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Hikayat Faridah Hanom 14 - Übersetzung

Aus Wikiversity

Vierzehntes Kapitel
EINE UNERWARTETE BEGEGNUNG

Shafik Efendi, Captain der ägyptischen Armee, der von seiner Stellung beurlaubt war, kehrte in seine ägyptische Heimatstadt an einem frühen Morgen im Mai zurück. Er wurde am Bahnhof von seinem Vater, der sehnsüchtig auf seinen Sohn wartete, und einigen Freunden und Verwandten empfangen. Shafik hatte noch nicht seinen Fuß auf den Bahnsteig gesetzt, da war er schon von allen Freunden und Verwandten umringt, die ihn willkommen hießen. Shafik Efendi küsste die Hand seines Vaters, und dieser umarmte und küsste seinen Sohn mit großer Freude, die noch zunahm, als er sah, dass sein Sohn völlig unversehrt war. Rasch brachte er seinen Sohn zur Kutsche, die nun von allen, die zur Begrüßung gekommen waren, bis zu ihrem Haus in al-Abbasiya eskortiert wurde. Shafik Efendi ging rasch ins Haus zu seiner Mutter, die ihren Sohn umarmte und küsste. Sie war in größter Freude darüber, ihren Sohn wiederzusehen, und konnte kaum glauben, dass er aus diesem Krieg mit all den Schreckensmeldungen über die Vorgehensweise der Derwische unversehrt zurückgekehrt war und keinen Schaden genommen hatte. Nachdem alle, die zur Begrüßung gekommen waren, eingetroffen waren und er den Freunden und Verwandten von seinen Erlebnissen erzählt hatte, löste sich die Gesellschaft auf und ein jeder kehrte nach Hause zurück. Shafik Efendi ging in sein Zimmer, wechselte seine Kleidung und rief seine Amme Aliah, um sie nach seiner Geliebten Faridah Hanom zu erkundigen. Aliah informierte ihn,…


dass Faridah Hanom inzwischen mit Badruddin Efendi verheiratet war und Suad schon vor einiger Zeit das Haus verlassen hatte. Deshalb hatte die Amme schon einige Zeit nichts mehr über das Befinden von Faridah Hanom gehört. Das Einzige, was sie vor einiger Zeit gehört hatte, war, dass sie die ganze Zeit krank war, aber trotzdem zwangsweise von ihrem Vater mit Badruddin verheiratet worden war, das allerdings erst vor gut zwei Monaten. Shafik Efendi zuckte zusammen, als er die Nachrichten von seiner Geliebten hörte. Der alte Kummer und Gram kehrte zurück, und er fühlte Wut in seinem Herzen. Da er aber ein kluger Mann war, konnte er seine Wut unterdrücken, so dass sie nicht von ihm Besitz ergriff. Er dachte in seinem Herzen: „Am besten, ich ziehe mich aus dem Viertel zurück, denn wenn ich mit Faridah Hanom auf der Straße zusammentreffe, dann passiert bestimmt etwas, was den Ruf von honorigen Menschen ruiniert. Oder wenn ich mit Badruddin zusammentreffen sollte, verliere ich womöglich die Beherrschung und es passiert etwas, was unanständig für vernünftige Menschen ist.“ Dann ging er hinaus zu seinen Eltern und bat sie um Erlaubnis, sich zum Luftwechsel für einige Zeit nach Alexandria begeben zu dürfen. Allerdings wollte er nicht im Hotel wohnen oder zu Gast bei irgendjemandem, sondern er wollte ein Haus mieten. Seine Eltern waren damit einverstanden, und sein Vater schrieb einen Brief an einen seiner Freunde mit der Bitte, ein Haus für den Aufenthalt seines Sohns zu suchen. Es vergingen nur wenige Tage, da erhielt er die Antwort aus Alexandria, dass schon ein Haus gefunden und fertig eingerichtet worden sei. Shafik Efendi machte sich fertig, rief Aliah und trug ihr auf, Suad zu suchen: „Ladet sie ein, hier einzuziehen. Sie soll wegen uns keine Unannehmlichkeiten haben. Wenn Suad nicht in diesem Haus wohnen will, gebt ihr jedes Mal Geld, wenn sie es benötigt.“ Nachdem er ihr das aufgetragen…


hatte, ging er hinunter und begab sich mit seinen Dienern und seinen Koch zum Bahnhof, um den Zug nach Alexandria zu nehmen.

Als er dort am Bahnhof ankam, standen seine Freunde schon bereit, um ihn in Empfang zu nehmen. Nachdem sie sich begrüßt hatten, stiegen sie in verschiedene Kutschen und fuhren zum gemieteten Haus, damit die Dienerschaft dort das Gepäck auslud. Die Freunde nahmen dann Shafik Efendi mit zu ihrem Haus, um an diesem Tag dort zu essen. Nachdem das Essen beendet war, kehrte Shafik Efendi mit seinen Freunden zu der gemieteten Wohnung zurück. Er inspizierte sie und stellte fest, dass sie in der zweiten Etage lag, ausreichend groß war und ein Schlafzimmer, Esszimmer, Badezimmer und Schreibzimmer hatte. Dann trug Shafik Efendi seinen Freunden noch ein paar Anschaffungen auf, zusätzlich zu der Einrichtung, die schon da war, weil er glaubte, dass er länger in Alexandria bleiben würde, denn in die Hauptstadt wollte er wegen der Gefahr, Faridah Hanom oder Badruddin zufällig zu begegnen, nicht zurückkehren.

Dann machte Shafik Efendi es sich in Alexandria bequem und vertrieb sich die Zeit zusammen mit seinen Kameraden, indem er sich mit ihnen in verschiedenen schönen Lokalen und Gärten amüsierte und Besuche austauschte, wobei die Gesellschaften meist aus Reichen und Gebildeten bestand. Eines Tag saß er alleine zu Hause, lehnte sich ans Fenster und schaute auf die Häuser in der Umgebung. Da sah er ein ziemlich großes Haus mit einem Hof. Im Fenster dieses Hauses sah er eine Frau stehen, die zu ihm herüberblickte. Das Gesicht dieser Frau kam ihm bekannt vor. Er schaute…


noch einmal richtig hin, um herauszufinden, wo er diese Frau gesehen hatte. Aber er konnte sich nicht erinnern. Nachdem die Frau gesehen hatte, dass Shafik Efendi zu ihr hinüberblickte, flüchtete sie nicht, sondern starrte ihn sogar an. Als Shafik Efendi das sah, scheute er sich, mit einer Frau, die er nicht kannte, Blicke auszutauschen, und zog sich ins Innere seiner Wohnung zurück. Er ging ins Bad, zog sich an und ging hinunter, um sich auf den Weg zu machen. Während er gerade im Begriff war, eine Kutsche zu besteigen, trat ein Junge von ungefähr zwölf Jahren an ihn heran und fragte: „Verzeihung, Efendi, darf ich fragen, wie sein Name und Vatername ist?“ Shafik Efendi wunderte sich, als er die Frage des Jungen hörte, hielt inne und wandte sich von der Kutsche ab. Dann griff er nach der Hand des Jungen und fragte: „Warum fragst Du mich und woher kommst Du?“ Der Junge sagte: „Aus dem Haus dort.“ Er zeigte auf das Haus, in dessen Fenster Shafik Efendi die Frau hatte stehen sehen, und sagte: „Beta wurde von seiner Hanom aufgetragen, nach dem Namen des Efendi zu fragen.“ Shafik Efendi fragte: „Wie ist denn der Name Deiner Hanom?“ Er antwortete: „Ihr Name ist Faridah Hanom, Ehefrau von Badruddin Efendi.“ Shafik Efendi war zutiefst erschrocken, beugte den Kopf und dachte bei sich: „Ich fliehe vor der Gefahr, und renne doch wieder in die Gefahr hinein. Am besten, ich fahre schnell von hier weg zurück in die Hauptstadt, denn dort ist der bessere Ort, weil Faridah Hanom dort nicht mehr ist.“ Dann hob er den Kopf und sagte: „Mein Name ist Shafik Efendi, Sohn von Talaat Bey, der Unglückliche, und ich bin gerade im Begriff, in die Hauptstadt zurückzukehren.“ Shafik Efendi sagte dies und ging hinauf in seine Wohnung,…


gab jedoch zuvor noch dem Jungen ein Pfund, weil er sehr erfreut war zu sehen, dass er sich gut ausdrücken konnte und gute Manieren hatte. Als er in seine Wohnung entwichen war, gab er seinen Dienern Anweisung, alle Sachen einzupacken, um noch am gleichen Tag nach Hause zu fahren.

Der Junge, dem Faridah Hanom aufgetragen hatte, Shafik Efendi zu fragen, kehrte zu ihr zurück und teilte ihr mit, dass der junge Mann Shafik Efendi ibn Talaat Bey hieß. Als Faridah Hanom den Namen ihres Geliebten hörte, erschrak sie zutiefst, und es rannen ihr Tränen herunter, ohne dass sie es merkte. Kurz danach ging sie in ihr Zimmer und dachte bei sich: „Wenn ich jetzt zu Shafik gehen würde, ginge das wohl, aber es wäre nach den Regeln anständiger Leute unfein, wo ich die Ehefrau eines Mannes geworden bin, mit einem anderen Mann zusammenzutreffen. Vielleicht will Shafik auch gar nicht mit mir zusammentreffen, denn ich weiß ja, wie er ist, dass er sehr auf seine Ehre achtet. Aber was soll ich hier so rumsitzen? Obwohl ich schon mehr als zwei Monate verheiratet bin, hat Badruddin meinen Körper noch nicht berührt, weil er jede Nacht mit seinem Rausch bis zwei, drei Uhr herumsitzt. Und wenn er meinen Körper berühren würde, würde ich mich gewiss umbringen, denn ich wäre niemals bereit, mit einem Mann zu verkehren, der nach Arrack stinkt, mit dem Ergebnis, dass ich meine Treue gegenüber Shafik Efendi breche. In Anbetracht dessen ist es am besten, ich schreibe ihm einen Brief und teile ihm meine ganze Situation mit, damit…


er nichts Schlechtes über mich denkt und ich etwas über seine Situation in Erfahrung bringen kann. Dann ging sie an ihren Schreibtisch und schrieb diesen Brief:

Shafik Efendi Talaat Bey 
Tuan,
Beta kann Tuan nicht treffen, weil sie jetzt verheiratet ist, so wie vielleicht auch Tuan verheiratet ist. Das Leben anständiger und kultivierter Leute hindert uns daran, zusammenzutreffen. Da aber Beta nie eingefallen ist, den Treueschwur zu brechen, den wir beide mehrfach geschworen haben, ist sie gezwungen, diesen Brief zu schreiben, um Tuan zu berichten. Mag das Schreiben von Briefen für eine verheiratete Frau auch unfein sein, aber was soll sie tun, wo es doch keinen anderen Weg mehr gibt?
Nachdem Betas Vater Tuans Vater, der gekommen war, um um ihre Hand anzuhalten, zurückgewiesen hatte, kam noch am gleichen Tag Badruddin, um seine Zuneigung und Liebe zu ihr zum Ausdruck zu bringen. Doch hat Beta ihm ihre Abscheu kundgetan, so dass es in ihrem Garten vor den Augen ihres Bruders Muhammad Efendi zu einem Streit zwischen ihnen kam. Deswegen hat ihr Herzblut gekocht, so dass sie sechs Monate lang starkes Fieber bekam. Dann wurde Beta von ihrer Mutter an die frische Luft in einen Garten außerhalb der Hauptstadt gebracht, wo sie ungefähr sechs Monate geblieben ist. Von dort aus hat sie einige Leute geschickt, die sich umhören sollten, ob Tuan schon nach Ägypten zurückgekehrt ist. Aber sie hat nichts über ihn in Erfahrung bringen können. Deshalb ist sie für ungefähr sechs Monate in einen deliriumsartigen Zustand geraten,

konnte nicht mehr richtig denken, hat nicht wahrgenommen, was in ihrer Anwesenheit passierte. Nachdem es ihr wieder etwas besser ging, brachte sie ihre Mutter zurück in die Hauptstadt. Sie kehrte also nach Hause zurück, wobei sie Traumbilder hatte, dass Tuan sie tröstet und ihr Gesellschaft leistet, wenn sie allein war. Einige Male hat Beta zum Herrn der Welten gebetet, dass Er mich mit Tuan vereinigen möge. Aber die Allmacht und der Wille Gottes waren abgeneigt, uns zusammenzuführen. Beta ist in dieser Liebesleidenschaft so weit gegangen, dass sie nicht mehr anderes wollte als Tuan und an nichts anderes mehr gedacht hat als an ihn. Nachdem sie die Hoffnung aufgegeben hat, mit ihm zusammenzutreffen, hat sie schließlich mit ganzem Herzen ersehnt, bis zum Tode als Jungfrau zu leben, um dann hoffentlich im Land des Jenseits mit ihm zusammenzukommen. 
Aber Betas Situation blieb nicht lange so, denn ihr Vater hat mit seinem Wunsch, sie mit Badruddin zu verheiraten, Druck auf sie ausgeübt. Als sie davon erfuhr, ist die Krankheit wieder für fünf Monate zurückgekehrt. Nach diesen fünf Monaten, zu einer Zeit, als Beta immer noch kränkelte, kam Badruddin Efendi mit seinem Vater und bat ihn darum, mich mit ihm zusammenzuführen. Was immer Beta zu ihrem Vater sagte, es war zwecklos, weil es sein Wunsch war, dies auch mit einem großen Festessen zu begehen, wie es der Brauch ist. Da Beta auf keinen Fall will, dass die Leute über sie sagen, dass sie eine rebellische Tochter ist, die sich ihren Eltern widersetzt und ihren Ruf ruiniert, hat sie das, was die Leute machen, ruhig über sich ergehen lassen, bis die Sache, die ihre Eltern wünschten, zu Ende

war. Aber als in der ersten Nacht Badruddin zu ihr hereinkam, hat Beta ihm mit einem festen Eid und unter reichlichen Ermahnungen das Versprechen abgenommen, dass er sich ihrem Körper weder nähern, noch ihn berühren darf, bevor nicht drei Monate abgelaufen sind. Badruddin hat dies fest geschworen, weil er hofft, dass Beta ihn lieben wird, nachdem diese drei Monate abgelaufen sind und sie wieder gesund ist. Einige Tage danach haben Badruddin und sein Vater verlangt, dass sie mit ihnen nach Alexandria komme, und Betas Vater hat das erlaubt. 
Nun ist Betas Abmachung mit Badruddin 70 Tage alt, es sind nur noch 20 Tage übrig, und Beta ist bis zum heutigen Tag Jungfrau.
Da die Ehe bedeutet, dass Mann und Frau das Leben vom Beginn der Eheschließung bis zum Tod teilen, müssen beide Personen, die diese Partnerschaft eingehen, in der Natur übereinstimmen oder sich nahestehen, damit sie beide zusammen glücklich werden. Da die Natur Badruddins darin besteht, dass er ständig, Tag und Nacht, Arrack trinkt, kann er unmöglich mit ihr übereinstimmen. Wenn sie es also schweigend hinnimmt, wird ihr Leben langfristig ruiniert werden. Deshalb hat sie fest beschlossen, die Sache vorher ihrem Vater vorzulegen, damit er ihr mitteilt, was sie richtigerweise machen soll, und Beta sein Wohlwollen zurückgewinnt. Dann wird Beta ausführen, was ihr obliegt, um ihr Leben zu schützen.

Tuan möge nicht denken, dass Beta die Trennung von Badruddin wegen seiner anstrebt. Keinesfalls, denn sie möchte ihn nicht für die Trennung von ihrem Mann verantwortlich machen. Auch wenn es Tuan nicht gäbe, wäre das, was Beta machen muss, das Gleiche, dass sie nämlich innerhalb der zwanzig Tage ihren Vater dazu bringen muss, dass er ihrer Trennung von Badruddin zustimmt. 
Beta schreibt Tuan diesen Brief als Erinnerung an eine alte Freundschaft. Wenn Tuan möchte, soll er Beta wie seine Schwester betrachten, die ihm ihr Ungemach klagt.
Mit Grüßen, Faridah

Dann faltete Faridah Hanom den Brief zusammen, steckte ihn in den Umschlag, schrieb Anschrift und Namen von Shafik darauf, rief den Jungen und trug ihm auf, den Brief Shafik Efendi persönlich zu überbringen und seine Antwort abzuwarten. Der Junge lief also hinunter und brachte den Brief in die Wohnung hoch, in der Shafik wohnte. Als er dort eintrat, saß Shafik alleine gedankenversunken da und schaute seinen Dienern zu, die seine Sachen einpackten. Der Junge überreichte ihm den Brief Faridah Hanoms. Shafik Efendi nahm ihn entgegen. Als er die Handschrift Faridah Hanoms sah, wallten seine Gefühle auf, und ihm kamen die Tränen, weil zwei Forderungen in seinem Herzen miteinander rangen, die Forderung der Liebe zu seiner Geliebten, und die Forderung, sich davor zu bewahren,…


ein schlechter Mensch zu werden, der den Frieden eines Ehepaars stört. Dennoch öffnete er den Brief und las ihn bis zu Ende durch. Als er das Ansinnen Faridahs in diesem Brief erkannt hatte, dachte er eine Zeitlang nach und überlegte, ob er ihn beantworten sollte oder nicht. Doch kam ihm schließlich der Gedanke, dass es keinen Zweck hat, zu antworten, weil es besser ist, wenn er sich nicht in ihre Situation einmischt. Denn er kannte die Natur Faridah Hanoms: Wenn sie etwas sagt, muss sie es ausführen. Es hat also keinen Zweck, so dachte er, wenn ich mich an der Aufgabe, die allein für ihr Leben bestimmt ist, beteilige. Dann sagte er zu dem Knaben, der den Brief überbracht hatte, wobei er ein Pfund herausholte: „Geh zurück und sag Deiner Tuan, ich habe keine Zeit, ihren Brief zu beantworten, weil ich noch diese Stunde in die Hauptstadt zurückreisen möchte. Ich werde ihren Brief aber später beantworten.“ Dann ging Shafik Efendi hinunter, stieg in eine Kutsche und fuhr zu seinen Bekannten, um ihnen mitzuteilen, dass er in die Hauptstadt zurückkehren wollte. Vorher gab er noch seinen Dienern den Auftrag, das Gepäck zum Bahnhof zu bringen und dort auf ihn zu warten. Der Diener Faridahs, der den Brief gebracht hatte, kehrte zu ihr zurück und teilte ihr die Worte Shafiks mit. Faridah Hanom verstand die Intention Shafiks, sich nicht in die eheliche Beziehung zwischen ihr und ihrem Mann einmischen zu wollen. Sie war ihm angesichts dieser bewundernswerten Charaktereigenschaften umso mehr zugetan und war betrübt, als sie daran dachte, dass ihr Vater seinen Heiratsantrag abgelehnt und denjenigen von Badruddin Efendi angenommen hatte, der keinerlei Kultur besaß, ein schlechtes Betragen hatte und sich jede Nacht mit Arrack betrank.

Früh am nächsten Morgen zog sich Faridah Hanom an, […]


nahm das fertiggepackte Gepäck und ging hinunter, um zum Bahnhof zu fahren. Den Dayangs trug sie auf, falls jemand nach ihr fragen sollte, zu sagen, dass sie Badruddin Efendi besuchen gehe, der schon seit zwei, drei Tagen in der Hauptstadt sei. Dann fuhr sie zum Bahnhof und stieg in den Zug in die Hauptstadt.

Shafik Efendi, der schon einen Tag früher als sie in die Hauptstadt zurückgekehrt war, kam ungefähr um sieben Uhr abends zu Hause an. Seine Eltern waren angesichts der unerwarteten Rückkehr ihres Sohns erstaunt, denn er hatte ja angekündigt, in Alexandria ein, zwei Monate zu bleiben. So fragten sie ihn gleich, warum er vorzeitig zurückgekehrt war. Shafik Efendi antwortete, dass er sich nicht wohl fühle und die Luft von Alexandria zu dieser Zeit nicht gut vertragen habe. Talaat Bey und seine Frau waren angesichts des Zustands ihres Sohns besorgt und sagten: „Am besten, Tuan lässt einen Arzt rufen, um sich von ihm ordentlich behandeln zu lassen.“ Shafik Efendi erklärte sich mit dem, was seine Eltern sagten, einverstanden, weil er angesichts ihrer großen Besorgtheit Mitleid mit ihnen hatte. Als sich seine Eltern zurückgezogen hatten, zog er sich die Kleidung aus, nahm ein Bad, zog sich neue Kleidung an und legte sich auf seine Chaiselongue, wobei er an seine Geliebte und die Dinge denken musste, die sich Alexandria ereignet hatten. Dann stand er auf, nahm den Brief Faridah Hanoms, öffnete ihn und las ihn noch einmal durch. Da erschrak er sehr, als er die Worte seiner Geliebten las, dass er vielleicht verheiratet sei. Als er den Brief zu Ende gelesen hatte, freute er sich auch sehr zu hören, dass sie noch immer Jungfrau war. Er las den Brief immer wieder durch und verstand erst jetzt richtig seinen Inhalt, weil in Alexandria, als er…


den Brief zum ersten Mal gelesen hatte, seine Gedanken noch ganz in Aufruhr versetzt waren durch das Ringen zwischen seiner Liebe zu Faridah Hanom und seinem Wunsch, auf jeden Fall zu vermeiden, zum Störer eines Familienfriedens zu werden. Als er die Lektüre des Briefes beendet hatte, stand er auf, warf sich aufs Bett und weinte bitterlich über sein trauriges Schicksal, dass ihm seine Geliebte unterstellt hatte, verheiratet zu sein. Und er wünschte sich, sie zu treffen oder ihr einen Brief zu schreiben, um ihr seinen Zustand erklären, dass er nun schon so viele Jahre die Qual und Not der Liebe zu ihr ertrug, doch brachte er es nicht über sich, weil ihn die Furcht beherrschte, dass man über ihn sagen könnte, dass er den Familienfrieden von jemanden stört. Aber immer, wenn er an die Worte seiner Geliebten dachte, dass sie noch immer Jungfrau war, tröstete ihn etwas seine Liebe. Während er sich in diesem Zustand befand, trat seine Amme Aliah in sein Zimmer. Als Shafik Efendi sie kommen sah, stand er auf und fragte: „Hat meine Mutter Suad getroffen?“ Aliah antwortete: „Ja, Tuan, sie wohnt jetzt hier bei der Amme, denn sie hat noch nirgendwo Arbeit gefunden.“ Shafik Efendi: „Gut so. Ibu möge sie bei sich wohnen lassen und ihr genügend Unterhalt geben, so dass sie nicht mehr irgendwo nach Arbeit suchen muss.“ Aliah ging, um Suad mitzuteilen, was ihr Tuan gesagt hatte. Shafik seinerseits blieb bekümmert in seinem Zimmer sitzen und traute sich nicht mehr hinauszugehen, weil er wusste, dass seine Geliebte bestimmt schon in die Stadt gekommen war, wie es in ihrem Brief stand. Und er empfand große Beschämung bei dem Gedanken, dass er sich in das Geschäft einmischen könnte, das seine Geliebte zu verrichten hatte. Er wollte lieber mit seiner Liebe sterben, als sich…


bei den Menschen einen üblen Ruf zu erwerben. Deshalb tat er weiter so, als ob er sich körperlich nicht wohlfühlen würde, wenn ihn seine Eltern fragten, und machte keine Spazierfahrten wie sonst.