Das quadratische Reziprozitätsgesetz gehört zu den Hauptresultaten der Zahlentheorie und wurde erstmals von Gauß bewiesen. Es seien
und
verschiedene ungerade Primzahlen. Es geht dann um die Frage, ob in ein Quadrat ist, also eine Quadratwurzel besitzt, oder eben nicht. Die Aussage des Satzes ist nun, dass dies in einer direkten Beziehung zu der „reziproken Eigenschaft“ steht, ob in ein Quadrat ist. Es gibt eine Reihe von ziemlich verschiedenen Beweisen für diesen Satz, auch relativ elementare, siehe beispielsweise Kurs:Zahlentheorie (Osnabrück 2016-2017)/Vorlesung 8. Der Nachteile dieser elementaren Beweise ist, dass sie konzeptionell eher undurchsichtig sind. Man kann die Beweise Zeile für Zeile nachprüfen, fragt sich letztlich aber dennoch, warum die Aussage überhaupt stimmt.
Für eine ungerade Primzahl und eine zu teilerfremde Zahl definiert man das Legendre-Symbol, geschrieben
(sprich „ nach “),
durch
Für einfache Eigenschaften des Legendre-Symbols siehe den Anhang. Für Vielfache von im Zähler setzt man das Legendre-Symbol gleich . Für die Beziehung zwischen quadratischen Resten und Kreisteilungsringen ist das folgende Konzept entscheidend.
Die hintere Gleichung beruht auf
Fakt.
Nach Definition ist
Daher ist
Mit der neuen Variablen
können wir dies als
Für
,
also zwischen und , ist jedenfalls
auch eine primitive -te Einheitswurzel. Für ein solches fixiertes ist
Die obige Summe ist also
da es
nach Fakt
gleich viele Quadrate wie Nichtquadrate in gibt.
Diese Aussage bedeutet insbesondere, dass im -ten Kreisteilungsring die quadratische Erweiterung zu oder liegt, wobei das Vorzeichen im Lemma mitbestimmt wird.
Es seien
und
verschiedene ungerade
Primzahlen.
Es sei der
quadratische Zahlbereich
zu und es sei der -te
Kreisteilungsring.
Es sei die multiplikative Ordnung von in . Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
Die Äquivalenz von (1) und (2) ist klar nach
Aufgabe.
Von (2) nach (3). Nach
Fakt
gilt
,
sodass diese Richtung aus
Fakt
folgt, da sich der nichttrivale Automorphismus der quadratischen Erweiterung zu einem Automorphismus des Kreisteilungsringes fortsetzt, der die beiden Fasern vertauscht. Von (3) nach (2). Es sei ein Primideal über . Nach
Fakt (3)
ist
und nach Voraussetzung ist wegen
Fakt gerade. Nach
Aufgabe
ist auch die Anzahl der Primideale über im
Zerlegungsring
und die Restekörper sind . Da der
Index
der Zerlegungsgruppe in der zyklischen Galoisgruppe
gerade ist, umfasst der Zerlegungskörper den quadratischen Zahlbereich. Deshalb sind auch dessen Restekörper gleich dem Grundkörper und es liegt im Zahlbereich Zerlegung vor.
Die Äquivalenz von (3) und (4) ist klar aufgrund von
Fakt.
(4) bedeutet, dass
deshalb folgt die Äquivalenz von (4) und (5) aus
dem Euler-Kriterium.