Benutzer:Elias Guerrero
Elias Guerrero
[Bearbeiten]Wikipedia:Babel | ||
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- Seminar: Kulturelle Identität, interkulturelle Prozesse und Kulturvergleiche (Kurs:Internet- und Projektkompetenz), Wintersemester 11/12
- Dozentin: Eva Sondershaus, M.A. (Benutzer:Eva_IPK_Augsburg)
- Studium: Universität Augsburg;Bachelor
- DaF/DaZ (5. Semester)
- EKG (5.Semester)
IPK im WS 2011/12
[Bearbeiten]Name | Studiengang | vhb | Wiki | Thema | Forschungsland | Homepage | Video | abgeschlossen |
Kursleiterin Eva Sondershaus, M.A. | Eva Sondershaus | |||||||
Theresa Kultaschytzky | EKG | TheresaKult | ||||||
Tam Nguyen | BA DaF/DaZ | Nguyen | ||||||
Saros Sawasdee | BA DaF/DaZ | Saros | Deutschland | |||||
Jian | BA Daf | Jian | ||||||
Anne Stoffels | BA DaF/DaZ | Anne | ||||||
Mariana Rozhniv | BA DaF/DaZ | Mariana | ||||||
Sabine Goldschmid | LA Gym E/F/Daf/DaZ | Sabine | ||||||
Eleonora Lisa Schulze Battmann | BA Germanistik | Eleonora | Italien | |||||
Josefine Giesler | BA Germanistik | Josefine | ||||||
Svenja Uth | BA DaF/DaZ | Svenja | ||||||
Julia Melnikova | MA DaF | Julia | ||||||
Yulia Lyubimova | MA DaF und Interkulturelles Lernen | Lyubimova | ||||||
Judith Roßmeißl | BA DaF und Germanistik | Judith | ||||||
Nelli Wist | LA GS DaF | Nelli | ||||||
Dorothee Keck | LA GS DaZ | Dorothee | ||||||
Amelie Schmitz | BA DaF/DaZ | Amelie | ||||||
Inna Glagla | LA HA DaF | Inna | ||||||
Elias Guerrero | EKG | Elias |
Allgemeine Einführung
[Bearbeiten]In dieser Studie soll untersucht werden, warum das spanische Volk statistisch gesehen weniger oft für touristische Zwecke das Land verlässt, als dies Zentraleuropäer, etwa die reisebegeisterten Deutschen, tun.
Sind es kulturelle, wirtschaftliche oder gar politische Motive? Ist das Land in seiner Kultur gefangen, oder haben wir es mit einem hohen kulturellen Selbstverständnis zu tun?
In dieser Projektarbeit werden systematisch der spanische Alltag und dessen Eckpfeiler durchleuchtet, um Aufschluss über die gegenwärtige Lage der Spanier zu bekommen. Anhand von wirtschaftlicher Lage, Kultur, Klima, Familie und soziale Brennpunkte - und Vergleiche zur deutschen Kultur - will ich diesen Sachverhalt aufklären.
Um meine Studie exakter zu gestalten, finden parallel Interviews mit Personen spanisch-deutscher Herkunft statt. So kann jeweils rekonstruiert werden, wie beide Kulturen am besten zu vergleichen sind. Auch wenn keine Verallgemeinerung betrieben werden kann: Meine Interviewpartner kennen sich in beiden Kulturen gut aus und stellen so für diese Studie einen wichtigen Baustein zur Orientierung dar.
Hypothese
[Bearbeiten]Die europäische Reisephobie der Spanier rührt aus den eigenen Kulturstandards, der Fremdwahrnehmung, sowie Landesgeschichte.
Geographie/Bevölkerung
[Bearbeiten]Klima
[Bearbeiten]Spaniens Klimaverhältnis ist von extremen Temperaturen geprägt. Im Norden Spaniens - und auch an der Westküste - ist öfter mit Niederschlägen zu rechnen. Dies rührt aus dem großen physikalischen Gegensatz in der Beschaffenheit des Landes. Entlang der Atlantikküste ist das Klima im allgemeinen feucht und kühl. Die Gegend im Zentrum des Landes hat im Sommer mit hohen Temperaturen zu rechnen - viele Flüsse und Seen trocknen aus. Dürreperioden und Waldbrände sind weitere Folgen.
Hauptstadt Madrid ist ein gutes Beispiel für diese extremen Tempperaturstürze: Die Kälte lässt die Flüsse einfrieren, im Sommer jedoch steigt das Thermometer bis weit über 40°C. An der südlichen Mittelmeerküste herrscht hingegen eher subtropisches Klima.
Wirtschaftliche Lage
[Bearbeiten]Mit dem EU-Beitritt 1986, ist Spanien auch der gesamteuropäischen Politik und Wirtschaft beigetreten. Konjunkturen und internationale Modelle setzten fortan Unternehmen unter finanziellen Druck. Wettbewerb und eine starke Modernisierung stellten neue Herausforderungen dar.
Im Bereich Wirtschaftswachstum befindet sich Spanien in einem akzeptablen europäischen Vergleich, doch wegen der geradezu explodierenden Arbeitslosenzahl liegt das Land aktuell abgeschlagen im europäischen Niemandsland. Die Erwerbstätigenquote, vor allem bei jungen, arbeitsfähigen Menschen, ist aufgrund sozialpolitischer Fehler in den 80er Jahren (Deregulierung etc.) auf ein historisches Minus gesunken.
Diese haarsträubenden Versäumnisse spaltet das Land seitdem in einen Generationenkonflikt. Berufsperspektiven für Jugendliche und vor allem akademisch Ausgebildete sind rapide gesunken, da die ältere Generation die sicheren Stellen bis heute besetzen. Unbefristete Stellen frusten derzeit die spanischen Arbeitnehmer (Bis zu 90% der Verträge sind befristet).
Die ältere Generation arbeitet teilweise ohne Know-How in Betrieben und verdient überdurchschnittlich, auch im Vorruhestand, während die junge Generation mit prekären Arbeitsverhältnissen und miserablen Löhnen zu kämpfen hat. Die Struktur der Gewerkschaft entzieht sich so seit Jahren einem Modernisierungsprozess und wirkt somit fatal auf die Erneuerung des Landes und damit der verdienenden Bürger.
Spanien verstärkt unter dem Druck der Globalisierung nun vermehrt die europäischen Beziehungen. Europäische Betriebsräte und die EU-Richtlinien für Elternurlaub wurden in den Fokus genommen. In diesem Sektor besaß Spanien jahrelang defizite. Kaum ein Land verließ sich derart auf seine nationalstaatliche Ebene und marginalisierte die internationale Ausrichtung.
Sind hier bereits kulturelle und auch patriotistische, traditionelle Wurzeln erkennbar, die eine europäische Öffnung bisher ablehnten?
Die Bestrebungen international zu expandieren, fielen bis dato nur auf den lateinamerikanischen Bereich - Banken und große Fluggesellschaften tummeln sich beispielsweise dort. Europa blieb immer außen vor.
Ist dies ein sprachliches Problem? Kulturelle Barrieren sind in Lateinamerika jedenfalls nicht in dem Maße vorhanden, als dies in Europa der Fall ist.
Autonomie und Sprache
[Bearbeiten]Spaniens Identität wird immmer wieder auf die Probe gestellt. Das Land hat traditionell mit sozialen sowie kulturellen Konflikten und Gegensätzen zu kämpfen. Spannungen in Sprache, Religiösität, Agrarbau, Politik und Militär spalten das Land bis heute in zwei Meinungen. Das Spannungsfeld zwischen Zentralstaat und autonomen Regionen bestimmt vor allem auch das kollektive Gedankengut, das es für diese Studie zwingend zu untersuchen gilt. So kann die Identität Spaniens näher bestimmt beziehungsweise untersucht werden.
Circa 41 Millionen Einwohner sprechen "castellano", was ofiziell als spanische Amtssprache gilt. Als "ethnische Minderheiten" werden die Regionen bezeichnet, in denen andere Dialekte beziehungsweise Amtssprachen gelten: baskisch, galizisch und katalanisch.
Walter L. Bernecker und Klaus Dirscherl gewichten diesen sprachlich, kulturellen Unterschied und den daraus folgenden Lokalpatriotismus wie folgt:
Der sprachlichen Differenzierung entspricht eine regional eigenständige Ethnizität. Daraus erwächst eine Form von Nationalismus, die in Mitteleuropa eher als Regionalismus begriffen wird. Gegenwärtig artikuliert sich der galizische, baskische und katalanische Nationalismus innerhalb der Grenzen des Königreichs Spanien in ethnischer (eigene Sprache), sozio-psychologischer (Regionalbewusstsein) und politischer Hinsicht (Parteien).
Spanier im Ausland
[Bearbeiten]Die Zahl der im Ausland lebenden spanischen Staatsbürger liegt bei 1,7 Millionen (Januar 2011), 1.049.465 davon in Amerika und 602.178 in einem anderen Land Europas. Während nur 26,8 Prozent der in Amerika lebenden Spanier in Spanien geboren wurden, liegt dieser Prozentsatz bei den in einem anderen europäischen Land Residierenden bei 55,3 Prozent.Dies liegt unter anderem daran, dass die größeren Auswanderungswellen von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum zumeist Süd- und Mittelamerika zum Ziel hatten.
Gesellschaft und Kultur Spaniens
[Bearbeiten]Kulturelle Vielfalt
[Bearbeiten]Spanien vereint verschiedenste Kulturen und ist somit eines der wohl vielfältigsten Länder Europas. Antikes mischt sich mit Modernem, Gebildetes mit Volkstümlichen, Kirchliches mit Weltlichem.
Die Spanier sind ein sehr lebensfrohes Volk, für viele Außenstehende ist "Lebendigkeit" die erste Assoziation für die Leute und Kultur des Landes. Kulturelle Vielfalt bedeutet auch eine ganze breite von künstlerischen Ausdrucksformen. Musik, Literatur, Malerei, Architektur, Theater und aufwendige, kreative Künste prägen seit jeher das Spanienbild. Auch geschichtlich ist dies nachzuweisen. Ab der Frühgeschichte (bekannte Höhlenmalereien) bis heute (Architektur = weltweite Avantgarde) hat Kultur in Spanien eine zentrale Rolle gespielt.
Museen, Denkmäler, Feste und Traditionen sowie der Ausstellungen und zahlreicher anderer Kulturveranstaltungen Der Kulturtourismus wird aufgrund seiner Museen, Feste und Traditionen sowie zahlreichen Kulturveranstaltungen immer mehr zur Alternative zum Sonne-und-Strand-Tourismus - auch für die Spanier. So stellen die Sehenswürdigkeiten einen großen Part des Tourismus und nationalen Kulturgut. Rund 20.000 Sehenswürdigkeiten sollen laut der UNESCO in Spanien zu besichtigen sein. Unter den Weltkulturerben befindet sich Spanien sogar weltweit auf dem zweiten Rang.
Jugend und Jugendkultur
[Bearbeiten]Walther L. Bernecker definiert "Jugendkultur" wie folgt:
Mit dem Begriff "Jugendkultur" werden all jene Lebensstile, Arbeits-, Beziehungs-, Kommunikations- und Ausdrucksformen bezeichnet, die der Jugend zugeschrieben werden.
Von den 70er Jahren bis hin in die frühen 90er Jahre hatte die Jugendgeneration immer mit hohen ökonomischen Problemen zu kämpfen. Rezessionen drückten auf die Arbeitslage und folglich auch auf die Stimmung unter den jungen Menschen. So entstand auch die "Nullbock"-Generation "pasotas", die mit der gegenwärtigen Kultur und Politik nicht mehr zufrieden waren und eine Art kulturelle Antibewegung gründeten.
In den 80er Jahren änderte sich soziokulturell dann eine ganze Menge. Im ganzen Land herrschte eine kulturelle Aufbruchsstimmung ("movida"), die unzählige Intellektuelle, Künstler und Studenten aus der Mittelschicht hervorbrachte. Das jugendkulturelle Gegenstück war die Nachtbewegung, auch bekannt unter "movida nocturna", bei der vor allem das spanische Nachtleben in Parks, Straßen, Kneipen und Diskos erwachte.
Eine Individualisierung der Lebensführung wurde hierbei durch eine starke Modernisierung vorangetrieben.
Die "movida" war einschneidend im Bezug auf die Ablehnung von franquistischen Codes und Ideologien. Eine Abkehr von Ethik und der Askese im Alltag ließ die Bewegung zu einem wichtigen Bestandteil der spanischen Kultur werden:
Movida bedeutet also seit Mitte der 80er Jahre nicht nur "Bewegung", sondern auch, sich frei in einem bekannten psysischen und sozialen Raum zu bewegen...]
Identität
[Bearbeiten]Der spanische Bürgerkrieg von 1936, mit dem das autoritäre Regime entstand, war der Ursprung der Marginalisierung Spaniens in Europa. Folge war, dass die spanische Tradition wieder belebt bzw. gestärkt wurde und man sich gleichzeitig von allen anderen westlichen Denkansätzen und Modellen distanzieren musste. Dieser "Sonderweg" Spaniens nach dem Weltkrieg (der bis zur konstitutionellen Monarchie 1978 andauerte) bescherte dem Land einen negativen Verzug in der europäischen, globalen Entwicklung. Eine derartige Abkopplung mit Tourismusslogans wie "Spanien ist anders" hatte zudem zur Folge, dass man nach der Überwindung des fraquistischen Regimes etliche Jahre brauchte, um die kulturelle Uniformität abzustreifen.
Der EG-Beitritt 1985 brachte folgende Entwicklungsfortschritte mit sich:
- Säkulare Zäsur in außenpolitischen Beziehungen
- Geistige Umorientierung
- Wirtschaftliche Annäherung an westeuropäische Gesellschaften
- Gewaltloser Übergang zur Demokratie
- Neues Selbstbewusstsein -> europäische Integration (kulturell)
Kulturpersönlichkeit
[Bearbeiten]Peter Heintz sieht in seiner Studie über die "Struktur der spanischen Persönlichkeit" eine tendenziell eher starke Differenz im Bezug auf entfremdete und nicht-entfremdeten Persönlichkeiten im spanisch-europäischen Vergleich. So sind laut Heintz entweder drastisch starke oder schwache Minderwertigkeitskomplexe oder dementsprechend extreme Ego-Ausprägungen festzustellen. Diese Studie ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, bedient sie doch zahlreiche Kulturstereotypen und bezieht sich auf einen zu langen Forschungszeitraum.
Der Spanier wird aufgrund dieser Prägungen in die Rolle des entfremdeten Perönlichkeitstyps eingestuft, der folgend charakterisiert wird:
- Sucht Halt, Orientierung, und Identifikation (v.a. Außenwelt)
- Verlässt selten die individuelle Sphäre
- Starke Individualismus-Ausprägung
- Kaum kultureller Aktivitätsanspruch
- Abneigung zur körperlicher Arbeit
- Abneigungen gegen Neuerungen/Fortschritt
Zusammengefasst kann man hier von einem starken "Integralismus" sprechen.
Definition: Das Wort Integralismus (seltener: Integrismus) bezeichnet eine moderne Weltanschauung, in deren Mittelpunkt eine religiös motivierte Deutung der komplexen Lebensrealität der gegenwärtigen Zivilisation steht.
Spaniens Europäische Identität
[Bearbeiten]Die Mitsprache in Europa war geboren. Die nationale Identitätsfindung im Rahmen einer Solidarisierung mit dem gesamteuropäischen Denken gab dem Land die Möglichkeit sich nun neu zu entfalten.
Spanien, heute zweifelsohne ein demokratisches Land, welches mit beiden Beinen in der EU steht, kann rückblickend behaupten, dass frühere Identitätsproblematiken gelöst und erfolgreich abgelegt wurden.
Dies übertrug sich auch auf die Reiselust bzw. Neugier der Spanier. So schafften die neugewonnenen kulturellen Möglichkeiten Platz für Unternehmungslust. 1995 befanden sich ganze 21 Millionen Spanier auf Auslandsreisen - und das bei einer Gesellschaft, die durch städtische Mittelschichten und einem hohen Lebensstandard geprägt ist. Am Ende des 20. Jahrhundert lässt sich im Bezug auf die Identität der Spanier folgendes abschließend festhalten:
a) Großer Optimismus
b) Wirtschaftliche Dynamik
c) Demokratische Stabilität
d) Europäische Zugehörigkeit
Soziozentrismus
[Bearbeiten]Defintion Soziozentrismus:
Der Soziozentrismus ist die Kritik an der Auffassung, dass a) die Vorstellung über soziale Tatbestände bedingt werden durch vorgegebene (angeborene) Muster menschlichen Denkens oder dass b) die kognitiven und affektiven Muster menschlichen Verhaltens aus dem Typus der Beziehungen des Einzelmenschen zu seiner Umwelt resultieren
Auf den spanischen Raum bezogen, gibt es nur vereinzelt Studien, die den Soziozentrismus bzw. "Capanilismo" untersuchen. Hier sollen vor allem lokale und regionale Identitäten untersucht und in einen soziologischen, ethnologischen Kontext gebracht werden.
In Spanien unterscheidet man in diesem Forschungsbereich zwischen "Pueblo" (=Nation, Volk, Dorf) und "Patria chica".
"Pueblo" veranschaulicht dabei die Identifikation von physisch-räumlicher Umwelt und Gesellschaft, d.h. Bewohner eines spanischen Dorfes identifizieren sich zunächst mit dem Dorfleben. Erst danach folgen die Parameter Region und Staat. Hier liegt auch einer der Hauptprobleme der gegenwärtigen Iberischen Gesellschaft: Die Ablehnung des Staats. Staatliche Normen und Rechte (urbane Gesellschaft) prallen dabei auf stark traditionellen dörflichen Brauch. "Patria Chica" besitzt eine ähnliche Bedeutung, zielt zu Forschungszwecken jedoch eher auf die Entität und Identität eines dörflichen, peripheren Zusammenlebens.
Soziozentrismus bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die eigene Kultur - in dem Fall das Dorfleben - überbewertet wird und andere Gemeinschaften und Gesellschaften durch starke Geringschätzung gekennzeichnet sind.
So wird überwiegend das kollektive Gedächtnis bzw. Kollektivbewusstsein in der eigenen Kultur gestärkt.
Defintion kollektives Gedächtnis:
Übergreifender, verbindender Rahmen, der die individuellen Gedächtnisse aller Zeiten und Völker in dem Begriff des »menschlichen Geistes« zusammenfasst. Das kollektive Gedächtnis bildet das Fundament für zwischenmenschliche Beziehungen, weil es dem Individuum die Möglichkeit gibt, das, was allen Menschen gemeinsam ist, im Sinne eines Wiedererkennens intuitiv zu erfassen.
Definition Kollektivbewusstsein:
Kollektivbewusstsein ist ein soziologischer Begriff der Durkheim-Schule für die geistigen Eigenschaften und Werte einer Gesellschaft, die sich u. a. in Systemen wie Moral, Recht, Gewohnheiten, Sprache, Gewissen, Wissen äußern. Es ist die Gesamtheit der Glaubensvorstellungen und Gefühle, die allen Mitgliedern derselben Gesellschaft gemeinsam sind.
Durch einen derartig starken Eingriff in das Wertesystem des Lokalen, Ruralen in Spanien, bedeutet dies in der Schlußfolge auch, dass soziokulturelle Strukturen auf dem Land weitaus gestärkter sind, als in der globalisierten Großstadt.
Was ist typisch Spanisch? - Das Spanienbild
[Bearbeiten]Existiert die spanische Persönlichkeit überhaupt? Gibt es den Prototypen des Spaniers bzw. welche kulturelle Standards sind allgemein gültig?
Flamenco und Sangría, Strand und Stierkampf, Cervantes, Lorca, Almodóvar, Rioja und Serrano-Schinken, Rentnerkolonien und Ballermann in Mallorca – für viele Deutsche ist das "typisch Spanische" kaum mehr als eine Mischung aus diesen Elementen. Dieses Bild stimmt weder mit dem der deutschen Spezialisten für spanische Kultur noch mit dem der spanischen Kulturträger selbst überein. Interessant ist es, wie hartnäckig diese Vorurteile sind, doch wie flexibel dagegen der Kulturtransfer und die sich rasch ändernden Strategien der Kulturvermittlung.
Der spanische Schriftsteller Goytisolo will jede Vereinheitlichung vermeiden - aus regionaler und historischer Sicht. Dieser widmet sich in seinen Werken vor allem dem Wertemuster "individualismo" (= Individualismus), der in der spanischen Litertur oft zitiert wurde.
So beschreibt Goytisolo, dessen Werke in Spanien anerkannt sind, vor allem das ewige Streben des spanischen Volkes nach Partizipation und gegen ökonomisch-politischen Interessen. Auch im Tourismus-Sektor sind seine Studien äußerst Aussagekräftig. So wird verdeutlicht, dass Spanien immer noch das Ferienland Nr. 1 in Europa ist und zahlreiche Einwanderer (v.a. Afrika, Lateinamerika) zu verzeichnen hat. Dieser kulturelle Kontakt bzw. kulturelle Veränderung ist dann wiederum an die Bedingung genüpft, dass in der Kulturanthropologie exakter gearbeitet und das Spanienbild näher bestimmt werden muss.
Die spanische Persönlichkeit wird auch bei Goytisolo detailliert beschrieben - viele Parallelen können hier zu Peter Heintz Theorie gezogen werden:
- Ablehnung wirtschaftlicher und technologischer Neuerungen = minder bewertete intellektuelle, innovative Haltung
- Historisches Gedankengut = konservativ, bis zur Judenverfolgung
- Unmöglichkeit, alle Regionen unter einen Hut zu bringen -> Autonomiegedanke stark ausgeprägt, Teil der Identität
- Werte und Gesellschaftswandel durch den Tourismusboom
Freeman und Aceves führen desweiteren Eigenschaften dieser Individuen auf:
- Mäßigung, Emotionalität
- Respekt vor Integrität Anderer
- Durchsetzungsfähigkeit
- Selbstachtung
- Würde, Ehrenhaftigkeit und Ernst
- Vorrang des Menschen, Person, Familie -> vor der Institution (Arbeit, Geld, Karriere...)
Spanien und das Fremde
[Bearbeiten]Um noch einmal auf die vorangegange Hypothese zurückzukommen, soll nun untersucht werden, wie die Spanier von fremden Kulturen wahrgenommen werden, bzw. wie sie diese selbst wahrnehmen.
Um diesen Vergleich exakter zu gestalten, wird in dieser Studie der Deutsch-Spanische Vergleich herangezogen. Trotz der offensichtlich kulturellen Unterschiede, teilen beide Länder gewisse Aspekte mit großer Regelmäßigkeit: Touristen, Gastarbeiter, Sportaffine und Geschäftsleute. Dieser kulturelle Austausch, davon können wir ausgehen, beeinflusst auch in erheblichen Maße die Fremdwahrnehmung des jeweils anderen.
Stereotypen besitzen dabei eine nicht zu verachtende Wirkungskraft, wenn es um die Konstruktion eines Spanien-, bzw. Deutschlandbilds geht.
Der "einfache Spanier" besaß früher nicht das konkrete Deutschlandbild, welches sich heute alleine schon aus den zahlreichen Urlaubern und Gastarbeitern herleiten lässt.
Doch wie ist nun die Perzeption Deutschlands auf der iberischen Halbinsel? Wie setzt sich das kulturell fremde Bild eines Spaniers zusammen? Das Deutschlandbild hat sich in den letzten Jahren teilweise geändert, viele seiner Merkmale haben jedoch überdauert:
- Deutschland ist nach den 60er/70er Jahren wieder ein "Wirtschaftswunderland"
- Spanier assoziieren Deutschland mit Kälte (Menschen und Klima)
- Sauberkeit/Sterilität = Berlin deswegen beliebtes Ziel?
- Fleiß und Leistung = Leistungsgesellschaft
- Disziplin, fast schon militärischer Drill -> Mangel an Flexibilität
- Pünktlichkeit
Messung von Kulturdistanzen
[Bearbeiten]Unter Kulturdistanz versteht man, den Grad an expliziter und impliziter kultureller Verschiedenheit zwischen zwei Kulturen. Das Konzept stellt einfache quantitative Parameter zur Nähe bzw. Distanz zwischen Nationalkulturen bereit und hat vor allem im Bereich der interkulturellen Businesskommunikation und in den Managementwissenschaften breite Anwendung gefunden.
Dort ist unter anderem zu erkennen, dass Spanien Distanzen zu anderen Kulturen sehr hoch bewertet und das Menschenbild im Vergleich zu anderen Testländern besonders negativ bewertet wurde. Zudem wurde bekannt, dass die Unsicherheitsvermeidung der Iberer in vielen Situationen stark ausgeprägt ist.
Kulturschock
[Bearbeiten]Definition Kulturschock:
Menschlicher Verhaltenszustand, der auf der plötzlichen Konfrontation mit fremden, kulturbestimmten Umweltverhältnissen beruht und zunächst eine schockartige Verwirrung auslöst, die v.a. bei weniger auslandsorientierten Menschen in die emotionale Ablehnung einer fremden Kultur mündet.
Der Einstieg in eine fremde Kultur gestaltet sich zumeist nicht einfach, da insbesondere die Sprache und ihre Begleitelemente (Gerüche, Eigenheiten, Geräusche etc.) nicht unmittelbar vermittelt werden könnnen. Die Kenntnis über eigene kulturelle Werte und deren Vertrautheit ist stark mit der individuellen Identität und Bewusstsein verbunden.
Typische Angst vor dem Fremden (auch Xenophobie) äußert sich im Normalfall über folgende Faktoren:
I) Falsche Bewertung von Zeit und Raum
II) Falsche Bewertung von Kultur und Geschichte
III) Mißverständnisse aufgrund der Mentalität
IV) Sprachbarriere
Leitfrageninterviews
[Bearbeiten]Fragenkatalog deutschsprachige Interviewpartner
[Bearbeiten]- Wie alt bist du und wo bist du geboren? Aus welchen Ländern stammen deine Eltern?
- Wie stehst du emotional zu den Herkunftsländern deiner Eltern?
- Fühlst und denkst du eher Deutsch oder Spanisch?
- Pflegst du deine Kontakte nach Spanien?
- Gibt es markante Unterscheide in der Gestaltung des Alltags? Welche?
- Welche Unterschiede sind sonst bemerkbar? (Sprache/Kultur/Umgang…)
- Charakterisiere bitte mit jeweils drei Wörtern das persönliche Bild des Spaniers/Deutschen.
- Gibt es eine mentale/charakterliche Distanz zwischen Spaniern und Deutschen? In welchem Bereich macht sich diese bemerkbar?
- Nenn bitte jeweils kurz zwei Pro und Kontra-Argumente für ein Leben in Spanien.
- Die Deutschen sind Reise-Weltmeister. Warum ist das deiner Meinung nach so?
- Wie schätzt du die Reisegewohnheiten der Spanier ein?
- Kannst du aufgrund deiner letzten zwei Antworten einen wesentlichen Unterschied in der Reisegewohnheit- bzw. lust erkennen?
Fragenkatalog spanischsprachige Interviewpartner
[Bearbeiten]- Cuantos anos tienes? Fecha y Lugar de Nacimiento?
- Que piensas sobre el pais en donde vives (culturalmente)?
- Como ves la cultura Alemana? Por favor dame cinco adjetivos.
- En comparación: Como ves la cultura Espanola?
- Tienes amigos o contactos en Alemania?
- Que cosas cambiarías en Espana?
- Hay una distancia cultural entre espana y alemania? Y si hay, cual es la más evidente?
- Dame dos argumentos para emigrar de Espana – y al contrario – argumentos para quedarse en Espana.
- Que recomiendas a una persona que quiere emigrar?
- Te gusta viajar? Cuales son tus paises/destinos favoritos?
- En viaje prefieres concocer a los nativos y sus costumbres o quedarte en tu grupo?
- Encuentras importante poder comunicarte verbal en los paises que viajas?
Probanden
[Bearbeiten]Person 1: 26 Jahre alt / Nationalität: Deutsch-Spanisch / Wohnort: Konstanz/Deutschland
Person 2: 29 Jahre alt / Nationalität: Spanisch / Wohnort: Madrid/Spanien
Person 3: 22 Jahre alt / Nationalität: Spanisch / Wohnort: A Coruna/Spanien
Auswertung
[Bearbeiten]Meine drei Interviewpartner kommen wie schon Anfangs beschrieben aus multikulturellen Verhältnissen, was in diesem Fall bedeutet, dass alle sowohl die deutsche als auch die spanische Kultur über einen längeren Zeitraum (dauerhafter Aufenthalt, mehrmalige Urlaube) kennenlernen und sich ein wesentliches Bild der jeweiligen kulturellen Standards, Verhaltens- und Lebensweisen formen konnten.
So waren sich die Probanden auch in vielen der Anstösse aus dem Leitfragebogen einig. Übereinstimmung fand man in der Beschreibung typisch deutscher bzw. spanischer Identitätsmerkmale. Deutsche wurden dabei oft detailiert mit Worten wie "strebsam, hochmütig bzw. selbstbewusst und freundlich" beschrieben. Das spanische Pendant wurde von beiden Seiten oft als "lebensfroh, gemütlich und leidenschaftlich" beschrieben.
Einig waren sich meine Interviewpartner im Bezug auf das Schulwesen. So kam man auf den Konsens, dass die spanische Kultur und vor allem Bildung noch zu sehr an ihrem patriarchalischem Bild hängt. In Bildung und Kultur wird in Spanien laut der drei Probanden immer noch viel zu wenig investiert. Auf Auslandsreisen bemühen sich alle Seiten um die Integration in die Landessprache, Kultur, Schlaf- und Essgewohnheiten. Von dem Prinzip der verschlossenen Reisegruppe distanzieren sich alle entschieden.
Aus sozialer Perspektive geht die Tendenz eher auf die spanische Seite. Für eine Auswanderung nach Deutschland würde nur die Beteiligung an einem wirtschaftlich perfekt organisierten Land sprechen (Berufschancen, Gehalt...). Kultur, Lebensqualität und -freude, so die Probanden, findet man vor allem in Spanien vor.
Die Reiselust der Deutschen sieht einer dere Probanden in ihrer enormen Kaufkraft und der Anzahl der Urlaubstage. Die Spanier sind in Hinsicht auf die fehlende Fremdsprache in ihren Fähigkeiten und Identitäten limitiert. Deutsche sprechen mehrere Sprachen und besitzen laut der Meinung des ersten Interviewpartners die Arroganz, das Sprechen ihrer Sprache auch im Ausland zu erwarten.
Meine beiden spanischen Probanden sparten nicht mit Kritik an der gegenwärtigen iberischen Gesellschaft. So wurde jeweils ironisch festgehalten, dass die Angst der Spanier vor der Sprachbarriere und des fehlenden Erfindergeist bzw. Fortschritt durchaus besteht, auch wenn die Testperson selbst wohl nicht in diesen Sphären dachte.
Besonders spannend war die Aussage von Testperson 2: "Wir Spanier reisen wenig, weil wir generell ein schwaches kulturelles Niveau haben!" So zielt die Testperson direkt auf das Verhalten bzw. auf eines der Problemfelder der spanischen Gesellschaft in der Fremdwahrnehmung.
Resümee
[Bearbeiten]Nach der Auswertung der Leitfadeninterviews, sowie der Analyse der Säulen der spanischen Gesellschaft, kann ich meine Hypothese abschließend in einigen Gesichtspunkten verifizieren.
Das spanische Volk leidet aus historischer Sicht offenbar immer noch an den Spätfolgen der franquistischen Diktatur, welche das enorm kulturell geprägte Land in einen Art Winterschlaf versetzte. Die Folgen sind greifbar: Trotz der Mitgliedschaft in der EU und der involvierung in den europäischen Planungen, hat das Land immer noch viel zu sehr mit sich selbst zu kämpfen. Autonomie, das konservative Bildungswesen, sowie der Umgang mit Religion und der konstitutionellen Monarchie spalten das Land in viele verschiedene Identitätslager. Der zugleich stark vorherrschende regionale Individualismus unterstützt diese Streuung: viele Amtssprachen, viel Tradition.
Die Jugendkultur, bzw. akademische Jugend findet seit der Jugendbewegung in den 80ern mehr gefallen, Cafés, Bars und Discotheken aufzusuchen und in einem gefestigten Freundeskreis zu bleiben, als zu Reisen und fremde Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Dies bestätigten mir auch meine (akademisch ausgebildeten) Probanden. Das kulturelle Niveau in Spanien ist zu schwach - und das bei dieser eigenen Vielfalt.
Dieser Gedankengang bereitet auch die nächste Überlegung vor. Bei dem Außmaß an eigener Kultur (20.0000 Sehenswürdigkeiten), sowie Strand, Sonne, Schnee (Pyrinäen, Sierra Nevada)und Flora/Fauna (Nordspanien) treten andere Länder, andere Kulturen schnell in den Hintergrund. Kurz formuliert: Warum reisen, wenn man alles besitzt? Proband 1 war u.a. dieser Meinung.
Die Kluft zwischen Dorf und Stadt ist auch ein nicht zu verachtendes Thema. In Spanien ist das rurale immer noch stark ausgeprägt. Viel Ackerbau, Fischzucht und Agrarkultur ist zu beobachten. Zudem ist die Nähe von den in der Stadt studierenden Kindern in das ländliche Elternhaus immer noch stark zu spüren. Den engen Bezug zur Heimat, dem Dorf, der kleinen Gemeinde geben wenige auf. Generationell hat sich in dieser Hinsicht nicht viel verändert.
Der Vorrang des Menschen, der Person oder Familie kommt immer noch vor der Institution (Arbeit, Geld, Karriere...). So fällt auch für viele Spanier die Option im Ausland zu arbeiten aufgrund der hohen emotionalen Bindung weg. Im Hinblick auf die hohe Arbeitslosigkeit in Spanien und beispielweise der Not an Ingenieuren in Deutschland, ist gespannt abzuwarten, wie sich das Land in diesem Aspekt die nächsten Jahre entwickelt.
Abschließend ist noch festzuhalten, dass das immer noch eklatante Sprachproblem eine große Rolle bei der Reisewahl der Spanier spielt. Das fehlende Englisch, Deutsch oder Französisch kann oft nicht ausgeglichen werden, was bei vielen sicher immer noch zu einem Ego-Problem verkommt. So werden oft die Destinationen im lateinamerikanischen Raum angesteuert, da man dort auf ähnliche Kulturen und v.a. die Sprache trifft. Ein Kulturschock wie etwa in Mittel- oder Zentraleuropa kann so eventuell vermieden werden.
Literaturverzeichnis
[Bearbeiten]• Bernecker, Walther L.: Spanien-Handbuch, UTB Verlag, Tübingen 2006
• Bernecker, Walther L./Dirscherl, Klaus: Spanien heute – Politik, Wirtschaft, Kultur.
• Kleiner-Liebau, Désirée: Migration and the Construction of National Identity in Spain, Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 2004
• König, Andreas: Zur spanischen Kultur und Identität, IKO-Verlag, Frankfurt 1996
• Padilla Gálvez, Jesus/Gaffal, Margit: Spanienknigge – Sozioöko. Einführung in die Interkulturalität, Oldenbourg Verlag, München 2005
• http://de.wikipedia.org/wiki/Spanien#Spanier_im_Ausland
• Heintz, Peter: Die Struktur der spanischen Persönlichkeit, Kölner Zeitschrift für Soz. und Soz.-psychologie 7 (1), S. 101 - 118, 1995
• http://dictionary.sensagent.com/integralismus/de-de/
• http://www.karteikarte.com/card/187525/soziozentrismus
• http://www.socioweb.org/lexikon/lex_geb/begriffe/kollekti.htm
• Émile Durkheim: De la division du travail social. [1893] Paris 7e ed. 1960, dt. Über soziale Arbeitsteilung. 3.Auflage 1988
• http://www.kulturglossar.de/html/k-begriffe.html#kulturdistanz
• http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/kulturschock.html
• http://www.kulturglossar.de/html/k-begriffe.html#kompetenz_interkulturelle