessen Blut eng verbunden ist,
Ergreift die Liebeskrankheit Besitz.
Er sollte sich gedulden in dem Augenblick,
Wenn seine Geliebte auf ihn zornig ist.

Vielleicht kommt ein Augenblick,
Wenn der Zorn sich wendet und Zuneigung wird,
und das, was mühsam und unerreichbar scheint,
ein süßes Gesicht erhält.

Als Badruddin Efendi weggegangen war, ging Faridah Hanom nach oben in ihr Zimmer und setzte sich neben das Fenster, wobei sie immer noch mit großer…


Abscheu gegenüber Badruddin erfüllt war. Sie überlegte sich, ob sie nicht die Erinnerung an Badruddin, seinen Namen und sein Gesicht gänzlich aus ihrem Herzen tilgen könnte, so dass er nicht mehr vor ihrem geistigen Auge auftauchen würde. In diesem Augenblick erschien vor ihrem Auge die Schönheit ihres Geliebten Shafik Efendi, der von ihrem Herzen begehrt wurde, und sie verglich sein Äußeres mit dem Äußeren Badruddin Efendis und erkannte, dass der Unterschied zwischen ihnen so groß war wie der zwischen dem Knecht und seinem Herrn. Als dieses Bild ihres Geliebten erschienen war und nicht mehr von ihrem inneren Auge verschwand, stand sie auf, als ob sie ihrem Geliebten zurufen wollte oder er ihr zugerufen hätte. Als sie wieder zu sich kam, war sie sprachlos und konnte sich vor Schreck nicht bewegen. Dann lächelte sie wie jemand, der bekümmert ist, und sprach die Verse:

O Sohn der Himmelsbewohner,
Deine Schönheit ist ein Trank, der den Durst stillt,
Sie setzt den Juwelier außerstande, den Wert zu schätzen,
nicht weniger als zehn Saga [Fn.] Gold.

Freut sich Tuan, o meine Nyawa,
Beta so zu sehen?
Das Herz erträgt die Mühsal, niedergedrückt,
schlimmstes Elend wegen der Liebe zu meinem Abang.

O vergangene Zeit,
Zeit der ständigen Treffen,
Beschämend war die Annehmlichkeit des Lebens dort,
Vielleicht macht Gott sie dauerhaft.

Tuan zu treffen, führtd Glück herbei,
Euer Gesicht zu sehen, erfüllte mit Freude,
Es erquickt den Körper, gibt Kraft und Energie,
Verlängert die Zeit eines würdevollen Lebens.

Das Herz war froh, Freude war eingetreten,
Überdruss weder am Morgen noch Abend.
Euer Antlitz schön wie ein Stern
Tröstet das Herz dessen, der es betrachtet.



O Shafik, kluger junger Mann,
Liebling und Nyawa der Schwester,
Bitte prüft genau das Herz
Der Schwester, wie es bedrückt wird.

Alles dies ist das Werk von Tuan,
Vergrößert die Schmach für die Frau.
Die Eltern haben kein Wissen um
unser Übereinkommen, heiraten zu wollen.

Jetzt ist ein Narr gekommen,
Stiftet Verwirrung, spielt den Maharaja.
Ich flehe zu Gott, dem Erhabenen,
Dass er das Unglück abwendet.

O kluger Shafik, der Du das Herz der Frau
Stiehlst und Dich mit ihm davonmachst,
Und dann, schweigend dasitzend,
Den Unruhestifter hierher kommen lässt.

Was ist das für ein Zustand der Schwester hier?
Ständig wird sie vom Satan gequält,
Aus Alexandria ist er hierher gekommen,
Sieht aus wie ein Gespenst und Dschinnī

Abang, die Schwester fühlt jetzt
Stets Angst und Sorge.
Ein übler Teufel ist angeschwebt,
Fürchtet weder Iqāma noch Adhān [Fn.].

O mein Gott und Herr, alleinziger
Schütze die Dienerin vor dem Untergang.
Mache vollkomen und sicher meine Begegnung
Mit meinem noblen Geliebten.

Shafik, der erstklassige Mann,
Schön und hübsch ist gewiss sein Charakter,
Er ist geduldig und hält
die Begierde des Satans und Dämons fern.

Jemanden anders als Shafik Efendi
möchte ich nicht nehmen,
nicht als Diener,
und noch viel weniger als Ehemann.

O mein Gott, der Du barmherzig und reich bist,
Hab Mitleid mit Deiner gehorsamen Dienerin,
Beschütze sie vor der Gefahr,
Mach den edlen Shafik zu meinem Gatten.

Mein Gott und Herr, Du bist Gott,
Ich bitte Dich um Barmherzigkeit und Mitleid
Mach meinen erwählten Shafik zum Ehegatten,
Fern von ihm halte ich es nicht aus.


Faridah Hanom fuhr fort, Gurindam-Gedichte auf ihren Geliebten Shafik Efendi zu dichten, bis es später Nachmittag wurde. Da kam die Dayang und teilte ihr mit, dass die Eltern schon auf das Abendessen warteten. Sie stand auf, ging hinunter ins Esszimmer und setzte sich, um mit ihren Eltern, ihrem Bruder Muhammad Efendi und Badruddin Efendi zu essen. Während des Essens tauschte man einige Nachrichten aus, wobei Badruddin Efendi seine Worte, die auch Erzählungen, Gleichnisse und Anspielungen enthielten, stets an Faridah Hanom richtete. Faridah Hanom antwortete darauf mit knappen Worten, wobei sie eine strenge Mine zog und ihr Missvergnügen zum Ausdruck brachte. Badruddin jedoch beantwortete diese Verhaltensweise Faridahs in der Weise, dass er seine Zuneigung und Verbundenheit zeigte, obwohl Faridah Hanom stets zu vermeiden suchte, von ihm angesprochen zu werden, indem sie mit ihren Bewegungen und Gesichtszügen ihren Ärger zum Ausdruck brachte. Badruddin vermutete, dass Faridah Hanom Missvergnügen und Ärger absichtlich vortäuschte, wie es der Brauch vieler Jungfrauen war, nicht aus wirklicher Abscheu.

So quälte Badruddin Faridah Hanom fortdauernd, wobei er sie immer wieder in Gespräche verwickelte, so dass sie große Abscheu gegenüber seinen Worten und seinem Anblick verspürte. Faridah Hanom wünschte sich sehnlichst, dass er schnell aus ihrem Haus verschwände und nach Alexandria zurückkehrte, so dass sie sein verhasstes Gesicht nicht mehr sehen müsste. Tage und Nächte vergingen, während derer Badruddin im Haus war und Faridah Hanom nicht mit ihrem Geliebten Shafik Efendi zusammentreffen konnte. Die Wut und Abscheu Faridah Hanoms gegenüber Badruddin Efendi nahm immer weiter zu, bis sie es nicht mehr aushielt, sich in ihr Zimmer zurückzog, sich weinend auf ihr Bett warf und einige Gurindam-Gedichte dichtete.