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Hikayat Faridah Hanom 20 - Übersetzung

Aus Wikiversity
Zwanzigstes Kapitel
DIE PFLICHTEN VON EHEMANN UND EHEFRAU

Nachdem die beiden Väter und ihr Ehemann Shafik Efendi hinuntergegangen waren, stand Faridah auf, ging ins Bad und rief Khatun zum Kleiderwechsel. Dann ging sie ins Bett und legte sich schlafen, denn sie war schon sehr müde, wobei Khatun und Suad Wache hielten. Als Mitternacht schon durch war, kam Shafik Efendi ins Zimmer. Als Suad und Khatun ihn hereinkommen sahen, standen sie schnell auf, gingen hinaus und zogen hinter sich die Tür zu. Shafik Efendi ging schnell ins Bett und sah seine Frau fest schlafen. Er legte sich sehr langsam hin und wagte nicht, sie zu stören. Da er auch sehr müde war, schlief er an der Seite seiner Gattin ein.

Als sich der Morgen näherte, wachte Faridah Hanom erschrocken auf und sah ihren Mann neben sich schlafen. Sie sah, dass es Punkt fünf Uhr war. Da stand sie leise auf und ging ins Bad, wo, wie sie sah, dass das warme Wasser schon bereit stand. Rasch wusch sie sich, vollzog die rituelle Waschung und betrat zum Morgengebet…


ihr Ankleidezimmer. Dann wechselte sie ihre Kleidung, schmückte sich und ging ins Schlafzimmer zurück, wo sie ihren Mann noch fest schlafen sah. Sie setzte sich an seine Seite und kniff ihn sachte. Shafik Efendi erschrak, öffnete seine Augen und sah, wie seine Frau neben ihm saß und ihn kniff. Sie kam ihm mit den Wohlgerüchen, die sie an sich trug, wie ein strahlender Vollmond vor. Shafik Efendi konnte sich nicht mehr beherrschen, er vergaß, was seine Frau unlängst gesagt hatte, als sie auf ihn böse gewesen war, stand auf, nahm sie auf den Schoß und küsste sie am ganzen Körper ab. Faridah Hanom stieg schnell von seinem Schoß herunter und sagte: „Es ist schon hell. Kakanda möge aufstehen, baden und das Morgengebet verrichten, denn gestern Nachmittag hat er nicht gebadet. Wenn er sich nicht beeilt, wird er sich noch verspäten.“ Da stieg Shafik Efendi schnell aus dem Bett, ging ins Badezimmer und badete sich. Dann kam er wieder zurück, wechselte die Kleidung und verrichtete das Morgengebet, denn es war schon Tag geworden. Als er das Gebet beendet hatte, verließ er das Ankleidezimmer und traf seine Frau an der Tür des Zimmers wartend an. Kaum hatte sie ihren Mann erblickt, nahm sie seine Hand und küsste sie. Shafik Efendi küsste rasch den Mund seiner Frau. Er staunte über die Disziplin und Ordnung Faridah Hanoms und empfand tiefe Liebe für sie. Dann führte Faridah Hanom ihren Mann an der Hand zum Anjung, wo schon allerlei Getränke wie Kaffee und Tee für eine Mahlzeit bereitstanden, die die Säure des Morgenmundes verschwinden lässt. Shafik Efendi und seine Frau setzten sich hin und tranken, was ihnen behagte. Dann gingen die beiden in den Garten, denn…


es war schon hell und die Sonne hatte begonnen, hochzusteigen. Während sie so gingen, sagte Faridah Hanom zu Shafik Efendi: „Abang möge Beta dieses Mal verzeihen, dass sie letzte Nacht so nachlässig war, dass sie eingeschlafen ist. Sie war sehr müde, weil sie die letzten Nächte dazu gebracht wurde, wachzubleiben, und nicht schlafen konnte.“ Shafik Efendi lächelte, setze sich auf die Bank, wo sie immer in dem Garten gesessen hatten, zog seine Frau zu sich und setzte sie auf seinen Schoß. Er umarmte und küsste sie und sagte: „Tuan muss sich nicht zwingen, eine Ordnung herzustellen, die ihr Verdruss bereitet.“ Faridah Hanom lächelte, als sie die Worte ihres Gatten hörte, stand von seinem Schoß auf, setzte sich auf die Bank und dachte bei sich: „Zum ersten Mal höre ich an diesem Morgen das Gift der Sicherheit des ehelichen Lebens.“ Aber sie antwortete nichts, sondern sagte nur bei sich: „Am besten, ich warte noch ein paar Tage und schaue, wie sich die Situation entwickelt. Und wenn er wieder nachlässig ist und seiner Begierde folgt, muss ich in meiner Eigenschaft als Frau, die für immer in einem Liebesverhältnis zu leben wünscht, ermahnen.“ Dann ging sie auf ihren Ehemann ein und sagte Dinge, die sein Herz erfreuten, und brachte ihn zum Hof vor ihrem Haus. Da die Zeit des Frühstücks gekommen war, gingen die beiden ins Haus, wo sie bereits von ihren Eltern und Muhammad Efendi erwartet wurden. Rasch traten sie vor ihre Eltern, küssten den beiden die Hand, und Shafik Efendi schüttelte seinem Schwager die Hand. Dann setzten sich alle zum Frühstück hin und unterhielten sich heiter scherzend.

Nachdem sie fertiggegessen hatten, standen sie einer nach dem anderen auf. Und Shafik Efendi und Frau gingen nach oben auf ihr Zimmer, setzten sich hin und vergnügten sich mit Scherzen,…


wie es üblich ist bei jungvermählten Paaren. In den drei Tagen und Nächten behielt Faridah Hanom ihre Gewohnheit bei: Jeden Morgen kurz vor fünf Uhr ging sie erst baden und betete dann. Dann zog sie sich an und kniff ihren Mann, damit er aufstand und das Morgengebet vollzog. Wenn er mit dem Gebet fertig war, kam sie, küsste seine Hand, brachte ihn hinaus zum Wassertrinken und ging dann mit ihm zum Spazierengehen in den Garten. Shafik Efendi wunderte sich über diese Ordnung seiner Frau, an der sich nichts änderte. Sooft er ihr auch verbot, sich solchen Verdruss zu bereiten, Faridah Hanom ging darauf nicht ein.

Drei Tage nach der Vermählung von Shafik Efendi mit Faridah Hanom kamen seine Eltern mit all ihren Verwandten, um ihn und seine Frau für den Umzug in ihr Haus abzuholen. Kasim Bey ließ die Kinder gehen und stattete sie mit allerlei Geräten und Möbeln aus und gab ihnen auch die Dayangs Suad und Khatun mit, die Faridah Hanom begleiteten. Nachdem Shafik Efendi nach Hause zurückgekehrt war, lud Talaat Bey alle seine Freunde und die bekannten Persönlichkeiten des Landes ein, und sie amüsierten sich drei Tage und Nächte mit allerlei Spielen.

Nachdem diese Feier und Belustigung vorbei war, riefen Talaat Bey und seine Frau das junge Paar zu sich, und er sagte: „Meine beiden Kinder, jetzt hat Gott in Erfüllung gehen lassen, was die beiden sich gewünscht haben. Nach den Unannehmlichkeiten, die meine beiden Kinder erlitten haben, die so weit gingen, dass sie fast ihr Leben verloren hätte, wünscht sich der Vater für sie nichts mehr, als dass sie sich auf das kommende Leben ausrichten. Da meine beiden Kinder…


eine hohe Bildung haben, macht sich der Vater deswegen keinerlei Sorgen. Bestimmt verstehen es meine beiden Kinder, wie sie in dieser Welt auf ordentliche Weise leben müssen. Deshalb überträgt ihnen der Vater von heute die Sorge und Aufsicht über den gesamten Besitz und Hausrat. Sie dürfen den Vater bei der Ausführung aller Geschäfte ersetzen, denn er ist schon alt. Der Vater möchte den Besitz nur zu seiner Freude nutzen, während er den beiden Tuans in ihrer Vollkommenheit zusieht. Und die beiden Tuans mögen für den Vater und die Mutter sorgen, während sie auf den Tod warten. Denn der Vater hat keine anderen Kinder außer Tuan.“ Shafik Efendis Mutter setzte die Rede ihres Gatten fort und sagte: „Es ist so, Tuan, wie der Vater sagt. Zwar ist es das Schicksal der Mutter, dass Gott ihr keine Tochter geschenkt hat, doch hat sie mein Kind Faridah erhalten, für die sie die gleichen Gefühle hat, wie wenn sie eine eigene Tochter bekommen hätte.“ Shafik Efendis Mutter sagte dies und weinte vor Rührung und Bewegtheit darüber, dass ihr Gatte gesagt hatte, dass er auf das Sterben warte, als ob er wirklich das Gefühl hätte, die beiden Kinder bald zurückzulassen. Dann weinten auch die beiden Kinder mit. Auch Talaat Bey konnte sich nicht mehr beherrschen. Dann stand er schnell auf und lud seinen Sohn Shafik Efendi ein, hinaus zur Arbeitsstätte zu fahren, um ihm alle Angelegenheiten seines Unternehmens zu übertragen. Er ließ einen Rechtsanwalt rufen, um eine Urkunde über die Übertragung von der Zeit seines Lebens bis nach seinem Tod anzufertigen.

Die Mutter Shafik Efendis ihrerseits stand auf, nahm Faridah Hanom an der Hand und führte sie in den Salon. Sie rief Aliah, die Leiterin der Dayangs des Hauses,…


und sagte: „Von diesem Tag an geht dieses Haus mit seiner ganzen Einrichtung in den Besitz meines Kindes Faridah Hanom über und steht unter ihrem Befehl. Niemand darf sich ihren Befehlen und Verboten widersetzen. Alle Personen in diesem Haus, die sie behalten möchte, kann sie behalten. Und alle, die sie nicht mag, kann sie entlassen und durch solche ersetzen, die sie mag. Niemand darf sich ihrem Befehl verweigern oder sich ihm entgegenstellen.“ Dann brachte sie Faridah Hanom zu allen Orten und Zimmern in dem großen Haus und übergab ihr die gesamte Einrichtung einschließlich aller Schlüssel. Faridah Hanom nahm von ihrer Schwiegermutter alles an, was sie ihr übergab, ohne irgendetwas zu sagen. Sie hatte nur Tränen in den Augen aus Mitleid mit ihrer Schwiegermutter, die all dies offensichtlich mit großer Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Liebe tat. Und Shafik Efendis Mutter wiederum empfand großes Mitleid und Zuneigung zu ihrer Schwiegertochter, als sie sie weinen sah. Dann umarmte und küsste sie sie und sagte: „Beruhigt Euch Tuan. Geht zurück an Euren Platz und vergnügt Euch.“ Faridah Hanom küsste die Hand ihrer Schwiegermutter und ging dann an ihren Platz zurück, eskortiert von allen Dayangs. Als sie angekommen war, setzte sie sich auf einen Sessel und sann über ihre beiden Schwiegereltern nach. Sie dachte bei sich: „Nun ist die Zeit gekommen, dass ich meine Pflichten erfüllen muss. Ich kann nicht weiter der übermäßigen Begierde Shafik Efendis folgen. Am Ende werde ich auch enttäuscht sein wie die vielen Frauen, die bei der Heirat auf die Liebe und die Schmeicheleien ihres Mannes hereingefallen sind.“ Dann schaute sie zu Aliah, und sie sah, dass Aminah, die Dayang von Shafiks Mutter, dabeisaß. So fragte Faridah Hanom…


Aminah: „Um wieviel Uhr stehen die Eltern gewöhnlich morgens auf?“ Aminah antwortete: „Gewöhnlich um Fünf. In der heißen Jahreszeit wie jetzt gehen sie nach dem Gebet etwas spazieren. Manchmal machen sie bis zum Frühstück eine Kutschfahrt und kehren dann zurück.“ Faridah Hanom sagte: „Sieh immer schön nach ihnen, Aminah, wie immer. Lass darin nicht nach! Beta hat großes Mitleid mit den beiden, die schon alt sind. Sie sollen sich ordentlich vergnügen. Und Betas Ibu Aliah braucht sich keine großen Sorgen mehr um ihren Tuan zu machen. Lasst Beta ihre Stelle bei seiner Betreuung einnehmen. Das reicht für Betas Gefährten. Khatun und ihr Bruder Ibrahim helfen am besten Aminah bei der Betreuung der beiden Eltern. Und Suad kann die ganzen Mädchen beaufsichtigen, die sich um das Haus kümmern und es reinigen. Aliah lachte und sagte: „Gut, Tuan. Was immer Euer Befehl ist, die Dayang wird ihm nicht zuwiderhandeln. Aber dass Ihr die Dayang bei der Betreuung ihres Tuan ablösen wollt, ist weniger gut. Nicht, dass es Tuan wieder nicht aushält und dauernd schmollt.“ Faridah Hanom lächelte, als sie die Worte Aliahs hörte. Und die Dayangs, die anwesend waren, lachten leise und trauten sich nicht, ihre Stimme zu heben. Dann verabschiedeten sie sich eine nach der anderen und sahen nach ihrer Arbeit. Faridah stand auf, ging zu ihrem Schreibtisch und machte sich Notizen darüber, was sie alles zu erledigen hatte. Als der späte Nachmittag gekommen war, kehrte Shafik Efendi heim und traf seine Gattin vor, die ihn bereits in fertiger Kleidung erwartete wie ein prunkender Pfau. Shafik grüßte und küsste seine Gattin auf den Mund. Und Faridah beantwortete den Gruß, indem sie die Hand ihres Gatten küsste. Sie zog ihm die Kleidung aus, nahm ihm den Tarbush ab, ergriff einen Fächer, fächelte ihm zu und beauftragte Khatun, Wasser und Getränke hineinzubringen und vor ihrem Gatten hinzustellen. Die beiden tranken und machten dabei heitere Scherze. Shafik Efendi empfand große Liebe für seine Frau,…


weil er sah, dass ihr schönes Aussehen in passender Weise von Anstand und Ordnung ergänzt wurde, ohne dass sich irgendetwas seit der Heirat bis zu dieser Zeit verändert hätte.

Am nächsten Morgen weckte Faridah Hanom ihren Gatten und trank Wasser wie immer, ohne irgendetwas zu ändern, obwohl es Shafik Efendi schon mehrfach verboten hatte. An diesem Morgan bat Faridah Hanom nach dem Tee- und Kafeetrinken ihren Eheman um Erlaubnis, etwas hinausgehen zu dürfen. Sie ging dann ins Zimmer ihrer Schwiegereltern und sah, dass diese es bereits für den Spaziergang verlassen hatten und Aliah und Aminah gerade dabei waren, das Zimmer aufzuräumen. Faridah Hanom prüfte die Ordnung des Zimmers und änderte sie entsprechend dem, was sie für richtig hielt. Sie tauschte aus, was bereits alt war, und gab die Anweisung, die Schlafmöbel ihrer Schwiegereltern auszutauschen und neu anzuordnen, so wie sie es für schön hielt. Dann gab sie Aliah und Aminah Anweisung, was diese jeden Morgen tun sollten. Nachdem sie damit fertig war, ging sie auch ins Esszimmer und nahm dort Veränderungen vor, indem sie Möbel austauschte, neu anordnete und hinzufügte und auch die Dekoration, die schlicht war, vermehrte. Außerdem gab sie den Dayangs, die sich um dieses Zimmer kümmerten, Anweisung, was sie jeden Tag zu tun hatten. Sodann ging Faridah Hanom hinaus, um nach Suad zu sehen, die die Leute bei der Reinigung des Hauses beaufsichtigte, und gab Anweisungen, was zu tun war. Von dort aus ging sie weiter in die Küche, um nach den Speisen für das Frühstück zu sehen, die von den Leuten, die dort arbeiteten, zubereitet wurden, und gab Anweisung, was künftig jeden Tag zu tun war. Nachdem Faridah Hanom die Organisation der Angelegenheiten des Hauses abgeschlossen hatte, sah sie, dass es schon sieben Uhr war und die Zeit für das Frühstück gekommen war. Rasch kehrte sie…


in ihr Zimmer zurück, wechselte die Kleidung und putzte sich heraus. Danach ging sie hinaus, um ihren Gatten Shafik Efendi zu suchen. Sie stellte fest, dass er nicht an seinem Platz saß und suchte ihn in seinem Zimmer, wo er aber auch nicht war. Dann setzte sie sich alleine hin und wartete auf die Rückkehr ihres Gatten.

Was Shafik Efendi anlangt, so hatte er nach Faridah Hanoms Weggang lange auf ihre Rückkehr gewartet. Dann hatte er sich auf den Weg gemacht, um nach ihr zu suchen. Hierbei traf er auf verschiedene Leute im Haus, die anders als sonst mit Arbeiten beschäftigt waren. Im Zimmer seiner Eltern stieß er auf Aliah und Aminah, die zusammen mit den Dayangs beschäftigt waren, Möbel zu verrücken, auszutauschen und aufzustellen. Er bemerkte, dass die Ordnung des Zimmers verändert war und die Möbel anders als sonst standen, und fragte Aliah: „Wo ist Faridah Hanom hingegangen?“ Sie antwortete: „Sie ist vorhin von hier hinausgegangen.“ Shafik Efendi ging hinaus und betrat das Esszimmer, das sich, wie er sah, ebenfalls völlig verändert hatte. Dann ging er in den Salon und sah Suad, die gerade mit den Dayangs dabei war, das Haus aufzuräumen und zu putzen. Er fragte Suad: „Wo ist Faridah Hanom hingegangen?“ Suad antwortete: „Nach unten in Tuans Küche, gerade eben.“ Shafik Efendi sagte: „Was arbeitet Tuan Ibu so schwer am frühen Morgen?“ Suad antwortete: „So ist es die Gewohnheit von Adinda, Tuan, immer im Hause zu arbeiten, den Hausrat aufzuräumen, in Ordnung zu bringen und zu reinigen. Sie verlangt, dass man vom morgendlichen Aufstehen an arbeitet und die Dinge bis spätestens acht Uhr vor dem Frühstück fertig sind. Von da an darf sie niemanden mehr sehen, der noch aufräumt, sondern es müssen alle mit anderen Arbeiten beschäftigt sein, wenn sie andere Aufgaben haben. …


Da ihr die Mutter gestern abend die Organisation dieses Hauses übertragen hat, hat sie heute früh selbst allen Leuten gezeigt, welche Arbeiten sie nun regelmäßig jeden Tag zu leisten haben.“ Nachdem Shafik Efendi dies über seine Frau erfahren hatte, ging er schnell hinunter in die Küche, um auch zu sehen, was sie dort gemacht hatte. Als er dort ankam, erkundigte er sich bei den dort Anwesenden nach seiner Frau. Man sagte ihm: „Sie ist gerade wieder nach oben gegangen.“ Da ging Shafik Efendi schnell wieder zu seinem Zimmer, wo er seine Frau vorfand, die gerade mit Khatun zusammensaß und ihre Sachen ordnete. Als Faridah Hanom ihren Mann hereinkommen sah, sprang sie auf, ging ihrem Mann freundlich lächelnd entgegen und sagte: „Wo ist Kakanda hingegangen? Adinda wartet schon lange auf ihn.“ Shafik antwortete: „Abang war eine Weile unten, um nach dem Vater zu sehen, der sich verspätet hat.“ Dann setzte er sich neben seine Frau und sagte ein paar nette Worte. Er wollte das, was seine Frau gemacht hatte, nicht kritisieren, sondern empfand Wertschätzung dafür, dass sie selbst die Organisation des Hauses auf sich genommen hatte, nachdem sie ihr von seiner Mutter übertragen worden war. Nachdem sie eine Weile gesessen hatten, sagte Faridah Hanom: „Zieht Euch an, Abang, und lasst uns zusammen mit den Eltern frühstücken gehen, um ihnen eine Freude zu machen. Adinda hat großes Mitgefühl mit den beiden, denn sie sind so großzügig zu uns.“ Shafik Efendi drehte sich um und sah Khatun verschiedene Anzüge aus dem Kleiderzimmer hereinbringen. Sie fragte ihn, welchen er anziehen wollte. Shafik Efendi lächelte und führte seine Frau ins Kleiderzimmer, wo er sich anzog und von ihr ausstaffiert wurde. Als er fertig war, gingen die beiden hinaus und begaben sich zum Esszimmer.


Was Talaat Bey und seine Frau betrifft, so kehrten diese kurz nach acht Uhr nach Hause zurück. Als sie ihr Zimmer betraten, sahen sie, dass seine Ordnung völlig verändert war, und die alten Möbel durch neue ausgetauscht waren. Talaat Bey fragte Aminah: „Wer hat in meinem Zimmer heute aufgeräumt?“ Aminah antwortete: „Anakanda Hanom selbst.“ Und sie teilte ihm alles mit, was Faridah Hanom den arbeitenden Dayangs befohlen und Aliah aufgetragen hatte.

Nachdem Talaat Bey und seine Frau die Worte Aliahs gehört hatten, freuten sie sich sehr. Dann gingen sie ins Esszimmer. Auch dort fanden sie die Ordnung völlig verändert vor. Als sie sich gerade hinsetzten, kamen Faridah Hanom und ihr Ehemann Hand in Hand ins Esszimmer, und sie erschienen den beiden wie Mond und Sonne. Talaat Bey begrüßte sie und sagte: „Da kommen meine beiden Kinder, lasst uns zusammen essen. Ayahanda denkt: Wenn Tuan jeden Tag mit ihm essen kann, wird er sich sehr freuen. Denn die Eltern haben großen Mangel gefühlt, als mein Shafik nicht da war.“ Als Faridah die Worte ihres Schwiegervaters hörte, lächelte sie und schaute zu ihrem Ehemann. Da lachte Shafik Efendi und antwortete auf die Worte seines Vaters: „An diesem Morgen hat Anakanda Faridah Hanom Anakanda eingeladen, von diesem Tag zusammen mit dem Vater zu essen, denn sie hat Mitgefühl mit den Eltern, dass sie ihre Mahlzeiten ohne Gesellschaft einnehmen.“ Talaat Bey und seine Frau lachten, als sie Anakandas Worte hörten. Dann nahmen sie die Mahlzeit gemeinsam ein und vergnügten sich bei heiteren Späßen.


Nachdem die Eltern zu Ende gegessen hatten, gingen Shafik Efendi und seine Frau zurück an ihren Platz und scherzten nach Art von Eheleuten. Als Faridah Hanom sah, dass es schon halb zehn Uhr war und Shafik Efendi immer noch keine Anstalten machte, das Haus zu verlassen und nach seiner Arbeit zu sehen, dachte sie bei sich: „Wenn ich diese Gelüste von ihm bediene und ihnen folge, wird er gewiss zugrundegehen, und ich werde am Ende auch eine Enttäuschung erleben. Besser ist, ich sorge für den Nutzen, der ihm Wohl bringt und mir ebenfalls. Wenn er ärgerlich wird, lass ihn ruhig, Hauptsache, ich erfülle die der Ehefrau obliegende Pflicht, für den Nutzen ihres Ehemanns zu sorgen, ganz gleich, mit welchem Mittel ich es erreiche.“ Dann stand Faridah Hanom auf und sagte: „Wenn Abang noch nicht hinausgehen möchte, um nach den notwendigen Geschäften zu sehen, dann erlaubt Adinda, als erste hinauszugehen und nach dem zu schauen, was ihr obliegt.“ Shafik Efendi war sehr ergriffen, als er die Worte seiner Frau hörte, aber antwortete nichts, sondern schaute seine Frau nur lächelnd an. Faridah Hanom wusste um die Gefühle ihres Ehemanns. Rasch stand sie auf, umarmte ihn, legte ihren Kopf an seine Brust und sagte: „Kakanda, Adinda liebt Kakanda sehr. Ihre Liebe will sie bis zu ihrem Tode aufrechterhalten. Deshalb tut sie ihr Bestes, um ihre Pflicht als liebende Ehefrau zu erfüllen. Und wenn ein Ehemann, der seine Frau liebt, sich stets Mühe gibt und danach strebt, die Einkünfte für seinen Lebensunterhalt zu vergrößern, um die Kinder seiner Ehefrau aufzuziehen, obliegt es dann nicht seiner Ehefrau, in seinem Haus zu arbeiten, um alle Gerätschaften bereitzuhalten, die sein Herz erfreuen, so dass er die Mühen seiner Arbeit vergisst? …


Zwar gibt es in Kakandas Haus viele Diener, denen Arbeiten übertragen werden können, aber kann man die Arbeit von Leuten, die das für Lohn tun, mit der Arbeit von Adinda, die die Dinge aus Liebe tut, vergleichen?

Wahrscheinlich ist es nicht so, dass Kakanda diese Dinge nicht kennt, aber er folgt alleine seinen Gelüsten und vergisst die Einkünfte von morgen. Weiß er nicht, dass diese Gelüste Überdruss herbeiführen? Wenn Adinda diesen Gelüsten von Kakanda folgt und Tag und Nacht nur herumsitzt und herumkuschelt, ohne zu arbeiten und ihre Haushaltspflichten zu seinem Wohl zu erfüllen, so dass sie sich an diesen Müßiggang gewöhnt, dann kommt bald die Zeit, zu der Kakanda dieser Kuschelei überdrüssig sein wird. Wie soll sich Kakanda in diesem Haus an Adinda freuen, wenn er darin keine Behaglichkeit und Freude findet? Deshalb Geduld, Geduld und nochmals Geduld, Kakanda! Er kennt doch die Pflichten von Mann und Frau zur Genüge. Sie bestehen nicht daraus, nur den Gelüsten und der Begierde zu folgen. Kakanda möge sich bitte erst um die Geschäfte kümmern, dann werden wir Regeln festlegen, die unser Zusammenleben verschönern.“

Als Shafik Efendi die Worte seiner Frau gehört hatte, erkannte er die Absicht seiner Frau. Da bedauerte er sehr, dass er das, was seine Frau vorher gesagt hatte, übelgenommen hatte, und seine Liebe zu ihr kehrte zurück. Er umarmte und küsste seine Frau und sagte: „Was immer Tuan befiehlt, Abang wird sich ihm nicht widersetzen.“ Dann ging er, begleitet von Faridah Hanom, zur Tür und verließ das Haus. Faridah Hanom…


Meine Adik möge sich nicht abmühen,
Die tägliche Arbeit zu überwachen,
Lasst nur die Dayangs im Wohnbereich machen,
Wofür gibt man ihnen Lohn?

kam zurück und machte sich daran, alle Zimmer und Orte, die von Leuten aufgesucht wurden, zu untersuchen und gab Anweisung, sie in Ordnung zu bringen und alles auszuwechseln, was schon alt war. Dann kehrte sie in ihr Zimmer zurück, wechselte ihre Kleidung, ging hinunter in die Küche, um zu sehen, was der Koch machte, und kostete davon. Dann richtete sie ein Zimmer neben der Küche her, reinigte es und legte die Geräte dort ab, wo die Speisen, die sie mochte, angerichtet werden sollten. Dann setzte sie sich dort hin, bis es zwölf Uhr war. Da sie wusste, dass ihr Ehemann bald zurückkehren würde, kehrte sie in ihr Zimmer zurück. Nachdem sie den Dayangs dort aufgetragen hatte, was sie für notwendig hielt, ging sie hinein, säuberte sich den Körper, wechselte die Kleidung, parfümierte sich und setze sich, um auf ihren Gatten zu warten. Wenig später kehrte Shafik Efendi zurück, Faridah Hanom hieß ihn willkommen, ging zurück ins Zimmer, und sie setzten sich eine Weile. Dann gingen die beiden ins Esszimmer, wo sie die Eltern antrafen, die in Erwartung der Mahlzeit waren. Dann aßen sie alle zusammen und plauderten heiter. Während sie aßen, sah Talaat Bey, dass die Speisen anders waren als sonst. Es gab viele Speisen, die ihm sehr gut schmeckten. Da wussten er und seine Frau, dass Faridah Hanom diese Gerichte selbst organisiert hatte. Nachdem alle fertiggegessen hatten, kehrten Faridah Hanom und ihr Mann an ihren Ort zurück, setzten sich und liebkosten einander. Dann ging Shafik Efendi nach draußen, um nach seiner Arbeit zu sehen, wobei Faridah Hanom ihn nach unten zur Tür geleitete.

Nachdem Shafik Efendi das Haus verlassen hatte, kehrte Faridah Hanom an ihren Platz zurück, setzte sich und nähte mit Khatun und ein, zwei Dayangs, die zu nähen wussten, um etwas für die Ausschmückung des Hauses herzustellen. Um vier Uhr Nachmittag…


hörten sie damit auf. Faridah Hanom ging hinein, säuberte ihren Körper, wechselte ihre Kleidung, trug Parfüm auf und wartete auf die Rückkehr ihres Ehemanns. Kurze Zeit später kam er auch schon. Sie empfing ihn mit lächelndem Gesicht und führte ihn ins Zimmer. Er öffnete seine Kleidung, während ihm seine Frau zufächelte, trank Wasser und aß etwas von den Speisen, die ihm seine Frau bereitgestellt hatte. Dann ging er zum Baden ins Badezimmer, trug das Gebetswasser weg und verrichtete das Asr-Gebet [Fn.]. Dann wechselte er die Kleidung, ging mit seiner Frau hinaus und stieg mit ihr in eine Kutsche, um seine Schwiegereltern zu besuchen. Erst am Abend kehrten sie wieder zurück.

So ging es mit Faridah Hanom Tag für Tag weiter, ohne dass sie von dieser Ordnung abwich oder ihrem Gatten nachgab, indem sie zu Zeiten, in denen er arbeiten sollte, seinen Gelüsten nachkam. Vielmehr war sie stets dabei, die Ordnung zu vermehren, die die Zufriedenheit und Freude ihres Gatten in seinem Haus steigerte. So konnte er ihr nichts mehr abschlagen, was sie wünschte, weil er sich scheute, sie in Zeiten, in denen sie das nicht gern hatte, dazu zu zwingen, seinen Gelüsten zu folgen. Deshalb dachte er immer mehr an seine Frau, so dass er in der Zeit, in der er in seinem Büro war, nur darauf wartete, dass die Arbeit endete und er zu seiner Frau zurückkehrte, um ihr schönes Gesicht zu betrachten, das wegen seiner Schönheit immer vor seinem inneren Auge stand.

Faridah Hanom kannte auch das Herz ihres Gatten und hatte Mitgefühl mit ihm. Aber da ihr sehr daran gelegen war, das Wohlbefinden…


ihres Ehemannes und ihr eigenes Wohlbefinden zu bewahren, zwang sie ihr Herz, die Forderung umzusetzen, die eine Verlängerung der Liebe und Freude in diesem Haushalt mit sich brachte. Am Vortag des Freitags, von dem sie wusste, dass ihr Mann nicht zur Arbeit gehen würde, weil es der wöchentliche Feiertag war, und sie ihn dann bestimmt nicht lange alleine sitzen lassen könnte, rief sie den Koch und nannte ihm Speisen, die sie an diesem Tag zubereitet und hinzugefügt haben wollte. Und sie wies Suad an, dem Koch an diesem Tag dabei zu helfen, diejenigen Speisen, die er noch nie gemacht hatte, zuzubereiten. Außerdem beauftragte sie Ibrahim, einige Bücher und Romanhefte kaufen zu gehen, die gerade auf Arabisch und Französisch herausgekommen waren. Ihre Namen, die sie Anzeigen und Zeitungen, die diese Bücher angekündigt hatten, entnommen hatte, schrieb sie auf einen Zettel.

Als alle diese Arbeiten erledigt waren, ging sie hinein, wusch sich, machte ihre Toilette und zog sich um, denn es war schon Nachmittag geworden, die Zeit, zu der Shafik Efendi zurückkehren würde. Wenig später kam Shafik Efendi auch tatsächlich zurück. Er erblickte schon von ferne seine Frau, die vor der Tür auf ihn wartete und ihm wie der strahlende Abendstern erschien. Da vergaß Shafik Efendi alle Sorgen und Mühen, schnell sprang er zur Tür, um zu seiner Frau zu kommen. Faridah Hanom hieß ihn willkommen, führte ihn zu seinem Zimmer, öffnete ihm die Kleidung und nahm ihm den Tarbush ab. Shafik…


Efendi umarmte und küsste seine Frau. Dann setzten sich die beiden, Faridah Hanom fächelte ihm zu, rief Khatun und trug ihr auf, die Getränke und Speisen zu bringen, die sie natürlich für ihren Gatten vorbereitet hatte, bevor er von der Arbeit zurückkam. Nachdem Shafik Efendi bei einer heiteren Unterhaltung zu Ende getrunken und gegessen hatte, stand er auf, badete sich und wechselte die Kleidung. Dann, nachdem er das Asr-Gebet verrichtet hatte, gingen die beiden hinunter, stiegen in eine Kutsche, um eine Spazierfahrt zu den Plätzen und Gärten zu machen. Nachdem Faridah Hanom kurz bei ihren Eltern vorbeigeschaut hatte, kehrten die beiden zur Zeit des Maghrib-Gebetes nach Hause zurück, verrichteten das Maghrib-Gebet, aßen und tranken und gingen ehelichen Vergnügungen nach.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück mit den Eltern blieb Faridah Hanom bei ihrem Ehemann, denn am Freitag arbeitete er nicht. Die beiden setzen sich hin, machten Scherze und unterhielten sich gegenseitig mit verschiedenen Geschichten, die Unterhaltung boten und das Herz der beiden erfreuten.

Kurz vor elf Uhr mittags erinnerte sich Faridah Hanom an die Dinge, die sie dem Koch und Suad in der Küche zu machen aufgetragen hatte. Sie wollte gerne dort nach dem Rechten sehen und fürchtete, dass sie sich nicht an das hielten, was sie wünschte. Sie hatte auch das Gefühl, eine große Pflicht gegenüber ihrem Gatten vernachlässigt zu haben, indem sie der Begierde, in seinem Zimmer miteinander zu kosen, gefolgt war. Zwar wollte sie ihren Gatten allein lassen, doch hatte sie auch großes Mitleid mit ihm. Rasch nahm sie einen Roman auf Französisch, den sie neu gekauft hatte, und reichte ihn ihrem Gatten mit den Worten: „Bitte, Kakanda, lest dieses Buch, das neu herausgekommen ist, von Anatole…


France [Fn.]. Sein Roman ist sehr schön.“ Shafik Efendi nahm das Buch und las ein wenig darin. Die Geschichte gefiel ihm gut. Er stand auf, legte sich auf die Chaiselongue und las dort weiter. Als Faridah Hanom sah, dass ihr Mann schon ganz vertieft war, den Roman zu lesen, schlich sie sich schnell aus dem Zimmer und ging, um nach Suad zu sehen, die in der Küche die Speisen zubereitete und dem Koch Gesellschaft leistete. Sie sah, dass alles in Ordnung war und ihren Wünschen entsprach. Nachdem sie ihre Überprüfung abgeschlossen und Suad noch weitere Anweisungen gegeben hatte, kehrte sie zurück. Ihr Mann, den sie in seinem Zimmer antraf, war noch immer in die Lektüre des Buches vertieft. So ging sie in das Kleiderzimmer, ordnete sich die Haare und Kleidung und trug Parfüm auf. Dann kam sie wieder heraus, stellte sich hin und schaute auf ihren Gatten, der die Erzählung mit einem Lächeln auf dem Gesicht las. Faridah Hanom war amüsiert angesichts der Tatsache, dass ihr Mann so vertieft war, dass er ihr Weggehen und ihre Rückkehr nicht bemerkt hatte und sich auch nicht dafür interessierte. So schlich sie sich an ihren Gatten heran. Als sie nahe bei ihm war, riss sie ihm schnell das Buch aus der Hand, warf es fort, warf sich ihm an die Brust und sagte: „Oh, kaum hat Kakanda die Geschichte der schönen Frau in dem Buch gelesen, schon vergisst er Adinda, die hinausgegangen und wieder hereingekommen ist und verblüfft alleine vor ihm steht. Wenn Kakanda diese Frau wirklich mit eigenen Augen sähe, würde er Adinda bestimmt völlig wegwerfen.“ Shafik Efendi lachte laut, als er die Worte seiner Frau hörte und ihr Verhalten sah. Rasch stand er auf, nahm seine Frau auf, setzte sie auf seinen Schoß, umarmte und küsste sie mit großer Innigkeit angesichts dieser vertraulichen Verulkung…


und sagte: „Abangs Nyawa, betrachtet die Frau, die in diesem Text ist, nicht als ebenbürtig. Selbst wenn Kakanda eine Bidadari des Himmels sähe, könnte sie nicht Adiks Geist und Körper gleichkommen, dem Zauberstein Ägyptens, der alle Juweliere, die in dieser Welt existieren, unfähig macht, seinen Wert abzuschätzen. Tuan ist ein Geschöpf Gottes, eine Frau, die als Einzelstück von Gott auf dieser Welt erschaffen wurde, bei der schöne Gestalt und kluges Verhalten in vollkommener Weise zusammenpassen, wo soll Abang ihresgleichen finden? Nur wenn Tuan so viel Mitgefühl mit Abang hat, wie er mit ihr, dann bittet er sie, dass sie sich nicht den Zwang antut, ihre Ordnung so umzusetzen, wie es geschehen ist, jeden Tag vor fünf Uhr aufzustehen, dann sich um die Hausarbeit zu kümmern, bevor die Sonne aufgeht, und sich selbst in die Küche zu setzen und die Arbeit selbst zu beaufsichtigen und zu machen. Denn Abang fürchtet sehr, dass meine Adik sich ein Gebrechen zuzieht, wenn sie eine Arbeit verrichtet, die ihres Standes nicht würdig ist, weil es bei der Gunst, die der barmherzige Gott uns erwiesen hat, ausreicht, in Behaglichkeit zu leben. Wenn alle Menschen, die zur Zeit in diesem Haus sind, nicht ausreichen, um Tuans Wünsche bei der Hausarbeit zu erfüllen, kann Abangs Nyawa noch nach mehr Ausschau halten, Männer oder Frauen, wie ihr beliebt.“

Faridah Hanom war sehr wütend, als sie die Worte ihres Gatten hörte. Rasch sprang sie von seinem Schoß, zog einen Sessel heran und setzte sich ihm gegenüber. Sie dachte bei sich: „Das ist das Gift, das die Sparsamkeit tötet, die ein eheliches Leben in Sicherheit ermöglicht, solange…


die Männer sie ihren Ehefrauen erbringen. Mit dem Anschein, dass eine sehr leckere Speise aus dem liebenden Herz verabreicht wird, kann ich mich nicht länger abfinden, denn es ist wie die Einnahme eines Giftes, durch das ich auf lange Sicht überlistet werde.“ Rasch antwortete sie auf die Worte ihres Gatten: „Abang, Adinda dankt ihm sehr für die liebevolle Aufmerksamkeit, von der sie sicher ist, dass sie wirklich aus seinem ganzen Herzen kommt. Aber er möge ihr verzeihen, wenn sie sagt, als Ratschlag, der aus wahrer Liebe kommt, dass dies nach ihrem Verständnis das größte Lebensgift ist. Deshalb möge Abang, wenn er unabsichtlich Gift verabreicht, das Adinda schlucken soll, das nicht oft tun. Denn wenn Adinda nicht aufgrund ihrer vorehelichen Bekanntschaft mit Kakanda wüsste, dass er ein Mann von Bildung und Kultur ist und sich in diesem Sinne äußert, würde sie gewiss sagen, dass er ganz klar Verrat begeht und sie absichtlich zugrunderichten will.“ Shafik Efendi erschrak, als er die Worte seiner Frau hörte und sah, dass ihr Gesicht ein mürrisches Aussehen angenommen hatte. Schnell stand er auf, ergriff die Hand seiner Frau, küsste sie ehrfürchtig und fragte: „Abangs Nyawa, was ist sein Fehler bei dem, was er eben gesagt hat, so dass es Tuan so wütend auf Abang macht?“ Faridah Hanom zog ihre Hand zurück und sagte: „Wenn Abang so gedankenverloren, unaufmerksam und von Begierde ergriffen ist, dass er alle Bildung und Kultur vergisst und verliert, dann soll er dieses Mal gut auf Adindas Worte hören, denn sie kann es nicht länger aushalten, dass Kakanda sich übermäßig dumm anstellt, sie absichtlich zugrundezurichten, damit er sich schnell eine andere Frau suchen kann. …


Wen man einen Mann nennt, ist ein Mann, ganz gleich, wie reich oder arm er ist. Und wen man eine Frau nennt, ist eine Frau, ganz gleich, ob ihr Körper mit Gold, Diamanten und Brillanten behängt ist oder sie nicht einmal ein zerfetztes Stück Kleidung besitzt. So wie wir bereits wissen, dass es eine Pflicht des Ehemanns gegenüber seiner Ehefrau gibt, die jedem in seiner Eigenschaft als Ehemann obliegt, wie auch immer seine Lebensverhältnisse sind, wissen wir auch, dass es eine Pflicht der Ehefrau gegenüber ihrem Ehemann gibt, die jeder in ihrer Eigenschaft als Ehefrau obliegt, ebenfalls unabhängig von ihren Lebensverhältnissen. Ist es dann nicht ein gigantischer Fehler und Verrat, wenn jemand die Pflicht vernachlässigt, die ihm in seiner Eigenschaft als Mitglied des ehelichen Lebens obliegt?

Nachdem wir das nun ebenfalls wissen, ist es grundsätzlich die Pflicht des Mannes, sich um den Lebensunterhalt zu bemühen und die Kosten für Kinder, Ehefrau und Haushalt zu tragen. Und die Pflicht der Ehefrau ist es, sich um Kinder und Haushalt zu kümmern und dafür zu sorgen, Zufriedenheit und Freude ihres Ehemanns zu befördern, so dass er sich um nichts anderes mehr Sorgen machen muss als um seine große Aufgabe, nämlich seinen Lebensunterhalt zu verdienen und zu vergrößern, in der Kampfarena des öffentlichen Lebens. Aber kann jemand ein Mann mit menschlichen Eigenschaften genannt werden, wenn er einen Haushalt mit Frau und Kindern besitzt, aber nicht den Lebensunterhalt verdienen will, sondern allein darauf hofft, dass die Menschen ihm den ehelichen Lebensunterhalt schon geben werden.


Es besteht kein Zweifel mehr, dass alle Männer, die Ehre und erhabene menschliche Empfindung haben, sich nicht mit einem Leben abgeben, das verächtlicher ist als das Leben aller Tiere. Da es nun so ist, warum weist dann Kakanda Adinda an, sich zu zerstreuen und ihre Pflichten gegenüber ihrem Ehemann zu vernachlässigen, obwohl sie ein Mensch ist, der Ehre besitzt, und eine Ehefrau, die die Pflicht gegenüber ihrem Ehemann, der seine männliche Pflicht erfüllt, erträgt. Kakanda will sie mit der Arbeit und Hilfe der Leute zufriedenstellen. Aber macht nichts, wenn Kakanda damit zufrieden ist und ein Leben wünscht, wie es die Hahnrei-Männer führen, die nicht ihre Pflicht tun wollen, dann ist auch Adinda aufgrund ihrer Liebe gezwungen, dem Willen Kakandas zu folgen und ihre Pflichten zu vernachlässigen, die dann von anderen übernommen werden, so wie auch Kakanda zulässt, dass Adinda eine Faulenzerin genannt wird.“ Shafik Efendi stand auf, umarmte die Hüfte seiner Frau und sagte: „Tuan hat Abang getadelt, sie möge aber nicht so zornig sein. Abang verbietet ihr nicht mehr, was sie wünscht. Verzeiht ihm, was geschehen ist.“ Faridah Hanom lächelte angesichts des Verhaltens ihres Gatten und sagte: „Adinda ist Kakanda nicht böse. Sie weiß sehr gut, dass er die ganze Angelegenheit, die sie sagt, kennt und versteht, aber er hat sie vergessen, weil er zu sehr der Begierde folgt. Adindas Pflicht als Kakandas Ehefrau ist es, darauf zu achten, was der Nutzen und das Wohlergehen Kakandas und auch ihrer selbst ist. Wir sollten uns nicht von unserem jetzigen Reichtum täuschen lassen, weil dieser Reichtum nicht unsere Pflichten beseitigt. Wenn die armen Menschen ihre Pflichten mit Verstand und Körper erfüllen wollen, dann können reiche Menschen…


auch ihr Geld zu Hilfe nehmen, um ihre Pflichten mit dem körperlichen Einsatz anderer Menschen zu erfüllen. Völlig unmöglich ist es aber, dass der Verstand dieser Leute helfen kann und mit den eigenen Wünschen in Übereinstimmung kommt, denn man findet niemanden, der den Juckreiz an unserem Körper so beseitigt, wie unser eigener Fingernagel.

Wir sollten uns also nicht von unserem eigenen Reichtum täuschen lassen, denn unser Geld und Vermögen kann in sich selbst keine Zufriedenheit herbeiführen und unsere Wünsche nicht erfüllen, wenn sie nicht durch unseren eigenen Verstand und planerische Bemühung nutzbar gemacht werden. Adinda ist Gott sehr dankbar, dass er ihr ein so schönes Leben geschenkt hat. Sie hat einen Gatten zum Lebenspartner erhalten, den sie liebt und der sie liebt. Und er hat ihr größte Freude bei der Erfüllung ihrer Pflichten im Haushalt und gegenüber ihrem Gatten gewährt. Sie giert nach nichts anderem als diesem.

Kakanda möge niemals denken, dass Adinda den Wünschen seiner Begierde folgend wird, weil sie sich von seiner Liebe verführen lässt, denn sie ist fest davon überzeugt, dass sie sich, wenn sie das tut, am Ende einer sehr großen Gefahr aussetzt.

Die meisten Frauen, die frisch verheiratet sind, lassen sich durch die Schmeicheleien und Liebkosungen ihres Gatten dazu verführen, ihre Pflichten zu vergessen, für den Haushalt zu sorgen und die Mittel für die Zufriedenheit ihres Gatten vorzubereiten. Die Frau kuschelt dann verliebt…


und lässt ihrer Begierde und der Begierde ihres Gatten freien Lauf, so dass sie sich allmählich an diesen Zustand gewöhnt, ohne sich auch nur einen Augenblick bewusst zu machen, dass sich die Begierde ihres Mannes ändern wird, dass sich sein schönes Aussehen verändern und seine straffe Haut schlaff werden wird. Wenn dann ihr Gatte in seinem Haus nicht die volle Befriedigung findet, die den Mangel in seinem Körper ausbessert und ausgleicht, dann wird sein Herz gewiss an Orten Ausschau halten, an denen er Zufriedenheit zu finden meint. Wenn sie erst zu jenem Zeitpunkt zu arbeiten anfängt, um ihren Pflichten wahrzunehmen, wird es schwierig für sie werden, weil die Faulenzerin, die ihr aufgrund der langen Zeit schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, nur noch schwer zu heilen ist.“

Während Faridah Hanom dies sagte, machte sich jemand durch Klopfen an der Tür bemerkbar. Sie sprang schnell auf, befreite sich von der Hand ihres Gatten, der ihre Hüfte umarmte und sagte: „Abang möge ruhig sitzen bleiben. Adinda will hinausgehen, um zu schauen, wer an die Tür geklopft hat.“ Shafik Efendi stand auf und setzte sich auf den Sessel. Faridah Hanom ging hinaus und sah, dass es die Dayang ihrer Mutter war, die gekommen war. Faridah Hanom brachte die Dayang hinein ins Zimmer zu ihrem Ehemann. Die Dayang sagte: „Tuan, die Eltern laden Sie beide nach dem Mittagessen ein.“ Faridah Hanom schaute auf die Uhr, sah, dass es schon fast zwölf Uhr war, und sagte zu ihrem Gatten: „Am besten, Abang wäscht sich und wechselt die Kleidung, denn es ist fast zwölf Uhr, sonst verpasst er das Freitagsgebet.“ Shafik Efendi schaute auf die Uhr, sah, dass es wirklich zwölf Uhr war, stand auf und sagte zu der Dayang: „Teilt den Eltern mit,…


wir werden zu ihnen kommen.“ Die Dayang kehrte nach Hause zurück, und Faridah Hanom wartete ihrem Gatten auf, der die Kleidung öffnete, sich badete, vollständig ankleidete und dann nach unten ging. Dort trafen sie seinen Vater an, der bereits hinuntergegangen war und ebenfalls zum Gebet gehen wollte. Sie bestiegen zu zweit eine Kutsche und fuhren zur Moschee.