Kurs:Analysis (Osnabrück 2013-2015)/Teil I/Vorlesung 27/kontrolle
- Stammfunktionen zu rationalen Funktionen in der Exponentialfunktion
Nachdem wir nun rationale Funktionen integrieren können, können wir auch für eine ganze Reihe von Funktionen eine Stammfunktion finden, die wir durch gewisse Standardsubstitutionen auf eine rationale Funktion zurückführen können.
Es sei eine rationale Funktion in der Exponentialfunktion, d.h. es gebe Polynome , , derart, dass
gilt.
Dann kann man durch die Substitution das Integral auf das Integral einer rationalen Funktion zurückführen.
Bei der Substitution ist
und für die Polynome und ergeben sich
Insgesamt ergibt sich also die rationale Funktion . In deren Stammfunktion muss man dann einsetzen.
Im vorstehenden Lemma geht es um die zusammengesetzten Funktionen vom Typ
wobei der Definitionsbereich durch
festgelegt ist.
Wir wollen eine Stammfunktion für die Funktion
finden. Das in Lemma 27.1 beschriebene Verfahren führt auf die rationale Funktion
sodass die Partialbruchzerlegung direkt vorliegt. Die Stammfunktion von dieser rationalen Funktion ist
Die Stammfunktion von ist daher
Neben dem Polynomring in einer Variablen über einem Körper gibt es auch Polynomringe in mehreren Variablen, wobei wir im Folgenden nur den Polynomring in zwei Variablen benötigen. Man schreibt ihn als und definiert ihn am einfachsten als
wobei der Grundring allerdings kein Körper ist. Jedenfalls besteht dieser Ring aus allen Polynomen in zwei Variablen, also aus Ausdrücken der Form
Entsprechend gibt es auch rationale Funktionen in zwei Variablen. Diese sind wiederum Quotienten aus zwei Polynomen in zwei Variablen. Wenn man in eine solche Funktion in zwei Variablen zwei Funktionen in einer Variablen einsetzt, so erhält man wieder eine Funktion in einer Variablen. Dies ist der Fall in den folgenden Situationen.
Es sei eine rationale Funktion in den Hyperbelfunktionen und gegeben, d.h. es gebe zwei Polynome und in zwei Variablen mit derart, dass
gilt.
Dann lässt sich das Integral
auf das Integral einer rationalen Funktion in der Exponentialfunktion zurückführen und damit lösen.
Mit
erhält man eine rationale Funktion in und , sodass insgesamt eine rationale Funktion in der Eponentialfunktion vorliegt. Deren Stammfunktion lässt sich wie in Lemma 27.1 beschrieben finden.
- Stammfunktionen zu rationalen Funktionen in trigonometrischen Funktionen
Es sei eine rationale Funktion in den trigonometrischen Funktionen und gegeben, d.h. es gebe zwei Polynome und in zwei Variablen mit derart, dass
gilt.
Dann führt die Substitution
das Integral
auf das Integral einer rationalen Funktion zurück.
Bei der Substitution ist und . Aus den trigonometrischen Funktionen wird unter Verwendung von Satz 15.10
und
Da sowohl das Differential als auch die trigonometrischen Funktionen bei dieser Substitution rationale Ausdrücke in sind, liegt nach dieser Substitution insgesamt eine rationale Funktion vor.
Die Stammfunktion von
berechnet sich unter Verwendung von Lemma 27.4 folgendermaßen.
Die Stammfunktion von ist daher .
- Stammfunktionen zu rationalen Funktionen in Wurzelfunktionen
Es sei eine rationale Funktion in und in (mit ), d.h. es gebe Polynome in zwei Variablen, , , derart, dass
gilt.
Dann kann man durch die Substitution
die Berechnung von auf das Integral einer rationalen Funktion in zurückführen.
Wir können annehmen, da sonst Zähler und Nenner im Wurzelausdruck linear abhängig sind und man teilen könnte. Bei der angegebenen Substitution ist
Da die Ableitung der rationalen Funktion nach wieder eine rationale Funktion in ist, ist das Gesamtergebnis nach dieser Substitution eine rationale Funktion in .
Es sei eine rationale Funktion in und in (mit und so, dass auch positive Werte annimmt), schreiben kann, d.h. es gebe Polynome in zwei Variablen, , , derart, dass
gilt.
Dann kann man durch eine Substitution der Form
(), die Berechnung von auf ein Integral der Form
- ,
- ,
- ,
zurückführen, wobei wieder eine rationale Funktion in zwei Variablen ist.
In diesen drei Fällen führen die Substitutionen
- ,
- ,
- ,
auf das Integral über eine rationale Funktion in trigonometrischen Funktionen bzw. in Hyperbelfunktionen
Durch eine
Substitution
der Form
bzw.
vereinfacht sich die Quadratwurzel zu
bzw. zu .
Quadratisches Ergänzen führt zu
bzw. .
Durch eine weitere Substitution der Form
erhält man
oder
oder aber[1]
.
Dies sind alles affin-lineare Substitutionen. Die Ergebnisse unter der Gesamtsubstitution sind von der angegebenen Art.
Wenn es sich um ein Integral zu einer rationalen Funktion der Form
handelt, so führt zu
und zu
sodass sich eine rationale Funktion in den trigonometrischen Funktionen
und
ergibt.
Bei einem Integral zu einer rationalen Funktion der Form
führt (unter Verwendung von , siehe Aufgabe 20.20) zu
und zu
sodass sich eine rationale Funktion in den Hyperbelfunktionen
und
ergibt.
Bei einem Integral zu einer rationalen Funktion der Form
führt zu
und zu
sodass sich wieder eine rationale Funktion in den Hyperbelfunktionen
und
ergibt.
Wir wollen für die Funktion
eine Stammfunktion bestimmen. Mit der in Lemma 27.7 beschriebenen Substitution
werden wir auf die Funktion
geführt. Mit der in Lemma 27.4 beschriebenen Substitution
werden wir auf die rationale Funktion
geführt. Hierfür müssen wir die Partialbruchzerlegung finden. Die Division mit Rest ergibt
sodass es also um die rationale Funktion
geht. Diese Funktion ist eine rationale Funktion in , sodass wir zuerst die Partialbruchzerlegung von
bestimmen. Der Ansatz
führt zu
Einsetzen von , und führt zu
und
Daher ist
bzw.
Mit den Identitäten
und
ergibt sich schließlich
Die Stammfunktion von
ist daher
Daher ist
eine Stammfunktion von
und
ist eine Stammfunktion von
- Fußnoten
- ↑ Der Fall ist nicht möglich, da dann die ursprüngliche Funktion für keine reelle Zahl definiert wäre.