Funktionentheorie/Komplex differenzierbar/Einführung/Textabschnitt
Es sei offen, ein Punkt und
eine Funktion.
Dann ist in genau dann differenzierbar, wenn es ein und eine Funktion
gibt mit stetig in und und mit
Die in diesem Satz formulierte Eigenschaft, die zur Differenzierbarkeit äquivalent ist, nennt man auch die lineare Approximierbarkeit. Die affin-lineare Abbildung
heißt dabei die affin-lineare Approximation. Ihr Graph heißt die Tangente an im Punkt . Die durch gegebene konstante Funktion kann man als konstante Approximation ansehen. Das Konzept der linearen Approximierbarkeit erlaubt es, die Differenzierbarkeit auf die Stetigkeit (einer anderen Funktion) zurückzuführen und dadurch verschiedene Rechenregeln einfach beweisen zu können.
Die folgenden Rechenregeln für differenzierbare Funktionen kann man über die lineare Approximierbarkeit oder über Rechenregeln für Funktionslimiten beweisen, wie dies in Analysis I durchgeführt wird.
Es sei offen, ein Punkt und
Funktionen, die in differenzierbar seien.
Dann ist die Summe differenzierbar in mit
Die folgende Ableitungsregel heißt Produktregel.
Es sei offen, ein Punkt und
Funktionen, die in differenzierbar seien.
Dann ist das Produkt differenzierbar in mit
Die folgende Ableitungsregel heißt Quotientenregel.
Es sei offen, ein Punkt und
Funktionen, die in differenzierbar seien. Die Funktion habe keine Nullstelle in .
Dann ist differenzierbar in mit
Die folgende Ableitungsregel heißt Kettenregel.
Es seien und offene Mengen in und seien
und
Funktionen mit . Es sei in differenzierbar und sei in
differenzierbar.
Dann ist auch die Hintereinanderschaltung
in differenzierbar mit der Ableitung
Es seien und offene Mengen in und sei
eine bijektive stetige Funktion mit einer stetigen Umkehrfunktion
differenzierbar mit .
Dann ist auch die Umkehrfunktion in differenzierbar mit
Es sei offen und
eine Funktion. Man sagt, dass -mal differenzierbar ist, wenn -mal differenzierbar ist und die -te Ableitung differenzierbar ist. Die Ableitung
nennt man dann die -te Ableitung von .
Es sei offen und
eine Funktion. Man sagt, dass n-mal stetig differenzierbar ist, wenn n-mal differenzierbar ist und die n-te Ableitung stetig ist.
Eine auf einer offenen Menge definierte Funktion
heißt holomorph, wenn sie komplex differenzierbar ist.
Diesen Begriff werden wir erst dann verwenden, wenn wir gezeigt haben (siehe Fakt), dass eine komplex differenzierbare Funktion viele weitere Eigenschaften erfüllt.